Litauen hebt Einkaufsstopp für G36-Sturmgewehre auf – Gemeinsame Beschaffung mit Lettland
Angesichts der deutschen Debatte über das Sturmgewehr G36, die Standardwaffe der Bundeswehr, hatte Litauen im vergangenen Jahr die Beschaffung weiterer G36 für seine Streitkräfte ausgesetzt. Jetzt hat das baltische Land entschieden, weitere G36 des deutschen Herstellers Heckler&Koch zu kaufen – zusammen mit dem Nachbarn Lettland, in dessen Streitkräften dieses Gewehr ebenfalls im Einsatz ist.
Dass Lettland bei der Ausrüstung mit dem G36 bleibt, Litauen ebenso, und dass beide Länder die weitere Beschaffung gemeinsam vorantreiben wollen, teilte der lettische Oberbefehlshaber Raimonds Graube vor einer Woche öffentlich mit (Hinweis: die offizielle Seite ist zeitweise nicht zugänglich; Berichterstattung darüber gab es auch hier):
According to Lieutenant General Graube, Latvia and Lithuania have started discussions about potential joint procurement of G36. During his visit in Lithuania, Lieutenant General Graube was informed that Lithuanian Defense Ministry and the Armed Forces decided to continue restocking the army with the G36 assault rifles for infantry riflemen.
“Our decision is based on the test data we have obtained and our allies have shared with us, as well as on our wish to have one type of the main rifleman gun in the Lithuanian Armed Forces,” Minister of National Defence Juozas Olekas says. The procedures for procuring additional amount of “G36” assault rifles the Lithuanian Armed Forces need are planned to be started this year.
Bei der Entscheidung mag auch der Besuch des deutschen stellvertretenden Generalinspekteurs Markus Kneip eine Rolle gespielt haben. Der lettische Armeechef merkte ausdrücklich an: The decision was made after meeting with the Deputy of Chief of Defence of the Bundeswehr and consultations with international military experts, manufacturer of G-36 assault rifles, as well as testing the rifles.
(Den Hinweis auf die Beschaffungspläne Litauens habe ich zuerst bei den Kollegen von Europäische Sicherheit&Technik gefunden.)
(Archivbild: Litauische Soldaten mit G36 – Ministry of National Defence Republic of Lithuania)
@T.W.
Sie wissen, was für ein Fass Sie wieder aufgemacht haben, ich freu mich drüber, mehrere Hundert? Kommentare die Sie und alle anderen lesen werden?
Ich fang mal an:
Ist wohl doch ganz gut, „der Gewehr“.
Oder: Ja, die müssen den „Mist“ ja beschaffen, weil DEU eh bezahlt.
Nun los!
Hm. Ich finde es nur richtig, nach der Meldung über den Stopp im vergangenen Jahr jetzt die Meldung zu bringen, dass Litauen weiter beschafft. Ja, mir schon klar, dass das zu bestimmten Kommentierungen einlädt, nach dem Motto „hab ich doch gesagt“, die uns alle nicht weiterbringen… Insofern kann ich nur auf eine konstruktive Debatte hoffen.
@ Les Grossmann | 30. März 2016 – 17:15
Wieso?
Nehmen wir doch mal eine angemessene Bewertung vor und lassen diese Grenadiers-Parolen:
Das G 36 ist eine gute Billig-Waffe. Wenn man viele Waffen für wenig Geld möchte, so ist das eine gute Entscheidung für ein Sturmgewehr, mit dem man mäßig trainierte Schützen ausstatten will. Zum Preis eines Skoda Octavia bekommt man eben keinen Porsche Cayenne.
Das G 36 ist aber keine Goldrandlösung. Eine Armee von Berufssoldaten, die sich immer Goldrandlösungen kaufen will, sollte sich etwas Höherwertiges beschaffen. Ausgaben für höherwertigere Infanterieausrüstung kann Soldatenleben schützen. Für ein Land, das mit gefallenen Soldaten nicht umgehen kann, ist also die Budgetrestriktion in gefühlten Friedenszeiten bei bestehender äußerer Bedrohung kein Argument.
Darum ist es logisch, dass Länder wie Litauen eine billige Volkssturmwaffe für jeden kaufen und mit vorhandenem Budget mehr Bürger mit Waffen ausstatten, um der gegenwärtigen Bedrohung aus dem Osten etwas entgegenzusetzen. Es ist aber auch logisch, dass ein (noch) reiches Land für seine paar Soldaten höherwertigere Waffen beschaffen will.
Für die Bundeswehr wurde in dieser Logik eben die Entscheidung für eine Hochwertwaffe getroffen.
Ein Blick auf die G11-Story incl. der Nichtbeschaffung nach Zusammenfall des äußeren Feindes UdSSR ist hier durchaus verständnisfördernd.
Bei unterschiedlichen entscheidungsrelevanten Parametern kann es eben zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen und beide können richtig sein.
“ … as well as testing the rifles.“
Wenn man irgendwie an Informationen zum Aufbau und zu den Ergebnissen der genannten Tests rankäme, könnte man sicher auch nochmal eine „konstruktive“ Diskussion starten. Gleiches gilt m.E. bezüglich der Gesprächsinhalte beim Besuch von General Kneip. Aber so?
Hans Schommer
@Sun Tzu *****. Sie haben bereits Alles zum Thema abschließend gesagt.
Also bitte nicht die G36-Diskuusion, mit Tests, Gutachten, Generals- und Herstellermeinungen samt Schießlehre, Ausbildung, Feuerdisziplin und Infantrismus, etc. nochmals von vorne.
Viel interessanter wäre der Stand des Prozesses H&K v.s. BMVg bzw. BRD in Sachen G36 vor dem LG Koblenz?
Oder war das alles nur viel TamTam um Nichts?
@Sun Tzu
„Für ein Land, das mit gefallenen Soldaten nicht umgehen kann, …“
Dummerweise bringt das der Einsatz von SK so mit sich, ‚ist quasi „immanent“. Wenn ie wesentliche eigene Leistung die Vermeidung von Verlusten ist sollte man auf Einsätze prinzipiell verzichten.
@Sun Tzu | 30. März 2016 – 17:43
„Bei unterschiedlichen entscheidungsrelevanten Parametern kann es eben zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen und beide können richtig sein.“
Das ist grundsätzlich richtig, die Frage ist nur ob DEU im Rahmen des nun laufenden Prozesses sich eine „höhenwertige“ Lösung beschaffen wird und ob der faktische Stillstand in der KWS in der Zwischenzeit nicht gegen die von Ihnen vollkommen richtig festgestellt „oberste-null-Verluste-Regel“ verstößt…
@Koffer:
Für die Zwischenzeit gibt es ja für den Einsatz HK417 und MG4.
Also gar nicht so schlecht.
@ Thomas Melber | 30. März 2016 – 18:48
Richtig. Es wäre Aufgabe unserer Politik, der Bevölkerung diese Zusammenhänge zu erklären. Wenn wir die Sicherung unserer Interessen selbst wahrnehmen, wozu auch militärische Einsätze gehören, wird es immer wieder Soldaten geben, die im Leichensack zurückkommen. Wollen wir das nicht, müssen wir auf die Sicherung unserer Interessen verzichten, was zur Folge hat, dass uns andere ihre Interessen aufzwingen.
@ Koffer | 30. März 2016 – 19:42
Sie werfen die Frage nach der Effizienz und Effektivität unserer Beschaffungsbehörden auf. Skepsis ist hier durchaus berechtigt. Auch hier gab es Brain-Drain.
@ Memoria | 30. März 2016 – 19:48
Richtig, aber trotzdem muss ein neues Handwaffenkonzept in die Puschen kommen.
Im November 2015 sollten die FFF für ein neues Sturmgewehr der Bw stehen. Und wo stehen diese? Demnächst ist 1. April 2016! Vgl. http://www.bits.de/public/audio/dradio_090915.mp3.
Könnte dies und die von @memoria benannten „Zwischenlösungen HK417 und MG4“ etwa doch mit dem latenten Koblenzer Gerichtsverfahren zu tun haben?
Kan es sein daß eine „bürokratische Lobby“ ganz bewußt diese Latenz gefördert hat?
@Memoria | 30. März 2016 – 19:48
„Für die Zwischenzeit gibt es ja für den Einsatz HK417 und MG4.
Also gar nicht so schlecht.“
Das bewerte ich vollkommen anders! Eine Ausrüstung, die ich nur im Einsatz und in der unmittelbaren Einsatzvorausbildung in ausreichender Anzahl habe, ist in jedem Fall gefährlich (selbst wenn die Ausrüstung an sich vielleicht gut ist).
Es ist immer besser mit der zweitbesten Ausrüstung zu kämpfen, die man aber im Schlaf beherrscht, als mit der besten Ausrüstung, auf die man erst spät umgeschult wurde.
@Koffer:
Zustimmung. Derzeit könnte man das Material aber sinnvoll auf EVA, MINUSMA und RS verteilen.
Immerhin jeweils 600 SE.
G 36 Nachfolger
Weis jemand wie die Terminschiene bezüglich dem Thema ist? Wann gibt es eine Ausschreibung sind bereits Tests am laufen und wenn ja welche Hersteller und Typen sind im Gespräch.
Als Sportschütze und SaZ 4/ Reservist kann ich nur sagen das ich selbst nicht erklärbare Treffergebnisse mit dem G 36 hatte. Mal sehr Präzise mal überhaupt nicht getroffen. Beim G3 habe ich nie daneben geschossen. Auch haben wir ein HK SL 8 im Verband wo der Lauf bereits zweimal getauscht werden musst und ein HK 223 wo ebenfals einmal der Lauf getauscht wurde. Es scheint nicht nur am Kunststoff zu liegen sondern an der Qualität. Denn beide Waffen hatten ca. 1000 Schuss gesehen, mehr nicht. Auch hatten wir beim SL8 die gleichen Merkmale mit Muntionstypen die überschläge verursachten und welche die keine Probleme zeigten. Ich selbst habe ein SIG SAN 550 und kann damit alles verschießen.
Das Patronenlager und den Lauf in einen Kunststoffgehäuse zu fixieren mag für einen Wehrpflichtigen und seinen Wehrdienst ausreichend sein. Für die heutigen Einsatzszenarien, ist es absolut ungeeignet. Da hilft auch keine Glasfaserverstärkung. Die Lebensdauer von Kunststoff ist auch nicht vergleichbar mit der von Metallen, Der Kunststoff wird spröde mit der Zeit.
Die FFF „Sturmgewehr Bundeswehr“ sind durch den GI am 3. Februar 2016 gebilligt worden. Derzeit werden Lösungsvorschläge erarbeitet. Die FFF ist kaliberoffen (!). Das neue Sturmgewehr Bundeswehr soll nach derzeitiger Planung ab 2019 kommen.
@ J-P-W
Super Danke! Hoffe jetzt nicht wieder die Kaliberfrage anzuregen.
Aber das „Die FFF ist kaliberoffen (!)“ finde ich super.
Hoffe die Leute haben mal endlich Mut zur Lücke. Ehrlich gesagt 223.Rem ist eine Lachnummer. Da muss eine Lösung zwischen 223. Rem und 308. Win her.
Von mir aus einfach 7,62×39 kopieren. Dann kann man die Munition der potentiellen Gegner gleich mitbenutzen :-).
Aber die werden wieder wegen der Amerkianer einknicken. Leider.
Nein, 223. Rem ist genauso wenig eine Lachnummer wie jedes andere Kaliber welches seit der Erfindung der Feuerwaffe eingeführt wurde. Die Effektivität eines Kalibers ist eben zu einem weit überwiegenden Teil durch das Kailber des bedienenden Gehirns determiniert – da kann die metrische oder imperiale Maßeinheit nichts für…
I´m out of here…
In diesem Zusammenhang:
Rumor Has It – H&K Wins CSASS [Anm.: Compact Semi-Automatic Sniper System]
Demnach sieht es danach aus, dass H&K die o.a. Ausschreibung der US Army gewonnen hat und ein sog. „G28E1“ liefert. In den Kommentaren wartet man aber noch auf eine etwaige Klagewelle unterlegener Bieter…
http://soldiersystems.net/2016/03/31/rumor-has-it-hk-wins-csass/
You, sir, just made my day! Auf die Amerikaner, die an allem Schuld sind…! ;-)
@schlitzke | 31. März 2016 – 8:15
„Das Patronenlager und den Lauf in einen Kunststoffgehäuse zu fixieren mag für einen Wehrpflichtigen und seinen Wehrdienst ausreichend sein. Für die heutigen Einsatzszenarien, ist es absolut ungeeignet.“
Darüber kann man streiten und es wurde in diesem Blog auch schon getan.
VIELE, VIELE Male…
Danke Bang50.
Blitzmeldung
Die Bundeswehr legt sich auf das Kaliber .50 für das neue Sturmgewehr fest. Endlich mal genug Feuerkraft für die Truppe. :-)
Blitz-Kommentar
AG!-Community ärgert sich nach der Entscheidung für .50 BMG über die verpasste Chance, dass bewährte Kaliber 13 x 92mm HR wiederzubeleben. Einige Experten sehen sogar 14,5 x 114mm als unterstes Minimum für den effektiven Feuerkampf des Einzelschützen gegen Ziele hinter Lehmwänden.
Das neue Sturmgewehr soll für das Szenario „Alien Kontakt“ optimiert werden. Experten gehen davon aus dass die 3000 Schuss in unter 1 Minute bei einem Einsatznahen Beschusszyklus nur mit dem Gatling Konzept zu realisieren sei. Anderenfalls drohe ein Präzisionsdesaster wie beim G 36. An der Verwendung von Polymeren soll aber ohne Wenn und Aber festgehalten werden.
@schlitzke, @Voodoo, @M.Steffen. Auch wenn heute der 01. April 2016 ist, man sollte doch bitte bei diesem sehr gravierenden Thema ernsthaft und realistisch bleiben. Werkstofftechnisch und metallurgisch ist es heutzutage fast kein Problem mehr, die Stahl-Halbzeuge der Rohre und der Rohrbettungen des G36 den Werkstoffeigenschaften der Polymer-Gehäuse anzupassen. Polymerseitig soll sich ja nichts ändern. Also muß die Maus zum Berg und nicht umgekehrt. Man muß beschaffungsseitig bzw. beschaffungspolitisch nur solche Innovationen wollen und sollte vielleicht auch mal auf die Praktiker und Pragmatiger hören sowie objektiv bleiben (deren Liga wird ja hier speziell von @Hans Schommer und @Koffer vertreten).
„schlitzke | 01. April 2016 – 11:42
Blitzmeldung
Die Bundeswehr legt sich auf das Kaliber .50 für das neue Sturmgewehr fest. Endlich mal genug Feuerkraft für die Truppe. :-)“
Herausforderung angenommen – darf ich vorstellen, das GM6 Lynx!
http://sero.hu/advantages.htm
Mit Kurzlauf kürzer als ein M82 CQ ;-)
http://sero.hu/index_htm_files/54.jpg
Wenn .50 BMG schon Standard ist, muss es für ein DMG natürlich was größeres sein, so in Richtung 20x110mm?
Die Lösung heißt RT-20, damit sind lehmwände wohl hoffentlich kein Problem mehr!
https://en.wikipedia.org/wiki/RT-20_(rifle)
Schwierig wird es dann bei den Scharfschützen, selbst ein Anzio 20mm Anti-Materiel Rifle verschießt nur 20x102mm .
http://www.anzioironworks.com/MAG-FED-20MM-RIFLE.htm
Ah, da war ja noch das Denel NTW 20 in 20 x 110!
http://admin.denel.co.za/uploads/90dadabd643b50025d348ed486dd0238.jpg
Muss nur noch jeder Schuss sitzen…
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Mal im Ernst, wenn es jetzt Kaliberoffen ist, kommt hoffentlich was im 6,5 mm Bereich dabei heraus, damit hat man den besten Kompromiss zwischen 5,56 NATO und 7,62 Nato.
Bei Hülsenloser oder Zylindermunition sieht es ja eher düster aus.
Außer dem Textron LSAT LMG sind mit da keine größeren Fortschritte bei Infanteriewaffen bekannt.
http://www.textronsystems.com/products/unmanned/lsat