Medizinische Hochschule Hannover entscheidet über von der Leyens Doktortitel
Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) will am (heutigen) Mittwoch darüber entscheiden, ob Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ihren Doktortitel behalten darf. Der Senat der Hochschule werde darüber beraten; für den Abend ist eine Pressekonferenz geplant, teilte die MHH in einer Pressemitteilung mit:
Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) vom 9.3.2016:
MHH informiert über die Überprüfung der Doktorarbeit von Ursula von der Leyen
Heute Pressegespräch um 18 Uhr im Anschluss an Senatssitzung
Der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wird in seiner heutigen Sitzung auf Grundlage der Empfehlung der Kommission „Gute Wissenschaftliche Praxis“ darüber beraten und entscheiden, ob Ursula von der Leyen ihren Doktortitel weiterhin führen darf oder ob er entzogen wird. Bei einer Pressekonferenz werden
– Professor Dr. Christopher Baum, Präsident der MHH und Vorsitzender des Senats, sowie
– Professor Dr. Thomas Werfel, Ombudsperson der MHH
über das Ergebnis informieren.
Der CDU-Politikerin wird vorgeworfen, bei der Abfassung ihrer Doktorarbeit nicht wissenschaftlich sauber gearbeitet zu haben. Von der Leyen hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, aber eine Überprüfung ihrer Dissertation befürwortet.
Die Angaben der Plagiats-Sucher der Wiki-Seite Vroniplag zu von der Leyens Doktorarbeit sind hier zu finden.
Nachtrag: Die Aussagen zu diesem Thema in der Bundespressekonferenz waren, naturgemäß, nicht so weiterführend:
(Direktlink: https://youtu.be/ZJo7L5n2JWc)
Nachtrag 2: Der NDR will die Pressekonferenz im Livestream übertragen.
(Archivbild Juli 2015)
Wissenschaftlich unsauber gearbeitet ?? Da hat dann der Promotionsausschuss damals sauber gearbeitet?? Was wäre mit deren Titeln?
Vermutlich soll einfach eine Politikerin aus dem Weg geräumt werden, nach dem Motto „etwas bleibt immer hängen“. Man kann über die Leistung von VdL als Ministerin sicherlich geteilter Meinung sein, aber jetzt eine vielleicht schlechte Arbeit, die sie vor Dekaden abgeliefert hat herbeizuzerren wäre jämmerlich. Im Gegensatz zu anderen wird sie als Medizinerin den Doktortitel nicht als Instrument einer politischen Karriere gemacht haben.
Ups, ich sehe schon, das Thema hat Emotionspotenzial. Also eine Bitte um Sachlichkeit nötig…
Jede Doktorarbeit enthält eine eidesstattliche Versicherung, in der bestätigt wird, dass die Arbeit eigenständig angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis genannten Quellen verwendet worden sind. Das sind die Gepflogenheiten ordentlichen wissenschaftlichen Arbeitens.
Die Gutachter müssen sich auf die eidesstattlicher Versicherung verlassen können, da die Menge an (zum Teil exotisch gefundener) Literatur nur stichprobenartig geprüft werden kann. Dem Promotionsausschuss unsaubere Arbeit zu unterstellen zeugt von mangelndem Wissen über derartige Abläufe.
btw
Meine Dissertation ist ordnungsgemäß erstellt und belastbar.
Es ist allerdings schon ein Unterschied, ob die Ministerin „wissenschaftlich unsauber gearbeitet“ (wie es teilweise auch im verlinkten Spiegelartikel bezeichnet wurde) oder ob sie bewusst plagiiert hat. Da ist dann wohl erstmal abwarten angesagt, was heute abend bei der Pressekonferenz dabei rauskommt.
P.S.: Sehe ich richtig, dass die Doktorarbeit nur 62 Seiten umfasst?
@T.Wiegold
Ich nehme den „Ordnungsruf“ entgegen. Eine sachliche Diskussion zu dem Thema wird jedoch kaum möglich sein, denn ich denke kaum jemand kennt die Dissertation. Und vermutlich ist das hier aber auch nicht das Forum, um über die Qualität von Dissertationen zu diskutieren. :-)
@ Stefan L
Dissertationen können auch mit deutlich weniger Seitenanzahl von hoher Qualität sein. Es gibt da keine Vorgaben. Und nach meiner Kenntnis ist die Promotion von Medizinern noch eine besondere Kategorie.
@Stephan L.
Ja und das ist bei medizinischen Dissertationen nicht unüblich. Gibt auch Doktorarbeiten jenseits der 30 Seiten in diesem Wissenschaftsfeld.
Wenn man ehrlich ist, sind medizinische Doktorarbeiten schon recht einzigartig. Und ihr Anspruch ist mit anderen Doktorarbeiten aus anderen Bereichen eben nicht zu vergleichen. Was nicht heißen soll, dass es nicht auch einen immensen Teil von umfassenden Arbeiten gibt – eher aber einen beachtlichen Teil von Kleinstarbeiten ;)
Ich wage mal ein stolze Behauptung. Würde ein nicht-medizinisches Gremium alle Doktorarbeiten in der Humanmedizin der letzten 10 Jahre prüfen – würde es wohl an vielen Schildern bald nur noch „Arzt“ heißen :D
Der Doktor ist hier eben zur selbstverständlichen Verpflichtung geworden und somit ist auch seine akademisch Qualität im „Selbstverständnis“
@ Stephan L.
Medizinerdoktorarbeiten sind nicht mit „richtigen“ Doktorarbeiten zu vergleichen. Das ist vielmehr die erste wissenschaftliche Arbeit im Laufe eines Medizinstudiums und daher qualitativ eher mit einer Diplomarbeit in anderen Fächern vergleichbar.
Viele Mediziner, die sich akademisch profilieren wollen sind daher Dr. Dr…. .
Die erste Dr. Arbeit ist da eher als erster Gehversuch zu werten.
Unabhängig davon…
Heute abend 18 Uhr MEZ verkündet die Uni Hannover das Ergebnis.
Heute abend EST (also ca. 8-10h später) in Standford hält UvdL eine Rede.
Drama pur. Oder anders gesagt: Das Ergebnis ist bereits bekannt und wurde durchgestochen, sonst wäre niemand so bescheuert und würde an diesem Tag eine Rede in Stanford ansetzen.
pi
Der Übergang von „wissenschaftlich unsauber gearbeitet“ zu „plagiiert“ ist fließend, die Bezeichnung dafür mehr oder weniger euphemistisch.
Aus bitterer Erfahrung kann ich sagen, dass jemanden ein (im wahrsten Sinne des Wortes) merkwürdiges Gefühl beschleicht, wenn geistiges Eigentum von fremden Personen ohne Kenneichnung und / oder Erwähnung unter verwendeter Literatur übernommen worden ist.
Der Umfang einer Dissertation ist kein Maßstab für deren Qualität: auch auf gut 60 Seiten kann ich (speziell in der Medizin) ein Thema mit hinreichend neuen Erkenntnissen ergänzen.
Mal jetzt ganz abgesehen vom Hintergrund der Untersuchung:
Man stelle sich vor Frau von der Leyen verliert den Dr. … greifen dann die Automatismen á la zu Guttenberg? Wenn ja wage ich mir nicht mal vorzustellen, welchen Einfluß so eine Demontage auf die Position des BMVg in den Haushaltsverhandlungen hätte. Oder wer ihr nachfolgen sollte (Alternativen, zumal „politisch unbelastete“, sind ja nicht grade in Massen vorhanden – von „kompetenten“ wollen wir mal gar nicht erst anfangen).
Fun times ahead … /s
Mit der Logik und dem Fazit des Beitrages von @politisch inkorrekt ist das Thema ausdiskutiert. Es folgt heute Abend der Persilschein mit Ansage und man darf der Bundeswehr gratulieren. Denn noch mehr Unruhe verkraftet diese ohnehin nicht mehr.
Vielen Dank für die zahlreichen Erläuterungen. Ich habe allerdings die starke Vermutung, dass ein tiefergehender Vergleich zwischen medizinischen und „richtigen“ (nicht meine Wortwahl) Doktorarbeiten mich sowohl in ein Minenfeld herein- als auch aus dem Thema dieses Posts heraustragen würde.
Warten wir also bis heute abend.
Wer selbst eine umfangreiche Arbeit erstellt hat, kann nachvollziehen, dass man nach dem Quellenstudium einen Gedanken im Kopf behalten hat, ihn aber nicht mehr zuordnen kann. Die Verwendung dieses Gedankens ist aber doch beileibe kein Plagiat.
@Schleppi
Ja, für mich sind diese Leute in erster Linie parteipolitisch motiviert. Da wirft man mit Dreck, damit irgendwie was hängenbleibt. Die Tochter von Stoiber verlor ihren Doktortitel, aber eigentlich wollte man ja ihm selbst schaden,daher der Name vroni-plag.
Ich will Plagiate keinesfalls gutheißen, schließlich werden studOffz bis zur Degradierung bestraft. Deshalb müsste dies für vdL das. Ende sein.
Der Vollständigkeit halber: Es ist weder die „Hochschule Hannover“ noch die „Uni Hannover“, die hier agiert, sondern die Medizinische Hochschule Hannover (MHH). Erstere ist die ehemalige Fachhochschule, zweitere die Leibniz Universität – und die MHH ist eine eigenständige Universität, die nur Medizin „macht“.
Zudem sei an dieser Stelle erwähnt, das man medizinische Promotionen auch international „im Team“ erstellen kann, solange nachher für die Kommission klar ersichtlich ist, wer welche Versuche o.Ä. erstellt und/oder ausgewertet hat. Dieser Weg scheint auch nicht gerade selten beschritten zu werden…
@pi hat es auf den Punkt gebracht – das Thema ist durch.
Naja mit ca. 56.5% eigener Leistung und davon ausgehend das auf diesen Seiten alles richtig ist hätte sie ja auch fast alle Lehrgänge bestanden immerhin 4 zieht ;-)
Frei nach dem Motto: Ausreichend ist bestanden, bestanden ist gut, gut ist fast sehr gut.
Ironie off
Bei den Medizinern ist das Dr. nun einmal wichtiger als bei einem Geisteswissenschaftler, weil es zukünftigen Patienten große bzw. größere Fachkenntnis suggeriert. Selbst wenn die Promotion daher mit „Ausreichend“ bewertet werden würde, so what? Die Note unter dem Facharzt-Zeugnis wäre mir wichtiger ;-)
Insofern hat der Fall vdL auch eine andere Tragweite als z.B. der von KTzG.
1. … also hat ihre arbeit nach vroni doch nur so um die 33 seiten , nämlich die eigenen, also quasi normal im ärzte schnitt…
2. und wenn nur „arzt“ ohne dr. an der tür stünde, was wäre daran so schlimm ?
3. … einen weitern IBUK wechsel verträgt die bw nicht… wie bitte ? krabbelgruppe oder soldaten ?
vdL darf ruhig gehen oder bleiben, statt reden halten wäre handeln besser, es kriselt doch genug – wie zb will mir die frau verkaufen dass man isil mit 6 alten recce tornado besiegt ??? mit fotos auf echtem film !!! museum…
semper fortis
Zu meiner aktiven Zeit wären sämtliche Telex im BMVg und an der Uni Stanford verreckt. Und zwar per Lochstreifen-Endlosschleife „Wir gratulieren der Bundeswehr und selbstverständlich auch Ihnen, Frau Ministerin, zum Fortbestand Ihrer Dissertation“.
PI hat es geschrieben. Aber da brauchte nichts durchgesteckt zu werden. Der Untersuchungsbericht ist ihr bereits ganz regulär zugestellt worden. Siehe Abschnitt 9 der Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis der MHH.
@ beobachter
Der casus knackus hier ist das Timing. Welche Wirkung hätte eine vakante oder nur kommissarisch besetzte Position als IBUK während der aktuellen Haushaltsverhandlungen? Die Hyänen kreisen doch schon seit Wochen um die Beute und knurren sich an, wenn eine aus dem Tritt käme würden die anderen ohne zu zögern mehr vom Kadaver beanspruchen. Man denke an die platten Kommentare von Siggi-Pop von vor ein paar Tagen.
@ bonk
Zu Abschnitt 9:
„Die Ombudsperson legt der Hochschulleitung einen Abschlussbericht vor, der zeitgleich den betroffenen Personen zugeht. Konnte in diesem Abschlussbericht ein geäußerter Verdacht nicht ausgeräumt werden, trifft die Hochschulleitung, ggf. unter Hinzuziehung
des Senates der Hochschule, die Entscheidung über das Einleiten einer förmlichen Untersuchung.“
Wer tagt jetzt gerade in Hannover? Der Senat?
ja der senat. aber wer ist mit dabei? und auf welcher Grundlage wird entschieden. siehe oben.
@all
Gibt nen neuen Thread mit der Entscheidung, bitte dort weiter debattieren.