Deutschland fünftgrößter Waffenexporteur weltweit
Deutschland ist nach einer Übersicht des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI der fünftgrößte Waffenexporter weltweit – nachdem das Institut im vergangenen Jahr Deutschland noch auf dem vierten Rang gelistet hatte. Inzwischen liegen jedoch nicht nur die traditionell größten Rüstungsexportländer USA und Russland, sondern auch China und Frankreich vor Deutschland, heißt es in der am (heutigen) Montag veröffentlichten Übersicht.
Unklar bleibt allerdings, ob bei dieser Statistik die erst am vergangenen Freitag von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel genannten Zahlen für Ausfuhrgenehmigungen im vergangenen Jahr bereits berücksichtigt wurden. Dagegen hat Frankreich im vergangenen Jahr mit Exportverträgen zum Beispiel für Rafale-Kampfflugzeuge , aber auch den ursprünglich für Russland vorgesehenen Unterstützungsschiffen der Mistral-Klasse seine Exporte massiv ausgeweitet.
Aus der SIPRI-Mitteilung:
The volume of international transfers of major weapons in 2011–15 was 14 per cent higher than in 2006–10. The five biggest exporters
in 2011–15 were the United States, Russia, China, France and Germany, and the five biggest importers were India, Saudi Arabia, China, the United Arab Emirates (UAE) and Australia. (…)
SIPRI has identified 58 countries as exporters of major weapons in 2011–15. The 5 largest suppliers of arms during that period — the USA, Russia, China, France and Germany — were responsible for 74 per cent of all arms exports. The composition and order of the top 5 suppliers changed between 2006–10 and 2011–15. While the USA and Russia remained by far the largest exporters, China’s arms exports increased from a level well below France, Germany and the United Kingdom to third position, just above France. (…)
Germany’s exports of major weapons decreased by 51 per cent between 2006–10 and 2011–15. Germany supplied major arms to 57 states in 2011–15. The main recipients were other European states (29 per cent). The next highest recipients at the regional level were the Americas, Asia and Oceania, and the Middle East—each receiving 23 per cent of Germany’s arms exports.
Jenseits der Nabelschau, wie weit oben oder nicht Deutschland auf dieser Export-Rangliste steht, ist allerdings der weltweite Trend weit interessanter (und besorgniserregender): In Asien und vor allem in Nahost wird kräftig aufgerüstet. Von SIPRI dazu:
Six of the top 10 largest arms importers in the 5-year period 2011–15 are in Asia and Oceania: India (14 per cent of global arms imports), China (4.7 per cent), Australia (3.6 per cent), Pakistan (3.3 per cent), Viet Nam (2.9 per cent) and South Korea (2.6 per cent). VietNam’s arms imports rose by 699 per cent. Arms imports by states in Asia and Oceania increased by 26 per cent between 2006–10 and 2011–15, with states in the region receiving 46 per cent of global imports in 2011–15.
‘China continues to expand its military capabilities with imported and domestically produced weapons,’ said Siemon Wezeman, Senior Researcher with the SIPRI Arms and Military Expenditure Programme. ‘Neighbouring states such as India, Viet Nam and Japan are also significantly strengthening their military forces.’
Arms imports by states in the Middle East rose by 61 per cent between 2006–10 and 2011–15. In 2011–15 Saudi Arabia was the world’s second largest arms importer, with an increase of 275 per cent compared to 2006–10. In the same period, arms imports by the United Arab Emirates rose by 35 per cent and those by Qatar went up by 279 per cent. Egypt’s arms imports increased by 37 per cent between 2006–10 and 2011–15, primarily due to a steep rise in 2015.
Aus deutscher Sicht fallen da natürlich Saudi-Arabien und Katar auf: 275 Prozent Steigerung der Waffenimporte im erstgenannten, 279 Prozent im anderen Land. Die von Gabriel genannten Panzer und Panzerhaubitzen für rund 1,6 Milliarden Euro dürften einen deutlichen Anteil an dieser Steigerung haben.
(Foto: Tankflugzeug Airbus A330MRTT – die Lieferung von vier dieser Flugzeuge nach Großbritannien macht mit 1,1 Milliarden Euro einen großen Teil des deutschen Rüstungsexportvolumens im vergangenen Jahr aus. Foto Airbus Defense&Space)
@TW
Nein, die SIPRI-Daten berücksichtigen die Berichterstattung über die Genehmigungspolitik der Bundesregierung (und deshalb auch die Freitagsdaten) nie direkt, sondern immer nur indirekt, denn bei SIPRI geht es um „reale“ Exporte, über die die Bundesregierung außer bei Kriegswaffen keine Daten veröffentlicht. Und ja, die Katar-Panzer sind deshalb berücksichtigt. Wer sich die ebenfalls auf 2015 aktualisierte SIPRI-Datenbank anschaut sieht das.
Zudem muss ein Zweites berücksichtigt werden: SIPRI berichtet seit Jahrzehnten gemäß einer ebenso alten wie EIGENEN Abgrenzung von Kriegswaffen und Rüstungsgütern über den Rüstungsexport, nicht entlang zum Beispiel der EU-Abgrenzung, die es damals noch gar nicht gab. Das geschieht aus Gründen der Vergleichbarkeit über die Jahrzehnte. Derhalben sind die Statistiken immer in Verbindung mit diesen Abgrenzungen zu lesen. Diese sind für Deutschland zugleich „vorteilhaft“ und „nachteilig“. Der starke deutsche Komponentenexport bleibt unterbeleuchtet, der vergleichsweise schwache Export ganzer Systeme wird überbeleuchtet. Es gibt aber auch gegenteilige Beispiele – z.B. wenn man die Berichterstattung über Antriebsaggregate anschaut.
Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass die SIPRI-Daten jeweils in 5 Jahres-Gruppen aufbereitet werden. Jahre in denen Industrie oder Staat große Vertragsabschlüsse/ Genehmigungen melden, führen zu vergleichsweise großen Ausschlägen (FR und die Rafale-Exporte). Übrigens sowohl, wenn ein solches Jahr erstmals in die Statistik einfließt als auch, wenn es aus der 5-Jahresstatistik erstmals wieder herausfällt.
In einem TV-Interview ließ der saudische Analyst Dahham Al-‚Anzi verlauten, Saudi Arabien besäße seit 2 Jahren Kernwaffen und würde diese auch einsetzen. In den nächsten Wochen soll ein Test erfolgen. Schwer zu sagen wie glaubwürdig das ist aber ich dachte ich lasse es mal hier.
https://www.youtube.com/watch?v=yXuJkVPRjNI
@SapereAude: Kernwaffen gehören dann mal regelmäßig nicht zu den teutonischen Exportgütern. Wenn Sie eine haben dann von den Pakistanis. Vor zwei Jahren haben die Saudis mit ihren Trident-Raketen geübt.
Oft werden die Begriffe WAFFENEXPORT und RÜSTUNGSGÜTEREXPORT synonym verwendet. Es ist aber etwas anderes, ein Tankflugzeug zu liefern (Rüstungsgut, keine Waffe) oder Schusswaffen zu exportieren.
Es wäre sinnvoll, beide Dinge parallel aufzulisten.
@AoR Das stimmt. Wobei genug Dual-Use-Komponenten aus Deutschland im Iran gelandet sind. Aber stimmt schon.. das ist ein anderes Thema.
Pakistan klingt plausibel. Bestimmt hat irgendjemand die Marktlücke gefüllt, die Abdul Qadeer Khan hinterlassen hat.
Da ist ja auch eine Menge an Forschungspersonal in den letzten Jahrzehnten freigeworden. Zudem gilt SA nicht überall als Hort des Bösen, sie bezahlen gut und können auf eine lange Tradition als westlicher Verbündeter zurückgreifen.
@SapereAude:
Saudi-Arabien und Pakistan haben schon lange enge Beziehungen. Saudi-Arabien war vermutlich am pakistanische Nuklearprogamm finanziell beteiligt und es wird allgemein angenommen, dass es eine Vereinbarung über Teilhabe in irgendeiner Form gibt. Diese Annahmen reichen sehr lange zurück, das ist keine jüngere Entwicklung.
https://en.wikipedia.org/wiki/Nuclear_program_of_Saudi_Arabia#Pakistan.27s_involvement
http://www.bbc.com/news/world-middle-east-24823846
Pakistan hat (wie Indien und Israel) den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet.
Saudi-Arabien hat. Allerdings hat ja auch Deutschland den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet ohne darin ein Hindernis für die „Nukleare Teilhabe“ im Rahmen der NATO zu sehen.
@SapereAude: Paar findige haben schlüssig dargestellt, wie der Iran sich sein Atomprogramm im Internet zusammengekauft hat. Ironie der Geschichte, Stuxnet-Wurm wusste das auch ;)
@AoR: „Vor zwei Jahren haben die Saudis mit ihren Trident-Raketen geübt.“
Ich kenne nur einen Typ Trident-Raketen. Diese werden nur von den USA und Großbritannien, von ihren SSBNs aus, eingesetzt.
Welche Trident-Raketen meinen Sie?
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3801798/Saudiarabien-zeigt-erstmals-ballistische-Raketen
Dong Feng-3
Ah. Danke!
Also keine Trident, sondern „nur“ DF3.
Na ja, da ja die Iraner „eigene“ Raketen haben, mußten die Saudis natürlich unbedingt auch welche „haben“. Die Chinesen haben sich wohl erbarmt ;-) Was nun mögliche nukleare Gefechtsköpfe anbelangt, die mit diesen Vögeln kompatibel sind, da begibt man sich völlig ins Reich der Spekulationen – ich persönlich hab da ziemliche Zweifel, dass an solchen Gerüchten Substanz klebt…….aber das Risiko kann man natürlich nicht zu 100% ausschließen. Also bekommen die Iraner jetzt russische S-300 und alle sind glücklich und zufrieden. ;-)