Bundespolizei – Wo das G36 eine Zukunft hat
In der Bundeswehr, das hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Frühjahr recht deutlich gemacht, hat das Sturmgewehr G36 in seiner derzeitigen Konstruktion keine Zukunft. Und die Truppe sucht nach einer neuen Standardwaffe für ihre Soldaten.
Aber es gibt im deutschen Behördenapparat ganz andere Ansichten. Am (heutigen) Mittwoch stellte Bundesinnenminister Thomas de Maizière die neuen, hochgerüsteten Bereitschaftspolizei-Einheiten vor: Sie sollen schnell auf Terroristen reagieren können, die mit militärischen Waffen wie Sturmgewehren oder Maschinenpistolen ausgerüstet und möglicherweise auch militärisch ausgebildet sind.
Die neuen Polizeiverbände, genannt BFE+ (für: aufgerüstete Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten), führen als Waffe unter anderem – das G36 des Oberndorfer Herstellers Heckler&Koch. In der modernen Version G36C als Kurz-Variante, wie ein genauerer Blick auf die Bilder im Werbevideo des Innenministeriums zeigt. Das G36 hat also doch eine Zukunft in Deutschland.
(Fotos: Screenshots aus dem BMI-Video)
#Verbessere
G36C A3
;)
pi
Is‘ ja gut. Habe mich davon irritieren lassen, dass auf der Waffe G36 C3 steht, siehe letzten Screenshot oben…
Das Gewehr wird dort ohne Zweifel beanstandungslos seinen Dienst verrichten. Leider hat sich die Bundespolizei nach dem Werbevideo zu urteilen aber fuer die Zieloptik EOTech der Firma L3 Communications entschieden, deren komplette Modellpalette gerade vom USSOCOM nach längerer Prüfung als untauglich bewertet wurde. Zielpunktverlagerungen wegen Temperaturveränderung, wahrscheinlich schlimmer, als es das G36 angeblich jemals hatte. L3 Communications hat bereits eine Strafe von $25.6 MIllionen an die US-Regierung gezahlt und momentan wird Privatkunden auf Nachfrage der Kaufpreis ihrer Zieloptiken erstattet. Weitere Informationen zum Thema hier: http://soldiersystems.net/tag/eotech/
Ich würde der Bundesregierung raten, komplett auf Produkte der Firmen Aimpoint, Trijicon oder Zeiss zu wechseln.
mit starrer schulterstüze? im jahr 2015?
oh oh oh
Auf dem oberen Bild ist doch das Schanier zum anklappen der Schulterstütze zu erkennen.
„genannt BFE+ (für: aufgerüstete Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten)“
Herr im Himmel! Wo sitzen diese kreativen Köpfe, die sich diese herrlichen Bezeichnungen ausdenken? Kann man die irgendwo mieten?
BFEs gab es bei den meisten Landespolizeibehörden schon immer.
Viel interessanter ist doch: Woher kommt das Personal? Eine neue Sondereinheit sieht in den Medien toll aus, mit dem schaffen von Planstellen wachsen aber nicht sofort Polizisten aus dem Boden.
@ Metaller
Ich vermute, dass @wacaffe die Tatsache meint, dass sich die Schulterstütze des G36 nicht in der Länge verstellen lässt und sich somit nicht an die Körpergröße des Schützen oder die Tatsache, ob er eine Schutzweste trägt, anpassen lässt.
Ich sehe das auch als einen Nachteil an, und hoffe, dass dieser Umstand bei der Beschaffung einer neuen Ordnonnanzwaffe berücksichtigt wird.
Aber Herr Wiegold,
In der Polizei hat auch der ungepanzerte Mannschaftstransportwagen ohne 40mm GraMaWa oder 12,7mm MG noch eine Zukunft.
Bitte beachten warum das G36 („in seiner jetzigen Form“) keine Zukunft in der Bw hat. Weil das Treffen auf mittlere bis grosse Entfernung (200 – 500m) bei starker Temperaturänderung kaum noch möglich ist.
Selbst für diese vermeintliche oder tatsächliche Elitepolizeieinheit sind Kampfentfernungen jenseits 200m wohl die absolute Ausnahme. Auch ein munitionsintensives „Ausweichschiessen“ unter gegenseitigem Deckungsfeuer nach Auftreffen auf „überlegenen Feind“ (Hinterhalt-Szenario) scheint mir reichlich schwer vorstellbar. Man tut sich ja schon bei der Bundeswehr schwer, die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios zu prognostizieren.
Und die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind in DEU jetzt auch nicht so spektakulär das sich das G36 Plaste- Gehäusefeature (manche würden es Fehlkonstruktion nennen) erkennbar auswirkt.
Btw.: Die bei der Festnahme von Salafist Lau sichtbaren (SEK? GSG9?) Polizisten führten Sturmgewehre SCAR des belgischen Herstellers FN.
@funker07
Die Verfügbarkeit benötigter Planstellen hatte der Innenminister aus Anlass der BT-Sitzung nach 13/11 bereits dargestellt und FOC der ersten BFE für Juni/’16 angekündigt, der folgenden für Ende 2016. Ausbildung erfolgt, zumindest zu Beginn, durch die GSG 9, was eine absolut sinnvolle Regelung darstellt.
Im Bundeshaushalt 2016 mehr als 1.500 neue Stellen mit entsprechenden Personal- und Sachmitteln, mehr dazu bei https://bw2.link/GTmY7
Schluss: alles gut vorbereitet und geregelt, in knapper Zeit, nämlich in gut vier (4)! Wochen eine IOC auf den Weg gebracht. Chapeau, was gelernt beim Bund.
@KPK
Eine Ergänzung/Korrektur:
Die Aufstellung dieser neuen Einheit wurde nach den Anschlägen in Frankreich im Januar beschlossen, nicht als Reaktion auf die im November.
Es war also eher Herstellen einer IOC innerhalb von 10-11 Monaten statt 4 Wochen ;)
@ FlaOffz:
Polizei ist erstmal Ländersache (und diese BFE sind ja nicht Bundespolizei?). Insofern kann da jeder sein eigenes Süppchen hinsichtlich Bewaffnung kochen.
Hinsichtlich Stellen: In SH hatte man wohl vor weitere 175 Stellen einzusparen bei der Pol – nunmehr laß ich heute in der Regionalpresse, dass man davon Abstand nimmt und stattdessen sogar noch 200 Stellen neu schaffen möchte. Hierzu soll die Azubi-Quote von 200 pa auf 400 angehogen werden…
@ Klaus-Peter Kaikowsky: „nämlich in gut vier (4)! Wochen … auf den Weg gebracht…“
Hüstel. Die kokreten Planungen begannen vermutlich nach den Anschlägen in Paris im Januar 2015. Ich vermute, dass insbesondere wegen des massiven Einsatzes der Bundesbereitschaftspolizei an der Grenze zu Österreich sind das Vorhaben eher verzögert hat… Trotzdem war das heute mal eine vorzeigbare Aktion.
@ FlaOffz: Die BFE+ sind BUNDESBereitschaftspolizei…
@Andreas
Es gibt sowohl bei Bund als auch Ländern BFE’s. Die BFE+ gehören zur Bundespolizei.
Sind ja nur ein paar Hundert Beamte, da hätte man auch was vernüftiges beschaffen können.
Da es sich ja um Polizisten der Bundespolizei (https://de.wikipedia.org/wiki/BFE%2B_der_Bundespolizei) handelt, frage ich mich ja, was ist mit der GSG 9 passiert? War dies nicht einmal deren Aufgabe.
Die Länderpolizeien haben i.d.R. BFE (Beweissicherungs- und Festnahme-Einheiten). Die BPOL betreibt bei der Direktion Bundesbereitschaftspolizei mehrere BFHu (Hundertschaften) als geschlossene Verbände an verschiedenen Standorten in Deutschland. Aus deren Reihen rekrutieren sich vornehmlich die Kollegen der BFE+, von denen es auch noch mehrere geben wird.
@Andreas:
Doch, diese BFE sind Bundespolizei!
Imho handelt es sich bei den Polizisten bei der Festnahme von Lau aber um ein SEK und dort somit um Länderpolizei.
Ist aber letztendlich alles Nebenkriegsschauplatz und eigentlich keine Schlagzeile wert, dass das G36 K (!) als „schwere“ Maschinenpistole in der Polizei scheinbar noch eine Zukunft hat (bis zur nächsten Neubeschaffung), das G36 (vorallem ohne K) aber in der Bundeswehr nicht.
@Micha:
Diese Einheiten sollen die GSG9 nicht ersetzen sondern ergänzen (nach unten). Also dort wo der normale Polizist (mit seiner Dienstpistole und MP5 9mm Bleispritze) überfordert ist, dort wo GSG9 oder SEK nicht sofort verfuegbar sind oder eben dort, wo diese Unterstützung, zusätzliche Kräfte benötigen.
Interessanter ist eher, wohin sich die Diskussion hier entwickelt, nämlich ob hier (Bundespolizei) oder an anderer Stelle (Länderpolizei) zusätzliche Dienstposten zur Terrorabwehr geschaffen werden oder ob, wie bei der Bundeswehr, mit weniger oder genau so viel einfach mehr geleistet werden soll.
@TBC:
Wo bitte habe ich was anderes behauptet? Lesen, denken, drücken, schreiben (oder so ähnlich). Bitte mir nicht die Falschinterpretation von Andreas unterschieben…
Interessant ist die Frage, auf welche Szenare man sich damit möglicherweise vorbereitet. Ein Szenar analog zu Paris Januar 2015 scheint es nicht zu sein, sondern eher eines wie in Mumbai 2008. Die Bedrohungslage im Bereich militanter Islamismus liess so etwas in Deutschland in den vergangenen Jahren aber eher als unwahrscheinlich erscheinen. Was hat sich also in den vergangenen Monaten so gravierend verändert, dass man jetzt offenbar davon ausgeht, künftig ggf. einer größeren Zahl militärisch oder paramilitärisch ausgebildetem Feind bei Aktionen innerhalb Deutschlands gegenüberzustehen?
Nochmal zur Klarstellung:
Die Landespolizeien haben BFEs (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten).
Die BPol hat BFHs (Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft) Also eine Hundertschaft mit in der Regel 2 BFEs und ustg Elementen. Zukünftig dann dazu wohl noch eine BFE+ oder einer der beiden vorhandenen BFES bekommt ein + dazu was wohl realistischer ist.
BFE+? Oh man, das klingt nach Girokonto oder Bahncardoption – aber nach einer Spezialeinheit? Traurig sowas. Aber wenn die wirklich EOTech einsetzen, dann weiss man auch was das für eine Showtruppe ist.
Nach meinen Informationen (leider nur Mundpropaganda), soll diese neue EInheit rein aus bestehenden Stellen der BFE-Einheiten „umgegliedert“ werden. Soll heißen -> Gleiche Anzahl vorhandener Polizisten bekommt zum Teil ein neues/erweitertes Aufgabenfeld. Typisch eben für alles in aktueller Zeit…
Zeit online hat heute einen sehr kritischen Bericht über die neuen BEF+ gebracht. Tenor: Die Grenze zwischen Militär und Polizei vermischt sich dadurch, wodurch in Zukunft die Bereitschaft steigt, diese Einheit, auch bei nichtvorliegen einer terroristischen Bedrohung, einzusetzen und die Gefahr, dass Unschuldige zuschaden kommen, steigt durch die schwere Bewaffnung eher an.
Manches ist in meinem Augen deutlich übertrieben, aber trotzdem lesenswert. Wer sich noch an die Bekleidung und Ausrüstung der in Ferguson und Co. eingesetzten amerikanischen Polizeieinheiten erinnert, weiß was dem Autor Sorge bereitet.
Haben wir eigentlich so etwas wie einen „Kompetenzverbund“ oder ein „gemeinsames Lagezentrum“ der verschiedenen Vollzugsbehörden und ihrer Vertreter wie SEK, MEK, GSG9, BEF+, ZUZ usw.? Wer pausenlos neue Einheiten aufstellt, sollte diese auch koordinieren können. Wenn es bei der Hansa Stavanger schon zwischen den Ministerien gekracht hat, bezweifle ich, dass es im Ernstfall zwischen Bund und Ländern oder den einzelnen Behörden besser läuft.
@Stephan L.
Haben wir https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gemeinsames_Terrorismusabwehrzentrum
„Das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) ist eine gemeinsame Koordinierungsstelle der Sicherheitsbehörden der Länder und des Bundes mit dem Ziel, die operative Arbeit zur internationalen Terrorismusbekämpfung zu verbessern. Es beschäftigt sich ausschließlich mit der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus. …“
Ansonsten – Zeit.online – gibt mir Gelegenheit mich mal wieder köstlich aufzugeben oder einfach nur wundern: Verwischung von Pol – Mil, nicht bei uns, bei der eindeutigen Gesetzeslage.
Was ist in Medienverständnis diese ominöse „schwere Bewaffnung“. Allerwelts-Worthülse für: Ahnung habe ich keine aber ersatzweise eine eindeutige Meinung???
Lernen unter: https://bw2.link/GTmY7
Das dort in Ansätzen erkennbare Aufgabenpaket der BFE+ umfasst, was europaweit tägliches Brot innerer Sicherheit bedeutet, bei nämlich: Carabinieri, Marechaussee, Gendarmerie und Guardia Civil. Sind Italien, die Niederlande, Frankreich und Spanien nach allen vorliegenden Erkenntnissen etwa Polizeistaaten, weil sie sich professionell um Innere Sicherheit kümmern?
Ich fass es nicht, Schlagzeilen hungrige Schreiberei, und das in der „Zeit“. Eine Nacht drüber schlafen, wäre Losung für den Verantwortlichen gewesen.
@jungchen, stimmt. Recht haben Sie. Auslöser war „Charlie Hebdo“. Ich hatte leider nur die PK des Ministers in Folge 19/11 grob in Erinnerung.
Bei der Tagesschau wurde erwähnt, dass die Einheit im Gegensatz zur GSG 9 nicht ständig aktiv ist, sondern aus speziell ausgebildeten Beamten besteht, die zwar in der Nähe von Hubschraubereinheiten der BPol stationiert sind, ansonsten aber regulären Dienst verrichten. Ich finde die zahlreichen Bedenken im Stile von „mil/pol Grenzen verschwimmen“ daher etwas übertrieben.
Was kommt als nächstes raus – Polizei trainiert mit „Killerspielen“ die Jagd auf Terroristen?
http://cdn2.pc.de/images/f/4/1/4/1027/882281c389.jpg
Nein ernsthaft – ist doch etwas sinnvoller die Jungs in blau ordentlich auszurüsten als wie in Frankreich die Holzgewehre aus den Depots zu holen – das macht einen wirklich schlechten Eindruck (letztes Aufgebot und so).
http://media0.faz.net/ppmedia/aktuell/finanzen/2328372913/1.3920292/width610x580/bewaffnete-polizei-in.jpg
Gerüchtehalber findet sich noch das G1 (FN FAL) in einigen Depots der Bundespolizei?
@ Stephan L. – Die Hoplophobie ist eben auch unter Journalisten verbreitet. An den Haaren herbeigezogene pseudo Kausalitäten (die so nicht existieren) sind dabei mehr Ausdruck psychischer/logischer Probleme des entsprechenden Subjekts als eine realistische Einschätzung/Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.
Ab in die Tonne damit…
Ich suche gerade noch die Ausschreibung für die beschafften/noch zu beschaffenden G36C A3 der „BFE+ Einheiten“ der Bundespolizei!
Und welche Handfeuerwaffen, welcher Hersteller wurden/werden in der Auschreibung noch angeboten!- Und worauf basierte ggf. die Entscheidung des Beschaffungsamtes des Bundesinnenministeriums für das G36C A3 von HK für die „BFE+ Einheiten“ der Bundespolizei?
Wer kann helfen …
Diese „neue“ Truppe (die gar nicht „neu“ ist, sondern nur „alter Wein in neuen Schläuchen“) ist mal wieder ein Beweis für die-ja, doch-Unfähigkeit dieser Regierung.
Mit der Erstürmung der Landshut wurde deutlich, das Deutschland in diesem Bereich keine Ressourcen hat-die GSG9 wurde gegründet bzw. „verbessert“, und hat sich seitdem nicht wirklich durch eine „Vielzahl“ von Einsätzen hervorgebracht.
Nach den Völkermorden in Ruanda stellte man fest, dass die hochgelobte GSG9 so was nicht kann-also gründete man das KSK (das seither vieles gemacht hat, aber nur wenig Geiselbefreiungen, obwohl es genug Lagen dazu gab).
Jetzt stellt man fest, das die Polizei mit Verbrechern nicht umgehen kann, und gründet wieder eine neue Truppe, die-welch Wunder-Mit „Normalen“ Polizisten aufgefüllt wird, die normalen Dienst leisten, und nur bei Bedarf herangezogen werden…
Dafür erhalten sie eine 6wöchige Ausbildung durch die GSG9….na dann!
Deutschland RE-agiert nur, statt zu agieren.
Deutschland LAMENTIERT erneut, statt Taten folgen zu lassen.
(Ich weiß, das es in dem Bericht hauptsächlich um das G36 geht….aber die neue „Einsatztruppe“ ist schon einen Lacher wert)….
Der ZON-Artikel ist absolut hanebüchen.
In Deutschland existieren auf Bundesebene und in den Ländern für CRC ausgerüstet und ausgebildete Einheiten (die Hundertschaften der Bereitschaftspolizei), die ihre Leistungsfähigkeit seit Jahrzehnten unter Beweis stellen. Eine Militarisierung der Polizei herbeizureden, zeigt nur, dass der Journalist keine Ahnung vom Thema hat, was er auch bei seinen Ergüssen zu Polizeieinsatztaktik (an den Angreifer ranfahren, um dann MPs einzusetzen), Polizeibewaffnung und Sturmgewehre zeigt.
Stattdessen betrachtet er die BFE+ aus seiner ideologischen Perspektive – es fehlt eigentlich nur noch die Vermutung, dass die neuen BFE+ das Werkzeug der kapitalistischen Eliten zur Niederschlagung der kommenden revolutionären Arbeiteraufstände dienen sollen – und wundert sich, warum die Polizisten Journalisten skeptisch gegenüber stehen.
Ihre Auslassungen zum Thema Kooperation und Koordination zeigen übrigens, dass sie sich auch mit der Thematik nicht befasst haben – aber dafür umso bessere Vermutungen anstellen: Bei Großveranstaltungen werden schon seit Jahrzehnten Bundespolizisten und Polizisten verschiedener Länderpolizeien (und teilweise auch ausländischer Polizeibehörden) eingesetzt, die Kooperation funktioniert reibungslos. Das Problem sind Streitigkeiten auf ministerieller Ebene – auf taktischer und operative Ebene spielt das aber alles keine Rolle.
@J.V. Das betrifft nur L3/EoTech Modelle bis Baujahr 2007 bzw. 2008
Bin ja mal gespannt wie diese Bundestruppe, ich merke mir den Namen gar nicht erst, die „Befreiung“ von mehreren Wohnblöcken überstehen, wenn sie auf Soldaten > keine Paramilitärs treffen die es gewohnt sind, auf engsten Raum zu kämpfen.
Ohne Rückzugsräume, Nachschub und nach kurzer Zeit ohne Führung wird es schwer
die Verlustquote von 50 – 80% zu unterbieten.
Pessimismus OFF
re: Danyx
Trifft genauso zu!- Diese BEF+ Aufgabe wächst einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei der Bundespolizei zusätzlich zu!
D.h., die machen „normalen Dienst“ in der Bereitschaftspolizei (Einsatz bei Demos, Großveranstaltungen …) und werden im Bedarfsfall mit ihrer BEF+ (die Bezeichnung „Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten“ist ja nun wirklich nicht der „burner“!- Wofür steht eigentlich das „+“?) Fähigkeit eingesetzt!
Man/frau kann jetzt davon halten was man will!- Ich denke, ein bißchen „Show“ von (oder besser: für) TdM ist da schon dabei ….
Die neue „Spezialeinheit“ besteht aus bereits bestehenden BFE und die bekommen einen achtwöchigen Lehrgang.
Die Waffen sind laut privater Kontakte bereits im Bestand gewesen, ich kann dazu keine offizielle Quelle finden.
Einem Urteil enthalte ich mich, hier scheinen bereits genug Kommandos unterwegs zu sein, die das Thema breittreten wollen.
Nähere Infos finden sich hier:
http://multimedia.gsb.bund.de/BPOL/Video/BFE+/BFEPLUS_Korr.mp4
pass hier ganz gut rein:
ich hatte nach den Anschlägen von Paris unseren Bundestags-Abgeordneten (Rudolf Henke, CDU) per Abgeordnetenwatch.de gefragt, wie es denn in Deutschland mit den Maßnahmen bei vergleichbaren Szenarien aussieht (siehe Thema „Frankreichs Bitte um Hilfe der EU-Partner: Noch vieles offen“). Heute kam die Antwort. Da das alte Thema mittlerweile geschlossen ist, schreibe ich es hier rein (falls nicht erwünscht -> Bällebad).
Meine Frage:
„Sehr geehrter Herr Henke,
seit dem letzten Freitag (Anschläge in Paris) beschäftigt mich die Frage nach der Inneren Sicherheit. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor:
In 2 verschiedenen Städten jeweils 4 Terroristen, infanteristisch ausgebildet und mit Sturmgewehren plus Schutzwesten ausgestattet, die sich am Samstag Vormittag in die Fußgängerzonen begeben und anfangen, Passanten zu erschießen. Das ist seit letztem Freitag leider keine Stammtisch-Wahnvorstellung mehr, sondern absehbare Realität. Dass diese Kommandos nicht von regulären Streifenpolizisten gestoppt werden können, dürfte klar sein.
Wer stoppt diese Männer dann? Können die solange Passanten erschießen, bis ihnen die Munition ausgeht?
Ich gehe mal davon aus, dass die zuständigen Sicherheitsbehörden sich mit dieser Frage beschäftigen. Und ich als Bürger möchte einfach möglichst bald eine Antwort auf diese Frage bekommen. Welche Uniform die „Guten“ dann tragen werden, ist mir dabei übrigens völlig schnurz. Ob Landes-Polizei, Bundespolizei, Bundeswehr – ist mir vollkommen egal.
Aber eine Antwort hätte ich gerne – und bin da sicher nicht alleine.
Mit freundlichen Grüßen…“
Und hier die Antwort:
„Sehr geehrter Herr XY,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage vom 18. November 2015 zum Thema Innere Sicherheit.
Die deutschen Behörden tun alles in ihrer Macht stehende, um einen terroristischen Anschlag in Deutschland zu verhindern.
Ich kann die Sorgen und die Fragen vieler Menschen gut verstehen, doch ein absoluter Schutz vor terroristischen Anschlägen kann nicht gewährleistet werden.
Auf keinen Fall dürfen wir uns der Angst vor dem Terrorismus beugen. Der Besuch eines Fußballspiels, eines Weihnachtsmarktes oder einer anderen Großveranstaltung mag in diesen Tagen Anlass für manche Abwägung sein und doch wäre es gänzlich falsch, grundsätzlich darauf zu verzichten.
Mit freundlichen Grüßen“
Fazit: Hr. Henke hat von der „BFE+“ offfenbar noch nix gehört. Nun ja, vielleicht konnte ich wenigstens einen kleinen Beitrag zur Abgeordneten-Sensibilisierung leisten…
@audio001
Die Benennung der Truppe erscheint für Außenstehende in der Tat ungewöhnlich. Nach Studium der auch hier benannten Links (einige weiter oben) allerdings ein alter (Polizei)Hut.
Neu ist allein das (+) als Kennzeichen zusätzlicher Befähigungen.
Dieser Zeit-Artikel ist zum Teil in der Tat ziemlich hanebüchen. So heißt es da:
„Was logisch klingt, ist aus gutem Grund rechtlich nicht ganz so einfach. Welche Waffen Polizisten im Dienst einsetzen dürfen, regeln die Landespolizeigesetze. In den meisten Bundesländern sind nur Schlagstock, Pistole und höchstens Maschinenpistole erlaubt.“
Dann frage ich mich wie das mit den SEKs der Länderpolizeien ist? Die sind doch schon länger mit Sturngewehren ausgestattet…
Desweiteren wird in dem Artikel behauptet, dass ein Streifenpolizist mit seiner Dienstpistole völlig ausreiche um mit Kalashnikows bewaffnete und ggf. in Kriegsgebieten ausgebildete Terroristen zu stoppen. Als Beweis dient hierbei der Einsatz der beiden französischen Polizisten, die zu Beginn der Geiselnahme im Bataclan in das Gebäude eingedrungen sind und einen Terroristen ausschalten konnten. Das sie sich anschließend zurück ziehen mussten und das es auch völlig andere Situation (siehe Anschlag auf Charlie Hebdo) gibt wird ignoriert.
Ich habe die Zeit eigentlich für ein Qualitätsmedium gehalten, aber dieser Artikel wirft da echt Zweifel auf.
@ funker07, danyx
Woher kommt das Personal?
Die Zeit hat da mit „Die Polizei spielt Krieg“ einen recht informativen Artikel. (Stephan L. hat den ja schon erwähnt, wenn auch nicht benannt.)
„Alle Truppen, ob SEK, MEK oder GSG9 haben weniger Personal als Planstellen. Kein Wunder also, dass die erste Staffel der BFE+ aus einer bestehenden Einheit hervorging, die einfach umgewidmet und neu trainiert wurde. […]
Die Bundespolizei hat das Personal „ausgeschwitzt“, wie Bundespolizeipräsident Dieter Romann sagt. Sie hat sie also aus einem Bestand genommen, dem eigentlich jetzt schon Leute fehlen. „
@Boots on the Ground | 17. Dezember 2015 – 6:51
Aus Polizistensicht vielen Dank für diesen Post; sie haben alles gesagt, was zu diesem Artikel in der „Zeit Online“ zu sagen ist. Es ist halt jetzt, einen Tag nach der Vorstellung der Einheit, die Stunde der selbsternannten „Sicherheitsexperten“ und der Kritiker. Das beruhigt sich bald wieder.
Ich bin nur gespannt, wie lange es dauern wird, bis bestimmte bekannte Politiker die Auflösung der Einheiten verlangen werden, und das unter Berufung auf dieselben Argumente.
Zur Trainingsdauer der Einheit, die heute in einigen Medien ebenfalls häufig als viel zu kurz kritisiert wird: Natürlich haben diese Kollegen nicht bei NULL angefangen. Das sind alles fertig ausgebildete Polizeibeamte mit Zusatzausbildung BFE. Deswegen schätze ich die zitierten acht Wochen (so sie denn korrekt sind) Zusatzausbildung BFE+ gar nicht als gering ein. Schon gar nicht, wenn die GSG 9 einen großen Teil der Ausbildung übernommen hat.
Also die BFE+ sind doch Bundespolizei. Und die haben ja auch Schutz-/Sicherungsaufgaben für das AA im Ausland (Botschaften etc.) Und deshalb hat die BuPo natürlich auch Sturmgewehre und die sind afaik identisch mit den Sturmgewehren der GSG 9 und auch KSK: G36 mit kurzem Lauf. Natürlich hat die BuPo auch Präzisionswaffen, als Standard-Gewehr sind die aber mit dem Kurzlauf-G36 genau so zufrieden wie ihre Kollegen von KSK und GSG 9.
@J.R.
;-) Na. Der ’nicht benannte‘ Artikel wird hier seit gestern abend heftig debattiert. Sollte Ihnen das tatsächlich entgangen sein?
@all
Und ich hatte gedacht, die Diskussion hier würde sich aufs G36 konzentrieren. So kann man sich täuschen. Wird es halt ein – singulärer! – Ausflug in den Bereich der Inneren Sicherheit…
@Klaus-Peter Kaikowsky „Verwischung von Pol – Mil, nicht bei uns, bei der eindeutigen Gesetzeslage.“:
Die Verwischung kann auch darin bestehen, dass ein Polizist ein Problem mit einer anderen Haltung angeht.
Kann jemand, der trainiert ist, gegen Terroristen zu kämpfen, dieses Training in anderen Situationen vollständig beiseiteschieben?
Soll er es überhaupt vollständig beiseiteschieben oder kann es nicht auch in anderen Situationen nützlich sein?
An dieser Stelle finde ich den kürzlich in der WP erschienenen Artikel Creating guardians, calming warriors interessant.
@ T.W.
Naja, die Frage „Woher kommt das Personal“ war noch offen, und ohne Titelangabe sind Artikel ist das mit dem Wiederfinden von Artikeln so eine Sache. Von daher ja: Der Artikel war hier nicht unbekannt, und vielleicht war ich überpenibel.
Auf der anderen Seite war mir diese Antwort recht wichtig, auch weil sie den PR-Charakter der ganzen Maßnahme deutlich macht (und die hier in den Kommentaren von KPK und audio001 angeführten angeblichen „zusätzlichen Stellen“ ja auf absehbare Zeit nur auf dem Papier existieren werden).
Tatsächlich hab ich vorher nochmal gegengecheckt, ob es wirklich der Artikel ist, auf den sich BotG bezieht. Eben weil er gut und sachlich geschrieben ist, und ich die Vorwürfe „hahnebüchern“ und „ideologische Perspektive“ immer noch nicht nachvollziehen kann. Aber wer die Militarisierung der Polizei trotz der amerikanischen Trends und dem zweifelhaften Mehrwert des BFE+ pauschal als Nicht-Thema abtut sollte vielleicht mal selbst die ideologischen Scheuklappen absetzen. ;)
Lesenswerter Artikel zu dem Thema ist nebenbei „In Iraq, I raided insurgents. In Virginia, the police raided me.“
@T.Wiegold | 17. Dezember 2015 – 11:15
In diesem Fall liegen die Einsatzkräfte der inneren und der äußeren Sicherheit mal wieder sehr dicht beieinander. Technisch und taktisch.
Ich hab´s schon mal hier gesagt: Es ist sehr schade, dass für die Themenfelder der inneren Sicherheit kein vergleichbares Forum im deutschsprachigen Internet existiert. Die kurzen Abstecher, die wir hier bei Ihnen in die innere Sicherheit machen dürfen, haben dafür mehr Qualität als das meiste, was man sonst so in den Medien und im WWW zu lesen kriegt. Danke dafür!
@Ein Leser: Der Vergleich zwischen Policing in den USA und Deutschland ist ein Äpfel-Gulasch-Vergleich, nicht nur sind die Bedrohungslagen unterschiedlich, sondern auch das Training – und beide stimmen nicht unbedingt mit der Realität überein.
Wenn Sie sich mit der Realität des Policing in Deutschland beschäftigen, werden Sie feststellen, dass die Einstellung vieler Polizisten inkl. der Führungsebene ohnehin jede mögliche Militarisierung verhindert: In der Bundespolizei wurde (zumindest zeitweise) die Orientierungsausbildung mit Karte und Kompass abgeschafft, weil „zu (para-) militärisch“, Formalausbildung und Drill in der Ausbildung allg. finden aus dem gleichen Grund nur vereinzelt statt. Ein führender Funktionär einer der Polizeigewerkschaften argumentierte in der Gewerkschaftszeitung, dass die Polizei ein Jagdgewehr bräuchte, um ausgebrochene und aggressive Tiere zur Strecke zu bringen – die teilweise noch vorhandenen StGw G1 und G3 könnte man dafür nicht verwenden, weil der Ausbildungsaufwand zu hoch (-> man vergleiche MP5 und G3) wäre und die StGw zu militärisch wären… wohlgemerkt: weder Kaliber noch Optiken waren das Problem, sondern das Aussehen!
@huey
die GSG 9 wurde nach dem Desaster bei der Geiselbefreiung in FFB gegründet.
Der erste Großeinsatz war die Erstürmung der „Landshut“ bei der keine Geisel getötet wurde.
Ein weiterter bekannter Einsatz waren die Festnahmen in BAD KLEINEN bei denen ein Bundespolizist getötet wurde.
Die GSG 9 wird bei Großlagen und besonderen Lagen immer wieder eingesetzt, wenn Sie von den Ländern angefordert wird.
Insbesondere auch dann, wenn es gegen OK geht. z.B hat GSG9 das Anwesen des Hell Angels President Hannover gestürmt.
Woraus leiten Sie Ihre Einschätzung die Polizei würde mit Verbrechern nicht fertig ab?
Zurück zum Thema G36: dem Autor des Artikels scheint gar nicht bewusst zu sein, dass die Bundespolizei standardmäßig über Sturmgewehre verfügt und auch verfügen muss – allein schon um aggressive Tiere zu töten, (Wildschweine, entlaufene Rinder) die eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen. Das kommt selten vor, aber wenn, dann sind meist auch Polizisten mit G3 zu sehen. Das G3 wurde nach Ausmusterung beim Bund bei der Bundespolizei eingelagert – und da dürften auch noch G1 vorhanden sein (wenn die nicht schon in Afrika oder verschrottet sind).
Ich ergänze mal mit Auszügen aus dem Wikipedia-Artikel zum G3, um zu verdeutlichen, wie unqualifiziert der Artikel eigentlich zum Thema „Polizei und Sturmgewehre ist“: „Auch in der Bundesrepublik wurde die Waffe bei der Landes- und Bundespolizei eingeführt. Beim Zollgrenzdienst ersetzte das G-3 ab 1974 den bis dahin geführten Karabiner ZK 52. […] Bisher wohl noch kaum bei Schusswechseln mit Straftätern eingesetzt, wird sie wegen der gegenüber der Pistolenmunition stärkeren Energieabgabe hin und wieder zum Beispiel zum Töten von entlaufenem Nutzvieh benutzt. Auch bei der Justiz war und ist das G3 als Waffe zur Bewachung von Justizvollzugsanstalten im Einsatz. Einige Länder haben sie jedoch mittlerweile durch eine semiautomatische Variante des G36 ersetzt (z. B. Brandenburg, Sachsen).“
@ ein Leser
Polizisten, die ein 6wöchiges Spezialtraining absolviert haben, laufen wohl kaum eine solche Gefahr, falsch im Umgang mit normalen Straftätern zu handeln, wie Soldaten, die eine wie auch immer geartete „Umschulung“ zum Hilfspolizisten gemacht haben.
Beispiel: In Frankreich kommen Soldaten teilweise direkt aus dem afrikanischen Auslandseinsatz auf die Pariser Straßen – mit allen unkalkulierbaren Risiken wie (unerkanntem) PTBS und möglichen Überreaktionen. Jetzt wird überlegt, den französischen Soldaten, mehr Rechte über die Selbstverteidigung hinaus zuzugestehen (vergleichbar Rules of Engagement) Bei andauerndem Ausnahmezustand verständlich, aber DAS ist gefährlich – im Gegensatz zu einer Zusatz- und Fortbildung der deutschen Polizei.