Kritik vom Rechnungshof: Millionen für ungenutzte Hägglund-Fahrzeuge

Haegglund_BV206S_Bischofswiesen2015

In den Bemerkungen des Bundesrechnungshofes sind Bundeswehr und Verteidigungsministerium in diesem Jahr recht glimpflich davongekommen, im Vergleich zu früheren Jahren – und haben sogar ein Lob von den Prüfern bekommen, für die Beibehaltung der Luftlandeausbildung in Altenstadt. Aber natürlich gab’s auch in diesem Jahr die ganz alltägliche Dosis Wahnsinn: Mit Millionenaufwand wurden (ungeschützte) Transportfahrzeuge modernisiert – die entweder gar nicht oder jedenfalls nicht in dieser Zahl benötigt werden.

Es geht dabei um das Kettenfahrzeug Hägglund, als Überschneefahrzeug bei den Gebirgsjägern im Einsatz. Davon gibt es die geschützte Version BV-206S, aber auch noch 162 ungeschützte Fahrzeuge des Typs BV-206D. Da für die Einsätze seit Jahren vor allem geschützte Typen genutzt werden, standen und stehen die ungepanzerten Hägglund mehr und mehr rum: Die Fahrzeuge wiesen in den letzten Jahren eine jährliche Laufleistung von durchschnittlich 330 km auf. Diese verringerte sich bei den ungeschützten Fahrzeugen seit Jahren kontinuierlich. Bei den geschützten Fahrzeugen stieg sie leicht an, berichten die Prüfer.

Vor dem Hintergrund ist dann, so bemängelt der Rechnungshof, nicht so ganz zu verstehen, warum die Bundeswehr nicht nur an den ungeschützten Hägglund (selbst ohne Zulassung)  festhält – sondern die ungeschützte Variante auch noch aufrüstet:

30 Fahrzeuge bewegte die Bundeswehr zuletzt überhaupt nicht. Bei einigen Fahrzeugen baute sie ein altes Funksystem aus. Dadurch verloren sie ihre Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr. Pläne, die Fahrzeuge zum Material- oder Personaltransporter umzubauen, setzte die Bundeswehr nicht um. Die Bundeswehr möchte auch künftig nahezu alle Fahrzeuge in ihrem Fuhrpark halten.
In 152 der ungeschützten Fahrzeuge lässt die Bundeswehr seit dem Jahr 2014 für 6,6 Mio. Euro einen Überrollschutz einbauen. Dieser soll verhindern, dass die aus Kunststoff hergestellte Fahrgastzelle bei einem Fahrzeugüberschlag zerstört wird. Der Materialerhalt dieser Fahrzeuge kostet jedes Jahr 3,5 Mio. Euro.

Nun ja, da wurde schon mehr Geld versenkt… Andere Beispiele für nicht so ganz nachvollziehbare Millionenausgaben aus diesem Jahr sind die Zwischenstationierung des Artillerielehrbataillons und fünf Millionen Euro für unnötiges Zubehör von Rettungswesten. Nicht so sehr ums Geld, sondern um die Gefahren geht’s bei schweren Sicherheitsmängeln in IT-Systemen.

Aber, das Positive! Rund 50 Millionen Euro werden eingespart – weil die Sprungausbildung in Altenstadt in Bayern bleibt und nicht, wie geplant, nach Oldenburg verlegt wird. Das rechnet der Bundesrechnungshof seiner Kritik an dem geplanten Umzug an. Nun mag das einen Teil dazu beigetragen haben, vermutlich aber war politisches Lobbying aus Bayern da doch irgendwie beteiligt…

(Foto: Hägglund, hier in der geschützten Version BV-206S, beim Tag der Bundeswehr 2015 in Bischofswiesen – Bundeswehr/Hannemann)