Neues NATO-Zentrum für ‚Counterintelligence‘ in Polen
Die NATO baut ein neues Center of Execellence auf, diesmal für Counterintelligence, und zwar in Krakau in Polen. Auch Deutschland wird sich daran beteiligen. Die entsprechende Absichtserklärung wurde vergangene Woche beim Allied Command Transformation in Norfolk, Virginia, unterschrieben.
Da das derzeit von einer deutschen Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) als neue Exklusivnachricht verkündet wird, mit dem entsprechenden Sensations-Drive, hier mal die schon ein paar Tage alten Mitteilungen aus anderen NATO-Staaten dazu:
Slovakia and Poland are planning to build a centre for the counterintelligence capabilities of NATO countries, according to Defence Ministry spokesperson Martina Balleková. The main role of the so-called Centre of Excellence for Counterintelligence will be education and training in the field of counterintelligence. The countries that have expressed interest alongside Slovakia and Poland are Germany, Italy, the Czech Republic, Hungary, Lithuania, Romania, Croatia and Slovenia.
The United Kingdom, the United States, France and other NATO countries are due to sign up in 2016. The centre should help NATO to deal with hybrid armed threats. Its establishment fits in with NATO’s objective of improving intelligence services, which is a prerequisite for making rapid and appropriate decisions.
Lithuania became one of the Sponsoring Nations (SN) for the NATO Counter Intelligence Centre of Excellence (NATO CI COE). Also, one Lithuanian officer will be assigned to the NATO CI COE based in Krakow, Poland.
The Memorandum of Understanding on the establishment of the NATO Counter Intelligence Centre of Excellence with Poland and Slovakia as Framework Nations (FN) was signed at a ceremony in Norfolk (U.S.A.) on 29 September by FN and SN representatives, including a representative of Lithuania Colonel Romualdas Petkevičius, National Liaison Representative for Transformation at the Headquarters, Supreme Allied Commander Transformation (HQ SACT), located in Norfolk.
Other Sponsoring Nations for the NATO CI COE are the Czech Republic, Germany, Hungary, Italy, Romania, Slovenia and Croatia. (…)
As the primary hub of NATO expertise in military counter-intelligence, the new COE aims to expand the capabilities of the Alliance and its member nations to enhance NATO counter-intelligence and improve interoperability. The Centre will accelerate NATO adaptation and operations by supporting the development, promotion and implementation of new policies, concepts, strategies and doctrine.
Die interessante Frage ist allerdings, warum Deutschland seine Beteiligung bislang nicht offiziell mitgeteilt hat – oder habe ich da was übersehen?
„Nations with interest“ und „sponsoring nations“ legt ja nicht unmittelbar nahe, dass man sich auch personell beteiligt… Wird zwar letztendlich so sein, aber die Formulierungen sind da doch relativ weich.
Kann man alles nicht wirklich ernst nehmen.
@Klabautermann
Ihre Auffassung “ …nicht wirklich ernst nehmen“ könnte ich teilen, käme das Ansinnen zu CI (Abschirmung) irgendwo aus NATO-Europa gar der EU.
Da aber Allied Command Transformation / Norfolk dahintersteht, lautet meine Bewertung U.S.-driven, muss also Hand und Fuß haben. Wenn es Kompetenz bei CI gibt, dann in U.S.-FRA-GBR Diensten. Wir gehen dort ausschließlich als Azubi zu Werk.
„Auch Deutschland wird sich daran beteiligen“ ist oben gepostet. Soweit, sogut!
Kann mich irren, aber ist CI bei uns nicht Domäne des MAD, mit bekannter Abschottungstendenz den SK gegenüber, rechtlich zwar vorgegeben, aber eben Fakt? Dann sollte in Polen also der MAD zur Stelle sein, mittels MAD-Amt?
Dass AMK diesbezüglich nicht untätig bleibt ist ebenso Fakt, aber die werden sich dort nicht blicken lassen, als Akteure.
Mich deucht eher, dies könnte CIRK-Domäne werden.
Kann mir mal bitte jemand erklären was so ein CI-Zentrum eigentlich macht. In Deutsch und ohne Abkürzungen, Danke.
@Stefan Büttner
Ein Versuch, mehr nicht!
„Centre of Excellence for Counter Intelligence (CI)“ = Kompetenz- und Schulungszentrum für Spionage- und Terrorismusabwehr.
Die Spionageabwehr, insbesondere gegen die russischen Nachrichtendienste, soll verbessert und das Wissen aus den Nato-Mitgliedsstaaten zusammengeführt werden.
Nato-Personal wird geschult, tauscht Wissen aus und erarbeitet gemeinsame Konzepte und Analysen zur Abwehr gegenerischer nachrichtendienstlicher Angriffe. Naheliegend, dass Putins Reich im Zentrum des Interesses stehen wird. Persönlich kann ich mir auch vorstellen, den Raum der Levante zu betrachten, ist aber rein spekulativ.
Für DEU kommen dabei – aus militärischer Sicht – der BND und der MAD als für die Sicherheit der Streitkräfte zuständige Dienste in mitarbeitender Rolle zum Tragen.
Intern dürfte die Standardisierung von Verfahren sowie die Aufstellung gemeinsamer Regeln und Vorschriften bis hin zur Schaffung eines „Geistes Spionageabwehr NATO“ zu erreichen sein. Wesentlich ist die Aufstellung einer Dokumentenland, die Basis von Konzeption (policy) und Ausbildungsvorgaben sein muss.
Es wäre aufschlussreich zu erfahren, inwieweit bestehende Vorgaben der NATO AJP-Reihe 2, Intelligence, grundlegend sein wird. (AJP= Alliied Joint Publication). Denn es ist natürlich keinesfalls so, dass NATO bei NULL beginnt. Das eigentlich Neue ist die Aufstellung des COE (Centre of Excellence=Kompetenzzentrum). Natürlich wird es dazu, was auch richtig ist, keinerlei Informationen geben können, da alles „eingestuft“ sein dürfte.
Da die USA, FRA und GBR erst ab 2016 dabei sein werden, wird es sicher auch dann erst richtig losgehen können.
Diese Einrichtung, gab es da etwas vergleichbares in den verschiedenen Deutschen Streitkräften? Danke für den Versuch der Erklärung!
@Stefan Büttner
NVA mir nicht bekannt, nehme aber zu 150% an, dass der STASI-Staat dergleichen hatte.
Bw, es gab / gibt Einrichtungen die entsprechend ausbilden. Das ist übrigens Standard, um auch nur halbwegs ernst genommen zu werden, – bei den Großen von CIA, MI 6 und Direction Générale de la Sécurité Extérieure (DGSE).
@KPK 15:16:
Wieso ist das automatisch US-Driven nur weil ACT dahinter steht. Das Allied Command Transformation ist nun mal für die Weiterentwicklung der NATO (Sprich Doktrin, Ausbildung etc.) zuständig, da passt eine solche Einrichtung 100 Prozent rein. ACO hat andere Aufhaben und ist nicht mehr und micht weniger US-Driven.
Oh, lieber Himmel, was hab ich gelacht: „U.S.-driven, muss also Hand und Fuß haben….“
Der war gut !
note to the readers: ACT ist eine rein bündnispolitische „Krücke“. Die USA wollten schon im Vorlauf zum 1999 Washington Summit SACLANT mehr oder weniger abschaffen, aber natürlich den SACEUR-Hut behalten. Die Europäer haben sich dann zähneknirschender Weise darauf eingelassen, dass SACLANT zu ACT mutierte mit einem europäischen COM, aber letztendlich ohne echten strategisch-operativen Mehrwert: ACT beschäftigt sich mit esoterischer Baumwollspinnerei in Sachen Doctrin&Procedures sowie der Ritualistik des Force Planning und natürlich mit Evaluation,Training and Exercising sowie der Capability Integration, das Capability Development hat man mittlerweile auch eingestampft………und ich weiß verdammt genau wovon ich schreibe, denn 96-99 trug ich einen policy&plans branchchiefhut für/bei SACLANT und 20010 bis 2012 einen CapIntegraion DepHead-Hut für/bei ACT…..
ACT isz nichts weiter als eine „Platz am Fenster“-Organisation (nach japanischem Vorbild) für europäische surplus Sterneträger, wohl behütet durch US/CAN CoS ;-)
Bei der Beurteilung welche Nation am ehesten Druck hinter dieses Thema bringt, sollten vielleicht auch der Standort des CoE und die Framework-nations bedacht werden. Wenn das CoE sich mit Counterintelligence und Hybrider Kriegführung beschäftigen soll, sind Polen und die Slowakei schon die richtigen Adressaten, denn Polen fühlt sich von einem hybriden Kriegsszenario am meisten bedroht, unternimmt derzeit starke Verteidigungsanstrengungen und verfügt über erhebliche Erfahrung mit russischem Nachrichtendienstvorgehen (denn Russland wird von Polen als wahrscheinlichster Gegner angenommen). USA, GBR und FRA können mit Sicherheit Expertise und vor allem Mittel beisteuern, aber grundsätzlich können Polen und die Slowakei auch ohne deren Mitarbeit bereits zielfrührend arbeiten, wenn reales Interesse besteht. Es war seinerzeit ja auch kein Zufall dass das CoE für Cooperative Cyber Defense nach Estland ging, sondern begründet in der estnischen Anfälligkeit für dieses Thema.
@Klabautermann:
Sie sind aber ganz schön fies in Ihrer Bewertung des ACT. Klar könnte man den Laden auflösen, die Ausbildungseinrichtungen der NATO direkt dem ACO unterstellen, das personell ein wenig aufpumpen und das ACO/SHAPE zum richtigen „Oberkommando“ der NATO machen. Aber haben Sie doch Mitleid mit den armen Generalen, die dann keinen weiteren Stern mehr erwerben können.
Und dann gibt es ja auch mindestens einen DDO weniger, was für den ein oder anderen Oberst oder Wasseroberst ja eine nette Aufgabe sein kann. ;-)