Bundeswehr-Einsatz im Norden Malis: Noch vieles offen
Seitdem die Bundesregierung im August eine deutlich weiter gehende Beteiligung an der UN-Mission im unruhigen Norden des westafrikanischen Staates Mali angekündigt hat, ist klar: das dürfte einer der schwierigsten und robustesten Einsätze der Bundeswehr werden – in einem Umfeld, das unverändert von Kämpfen mit islamistischen Milizen und von Sprengfallen geprägt ist. Absehbar war auch, dass die von den Niederlanden gewünschte Unterstützung ihrer Soldaten in Nord-Mali vor allem von deutschen Aufklärungskräften geleistet werden soll; Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte das im Oktober so formuliert: Da kann die Bundeswehr mit ihren hohen Aufklärungsfähigkeiten ab Frühjahr 2016 entlasten.
Der Kollege Marco Seliger hat in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) am (heutigen) Mittwoch mal den Zwischenstand nach den bisherigen Erkundungsergebnissen zusammengestellt:
• Die absehbare Größe des geplanten deutschen Kontingents schwankt zwischen 400 und 700 Soldaten – mit diesen Größenordnungen zitiert die FAZ den CDU-Verteidigungspolitiker Ingo Gaedechens (700) und den SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold (400 bis 500).
• Kern des deutschen Verbandes soll eine verstärkte Aufklärungskompanie werden, gestellt vom Aufklärungsbataillon 6 aus Eutin. Sie könnte mit Fennek-Spähwagen am Boden und mit Luna-Aufklärungsdrohnen für ein besseres Lagebild sorgen.
• Ein Einsatz von Heron-Aufklärungsdrohnen, wie sie derzeit für die Bundeswehr in Afghanistan fliegen, ist nicht geplant.
• Noch völlig offen scheint, ob langfristig auch Bundeswehr-Hubschrauber nach Mali geschickt werden sollen. Die Niederlande bleiben vorerst mit ihren Apache-Kampfhubschraubern präsent; Transporthubschrauber sind aber ein ständiger Engpass.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte die Zahlen nicht kommentieren, verwies aber darauf, dass für die nächste Zeit noch mehrere Erkundungen geplant seien. Erst danach könne belastbar abgeschätzt werden, wie viele deutsche Soldaten für den Einsatz nötig seien.
Das Deutsche Heer hat mit dieser Mission übrigens noch ein weiteres Problem, das auch im FAZ-Bericht erwähnt wird: Seit einem Jahr steht in Deutschland ein Einsatzkontingent zur Unterstützung der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine in Bereitschaft – dafür werden rund 500 Soldatinnen und Soldaten aus wechselnden Einheiten bereitgehalten. Hintergrund ist das deutsche Angebot an die OSZE, die Waffenstillstandslinie in der Ostukraine mit Luna-Drohnen zu überwachen. Allerdings glaubt inzwischen kaum noch jemand, dass die OSZE dieses Angebot auch wahrnimmt – doch die Soldaten sind gebunden und können nicht einfach woandershin geschickt werden, zum Beispiel nach Mali. Die Bundesregierung müsste sich also dazu durchringen, dieses Angebot zurückzuziehen. Das ist vermutlich nicht von praktischer Bedeutung, aber von politischer Relevanz.
Drohnen sind für die MINUSMA-Mission ohnehin eine der Mangelressourcen. Im Mai hatte Schweden damit begonnen, unbemannte fliegende Systeme für die UN-Mission einzusetzen:
#Sweden #Mali Après Gao, la MINUSMA s’équipe de drones à Tombouctou http://t.co/JGfgort8UU pic.twitter.com/n4es4A7umv
— MINUSMA (@UN_MINUSMA) 15. Mai 2015
und hat die Erfahrung gemacht, dass neben der optischen Aufklärung mit Drohnen eine SIGINT-Ausstattung (Signal Intelligence) sinnvoll wäre. Außerdem würden, so berichtet Flightglobal, Drohnen mit größerer Reichweite benötigt:
The UN also requires a larger UAV with more range to operate in the Northern part of Mali, and is in the process of awarding a civilian contractor an award for this, which is understood to be between Qinetiq with the Israel Aerospace Industries Heron and Thales with the Hermes 450 UAV.
Der offensichtlich laufende Vergabeprozess an einen zivilen Betreiber ist möglicherweise auch der Grund, warum die Bundeswehr einen Einsatz von Heron-Drohnen nicht in Betracht zieht.
(Archivbild Februar 2015: Les contingents du Niger et du Bangladesh lors d’une opération militaire à Ansongo – MINUSMA/Marco Dormino)
Kein Heron 1 für Mali.
„Der im Erkundungsbericht empfohlene Einsatz der leistungsstärkeren Heron-1-Drohne wurde vom Verteidigungsministerium verworfen. Einen Grund wollte ein Sprecher nicht nennen. Allerdings verfügt die Bundeswehr nur über drei große Drohnen, die sie von Israel geleast hat. Sie befinden sich derzeit in Afghanistan.“
Der Grund dürfte banal sein.
Kein Personal/Material für Parallelbetrieb AFG und Mali.
Und bei dieser Grosswetterlage wird man keinesfalls Truppen aus AFG abziehen wollen.
Deshalb LUNA. So einfach ist es manchmal.
P.S.: Mit welchen Drohnen soll eigentlich die Grenze D – Ö gesichert werden? Kalt/Regen/Schnee/Wind? Nur mal so nachgefragt, weil dies gerade in den Medien herumschwirrt. Summsummsumm….
@CRM-Moderator
Petitesse, oder auch Korinthe.
Aber um der sprachlichen Klarheit willen, mit in Frage kommenden DEU UAS kann nicht gesichert werden, wohl aber aufgeklärt und überwacht.
Wenn schon im Medialen begrifflich weitestgehend Murks „berichtet“ wird, mit dem Ergebnis der Verdummung von Bevölkerung, sollte allerdings hier im Fach-blog korrekt gepostet werden.
Die merkwürdigen Wünsche nach Bw-Drohnen an der deutschen Grenze… lassen wir bitte aus diesem Thread raus. Wenn sich das aus dem Wünsch-Dir-Was-Bereich in Richtung Realität bewegen sollte, mache ich gerne einen neuen Thread dazu auf.
Ohne die „Operation Barkhane“ wäre MINUSMA eigentlich gar nicht „machbar“.
Dazu ein sehr guter Artikel auch auf FAZ. “ Bundeswehr in Mali Zeichen an den Bündnispartner“. Falls die Franzosen ihre Kräfte in GAO Richtung Osten zur Absicherung des „Passe de Salvador“ auf dem Mangeni-Plateau ausdünnen, dann müßte das deutsche Kontingent noch robuster ausgestattet sein. Südlich dieses Passes liegt die Bergbaustadt Arlit, wo der französische Konzern Areva Uran abbaut und die Sicherung von Arbit und der Transportwege hat höchste strategische Priorität in Paris. GAO spielt dabei eine nachgeordnete Rolle.
Das „Drohnenthema“ geht mal wieder in die falsche Richtung. Zunächst einmal stellt sich die Frage welche „Aufklärungsleistung“ die BW für die VN bei MINUSMA erbringen soll, Dann rechnet man durch, was diese Leistungserbringung z.Bsp. mit deutschen Heron kosten würde und fragt bei den VN an, ob die sich das leisten können. Dann stellen die VN fest, dass ein ziviler Contractor viel billiger ist und lehnen dankend ab. Wenn die BW dann LUNA mitschleppt zur Unterstützung der Kontingentabsicherung, dann zahlt sie das eben selber und die VN sind „fein raus“. Das selbe Spielchen läuft bei der „Rettungskette“: falls die VN keine MINUSMA-weite Rettungskette finanzieren können, dann müssen eben die Force Contributing Nations das selber stellen oder sich mit Partnern absprechen….also wir mit den NL, bzw. mit den Franzosen, die ein Lazarett in GAO unterhalten. VN-Operationen werden völlig anders geplant als z.Bsp. NATO-Operationen.
Wenn ich das richtig verstanden habe:
Wir schicken (sollen schicken) eine Aufklärungskompanie verstärkt mit einer Aufklärungsbatterie Luna (oder nur einem Zug) da hin.
Wie groß ist so eine Aufklärungskompanie, wie groß ist der LUNA-ZUG (kann ich mir in etwa vorstellen).
Was ist dann der Rest zu den anvisierten 400 bis 700 Soldaten? Gut, einige Soldaten haben wir schon, ich finde aber die Anzahl gerade nicht. Aber der Rest?
Meine Vermutung ist, dass viele der anderen Dienstposten an die „notwendigen Übel“ (Stab, Instandsetzung, Versorgung, etc.) gehen werden.
Worauf ich hinaus will: Es wäre vielleicht sowohl für das Parlament als auch für den Rest interessant was aus „bis zu 700 Mann“ letztendlich als „Boots on the ground“ übrig bleibt.
Bevor Nachfragen kommen: „Notwendiges Übel“ bitte nicht falsch verstehen, ohne diese Kameraden geht es nicht, es dient nur zur Abgrenzung zwischen Kameraden die draußen sind und denen die drinnen sind,
Werferfehler
Hallo , ich habe eine Frage:
wenn die Bundeswehr böse Islamisten auf fremden Kontinenten bekämpft können diese im Anschluß dann in der BRD Asyl beantragen ?
Sicherlich sind diese ja dann auf der Flucht oder zumindest politisch Verfolgte.
Zumindest rein dürfen alle, nicht wahr?…..
„Was ist dann der Rest zu den anvisierten 400 bis 700 Soldaten? Gut, einige Soldaten haben wir schon, ich finde aber die Anzahl gerade nicht. Aber der Rest?“
in punkto tooth to tail ratio war die bundeswehr schon immer unrühmliche spitze.
gerade neben den diesbezüglich meist recht asketischen franzosen ist das recht peinlich
was man mit der expedition mali letztendlich strategisch erreichen will und inwiefern das deutsche kontingent dazu beitragen soll ist weiterhin enigma
Schade, daß es keine Verzahnung mit den US-Kräften gibt, die via Africom am Boden, in der Luft und die beiden Etagen drüber bereits vor Ort präsent sind. Aber die USA beteiligt sich an MINUSMA nur mit Polizeikräften und wird absehbarerweise ihre Intel und Wirkmittel weder Dritten auf die NAse binden bzw. zur Verfügung stellen.
@KPK:
„Aber um der sprachlichen Klarheit willen, mit in Frage kommenden DEU UAS kann nicht gesichert werden, wohl aber aufgeklärt und überwacht.“
Was wäre denn unter „sichern“ zu verbuchen?
@klabautermann:
„Dann stellen die VN fest, dass ein ziviler Contractor viel billiger ist und lehnen dankend ab.“
Gabs da angeblich nicht schon eine zivile Ausschreibung mit einem Sieger?
„Was wäre denn unter „sichern“ zu verbuchen?“
stellen und schlagen?
die demobilisierung der semantik verschleiert bei der BW leider mittlerweile worum es bei militärischem gewalteinsatz geht. „sichern“ ist einer dieser neoeuphemismen
schade, war die deutsche armeediktion doch mal vorbild bezüglich klarheit, schlichtheit und knappheit
@CRM
Überwachen beinhaltet eine Beobachtung/Aufklärung (-selbsterklärend-) und die Sicherung.
Bei einer Sicherung muss die Möglichkeit gegeben sein, direkte Maßnahmen ergreifen zu können, um einem ungewollten Zustand (hier Eindringen) zu begegnen.
Wie das eine unbewaffnete Drohne schaffen soll, weiß ich nicht. Bewaffnet wäre die Möglichkeit – zumindest theoretisch – vorhanden, sicherlich aber nicht gewollt.
Gesichert werden müsste die Grenze also letztlich durch boots on the Ground (Polizei).
@CRM-Moderator
Sicherung ist eine „Allgemeine Aufgabe im Einsatz“. Inhalt sind alle Maßnahmen zum Schutz von Truppe, Räumen (also z.B. auch Grenzen) und Objekten gegen Zugriff. Sie soll Zeit und Raum für Gegenmaßnahmen schaffen.
Sicherung ist ausschließlich mit Truppe möglich, die solche Aufgaben in der Lage ist physisch, auch gegen Widerstand, durchzusetzen.
Wenn ich demnach „Sicherung“ – der Grenze(n) – militärisch verstehe, bedarf es Truppe, die ein Mandat hat, dies durch zuziehen. Sicherungskräfte umfassen bis zu 1/3 der Gesamtkräfte im zugewiesenen AOR.
Polizeilich, – kann ich nur vermuten -, hieße dies bei gleichem „Auftrag Grenz-Sicherung“, Polizeikräfte zu beauftragen, Grenzübertritte ggf gewaltsam zu verhindern.
Demgegenüber klären UAS auf, volkstümlich: gucken und Bescheid sagen.
@CRM-Moderator
….siehe oben den letzten Absatz von @T.W.
kann noch mal jemand in the know kurz umreißen wie die abgrenzung von aufklärung zu military intelligence funktioniert?
liefern die aufklärer nur rohdaten ohne interpretation an die ASIFU (G2 etc.)?
generieren die aufklärer eigene produkte? (karten/analysen usw)
machen die auch gesprächsaufklärung a la humint oder nur abbildende aufklärung?(sigint/comint scheint ja bisher nicht organisch eingeplant)
wohin ist eigentlich die feldnachrichtenkompetenz gewandert?
wäre nett wenn das noch mal kurz erläutert wird.
Danke für die Definition des militärischen Begriffs „sichern“.
Meine Herren, es handelt sich jedoch um einen zivilen Einsatz.
Dieser zivile Einsatz hilft uns die Grenze zu sichern.
Also Grenzsicherung.
@klabautermann:
Ja. Der Hausherr spricht von einem noch laufenden Vergabeverfahren. Das kann aber schon einen Sieger haben [darum ging es mir]. Ohne, dass er den Zuschlag am Ende bekommt.
‚Teeth‘ to ‚tail‘-ratio of the US Army in Vietnam was roughly 1 to 10.
Wie war das bei ISAF, auf uns bezogen, vllt weiß das jemand?
Zur Wehrmacht gibt es unterschiedliche – alliierte – Untersuchungen, die das „Kaempfer-Helfer-Verhältnis“ (Wehrmachtsbegriff) mit im Schnitt 47 : 53 bewerten.
Zurecht wird auf schwierige Einschätzung der Zahlen von Hilfstruppen, HiWi, Org Todt, Kriegsgefangenen usw verwiesen, soweit diese Aufgaben wahrgenommen hatten, die natürliche logistische Aufträge von Wehrmachts-Unformierten wären. Diese Kräfte eingerechnet wird sich das Verhältnis in Richtung Helfer bewegen.
http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=30065
Military Intelligence, unser MilNW arbeitet in den Stabselementen G2/S2 Btl-Div, KdoBehörden, in der Lagebearbeitung.
Aufklärung (HAufkl) erstellt eigene Produkte, die der Auswertung der ZeMilNW/GeoInfoW unterliegen. Jedoch „lebt“ auch die sensornahe Aufkl.
GefAufkl sowie InformationsGEWINNUNG der SK (EloKa) und OSINT liefern Beiträge, die allesamt in den IntelCycle eingesteuert werden.
Der Beitrag der Dienste besteht in der NachrichtenBESCHAFFUNG.
HUMINT ist eine Hochwertfähigkeit geworden, und FN ist eine Fähigkeit, abgebildet in den AufklKp der Brig sowie den AufklBtl der Div. Daneben findet sich FN auch bei Marine (MSK) und Lw (ObjSRgt).
Grundsätzlich ist das „teeth to tail“ Verhältnis, oder auch „Drinnies und Draussies“ schwer zu kalkulieren. Wo soll die Grenze gezogen werden? Einen Tag „draussen“ während eines Kontingentes zählt als „Kämpfer“? Unter anderem deshalb hat die Bw nach Untersuchungen davon abgesehen, einen erhöhten Auslandsverwendungszuschlag für „Kämpfer“ einzuführen. –
Wenn man als „Kämpfer“ diejenigen Kontingentangehörigen zugrundelegt, die mehr oder weniger regelmässig taktische Aufträge ausserhalb des Feldlagers erfüllten (wozu unter anderem auch die InstKr einer InfKp zählen), dann lag die Rate im Juni 2010 im PRT Kunduz bei etwa 1:13 (in anderen PRTs deutlich schlechter).
@JC
Oh Gott, hätte nicht erwartet, dass wir dermaßen „eingegrenzt“ (?), ich will nicht deutlicher werden, geworden sind.
Danke für die Info.
Es gibt wirklich keine unserer sehr kriegswichtigen Dienststellen, die sich mit SoWi, InFü, Lessons Identified/Learned beschäftigen und Auswertung betreiben???
Bevor man sich in den Details verliert, wäre ja zunächst mal zu beantworten:
Was wollen wir erreichen?
Schon bei Clausewitz heißt es:
„Man fängt keinen Krieg an, oder man sollte vernünftigerweise keinen anfangen, ohne sich zu sagen, was man mit und was man in demselben erreichen will, das erstere ist der Zweck, das andere das Ziel. Durch diesen Hauptgedanken werden alle Richtungen gegeben, der Umfang der Mittel, das Maß der Energie bestimmt, und er äußert seinen Einfluß bis in die kleinsten Glieder der Handlung hinab.“
Dazu höre ich weiterhin nichts – außer:
Wir müssen mehr Verantwortung übernehmen.
Das ist aber weder ein aus meiner Sicht ausreichender Zweck, noch ein Ziel.
Das werden noch sehr spannende Diskussionen und danach notwendige Positionierungen (Auflagen, ROE, Eigenschutz, Bewaffnung, etc).
Im obigen Bericht sollte man insbesondere die Wahrnehmung von MINUSMA in Nord-Mali im Hinterkopf behalten. Ein Thema das in der deutschen Debatte leider allzuoft vergessen wird (Blauhelme sind die Guten und friedlichen…).
@Memoria
Clausewitz war (vor)gestern, heute muß man Steven R. Mann auf der Pfanne haben:
http://strategicstudiesinstitute.army.mil/pubs/parameters/Articles/1992/1992%20mann.pdf
http://www.eurasia.org/People/honorable-steven-r-mann
@Klabautermann
Was ist an dem von @Memoria gesetztem Clausewitzzitat falsch?
Nur weil alt, von (vor)gestern? Gut ist, was neu ist, und was daher angeblich modern ist? Entscheidend bleibt doch allein, was richtig (weil bewiesen) und bewährt und nachhaltig ist.
Somit sind Erkenntnisse von Che Guevara, Niccoln Machiavelli, Heinz Guderian, Carl Von Clausewitz, Sunzi, Gerhard Von Scharnhorst modern.
Dass eigene Propheten daheim nichts gelten, trifft nachgewiesenermaßen zu, in Deutschland. Peinlich wird’s dazu stets dann, wenn in Gesprächen mit NATO-Kameraden deren Kenntniss zu gerade deutschen Militärtheoretikern überdeutlich hervortritt und auf Antwort wartet.
Ob gestern, heute oder morgen, entscheidend ist allein die Stichhaltigkeit und Anwendung unter Berücksichtigung derzeitig vorhandener Fähigkeiten.
Insofern hat dann u.U. auch ein Steven R. Mann mit Chaostheorien seine Berechtigung, nur müssen sich dessen „Erkenntnisse“ eben noch beweisen, im Gefecht.
Das z.B. „ein Cannae erleiden“ sollten uns erspart bleiben, darum hat sogar noch der Zweite Punische Krieg als Lehrthema an den Kriegsakademien, die ihre Verantwortung bewusst leben, seine Berechtigung. D.h. sogar Hannibal kann aktuellen und künftigen Absolventen aus Dresden und Hamburg gut zu Gesicht stehen.
Nach einem Bericht von TW über den Einsatz der Niederländer in Mali, haben die Niederländer eine Kontingentstärke von 450 Soldaten.
So wie man hört sollten nicht alle Fähigkeiten der NL von der Bundeswehr ersetzt werden.
Falls die Bundeswehr tatsächlich bis zu 700 Truppen schickt, währe das wohl ein deutlicher Aufwuchs der Kräfte von Minusma um Kidal. Oder kommt mir das nur so vor?
Selbst unter Berücksichtigung, dass das aktuelle Kontingent „Süd-Mali“ mit seiner Personalobergrenze von 150 Soldaten voll ausgeschöpft währe, was meines Wissens nicht der Fall ist, gäbe es für den Norden Malis mehr DeutscheTruppen, als die NL derzeit alleine stellen. Oder übernimmt die BW auch Fähigkeiten anderer Partner?
@Klaus-Peter Kaikowsky
Ohne jetzt lange zu akademisieren. Clausewitz hat sich im vor-nuklearen Zeitalter bestimmt verdient gemacht um die „Mechanik“ von Politik und Krieg….genauso wie Hannibal die Römer mit seiner überlegenen Taktik ganz schön lange in Atem gehalten hat.
Nun sind wir aber in einem anderen Zeitalter, das a. Nuklear- und nicht-nuklear bewaffnete Staaten kennt (mit global reach) und das b. so recht keine saubere Trennung mehr erlaubt zwischen Frieden und Krieg, zwischen nicht ganz Frieden und nicht ganz Krieg etc. sowie c. es „Kriegs“-Formen gibt, die zZt. von Clausewitz noch undenkbar waren, wie Z.Bsp. cyberwar. Damit stellt sich die Frage nach Strategie ganz anders und kann eben nicht auf die „klassischen“ taktischen Mechanismen konventioneller Kriegsführung reduziert werden.
Die strategischen und taktischen Möglichkeiten des Handelns sind heutzutage sowohl komplexer als auch dynamischer als Clausewitz und seine Vorväter sich haben (alp)träumen lassen. Natürlich sind unsere NATO-Kameraden immer sehr höflich und da ist es ganz normal, dass man auch als US-Amerikaner den Clausewitz kennt (man ist ja schließlich gebildet), genau wie mein dänischer „Panzerkommandeur“ immer von Guderian schwärmte…….however, der kannte auch den Steven R. Mann und wenn das Gespräch auf Strategie kam, dann war eben Schluß mit Clausewitz und Guderian
@ Klabautermann
Wenn ich mal das Ganze auf einen Kerngedanken kürzen darf:
Clausewitz‘ Dictum stellt militärische Mittel (welche explizit ist an sich erstmal irrelevant) als Werkzeug zur Erreichung eines politischen Zieles dar. Es ist aber auch eine Forderung – wenn auch vielleicht nicht vom Urheber selbst so gesehen, so speist sich diese Forderung aus der heutigen Realität – den Einsatz militärischer Mittel in ein politisches Konzept einzubinden und diesen nicht separiert davon zu betrachten. Eben das fehlt bei diesen Vorplanungen in meinen Augen völlig. Hier bewegt sich die Bundesrepublik eher zurück ins Zeitalter der Söldnerheere und absolutistisch regierender Kleinstaat-Fürsten, die schonmal eigene Soldaten für Geld an andere Staaten verpachtet/verkauft haben (z.B. Hessen in britischen Diensten während des US Unabhängigkeitskrieges). Deutsche Soldaten als „Tauschware“ für andere politische Gefälligkeiten zu entsenden und sich auf eine nebulöse „Solidarität“ zu berufen (welche, wie man seit 2008 und ganz explizit in den heutigen Tagen zu sehen bekommt, keine echte ist) hat für mich mehr als nur ein Geschmäckle.
@klabautermann
Stimme in allem zu.
Nur erlaubt das meiner Auffassung nach nicht den Umkehrschluss, (vor)gestern und daher „out“ der Damaligen. Es kommt sehr darauf an, als Richtung Begriffenes auch bei Cyber/Assymetrie/ Nuklear anzuwenden, da es die Strategie betrifft und selbige unterliegt doch immer noch dem Primat des Politischen, ist eine politische Menge!
Mit den genannten historischen /aktuellen Denkern sich zu befassen, erwarte ich nicht zuletzt daher auch von der politischen Führungsgilde.
Falls nicht, bleibt es bei „auf-Sicht-fahren“. Der Weitsichtige wird dann allerdings erwartbar langfristig im Vorteil sein.
Passt jetzt zwar besser in den Nachbarthread, aber ein Putin hat eine Strategie, als gelernter KGB-Jünger.
@csThor
Da bekommmen Sie von mir keinen Widerspruch. Das Problem ist – ganz einfach ausgedrückt – dass Deutschland sich seit Jahrzehnten den Luxus erlaubt, keine eigene Strategie zu „pflegen“. Deutschland macht willigst mit bei den „Strategien“ der NATO, der VN, der EU oder auch OSZE und stellt dabei wahlweise Schecks oder Soldaten zur Verfügung, aber eben nicht als substanzielle, militärische Ergänzung einer wie auch immer gearteten Fremd-Strategie, sondern als „politischen“ Beitrag. Vor 1990 war das auch ganz bequem, aber spätestens ab 2000 (als wir uns auch nicht mehr hinter den „Wiedervereinigungslasten“ verstecken konnten) war diese Bequemlichkeit schlicht und einfach nicht mehr gegeben. Die politischen Eliten in Deutschland waren aber schlicht und einfach nicht mehr in der Lage oder nicht mehr willens, einen nationalen strategischen Konsens zu erzielen (vielleicht war das auch seitens US, UK, FR und auch RF nicht unbedingt „erwünscht“), spätestens seit dem Scheitern des Vertrag über eine Verfassung für Europa hätte man imho in Berlin damit beginnen müssen.
Aber nun wird es langsam sehr O.T. ;-)
@Klaus-Peter Kaikowsky
Einverstanden, aber nun wollen wir das O.T. besser beenden ;-)
Wirklich OT ist das nicht (schließlich betrifft das eben auch die Vorläufe und Entscheidungsprozesse zu dem Was sich bzgl Mali zusammenbraut), aber ich widerspreche Ihnen insofern, daß die Strategieunfähigkeit der BRD eben kein „Luxus“ ist, sondern sie basiert auf dem Grundsetup des Staates, seines politischen Lebens und dessen Institutionen und (und das muß hervorgehoben werden) basiert auf Vorgaben der alliierten Besatzungsmächte. Die BRD sollte um Himmels Willen keine eigene Strategiefähigkeit besitzen (man hatte in Europa darunter ja arg zu leiden gehabt) und so wurden die Strukturen und Institutionen eben so aufgestellt, daß dem ein Riegel vorgeschoben war.
Blöd nur, daß nach 4 Jahrzehnten im Koma sämtliche Ansätze zur Entwicklung von Strategien eben verkümmert sind und dieselben, die dieses lange Koma einst eingetütet haben sich heute darüber echauffieren. Von meiner Warte aus ist das schlicht und ergreifend Working as intended.
@klabautermann:
Das Problem für modernes strategisches Denken ist nicht nur dass die Trennschärfe in den Konflikten verloren geht. Es ist auch die geographische Abgrenzung.
Es gibt ja auch Theorien, die von einem Pendeln zwischen symmetrischen und asymmetrischen Konflikten ausgehen. Inwieweit das durch den von Ihnen angesprochenen „global reach“, der eben nicht nur für cyber und nuklar existiert, ist noch nicht ganz klar.
@csThor
na ja, ob Luxus nun mit oder ohne „…….Anfang bis Mitte der 90er hatte ich ziemliche „Nähe“ zu den political high places in Bonn…..und da war schon eine sehr große „überparteiliche“ Bequehmlichkeit zu spüren in Sachen deutsche „Strategie“. Ein Rufer in der Wüste war damals Volker Rühe, und der hat sich dafür mehr als nur eine Watsche von Altvater Kohl eingefangen…..es war schlicht und einfach nicht gewollt.Da gab es die Transatlantiker und die Europäer und natürlich auch die kleine Gruppe der „Eurasier“ und alle fühlten sich in ihren Nischen ganz wohl, denn man war ja nun von Freunden und Partnern umzingelt und konnte fast alles mit dem Scheckbuch regeln, sei es den Abzug der Russen oder die logistische Unterstützung der USA im Golf gegen den Irak…….
ja, it’s working as intended, but: does it really work anymore ?
@Woody
Schon wieder dieses „modern“, was bitte sollte das sein? Was wäre unmodern, altbacken, vorgestrig. Hatte mich oben dazu geäußert.
zurück zum Thema, Mali ist ja nun kein neuer Einsatz mehr…höchstens für neue Kräfte, die dort noch nicht stationiert waren… (welchen Zweck hat der Einsatz für DEU nochmal? Bündnisverpflichtung?) Sollten DEU TrTl (ObjSLw, FJg, LuTrans etc.) dort stationiert werden, bedeutet dies, dass wir dort eine DOB errichten, mit oder ohne HN support. De facto also nach dem Vorbild M-e S/ AFG…und ich befürchte, dass dies wieder einen 10 Jahre Auftrag für die im Schwerpunkt Beteiligten sein wird.
Da stellt sich erst mal die Frage des Auftrags.
Der Einsatz einer verstärkten Aufkl.Kp kann vieles beinhalten.Bodengebunde Aufklärung wird gemessen an der Größe des AOO in Nord Mali eine echte Herausforderung. Will man hier effektiv sein findet man sich wieder im Bereich der Long Range Reconnaissance .
Das ist SF Geschäft , und erklärt auch warum NLD SOF bereits seit einem halben Jahr mit Tle. KCT genau dieses Aufgabenspektrum abdeckt.
Dazu kommt noch das nicht klar ist was mit den erbrachten Aufklärungsergebnissen passiert.
Kommt hier evtl FHT zum Einsatz??
Was ist mit dem Ansatz der Zielaufklärung / Targeting ??!!
Wer Arbeitet die Ziele ab??
@KPK:
Die Überlegungen der Strategietheoretiker sind grundsätzlich nicht verkehrt. Nur die Welt hat sich in einigen Dingen weiterentwickelt.
1. Die Zeitkonstanten haben sich geändert. (Verhältnisse von Entfernungen/Geschwindigkeiten)
2. Die Eskalationskurven/Stufen in Konflikten verlaufen ein klein wenig anders, durch die globale Wirtschaft, Unterstützung von NGOs, Unterstützung von oppositionellen Kräften (weltweit), Information Warfare, Cyber allgemein, etc. pp gibt es in Konflikten „Schlachten die man schlägt“, ohne Krieg im konventionellen Sinn zu führen. Die stufen sind feingradiger. Dadurch fällt es möglicherweise leichter zu eskalieren.
3. Konflikte werden gegebenenfalls anders ausgetragen, bzw. gibt es andere strategische Kulturen. Siehe Unterschied Schach/Go, sowie Netze (geographisch) in denen man aktiv ist, das ist nur zum Teil berücksichtigt.
4. Quantitative Analysen im Bereich OR. Diese haben mitunter Diskretisierungsprobleme.
Wenn man die historischen Lehren ausreichend abstrahiert, kommt man größtenteils mit diesen zurecht. Muss aber nicht.
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 28. Oktober 2015 – 20:43
Für RSM in Afg wurde das Verhältnis mit 1:9 angegeben.
Aber es fehlt weiterhin eine schlüssige Begründung.
Was wollen wir dort warum und mit was erreichen?
Ich befürchte eine stringente Antwort hierauf hat man weder in der Exekutive noch in der Legislative.
Einfach wieder mal „just be“.
Statt Bündnissolidarität nun „mehr Verantwortung übernehmen“ – daher ist der Titel des FAZ-Artikels sehr treffend:
Deutschlands Freiheit wird nun auch in Mali verteidigt.
Abet die Entscheidungsträger scheinen weiterhin auf Symbolpolitik zu setzen.
Ist ja nur Aufklärung – bis zur ersten IED, nem Hinterhalt, etc.
Aber es fehlt weiterhin eine schlüssige Begründung.
Was wollen wir dort warum und mit was erreichen?
Ich befürchte eine stringente Antwort hierauf hat man weder in der Exekutive noch in der Legislative.
Einfach wieder mal „just be“.
Statt Bündnissolidarität nun „mehr Verantwortung übernehmen“ – daher ist der Titel des FAZ-Artikels sehr treffend:
Deutschlands Freiheit wird nun auch in Mali verteidigt.
Aber die Entscheidungsträger scheinen weiterhin mitSymbolpolitik zufrieden zu sein.
Ist ja nur Aufklärung – bis zur ersten IED, nem Hinterhalt, etc.
@ memoria
„Abet die Entscheidungsträger scheinen weiterhin auf Symbolpolitik zu setzen.“
alles andere würde auch just die strategiefähigkeit der relevanten akteure/entscheider erfordern deren völlige absenz wir hier ein ums andere mal konstatieren müssen.
ich bewundere ja ihre sysiphoshafte empörungsfähigkeit diesbezüglich.
andererseits kann diese sicherheitspolitische geisterfahrerei einen aber auch nicht mehr wirklich verwundern.
nehmen sie es stoisch. ist kardiologisch besser
@wacaffe:
Es verwundert nur insofern, dass man diesmal sehenden Auges in die Katastrophe läuft. Ein schönes Beispiel dazu ist der Abg. Gädechens, der den Einsatz bereits mit AFG vergleicht und von einer Stabilisierung von Mali spricht (shz.de, „Aufklärern droht gefährlicher Einsatz“).
Ohne jede erkennbare Analyse des AFG-Einsatzes, ohne Auseinandersetzung mit der Frage inwiefern solche Stabilisierungen von außen überhaupt möglich sind und ohne Analyse der Lage in Mali und Rolle von MINUSMA.
Die Diskussion darüber wird in Deutschland wohl erst (wieder) beginnen, wenn es zu spät ist: nach den ersten deutschen Opfern.
Soll man solange nur abwarten?
Dänemark wiederum bleibt beim Mali-Einsatz zurückhaltend:
http://www.thelocal.dk/20151030/denmark-to-send-troops-into-mali
Die derzeit fehlende C-130 wird also von DNK gestellt.
Den Schutz des neuen LogBtl muss jetzt jemand anderes übernehmen.
Noch ein Blick auf die Erfahrungen der Schweden:
https://www.flightglobal.com/news/articles/swedish-army-evaluates-mali-uav-deployment-418264/
Besonders interessant sind die notwendigen Abkommen zum Informationsaustausch zwischen den UAV und den AH-64.
Diese Erfahrungen haben wir bestimmt schon in eigene Vorbereitungen umgesetzt…
Oder kommt bald eine Wiederholung der Targeting-Debatte auf?
Bei der Lageentwicklung in Mali wird die bereits beginnende Diskussion um einen Gefechtsverband nach dem Vorbild von MONUSCO (sog. FIB) bestimmt bald an Fahrt gewinnen.