Litauen setzt Kauf weiterer G36-Gewehre vorerst aus (Neufassung)

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Die Debatte über Präzisionsprobleme beim Sturmgewehr G36 der Bundeswehr hat erstmals zu einer Reaktion von Nutzern dieser Waffe außerhalb Deutschlands geführt. Litauen setzte den Kauf von 8.000 weiteren G36 vorerst aus und will den Abschluss der Untersuchungen in Deutschland abwarten, sagte der litauische Verteidigungsminister Juozas Olekas am (heutigen) Dienstag dem litauischen Nachrichtenportal 15min.

Das baltische Land hat bisher für 12,8 Millionen Euro Sturmgewehre dieses Typs sowie Zubehör und Werkzeug zur Instandsetzung erworben, berichtete 15min unter Berufung auf das litauische Verteidigungsministerium. Die Streitkräfte hätten bei ihren Missionen in Afghanistan und im Irak keinerlei Probleme gehabt, betonte Olekas: Die Einschätzung unserer Soldaten ist, dass es eine gute Waffe ist.

Nach Angaben des Ministers will sein Land den Kauf der zusätzlichen G36 wie geplant fortführen, falls nicht bei den deutschen Untersuchungen erhebliche Mängel gefunden würden: Aber da die da die Deutschen einige Zweifel haben, haben wir die Beschaffung angehalten und wartet auf eine endgültige Antwort.

Litauens Streitkräfte sind ebenso wie die spanische Armee und Einheiten anderer Länder mit dem G36 ausgerüstet. Bislang hatte es von diesen Nutzern keine Beschwerden über Präzisionsprobleme mit diesem Gewehr gegeben, wie sie von der Bundeswehr festgestellt worden waren.

Die Originalmeldung von 15min findet sich hier; eine Google-Übersetzung aus dem Litauischen hier.

Unterdessen meldete der Südwestrundfunk ebenfalls am Dienstag, dass das Verteidigungsministerium grünes Licht für staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Bekanntwerdens von internen Informationen über das G36 gegeben habe:

Nach Informationen des Südwestrundfunks hat das Bundesverteidigungsministerium die Staatsanwaltschaft Bonn formell zu Ermittlungen ermächtigt. Die Staatsanwaltschaft soll herausfinden, ob vertrauliche Unterlagen aus den Behörden unerlaubt an Journalisten weitergegeben wurden.  (…)  Das Bundesverteidigungsministerium unterstütze entsprechende Ermittlungen „uneingeschränkt“, so ein Sprecher.

(Angesichts des Gewichts der Informationen habe ich die Geschichte mal umgedreht.)

(Foto: Ehrenwache mit G36 an Bord der Fregatte Schleswig-Holstein beim Besuch von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 4. Juli 2015)