G36: Die nächste Test-Runde?
Bei der Suche nach einem möglichen Nachfolger für das G36, für die Entscheidung, ob Nachrüstung oder Wechsel auf eine andere Waffe, scheint es jetzt auf eine neue Techniker-Testrunde hinauszulaufen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in einem Interview der Bild am Sonntag (Link aus bekannten Gründen nicht):
Die Fachleute werden in den kommenden Wochen intensiv prüfen, ob die Konstruktion des G36 verbessert werden kann oder ob es ein ganz neues Standardgewehr für die Bundeswehr geben muss. Ich erwarte, dass wir spätestens bis zum Herbst belastbare Ergebnisse bekommen. Aber genau wissen wir es erst, wenn die Techniker ihre Tests abgeschlossen haben.
Vielleicht bin ich einfach bisschen unaufmerksam gewesen die vergangenen Tage. Aber nach meiner Erinnerung beruhten die bisherigen Erkenntnisse auf Tests, die die Techniker abgeschlossen hatten. Nun gibt es zwei Kommissionen, die prüfen sollen, ob deutsche Soldaten durch Präzisionsprobleme beim G36 gefährdet wurden und was Ministerium, Ämter und Bundeswehr bei der Beschaffung vielleicht falsch gemacht haben.
Aber neue Tests der Techniker? Eine Beschaffungsprüfung für ein neues Standard-Gewehr dürfte kaum spätestens bis zum Herbst abgeschlossen sein. Oder denke ich falsch?
(Foto: Tag der Infanterie an der Infanterieschule Hammelburg im Juli 2014 – Bundeswehr/Vennemann – wie andere Medien habe ich jetzt auch langsam Probleme, neue Bildmotive mit G36 zu finden, und muss mal bereits verwendete Fotos recyceln…)
M.W. wird aktuell getestet, ob man das G36 mit anderen Bauteilen verbessern kann. Neues Rohr, anderer Handschutz etc..
Wie beim „frisieren“ meiner Vespa. Erst neuer Zylinder, dann anderer Vergaser, dann Auspuff, dann Übersetzung…und dann stellt man fest, dass man einen anderen Motor hat. Somit die Frage, ab wann ist wohl ein G36 kein G36 mehr? Was hat man wirklich vom Umbau? Kann man ggf. auf eine Ausschreibung verzichten?
Wie immer. Ein Interview, das die breite Öffentlichkeit erreichen soll, wirft intern wieder viele Fragen auf. Da kann man auf die Antworten gespannt sein.
Tja, wenn man ggf. nur digitale Tests mit Nominalskalen macht, dann vernichtet man eben einen Großteil des Informationsgehalts seiner Daten und muss neue/teure Testreihen mit den Vergleichswaffen machen. Aber da wir ja immer noch nicht den verdammten Bericht bekommen, kann eben jede Story vom BMVg verkauft werden und wir stochern weiter.
Davon abgesehen würde mich doch der Forderungskatalog sehr interessieren. Ein Sturmgewehr/Karabiner muss mehr erfüllen als technisch in der Lage zu sein einen kleinen Kreis zu treffen. Getrieben durch den Aktionismus könnten aber wesentliche Forderungen unter den Tisch fallen – z.B. Nachtkampffähigkeit, verbesserte Muniton, Optikkonzept und die zukünftige Rolle von Schalldämpfern. Das Ergebnis wäre dann wieder suboptimal.
Das ist doch der logische Schritt nach der Lagefeststellung.
Leitfrage: Erfüllt ein modifiziertes G36 die neuen Anforderungen?
Man kann nur hoffen, dass man dann auch gleich ein Gesamtsystem mit neuer Schulterstütze, Pica-Schiene, Optik, Handschutz, etc untersucht – und nicht nur Lauf und Handschutz beim G36A1 austauscht.
Dazu hat sie noch gesagt, dass eine europäische Armee eher in der Zukunft Realität wird, dass ihre Kinder das eher als sie erleben werden.
Hier ist sie also auf den Boden der Tatsachen zurück geholt worden.
Wäre das doch nur bei allen Themen so.
Überschrift: „Soldaten erwarten Klarheit und Führung“.
Ich erlebe getriebene, fast panische Hektik und ein pseudo-business-Management-Getue.
Die Fachleute…. Könnte auch darauf hinweisen das man H&K die Möglichkeit gibt zusammen einen Deal zu erarbeiten der beide Gut. Bzw besser da stehen lässt.
Aber welche Fachleute sind denn jetzt an der Verbesserung dran? Nur die bisherigen „Fachleute“ denen HK „böser Schein“ vorwirft oder auch Leute von HK? Denn ein Gewehr zu verbessern ohne den Hersteller dürfte schwierig sein.
Nachdem das HK 416bw mit seinem dicken Rohr alle Anforderungen der BW erfüllt hat, bleibt unklar, warum man dieses nicht erst Mal als Ersatz beschafft wird.
Das jetzt schon wieder getestet werde muss, spricht dafür, daß man vergessen hat bisher das MG 36 zu testen, denn sonst müsste man ja schon wissen, ob ein dickerer Lauf das Problem löst oder nicht.
Und jetzt muss die Truppe im Auslandseinsatz bis Herbst und damit wieder ein halbes Jahr auf ein „besseres Sturmgewehr“ verzichten. Klüger wäre es gewesen, jetzt bis Herbst für die Truppen im Auslandseinsatz erstmal ein Ersatzsturmgewehr zu beschaffen.
@Closius: das hat HK416bw hat wohl augenscheinlich eine bessere Präzison als das G36 gehabt….das es aber alle Anforderungen der Bw erfüllt hat, wage ich zu bezweifeln….und war auch so noch nicht kommuniziert worden, oder habe ich da etwas verpasst?
Ich weiß, daß es nicht so einfach ist. Aber,….. man sollte, unter Einbeziehung von Afghanistan-Veteranen, ein Lastenheft für das optimale Sturmgewehr von heute erstellen. Gern mit Verweisen auf Gefechtserfahrungen mit dem G36. Das alles mit Berücksichtigung von eventuellen Erfordernissen der Zukunft. Sprich,… mit Upgrade-Möglichkeit.
Das dürfte, wenn man sich intensiv damit beschäftigt, nicht allzu lange dauern.
Dieses Lastenheft geht an HK und andere Hersteller. Dann kann HK prüfen, ob das mit dem G36 realisierbar ist, und wenn ja, zu welchem Preis.
Na ja,- ich gehe mal davon aus, dass man/frau seitens des BMVg (völlig unabhängig von möglicher politischer Einflussnahme) fachlich fundiert nach der Ursache für die festgestellten Präzisionsabweichungen des Waffentyps im heißgeschossenen Zustand sucht!?
Und da nun mal die Abweichung in der Präzision bei „heißgeschossenen Waffe“ waffentypspezifisch größer oder kleiner ist, tut man sicher gut daran sich der Ursachen der „größeren Abweichung“ (soweit durch den vom BMVg veranlaßten Test zweifelsfrei belegt!?) beim G36 zuzuwenden.
Denn eines dürfte doch klar sein: „Nur wer die konkrete Ursache kennt, kann sich auch zielgerichtet mit der Beseitigung der Ursache beschäftigen, oder – wie in diesem Fall – zumindest der Verbesserung der Präzision der Waffe im heißgeschossenen Zustand!“ (Was meiner Meinung nach übrigens auch für den gilt, der einen möglichen Lösungsansatz des Herstellers seitens des Beschaffers beurteilen muss!)
Wobei!- Wenn der Hersteller der Waffe ein Upgrade-Paket als Lösung anbietet, um die „Fähigkeitslücke des G36“ zu schließen (so habe ich das zumindest verstanden!), dann müßte er doch eigentlich die Ursache kennen,- oder?
PS: Vielleicht auch eine Möglichkeit die z.B. bei KSK eingesetzten Waffentypen einer „fachlichen Würdigung“ zu unterziehen!- Wenn man/frau schon einmal dabei ist …
@ audio001 – Und gerade die Ursache wird in dem veröffentlichten Berichtsfetzen nicht eindeutig identifiziert und ist auch mit dem öffentlich bekannten Verfahren (Abgeleitet von der Interpretation der Ergebnisse) nicht zu identifizieren.
Daher: Wieder zurück an den Start – für eine weitere Runde mit lustigen Überraschungen.
Natürlich braucht die Bundeswehr ein neues Standardgewehr. Das liegt zwar weniger am G36, als an der geänderten Welt (technisch, sicherheitspolitisch, höhere gesellschaftliche Bereitschaft höherwertige Infanterieausrüstung zu beschaffen …), es ändert aber nichts am Ergebnis.
Wie wäre es also, für exponierte Kräfte kurzfristig das zu beschaffen, was sie wollen (also HK416/417 o.ä.) und langfristig ein neues schlüssiges Handwaffenkonzept für das 21. Jahrhundert zu entwickeln!
Wenn wir aber am G36 rumdoktern wollen: Schulterstütze ändern, Lauf ändern, Vorderschaft ändern, Kühlkonzept ändern, Kaliber ändern, Plastik ändern, Zielhilfen (Optik kann man das ja nicht nennen) ändern, Magazine ändern … ;-)
Ob es wirklich sinnvoll ist, seinen alten VW-Golf solange zu tunen, bis daraus ein Porsche Cayenne wird?
Die schnell verfügbare Zwischenlösung, dürfte damit von Tisch sein.
re: Bang50
Absolut richtig!- Wobei die „Patentschrift“ zumindest einige Ableitungen zuläßt …
Schnell verfügbare Zwischenlösungen sind bereits bei der Bundeswehr eingeführt. Z.B. das mit stärkerwandigem Rohr und ansonsten baugleiche MG36, das mit einem Handgriff aus perforierten Alu-Stanzblech eine sofort lieferbare Alternative wäre… https://de.wikipedia.org/wiki/HK_LMG36. Oder das anstelle des vor 20 Jahren dann doch wieder stornierten MG36 tatsächlich beschaffte MG 4 https://de.wikipedia.org/wiki/HK_MG4. Ist aber nicht gewollt.
Worauf das Ganze hinausläuft dürfte mittlererweile klar sein.
Die „Patentschrift“ mit dem Wärmeschutzrohr? Die sagt eigentlich überhaupt nichts aus, wenn sich auch die seitliche Sonneneinstrahlung oder feuchte Umgebung als signifikanter Effekt auswirken soll.
Und damit sind für die Öffentlichkeit folgende Informationen zugänglich:
• Das G36 trifft den 10cm Kreis auf 100m unter starker Erhitzung (welche Temperatur nach wie viel Schuss?) nicht mehr konsistent (Benchmark 90%?) – wie stark das G36 unter dieser Bedingungen tatsächlich streut (Mittelwert, Median, Quantil, Standardabweichung) oder ob es gar zu einer Zielpunktverschiebung kommt (in welche Richtung und Umfang im Mittelwert, Median, Quantil, Standardabweichung), ist unbekannt.
• Das G36 trifft den 10cm Kreis auf 100m unter seitlicher Sonneneinstrahlung (welche Temperatur und Energiezufuhr?) nicht mehr konsistent (Benchmark 90%?) – wie stark das G36 unter dieser Bedingungen tatsächlich streut (Mittelwert, Median, Quantil, Standardabweichung) oder ob es zu einer systematischen Zielpunktverschiebung kommt (in welche Richtung und Umfang im Mittelwert, Median, Quantil, Standardabweichung), ist unbekannt.
• Das G36 trifft den 10cm Kreis auf 100m unter feucht/warmen Bedingungen (welche Temperatur und Energiezufuhr?) nicht mehr konsistent (Benchmark 90%?)– wie stark das G36 unter dieser Bedingungen tatsächlich streut (Mittelwert, Median, Quantil, Standardabweichung) oder ob es zu einer systematischen Zielpunktverschiebung kommt (in welche Richtung und Umfang im Mittelwert, Median, Quantil, Standardabweichung), ist unbekannt.
Bis jetzt liefern die öffentlich zugänglichen Informationen nur ein Indiz dafür, dass das Gehäuse einen signifikanten Einfluss auf das Trefferbild hat. Einfach ein dickes Rohr oder einen Alu-Handschutz reinschrauben, wird also letztlich nichts/kaum an der vom Bericht propagierten Problematik (die unüberprüfbar im Raum steht) ändern.
Die ganze Sache ist damit nur noch Volksverdummung:
• Es liegen auch weiterhin kaum verwertbare Informationen vor, die ein schlüssiges Bild über die vorliegende „Problematik“ vermitteln – die Presse hat sich jedoch mit den Info-Fetzen abspeisen lassen.
• Die angeblich angestrebte Modifikation des G36 könnte nichts an den selbst propagierten Problemen ändern – sofern kein steifes und gleichmässig ausdehnendes Metall-Gehäuse für das G36 verwendet wird (was beim internen Aufbau des G36 zu einer größeren Aufwand führen würde und keine schnell verfügbare Modifikation mehr ist).
Techniker, Tests, Herbst.
Das ist doch alles unpräzises Gewäsch, das ablenken soll.
Als ob die IBuK nicht klar sagen könnte:
Das BAAINBw (oder wer auch immer) hat den klaren Auftrag (welchen auch immer), bis zum XX Tag folgendes festzustellen.
Das wäre konkret.
So steht Sie da, sagt was und letzten Endes wurde doch nix gesagt.
Man(n) tut aber so, als ob was passiert. Insbesondere, da Sie gerade ja eh nichtmehr im Fokus der Aufmerksamkeit steht. So ist doch für alle Jourlaisten klar, im Herst solls irgendwann was geben. Story durch.
TFB (thefirearmblog.com) hat sich u.a. auch mit dem G36 beschäftigt.- Wie immer hält jeder Artikel auch weitere interessante Informationen bereit (und manchmal kommt das wirklich Interessante zum Schluss!)!
Insoweit mein Hinweis auf einen Artikel unter thefirearmblog.com „The G36 Controversy Intensifies“ vom 3. April 2015 (siehe unter
http://www.thefirearmblog.com/blog/2015/04/03/the-g36-controversy-intensifies/ ; und auf einen weiteren „BREAKING NEWS: G36 Cannot Hold Accuracy, Bundeswehr Report Confirms“ vom 18. April 2015 (siehe unter http://www.thefirearmblog.com/blog/2015/04/18/breaking-news-g36s-cannot-hold-accuracy-bundeswehr-report-confirms/ ).
re: Bang50
Ich will den Schlußfolgerungen der Mitkommentatoren nicht vorgreifen, aber ich habe jetzt eine klare Vorstellung von der Ursache der Präzisionsabweichung bei „heißgeschossener Waffe“ …
@ Closius
Das HK416Bw ist doch aber meines Wissens kein Gewehr, sondern eine Infantry Automatic Rifle (wie die M27 IAR des USMC – wie sehen, von der Optik mal abgesehen, eigentlich die Unterschiede zwischen M27 und HK416Bw aus?)
Da unterscheidet sich schon einiges – alleine der Preis: Ein G36 hat bei der Einführung meines Wissens 1200DM gekostet, während das M27 für die Marines pro Waffe 3600$ kostet.
Allein deswegen wäre diese Waffe für die Truppe sicherlich geeignet, aber zu teuer für einen querschnittlichen Einsatz (ich argumentiere hier rein finanziell).
Denn das ist momentan meine feste Überzeugung: Wenn das G36 wirklich die vorgeworfenen Mängel hat, ist es mit der Beschaffung von ein paar Tausend Waffen für die Infanterie- und Einsatzverbände nicht getan – dann braucht jeder Soldat eine neue oder verbesserte Handwaffe.
@ FNU SNU
Richtige Feststellung, aber mit klaren Ansagen machen es sich weder IBUK noch BMVg seit Jahren leicht.
Abgesehen davon, dass das öffentlich mediale „Krisenmanagement“ seitens Politik, BMVg und Heckler & Koch wenig professionell gehandhabt wurde. Innerhalb der Bundeswehr gibt es weitaus gravierendere Probleme.
@ Stephan L.
Ein G36 kostet heute ca. um die 800 bis 1000 Euro für die BW
Ein H&K 416 wird ca. 1500 Euro – 1800 Euro kosten.
Bei 180.000 Soldaten und einem sehr teuren H&K 416 (1800 Euro) entspricht dies einem Volumen von 324 Mio. Euro.
Eine anständige Optik für ein Sturmgewehr kostet jedoch meistens mehr als die Waffe selbst (ca. 2000 Euro für Elcan Spectre, ca. 1000-1500 Euro für ein ACOG und 600-800 Euro für ein Zeiss 4×30). Spätestens wenn man noch Nachsichtgeräte und Wärmebildgeräte hinzurechnet, wird die Waffe zum Zubehör.
Da die BW mal eben für ca. 400 Mio. überteuerte Satellitenkarten kauft, wird es beim Preis wohl nicht drücken.
@bang
Vielleicht ist es auch hier an der Zeit mal zu unterscheiden wer welche Waffe wo zu braucht. Kann mir gut vorstellen das es auch 100000 geplatzte G36 tun und 80000 mp7 als reine pwd im Nahbereich.
@ Bang50
D´accord, nur: Nicht jeder braucht in seiner Verwendung gleichzeitig auch teures Zubehör für seine Waffe. Aber für diese Erkenntnis und vor allem die nachfolgende Anschaffung benötigt man ein Konzept, welches die Bw auf dem feld der Handwaffen meines Wissens nach noch immer nicht hat – obwohl es 2012 / 2013 bereits „die erste Sichtung marktverfügbarer Handwaffen“ gab…
@ Fred
Nur wenige Soldaten brauchen wirklich eine Handfeuerwaffe – wenn man die Wahrscheinlichkeit diese einzusetzen betrachtet. Oder anders ausgedrückt, die wenigsten Polizisten brauchen ihre Handfeuerwaffe innerhalb der gesamten Laufbahn. Trotzdem würde man nicht auf die Idee kommen Polizisten mir niedriger statistischer Gefährdung die Pistole vorzuenthalten. Genauso wenig sollte man Soldaten den Karabiner vorenthalten.
Ich möchte jetzt nicht die gesamte Philosophie von Karabinern aufrollen oder auf Trends in der Infanterie eingehen. Der Karabiner bleibt aber die flexibelste, kompakteste, feuerstärkste und am leichtesten zu bedienende Waffe für Distanzen von 0 – 200m. Eine MP7 ist entgegen der weit verbreiteten Meinung eine spezialisierte Waffe, die wie eine Pistole wesentlich mehr Training bedarf um sie handhabungssicher in Stresssituationen zu machen (daher findet man die MP7 auch eher in Spezialrollen und nicht im Querschnitt).
@ Voodoo
Das ist ein Punkt über den ich schon länger nachdenke. Ein Soldat, welcher sich durch seine Funktion weit Abseits von Kampfhandlungen befindet, braucht sicher keine Nachsichtzielgeräte oder Wärmebildzielgeräte. Jedoch, unter der Prämisse, dass dieser Soldat aus logischen Gründen weniger Übung mit der Waffe hat und damit die Handhabungssicherheit ggf. geringer ist – warum sollte man ihm nicht auf technischer Seite das Treffen (gerade auf größere Distanzen) erleichtern und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit steigern? In den USA habe ich mit einem zivilen AR15 und TA11 ACOG (Horseshoe Leuchtabsehen) auf Ziele bis 250m geschossen – mir fällt dazu nur ein Wort ein „child`s play“. Mit mechanischer Visierung hätten meine eingerosteten Schießfertigkeiten wahrscheinlich für ordentliche Erheiterung auf dem Schiesstand gesorgt. Für mich ist seitdem klar, dass eine gute vergrößernde Optik mit einem durchdachten Absehen (nicht das fürchterliche G36 Absehen) die Effektivität eines einfachen Schützen weit stärker steigert als es die tollste Waffe es je könnte.
Betrachten wie die Optikentwicklung der BW im normalen Schützenbereich. Bis zur Einführung des Zeiss 4×30 mit IDZ 2 hat sich in der BW absolut nichts getan. Im gleichen Zeitraum haben Verbündete über 15 Jahre lang die Entwicklung von Optiken für Karabiner/Sturmgewehre vorangetrieben und mechanisch als auch bei den Absehen ausgereifte Systeme entwickelt. Die BW steigt in diesen Bereich jetzt erst ein – mit einer unbeleuchteten Optik und einem ungeliebten Absehen.
Der nächste Innovationsschub steht mit Schalldämpfern vor der Tür (Schalldämpfer halten inzwischen länger als die Rohre), aber auch diesen Punkt wird die BW wieder großzügig verschlafen und 15 Jahre zu spät einsteigen.
Der Punkt ist, kaum ein Soldat hat eine eigene Waffe.
DIe Auswahl welchen Waffentyp man benötigt sollte nicht am Status oder Dienstgrad hängen sondern an der Art des Einsatz/Erfordernisse. Da kann ein G36 durchaus die falsche Waffe sein. Für Funktionspersonal ist das G36 die falsche Waffe und das hat nichts mit dem Streukreis bei hohen Temperaturen zu tun
@Bang50:
Sehr gute Zusammenfassung.
Eine schwer zu beantwortende Frage ist jedoch:
Wer ist abseits der Kampfhandlungen?
Man schaue nur mal allein in die Logistik – und wie nah diese in symmetrischen und hybriden Kriegen an den Kampfhandlungen sein kann – bei Tag und bei Nacht.
Die Bundeswehr denkt jedoch weiterhin in Befähigungsstufen, die diese Erfahrung der letzten Jahre nicht ausreichend berücksichtigen.
Zu den Absehen:
Das Festhalten am bisherigen Absehen (das durchaus auch seine Fans hat) wurde von der Bw (Bedarfsträger) mit dem zusätzlichen Ausbildungsbedarf abgelehnt.
Der amerikanische Hype um Absehen ist für den Behördenmarkt irrelevant. Im Behördengeschäft wird das geliefert was bestellt wird.
Beleuchtete Strichplatten oder auch integrierte Rotpunkte gibt es auch für die Zieloptik 4×30:
http://www.thefirearmblog.com/blog/2012/02/21/zeiss-zo-4x30i-combat-gunsight-a-shot-show-optic-preview/
Wir werden wohl bald sehen, ob und wie die Bundeswehr diese Überegungen beim neuen Sturmgewehr und beim G36mod berücksichtigen will.
@ bang
natürlich sollte jeder sein STAN Waffe haben. Und wenn eine MP7 mehr Training bedarf naja dann ist (sollte) das halt so (sein).
Ich habe keine Ahnung von der Geschichte oder der taktischen Entwicklung von Waffen und wenn Sie sagen das ein Karabiner da die erste Wahl ist dann wird das auch so sein, ich weiß nur Nahbereich nSAK mit G36 ist für Menschen meiner Statur sehr bescheiden.
@ Bang50
Danke für Ihre weiteren Ausführungen – ich stimme da voll zu, vor allem was die „“Zielhilfen“ auch für Nicht-Infanteristen“ betrifft. Und der Bereich der Schalldämpfer ist tatsächlich überaus interessant, zumal Schießstände der Bw eben nicht selten auch durch Lärmschutzauflagen in der Nutzung beschränkt werden. Die Frage wäre nur, was das Ganze dann zusätzlich kostet…
@ memoria
das firearm blog hat auch gleich einen eigenen test zu den präzisionsproblemen des g 36 veranstaltet
https://www.youtube.com/watch?v=n2E2Vw–wAM
nicht unbedingt laborbedingungen but there you have it
@Bang50 | 03. Mai 2015 – 19:22, bzw. natürlich auch andere Kommentatoren:
Zum Schalldämpfer: Ich meine einmal gelesen/ gehört zu haben (schon lange her, es kam nur gerade wieder, und die schnelle Suche ergab nichts), dass sich Dämpfer stabilisierend auf die Flugbahn des Projektils auswirken und den Rückstoß mindern; also nicht ganz unpraktisch sind, auch wenn der Lademechanismus und die Munition noch lärmen. Weiß dazu jemand näheres? Danke allseits.
re: wacaffe
Wobei sich natürlich die Frage stellt, inwieweit die „getestete Waffe“ identisch ist mit den Konstruktionsständen der G36, die an die Bw ausgeliefert wurden (also z.B. mit dem K-Stand A0, A1, A2, A3 bzw. G36K mit dem K-Stand A4)?- Und sicherlich ist auch die Aussagefähigkeit des „Testaufbaus“ des Tests, der von Alex C. in den TheFirearmBlog.com eingestellt wurde, zu Hinterfragen …
@wacaffe: Na, da haben die ja ein schönes Video gebastelt….
Wer darf in den USA ein G36 in Fullauto besitzen???
Im zweiten „Test“ hat der Schütze 10 Schuss/EF abgegeben und wie viele Treffer waren von den 10 Schuss auf dem „Treffer“- Bild zu sehen??
Oder kann es etwa sein, das die US Versionen des G36 einfach besser treffen als die deutschen Versionen ;-)
re: Peter Pan
Folgt man dem Video, dann dürfte es sich vermutlich um das HK G36KE handeln!?- Der Hersteller wäre sicher in der Lage, die Unterschiede der „G36 Exportversion“ zu den bei der Bw eingesetzten G36 bzw. G36K zu erklären …
„der hersteller wäre sicher in der Lage, die Unterschiede der “G36 Exportversion” zu den bei der Bw eingesetzten G36 bzw. G36K zu erklären …“
existieren die tatsächlich oder ist das eher urban legend?
@ peter pan
„wer darf full auto besitzen“
auch da hilft das firearm blog weiter
http://www.thefirearmblog.com/blog/2014/05/21/machine-guns-legal-practical-guide-full-auto/
e
re: Peter Pan (Zitat): „Im zweiten “Test” hat der Schütze 10 Schuss/EF abgegeben und wie viele Treffer waren von den 10 Schuss auf dem “Treffer”- Bild zu sehen??“
Guter Hinweis!- Insoweit werfen in einen blog eingestellte Waffen-Tests manchmal ein paar interessante Fragen (mehr) auf!- Vielleicht ist es aber auch nur eine Suchaufgabe …
@Memoria
Danke für die Informationen bzgl. G36 Absehen in Zeiss 4×30. Wie hoch schätzen Sie die Chance auf Beschaffung eines Zeiss 4x30i durch die BW ein? Im Internet geistert die Legende herum, die BW hätte sich gegen ein beleuchtetes Absehen entschieden, weil die Truppe .ggf nicht mit genügend Batterien versorgt werden könnte. Bei mehreren tausend Stunden Betrieb mit einer Batterie in der Optik und den mit Batterien vollgepackten IDZ-2 Rücken für wenige Stunden, erscheint diese Argumentation etwas seltsam.
@ Fred
Womit haben Sie Probleme beim Nahbereichsschießen? Mit dem Rückstoß? Springt die Waffe aus dem Ziel? Braucht es zwischen den Schüssen zu viel Zeit die Waffe wieder auf das Ziel zu richten?
@ Voodoo
• Schalldämpfer dürften neben den Vorteilen im Übungsbetrieb gerade in asymmetrischen Bedrohungen Vorteile haben. Da die Schützen entweder bei einem Feuerüberfall wesentlich schwieriger zu lokalisieren sind (gerade durch akustische Detektionssysteme) und auf der anderen Seite bei überraschenden Feuerüberfällen der Verteidiger ggf. kein Gehörschutz trägt (besonders im Häuserkampf ist der Schallpegel durch den Mündungsknall extrem) und sich durch Verwendung von Schalldämpfern nicht das Gehör wegbläst. Darüber mag man vielleicht etwas lächeln, jedoch gab es auch schon Studien die angeblich gezeigt haben, dass die Schießergebnisse mit Schalldämpfern besser sind, weil die Schussangst durch den Mündungsknall wesentlich zurückgegangen ist.
• Auf der anderen Seite steht natürlich der hohe Preis für Schalldämpfer, die aus Gewichtsgründen meist aus Titan gefertigt werden, und die starke Erhitzung bei schnellen Feuer (Wieder durch Wärmebildgeräte besser zu erkennen).
• Optiken sind teuer – jedoch, hatte die BW nicht den Anspruch eine kleine aber feine Profiarmee zu werden? ;-)
@ MHDD
• Schalldämpfer können tatsächlich die Flugbahn eines Projektils verbessern, weil die Gas-Verwirbelungen beim Verlassen der Mündung reduziert werden – die Gase breiten sich vorher im Schalldämpfer aus. Jedoch dürfte dieser Effekt minimal sein und wird bei Verwendung entsprechender Mündungsfeuerdämpfer schon zu einem gewissen Ausmaß reduziert.
• Schalldämpfer können den Rückstoß minimieren, müssen dies aber nicht zwangsweise tun. Es kommt darauf an, wie der Schalldämpfer intern aufgebaut ist. In der Regel kann ein gut konstruierte Mündungsbremse (Ähnlich eines Mündungsfeuerdämpfer, der jedoch darauf ausgelegt ist einen Großteil der Gase zur Seite abzulenken siehe: https://www.youtube.com/watch?v=8_kD3fheeFA) den Rückstoß effektiver minimieren.
Die Forderungen nach Untersuchung des Gesamtsystems (neue Schulterstütze, Pica-Schiene(n), Optik, Handschutz, etc) wie von @Memoria dargestellt, dürften das geringste Problem sein, weil (nahezu) komplett „OTS“ lösbar.
Ausschlaggebend sind meines Erachtens die folgenden Punkte:
• Die schußinduzierte Energieentwicklung (in Patronenlager und Rohr) muß man als vorgegebene Größe(n) sehen (Kaliber, Laborierung, Geschoßmantel, Rohrlänge(n), insgesamt also die Innenballistik) und meßtechnisch erst einmal komplett über den ganzen Beschusszyklus erfassen.
• ein in den Wandstärken „dicker“ dimmensioniertes Rohr sowie die Ausführungsbeispiele von Wärmeschutzhülsen wie in Patent http://worldwide.espacenet.com/espacenetDocument.pdf?ND=4&flavour=trueFull&locale=en_EP&popup=true&response=72490&FT=D&date=20070503&CC=DE&NR=102005038133B3&KC=B3 dargestellt, beweisen zwar, daß H&K schon lange vor 2005 die Wärmeproblematik bewußt war (am zum G36 nahezu baugleichen XM8), beweisen aber ebenso, daß hier nur mit der Wärmekapazität, dem Wärmefluß, der Strahlung (z.B. Keramikbeschichtung), der Konvektion und dem „Delta-T“ sowie dem „Delta-t“ betreffend der Baugruppen „gespielt“ wird und das Ganze nicht unmittelbar auf die Ursachen der Streuung beim G36 abstellt.
• Der maximale Temperatur-Spread an der Messtelle 1 (Bereich hinterer Handschutz, Nähe der Rohrbettung) beträgt je nach Ausführung der Wärmeschutzhülse zwischen 85 Grad C und 135 Grad C, an Messtelle 2 (Bereich vorderer Handschutz) zwischen 70 Grad C und 130 Grad C, ist also für den Rohrbettungs- und Patronenlager-Bereich nur sehr bedingt bzw. relativ repräsentativ. Bezieht man hier die „Sensitivität“ aus externer Erwärmung (15 Grad C auf 45 Grad C = 30 Kelvin [Delta-T] mit ein, wird dies noch deutlicher, wie auch letztlich @Bang50 schon ausführte.
• Kernfrage ist damit die Temperatur unmittelbar zwischen der Rohrbettung im Patronenlagerbereich und dem Gehäuse samt der Wärmeabfuhr sowie das damit erforderliche thermisch belastbare Gehäusematerial. Entsprechend muß für eine „Nachrüstung bzw. Modifikation des G36“ abgeklärt werden, ob mittels einem qualitativ höherwertigeren Spritzgußmaterial (z.B. Victrex® PEEK 450CA40 Polyetheretherketone, 40% Carbon Fibre Reinforced (http://www.matweb.com/search/datasheet.aspx?MatGUID=dcf200938fac463994a20ad4cde666a0) eine relativ „seriennahe“ Lösung möglich ist? Ohne den Hersteller H&K, dem Halbzeug-Zulieferer, dem Spritzgußmaschinenhersteller und dem Formenbauer wird hier sicherlich den buslang vom BMVg beauftragten „Experten“ keine finale Beurteilung möglich sein.
• Sofern allerdings auf komplett neue Werkstofflösungen und damit auch auf komplett neue Fertigungstechniken sowie entsprechende Entwicklungszeiten und Entwicklungskosten abgestellt werden müßte (z.B. LeMetall-Verbundbauweise und/oder Einsatzes von innovativen Duroplasten mit ca. 30% bis 40% Kurzfaseranteil gemäß einem aktuellen Stands der Technik (z.B. das über +300°C beständige Harz „Crestapol“, vgl. VVVVVV.scottbader.com/uploads/files/762_pr-new-ultra-high-performance-crestapol-thermoset-resin-with-an-hdt-beyond-300-degc-mar-2011.pdf)), werden weitere exakte Werkstoff- und Fertigungstechnische Analysen und eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung versus einer Neubeschaffung eines marktverfügbaren Waffensystems absolut zwingend.
Zwar erscheint haushälterisch eine Neubeschaffung noch „verkraftbar“, wie @Bang50 schreibt, aber kritisch ist der Faktor Zeit.
Und die neue Crux ist damit, daß das BMVg sich mit der jetzigen neuen Untersuchung erst mal über die Parlamentssommerpause hinweggerettet hat und selbst wenn im Herbst solide neue Testergebnisse vorliegen sollten, wird dann wohl weit bis in 2016 hinein erneut herumlaviert. Ebenso dürfte der jetzige Prüfbericht – soweit für die neue G36-Untersuchung überhaupt noch von Substanz – nicht vor den Ergebnissen der „Nachtweih- und Müller-Kommissionen“ veröffentlicht werden, um zumindest den Anschein zu wahren, man hätte nicht via einer Öffentlichkeit „präjudiziert“.
Auch könnte sich das Problem „Präjudiz“ von selbst lösen, nämlich spätesten dann, wenn die Masse der Beschußtests wiederholt werden müßte, weil unmittelbar auf den Wärmefluß im Bereich Rohrbettung-Gehäuse ausgerichtet.
Kurzum der Vorwurf an das BMVg bleibt, daß man allerspätestens ab 2011 das Problem G36 hätte angehen können und dieser Vorwurf trifft sowohl TdM, als auch UvdL samt deren beteiligter Staatssekretäre.
Ferner ist abzuwarten, welche „Fachleute“ laut UvdL und StSin-AIN KS mit der neuerlichen „intensiven Überprüfung“ beauftragt werden sollen? Denn ob die bislang in der Causa G36 tätigen „Spezialisten“ überhaupt für den neuen Prüfauftrag hinreichend qualifiziert sind und ob nicht auch zwingend die Einbindung des Herstellers H&K erforderlich ist, wäre eigentlich nur anhand des jetzigen 372 Seiten umfassenden Prüfberichts des EMI (Fraunhofergesellschaft), der WTD 91 und des WiWEB (samt aller gegebener Widersprüchlichkeiten) versus der Herstellertests und deren substantiellen Vergleich beweisbar. Und genau damit schließt sich aber mit der Nichtveröffentlichung des aktuellen Prüfberichts wieder einmal der Kreis der Volksverdummung.
Wäre aus Gründen der Neutralität nicht etwa der Einbezug der „Deutsche Versuchs- und Prüf-Anstalt für Jagd- und Sportwaffen e. V.“ (DEVA; vgl. VVVVVV.deva-institut.de/gutachtenerstattung-und-waffenpruefung-15.html) als wirklich neutrales sowie vom Bund und auch von H&K unabhängiges Institut angeraten
@ Bang 50: „. Darüber mag man vielleicht etwas lächeln, jedoch gab es auch schon Studien die angeblich gezeigt haben, dass die Schießergebnisse mit Schalldämpfern besser sind, weil die Schussangst durch den Mündungsknall wesentlich zurückgegangen ist.“
Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Mit einem gutem Gehörschutz (b.z.w. Schalldämpfer) verbessert sich das Schießergebnis deutlich. Und um zeitgemäße Optiken (Tag/Nacht) sollte sich die Bundeswehr auch intensiver kümmern.
@ amtmann et al.
die frage ist doch ob der jetzige bohai überhaupt gerechtfertigt ist.
wäre im sinne einer abkehr vom goldrandlösungssyndrom hin zur COTS good enough mentalität nicht eine flächendeckende einführung g36 A4 die beste kurzfristig verbesserung versprechende lösung?
damit hätte man mit ergonomie und optiken die beiden probleme adressiert die tatsächlich nachweisbar aus der truppe moniert wurden. etwaige bestehnede defizite in sachen dauerschussbelastung könnte man einerseits mit ausbildungsanpassungen und anderersets durch anderen waffenmix der infanteriegruppe (2 MG4 statt eines MG3) auffangen.
die perfekte waffe würde auch eine g36 mit schwerem rohr und sonstigen spirenzchen nicht. warum also nicht sinnvolle systemverbesserungen virnehmen dir kurzfristig machbar und finanzierbar sind.
die laserkanone mit unfehlbarer um die ecke schießfähigkeit gibts dann eben erst bei der nächsten handwaffenmodernisierungsrunde
Übrigens eine interessante Waffe ist http://www.all4shooters.com/de/Inhalte/Buechsen/Haenel-Competition-Rifle-CR-223-Buechse/ aus dem Hause Haenel (Mitglied der Suhl Arms Alliance, vgl. auch Deutsche Fertigung der Caracal F Pistole), dem früheren Entwickler und Hersteller des Sturmgewehrs 44. Das Suhler CR-223 ist aus dem modernsten „AR-15 Derivat“, dem Caracal CAR 816 (UAE / Abu Dhabi) abgeleitet (http://www.thefirearmblog.com/blog/2013/03/03/caracal-car-816-caracal-assault-rifle/). Und was bei der Caracal F Pistole seit 2011 geht, müßte auch mit dem Caracal CAR 816 gehen (so von wegen heimischer Wertschöpfung).
Das Caracal CAR 816 wurde erstmals 2013 und in jüngster Serienversion auf der IDEX 2015 in Abu Dhabi präsentiert. Die Pressemitteilung lautete u.a.: CAR816… the rifle surpassed 15,600 rounds endurance test. Submerge rifle in water for cooling every 120 rounds fired in semi & burst. What makes this rifle amazing is… at every 3600 rounds accuracy test is performed until its reached 10800 rounds… It maintains sub moa at 100m & eventullay hit sub moa at 400m… 77gr Ruag. … NATO AC225 test completed with good results. …“
Zumindest ist das eingestellte Video „Torture test of the new Caracal assault rifle CAR 816 – plus shooting action“ samt Sand-, Schlamm- und Wasserbad durchaus beeindruckend.
@wacaffe: Mit dem „Bohai“ haben Sie bedingt recht, denn man hätte das G36-Problem schneller und eleganter ausdiskutieren können, aber trotzdem bleibt das Gehäusematerial m.M.n. zu grenzwertig, auch beim G36 A4, da identisch!
Für Sie gibt es übrigens auf der Haenel-Homepage VVVVVV.cg-haenel.de/haenel-sport-und-sicherheit/cr223/sonderausfuehrungen/ zwei „echte Highlights“:-)
re: Vtg-Amtmann
Ich stimme Ihnen zu!- Folgt man der Diskussion und faßt die bisherigen Erkenntnisse zusammen, dann spricht vieles dafür, dass der verwandte Werkstoff für das Gehäuse respektive für die Rohrbettung ursächlich für „die vom Bedarfsträger festgestellte Fähigkeitslücke“ sein könnte!?
Folge ich der „Zusammenfassung des Audit-Reports“ von EMI/WTD 91, der von Christian Thiels unter der Überschrift „Munition, Waffe, Wetter – kurze Zusammenfassung der Untersuchung zu Problemen bei Bundeswehr-Sturmgewehr G36“ auf Twitter verbreitet wurde (siehe unter https://twitter.com/ThielsChristian/status/589142970517041152 ), dann wird diese Annahme zur Sensibilität des verwandten Werkstoffs im Grunde genommen auch bestätigt.
In der Tat stellt sich die Frage, warum „die Fähigkeitslücke“ dem Beschaffer nicht schon wesentlich früher aufgefallen ist; respektive warum er nicht bereits vorher Maßnahmen ergriffen hat, um „die Fähigkeitslücke“ zu schließen!?- Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch der Inhalt folgender Pressemeldung: https://twitter.com/ThielsChristian/status/589326634286772224/photo/1 .- Da liegt dann die Antwort, auf den ersten Teil der Frage, fast auf der Hand …
@all: Hier mit http://www.thefirearmblog.com/blog/2015/04/18/breaking-news-g36s-cannot-hold-accuracy-bundeswehr-report-confirms/ ein Link zu einer kompakten Zusammenfassung aller bisherigen G36 Untersuchungen. Dieser beinhaltet auch den Twitterbeitrag von Christian Thiels. Man beachte ferner die „related links“ am Ende des Berichts, u.a. zur „ersten Munitionsuntersuchung des EMI“.
Auf der der jüngsten IDEX im Februar 2015 hat die Caracal International, ein Tochterunternehmen der Tawazun Group, mit dem MOD der UAE einen Vertrag für 80.000 CAR-816 Assault Rifles im Wert von UAE-Dhs 763.000.000 – entsprechend 2.319,- € Systemkosten je Waffe – abgeschlossen. Dieser Preis erscheint erscheint für diese moderne Waffe als wettbewerbsfähig, sofern man „Rolls-Royce- und absolute HighTec-Systeme“ wie z.B. das Christensen A-15; 5.56 mit bis zu US$ 3.495,- /EA oder das SIG SG 553 AL SB mit bis zu CHF 4.150,- /EA je nach Ausstattung aussen vor läßt.
wenn jemand schusscheu ist,kann ein Schalldämpfer durchaus präzisionsfördend sein.
Routinierte Schützen profitieren von dem zusätzllichen Gewicht,welches die Schwingung der Rohrs reduziert.Kosten sind je nach Grösse zwischen 300 und 600 EUR.In der Masse sind die Schalldämpfer aus Stahl oder Aluminium und haben trotzdem eine lange Lebensdauer.Bei etwa 80-90% verringert sich der Streukreis ,bei einigen waffen bleibt er gleich und bei wenigen vergrössert es sich.(Herstellerangaben)
Ein Auslöser für die Diskussion um das Sturmgewehr G36 könnte das „Karfreitagsgefecht“ vom 2.4.2010 gewesen sein. Jedenfalls wird immer wieder, wenn es um veränderte Einsatzbedingungen geht, auch auf das „Karfreitagsgefecht“ verwiesen. Womöglich leiten sich die Anforderung des jüngsten Tests – 150 Schuss in 12,5 Minuten – aus den Einsatz Erfahrungen des „Karfreitagsgefecht“ her?
Meine Frage: Ist das plausibel?
Folgende Informationen sind öffentlich zugänglich:
Beteiligt an dem Gefechte war zunächst zwischen 13:00 Uhr und 21:00 Uhr Einzug des Fallschirmjägerbataillon 373 (33 Soldaten). Um 21:00 Uhr wurde dieser Zug der Fallschirmjäger durch eine Reservekompanie der Provincial Reconstruction Team aus Kundus abgelöst.
Bei dem Gefecht wurden ca. 25.000 Schuss Munition (vereinzelt liest man auch ca. 21.000 Schuss) verschossen.
Statistisch könnte das bezogen auf die 33 Soldaten des Fallschirmjägerbataillon 373 folgendes heißen:
– Ca. 25.000 Schuss der 33 Soldaten in 8 Stunden
– Ca. 760 Schuss pro Soldat in 8 Stunden
– Ca. 95 Schuss pro Soldat pro Stunde
– Ca. 20 in 12,5 pro Soldat Minuten.
Diese Zahlen haben natürlich NICHTS mit der Realität zu tun. Vielleicht ist es aber möglich sich der Realität anzunähern. Dafür müssten MINDESTENS folgende Fragen geklärt werden.
– Beziehen sich die Ca. 25.000 Schuss nur auf das ca. 8 Stunden dauernde Gefecht?
– Beziehen sich die ca. 25.000 Schuss auch auf das Feuer der nach 21:00 Uhr eintreffenden Reservekompanie?
– Beziehen sich die ca. 25.000 Schuss auch auf die Gefechte am Tag zuvor in Isa Khel an dem über 400 deutsche Soldaten beteiligt waren?
– Beziehen sich die ca. 25.000 Schuss nur auf das Kaliber 5,56 mm x 45?
– Beziehen sich die ca. 25.000 Schuss auch auf das Kaliber 7,62 mm x 51?
– Ist bekannt zu welchen Zeiten sich das Feuer von welchen Soldaten massierte?
Ist es nicht möglich nachzuvollziehen ob der bekannt gewordene Versuchsaufbau ein realistisches Einsatzszenario für ein Sturmgewehr widerspiegelt?
@bang
Ich glaube bei den meisten Kameraden meiner Statur liegt das Problem in der langen Schulterstütze die dazu führt das man beim in den Anschlag einfach zu lange rumrührt bis man dann den Punkt der Visiereinrichtung finden.
Vielleicht bin ich auch ein armseliger Einzelfall.
@M.Steffen: Die Problematik des „Heißschiessens“ in AfG ist nicht erst seit dem tragischen Karfreitagsgefecht vom 02.04.2010 und den Gefechten am Vortag in Isa Khel Thema, sondern spätestens seit 04.06.2009 bekannt und genau unter diesem Aspekt muß man die verdrängenden Stellungnahmen von BMVg und H&K sehen. Da wurden von den Kameraden des JgRgt 1 die ersten Meldungen zum G36 geschrieben. Zugrunde lag das Gefecht bei Basoc und Sujabnia, was den Anstoß zur Diskussion in den Medien brachte.
Es ging nicht etwa darum, das G36 zu zerreißen, denn als Sturmgewehr hat es prinzipiell längst seine Eignung bewiesen. Vielmehr war nach zwei unmittelbar folgenden Gefechten von insgesamt ca. 2 Std und dem Einsatz von vier A10 keine Munition für die Deckungswaffen mehr vorhanden und so mußte man Kräfte mit G36 zum Deckungsfeuer heranziehen. Aber auch solchen außergewöhnlichen Belastungen sollte das G36 halbwegs gewachsen sein, speziell wenn es „nur“ um ein paar Euro mehr beim Material und bei der Fertigung des hinteren Gehäuses gehen sollte.
Insofern liegen @Bang50, @diba und die vilen anderen User m.M.n. mit ihren militärischen bzw. infantristischen Argumenten zwar seit jeher goldrichtig, nur an der seit jeher „bescheidenen“ Materialauswahl bzw. der Materialfrage für das Gehäuse des G36 und an einer offenbar seit Jahrzehnten gegebenen Sorglosigkeit von Beschaffer und Hersteller ändert dies absolut nichts.
offenbar wurde das G36 auch noch mit Serieneinführung und/oder danach „verschlimmbessert“. Durch die Einarbeitung eines Schlagzähmodifikators – z.B. Polyethylen (PE) kann zwar der Mangel des Polyamides, hart und spröde im trockenen Zustand zu sein, gemindert oder aufgehoben werden, denn dieser Schlagzähmodifikator ist ein Polymer mit entsprechenden Schlagzäheigenschaften.
Die so hergestellte Kombination zweier oder mehrerer Polymerer nennt man Blend. Zwei chemisch verschiedene Polymere sind aber im Allgemeinen unverträglich, d. h. diese weisen eine hohe Oberflächenspannung und geringe Grenzflächenhaftung auf. Block-und Pfropfcopolymere können diese unerwünschten Effekte stark verringern, eine ziemlich komplexe Angelegenheit, die hier im Detail zu weit gehen würde. So bedarf zum Beispiel das Blend aus Polyamid und Polyethylen eines solchen Additivs, um einen makroskopisch homogenen Werkstoff zu erhalten. Ab ca. 1995 bis ca.1998 waren die „klassischen“ Verträglichkeitsvermittler zunehmend „durchentwickelt“ und Blends hielten in der Spritzgussfertigung Einzug, vorrangig im Automotivebereich bzw. in der Massenproduktion.
Im Übrigen sind speziell Blends der Paarung PA/PE i.d.R. dadurch gekennzeichnet, daß die weiteren mechanischen und thermischen Eigenschaften je nach Anteil der PE-Zugabe „nach unten gezogen“ werden (vgl folgende Kennblattauszüge von PA6.5 und PA6.6 PE, Letzteres mit einem handelsüblichen 8% PE-Anteil: http://www.directupload.net/file/d/3977/u7k7kk32_pdf.htm).
Diese Kennwerte entsprechen zwar nicht mechanisch und thermisch dem faserverstärkten PA6.6. CF35 sondern „nur“ der jeweiligen Fasermatrix, sind aber trotzdem bzw. m.M.n. gerade deshalb bereits aussagekräftig. Auch das WiWEB stellte darauf ab, daß die PE-Beimischung den termischen Verzug der Waffe fördern könnte.
Vtg-Amtmann | 03. Mai 2015 – 23:01 hat den aktuellen Sachstand sehr gut zusammengefasst. Daher würde ich gerne nach dem Optik- und Schalldämpfer-Exkurs hier wieder anschließen.
Die BW befindet sich nun durch die verschleppte konzeptionelle Arbeit in der misslichen Lage, zwischen mehreren suboptimalen Alternativen entscheiden zu müssen (unter der Prämisse, die Probleme beim G36 sind tatsächlich stichhaltig und signifikant).
• Kurzfristig verfügbare Verbesserung des G36 – ggf. kann die Ursache der propagierten Streukreisaufweitung/Zielpunktverlagerung dadurch nicht vollständig behoben werden und weitere konzeptionelle Forderungen der BW wären ggf. auf lange Sicht aufgeschoben. Einen neuen Karabiner wird es bei der angespannten Finanzlage dann vielleicht nicht mehr geben.
• Beschaffung einer verfügbaren Waffe – entspricht ggf. nur zum Teil den konzeptionellen Forderungen der BW. Durch Einführung eines neuen Karabiners wären die Weichen weitgehend gestellt (Ausbildung, Logistik).
• Entwicklung einer eines völlig neuen Karabiners – damit bleibt die desolate Situation bei den Handwaffen für mindestens 5 Jahre weiter bestehen.
Entgegen meiner ursprünglichen Meinung erscheint es bei Betrachtung der gegebenen Alternativen besser zu sein, das G36 soweit wie möglich zu verbessern. Gleichzeitig sollte jedoch die BW in aller Ruhe an der konzeptionellen/technischen Auslegung des zukünftigen Sturmgewehrs arbeiten und dieses Vorhaben in einem kohärenten Handwaffenprogramm (Berücksichtigung aller Elemente) umsetzen. Ich sehe jedoch die Gefahr, dass mit Nachlassen der medialen Aufmerksamkeit, dem Sparzwang sowie den neuen/teuren Rüstungsvorhaben, die Handwaffen der BW erneut unter den Tisch fallen werden und die Situation über die nächsten 20-30 Jahre zementiert wird (bzw. der bürokratische Müßiggang wieder zuschlägt).
@Bang50
Welche konzeptionellen Forderungen liegen denn auf dem Tisch? Bisher ist ja noch nicht einmal 100%ig sicher, daß das NATO-Kaliber überlebt (was aber sehr wahrscheinlich ist).
Allerdings könnte man auch über eine Variante in 7,62×51 nachdenken.
Zudem: wie viele G36 müssen in den nächsten Jahren abgesteuert werden, weil sie dann tatsächlich „durch“ sind? Und wieviele Handwaffen müsssen für den Fall der Fälle vorgehalten werden – oder rückt dann die Reserve (die wir ja so nicht mehr haben) mit dem G3 aus (hierfür verfügbare Mun)?
Last but not least: sollte es „nur“ am Kunststoff liegen so kann man relativ problemlos einmal ein Versuchslos von 100 G36 mod auflegen (Frage: Werkzeuganpassung).
@ Thomas Melber – Genau das ist der Punkt. Die konzeptionelle Arbeit wurde bisher nicht getan und wird nun hektisch übers Knie gebrochen – ein weiterer Betriebsunfall ist dadurch nicht ausgeschlossen.
• Die Frage nach dem NATO Kaliber hängt weitgehend an den USA (diese haben erst die M855A1 eingeführt und werden nicht sofort umschwenken). Jedoch haben einzelne amerikanische Spezialkräfte auf die 300 blk umgestellt (Vorsorglich: Ich mache keine Werbung). DEU muss sich also die Frage stellen, ob es bereit ist einen Sonderweg zu gehen oder ob es .ggf einen europäischen Standard etablieren kann/will – DEU vielleicht Anführer bei für einen neuen NATO Standard? Wenn die BW jedoch Sicherheit ggü. jedem Szenario herstellen will, dann sollte bei einem neuen Sturmgewehr die Multikaliberfähigkeit gegeben sein – sonst kann man die Investition ggf. gleich wieder abschreiben wenn die USA zu einer Seite kippen oder der NATO Standard geändert wird.
• Die Diskussion 5,56 NATO vs. 7,62 NATO bzw. Karabinerpatrone vs. Gewehrpatrone wurde 50 Jahre lang diskutiert und ist inzwischen entschieden. Karabiner sind eine Klasse für sich, genauso wie es Gewehre sind –beide entwickeln sich in getrennte Richtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Es geht momentan daher eher darum, die Munition besser auf das Karabinerkonzept abzustimmen (Hier sind die Punkte: Verbesserte Wundwirkung, geringere akustische/optische Signatur (nachkampfkompatibel), Verwendung kurzer Rohre etc…)
• Der G36 Regenerationsbedarf ist mir unbekannt. Das Planungsamt der BW müsste/sollte jedoch diese Information haben.
• Genauso stellt sich die Reservefrage bzw. die Frage nach dem Gesamtbedarf.
• Ich bezweifle, dass es so einfach ist auf einen anderen Kunststoff umzustellen (es geht auch um Steifigkeit des Gehäuses), weiterhin müssen Spritzprogramme und Formen geändert/getestet werden. Trotzdem erscheint mir die von Vtg-Amtmann vorgeschlagene Lösung noch die realistischste Option sein –diese Option benötigt jedoch auch ca. 2 Jahre (Konzeption der BW –> Anpassung bei H&K –> Erprobung –> Produktion)
Letztlich ist der gesamte Problem-/Entscheidungskomplex ein Produkt versäumter Planungen. Die Maschine läuft einfach nicht richtig und kommt auch nicht auf Umdrehung. Ich bleibe daher skeptisch ob die „Sturmgewehrthematik“ grundlegend und zufriedenstellend gelöst wird.
Bang50 | 19. April 2015 – 0:44
„Wenn Sie irgendetwas bzgl. 300blk andeuten wollten, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Eine NATO Standardpatrone wird nicht zur NATO Standardpatrone weil sie irgendjemand bewirbt (besonders nicht in D) – bei weltweit mehreren Milliarden Schuss 5,56 NATO in den Magazinen und mehreren Millionen Waffen, wäre eine Umstellung ein gewaltiger fiskalischer und logistischer Akt.“
Deutschland wird sicher keine neue Stdpatrone einführen, oder vielleicht doch?