Flüchtlinge im Mittelmeer: Fregatte ‚Hessen‘ rettet mehr als 200 von Holzboot
Wenige Tage nach Beginn des Einsatzes deutscher Kriegsschiffe zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer hat die Fregatte Hessen vor Libyen mehr als 200 in Seenot geratene Menschen aufgenommen, die auf einem nicht seetüchtigen Holzboot nach Europa übersetzen wollten.
Nach Angaben von Verteidigungsministerium und Bundeswehr wurden die Hessen und der Einsatzgruppenversorger Berlin am (heutigen) Freitagmorgen vom Rettungszentrum in Rom alarmiert, dass ein Boot mit vermutlich 200 Personen 130 Seemeilen (rund 250 Kilometer) südlich der italienischen Insel Lampedusa entdeckt worden sei. Die Hessen entdeckte das Holzboot, auf dem sich nach ersten Schätzungen rund 250 Menschen aufhielten. Am späten Vormittag begann die Rettungsaktion, mit der die Flüchtlinge an Bord der Hessen genommen werden sollten.
Die Mitteilung von BMVg-Sprecher Jens Flosdorff vor der Bundespressekonferenz:
Mehr Einzelheiten vermutlich im Laufe des Tages; bislang scheint auch noch nicht festzustehen, in welchem Hafen die geretteten Flüchtlinge abgesetzt werden können.
Nachtrag: Ein Kommentator wies darauf hin (vielen Dank!), dass beide deutsche Schiffe derzeit via AIS getrackt werden können. Nach der Übersicht von marinetraffic.com befand sich die Hessen am Freitag um 14.10 Uhr MESZ auf den Koordinaten 33.3455 Nord/12.37583 West – rund 130 Seemeilen südlich von Lampedusa, aber nur 28 Seemeilen vor der libyschen Küste:
(Archivbild: Bei einer Übung am 6. Mai werden Bundeswehrsoldaten in der Rolle als Schiffbrüchige mit einem Speedboot an Bord gebracht – Bundeswehr/PAO Mittelmeer; Karte: OpenStreetMap)
mag vllt. alles nützlich und wichtig sein, doch hoffe ich das nicht jede rettung von in seenot geratenen menschen veröffentlicht wird…bei den leider ganzen flüchtlingen die noch über das mittelmeer kommen! schlimm genug das sowas überhaupt passiert, dieses aber in den medien noch hochpuschen?
Momentan befinden sich beide Schiffe in Reichweite um sie bei zB Marinetraffic zu verfolgen.
Die Berlin nordöstlich von Tripolis, die Hessen nördlich von Zuwara etwas näher an der Küste.
Die Kapazität der Hessen war in einem früheren Blogeintrag mit 100 Personen angegeben worden. Sind bei der Rettung der ca. 200 Personen noch weitere Schiffe beteiligt oder meistert man das alleine?
@Ein Leser
Das dürfte Sie allein gepackt haben. Man benutzt beispielsweise keine Helikopter da man das komplette Flugfeld hinten als Aufenthaltsort mit Waschgelegenlegenheiten benutzt.
Die Zahlen die hier angegeben wurden stammen vermutlich von einem der hier anwesenden professionellen Armchair Generals.
Ratte | 08. Mai 2015 – 14:24
„Die Zahlen die hier angegeben wurden stammen vermutlich von einem der hier anwesenden professionellen Armchair Generals.“
nöö, diese Zahlen haben nicht die hier anwesenden Armchair Generals erfunden, sondern die Experten der BW-Öffentlichkeitsarbeit – siehe bundeswehr.de, „Rettung im Mittelmeer“.
Zitat: “ Bis zu 350 Menschen können beide Schiffe aufnehmen, versorgen und an Land bringen.“ Verstehe allerdings nicht, ob JEDES Schiff 350 aufnehmen kann oder ob das die Summe für beide Schiffe ist.
@Ratte:
Ich habe nochmal nachgeschaut. Die Zahl 100 stammte aus einer Pressemitteilung der Marine: http://augengeradeaus.net/2015/04/rettung-von-fluechtlingen-im-mittelmeer-berlin-und-hessen-vorgesehen/
OK, dann ist also 350 die Gesamtkapazität. Dann wird es mit 200 aufgenommenen Flüchtlingen auf der HESSEN wohl doch kuschelig werden.
Es geht ja nicht um eine Unterbringung unter Deck sondern im Hangar/ auf dem Flugdeck … da ist dann schon ein wenig Platz nur wird nicht jeder ein Feldbett o.ä. abbekommen.
Interessant ist, dass beide Einheiten zur Zeit ziemlich DIW vor sich hindümpeln …
Soso, die Bundesmarine wurde also reaktiviert…
Danke für die Korrektur!
Wie das jetzt eigentlich? Die geretteten betreten als erstes Deutsches Hoheitsgebiet, wenn sie an Bord genommen werden. Steht ihnen nun in Deutschland Asyl zu?
Wäre ja mal interessant zu wissen.
@Mariner
DIW ???
@all
Weil sich alles so schnell entwickelt; Gibt ’nen neuen Thread, da die Berlin in einer separaten Rettungsmission unterwegs ist.
(Das erklärt auch, warum beide Schiffe nach dem AIS-Signal praktisch auf der gleichen Stelle stehen bleiben über Stunden. DIW – Dead in the water…)
@Peter
Das Thema „Hoheitsgebiet“ hatten wir schon – nein, einen Asylantrag kann man rechtswirksam auf einem Schiff nicht stellen (Ausnahme ggf. in deutschen Hoheitsgewässern).
@TW
DIW ist da aber doch zweideutig …
Praktisch. Militärischer Shuttleservice nach Europa? So schafft man natürlich Anreize.
Wenn das so weiter geht können wir die Flüchtlinge auch gleich in Afrika abholen.
Die Rettung ist eine Sache und moralisch geboten, aber warum wird der anschließende Verbleib nicht anhand der Grenzen der ausschließlichen Wirtschaftszonen im Mittelmeer geregelt?
Diese Grenzen sind in den betreffenden Gebieten denke ich unstrittig, ebenso wie die Orte der jeweiligen Rettung. Der Automatismus, dass jeder, der von einem europäischen Schiff aufgenommen wird, in Europa an Land geht, wäre durchbrochen und durch eine sehr transparente und eindeutige Regelung ersetzt.
(Ich bitte an dieser Stelle eine Rettung jedoch nicht mit einem Abfangen zu verwechseln.)
@Knud
Warum nicht „abfangen“? Bei Piraten macht man das ja auch.
Warum nicht einfach mal zur Rechtslage kundig machen?
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Urteil vom 23.02.2012, Fall „Hirsi Jamaa und andere gegen Italien“.
@ari127mm
doch hoffe ich das nicht jede rettung von in seenot geratenen menschen veröffentlicht wird…
Warum nicht? „Tue Gutes und rede darüber“ ist nicht die schlechteste Werbung. Und die BW hat’s nötig. (Und an so Aspekte wie Opportunitätskosten und Wirtschaftlichkeit denkt doch eh kaum einer.)
Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen bildet diesbezüglich ein recht umfangreiches Regelwerk. Meiner Interpretation nach (nein ich habe nicht alle 20X Seiten gelesen) wäre dies selbst für den betreffenden „Inhaberstaat“ der betreffenden Wirtschaftszone schwierig, da es sich erstmal um eine friedliche Durchfahrt durch das entsprechende Seegebiet handelt. Es sei denn es handelt sich beispielsweise schon um die italienische Zone, da hier eingefahren wird um Personen entgegen der Einreisegesetzgebung des betreffenden Staates zu „entladen“.
Ich bin aber Physiker und kein Seerechtsjurist – wäre aber sehr dankbar über den Kommentar von einem.
@Thomas Melber
Danke!