Exercise Watch: Die nächsten NATO-Übungen
Die NATO hat, darauf legt die Allianz großen Wert , ihre großen Manöver nicht nur lange geplant, sondern veröffentlicht sie auch – das ist aus Brüsseler Sicht ein Abgrenzungsmerkmal gegenüber den nicht angekündigten Übungen, den snap drills, Russlands.
Um mal wieder ein bisschen Übersicht zu schaffen, aus dem NATO-Kalender die nächsten größeren Übungen, an denen auch die Bundeswehr beteiligt ist:
Exercise BALTOPS 2015 LIVEX
Multinational/US-led ex; it has been linked to NATO and give to SFN for planning, preparations, coordination and execution
Aimed to train marine interdiction operations, marine interdiction operations, board and search/seizure, anti-submarine warfare, mine warfare, anti-air warfare, anti-surface warfare, helicopter cross-decking and amphibious landing. With AWACS participation. Invited nations: NLD, DNK, DEU, EST, FRA, LVA, LTU, POL, FIN, SWE, GEO, GBR
5-20 Jun
Baltic Sea
Pre-Sail conference: Gdynia, POL; Post-Sail Conference Kiel, DEU
Ex SABRE STRIKE 15 – Multinational EX, PART OF THE ASSURANCE MEASURES
Brigade-level CPX and Company-level FTX intended to promote regional stability and security, strengthen partner capacity, and foster trust while improving interoperability between NATO Partners. The overarching exercise concept focuses on preparation of HQs and troops for NRF and future operations. LTU is the SbS15 Host Nation and will be the location for the CPX. Using the distributive exercise model, FTXs will be conducted in the three Baltic nations and POL. Multinational Partners
8-19 Jun
HNs: EST, LVA, LTU, POL TCNs: EST, LVA, LIT, POL, UK, USA, FIN, NOR, DNK, DEU, FRA/DEU Bde
Ex Noble Jump – DEPLOYEX
First training tactical deplyment of Allied high-readiness units under the new VJTF framework.
10 – 21 Jun
SHAPE, JFCNP, 1GNC, CZE, DEU,NLD, NOR, POL. Ex area confirmed as ZAGAN, Poland. 1GNC, CZE, NLD & POL units will deploy. DEU & NOR units will deploy from Hohne, Germany.
(Archivbild: BALTOPS 2014 am 9. Juni 2014 – U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 3rd Class Luis R. Chavez Jr.)
Gibt es dazu eigentlich noch die Einladung von Manöver-Beobachtern unter dem Regime des – ehemaligen – KSZE-Prozesses?
Brigade-Level FTX. Das wäre mal etwas, was evtl auch der Russe registrieren würde…
Und das „Abgrenzungsmerkmal“ ist doch nur be hübsche Floskel um davon abzulenken das man für „Snap Drills“ gar nicht in der Lage ist.
„Snap drills“ heißen bei uns so weil die Arbeitsebene dann nach Luft schnappt ^^
Übrigens, die Briten listen schon mal auf, was sie in die nächsten Übungen schicken:
https://www.gov.uk/government/news/uk-forces-participate-in-allied-shield-baltic-exercises
@ht_: Sie greifen einen interessanten Punkt auf. Ohne weiter den allgemeinen Hafengesang von verlorenen Fähigkeiten anzustimmen, denke ich dass man sich auf russischer Seite sehr wohl westlicher (v.a. US-Amerikanischer) Überlegenheit in konventionellen militärischen Angelegenheiten gewahr ist. Alleine dauert es eben, bis von einem NATO Beschluss über Force Generation Konferenzen und ähnliche Gremien endlich ein Einsatz ins Rollen kommt. Diese strukturelle „Schwäche“ die in einem, DEMOKRATISCH LEGITIMIERTEN, multinationalen Kontext besteht nutzt Russland indem es auf Geschwindigkeit im Handeln setzt. Die Frage ist welche REALISTISCHEN Möglichkeiten der Westen hat, darauf zu reagieren.
Frage an die Kameraden, die den Kalten Krieg noch miterlebt haben: Wie viele unangekündigte ÜBUNGEN (keine Überprüfungen a la „Schneller Zug“) habt Ihr in den 80ern erlebt?
@ChairForce
Unterstellt, wir einigen uns auf Ende Kalter Krieg mit dem Mauerfall, dann in 21 Jahren Dienstzeit in Pz/PzGren/PzJg/JgTr an unangekündigten Übungen oberhalb Btl: Null!
Auf unterer taktischer Ebene gab es viel, im SP in den Kompanien.
Die Ergebnisse der Baltischen Commanders Conference https://bw2.link/yI5Pt stimmen einerseits optimistisch, umfangreiche Zusammenarbeit unter Einschluss Norwegens, andererseits zeigen sie das gemeinsame Dilemma auf: angesichts der „Wiederentdeckung“ der Ostsee als RUS Operationsraum wird man sich seiner Defizite bewusst. Die Zusammenarbeit ist lobenswert, doch erfolgt sie aus seiner Position der Schwäche heraus. Zitat: Knappe Ressourcen in allen Marinen machen es erforderlich, neue Perspektiven für vertiefte multilaterale Kooperationen bis hin zur Integration zu reflektieren. Ganz aktuell ist auf dem Tender „Donau“ der niederländische Verbandsführer mit seinem Stab eingeschifft und führt einen der ständigen Minenabwehrverbände der NATO“, sagte Vizeadmiral Brinkmann. Zitatende.
Schön, dass dies so läuft. Nur zeigt das eine neue Qualität auf? War/ist nicht gerade bei Minenabwehr die DEU/NLD/BEL – Zusammenarbeit seit Jahrzehnten einstudierte Praxis?
Was bleibt den NATO-Ostseeanrainern also, jenseits von Conferences und entsprechenden Kommuniqués?
Nachbrenner zu meinen Bemerkungen / Fragen von 21:06 und mögliche Antworten, die zu diskutierten sind, finden sich bei http://www.informationdissemination.net/2015/04/conventional-deterrence-by-denial-and.html
Es wird der enge Zusammenhang zwischen ‚maritime und ground operations‘ hergestellt, angesichts der nordeuropäischen Geographie zwar eine Binse, aber sehen wir in DEU diesen Zusammenhang im einheitlichen Operationsraum? Weiter hebt der Autor auf die exponierte Lage der Balten ab und stellt fest:
„If a Russian invasion of the Baltic states could not be deterred or defeated, the North Atlantic Council and the U.S. president would be faced with a very unpleasant choice: conduct a costly counteroffensive and risk nuclear escalation, or abandon the Baltics to renewed subservience to Moscow. Such a catastrophic failure to uphold the mutual defense responsibilities of NATO could cripple or even destroy the North Atlantic alliance, one of Russian President Vladimir Putin’s primary goals. It is therefore of paramount importance to deter Russian aggression before it happens“.
Seine Antwort für diese ‚deterrence‘ ist die permanente Stationierung je einer gepanzerten Brig in jedem der baltischen Staaten unterstützt durch taktLuSK, geführt aus je einem Div- KorpsHQ, die übrigens vorhanden sind. Trotzdem, die Lösung für Schwäche zur See also Stärke an Land? Geht das, falls überhaupt, nur angesichts der geographischen Besonderheiten im Ostseeraum.
Die maritimen Vorschläge bescheiden sich mit „Lastly, the roles of navies and coastal defense forces need to be outlined. The potential roles of Baltic Sea-bordering NATO members’ navies would be quite different from NATO members who border the Atlantic“.
So richtig erhellend, zumindest für Marinen, ist das auch nicht.
@KPK
Küstenschutz ist ja nichts neues und fängt natürlich bereits vor dem Konflikt an. Das Baltikum selbst läßt sich ostwärts ganz gut verteidigen, das Gelände dort ist zumindest slow go für gepanzerte Kräfte. Luftlandung und Handstreich ist natürlich ein anderes Thema.
Was könnte die russische Ostseeflotte bewirken und wie lang ist deren Dauer gegen die Nato Luftwaffen sollte es wirklich knallen?
Tja, das deutsche Heer hat es weiterhin schwer sich mit maritimen Dingen auseinander zu setzen, nech. Daher schwafelt ihr ja auch bei diesem Thema so mit euerm Kram und Begrifflichkeiten daher anstatt mal zu erkennen welch erheblichen Aufwand die NATO Marinen und die anderen Teilnehmer an den Übungen gerade so betreiben. Da ist euere Brigade Level FTX und SnapDrills niedlich gegen… Oh, war ich das gerade schon wieder? Ups…
Aber mal ernsthaft und mal etwas weg von dieser Heereszentriertheit. @Klaus-Peter Doch es ist recht erhellend, zumindest für Marinen. Denn Sie müssen dabei sehen, das sich die grundlegenden Herausforderungen für den Bereich der Ostsee und die Anrainer nicht geändert haben. Die beinhalten die notwendigen Warfare Areas für eines der klassischen Gebiete der Littorals. Es hat sich aber die Zahl der NATO Mitglieder in diesem Gebiet erhöht. Der Übungskatalog und die Schwerpunkte zeigen klar diesen Fokus auf die notwendigen Fähigkeiten innerhalb der Warfare Areas (Joint Warrior, Operation Mongoose, Shark Hunt, Open Spirit). Auch das zusammenziehen der Standing Maritime Groups. Open Spirit hat auch gerade wieder sehr zu Verbesserung der interoperabilität und Fähigkeiten MCM beigetragen. BALTOPS wird wieder so eine große Übung sein. Und einen Schlusspunkt für die Ostsee wird Northern Coasts in Ansätzen bilden. Und dann kommt nochmal Joint Warrior II. Der Aufwand ist immens, aber gut und notwendig.
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Dass die norddeutschen, nordpolnischen (pommerschen) Ebenen das Mekka für Panzerkräfte sind, wissen die Russen, spätestens sei Frühjahr ’45.
Im zuvor genannten Aufsatz sieht Terrence Kelly, RAND Corporation, Bodentruppen als Lösung für strategische Probleme im Ostseeraum. Wie ist das zu analysieren, kann NATO, damit auch die Bundesmarine, die Ostsee vernachlässigen, weil an Land stark (wobei in der Fragestellung der Fakt jetziger real verfügbarer Kräfte keine Rolle spielt)?
Bei Zustimmung muss dabei nämlich die Beschaffung für die Bw in Teilen neu aufgestellt werden, mithin weg von Marine, hin zu Luft- und LaSK, um hier die Entscheidung zu suchen. Folgefrage, kann dann die Verantwortung in der Ostsee anderen, unter Einschluss von SWE und FIN, übertragen werden, weil numal DEU zuvorderst eine Landmacht ist und am Boden von Alters her unsere Stärken lagen?
Es kann, denke ich, gesehen werden, dass Fragen der Aufgabenverteilung im Bündnis einerseits aber eindeutig auch der Schwerpunktbildung bei Rüstung und Ausrüstung in der Bw neu zu beantworten wären, wenn RAND gefolgt würde.
Nebenbei, RAND hat nicht von Ungefähr einen beachtenswerten Stellenwert in strategischen Fragen.
@Klaus-Peter Kaikowsky
??? Nur weil mein Papa ein guter Soldat war, bin ich noch lange keiner. – das ist ernst gemeint. In einer Konfrontation zählt nicht allein die Anzahl/Qualität – was zählt, ist zu einem grossen Teil der Mindset. Da kommen mir große Zweifel. Und davon abgesehen:
Wie wollen Sie bitte mit insgesamt 2 Divisionen, zZ ca 250 MBT ohne eigene Fla und ohne richtige Kampfhubschrauber ( nicht mal PAH1(X) oder sind die Tiger hierfür zertifiziert ?) eine Landmacht darstellen? Also gemach, gemach :)
@mwk Sie haben Recht, und ich stimme zu.
Hatte aber zuvor schon herausgestellt, dass „… wobei in der Fragestellung der Fakt jetziger real verfügbarer Kräfte keine Rolle spielt)?“
Um deutlich zu werden, natürlich ist die aktuelle Kräftekonstellation ein no-go zur Beantwortung des strategischen Dilemmas rund um die Ostsee.
Doch ist das nicht mein Punkt. Schön wären Antworten (auch von Ihnen) zur Frage, ob der Redakteur von RAND im Recht ist, wenn er folgert, jetzt nur sinngemäß: „unsere Schwäche zur See gleichen wir mit Stärke an Land und in der Luft aus“.
Und dann bitte noch darstellen, welche Konsequenzen sich für uns/unsere Partner ergäben.
@KPK, 22:32h
Wir sprachen vom Baltikum, nicht von Polen.
@mwk
Das Heer macht, was Aufgabe des Heeres ist, die Marine, was ihre Aufgabe ist. Wichtig ist, daß das Zusammenwirken und die Koordination / Operationsplanung u.a. funktioniert. Die Luftwaffe spielt beim Küstenschutz ja auch noch mit.
Das Problem scheint mir ist, daß es keine / wenige landbasierte Küstenschutzkräfte gibt (u.a. mit anti-ship-missiles, etc.).
…erfüllen der Aufgaben, mit den vorhandenen Mitteln….
eigentlich OT, aber als Antwort:
Ich möchte nicht jammern, aber durch das Zerschlagen der Marinefliegerei (sry, es gibt ja noch ein paar Hubschrauber und 4-Mots), im Nachgang die Quasi-Abschaffung von Jabo-Verbänden und der damit geplanten Multirole für den EF, stehen sehr wenige Kräfte für Interdiction bereit. Für einzelne „UN/EU-Missionen“ mag die Anzahl der Mittel ausreichen – doch für die Grundaufgabe „Landes-/Bündnisverteidigung“ sind wir eine Anlehnungsmacht -> wir müssen uns anlehnen! In der Marine ist es das gleiche Bild – hier geht es u.a. um die Anzahl der schnellen Kräfte, welche durch die K130 abgelöst werden sollen. Wie bereits gesagt worden ist, haben sich die Aufgaben in der Ostsee nicht geändert, doch die vorhandenen /geplanten Mittel zum Erfüllen dieser Aufgaben legen zumindest aus meiner Sicht in Deutschland brach.
Die „grossen“ Mannöver, ok, aber wie sieht es mit den „kleinen“ Mannöver aus? Die oben aufgelisteten dauern 10-14 Tage, die russischen Übung ist auf 4 Tage angesetzt. Werden also alle Übungen, die irgendein NATO-Land auf ihrem Territorium ausführen angekündigt?
Und was in dem Punkt eigentlich auch ein interessanter Aspekt wäre, welche Verhandlungen und Abmachungen gibt es in Bezug auf solche Übungen und deren Ankündigungen?
@Y-stratege
Die OSZE hat da bestimmte Regeln.
Alle Übungsvorankündigungen getrennt nach 25.000 Mann / zeitlichen Vorgaben sind in der KSZE-Schlussakte von Helsinki vom 01.08.1975 eindeutig geregelt. Im Zusammenhang damit sind die Festlegungen zum Wiener Dokument (WD) und „Open Skies“ zu beachten.
Vorschlag, nachlesen, da zu umfangreich, um hier dargestellt zu werden.
Die OZSE ist im übrigen Rechtsnachfolger der KSZE.