Neue Vorwürfe von H&K zum G36-Streit: MG36 nicht berücksichtigt
Im der Debatte über das G36 und dem Streit (so muss man das wohl nennen) zwischen dem Verteidigungsministerium und der Herstellerfirma Heckler&Koch hat sich am (heutigen) Dienstag erneut das Unternehmen zu Wort gemeldet. Heckler&Koch wirft nun der Bundeswehr und vor allem der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 91 in Meppen vor, bei den Vergleichsschüssen nicht das ebenfalls von Heckler&Koch entwickelte MG36 getestet zu haben, obwohl diese Maschinenwaffe formal in die Bundeswehr eingeführt sei – wenn auch nicht beschafft wurde.
Die Kernaussagen:
• Bundeswehr-Erprober ließen eingeführtes HK-Gewehr MG36 unberücksichtigt
• Beschusszyklen und Auswertungsmethoden offensichtlich willkürlich geändert
• Vergleichbarkeit der jüngsten Ergebnisse mit bisherigen Untersuchungen, sowie Vorgaben der Technischen Lieferbedingungen und Vorschriften der Bundeswehr unmöglich
• BMVg verweigert Herausgabe des Berichts
Die Stellungnahme im Wortlaut zu Nachlesen hier: Stellungnahme Nr. 6 von Heckler & Koch zum Sturmgewehr G36
(Dabei bezieht sich das Unternehmen auch auf die hier bei Augen geradeaus! veröffentlichte Abbildung aus dem Bericht. Ohne Absprache, ehe die Frage kommt.)
(Archivbild: G36 in der Grundausbildung 2010 in Torgelow – Thomas Köhler/photothek)
Der Widerspruch kommt zu recht – die Begründung ist aber etwas vorgeschoben.
Hauptsächlich geht es darum dass das BMVg das bekommen hat was es bestellt hat :ein Sturmgewehr für den einzelschuss und kein lMG!
Kann es sein, dass die Ursache darin zu suchen ist, das der Begriff „Sturmgewehr“ waffentechnisch nicht präzise ist und entsprechend der eine darunter ein leichtes MG und der andere einen Maschinenkarabiner versteht? Mit allen Auswirkungen die es auf Einsatzszenarien hätte… Ich weis ich unterstelle hier extreme Unprofessionalität, aber so langsam drängt sich mir beim lesen der Eindruck auf, dass Dinge vermengt werden die einfach nicht zusammen gehören und oben drüber kommt der Begriff „Sturmgewehr“.
Ich verstehe HK nicht. Was versuchen sie zu beweisen? Ich Glaube nicht das der gute Ruf der Waffenschmiede durch diesen Bericht wirklich gelitten hat.
Warum bieten sie der Bundeswehr nicht für den Sofortbedarf eine Alternative Waffen an und weisen auf die möglichkeit hin das vorhandene G36 eine Kampfwertsteigerung zu unterziehen? Die derzeitige Form der Kommunikation ist aus meiner Sicht nicht Zielführend.
Xstar:
HK versucht nichts zu beweisen sondern beweist etwas. Nämlich dass das BMVg eine Kampagne gegen sie fährt und sich dafür auch gerne undurchsichtiger, technisch fragwürdiger Tests bedient, um die gewünschten Ergebnisse zu bekommen.
Eine Kampfwertsteigerung des G36 wurde angeboten, vom BMVg aber ignoriert.
Hutzel, wo ist das nachzulesen?
@ Xstar
Der gute Ruf hat definitiv gelitten!
http://www.thefirearmblog.com/blog/2015/04/18/breaking-news-g36s-cannot-hold-accuracy-bundeswehr-report-confirms/
In den Kommentaren schreibt der Autor des Blogeintrags folgendes:
„Soon to be put through the ringer for you guys:
Several months ago, before this was even really in the news I had a local police department and ask me to obtain a sample G36 for them to test. They wrote me a demonstration letter as required by the ATF, and I will perform a demonstration for them so that they can evaluate it (though with this in the news, I doubt that they will purchase my unit, or any from HK Defense so I am out some money). The good news though is that we can use this rifle to do some testing of our own!“
Also für mich sieht das schon nach Ansehensverlust aus, ob gerechtfertigt oder nicht.
Ist jetzt zwar keine Hochglanzquelle, ein bisschen Wahrheit steckt aber sicher drin.
Zitat Welt zum SSG:
„Unwidersprochen blieb vor Gericht die Aussage des Teamleiters des Beamten, er dürfe das Vorhaben „Scharfschützengewehr kurze Reichweite“ auf Wunsch des Geschäftsführers von Heckler & Koch nicht mehr weiter bearbeiten (Az. 2K 964/12.KO).
Die Behörde legte Berufung gegen das Urteil ein. Laut Verteidigungsministerium nimmt „Heckler & Koch keinen Einfluss auf den Personaleinsatz“.“
Dafür dreschen Sie ganz schön auf drei Bw-Angehörige ein, die sich nicht wehren dürfen.
@TheDude
Ich habe mich, was das Angebot angeht, wohl falsch ausgedrückt. Richtiger ist, dass HK für Kampfwertsteigerungen des G36 immer offen war, diese Möglichkeit aber trotz mehrerer Anläufe vom BMVg nie weiter verfolgt wurde. So oder so ist das BMVg da einfach selbst schuld.
„Vor diesem Hintergrund ist die Tatsache besonders auffällig, dass eine Kampfwertsteigerung des G36 von Seiten der Bundeswehr bisher nicht thematisiert wird. Gleichwohl behauptet das Bundesministerium der Verteidigung öffentlich, die neuesten Untersuchungen hätten eine einsatztaktische Fähigkeitslücke offengelegt, welche nun geschlossen werden müsse. Die bisher öffentlich zugänglichen Informationen legen dem gegenüber nahe, dass alleine der Austausch des aktuellen G36-Rohres gegen ein solches mit größeren Außendurchmessern bzw. einer größeren Masse die in den neuen Laborszenarien angeblich aufgetretenen Treffleistungsreduzierungen eliminiert.“
„Insofern ist es besonders bedauerlich, dass in der Bundeswehr seit mindestens 2007 mehrere Anläufe gescheitert sind, eine Konfiguration für die Kampferwertsteigerung der G36-Standardwaffen zu definieren, welche zuletzt unter der Projektbezeichnung „G36 Basiswaffe lang“ in der Bundeswehr geführt wurde. Es stellt sich insbesondere die Frage, warum die Bundeswehr im Rahmen dieses laufenden Kampfwertsteigerungsprojekts in den vergangenen fünf Jahren gegenüber Heckler & Koch keine technische Spezifikation formuliert hat, welche die angeblichen neuen Forderungen berücksichtigt, die als „Defizite“ des G36 dargestellt werden.“
http://www.heckler-koch.com/de/presse/detail.html?tx_z7protecteddownloads_pi1%5Bfile%5D=G36-HK-PM-Nr_4-10-04-2015.pdf
Kann man eigentlich irgendwo nachlesen, wie die „Ungenauigkeit“ des G36 aussieht? Ich habe darüber nichts gefunden und kann mir auch nicht vorstellen, dass man direkt nach einem Einsatz mit der heißgeschossenen Waffe ein Schulschießen am Anschusstisch macht.
Hutzel,
genau diese PM hatte ich auch gelesen, weshalb ich mich bei dir nochmals rückversichern wollte. Danke!
Die derzeitige Situation verlangt nach einer Lösung und diese kann HK sicherlich zeitnah bieten. Nur hat sich HK für mich in eine absolut schlechte Ausgangslage gebracht. Wenn Mitarbeiter meines Unternehmens so massiv von einem Zulieferer attakiert werden, werde ich wohl kaum weiter dort bestellen. Ob diese jetzt im recht waren oder nicht.
Man nehme fünf oder zehn G36, die nach Meinung der Bw besonders große Treffpunktlageabweichungen zeigen. Baue in diese die neuen Rohre ein und führe den Test nochmal durch. Was ist daran so schwierig?
Ich versteh die Leute von H&K echt immer weniger: Da beschweren die sich in der selben Stellungnahme erst darüber dass das MG36 mit dickerem Rohr beim Vergleichstest unberücksichtigt blieb und dann dass die Sonderwaffe HK416BW mit dickerem Rohr hingegen berücksichtigt wurde ….. und das Ganze noch schön garniert mit dem Hinweis das die Rohre beider Waffen zu dem des MG4 fast identisch sind. Warum ist es jetzt also laut H&K gleichzeitig doof dass eine LMG mit dem G36 verglichen wurde und das andere dagegen nicht?
– Erst wird kritisiert, dass mit einem „Maschinengewehr“ verglichen wurde. Dann wird kritisiert, dass nicht mit einem „Maschinengewehr“ verglichen wurde.
– Das ist ähnlich stringent wie das Behaupten von Kooperationsbereitschaft, während man BW-Untersuchungen seit Ende 2014 boykotiert hat.
Ziemlicher Zirkus den H&K da abzieht.
Ganz einfach. Hätte man das Rohr des MG36 verwendet hätte man die Kunststoffgehäuse-Problematik widerlegen oder beweisen können. Ändert sich was mit dem MG36-Rohr liegts nicht am Gehäuse. Bleibt das Problem gleich ist das Gehäuse aus Kunststoff Schuld.
Das ist der vernünftigste Bericht von HK und mit dem Nachweis, daß hier ein leichtes Maschinengewehr HK 416BW mit einem normalen Sturmgewehr verglichen wurde, nicht aber ein ähnlicheres leichten MG 36, bringt HK das Bundesverteidigungsministerium und WTD 91 in Schwierigkeiten. Ebenso mit dem Vorwurf, daß die Prüfungsbedingungen geänderten worden sind einseitig im Vergleich zur seinerzeitigen Beschaffung.
Auch die Nichtrausgabe des Berichts ist peinlich genug. Man kann der BW nur raten sich schnell mit HK zu einigen.
Wenn HK die BW wegen „Rufschädigung“ auf Unterlassung oder Schadensersatz verklagen sollte, dann dürfte die BW juristisch im Moment ganz schlechte Karten haben.
Und alle Medien, die negative Tatsachenbehauptungen über das G 36 aufstellen müssen auch fürchten, erfolgreich von HK verklagt werden zu können.
Natürlich wäre ich an Stelle von HK noch klüger, und würde den Schießversuch der BW vor Journalisten wiederholen, insbesondere mit dem MG 36 und wenn dieses besser abschneidet als das G 36, dann sieht es für die Kunststofftheorie wirklich nicht so gut aus. Und vorsorglich wäre dann bewiesen, daß ein dickerer Lauf eine Abhilfe darstellt.
Auch wäre es sinnvoll, wenn HK zur Zusammensetzung des Kunststoffen Stellung nehmen würde und ob dieser von ihnen vorgeschlagen wurde oder ob er geändert wurde, weil die BW ein kratzfesteres Gehäuse haben wollte?
„Da beschweren die sich in der selben Stellungnahme erst darüber dass das MG36 mit dickerem Rohr beim Vergleichstest unberücksichtigt blieb und dann dass die Sonderwaffe HK416BW mit dickerem Rohr hingegen berücksichtigt wurde“
Was gibt’s daran nicht zu verstehen? HK weist zu Recht darauf hin, dass das MG36 eine passende Vergleichswaffe für das HK416bw gewesen wäre. Auch hat die BW damit vermutlich eine Waffe quasi im Bestand, die diese neuen Forderungen erfüllt. Peinlich.
Kommunikationsgau:
Völlig unabhängig von den technischen Tatsachen sehe ich immer mehr, dass diese Kampagne nur Verlierer produzieren wird.
Überall passieren Fehler oder Vorgaben ändern sich und erfordern Anpassungen an einem ursprünglichen Design.
Solche Dinge versucht man jedoch in der Regel auf kleiner Flamme und hinter verschlossenen Türen zu lösen.
Letztendlich kann man einen Streit mit einem Kunden niemals gewinnen. Auch aus dieser Sicht wird die Strategie von H&K für mich immer unverständlicher.
In der aktuellen Pressemitteilung wird ja der Bw geradezu attestiert, dass sie kein funktionierendes System besitzt um Einsatzerfahrungen auszuwerten und in technisch greifbare Daten umzuwandeln. Auch der Verweis auf Vorschriften der Bw wirkt kleinlich und besserwisserisch auf mich. Ich zweifle stark an, dass eine für die Truppe herausgegebene ZDv als Maßstab für eine von der Industrie zu liefernde Qualität herhalten kann.
Von Seiten des BMVg ist für mcih auch nicht klar, welchen Zweck man mit dieser Debatte verfolgt. Letztendlich muss man politische Gründe vermuten, da die Meinungen zur G36 Problematik wie ein Pendel bereits in mehrere Richtungen ausgeschlagen haben.
So traurig es ist, aber ich persönlich denke, dass der Politik die Fürsorgepflicht gegenüber ihren Soldaten in der Regel ziemlich egal ist, es sei den man kann daraus politisches Kapital schlagen oder muss einen bevorstehenden Mediengau abwenden.
Was über die G36 Diskussion hinaus in der Öffentlichkeit übrig bleibt ist folgendes Bild:
Die Truppe ist teuer, hat keine Hubschrauber die fliegen, kann mit dem G36 nur Löcher in die Luft schießen, ihre Speerspitze zieht mit Besenstielen in den Krieg und wo wieviele Kampfpanzer stehen muss erst langwierig geprüft werden.
Traurig was aus einer Armee wurde, mit der ein Großteil der Deutschen sich identifizieren konnten und der Vertrauen entgegengebracht wurde!
Der Institution Bw die Treue zu halten und sich öffentlich zu ihr zu bekennen wird immer schwieriger.
@ DerDude
Jo, wäre ein interessanter Test gewesen.
Allerdings auch kein perfekter, weil ja das Zusammenspiel zwischen Kunststoff und Rohr sich ebenfalls ändern könnte. Zum Beispiel wäre bei einem dickeren Rohr auch der Kunststoff dünner, der Verzug des Kunststoffes könnte sich bei einem dickeren Rohr weniger auswirken, Isoliereffekte kämen womöglich nur erst später zum tragen. Und so weiter. Falls überhaupt beim MG36 der gleiche Kunststoff und das gleiche Verfahren verwendet wird.
Der bessere Test wäre mit einem baugleichen Rohr in einer Nicht-Kunststoff-Aufhängung. Nur das kriegt man „nicht mal so eben“ hin, und selbst ein Büchsenmachen müsste aufpassen da keine neuen Fehlerquellen einzubauen (Schwingverhalten oder keine Ahnung was es da gibt).
Vermutlich wäre der Test mit einer Waffe mit ähnlichem Rohr aber ohne Kunststoff ein guter Kompromiss gewesen. Nur hat HK ja keine Testwaffen HK416 zur Verfügung gestellt. Und gegen die Modelle andere Herstelle wurde ja nicht getestet. (Imho weil man eben HK nicht schaden wollte. Oder nicht den Eindruck erwecken wolle HK schaden zu wollen. Wäre sicher kein Pluspunkt gewesen, wenn selbst ein M4 ein besseres Abwärmeverhalten gezeigt hätte.)
Vielleicht sollte man auch im Hinterkopf behalten, was eigentlich bei der Untersuchung getan wurde:
– Es wurde das G36 vermessen, auch gerade in Hinblick auf „neue“ klimatische Bedingungen und „neues“ Schussverhalten.
– Es wurde insbesondere ein bestimmtes (vom Hersteller geleugnetes) Problembild untersucht und quantifiziert.
– Es wurde ganz allgemein die Möglichkeit einer technischen Lösung nachgewiesen.
Auch wenn mein Vertrauen in den Bericht nicht allzu groß ist, die Punkte wurden wohl erfüllt.
Und egal wie man es dreht und wendet, die Untersuchung war eben nie als Sturmgewehr-Casting ausgelegt. Auch wenn HK das so zu sehen scheint oder so sehen will. (Wobei ein vermeintliches Sturmgewehr-Casting so ganz ohne die Einbeziehung der Modelle anderer Hersteller, schon von einem arg seltsamen Selbstbild als „Hoflieferant der Bundeswehr“ zeugt. ;) )
Insgesamt versteh ich nicht, warum HK an die ganze Wärme-Treffergenauigkeits-Problematik nicht proaktiver rangegangen ist. Niemand hat HK daran gehindert das bisher unspezifizierte Verhalten selbst nachzumessen, zu publizieren, und am besten gleich einen Lösungsansatz anbieten. So nach dem Schema „Das waren die europazentrischen BW-Entscheidungen 90er, aber mit unserem Nachrüstsatz XYZ oder Nachfolgeprodukt ABC gibt es schon eine fertige Lösung die ihr Geld wert ist“.
Tatsächlich kriegt HK im Bericht und in den Kommentaren mit dem Verweis auf eine als akzeptabel befundene HK-Waffe zumindest seitens der BW doch praktisch eine goldene Brücke gebaut.
Stattdessen wird geschmollt. Und die Forderung aufgestellt, dass andere doch ihre Tests um den Vergleich zwischen zwei HK-Hausprodukten zu erweitern haben. Um Festzustellen ob das bis dahin geleugnete Problembild bei dem anderen Hausprodukt nicht auch auftritt.
Als ob es nicht peinlich genug wäre, dass HK einen solchen Nachweis für seine Produkte nicht selbst führt, kommt eben noch der Punkt von Mediator hinzu:
In der aktuellen Pressemitteilung wird ja der Bw geradezu attestiert, dass sie kein funktionierendes System besitzt um Einsatzerfahrungen auszuwerten und in technisch greifbare Daten umzuwandeln.
Gerade das sind doch eine goldene Gelegenheiten:
– Es gibt noch keine konkreten Anforderungen oder definierten Standards
– Der Kunde hat gar keine Ahnung was Sache ist
In beiden Fällen kann der Produkt-Anbieter dem Kunden „ein Gefühl vermitteln“ was wirklich wichtig ist, und dabei natürlich die Kriterien dezent so wählen, dass das eigene Produkt am Besten darsteht.
HK hätte schon längt darlegen können:
– Welche „hohe Schussbelastung“ im Gefecht die Firma für „realistisch“ hält
– Welche klimatischen Bedingungen eine Waffe abkönnen muss
– Dass bzw. welche HK-Produkte dort wirklich gut abschneiden
– Welches Gewicht beides im Gesamtkonzept eines Sturmgewehrs hat (Wenn man’s nicht kann, könnte ja es auch nur „nebensächlich“ sein.)
Eigentlich wären das Hausaufgaben gewesen. Weder das erweiterte Einsatz-Szenario noch Temperatur-Treffergenauigkeits-Problematik sind neu. Und auf Ingenieurs-Ebene scheint man sich ja damit befasst zu haben.
Aber kommunikationsmäßig scheint man wirklich überrumpelt, und zeigt jetzt erstmal wild mit dem Finger auf die Ausarbeitungen anderer.
Schon traurig dass man erst nach zwanzig Jahren die Grenzen des 170.000-fach beschafften Infanteriegewehres auslotet und dann auch noch versucht daraus einen Strick für den Hersteller zu drehen. Da braucht man sich nicht wundern, dass man kaum geeigneten Nachwuchs findet, der bereit dazu ist für diesen Dienstherren sein Leben zu riskieren.
Der Hersteller Heckler & Koch ist für seine Qualität bekannt und liefert gute Waffen aus, nicht nur an die Bundeswehr, sondern auch an viele Spezialeinheiten. Wenn jetzt 18 Jahre nach der Einführung des G36 Vorwürfe gegen das G36 erhoben werden, ist das ein Witz. Man hat damals genau das bekommen, was man bestellt hatte. Man hat diese Waffe getestet und abgenommen. Das G36 ist ein normales Sturmgewehr, kein Scharfschützengewehr und keine Maschienengewehr. Deshalb muss es auch nicht so feuern können, wie ein Maschienengewehr.
Wenn jetzt die Bundeswehr ein neues Ordonanz-Sturmgewehr haben möchte, kann man ja darüber reden. Die technische Entwicklung ist ja nicht stehen geblieben. Nur sollte das Bundesverteidigungsministerium den Hersteller nicht mit fadenscheinigen Argumenten miesmachen. Dass Gewehre beim schnellen Feuern heißlaufen ist ein normaler physikalischer Vorgang. Was fehlt ist der unabhängige Beweis, dass das Trefferbild des G36 nach konzentriertem Dauerfeuer soviel schlechter als das Trefferbild vergleichbarer Sturmgewehre sein soll.
Das Vorgehen des Bundesverteidigungsministeriums ist in diesem Zusammenhang in höchstem Maße rufschädigend. Heckler & Koch hat daher das Recht und die Pflicht aufs Schärfste dagegen vorzugehen. Das Bundesverteidigungsministerium spielt meiner Ansicht nach ein mieses Spiel, um die Politik und den Bundestag zur Einführung eines neuen Sturmgewehrs mit neuen Anforderungen zu bewegen. Es stellt sich nämlich die Frage, ob damit nicht von eigenen Schwächen abgelenkt werden soll. Beispielsweise, welche Waffen ein Zug in welcher Situation mit sich führen soll und was diese Waffen jeweils leisten sollen.
Ein weiterer Vorwurf den Heckler & Koch erhebt ist, dass die durchgeführten Tests nicht objektiv sind. Dies ist ein schwerer Vorwurf. Das Bundesverteidigungsministerium täte gut daran, diesen Vorwurf möglichst umfassend und rasch aufzuklären, indem es dem Hersteller und der Öffentlichkeit mitteilt, welche Waffen nach welchen Kriterien miteinander verglichen wurden. Es ist in diesem Zusammenhang schon verwunderlich, dass der Heckler & Koch als Hauptlieferant der Bundeswehr nicht in die Untersuchung mit einbezogen wurde. Man kann sich nämlich nicht des Verdachts erwehren, dass die Prüfbehörden ein vorbestelltes Untersuchungsergebnis abgeliefert haben, dass die Einführung eines neuen Sturmgewehrs rechtfertigen soll. Dies wäre dann in der Tat ein Skandal.
@J.R. | 21. April 2015 – 22:50
Die von Ihnen angesprochene mögliche Beratungsleistung von H&K gegenüber der Bundeswehr in Bezug auf ihren evtl. geänderten Bedarf an Handwaffen sollte eigentlich in den normalen Bereich der Kundenpflege / Lobbyarbeit gehören.
– Welche Einsatzszenarien muss ein modernes Sturmgewehr aktuell beherrschen
– Welche Lösungsansätze bietet H&K für diese Problematik
– Wie kann man das bestehende System G36 weiter entwickeln
– Welche H&K Produkte sind für die „neuen“ Anforderungen besonders geeignet
Letztendlich geht es ja darum Argumente zu liefern, warum es einen geänderten Bedarf gibt und warum die eigenen Produkte diesen optimal decken. Kunden sind für solche Hilfeleistungen in der Regel sehr dankbar, wenn sie diese Arbeit nicht selbst leisten können.
Nun ist die „Problematik“ des G36 in Bezug auf manche Einsatzszenarien nicht wirklich neu. Angefangen von der Kaliberdiskussion bis hin zur Treffbildverlagerung handelt es sich ja um physikalische Erscheinungen, die jedem Fachmann klar sein sollten.
Um einen „Kunden“ beraten zu können muss dieser jedoch auf der Entscheiderebene erst einmal einen Beratungsbedarf festgestellt haben.
Leider ist es inzwischen gängige Praxis geworden, kritische Berichte solange weichzuspülen, bis sie die politische Ebene nicht mehr in akuten Handlungszwang setzen.
Ich gehe sogar soweit zu behaupten, das manche kritischen Berichte erst gar nicht von der politischen Seite entgegengenommen werden.
Vor diesem Hintergrund stellt sich für mich wieder die Frage, welche Ziele verfolgt das BMVg mit seiner Kommunikationsstrategie.
„Alles Schrott – Wir brauchen dringend mehr Geld“ ist als „Message“ doch ein wenig platt.
Ich sehe es nicht so, dass H&K seinen Kunden attackiert. Kunde ist erstmal das BAAIN Bw, nicht die untergeordnete Dienststelle.
Der Protest von H&K richtet sich direkt gegen die WTD.
Von dort kam auch die Unterstellung H&K würde mit dem Kunststoff mauscheln. Das man sich gegen eine nicht belegte Unterstellung, welche auch noch in die deutsche Presselandschaft getragen wird zur Wehr setzt, ist vollkommen legitim. Die Art und Weise legt nahe, dass der Konflikt schon seit langem nicht mehr auf der Sachebene, sondern der persönlichen ausgetragen wird. Ob tatsächlich eine Werkstoffprüfung stattgefunden hat, warum die WTD und nicht die GPS das prüft und warum sowas an die Presse getragen wird steht in den Sternen.
Das Thema Fähigkeitslücke steht auf einem anderen Blatt. Den Einwurf mit dem MG36 deute ich eher so:“Hättet ihr damals das MG36 mitbestellt, hättet ihr heute keine Fähigkeitslücke“.
Insofern kann man daraus schließen, dass sowohl H&K als auch der Bw schon bei der Beschaffung des G36 dessen Grenzen bekannt waren. Warum H&K erst jetzt diese Karte zieht, erkläre ich mir damit, dass man 20 Jahre Firmengeschichte nicht mal so eben aus dem Hut zaubert.
Ob Weltkonzern, Bundesbehörde oder kleiner Maschinenbauer, zielführende Kommunikation auf Sachebene können nur wenige.
Warum sich allerdings ein unabhängiges, renommiertes Institut wie das EMI in diese Show einspannen lässt, bleibt mir ein Rätsel.
Oh, sz-online hat das Thema G36 aufgegriffen. Woher diese wohl wieder eine alte Vorlage von TdM erhalten haben? Ein Schelm, der Böses dabei denkt ;-)
@FK70:
Und auch bei SPON die Startmeldung:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/g36-gewehr-ministerium-schon-2012-gewarnt-a-1029852.html
Sachen gibt es…
Wurde gerade auch in der Tagesschau aufgegriffen – davor die Meldung dass sich die Ministerin heute im VA dem Thema stellt und der DBwV einen kompletten Austausch des G36 fordert.
VdL geht als Macherin hervor – mit oder ohne U-Ausschuss.
Und in dem Fall ist das auch nicht unberechtigt – gerade im Vergleich zu TdM.
Mal sehen, ob TdM sich zu Wort meldet.
Diesmal war es ja kein Flurgespräch, sondern ne Vorlage.
Die von H&K verbreiteten Stellungnahmen irritieren mich persönlich zunehmend!?- Welchem Ziel (aus Unternehmenssicht) sind diese eigentlich (noch) geschuldet?
Warum hätte das HK-Gewehr MG36 bei den jüngsten Vergleichsuntersuchungen des BMVg Berücksichtigung finden müssen?- Und seit wann glauben Lieferanten der Bundeswehr, dass diese Einfluss auf die Untersuchungen des BMVg nehmen können bzw. diese im Nachhinein öffentlich kritisieren zu können? (Irgendwie alles sehr seltsam,- meinem Empfinden nach!- Andrerseits schafft dieses auch irgendwie völlig neue Erkenntnisse und Einblicke!)
Eine zielführende Strategie ist im Vorgehen H&K – zumindest für mich – nicht mehr erkennbar!- Muss ja auch nicht sein ….
@E.
Die Unabhängigkeit von Sachverständigen und Instituten ist nie absolut. Da eine gewisse Richtung breits durch die Fragestellung seitens des Auftraggebers vorgegeben wird. Ebenso ist die Frage offen, wie in diesem Fall das EMI die Untersuchung begleitet hat und welche Einflussmöglichkeiten es auf die Untersuchung hatte. Es ist ein Unterschied, ob ich die Leitung in einer Sache habe oder nur beratende Funktion.
Was hier läuft ist aus der technischen Sicht „Kasperletheater“ auf allen Seiten. In diesem Zusammenhang fand ich einen der Beitrage von Vtg-Amtmann sehr aufschlussreich. Auf der einen Seite wird argumentiert, warum H&K durchaus in Regress zu nehmen ist und im gleichen Beitrag die Diskussionskultur der Beteiligten bemängelt. Erwarten wir, dass einer der Beteiligten da noch auf der technischen Sachebene diskutiert und konstruktiv an einer Lösung mitarbeitet, wenn er sich dabei gleichzeitig den Strick dreht, an dem er juristisch aufgehängt werden kann?
Daneben geht es bei der ganzen Sache um persönliche Eitelkeiten und Kränkungen.
Habe einen neuen Sammelthread zum G36 aufgemacht, da sollten die Gesamt-Debatten besser rein…