Kampf gegen ISIS: Der niederländische Lagebericht
Am Kampf einer internationalen Koalition gegen die islamistischen ISIS-Milizen im Irak sind auch die Niederlande beteiligt, mit F16-Kampfflugzeugen (Foto oben) und mit Ausbildern in Kurdistan. Deswegen legen Außen- und Verteidigungsministerium dem Parlament regelmäßig einen ausführlichen Bericht dazu vor, und der ist unter den – offenen – Berichten schon mit das Beste, was man an offiziellen Informationen dazu bekommen kann. Die Niederlande haben, das habe ich schon öfter festgestellt, bisweilen einfach eine andere Haltung zu öffentlicher Information.
Deshalb der Hinweis auf den am (heutigen) Dienstag veröffentlichten Bericht als Parlamentsdrucksache: Kamerbrief met voortgangsrapportage Nederlandse bijdrage aan de strijd tegen ISIS – auch wenn man sich viele Passagen ein bisschen mühsam mit dem Google (oder Bing)-Übersetzer erschließen muss, gibt das doch schon einen guten Überblick:
Die Bemühungen der Koalition gegen ISIS haben den Aufstieg der Isis im Irak gestoppt und ISIS ist an verschiedenen Orten in die Verteidigung übergegangen. Vor allem im nördlichen und zentralen Irak haben die kurdischen und irakischen Streitkräfte Gewinne. Die irakische Regierung hat vor kurzem eine Offensive begonnen, um Tikrit, eine strategisch günstigen Stadt, die Isis gehört seit Juni letzten Jahres, zu befreien. In einigen Bereichen, wie zum Beispiel der Provinz Anbar, hat ISIS noch üdas Momentum und wird wahrscheinlich versuchen, den militärischen Druck auf die isolierte Lage der irakischen Streitkräfte zu erhalten. ISIS hat auch in Mosul die Abwehrkräfte verstärkt. ISIS nutzt immer wieder unregelmäßige Taktik, einschließlich der Verwendung von unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV), indirektem Feuer (Mörser), Hinterhalte und Selbstmordanschläge.
(Pardon für die notdürftig nachgeschärfte Google-Übersetzung)
(Foto: Defensie.nl)
Vielen Dank für den Hinweis.
Man sollte dabei stets im Hinterkopf behalten, das NLD, DNK und BEL mit ihren Beiträgen für CAS (jeweils 6 F-16 + Reserve) ca. 1 Jahr durchhaltefähig sind. Der Konflikt jedoch länger anhalten wird (siehe Aussagen CENTCOM, irak. Regierung, etc.).
Die selbst ernannte Anlehnungsmacht DEU die „mehr Verantwortung übernehmen“ will und „Führung aus der Mitte“ und eine EU-Armee propagiert wäre da eigentlich die ideale „Ablösung in der Stellung“.
Ich hoffe die oben genannten Staaten fragen bald offiziell die Ministerin, ob Deutschland hier “ aus der Mitte“ führen will.
Auf der politischen Ebene scheint man das Thema gar nicht im Blick zu haben. Wir machen ja Ausbildung, Ausrüstung und MedEvac.
Die Verbündeten sind wohl schon so desillusioniert, dass sie gar nicht mehr fragen. Aber das merken unsere Träumer ja gar nicht mehr.
Die frei zugänglichen Tagesberichte und Analysen vom ISW (Institute of the Study of War) bei understandingwar.org finde ich ebenfalls recht lesenswert.
„Die Verbündeten sind wohl schon so desillusioniert, dass sie gar nicht mehr fragen. Aber das merken unsere Träumer ja gar nicht mehr.“
Hier liegt aber der fehler. bei aller diplomatischen zurückhaltung könnte man angesichts der deutschen Dauerhybris was Konfliktlösungsstrategien angeht (Andere machen was, deutschland macht nichts oder symbolpolitik und kritisiert dann die Macher für unvermeidliche Nebenfolgen des „Machens“).
Einfach mal über die medien anfragen lassen wenn denn anlehnungsmittelmacht gedenkt einen den vergleichsweisen zwergstaaten äquivalenten beitrag am scharfen ende der wirkungskette beizutragen.
frei nach dem motto „belgien werdet ihr ja wohl ablösen können. europäische solidarität und so…“
@wacaffe:
Als belgischer, niederländischer oder dänischer Verteidigungsminister wäre es mir der Spass wert.
Nur ein höflicher Brief und schon geht das Gestottere los:
Also die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr, keine militärische Lösung, vernetzter Ansatz, da sind andere besser..
Wäre zu schön um wahr zu sein.
Passend dazu auch die (überraschende) Rettung einer niederländischen Geisel durch FR SOF: http://www.longwarjournal.org/archives/2015/04/french-forces-free-dutch-hostage-in-mali-2.php
Hier eine Statistik zur Zielauswahl:
http://www.defenseone.com/threats/2015/04/5548-isis-targets-struck-coalition-air-forces-3-charts/109426/?oref=defenseone_today_nl
@ memoria
sie haben noch viel zu lernen.
erst mal muss man nach einer solchen Anfrage „prüfen“. in die „Prüfung“ werden dann NABU, Kässmann, ADAC und Avifaunische Bürgerinitiative Wanne-Eickel mit einbezogen.
Irgendwann gibt der Anfrager entnervt auf. Klassische attrition bzw. hybrid warfare deutscher verhinderungsbrürokraten.
solange Sie dieses ABC nicht bei nachtalarm im ministerium (Du… die Niederländer haben angerufen….“) abspulen können wird das bei Ihnen mit A16+ nichts
;-)
@wacaffe:
Ich bin zwar kein A16er, aber die Antwort ist viel eleganter:
Es gibt keine OFFIZIELLE Anfrage.
Damit bügelt man alles ab – und merkt gar nicht wie man sich blamiert.
Man wurde ja auch bisher nicht gefragt und daher ist ja alles gut (so erst kürzlich von Abgeordneten gehört).
touche‘
ist zwar ein wenig OT, aber ich erinnere mal an den 13.4.1994:
Belgische Fallschirmjäger retten unter Verlusten 11 deutsche Mitarbeiter der Deutschen Welle in Ruanda.
Wir hatten damals solche Fähigkeiten nicht…..und heute zeigt uns Belgien wie man gegen IS kämpft…
Frei nach Heinrich Heine: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht“
@ cosmo: Die Fähigkeiten hatten wir schon, Stichwort: B1 Kompanien in den LL Brigaden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fallschirmj%C3%A4gerkompanien_B1_%28Kommando%29
Und schon damals hat uns Belgien vorgemacht wie es geht.
Ach ja, eins noch, welche Partei hat seinerzeit die Regierung gestellt?
Ein Schelm wer böses dabei denkt.
Glück Ab
Anfragen an D nur dann, wenn D vorher angefragt hat angefragt zu werden. Siehe Bell UH-1D in F.
http://augengeradeaus.net/2015/04/bundeswehr-untersuetzung-nach-germanwings-absturz-nach-zwei-einsatztagen-beendet/
Ist doch eigentlich ganz einfach.
Ich kann mir die „Hinterzimmer-Absprachen“ schon gut vorstellen … „Kommt uns nicht mit dem Krempel und wir sagen öffentlich nichts zu eurer Haushaltssituation …“
Wobei ich persönlich nicht überzeugt von einer Beteiligung an diesen „Luftangriffen“ wäre. Schon die anderen Staaten haben angesichts der Vermengung von potentiellen Zielen und Zivilbevölkerung Probleme. Hier wäre Deutschland nur ein Klotz am Bein, vermutlich mit Live-Schalte der Sensordaten nach Berlin, wo der Ethikrat samt Kässmann-Gremium über Angriff oder Abbruch diskutiert.
Und obendrein scheinen diese Angriffe ohnehin relativ … naja … schmalbrüstig zu sein. Ob das Daesh in irgendeiner Form großartig beeindruckt?
Hallo,
mal ganz weg von der Sinnhaftigkeit eines solchen Einsatzes deutscher Flugzeuge (kommt doch nur der Tornado in betracht, oder?) Von den Problemen im Kampf vs. IS überhaupt Ziele zu finden war ja schon häufiger zu lesen, halte ich so einen Einsatz, gerade wg. der Bündnissolidarität für eine gute Idee.
Wenn halt auf Grund fehlender Ziele nicht bei jedem Einsatz die Bomben auch geworfen werden um so besser. Die Besatzungen sammeln Flugstunden unter Einsatzbedingungen.
Nun zu meiner Frage.
Wie sieht das eigentlich mit der technischen Ausstattung aus. Es war schon vorher von Link16 und verschlüsseltem Funk die Rede. Können unsere Tornados übehaupt von der technischen Ausstattung an so einem Einsatz teilnehmen?
Wie sieht es mit der Bewaffnung aus?
Haben wir „genug“ Bomben für unsere Flieger um mehr als zwei Einsätze zu fliegen, oder sind diese zwar eingelagert aber wichtige Teile davon nicht mehr Einsatzfähig weil überlagert?
Rüstsätze für die GBUs könnte man sicher beschaffen, damit man nicht nur „dumme“ Bomben wirft, aber sind die Besatzung so „in Übung“ um dann damit auch umgehen zu können oder fehlen da schon Flugstunden?
Danke.
Thomas
Siehe dazu auch:
http://www.raqqa-sl.com/en/ , Online-Plattform und Twitteraccount „Raqqa is being slaughtered silently“.
Herr Wiegold, sofern dies an dieser Stelle unzulässig sein sollte, natürlich löschen.
Jetzt lasst doch mal den armen Heinrich Heine mit seinen „Nachtgedanken“ in Ruhe :-). In diesem Gedicht schüttelt er nicht schlaflos über Deutschland den Kopf, sondern hat Heimweh nach seinen Lieben in Deutschland aus dem französischen Exil.
@ Klaus:
Eine derartige Homepage hatte ich noch nicht gesehen – bin schockiert!