G36: Sammler 22. April
Der (heutige) Mittwoch ist dann wieder mal G36-Tag: Vor allem, weil Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor dem Verteidigungsausschuss des Bundestages zu den Problemen mit dem Standard-Sturmgewehr der Bundeswehr Stellung nehmen will.
Deshalb schon mal ein Sammelthread zu den Meldungen des Tages. Beginnend mit Berichten von Süddeutscher Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) und Spiegel Online: Das Verteidigungsministerium und der frühere Ressortchef Thomas de Maizière seien bereits 2012 recht detailliert über die Präzisionsprobleme informiert worden.
Je mehr Details berichtet werden, um so mehr frage ich mich, ob wir eigentlich – von Einzelheiten abgesehen – so viel anderes erfahren, als schon in den ersten Berichten im April 2012 und in der amtlichen Zusammenfassung des Sachstandes im August 2013 zu lesen war…
Und/aber weil das hier ein Sammelthread ist:
Die Stellungnahme des Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Oberstleutnant André Wüstner:
„Auch, wenn unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz wie im Grundbetrieb dem Sturmgewehr G36 vertrauen: Die Untersuchungsergebnisse zeigen eindeutig, dass jetzt umgehend der Entwicklungs- und Beschaffungsprozess für ein neues System Sturmgewehr eingeleitet werden muss. Dieser Prozess darf sich keinesfalls zehn Jahre hinziehen!
Für die Zwischenzeit muss sicherstellt werden, dass Regeneration und Instandhaltung des G36 und damit der Ausbildungsbetrieb als wesentlicher Grundbaustein für die Einsatzbereitschaft von Streitkräften gewährleistet bleibt. Zudem muss geprüft werden, ob zügig eine auf dem Markt verfügbare und den heutigen Einsatzerfordernissen entsprechende Waffe beschafft werden kann oder ob das G36 für eine Übergangszeit modifiziert und optimiert werden kann.“
„Es ist gut und richtig, dass das Thema Ausrüstung der Bundeswehr die entsprechende Aufmerksamkeit des Parlamentes erfährt. Die Soldatinnen und Soldaten brauchen die bestmögliche Ausrüstung. Das gilt allerdings nicht nur für die Handwaffen, sondern für die gesamte Ausstattung der Bundeswehr. Sie leidet unter einem enormen Modernisierungsstau, der seinen Grund in den strengen Sparauflagen der vergangenen Jahre hat. In den kommenden Jahren muss hier deutlich mehr Geld in die Hand genommen werden.“
Derzeit, so Wüstner, geben Soldatinnen und Soldaten im Schnitt 1.000 Euro für privat beschaffte Ausstattung aus. „Es kann keine Perspektive sein, dass sie in Zukunft etwa auch noch ihre Funkgeräte oder Nachtsichtbrillen aufgrund von Mängeln oder fehlender Neubeschaffung selbst kaufen müssen. Die Menschen in der Bundeswehr setzen daher auf verantwortungsvolle Politik weit über das Thema G36 hinaus und damit auch auf eine zwingend erforderliche verbesserte finanzielle Unterfütterung der Bundeswehr. Dazu muss der Rüstungs- und Beschaffungsanteil für die entsprechende Modernisierung bereits 2016 auf 20% erhöht werden – sonst bleibt alles eine Farce!“
und des Vorsitzenden des Reservistenverbandes, Roderich Kiesewetter – der ja zugleich Bundestagsabgeordneter der CDU ist (deshalb finde ich seine Aufforderung auch an das BMVg interessant, den Dialog mit Heckler&Koch zu suchen…):
„Öffentliche Schuldzuweisungen helfen zu diesem Zeitpunkt niemandem, insbesondere nicht denen, die von den Problemen des Standardgewehrs unmittelbar betroffen sind“, appelliert Verbandspräsident Roderich Kiesewetter MdB an alle Beteiligten. „Im Interesse unserer Soldaten müssen Ministerium und Industrie jetzt in Dialog treten, um eine Lösung herbeizuführen.“ Es müsse nun festgestellt werden, ob die Neubeschaffung eines Sturmgewehres nötig sei, oder ob eine Weiterentwicklung des G36 gemeinsam mit dem Hersteller möglich wäre. Dazu wollte Verteidigungsministerin von der Leyen zunächst keine Stellung beziehen.
Bereits im vergangenen Sommer hatte sie eine Überprüfung der Tauglichkeit des Gewehres in Auftrag gegeben. „Der Aufklärungswille der Ministerin ist offensichtlich. Eine Lösung kann aber nicht von heute auf morgen erwartet werden“, schätzt Kiesewetter die Lage ein und fordert eine schnelle Zwischenlösung für die im Einsatz befindlichen Soldaten. „Ihre Sicherheit steht über allem“, so Kiesewetter. Denkbar wäre es, in klimatisch wärmeren Regionen wie Afghanistan oder Mali bis auf weiteres auf das G3 oder andere Waffen der Nato-Partner zurückzugreifen.
Nachtrag: In diesen Thread gehört auch eine informative Geschichte der Reuters-Kollegin Sabine Siebold:
Das laute Schweigen der Truppe im Streit über das G36
Ausgerechnet diejenigen, deren Leben im Zweifel von der Waffe abhängt und die sich sonst selten mit Kritik an unzweckmäßiger oder fehlender Ausrüstung zurückhalten, melden sich in der aktuellen Diskussion kaum zu Wort. Verblüfft verfolgen sie stattdessen, wie eine bei den meisten Soldaten beliebte Waffe mit wissenschaftlicher Präzision um ihren guten Ruf gebracht und womöglich ausgemustert wird. „Ich war oft genug in Afghanistan und kenne keinen, der dort gesagt hat: Die Waffe ist Mist“, sagt ein Offizier. „Das G36 ist für den Zweck, für den es beschafft wurde, ein Supergewehr. Ich würde damit jederzeit wieder in den Einsatz gehen.“
(Foto: Tag der Infanterie an der Infanterieschule Hammelburg im Juli 2014 – Bundeswehr/Vennemann)
Auch Interessant
[Es steht oben in den FAQ, aber ich schreibe es gerne zum x-ten Mal hier wieder rein: Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier i.d.R. nicht statt. Link gelöscht. T.W.]
@Memoria
Der DBwV fordert komplettaustausch G36?
Irgend wann wird jede Waffe komplett ausgetauscht! Es geht nicht um das ob, sondern um das wie, wann und in welchem Umfang.
„Auch, wenn unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz wie im Grundbetrieb dem Sturmgewehr G36 vertrauen: Die Untersuchungsergebnisse zeigen eindeutig, dass jetzt umgehend der Entwicklungs- und Beschaffungsprozess für ein neues System Sturmgewehr eingeleitet werden muss. Dieser Prozess darf sich keinesfalls zehn Jahre hinziehen!
Für die Zwischenzeit muss sicherstellt werden, dass Regeneration und Instandhaltung des G36 und damit der Ausbildungsbetrieb als wesentlicher Grundbaustein für die Einsatzbereitschaft von Streitkräften gewährleistet bleibt. Zudem muss geprüft werden, ob zügig eine auf dem Markt verfügbare und den heutigen Einsatzerfordernissen entsprechende Waffe beschafft werden kann oder ob das G36 für eine Übergangszeit modifiziert und optimiert werden kann.“
@Elahan
„heutigen Einsatzerfordernissen“ – good point!
Wie sehen diese aus? Und: wie sehen diese morgen oder übermorgen aus? Einsatzgebiete, Taktik, Nutzer (welche „Art“ von Soldaten)?
Das ganze Theater bzgl. der Suche nach dem Schuldigen könnte und wird sich einfach in Luft auflösen, wenn man G36-Gewehre aus alter und neuer Produktion ausführlich gegen die Anforderungen aus dem ursprünglichen Auftrag bzw. der Ausschreibung testet und ich bin mir ziemlich sicher, dass das jetzt, wenn auch 3 Jahre zu spät, passieren wird.
Dann wird sich eindeutig zeigen, ob es hier veränderte Einsatzanforderungen, ein Defekt an der Waffe (halte ich für sehr unwahrscheinlich) oder ggf. eine Alterungsprozess bei den Kunststoffen für die Streuungsprobleme verantwortlich ist.
So oder so: Es muss etwas getan werden.
Ein anderer wichtiger Aspekt wird jedoch meiner Meinung nach gar nicht thematisiert: Dei Kosten. Wenn man davon ausgeht, dass die Bundeswehr ca. 1000 € pro Waffe sind die Kosten im Vergleich zu anderen Rüstungsprojekten nahezu lächerlich gering.
Am teuersten wäre sicherlich eine komplette Neuentwicklung mit dem Austausch aller Einheiten aber selbst in den Falle würde das Ganze sicher mit ein paar Hundert Millionen zu machen sein.
Eine Kampfwertsteigerung mit sagen wir einmal 400 € pro Waffe würde dann preislich im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen. Ich finde da lohnt es sich eigentlich gar nicht eine öffentliche Debatte darüber zu führen.
@ Thomas Melber
„Wie sehen diese aus? Und: wie sehen diese morgen oder übermorgen aus? Einsatzgebiete, Taktik, Nutzer (welche “Art” von Soldaten)?“
Siehe GG und wenn dann noch Luft ist, mit kleinen Beiträgen besondere Einsätze.
Für die Aufgabe gemäß GG ist das G36 für seine geplante Verwendungsdauer ausreichend.
Ob das G36 gut oder schlecht ist, spielt kaum eine Rolle, denn es muss eh neu beschafft werden.
@Arno
Woher haben sie den Wert von 1000€?
Soweit mir bekannt liegt der Stückpreis für die Bundeswehr deutlich sub1000€.
Cheers
Flip
Man muss doch nur fragen, ob das G36 besser ist als das G3. Dann war die Beschaffung richtig.
Dass ein Nachfolger her muss, ist aufgrund der Laufzeit natürlich. Dies benötigt aber keine Debatte über eventuelle Entscheidungen in der Vergangenheit. Und wenn der Nachfolger eher ein MG mit dickerem Rohr wird, ist dies lediglich eine Erkenntnis – die das G36 nicht schlechter stellt.
MdB Arnold trägt auch nochmal persönlich etwas zur Debatte bei:
http://www.tagesschau.de/inland/sturmgewehr-127.html
Mit welchem Mandat hängt sich denn der DBwV da aus dem Fenster? Kann es sein, dass man da etwas abseits der mehrheitlichen Meinung seiner Mitglieder agiert?
Da gibt es vielleicht Baustellen, die es wesentlich dringender zu bearbeiten gibt, und wo man sich auf eine breite Mehrheit seiner zahlenden Mitglieder abstützen kann. Aber Hauptsache auch etwas gesagt.
Anforderungen:
1. Eine Waffe im Rahmen dessen, was unseren Finanzpolitikern aus Kostensicht angemessen erscheint. Und da liegt/lag der Hase doch im Pfeffer.
2. Eine Waffe, die Ausbildungsmängel des Schützen – meist aufgrund zu geringer Inübunghaltung in Gefechtslagen – so gut wie möglich ausgleicht. Stichwort: Mißbrauch als lMG.
Und daraus ergibt sich, daß das Verständnis vom Feuerkampf nicht zu eng gefaßt werden darf, nach dem Motto: Hauptkampfentfernung bei 200 gegen anstürmende MotSchtz.
Aber das tut man ja gerne in der uniformierten Militärbürokratie, die auch bei Gewehren gleich noch berücksichtigt, welches „Kriegsbild“ denn unsere politische Führung – aus welchen – meist innenpolitischen – Gründen auch immer – gerade eben bevorzugt.
@drohnendompteur
Gibt es ein Mitglied im DBwV welches keinen Entwicklungs- und Beschaffungsprozess für ein neues System Sturmgewehr mit Beschaffungsprozess unter zehn Jahren haben möchte?
Was ist falsch, wenn man für die Zwischenzeit, vor einer eh erforderlichen Folgebschaffung verlangt, dass eine Regeneration und Instandhaltung des G36 erforderlich ist?
Was ist falsch, wenn man fordert, dass der Ausbildungsbetrieb als wesentlicher Grundbaustein für die Einsatzbereitschaft von Streitkräften gewährleistet bleiben muss?
Welches Mitglied ist gegen eine Prüfung ob auf dem Markt verfügbare und den heutigen Einsatzerfordernissen entsprechende Waffe beschafft werden kann oder ob das G36 für eine Übergangszeit modifiziert und optimiert werden kann?
Wer behauptet, dass der dieser Vorgang die oberste Priorität hat?
Arno, dieser Versuch wurde bereits durchgeführt. Die Technische Lieferbedingung kennt keinen Präzisionsschuss nach Dauerfeuer o.Ä.
Einziges Kriterium sind 4 von 5 Schuss auf 100m >= 120mm Streukreis mit dem 5. Schuss nicht größer als 200mm um das Zentrum der 4-Schuss-Gruppe.
Zu den Ausführungen von R. Kiesewetter: Es gibt angeblich kein vergleichbares Sturmgewehr, dass die geforderten Kriterien erfüllt. Somit ist ein gleichwertiger Ersatz schwierig. Daher bleibt es bei dem, was die Truppe eh schon macht: Waffenmix je nach Szenario.
Kann mir bitte jemand noch mal erklären was an mir vorbei gegangen ist? Warum ist in allen Medien zu lesen, dass das G 36 den Anforderungen nicht genügt?
Das habe ich bisher verstanden: es gibt ein neues Gutachten dem ein Versuchsaufbau zugrunde lag, den bis zum heutigen Tag offenbar kein anderer NATO Staat für erforderlich hielt, um die Einsatztauglichkeit eine Sturmgewehrs zu bestimmen.
Bei diesen neuen Test sind nun alle verglichenen Sturmgewehren durchgefallen. Ausnahme ist eine Waffen von H&K bei der es sich aber nicht um ein Sturmgewehr sondern um ein leichtes Maschinengewehr handelt.
Aus meiner Sicht sind damit die beiden wichtigsten Fragen immer noch offen.
1. muss ein Sturmgewehr überhaupt können was getestet wurde?
2. gibt es überhaupt ein Sturmgewehr auf dem Markt dass das was getestet wurde kann?
Wo sind die Antworten auf diese beiden Fragen? Und wenn es keine Antwort auf diese beiden Fragen gibt, warum schreiben die Medien so, als ob das G 36 nichts taugt?
(Wer betreibt hier eine Kampagne: Niemand? das Verteidigungsministerium? Oder die Medien die H & K und das Verteidigungsministerium vor sich her treiben?)
@M.Steffen
Weil die keine Ahnung haben.
Das das G36 die Abnahmekritierien erfüllt wurde ja nun mehrmals von offizieller Seite gesagt. Aber wie ich bereits in einem anderen Thread geschrieben habe, sich dafür entschuldigt oder gar richtig gestellt werden solche Berichte ja nie.
Ganz klar ist doch das die Bundeswehr bei Bekanntwerden der „Probleme“, die jetzt welche sind, neue Abnahmebedingungen hätte definieren und diese mit dem Hersteller kommunizieren müssen. Das ist nicht geschehen, deshalb wird der Schwarze Peter jetzt herumgereicht und geschaut wer sich am wenigsten wehrt. Der ist dann Schuld an der Misere.
@M.Steffen: wo kann „nachweislich bzw. nachvollziehbar“ nachgelesen werden, das alle Waffen, welche getestet worden sein sollen, durch den Test gefallen sind ?
@Elahan
ich rate einmal auszuprobieren, wie viele Beiträge es seitens des DBwV zu A400M, NH90, MEADS, PUMA, SEA LYNX, MELLS, TIGER, EUROFIGHTER und ähnlich prominenten Beispielen gibt. Das lässt sich über die Suche auf der Homepage des Verbandes gut nachvollziehen. Da ist aus meiner Sicht der Schwerpunkt des Gefechts falsch gewählt.
Ich bin schlicht verwundert, dass sich der DBwV ohne Mandat seiner Mitglieder gegen ein Produkt stellt, das vielen seiner Mitglieder den Allerwertesten gerettet hat.
Insgesamt ist das Ziel, eine Verbesserung der Prozesse in der Bw zu erreichen absolut legitim, nachvollziehbar und da stehe ich als Mitglied dahinter, ABER die noch ungeklärten Vorgänge rund um das G36 dafür als Vehikel zu nutzen, ist aus meiner Sicht nicht angemessen oder sogar populistisch.
Hm, also im Kosovo fand ich das G36 sehr gut. Auch in der AGA wurde die Ausbildung mit diesem Gewehr viel einfacher.
Der Preis des G36A0 für die Bundeswehr liegt bei etwas über
900€
Rein physikalisch erscheint mir plausibel, dass sich Metall bei Erwärmung „verbiegt“. Ist bekannt, ob sich andere Waffen nicht genau so verhalten, wie das G36? Kennt jemand Untersuchungsergebnisse?
@Flip Wenn man sieht, was ein modernes halbautomatisches Sturmgewehr auf dem zivilen US-Markt kostet, dürften 1000 € als Preis für die „nackte“ Waffe realistisch sein.
Das ist natürlich nicht der Systempreis, aber der spielt bei Ersatzbeschaffung soweit ich das sehe keine Rolle.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/g36-gewehr-von-der-leyen-kuendigt-ende-an-a-1029978.html
Das G36 wird wohl „abgesägt“
@ drohnendompteur:
Ihre Aussage hat mich aufgerüttelt und deshalb habe ich einfach mal beim DBwV angerufen. Man hat den kompletten Bericht und man hat mit den „Prüfern“ gesprochen. Ebenso wurde der Bericht mit Mitgliedern im Einsatz diskutiert – zuletzt war der Vorsitzende im Irak und in Afghanistan. Natürlich kann dazu nicht extra eine Mitgliederbefragungen gemacht werden, aber der DBwV kann durch seine Basisorganisation überall schnell ein Meinungsbild abholen – vom KSK über Ausbildungszentren bis ins jeweilige Kdo, um nur einige Beispiele zu nennen. Das hat man getan und aktuell wurde es wohl auch auf einer just stattfindenden Landesversammlung mit über 200 Delegierten diskutiert. Und auch dort sind Schießlerer, Waffeninstandsetzer oder Marine-Spezialkräfte, mit denen man den Bericht samt aller „ungeklärten“ Vorgänge besprechen kann. Es wurde entschieden und ich denke, dass die Pressemitteilung problemlos verantwortet werden kann. Mir ist mein Berufsverband so recht und ich habe auch erwartet, dass er sich äußert – gerade zur Standard-Handwaffe. Nichts tun ist in diesem Zusammenhang nichtmal die zweitbeste Lösung und wer die Zitate genau liest, wird auch nichts zu mekeln haben. Aber das kann jeder sehen wie er will.
@DerDude: vdL hat keine Chance. Wenn das Untsuchungsergebnis samt Empfehlungen im eigenen Haus so klar sind, dann muss sie reagieren. Aber wie schrieben hier bereits viele Kommentatoren: nach 20 Jahren ein ganz normaler Vorgang ;-)
Wahnsinn was da abgeht.
Erst passiert jahrelang nichts und dann auf einmal werden überhastete Entscheidungen bekannt gegeben.
Oder weiß die Ministerin zum jetzigen Zeitpunkt schon, dass eine Kampfwertsteigerung vom G36 technisch und/oder wirtschaftlich nicht möglich ist? Das würde ich bezweifeln.
Wenn man sieht was HK damals mit dem SA80 gemacht hat http://en.wikipedia.org/wiki/SA80 sehe ich da durchaus Möglichkeiten für eine Kampfwertsteigerung.
Aber nachdem was man bei SPON liest wird man eine Klage von Seiten H&K nur dadurch vermeiden können, indem man den Folgeauftrag wieder bei H&K platziert.. Es wäre aber auch schon eine arge Blamage wenn man einen der besten Handwaffenhersteller im eigenen Land hat und dann im Ausland neue Waffen für die BW kauft.. ich denke H&K kann alles anbieten was die BW verlangt und bezahlt. Aber ich bin kein Insider um sowas abschließend beurteilen zu können. In meiner Dienstzeit haben G3 und G36 beide einen guten Job gemacht :)
tl:dr Die BW soll sich beim HK416 bedienen.
Ja, also nach 10 bis 15 Jahren kann auch schon mal auffallen, dass das Standard-Gewehr eher nicht so funktioniert.
Danke für einen KFOR-Einsatz und drei ISAF-Einsätze. Ich kann ja froh sei, dass ich nie schießen musste.
Erkannte Fehler nicht abstellen – trotz erneut vom Bundesrechnungshof bekanntem Bericht noch mal fix nachordern … all das ohne Schadensersatzmöglichkeit… Dazu fällt mir nichts mehr ein.
Wie wäre es mal, nicht den frisch nachgewachsenen Kopf im BMVg dafür bluten zu lassen, sondern die Krebsgeschwüre aus dem Apparat zu schneiden, die so etwas über Jahrzehnte möglich machen?
@Arno
Es ist offensichtlich dass es nie darum ging eine sinnvolle Lösung mit HK zu finden, (Ich bin mir sicher das HK da wie beim von ihnen erwähnten SA80 eine hervorragende Lösung geliefert hätte) sondern alleine um die Selbstinszenierung der Ministerin als Macherin. Was für eine Farce.
Klar kann man über eine Kampfwertsteigwrung reden und dennoch ist der Sprung zu einem neuen Modell dann nicht weit. Ist das G36 mit einem dickeren Rohr, anderer Zieleinrichtung etc. dann wirklich noch ein G36? HK, wenn Kindergartenverhalten abgelegt, wird sicher einige Ideen einbringen können.
@FK70
„Aber das kann jeder sehen wie er will.“
Danke, dass Sie mir das zugestehen.
Dass der DBwV den kompletten Bericht einsehen durfte und den Zugang zu den Prüfern hat, ist eine Information, die ich nicht hatte. Das setzt die Mitteilung des DBwV tatsächlich in ein neues Licht. Ich kann und will nicht bewerten, ob die vergaberechtliche und wissenschaftlich-technische Expertise zur Einordnung des Berichts im DBwV ausreicht. Ich gehe da, dank Ihrer Einwände, tatsächlich ein paar Schritte zurück. Vielleicht habe ich mich etwas weit aus dem Fenster gelehnt.
Bleibt der Umstand, dass man dem Hersteller den Bericht vorenthält, einem Verband aber komplett zur Verfügung stellt. Da stellt sich sofort die Frage nach der Einstufung, dem need-to-know und welches Interesse, seitens desjenigen verfolgt wird, der den Bericht dem Verband zur Verfügung stellt. Der Move war sicher geschickt, wenn man sich die jeweils letzte Seite der HK-Stellungnahmen ansieht, mit der ja versucht wurde, das BMVg und die Truppe auseinander zu dividieren.
Für mich als ehemaligen Nutzer des G36 und auch des Vorgängermodells gab es in meiner persönlich erlebten Umgebung in der Truppe nie Beanstandungen zur Schießleistung des Gerätes, und das waren definitv nicht nur Schulschießübungen. Mir persönlich hat mehrfach die mangelhafte Robustheit des Gehäuses Arbeit verursacht. Sachschadensmeldungen nach dem Aufenthalt auf der HiBa oder nach Aufenthalten in der freien Wildbahn waren durchaus gängig. Das waren aber eher Defekte des Gehäuses und der Schulterstütze, verursacht durch müde oder noch nicht fertig ausgebildete Soldaten.
Mich stört, dass der DBwV auf den Zug beim G36 aufspringt, obwohl hier der Rüstungsprozess wahrscheinlich passabel bis gut funktioniert hat. Das die Bw etwas anderes bekommen hat, als bestellt wurde, bestreiten nur wenige. Das sind aus meiner Sicht nur die, die dem Gewehr einen „schweren Mangel“ attestieren. Das ist ein juristisch dickes Brett, das für mich als Nutzer offener Quellen noch nicht hinterlegt ist.
Die Liste der Vorhaben, die eine solche Würdigung durch den DBwV eher verdient haben, ist lang. Auf der Seite des DBwV wird der A400M aber nur als Quantensprung gefeiert.
Nach den Erfahrungen mit H&K vielleicht einfach mal über einen neuen Lieferanten nachdenken?
@Drohnendompteur
Interessant, das mit dem A400 Quantensprung, denn Herr Buch meinte noch auf der Sitzung des Darmstädter Signals (Ende März), das die Mängelliste über 1.100 Positionen lang sei und der einzig verfügbare Pilot, der das ausgelieferte Maschienchen fliegen dürfe gekündigt habe.
Nach den Aussagen von vdL eben bei Phönix ist die Lage ja so desaströs, dass man die aktuell noch kämpfenden Truppen (KSK?) quasi gar nicht mit dem G36 vor die Tür lassen kann. Soll es also eine Interimslösung für den Sofortbedarf geben? Das wird ja spannend.
@FK70
Viele der in deutschen Foren und Blogs immer wieder monierten Unzulänglichkeiten beim G36 wie die Optik und der nicht verstellbare Klappschaft sind auch schon in der BW und vorallem bei ausländischen Kunden von H&K abgeschafft.
Das führt mich zu der Schlussfolgerung das es bewusst nicht so bestellt wurde.
„tl:dr Die BW soll sich beim HK416 bedienen.“
Wo soll da der Signifikante Fortschritt sein, der eine Neubeschaffung von 200.000 Gewehren rechtfertigt??? Diese Posse ist so unglaublich peinlich und gibt ein Schreckensbild über den inneren Zustand der BW und des BmVgs ab. Frau vdL scheint auch entgegen jeglicher Vernunft zu agieren. Hauptsache die Mutti spielen, während der einfache Soldat sich frägt, warum plötzlich Geld für ein neues Gewehr da ist, während man in der Truppe seit Jahren auf Anbauteile wartet und mit Gewehren mit Stand 90er Jahre in den Einsatz muss.
@xyz
Bravo, prima zusammengefasst!
„Nach den Aussagen von vdL eben bei Phönix ist die Lage ja so desaströs, dass man die aktuell noch kämpfenden Truppen (KSK?) quasi gar nicht mit dem G36 vor die Tür lassen kann“
Die Frau agiert mit einer Ahnungslosigkeit, die ich nicht für möglich gehalten habe. Die Presse ist leider fachlich nicht in der Lage das ganze Theater kritisch unter die Lupe zu nehmen, sondern übernimmt kritiklos die Positionen.
@xyz
Der Fortschritt soll sein ein belastbareres Gewehr zu bekommen, „you get what you pay for“ :)
Aber ansonsten stimme ich deinen Ausführungen zu 100% zu.
@xyz
Zum Thema Presse:
Wo sollen denn bitte valide Infos herkommen, wenn
1. Wahlweise die eine oder die andere Seite im Ministerium widersprüchliche Infos streut?
2. Gutachten sich wechselseitig widerlegen / aufweichen ?
3. der Hersteller sich so verhält, wie H&K?
4. ein jahrzehntealtes Problem mit der Beschaffungsebene im BMVg existiert ?
Was bitte ist H&K für ein Hersteller, wenn solche Fehler nicht erkannt werden? Im Autobereich würde VW dann sagen: „Huch, ja, also wer konnte denn ahnen, dass das Auto jenseits von 100 km/h nicht mehr gescheit geradeaus fährt? Bis 95 km/h war doch alles ok!“
Dieses Verarsche, die Ministerium und H&K offenbar wechselseitig abziehen richtet sich gegen jeden, der Steuern zahlt.
@Daniel Lücking
H&K hat eigene Versuche durchgeführt und kam zu anderen Ergebnissen. Das war schon 2013.
Der Versuch in seiner Gänze ist auf der Homepage von H&K herunterladbar.
In diesem Spiel ist keiner der beiden Seiten mehr in irgendeiner Art und Weise zu trauen.
Wenn H&K von seinen eigenen Versuchen überzeugt ist, dann sollen Sie doch – im Sinne einer andauernden Kooperation – einfach mal freiwillig Regress anbieten und sagen: „Klar liefern wir ausschließlich Gerät, dass zuverlässig funktioniert!“
Wird aber auch nicht kommen …
@ xyz | 22. April 2015 – 14:06
Na ja, wer will schon noch ein G36 in die Hand nehmen, wenn er HK416/417 und Derivate schätzen gelernt hat? Könnte mir einfach vorstellen, dass sich KSK-Soldaten auf den Arm genommen vorkommen, wenn ihnen plötzlich wieder zweite Wahl in die Hand gedrückt wird. Da wird aller möglicher kostenträchtiger Aufwand getrieben, und bei der Waffe wird plötzlich geknapst …
Unabhängig davon sollte man den Beschaffungsprozess von 200.000 neuen Handwaffen rational gestalten, denn auch ein G38 ist nicht der Weisen letzter Schluss.
@Daniel Lücking:
„Im Autobereich würde VW dann sagen: “Huch, ja, also wer konnte denn ahnen, dass das Auto jenseits von 100 km/h nicht mehr gescheit geradeaus fährt? Bis 95 km/h war doch alles ok!““
Nein, um beim Vergleich Autohersteller und Autofahrer zu bleiben müsste er m.M nach so gehen:
Autofahrer: „Ich möchte das billigste Auto kaufen mit dem ich 100km/h fahren kann.“
Hersteller liefert Auto -> 20 Jahre später,
Autofahrer fährt noch dasselbe Auto, ohne je die Werkstatt aufzusuchen und die Anfragen des Herstellers, ob man das Auto warten soll ignoriert:
Autofahrer stellt sich auf den größten Marktplatz den er findet und schreit los:
„Der Hersteller hat mir ein Auto geliefert mit gravierenden Mängeln, damit kann man keinen Meter mehr fahren.Ich habe es gegen andere Fahrzeuge IRGENDWIE verglichen (WIE SAGE ICH NICHT) und EIN! NEUERES! Fahrzeug hat in EINEM Punkt besser abgeschlossen. Das andere Fahrzeug war KEIN AUTO sondern etwas anderes, wahrscheinlich ein LKW Auf jeden Fall passte da viel mehr Transportgut drauf. Der Hersteller ist schuld!“
Beispielende.
Das ist ungefähr das was m.M. derzeit vDL veranstaltet.
@ Drohnendompteur:
Danke, kann ich weitestgehend nachvollziehen. Ich sehe allerdings nicht, dass der DBwV auf den Zug in Sachen „schwerer Mangel“ aufspringt, aber wenn seitens Bericht klar zum Ausdruck gebracht wird, dass das Gewehr nicht mehr voll einsatztauglich ist, dann kommt man um einen neuen Entwicklungs-und Beschafffungsprozess nicht herum. Ich habe nun schon zwei O-Töne vom Bundesvorsitzenden gehört. Er erläuterte, dass die Soldatinnen und Soldaten dem Gewehr nach wie vor vertrauen. Ebenso, dass die neuen Ergebnisse aufgrund veränderter (einsatzorientierter) Bewertungskriterien zu Tage kamen. Also, er versucht einzuordnen. Aber wie schrieb jemand zuletzt hier: eigentlich ist fast alle erklärbar, aber weder Politik noch Medien interessieren sich für Fakten.
Und zum Bericht: ich bin mir sicher, dass diese mehr Menschen haben als wir denken – vielleicht auch HK ;-)
Wieso wird in der HK Pressemitteilung berichtet, dass das HK 416 eine Sonderwaffe, bzw. ein Maschinengewehr ist?
Lt. HK Homepage wird das 416 unter der Rubrik Sturmgewehr angeboten (Stand: Vor 5 Minuten). Wer weiß genaueres wieso HK sein Sturmgewehr als MG bezeichnet?
@ Drohnendompteur: und zur Kompetenz des DBwV, hmm, das ist wie bei AG. Da liegt die Expertiese auch bei vielen Kommentatoren – beim DBwV Mitglieder. Das ist ja das GUTE ;-)
@ Daniel Lücking
Ich verstehe ihren Einwand zu H&K nicht
Sie haben geliefert was BW bestellt hat, und das was sie geliefert haben macht auch heute noch genau das was es soll, also warum Kulanz?
Oder mit ihrem Beispiel: Sie haben sich einen Golf bestellt und diesen genau so, wie sie ihn bestellt haben auch geliefert bekommen. Nach 15 Jahren Jahren stellen sie fest , das der Golf ( Sturmgewehr) garnicht zu ihren geänderten Nutzungsbedingungen ( sie haben nun 5 Kinder) mehr passt(leichtes MG). Nu erwarten sie ja sicher auch von VW keine Kulanz und ein möglichst kostenloses Upgade ihres Golf zu einem nagelneuen VW Transporter oder?
@bwgrisu:
Das HK 416 ist grundsätzlich ein Sturmgewehr. Für die Bw hat HK aber wohl eine Abwandlung gebaut, das HK 416Bw, das zumindest nach Ansicht von HK eher als leichtes MG einzuordnen ist.
Siehe hier: http://augengeradeaus.net/2015/04/g36-neues-hecklerkoch/ in der Stellungnahme Nr. 4 von HK.
@bwgrisu
Das an die BW zur Evaluation gelieferte HK416Bw ist eine Sonderausführung „Leichtes Maschinengewehr“, nicht die Sturmgewehrversion.
Ist aber bei H&K so nachzulesen.