G36: Neues von Heckler&Koch (Update)
In der aktuellen Runde des Streits um die Treffergenauigkeit des Sturmgewehrs G36, ausgelöst durch die Erklärung der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 30. April, hat sich der Hersteller Heckler&Koch am Freitag erneut zu Wort gemeldet – diesmal mit einer sehr technischen, zehn Seiten langen Stellungnahme. Die vorangestellten Kernaussagen:
Heckler&Koch fordert unabhängige Aufklärung der Unregelmäßigkeiten bei Bundeswehr-Untersuchungen
Heckler&Koch fordert unabhängige kriminaltechnische Untersuchung aller G36-Versuche der Bundeswehr durch das Bundeskriminalamt
Waffen- und munitionstechnische Grundsätze bei Bundeswehr-Untersuchungen ignoriert
Heckler&Koch stellt Kampfwertsteigerungsoptionen für G36 vor
Angesichts der Länge des Textes kopiere ich ihn hier nicht hinein; die komplette Pressemitteilung zum Herunterladen und Lesen:
Stellungnahme Nr.4 von Heckler&Koch zum Strumgewehr G36
Und zur Ergänzung: Am 2. April hat Generalisnpekteur Volker Wieker eine Weisung zum Gebrauch des G36 in den Einsätzen erlassen. Darüber berichtete das Verteidigungsministerium; allerdings ist auch die Weisung selbst interessant, deshalb in Auszügen:
Weisung Nr. 1
zur Umsetzung von taktisch/operativen Vorgaben bei der Ausstattung und Nutzung des Gewehrs G36 in den Einsätzen(…)
2. Auftrag: Die Streitkräfte setzen taktisch/operative Vorgaben zur Ausstattung mit und zur Nutzung von Handwaffen in den Einsätzen so um, dass die möglichen Defizite des Sturmgewehrs G36 weitgehend ausgeglichen werden können. Priorität haben hierbei die Einsätze in den heißen Regionen Afghanistan, Mali und am Horn von Afrika.
(…)
4. Taktisch/operative Vorgaben
Gemäß Zentralrichtlinie A2-222/0-0-1210 „Schießen mit Handwaffen“ (Absatz Nr. 703) ist zu beachten:
‚Einzelfeuer ist die häufigste Feuerart, weil die Treffaussicht damit am größten ist. Feuerstöße sollen die Schützen bzw. die Schützinnen mit dem Gewehr nur gegen überraschend auftretenden und zahlenmäßig überlegenen Feind im Nahkampf einsetzen. Wirkung beim Feind ist jedoch nur dann zu erwarten, wenn dieser ein großes Ziel bietet und von der Feuereröffnung überrascht wird. Ist dies nicht der Fall, ist schnelles Einzelfeuer zu schießen.‘
Die Truppe im Einsatz verfügt über einen lage- und auftragsgerechten Waffenmix. Die leichten und schweren Waffen abgesessener Kräfte, die Präzisionswaffen sowie die fahrzeuggestütze Bewaffnung ergänzen sich dabei und ermöglichen maximale Wirkung. Die Anwendung des Waffenmixes im Einsatz hat lageabhängig so zu erfolgen, dass die Waffen optimal zur Wirkung gebracht werden können. Der taktische Führer vor Ort hat die Möglichkeit, durch lage- und auftragsgerechte Feuerleitung sowie zweckmäßigen Waffen- und Munitionseinsatz seinen Auftrag unter größtmöglichem Schutz seiner Soldaten durchzuführen. Insbesondere für das Herstellen örtlicher Feuerüberlegenheit und das Niederhalten feindlicher Kräfte sind vorrangig schwere Waffen (z.B. MG) zu nutzen.
In diesem Waffenmix hat auch das Gewehr G36 unter Beachtung des für diese Waffe vorgesehenen Wirkungsspektrums unverändert seine Bedeutung, insbesondere auch auf Grund seiner geringen Störanfälligkeit.
Abweichungen in der Trefferleistung bei thermischer und klimatischer Belastung können durch Anschießen der Waffe unter vergleichbaren Bedingungen, gemischtes Munitionieren mit Leuchtspur zur Schussbeobachtung, geleiteten Feuerkampf, Feuerzucht beim selbstständig geführten Feuerkampf sowie Verlegen des Haltepunktes grundsätzlich verringert werden.
Unter Beachtung dieser taktischen Vorgaben kann die gemäß Änderung Nr. 206A zur ZDv 3/136 „Das Gewehr G36“ beschriebene Situation vermieden werden:
‚Veränderung der Präzision durch Temperatureinfluss. Nach dem Schießen im schnellen Einzelfeuer oder in kurzen Feuerstößen (60 Schuss d.h. zwei volle Magazine Gefechtsmunition in kurzer Zeit) ist ein präzises Bekämpfen von Zielen vorübergehend nicht mehr möglich. Nach Abkühlen der Waffe ist die Präzision wieder gegeben. Feuerzucht und Schießrhythmus (Einzelfeuer und Doppelschuss sowie schnelles Einzelfeuer) stehen im Vordergrund der Ausbildung.
Die Lage des Haltepunktes hängt von der Temperatur der Waffe ab. Eine Änderung der Umgebungstemperatur von 15 bis 20° C gegenüber dem Zustand der Waffe bei Ermittlung des Haltepunktes kann eine Veränderung um ca. 10 cm auf 100 m Zielentfernung nach Höhe und Seite bewirken.‘Erfährt die Waffe eine Präzisionseinschränkung aus den dargestellten Gründen, ist ihr treffsicherer Einsatz im Kurzbereich jedoch weiter möglich. Ein Wirken darüber hinaus ist im Waffenmix sicherzustellen.
Es gilt unverändert, dass eine erhöhte Erwärmung der Waffe bei steigender Schussfrequenz (schnelles Einzelfeuer und kurze Feuerstöße) sowie heißes und feuchtes Klima nicht zum Ausfall der Waffe oder einer Gefährdung des Schützen führen. Die Waffe ist betriebssicher. Schnelles Einzelfeuer bzw. kurze Feuerstöße zum Niederhalten bei massivem Auftreten des Feindes im Gefecht sind unverändert möglich.
Sofern der Einsatz es zulässt, sind beim Umgang mit der Waffe unnötige Temperaturschwankungen etwa durch direkte Sonneneinstrahlung oder andere Wärmequellen zu vermeiden.
(…)
(Foto: Bundeswehrsoldaten mit G36 im Oktober 2011 in Nawabad, Distrikt Char Darrah, bei Kundus, Afghanistan – Timo Vogt/randbild.de)
Dass sich Heckler & Koch wehrt ist legitim!- Ob diese Strategie „des sich Wehrens“ nun die richtige ist, wird sich erst zeigen müssen!
So wie ich das verstanden habe, ist (eigentlich) seitens des BMVg nur festgestellt worden, dass unter bestimmten Bedingungen (objektiv) die Treffsicherheit des G36 leidet.- Ich kann mich nicht erinnern, dass dieses als ein (juristisch) „Mangel“ des Produkts G36 seitens des BMVg bezeichnet wurde!?
Vor diesem Hintergrund halte ich persönlich das Vorgehen von Heckler & Koch nicht für strategisch klug. Denn die breite mediale Diskussion ist durch dieses Vorgehen eher noch angeheizt worden und nicht (wie es eigentlich aus Sicht des Herstellers sinnvoll gewesen wäre) Ruhe in den öffentlichen Umgang mit dem Thema hineingebracht worden (und eine qualifizierte Aufklärung des Sachverhalts abzuwarten)!
So gesehen dürfte das BMVg eigentlich gelassen mit dem Thema umgehen können …
Ich bin kein Experte, der die Qualität von handwaffen beurteilen kann. Und ich weiss nicht, ob HK oder das BMVg Recht hat. Vermutlich aus Ihrer Sicht beide und die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Was aber beide Seiten durchaus immer wieder anmerken und ich selber in 12 Jahren Dienstzeit immer wieder bemerken musste ist folgendes: Handhabung der Waffe und Grundlagen des Infanteristischen Handwerkzeugs. Jahrelang wurde immer nur Ccheckpint und Patrouille“ ausgebildet. Aber es wurde immer ausgeblendet, was denn passiert, wenn tatsächlich ein Schuss bricht.
Dann gilt das „alte Heer für alte Aufgaben“ mit allen seinen Regeln wie in der Grundausbildung. Und dieses Handwerkzeug, das Handlungssicherheit in Stresssituation bringt wird m.E. nur durch Übung, Übung, Übung, und Drillausbildung erreicht und nichgt durch befohlene „Könnung und Zertifizierung“.
Und dafür benötigt es Geld und Willen im Grundbetrieb.
@audio001
Es kam aber immer so herüber, daß HK dafür verantwortlich sein soll, sogar „vorsätzlich“. Das Ministerium hätte sich ja auch so wie Sie es getan haben, neutral äußern können:
a) wir haben ein (vermeintliches) Problem festgestellt – bekannt seit (?)
b) wir erachten für ursächlich
c) wir erwägen folgende Abstellmaßnahmen (Org, KWS / Umbau, Ersatz, Umrüstung)
in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Hersteller.
re Thomas Melber
Hat sich das BMVg anders geäußert, als aus meiner Sicht dargestellt?- Im Übrigen gilt: Warum sollte ich mich mit einem Lieferanten zusammensetzen müssen, wenn einem seit Jahren bekannten Problem (siehe Afghanistan Einsatz) nicht bislang durch einen Lösungsvorschlag seitens des Lieferanten begegnet wurde!? (Wobei ich von einem Problem ausgehe und nicht von einem Mangel!)
Nö,- man sollte endlich mal die Hersteller von Rüstungsgütern so betrachten was sie eigentlich sind: „Lieferanten, die für eine zu erbringende Leistung bezahlt werden!“
Und Lieferanten die sich performant und engagiert (gegenüber aufgetretenen Problemen) zeigen, mit denen sehe ich mich auch in einer „engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit“!- Mit anderen eben nicht …
@autio001
Die Waffe macht genau das was eine Waffe macht, wenn man sie nach deren Lastenheft bestellt. Jede Waffe mit diesem Gewicht, Bauart, Kaliber und uder von uns verwendeten Munition legt dieses Verhalten an den Tag. Wer etwas anderes will muss etwas anderes bestellen.
Wo ist das Problem.
Ich lese gerade in der SZ-Online vom 10.04.2015 („Probleme mit Sturmgewehr G36
Banker als Waffenexperte „) Zitat: „Zudem droht Heckler & Koch dem Ministerium: Falls nun für die Truppe ein anderes Gewehr beschafft würde, ohne dass eine „Kampfwertsteigerung“, also eine Aufrüstung des G36, auch nur geprüft werde, müsse man „von einer strafrechtlichen Untreue zum Nachteil des Bundes“ ausgehen – schließlich wäre die Aufrüstung des bestehenden Gewehrs kostengünstiger als die Beschaffung eines neuen.“
Sollte das etwa heißen, dass es u.U. bereits eine „Kampfwertsteigerung“ seitens H & K für das G36 gibt, die das bekante „Problem“ löst!?
Im Übrigen überlege ich gerade (eine rein theoretische Übung, ohne derzeit konkrete Anhaltspunkte), ob die Entscheidung zum „German Deal“ (andere Rüstungs-Dauerbaustelle) möglicherweisweise auch unter die Annahme „einer strafrechtlichen Untreue zum Nachteil des Bundes“ fallen könnte?
re: Zimdarsen
Kennen Sie das Lastenheft zur Beschaffung des G36?- Muss ich davon ausgehen, dass ausdrücklich in dem Lastenheft auf ein „Nicht-Treffen“ unter bestimmten Bedingungen verwiesen wurde?
Oder bewegen wir uns beide nur in der Sphäre irgendwelcher Vermutungen und Annahmen?
@audio001
Sie haben die Stellungnahme Nr 4 von H&K nicht gelesen, oder?
1) Steht da, dass der Hersteller mehrfach versucht hat den Kontakt mit dem BMVg zu suchen.
2) Wird von genau dieser Kampfwertsteigerung berichtet.
@audio001
Im Lastenheft wird vereinbart, welche Leistungen unter welchen Bedingungen der Beschaffungsgegenstand zu erbringen hat.
Offenbar erfüllt das G36 die Anforderungen des Lastenhefts. Ob und in wie weit dieses sukzessive geändert / an neue Anforderungen angepaßt wurde – ist eine gute Frage; vermutlich nicht.
Durch Org-Maßnahmen kann man viel erreichen, z.B. feste Zuordnung einer Waffe zum Nutzer (war ja auch so angedacht). Oder Einführung einer modularen Schulterstütze (der Lauf schießt, der Schaft trifft – gut, das ist Jägerlatein).
Fakt ist, der normale (damals noch wehrpflichtige) Schütze erreicht mit dem G36 erheblich bessere Trefferergebnisse als mit dem G3.
Zudem wird in den hybriden Szenarien (UKR u.a.) auch wieder der gezielte Einzelschuß und nicht das „Durchrotzen“ / Sturmabwehrschießen an Bedeutung gewinnen. Wirkung im Ziel und Kampfentfernung sind andere Themen, aber da wären wir wieder bei der Kaliber- / Munitionsfrage.
@ audio001
Also das Zitat mit einer „strafrechtlichen Untreue zum Nachteil des Bundes“, falls nicht die kostengünstigste Lössung zur Behebung einer Fähigkeitslücke in der Ausrüstung der Bw gewählt wird, ist mir auch aufgefallen. Danach erfüllen vermutlich alle Rüstungsprojekte, zumindest die mit EADS diesen Tatbestand. Ist irgendein Politiker oder ein Beamter deswegen der Untreue bezichtigt worden ? Mir ist keiner bekannt, alle haben sie aus Staatsräson gehandelt und mit dem Rüstungsetat lokale Wirtschaftsförderung und Industriesubvention betrieben.
Aber ein anderer Aspekt fällt auch. H & K ist ja nun kein unumstrittenes Unternehmen. In den letzten Jahren waren da einige Vorwürfe gegen die Unternehmensführung wegen Schmiergeldzahlung vor Waffenlieferungen im Ausland u.ä. in der Presse zu lesen. Angeblich war dies nur das Fehlverhalten eines einzelnen oder weniger Mitarbeiter.
Wenn dieser Streit in den vergangenen Jahren so eskaliert ist und H & K nun explizit 3 Mitarbeiter der Bw als die eigentlichen potentiellen Gegner betrachtet, hat H & K dies im Vorfeld nicht versucht zu beeinflussen ?
Bei der Erfahrung der Firma in solchen Dingen, gab es vermutlich den Versuch mit „landestypischen Aufwendungen“, wie es in der Sprache der Bw-Verwaltung heißt, die Ergebnisse der 3 Bw-Spezialisten zu beeinflussen, oder ?
Oder hat sich H & K ganz auf die übergeordnete Führung des BAAINBw in Koblenz oder das BMVg verlassen, in der Annahme, die werden die Ergebnisse der Untersuchung schon in die gewünschte Richtung beeinflussen und jetzt ist der mediale GAU entstanden ?
Und wenn man sich die Weisung des GI anschaut, dann ist das eigentlich alles gar kein großes Problem.
Feuerzucht und Waffenmix – und schon läuft das wieder.
Die zweite Kommission mit externer Beraterleistung (!) ist der größere Witz. Wieder ne Strukturuntersuchung.
Das Problem ist aber die Kultur.
Die Nachtwei-Kommission soll nun auch nicht der Frage nachgehen, wie es ggf. zur Unterdrückung von Meldungen kam, sondern soll Erfahrungsberichte auswerten und Interviews führen.
Also die Arbeit der EinsAusw-Dezernate von Heer und EinsFüKdo wiederholen.
re: E.
Habe ich schon gelesen!- Ich habe mir jetzt nur die Frage gestellt, ob und inwieweit diese „Kampfwertsteigerung“ mit dem seitens des Bestellers beobachteten und (in der im Artikel aufgeführten Weisung) thematisierten Problems zusammenhängt (siehe Fußnote 7 in der Presseerklärung: „Alle Konzeptionen und Ideen zur Kampfwertsteigerung der Modellreihe G36 (sog. „KWS“ – Ausführungen) erfolgen bisher ausschließlich für den Nutzer Bundeswehr und proaktiv im Interesse der Truppe; diese stellen keinerlei Anerkennung eines Mangels in rechtlich er oder tatsächlicher Hinsicht dar.“)?
Man konstruiere und produziere ein Produkt für einen exklusiven Kunden ( genannt öAG), das einen oder mehrere konstruktive Mängel aufweist, die allerdings nur im Grenzlastbereich – also außerhalb der Spezifikationsnormen – auftreten. Wenn diese „Mängel“ vom Kunden erkannt werden, dann bietet man ein „upgrade“ an. Wenn der Kunde das nicht akzeptiert, sondern anfängt über alternative Produkte nachzudenken, bzw. über Produkthaftungsfragen/Gewährleistung, dann zieht man erst die politische Karte (Arbeitsplätze/nationale Schlüsseltechnologie etc) und wenn das nicht hilft, dann eben die juristische bis hin zu „strafrechtlichen Untreue zum Nachteil des Bundes“……im Sinne „kaufst du mir nicht meinen mod.Simmel ab, dann schneid ich deinen Amtsmannspimmel ab“
Hm…………………..
re: Georg
Mal völlig losgelöst vom Thema G36!- Verläßt sich die Rüstungsindustrie nicht immer irgendwie auf die Politik?
Und ist es nicht so gewesen das letztendlich die Politik verhindert hat (ob bewußt oder unbewußt sei mal dahingestellt!), dass das ganze Ausmass der desaströsen Abwicklung von Rüstungsprojekten – zu Lasten des Bundes und der Verteidigungsbereitschaft – gegenüber der Öffentlichkeit transparent gemacht wurde!?
@ klabautermann
BZ, wie man dies bei Euch in der Marine wohl nennt !
So wie das jeder rüstungstechnisch erfahrene Betrieb in Deutschland macht, um das laufende Geschäft zwischen den Neubeschaffungen von Rüstungsgütern zu erhalten.
Also Mod1,2,3 oder Retrofit-Pakete oder ähnliches, nur bei H & K hat die liebe Ursula die politische Karte gezogen und wollte ein Exempel statuieren, nachdem der unterstellte Bereich nicht mitspielen wollte und es für die eigenen Karriereaussichten gerade opportun erschien !
re: klabautermann
Eine interessante Hypothese!- Die funktioniert aber nur, wenn man sich der „politischen Unterstützung“ zu dem Vorgehen zweifelsfrei sicher sein kann …
@klabautermann
Konstruktive Mängel sind es eben nicht, das G36 erfüllt (sicher) das Lastenheft. Alles, was darüber hinausgeht, wäre „over-engineered“ – das will aber heute (bzw. wollte bei Einführung) keiner bezahlen, ansonsten hätte man ja auch einfach das Lastenheft anders schreiben können. Daß dabei sicher auch HK mitgeschrieben hat – nun ja, das ist gängige Praxis. Offensichtlich hat sich das G36 aber gut im Wettbewerb geschlagen.
@audio001
Die KWS soll keine Nachbesserung iS eines anerkannten und durch den Hersteller zu vertretenen Mangels darstellen. Andere Nutzer sind wohl mit der Waffe zufrieden.
@ Memoria – Warum ist das der größte Witz? Der gute Mann hat das Problem/Risiko auf seiner Bilanz nicht gesehen und den größten Bankenunfall in der deutschen Geschichte fabriziert. Die Ursache dürfte etwa gleiche gewesen sein wie beim G36 Thema: Eine eingefahrene, unflexible Mentalität in der mittleren bis hohen Führung welche nicht mehr den weltweiten Anforderungen gewachsen war. Entweder ist vdL unglaublich genial oder sie hat einen tollen Galgenhumor ;-)
@ audio001
Genau dies ist auch meine Einschätzung.
H &K meinte wohl sich auf die Politik und die Bürokratie des BMVg als anerkannter Haus- und Hoflieferant verlassen zu können und diesmal ist es schief gegangen.
@Audioe001: Wer die Hintergründe und die Dokumentationen des am 28.10.2011 aufgehobenen Marinehubschrauber-RFP kennt sowie gleiches beim SEA LION, muß obe der damit gegebenen Beweislage Ihren Gedankengang zum „German Deal“ für durchaus zutreffend halten. Aber wie Sie selber schon sagten, „andere Rüstungsbaustelle“.
Im Fall G36 erscheint mir das eher umgekehrt, da ist die Beweislage zu Lasten des BMVg eher sehr dünn. Entsprechend würde bei der Staatsanwaltschaft und damit ohnehin beim BKA ein Strafantrag seitens H&K zu einer vollen Bauchlandung führen und im Zivilprozess könnte sogar der Schuss für H&K voll nach hinten losgehen.
Im Prinzip lag doch schon die „KWS“ des G36 schon vor dessen Einführung bei H&K in den Schubladen, nur wer wird sich denn „per Beratungspflicht einen schnellen Auftrag versauen“?
Genau das würde m.M.n. in einem Zivilklageverfahren auf den Tisch kommen und weil „zum über den Tisch ziehen“ immer zwei Parteien gehören, nämlich „Einer der zieht“ und „Einer der sich ziehen läßt“, wäre der Vergleich vorprogrammiert. Es kann also nur Verlierer geben. Ergo ist das bisherige Affentheater voll für die Katz und daran sind alle Beteiligten gleichermaßen dran schuld. Die eleganteste Lösung wäre gewesen, man hätte unmittelbar nach dem Karfreitag 2010 eine KWS gemeinsam angegangen!
Seitens des BMVg hat man verdrängt und geschlafen und seitens H&K ebenso. Ansonsten wurde bislang nur Porzellan zerschlagen.
@Vtg-Amtmann:
Da man sich aber bis heute gar nicht sicher ist ob man ein praktisches Problem hat (siehe Nachtwei-Kommission) und keine neuen Forderungen hat, kommt man auch nicht wirklich voran. Aber das scheint gar nicht mehr peinlich zu sein. Schuld ist die blöde Industrie. 5 Jahre nach dem Karfreitagsgefecht (bei dem bei dee Auswertung auch weit oberhalb vom G36 ansetzen sollte und nicht nur isoliert diesen Teilaspekt untersuchen sollte). Aber das machen ja jetzt Nachtwei, Königshaus und Co. Ein großes Leyen-Theater.
Ach, es geht alles viel zu schnell. gibt schon wieder einen neuen G36-Thread.
Passend zum Thema ein Zitat aus der ARD-Doku Frontfrau:
Frage: Wird es von Seiten der Industrie Gegenwind geben?
vdL: Ja, es hat am Anfang viel Druck gegeben, aber was ich auch merke, wenn die Industrie, und die darf man nicht alle über einen Kamm scheren, merkt, dass ich standfest bin, stellen die sich schnell drauf ein, ok, dann müssen wir eine Gesprächsbasis miteinander finden.
Um es mit den Worten von Katrin Göring-Eckhardt zu sagen:
Wenn man sich den Ton anschaut – der Ton macht ja bekanntlich die Musik –, dann hat man im Moment das Gefühl, zwischen BMVg und H&K hört es sich eher an wie ein Tinnitus und es ist eher ein Kreischen als ein guter Ton untereinander.
@Thomas Melber
„………….Andere Nutzer sind wohl mit ****** zufrieden“ Wo habe ich diesen Satz wohl schon mal gelesen ?
;-)
Natürlich kämpfen deutsche Rüstungszulieferer um ihre Monopolstellung beim „Referenzkunden BW“, was ja auch politisch und volkswirtschaftlich von Seiten konservativer verteidigungspolitischer Kreise und die „politische“ Wehrverwaltung seit Jahrzehnten unterstützt wurde.Leider haben diese Kreise und die Wehrverwaltung inkl. Industrie aber nicht begriffen, dass seit ca. 1998 die ganze Lastenheft-Bibliothek eigentlich obsolet war ! Und nun kommt da eben eine Ministerin und eine Sts“in und zeigt diesem ganzen Klüngel, dass es höchste Zeit ist auch rüstungspolitisch aus der operativen Briefmarkendenke des Fulda.Gap auszubrechen, die im Köln-Bonn-Koblenzer Beschaffungs-Dreieck jahrzehntelang so liebevoll gehegt und gepflegt worden ist…..
@klabautermann
Das ist aber dann Sache des Bereichs Weiterentwicklung. Sicher wird man bei HK Meldungen / Erfahrungen „aus dem Feld“ (Einsatz) aufgenommen und Lösungen erarbeitet und auch vorgeschlagen haben. Offenbar hat man diese beim Beschaffer nicht oder nur teilweise nicht angenommen, warum auch immer.
Jetzt versucht man, dem Lieferanten hierfür die Verantwortung zuzuschieben – vielleicht nicht direkt aber mit tatkräftiger (angetriggerter – ?) Unterstützung der Presse.
ME versuchen das Ministerium und nachgeordnete Behörden / Kommandobereiche sich aus ihrer Verantwortung zu stehlen; z.B. weshalb gibt es noch kein überarbeitetes Handwaffenkonzept (zE)?
Und: beim nSAK scheint das G36 ja durchaus „zu performen“.
Daß HK schon länger KWS in der Schublade hat braucht einen nicht zu wundern – zum einen fließen eben Erfahrungen da mit ein, zum anderen kann die eine oder andere Lösung schon vorweggenommen worden sein, der Kunde wollte diese aber seinerzeit nicht, warum auch immer, oder sie war damals zwar angedacht aber (technisch) noch nicht verfügbar.
re: memoria
Definition nach Wikipedia, Zitat: „Ein „Problem“ (gr. πρόβλημα próblema das Vorgeworfene, das Vorgelegte, „das, was [zur Lösung] vorgelegt wurde“), auch Problematik, nennt man eine Aufgabe oder Streitfrage, deren Lösung mit Schwierigkeiten verbunden ist. Probleme stellen Hindernisse dar, die überwunden oder umgangen werden müssen, um von einer unbefriedigenden Ausgangssituation in eine befriedigendere Zielsituation zu gelangen.“
Dem Anschein nach stellt die beim G36 unter bestimmten Bedingungen beobachtete Treffungenauigkeit ein Problem für den Besteller (letztendlich für den Nutzer) des G36 dar!- Ob dieses auch ein Problem für den Hersteller ist, steht auf einem „ganz anderen Blatt“ (bildlich gesprochen!).
Denn hier stellt sich die Frage nach der durch den Lieferanten vertraglich konkret zu erbringenden Leistung.- Und so wie ich das bisher verstanden habe, ist die Leistungserbringung des Herstellers durch das BMVg bislang überhaupt nicht in Frage gestellt worden,- oder?
@audio001:
„Dem Anschein nach stellt die beim G36 unter bestimmten Bedingungen beobachtete Treffungenauigkeit ein Problem für den Besteller (letztendlich für den Nutzer) des G36 dar!“
Wenn man da nach jahrelanger Diskussion schon Klarheit hätte, dann bräuchte man ja keine Nachtwei-Kommission.
Das ganze Vorgehen ist in sich widersprüchlich und – gemessen an den eigenen Ansprüchen (vom Einsatz her denken!) blamabel.
Aber es geht ja auch nicht um die Sache, sondern um die mediale Inszenierung als Macherin in Abgrenzung zum Verwalter TdM.
@Memoria
„Vom Einsatz her denken“ – von welchem: dem vergangenen, dem laufenden, dem zukünftigen?
Und: wurde das G36 vorschriftsgemäß eingesetzt / verwendet? Wenn nein: warum nicht (Ausbildungsstand, Lage, u.a.)? Oder: müssen Vorschriften angepaßt werden?
Ist dies ein spezielles Problem des G36 (konstruktionsbedingt)? Bzw. hätte man es seinerzeit – bei Einführung – schon besser machen können? Gab es seitens des Herstellers Änderungs- / Verbesserungsvorschläge?
@Thomas Melber:
Eine Organisation die von sich selbst behauptet sie denke vom Einsatz her müsste auf diese Fragen Antworten haben.
Die aktuelle Diskussion zeigt, dass es hierauf nach Jahren keine Antworten gibt. Es fehlen die Grundlagen und ist man in einer völlig überzogenen Diskussion ohne ausreichende Substanz.
Der GI hatte beim EuroHawk seinen Rücktritt angeboten.
Die Nachtwei-Kommission ist eigentlich für ihn ein Schlag ins Gesicht, da sie zeigt, dass man zwar große technische Untersuchungen durchführt, aber nicht mal sagen kann, ob man ein praktisches Problem hat.
Und das nach Jahren. Zudem redet man dauernd von einem Waffenmix hat aber kein Handwaffenkonzept.
Denn sie wissen nicht was sie tun.
Ich hatte weiter oben schon geschrieben, dass vdL tief im Fettnäpfchen steht.
Unabhängig davon, wer zu wieviel Prozent recht hat oder nicht, man versetzte sich mal in die Situation von H&K.
H&K muss seit Jahren zusehen, wie Airbus Milliarden in den Rachen geworfen werden, obwohl die Firma offenkundig nichts zuwege bringt: die NH90 fliegen vielleicht mit großen Problemen, A400 wurde schon EINER geliefert, der bei der Übernahme zig Mängel aufwies; usw. Trotzdem machen VdL und Suder einen Hofknicks nach dem anderen und unterschreiben fleißig Schecks.
Das G36 ist schon seit 20 Jahren in der Nutzung und jetzt beginnt vdL einen solchen „Aufguss“ zu veranstalten, wahrscheinlich um sich selbst zu produzieren.
Da kann einem schon der Kragen platzen
@KlausK
es ist eben nicht nur das G36:
G3
G36
G36A2
G36A4
G36K
G27
G28
G82 (Lizenzbau)
G8
MG4
MG5
MP5
MP5K
MP7
P7
P8
P8C
P11
P12
AG 36
P2A1
Und ich wette ich habe was vergessen. Und das ist „nur“ die Bundeswehr – ohne Polizeien. Und auch „nur“ was derzeit noch in Nutzung ist.
Hier geht es nicht nur um das G36 – HK ist für die Bw eben nicht nur „irgendein Lieferant“ sondern der Hersteller und technische Betreuer ihrer fast kompletten Infanteriebewaffnung.
sarc
Zum fehlenden Handwaffenkonzept: Einfach mal HK fragen die haben bestimmt eines.
/sarc
audio001
„Dem Anschein nach stellt die beim G36 unter bestimmten Bedingungen beobachtete Treffungenauigkeit ein Problem für den Besteller (letztendlich für den Nutzer) des G36 dar!“
Im Moment eben nur dem Anschein nach.
Wäre eine höhere Streuung nach Dauerfeuer in zukünftigen Einsätzen ein Problem?
Evtl ist die höhere Streuung, bei den Vorteilen der Waffe ein zu vernachlässigender Umstand.
„Im Jahr 1948 gründete die US-Armee das zivile Operations Research Office (ORO), um wie das Vereinigte Königreich Operations Research zu betreiben. Dabei wurden über 3 Millionen Gefechtsberichte des Ersten und Zweiten Weltkrieges analysiert. Die Schlussfolgerung daraus war, dass die meisten Kämpfe auf kurze Entfernung stattfinden. In einem Bewegungskrieg treffen Kampfteams beider Seiten oft überraschend aufeinander, das Team mit der größten Feuerkraft ging meistens als Sieger hervor. Sie fanden ebenso heraus, dass die Wahrscheinlichkeit für Kampftreffer in hohem Maße von Glück und Zufall abhängig ist. Genaues Zielen machte wenig Unterschied, da das Ziel meist nicht still stand oder sich in Deckung befand. Die Zahl der Verwundeten im Kampf war ungefähr proportional zur Anzahl der abgefeuerten Geschosse, unabhängig vom Kaliber. Andere Studien über das Verhalten von US-Soldaten zeigten, dass 2/3 ihre Waffe niemals im Gefecht abgefeuert hatten. Im Gegensatz dazu hatten Soldaten mit Schnellfeuerwaffen wie Maschinenpistolen und -gewehren überproportional oft gefeuert.
Dies führte zu folgenden Schlussfolgerungen:
1.Die Soldaten sollten mit einer Schnellfeuerwaffe ausgerüstet werden.
2.Die Soldaten sollten soviel Munition wie möglich mitnehmen, dies erforderte ein möglichst leichtes Gewehr und leichte Munition.
In Deutschland fanden zur selben Zeit ähnliche Studien statt.“ (Wiki)
Das G36 ist perfekt geeignet für infanteristische Aufgaben im abgesessenen Kampf. Optimal in der Handhabung, im Gewicht und der Feuerdichte im Nahkampf, sowie für ein schnelles, präzises und durchschlagskräftiges Einzelfeuer im Fernkampf.
(Produktbeschreibung von HK)
Nahkampf oder Fernkampf.
Es ist eben nicht genau für Nahkampf im Dauerfeuer und anschließenden Fernkampf im Einzelfeuer.
„Es ist eben nicht genau für Nahkampf im Dauerfeuer und anschließenden Fernkampf im Einzelfeuer.“
Das AFG-Szenar: Hinterhalt: niederhalten (mit Sturmgewehr – sic!), sich absetzen, Feuerkampf aus der Deckung über größere Distanz.
In den üblichen Szenarien kommt Dauerfeuer erst in der Schlußphase eines Gefechts vor: entweder im Angriff beim / kurz vor dem Eindringen in die feindliche Stellung oder beim Sturmabwehrschießen. Sonst noch bei überraschend auftretendem feind, aber dafür gibt es ja jetzt auch das Reflexvisier.
@Jas
Und die waren alle schlecht? Doch wohl nicht.
@KlausK:“H&K muss seit Jahren zusehen, wie Airbus Milliarden in den Rachen geworfen werden, obwohl die Firma offenkundig nichts zuwege bringt“
Nein, nein…mitnichten…HK musste sicherlich nicht tatenlos zusehen…man befand sich doch irgendwie in guter Gesellschaft. H&K konnte auch zusehen, wie die Gelder nach Oberndorf/N geflossen sind. Es wird gemunkelt, dass es wohl die eine oder andere „Goldrand-Lösung“ gegeben haben soll. Hut ab, vor dem schwäbischen Unternehmergeist :-)
Und Jahrzehntelang war man Konkurrenzlos glücklich, hatte hüben wie drüben die allerbesten Beziehungen, und dann kam das Dilemma, gefolgt von wehendem Ungemach, erst wagen es doch die Kampfschwimmer, ihre neue Pistolen beim Erzkonkurrenten Glock zu ordern….und dann kommt da noch so eine neue Ministerin, die Klartext redet…..Fakten schafft, sich nicht von HK oder sonst wem auf der Nase herumtanzen lässt, und es doch allen Ernstes wagt, HK nicht an Testversuchen zu beteiligen und dann auch noch zu allem Überfluss, all die in die Wüste schickt, die noch vor Monaten dafür gesorgt hätten, das niemals eine Pistole von Glock über die -Schwellen des BAAIN und BMVG gekommen wären. Ja, wo soll das denn wohl noch hinführen?!
Befasst sich eigentlich eine der beiden neu ins Leben gerufenen Kommissionen, auch noch nachträglich mit anderen bzw. vor kurzem abgeschlossenen Beschaffungen der Bundeswehr auf dem Handwaffensektor???
re: P.Reinke, Jas (super Listung,- habe daraus was gelernt!)
Die „Haus- und Hoflieferanten Zeit“ ist offenbar Vergangeheit (und da dürfte die an den Tag gelegte „Kommunikationsstrategie“ von H & K in den letzten Tagen, auch nicht gerade förderlich gewesen sein)!?
Ich denke gerade darüber nach, wer eigentlich der Eigentümer von H & K ist und wer mal (alles) die Eigentümer von H& K waren?- Und darüber, ob Eigentümerwechsel immer hilfreich für ein Unternehmen sind?
@Reinke
Das aendert nichts daran, was ich über Airbus sagte. Viel Geld fuer fast nichts!
@P. Reinke
Zur Glock für die KS. Also erstmal sollte man sich dort den Umfang des Auftrages ansehen. Der ist eben super gering – wir reden hier von einer Kompanie. Glock hatte eben schon eine fertig entwickelte Waffe mit den geforderten Eigenschaften (Seewasserbeständigkeit), die sie bei den US Streitkräften in einer Ausschreibung hatten.
Ja es gab mal ne „engere“ Zusammenarbeit zwischen HK und der Bw aber diese wurde eben auch im Zuge ständiger „Korruptionsberichte“ gelockert um sich eben nicht auch noch im eigenen Lande angreifbar zu machen.
Btw: Nochmal zu der Glock für die Kampfschwimmer. Abstand KS-Kompanie zum Firmensitz Sig Sauer 3km – einmal durch die City. Schonmal irgendeine Waffe von Sig Sauer in der Bw gesehen? DIE sollten sich schon seit Jahren richig ärgern – zumal die Bw auch noch Stammgast bei Ihnen im Haus ist (Schießhaus).
@KlausK
Nein – mit Nichten. Das wurde ja schon von vielen Aktiven hier auch herausgestellt.
Die Diskrepanz zwischen subjektiver Qualitätswarnehmung der Nutzer und der Führung ist schon groß.
Ich habe mit den meisten Waffen schon gearbeitet – auch den „Exoten“ aus der Liste. Ich war – wie alle meine Kameraden – immer zufrieden.
Oftmals ist es eher die Frage ob man das „richtige“ G36 hat (also die Version) als ob G36 überhaupt…
„Die Truppe verfügt im Einsatz über einen lage- und auftragsgerechten Waffenmix. In diesem hat das Gewehr G36 unter Beachtung des für diese Waffe vorgesehenen Wirkungsspektrums unverändert seine Bedeutung.“ BMVg
Also kein Problem, denn für ihr Wirkungsspektrum wurde sie beschafft.
Wenn man mal die G36-Diskussion mit der VJTF verbindet fällt auf, dass sich dort der Waffenmix auf G36A1 und MG3 beschränkt.
Aber ist alles prima
Na ja, das most likely VJTF Einsatzgebiet liegt ja in der konstruktionsbestimmenden Klimazone des G36 ;-)
Ich glaube hier zeigt sich wieder ein Grundproblem der BW-Beschaffung allgemein:
Die wissen weder, was sie wollen, noch, was sie brauchen.
Das fing schon beim F104(G) an: Als Jäger gekauft, zum strategischen Bomber umgemodelt und sich dann gewundert, warum er vom Himmel fällt. – Nebenbei: Wenn ich auf einem Ferrari einen Dachgepäckträger montiere und schwere Schrankkoffer transportiere, darf es mich auch nicht wundern, wenn ich bei 220 km/h aus der Kurve fliege!
Aktuell reden wir von den „Problemen“ mit einem Sturmgewehr zur Landesverteidigung durch eine Wehrpflichtarmee.
Genutzt wird es als Sturmgewehr einer Einsatzarmee und deren Spezialkräften (!) bei Einsätzen rund um den Globus.
Kurz: Wenn ich ab und an mal durch die Gegend fahre, reicht mir ein oller Polo. Fahre ich aber 60.000km im Jahr, darf ich mich nicht wundern, wenn die Kiste die Grätsche macht.
Kurze Fragen an die Fachleute hier:
1.) Haben die Hitzeprobleme einen effektiven Einfluss auf die Auftragserfüllung im Einsatz oder ist das eher ein „Laborproblem“?
2.) Damals – als ich noch dabei war, galt eine Munitionierung eines Soldaten mit rund 100 Schuss als ausreichend. Sprich: Wenn danach das Gewehr nicht mehr sauber trifft ist es egal – ich habe eh keine Munition mehr!
Wie viel Schuss hat der Standardsoldat heute am Mann?
3.) Viel hilft viel! – das war eigentlich nie die deutsche Maxime, sondern eher der gezielte Schuss und nicht das wilde Rausrotzen nach amerikanischem Vorbild. Dafür gibt´s schliesslich ein MG.
Werden wirklich deutsche Soldaten in Kampfhandlungen gezogen, in denen 100 Schuss Dauerfeuer mit dem G36 geschossen werden?
Danke für die Aufklärung im Voraus
Nicht zu vergessen das MG-36!
Alles in allem Waffen die man zu letzt in Afghanistan nicht gesehen hat.
Hallo,
der Grund für die Misere beim G36 ist die Verwendung eines ungeeigneten Materials für den Schaft.
Wie konnte man nur auf die törichte Idee kommen für dieses temperaturbelastete Teil
ausgerechnet den thermoplastischen Kunststoff Polyamid 6.6, bekannt unter dem Markennamen Nylon, einzusetzen ?
Dieses Material verliert bereits bei 60 – 75 °C seine Festigkeit und schmilzt bei 260°C.
Es nimmt aus der Luft bei warmfeuchter Witterung bis zu 2% Wasser auf und verliert dadurch signifikant an mechanischer Widerstandsfähigkeit.
Zusätze von Glas- oder Kohlenstoffasern wirken zwar der Versprödung entgegen, haben aber keinen positiven Einfluss auf die mechanische Festigkeit.
Sie erhöhen aber die Wasseraufnahme.
So ist es leicht einzusehen, daß der Schaft bei Erwärmung durch Sonne oder Salvenfeuer dem Lauf keine feste Bettung mehr bieten kann.
Er beginnt zu wackeln.
Bei einem Spiel von 0.3 Winkelgraden an der Mündung ergibt sich rechnerisch auf 100 m bereits ein Streukreisradius von 52 cm.
Das wurde auch in der Praxis festgestellt.
Ich verweise in diesem Zusammenhang auf den SPIEGEL-Artikel in Heft 38/2013 mit dem Titel „Auf Handwärme abzukühlen“
Weiterer Kommentar ist wirklich überflüssig !!