G36: Neues von Heckler&Koch (Update)
In der aktuellen Runde des Streits um die Treffergenauigkeit des Sturmgewehrs G36, ausgelöst durch die Erklärung der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 30. April, hat sich der Hersteller Heckler&Koch am Freitag erneut zu Wort gemeldet – diesmal mit einer sehr technischen, zehn Seiten langen Stellungnahme. Die vorangestellten Kernaussagen:
Heckler&Koch fordert unabhängige Aufklärung der Unregelmäßigkeiten bei Bundeswehr-Untersuchungen
Heckler&Koch fordert unabhängige kriminaltechnische Untersuchung aller G36-Versuche der Bundeswehr durch das Bundeskriminalamt
Waffen- und munitionstechnische Grundsätze bei Bundeswehr-Untersuchungen ignoriert
Heckler&Koch stellt Kampfwertsteigerungsoptionen für G36 vor
Angesichts der Länge des Textes kopiere ich ihn hier nicht hinein; die komplette Pressemitteilung zum Herunterladen und Lesen:
Stellungnahme Nr.4 von Heckler&Koch zum Strumgewehr G36
Und zur Ergänzung: Am 2. April hat Generalisnpekteur Volker Wieker eine Weisung zum Gebrauch des G36 in den Einsätzen erlassen. Darüber berichtete das Verteidigungsministerium; allerdings ist auch die Weisung selbst interessant, deshalb in Auszügen:
Weisung Nr. 1
zur Umsetzung von taktisch/operativen Vorgaben bei der Ausstattung und Nutzung des Gewehrs G36 in den Einsätzen(…)
2. Auftrag: Die Streitkräfte setzen taktisch/operative Vorgaben zur Ausstattung mit und zur Nutzung von Handwaffen in den Einsätzen so um, dass die möglichen Defizite des Sturmgewehrs G36 weitgehend ausgeglichen werden können. Priorität haben hierbei die Einsätze in den heißen Regionen Afghanistan, Mali und am Horn von Afrika.
(…)
4. Taktisch/operative Vorgaben
Gemäß Zentralrichtlinie A2-222/0-0-1210 „Schießen mit Handwaffen“ (Absatz Nr. 703) ist zu beachten:
‚Einzelfeuer ist die häufigste Feuerart, weil die Treffaussicht damit am größten ist. Feuerstöße sollen die Schützen bzw. die Schützinnen mit dem Gewehr nur gegen überraschend auftretenden und zahlenmäßig überlegenen Feind im Nahkampf einsetzen. Wirkung beim Feind ist jedoch nur dann zu erwarten, wenn dieser ein großes Ziel bietet und von der Feuereröffnung überrascht wird. Ist dies nicht der Fall, ist schnelles Einzelfeuer zu schießen.‘
Die Truppe im Einsatz verfügt über einen lage- und auftragsgerechten Waffenmix. Die leichten und schweren Waffen abgesessener Kräfte, die Präzisionswaffen sowie die fahrzeuggestütze Bewaffnung ergänzen sich dabei und ermöglichen maximale Wirkung. Die Anwendung des Waffenmixes im Einsatz hat lageabhängig so zu erfolgen, dass die Waffen optimal zur Wirkung gebracht werden können. Der taktische Führer vor Ort hat die Möglichkeit, durch lage- und auftragsgerechte Feuerleitung sowie zweckmäßigen Waffen- und Munitionseinsatz seinen Auftrag unter größtmöglichem Schutz seiner Soldaten durchzuführen. Insbesondere für das Herstellen örtlicher Feuerüberlegenheit und das Niederhalten feindlicher Kräfte sind vorrangig schwere Waffen (z.B. MG) zu nutzen.
In diesem Waffenmix hat auch das Gewehr G36 unter Beachtung des für diese Waffe vorgesehenen Wirkungsspektrums unverändert seine Bedeutung, insbesondere auch auf Grund seiner geringen Störanfälligkeit.
Abweichungen in der Trefferleistung bei thermischer und klimatischer Belastung können durch Anschießen der Waffe unter vergleichbaren Bedingungen, gemischtes Munitionieren mit Leuchtspur zur Schussbeobachtung, geleiteten Feuerkampf, Feuerzucht beim selbstständig geführten Feuerkampf sowie Verlegen des Haltepunktes grundsätzlich verringert werden.
Unter Beachtung dieser taktischen Vorgaben kann die gemäß Änderung Nr. 206A zur ZDv 3/136 „Das Gewehr G36“ beschriebene Situation vermieden werden:
‚Veränderung der Präzision durch Temperatureinfluss. Nach dem Schießen im schnellen Einzelfeuer oder in kurzen Feuerstößen (60 Schuss d.h. zwei volle Magazine Gefechtsmunition in kurzer Zeit) ist ein präzises Bekämpfen von Zielen vorübergehend nicht mehr möglich. Nach Abkühlen der Waffe ist die Präzision wieder gegeben. Feuerzucht und Schießrhythmus (Einzelfeuer und Doppelschuss sowie schnelles Einzelfeuer) stehen im Vordergrund der Ausbildung.
Die Lage des Haltepunktes hängt von der Temperatur der Waffe ab. Eine Änderung der Umgebungstemperatur von 15 bis 20° C gegenüber dem Zustand der Waffe bei Ermittlung des Haltepunktes kann eine Veränderung um ca. 10 cm auf 100 m Zielentfernung nach Höhe und Seite bewirken.‘Erfährt die Waffe eine Präzisionseinschränkung aus den dargestellten Gründen, ist ihr treffsicherer Einsatz im Kurzbereich jedoch weiter möglich. Ein Wirken darüber hinaus ist im Waffenmix sicherzustellen.
Es gilt unverändert, dass eine erhöhte Erwärmung der Waffe bei steigender Schussfrequenz (schnelles Einzelfeuer und kurze Feuerstöße) sowie heißes und feuchtes Klima nicht zum Ausfall der Waffe oder einer Gefährdung des Schützen führen. Die Waffe ist betriebssicher. Schnelles Einzelfeuer bzw. kurze Feuerstöße zum Niederhalten bei massivem Auftreten des Feindes im Gefecht sind unverändert möglich.
Sofern der Einsatz es zulässt, sind beim Umgang mit der Waffe unnötige Temperaturschwankungen etwa durch direkte Sonneneinstrahlung oder andere Wärmequellen zu vermeiden.
(…)
(Foto: Bundeswehrsoldaten mit G36 im Oktober 2011 in Nawabad, Distrikt Char Darrah, bei Kundus, Afghanistan – Timo Vogt/randbild.de)
Nachfrage als Laie und eigentlich passiver Mitleser: das geht aber weit über eine
„normale“ Pressemeldung hinaus, oder?
Oha, sehr deutliche Worte…!
Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Behauptungen von Heckler&Koch v.a. hinsichtlich der Information durch die Bundeswehr allesamt erstunken und erlogen sind.
Wenn sie aber stimmen, dann ist das mE ein Skandal. Die Diskussion schwelt seit Jahren, akut wieder seit Wochen. Diverse Male hätte man die Informationen inzwischen mit HK teilen können – und meines Erachtens teilen müssen.
Das läuft doch jetzt auf eine Entscheidung durch Gerichte hinaus und wird für eine Seite teuer. Welche andere Möglichkeit wäre überhaupt sonst noch denkbar? HK wird eine ausdrückliche öffentliche Rücknahme der Vorwürfe hören wollen, so wie diese Erklärung klingt, die Bundeswehr kann das glaubwürdig gar nicht mehr tun, will es sowieso nicht.
Im BMVg bekommt man Muffe. Man versucht ein Erklärstück samt weiteres Vorgehen zu formulieren. Ich bleib dabei: Das Thema wurde vom obersten Kommunikatoinsstrategen im BMVg voll in den Graben gefahren.
Gibt es noch jemanden der da den Überblick hat?
Ich kapiere gar nichts mehr
Ungeachtet davon, ob es seitens H&K sehr klug ist, in Anbetracht des Handlungs- und Beschaffungsbedarfs des BMVg derart schweres Geschütz aufzufahren, krankt die Gegendarstellung bzw. Pressemitteilung von H&K zunächst an Folgendem:
Untersuchungsanträge, Asservate und technische Anfragen der Auftraggeber (ermittelnde Dienststellen, Tatortgruppen, LKÄ, Staatsanwaltschaften, etc.) des Kriminal-Technischen Instituts (KTI) im BKA erreichen das Kriminaltechnische Institut auf verschiedensten Wegen, nicht jedoch direkt über die „Partei H&K“, denn eine „Streit-Partei“ kann kein Auftraggeber für das KTI im BKA sein!
Der Bereich der Vorgangs- und Asservatensteuerung (VAST) – also beschlagnahmter Beweismittel – organisiert den zentralen Eingang von Untersuchungsanträgen und Untersuchungsmaterial für das gesamte KTI und bildet damit die Schnittstelle zwischen den staatlichen Auftraggebern und den mit der kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) beauftragten Fachbereichen des KTI im BKA.
Regelmäßig setzt eine KTU neben dem Antrag der sachbearbeitenden bzw. ermittelnden Dienststellen (Polizei, Staatsanwaltschaft) voraus und das KTI im BKA führt die Ergebnisse ausschließlich diesen Dienststellen zu.
Sinn und Zweck der KTU ist der Nachweis von Täter, Tat und Täterschaft bei einer Straftat. Entsprechend müßte H&K erst einmal ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren gegen das BMVg erfolgreich durchsetzen und damit wäre H&K wohl „weg vom Teppich“!
H&K marschiert also offenbar ganz bewußt auf Messersschneide, sollte aber vielleicht auch die m.M.n. etwas direktere und resolutere Mentalität von UvdL und KS mit ins Kalkül ziehen, denn dieser Schuß könnte damit auch für H&K fürchterlich nach hinten losgehen ?
Andererseits muß man sagen, egal ob H&K tatsächlich Ernst macht, oder auch nicht, das BMVg samt PrInfoStab und weiterer nachgeordneter Bereiche haben sich mit ihren jahrelangen Herumlavierereien und ihren unsäglichen sowie widersprüchlichen Stellungnahmen schon jetzt ziemlich „um Kopf und Kragen“ geredet und das auch noch höchst blamabel. Damit verwundert auch nicht, daß H&K ganz bewußt in diese offene Wunde seine Finger legt und das BMVg geradezu drastisch öffentlich vorführt. Die Seite 10 der H&K-PM ist damit natürlich das „Tüpfelchen auf dem ’i’“ und stellt das BMVg elegant zwischen die Stühle „Truppe“ und „H&K“.
Es bleibt also sehr spannend, wie sich UvdL bzw. das BMVg mit dieser im eigenen Dilletantismus hoffnungslos unterschätzter Problematik des Falls G36 – und damit dem Erbe ihrer Vorgänger KTzG und vor allem TdM – aus der selbstgeschaffenen Zwickmühle ungeschoren retten? Bekanntlich werden stets die Letzten von den Hunden gebissen!
Hinzukommt, daß die Problematik „Gewehr unserer Soldat(inn)en“ natürlich der Öffentlichkeit und damit auch den Medien bedeutend näher steht und zunächst als verständlicher erscheint, als z.B. die EuroHawk-Pleite und auch die Drohnen-Debatte, MEADS, A400M oder das komplexe Hubschrauber-Chaos.
@JCR
Naja ist halt ein juristischer Wettstreit.
Die Aussagen von vdL und anderen auf der BPK waren „unvorteilhaft“ (juristisch gesehen)
HK hat jetzt anscheinend den Praktikanten der Online Redaktion, der die erste Stellungnahme geschrieben hat gefeuert und sich ernsthaft mit den Anschuldigungen auseinandergesetzt.
Die sind ja auch nicht blöd und kitzeln hier an wirklich interessanten Stellen:
1. Das Wörter „Mangel“ oder „Mängel“, auch wie von vdL benutzt sind juristisch belegt. Da kann HK sich wohl entspannt zurücklehnen und sich den mal zeigen lassen. (Die wissen das es den rein juristisch am G36 wohl nicht gibt)
2. Das BMVg hat stolz verkündet nun eine „Fähigkeitslücke“ identifiziert zu haben und diese müsse nun geschlossen werden. HK hat aber tatsächlich über die letzten 10 Jahre mehrere verschiedenste Anläufe genommen der Bw kampfwertesteigerte G36 zu offerieren und diese wurden einseitig abgelehnt. (Teilweise ohne(!) Untersuchung seitens der Truppe – also einfach „nein derzeit nicht vorgesehen – kein Interesse“) Einiges wurde am Reissbrett ausgearbeitet, anderes wie im Link von HK fertig ausentwickelt. Auch schwirren ja A4/A5 Versionen des G36 in der Truppe (InfS) rum. Daher muss ich aber auch die Augenbrauen gegenüber HK heben im Bezug auf „keine Kommunikation“. Ich mein die Waffen sind nicht morgends an der Hauptwache zufällig abgegeben worden.
3. Interessant finde ich die Geschichte mit dem HK416Bw.
Entweder:
a) das BMVg war wirklich so stumpf und hat einfach diese Testwaffe genommen und mit dem G36 verglichen
b) das BMVg hat eben nicht(!) nur mit anderen Waffen von HK verglichen
c) das BMVg hat sich „irgendwo her“ HK 416 besorgt (sehr interessant)
d) das BMVg hat wirklich verschiedene Kaliber verglichen (Schenkelklopferalarm!!!)
e) das BMVg hat verschiedene G36 Versionen verglichen und das nicht richtig herausgestellt
oder
f) und das wär mein Highlight – das BMVg hat einfach mal Waffen im Kaliber verglichen – ALT und NEU
Ich muss sagen hier bin ich sehr auf die Stellungnahme des Ministeriums und vll. auch eine Übersicht dieser ominösen Untersuchungen gespannt.
4. Ich finde es wirklich erstaunlich wenn diese „geheime Untersuchungen“ so stattgefunden haben. Ich meine wo gibts das denn?? Mit keinem Wehrmaterial macht man einfach mal geheime Tests nur um sie dann als „mangelhaft“ öffentlich darzustellen.
Ich hab das schon oft geschrieben. Das ist wie wenn ich morgen Greenliner auf die Bahn stelle, sie mit allen Handwaffen beschieße und dann folglich feststelle das Fahrzeug sei Mangelhaft, da zuwenig gepanzert. Irre…
5. Zu der Kunststoffgeschichte: Da gab es so vor ca. 5 Jahren Korrespondenz zwischen HK und dem BMVg… ich bin gespannt wer da die Trümpfe hält.
6. Ich bleibe immernoch dabei, dass die letztendliche Entscheidung nach einem weiteren/neuen Sturmgewehr zu suchen richtig ist. Aber der Preis für eine richtige Entscheidung könnte am Ende unfassbar hoch sein – für das BMVg und für HK.
Nachtrag:
HK verneint im übrigen in keiner Silbe die „Präzisionsproblematik“:
Die Firma sagt lediglich, das es weder zu Störungen oder Ausfällen der Waffe aufgrund der Temperaturen kommt.
Zusätzlich möchten sie die Munitionsgeschichte (und da hat HK nunmal völlig recht) im Rennen halten und HK weiss auch warum:
Munition ist ein (Füße hoch) brandheißes Thema in der Truppe: Einfach mal sich informieren was man so jeden Tag verschießt, nach welchen Specs die Mun und für welche Waffen überhaupt diese beschafft wurden. So als Anfang mal das Kaliber 9mm ansehen und sich vor Augen führen das damit sowohl ne P8, P7, aber auch die MP2 und MP5 versorgt wurde. Wer schonmal miterlebt hat, was die Munition in Waffen anderer Nationen anstellt weiss wovon ich rede.
Und naja es verpasst mir schon ein Grinsen, wenn HK mal hier das schreibt was einige von uns schon seit Jahren intern anprangern. Wer ein DMR einführt und damit die Munition des MG3 verschießt hat entweder 40 Jahre lang ne Menge Geld in die Heide geholzt oder macht gerade den Sinn eines DMR kaputt…
Was ich aus Soldatensicht etwas peinlich finde – aber aus rechtlicher Sicht verständlich – ist diese „keiner redet mit uns“ Haltung von HK.
Natürlich redet man mit HK, vorallem die Truppe. Wer sich einmal das verlinkte KWS I G36 von HK ansieht wird feststellen, dass diese Waffe genau das Standarddesign ist, was seit Jahren im Einsatz privat umgerüstet wird: Kurzvisierschiene, Frontgriff, EOTech/bzw andere Visierung, verlängerte Magazinhebel, andere Schulterstütze etc. Da hat also augenscheinlich die Kommunikation gut funktioniert, was der Schütze so möchte.
Aber eines muss hier klar werden: Hier redet das Ministerium mit dem Hersteller. Das hat nunmal nix mit der Truppe zu tun. Ich bin grad selber am überlegen, wie ich es im Ministerium anbringen würde, wenn im Einsatz Soldaten anfangen ihre Waffen umzurüsten. Ich mein… keine Ahnung.
Und hier geht es ja „nur“ um das G36 – die internen Umbaumaßnahmen am MG3 waren ja abenteuerlich – aber auch notwendig.
Oh;
meinem Gefühl nach hat sich Aufklärungs-UvdL mit ihren Äußerungen keinen Gefallen getan und steht gefüllt bis zu den Knien im Fettnäpfchen.
Das kann sich H&K nicht alles aus den Fingern gesaugt haben. Die Passage über die eventuell voreingenommenen Prüfer und Techniker kennen wir doch von anderen Produkten – nur pro Gerät.
Guten Abend!
Bei diesem kommunikativen Ablauf scheint es fast so, als ob der politische Anteil der BW versucht sich als großer Retter des gemeinen Soldaten aufzuspielen:
„Wir hören euch, ihr bekommt neues (teures) Spielzeug“
Viel Gelaber über einen angeblichen Rustungsskandal. Den schwarzen Peter soll HK zugeschoben bekommen.
Dummerweise hat HK scheinbar genug Pulver, um fundiert(er) zu antworten.
Wie gesagt, Bauchgefühl und keine Tatsachenbehauptung…
Starker Tobak. Ganz offensichtlich hat man bei HK kein Interesse an einer politischen Mauschellösung, und geht voll auf Konfrontationskurs. Das dürften die Oberstrategen im BMVg so nicht erwartet haben, insbesondere da hier die für die Kampagne Verantwortlichen, wenn auch nicht namentlich, so doch in ihrer Funktion klar identifiziert werden. Die Ankündigung rechtlicher Schritte nicht nur gegen den Bund, sondern auch gegen Einzelpersonen dürfte ihre Wirkung bei den Betreffenden nicht verfehlen. Sich am Ende der Mitteilung direkt an die Soldaten zu wenden, ist wohl eher ein Schachzug der PR-Abteilung, wenn auch ein ziemlich cleverer.
Das Heckler & Koch nun auf Konfrontationskurs geht, war zu erwarten.
In der Sache, falsche Materialwahl, Verglasung des Kunstoffes bei ca. 70 Grad, damit instabile Rohrhalterung, sagen sie jedoch nichts. Dies ist bezeichnend !
Bei H & K sind sie ja auch nicht doof, und kennen die Schwächen des Produktes G36. Wer auch immer die Materialwahl in die Technischen Lieferbedingungen reingeschrieben hat, das BWB von sich selbst aus oder auf Vorschlag von H & K um einen günstigen Preis, oder was auch immer zu erreichen, an der Physik führt kein Weg vorbei.
Dazu gibt es leider keine Aussage in der H & K Pressemitteilung !
Warum wohl ?
Wahrscheinlich weil die Physik und Werkstofftechnologie auch bei H & K akzeptiert wird , aber dies ein ungünstiges Licht auf die Firma wirft.
HK kann nicht alles offenlegen, einiges wird ja eingestuft sein. Auch Korrespondenz veröffentlicht man eigentlich nicht.
Aha, das BKA soll das G36 untersuchen. Zu welchem Ministerium gehört das BKA? Innenministerium? Mit Chef TdN? Ein Schelm wer böses dabei denkt.
Aha, dass G26 ist also ein lMG mit ZF, Magazinzuführung und Signaturdämpfer. Mann wolle die Untersuchungen jederzeit unterstützen, liefert aber keine Vergleichswaffen?
Aha, fehlende Fachaufsicht der unterstellten Dienststellen. Gab es letztes Jahr nicht einen Fall misslungener Optimierung eines Berichts in den Medien?
Muss eine Fähigkeitslücke nicht identifiziert werden, um sie zu schließen? H&K schreibt doch beständig, dass das G36 keine Mängel hat, schlägt jedoch eine Produktverbesserung mit einem schweren Rohr vor?
Irgendwie muß ich bei dem Ganzen an die rechte Hand der Kanzlerin und an den H&K-Lobbyisten Volker Kauder denken. UvdL gehört ja nicht gerade zu dessen besten politischen Vertrauten. Aber vielleicht täuscht ja dieses Gefühl? Gerade aufgrund der Werkstoffproblematik taugt m.M.n. das Thema G36 weder zu Schnellschüssen, noch zur Ignoranz, Verdrängung und Vertuschung. Das gilt für beide Parteien!
@Vtg-Amtmann: Einen Machtkampf mit dem Kanzlervertrauten und Fraktionschef Kauder kann VDL nicht gewinnen. Aber Kauder wird kaum dahinter stecken, daß VDL jetzt beim G 36 sich so weit aus dem Fenster gelehnt hat für nichts. Weil wenn das G 36 so schlecht wäre, dann hätte man es jetzt schon austauschen müssen.
Wenn, dann hat hier jemand aus dem Ministerium VDL ins Messer laufen lassen. Falls die Ministerim später zurück rudern müsste in dieser Sache, weil z.B. ihr Ministerium seit Jahren alles gewusst oder vertuscht hat, oder das Gutachten nichts taugt, denn spätestens wenn es da ist, kann H&K es nachprüfen oder unabhängige Experten beauftragen und wenn die zu einem anderen Ergebnis kommen, dann ist VDL blamiert.
Und TdM hat bestimmt mehr Rückhalt in der Fraktion & der Partei als VDL und hat sicher keine Lust sich von VDL beschädigen zu lassen. VDL hat keine Hausmacht in der CDU. Wenn die Sache hier schiefgeht, dann ist sie nur noch eine Ministerin auf Abruf und keine potentielle Kanzlerkandidatin mehr.
Nach den Stelllungnahmen von HK glaube, daß diese schwach auf der Brust sind was das Kunststoffgehäuse angeht, weil sonst würde ich eine aktivere Verteidigung in diesem Punkte erwarten(z.B. die Aussage das Ministerium wollt den Kunststoff wg mehr Kratzfestigkeit), aber das Ministerium hat alles gewusst über den Kunststoff und damit wird es nicht zum Skandal reichen gegen HK.
HK ist ja für die Nachrüstung des G 36 und sagt, hier sei ein G26 Maschinengewehr wohl mit einem G 36 verglichen worden und das G 26 habe einen ganz anderen und dickeren Lauf. Deshalb meine Frage, könnte eine Nachrüstung des G 36 mit einem dickeren Lauf Sinn machen, wäre dann erst nach mehr Schüssen mit einer Überhitzung oder einer Trefferpunktverschiebung zu rechnen?
@Georg
Wieso sollte H&K etwas einräumen, was durch eine unabhängige Untersuchung noch nicht belegt ist?
Geliefert wie bestellt. Nur weil der Kunde ein billiges Produkt haben möchte, mache ich es doch nicht selbst in der Öffentlichkeit schlecht.
Es bleibt hochspannend. Für die Führung im Elfenbeinturm kann es ja eigentlich nur schlecht ausgehen. Entweder das G36 hat tatsächlich besagte Probleme und es lässt sich mit einem unabhängigen Test beweisen, dann wirft es ein äußerst schlechtes Licht auf die Leitung, dass das seit Anfang 2011 vertuscht und verschleppt wurde, oder aber H&K hat Recht und man hat ein massives Problem aufgrund der Rufschädigung einer Firma, die ohnehin ums Überleben kämpfen muss.
Ich habe das Gefühl, dass es noch einen Riesenskandal geben wird. Ehrlich gesagt hoffe ich es sogar. Außer mit Skandalen kann man die erlauchte Führung ja gar nicht mehr wecken.
Damit hat sich HK keine gefallen getan. Selbst wenn sie mit allem recht haben. So ein Scharfer Ton gegen ein Minesterium, wird sicherlich nicht zu einem guten Ende für HK führen.
Ein cleveres Unternehmen hätte den Dialog gesucht und entsprechende Angebote gemacht, aber so wird HK wohl nicht mehr viel an die Bundeswehr verkaufen.
Xstar
Da fliegen jetzt die Fetzen – vielleicht dadurch die Chance, den ganzen Eisberg aus dem Wasser zu sprengen. Das Ergebnis wird in jedem Fall interessant.
Ich hoffe nur, am Ende steht ein Ergebnis welches die Truppe voran bringt.
@Xstar: H&K steht wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. Evtl. sehen wir hier das letzte große trotzige Aufbäumen – ob sinnvoll oder nicht.
Der entscheidende Satz für mich ist schon auf der ersten Seite.
Und zwar der letzte Satz:
Die nun diskutierten angeblichen Mängel, wie sie hier den vergleichsweise wenigen Kampfeinsätzen der Bundeswehr zugeschrieben werden, hätten bei anderen Truppen, die an verschiedenen Orten im Kampfeinsatz stehen, sehr viel früher auftreten und bekannt werden müssen – dies ist jedoch nicht der Fall.
Und da kommen wir wieder dazu, welche deutsche Truppe hat sich denn angeblich so sehr über das G36 beschwert. Ich kenne nur einen negativen Gefechtsbericht und der hat sich im nachhinein als eine Waffenmangel an sich dargestellt. Die Waffen waren einfach ausgeschossen. Siehe eine Vorkommentar dazu von mir.
@Bang50: Man kann nur hoffen, daß jetzt tatsächlich die Fetzen fliegen und zwar auch als Initialzündung für weitere Beschaffungsvorhaben, die durch analoge Praktiken des BMVg gekennzeuchnet sind. UvdL täte gut daran, Denjenigen der Sie und ihr unmittelbares Team ins offene Messer hat laufen lassen sofort zu feuern, egal ob dies bewußt, oder auch aus Unwissenheit geschah. Vielleicht stimmt das auch den „obersten Kommunikationsstrategen“ des UvdL-Clans etwas kritischer?
@Buche: Sie schildern m.M.n. die Wirkungen, aber nicht deren Ursachen und um diese macht auch H&K einen ganz großen Bogen.
„HK ist ja für die Nachrüstung des G 36 und sagt, hier sei ein G26 Maschinengewehr wohl mit einem G 36 verglichen worden und das G 26 habe einen ganz anderen und dickeren Lauf. Deshalb meine Frage, könnte eine Nachrüstung des G 36 mit einem dickeren Lauf Sinn machen, wäre dann erst nach mehr Schüssen mit einer Überhitzung oder einer Trefferpunktverschiebung zu rechnen?“
Zumindest behauptet das H&K gemäß der KWS I und II wo anscheinend auch das Waffenrohr verändert wurde.
Ob man bei der Gelegenheit auch die Aufnahme des Rohres im Gehäuse verändert hat?
Wirkung und Ursache sind nicht die Punkte die ich meine.
Ich rede von folgendem, es gibt meines Erachtens überhaupt kein Problem mit dem G36. Wenn ich die Waffe gemäß ihrem Zweck einsetze funktioniert sie, ist sicher und trifft.
Also kann nicht die Rede von Ursache und Wirkung sein. Sondern wir reden über Politik.
Und wenn man jetzt wieder auf diese Versuchsreihe eingeht. Ja, sie hat so stattgefunden. Ja, es gab eine Streukreisaufweitung. Nein, ich setze eine Waffe nicht so ein. Nein, diese Art von Waffe ist bis heute nicht von der Bundeswehr gefordert.
Also sind wir bei der Quadratur des Kreises.
Die Waffe ist gut/ihre Bediener auch und die Politik versagt!
OT:
Die Tagesschau meldet gerade, dass die Bw für 22 Millionen Euro 100 Leo 2 von der Industrie zurück kauft.
http://www.tagesschau.de/ausland/leopard-101.html
Steht schon im Bällebad – da wo OT hingehört :-)
T.W. ist derzeit untewegs – ich denke, er wird dieses Thema später aufgreifen.
In unserer weichgespülten Zeit finde ich die Pressemitteilung von HK äußerst erfrischend. Engagiert im Ton und untermauert mit hartem schwäbischem Ingenieurswissen: So etwas liest man heutzutage selten.
Das nenne ich mal einen Knaller zum Wochenende.
Ich stimme Buche + HK zu. Meine persönliche Erfahrung aus dem Gefecht ist:
*fehlende Waffenpräzision war in den Gefechten in denen die Bw bisher war, noch eines der geringsten Probleme. Problematischer war da schon eher die mangelnde Gefechts-Logistik, zu geringer BackUp, mangelnder FüUstg-Support und vor allem mangelhafte Gefechtserfahrung und Gefechts-Vorstellungsvermögen bei der eigenen Führung (!)
* bis 2010 mangelhafte Ausbildung mit Primär- und Sekundärwaffe auf Kurzdistanz.
* die Waffe leistet das wofür sie geschaffen ist
HK formuliert aggressiv und teilweise klingt es etwas nach bockigem Kind. Die Wahrheit – wenn es denn eine gibt – liegt sicher irgendwo dazwischen. Wobei dazwischen nicht unbedingt die Mitte meint.
Eine von beiden Parteien hat hier durchaus noch einen Ruf zu verlieren.
Sich zwischen das Ministerium und die Truppe zu stellen, ist ausgesprochen geschickt. Einer Umfrage nach dem Motto „Wem vertrauen sie am meisten“ unter deutschen Soldaten wird sicher in etwa folgende Reihenfolge erbringen:
1. Feuerwehr
2. Stiftung Warentest
3. ADAC
…
14. HK
…
37. BMVg
…
Es bleibt spannend.
Die Reaktion war zu erwarten, eigentlich schon überfällig. Der Spin erhöht sich; fraglich, ob die Drehrichtung immer noch dem BMVg behagt.
Wenn einer der fünf führenden Handwaffenhersteller (lt Wikipedia) die Wahl zwischen seinem Ruf und einem eher unzuverlässigen Kunden hat — was wählt er dann?
Da sich H&K im Umbruch befindet (Umwandlung in AG, Investorensuche, Abbau der Überschuldung): Könnte Deutschland als Abnehmer und Stammsitz auf dem Prüfstand stehen?
COTS steht im CPM ja hoch im Kurs. Warum nicht das neue Sturmgewehr 2020 als marktverfügbar im offenen Verfahren mit Teilnahmewettbewerb beschaffen. Nach EU-Recht im Rahmen des GPA (lies: Teilnehmer können auch aus Übersee kommen). Am Ende wird’s dann noch ein Bushmaster… ;-)
Laut Tagesschau.de soll es jetzt eine 2. Kommission wegen dem G 36 geben und die Schwachstellen im Ministerium und in der Organisationsstruktur der BW suchen soll.
Geleitet werden soll diese vom Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller von der Commerzbank. Aber woher soll der Aufsichtsratschef einer Bank(die auch noch vom deutschen Steuerzahler gerettet werden musste) Ahnung haben von einem Bundeswehrgewehr oder den Strukturen der Bundeswehr?
Durch die Rufmordvorwürfe von HK gerät das Ganze immer mehr zu einem gefährlichen Bumerang für VDL. Außerdem entsteht der Eindruck, daß die BW nichts von alleine kann und für alles irgendwelche fragwürdigen Kommissionen eingesetzt werden.
http://www.tagesschau.de/inland/sturmgewehr-113.html
Wer wäre ihrer Meinung nach qualifiziert?
Ganz einfach ein paar alte noch an sich selbst glaubende Soldaten im Rang von Stabsfeldwebeln und FD Offizieren.
@ Closius:
Interessant wäre, welche Verbindung zwischen K.-P. Müller und vdL / Suder besteht. Und ja, wir haben tausend Beauftragte, Ermittler und Projektgruppen. Es soll sogar einen neuen Beauftragten „Employer Branding“ geben.
Und was die Prozessüberprüfung von Müller betrifft, wird es dann sicher einen kleinen KMPG Teil 2 geben. Bin gespannt, wohin das noch führt.
Das ist mal ein richtig saftiges Steak.
Unabhängig davon, welche Behauptungen hier nun zutreffen und welche nicht, hat sich die Presseabteilung von H&K ihr 13. Monatsgehalt mit dem direkten Appell an die Truppe jedenfalls redlich verdient. Sehr geschickt gemacht, das Ganze.
@Closius, @ThoDan: Die Kommissionslösungen sind die typischen Beraterlösungen, ich war selber lange genug in diesem Job.
Da suche ich mir lieber eine Bumskopf bzw. Ballistiker, einen Waffenspezialisten und einen Werkstoff-Spezialisten – alles natürlich Ehemalige, ob deren Erfahrungen und wider der Maulkörbe – und rolle den ganzen Laden von hinten auf.
Nur das haben UvdL und KS leider noch nicht kapiert, weil fern jeglicher Praxis und innerhalb einer selber nicht einmal nur andeutigungsweise verstandenen Theorie!
@ Vtg-Amtmann
Zitat: „Da suche ich mir lieber eine Bumskopf bzw. Ballistiker, einen Waffenspezialisten und einen Werkstoff-Spezialisten – alles natürlich Ehemalige, ob deren Erfahrungen und wider der Maulkörbe – und rolle den ganzen Laden von hinten auf.“
Was würde diese benannten 3 Spezialisten von den 3 Spezialisten der Bw, die von H&K beschuldigt werden nicht objektiv geurteilt zu haben, unterscheiden ?
Nach der Pressemitteilung von H & K dürften dies 2 Mitarbeiter der WTD 91 in Meppen und ein Mitarbeiter der WiWeb in Erding sein.
Warum sollte ein alter, erfahrener Mitarbeiter der WTD, ein Beamter vorsätzlich ein falsches Zeugnis gegen H & K ausstellen ? Es gibt zwar Fälle von persönlicher Feindschaft zwischen Experten, aber normalerweise arbeiten Experten der Bw mit Experten der Industrie in ihrem jeweiligen speziellen Fachgebiet sehr gut zusammen und die Bw-Experten versauen nur manchmal der Industrie ihr Spielchen, weil sie auf gleicher Augenhöhe sich mit der Industrie unterhalten und ihre Finten aufdecken !
Nach meiner Erinnerung hat ein Technischer Regierungsoberamtsrat der WTD 91 letztes Jahr ein G 36 Gutachten verfasst. Zumindestens wurde dieser Dienstgrad letztes Jahr genannt, der sich der ministeriellen Aufforderung das Gutachten zu entschärfen zweimal widersetzt hat. Ein Technischer Regierungsoberamtsrat ist das A13g Verzahnungsamt vom gehobenen (grad. Ing. oder Dipl.Ing (FH) ) zum höheren Dienst. Es wird normalerweise nach 30+ Dienstjahren von 1 – 3 % der Beamten dieser Laufbahngruppe erreicht. So ein Mann eignet sich nicht zum Revoluzzer, aber sehr wohl zum standhaften Beamten, der sich im Enddienstgrad dem ministeriellen Druck nicht beugen will.
Wenn jetzt H & K das Bw-Gutachten als die persönliche Abrechnung von nur 3 Bediensteten der Bw mit der Herstellerfirma darstellen will, ist dies für mich absolut unglaubwürdig.
Interessant ist die Frage warum das BMVg erst das G36 Gutachten manipulieren wollte, also entschärfen und jetzt so offensiv damit in die Öffentlichkeit gegangen ist ?
@Bang50
Ich kann die Unternehmensfuehrung von H&K einfach nicht verstehen. Das ganze ist seit mindestens drei Jahren am dahinkoecheln. Warum beim Schwarzer-Peter Spiel des Ministeriums mitmachen und sichs mit einem prestigetraechtigen und langjaehrigen Kunden verscherzen.
Aktiv werden sollen (am besten vor Jahren) und die Grenzen der Leistungsfaehigkeite des Gewehrs offensiv aufzeigen. Dabei gleich versuchen einen Nachfolgeauftrag anzustossen: Technische Loesungen fuer das Problem sind doch einfach, insbesondere da durch kleiner Losgroessen und moderne Fertigungsverfahren auch Fraesteile die Kosten kaum hochtreiben. Ein neues Verbund-Gehaeuse, das auch gleich eine modulare Visierlinie und verstellbare Schulterstuetze bietet als Nachruestatz. Erfahrung hatte man von 416 ja bereits. Die kostentraechtigen Teile sind vermutlich eher Rohr und Abzugsgruppe. Um richtig gute Presse zu machen, haette man gleich noch als Interimsloesung zwei Satz 416 in ISAF QRF Kontingent groesse als Leihgabe anbieten koennen.
Zitat der aktuellen Pressemitteilung: „Heckler & Koch geht davon aus, dass aufgrund zwingender beschaffungsrechtlicher Vorschriften, wonach jede einsatztaktische Fähigkeitslücke mit dem jeweils kostengünstigsten technischen Lösung zu schließen ist……….Im Falle des Unterlassens dieser technischen bzw. beschaffungsseitigen Überprüfung geht Heckler & Koch von einer strafrechtlichen Untreue zum Nachteil des Bundes durch die verantwortlichen Beamten und Soldaten der Bundeswehr aus. Heckler & Koch würde eine solche Verfehlung unmittelbar nach Bekanntwerden bei den zuständigen Strafverfolgungsbehörden zur Anzeige bringen“
Da stelle ich mir doch die Frage, ob der Schuss nicht hinten gehen könnte…denn wenn es diese beschaffungsrechtlichen Vorschriften gibt, wonach jede einsatztaktische Fähigkeitslücke mit der jeweils kostengünstigsten Lösung su schließen ist…dann wäre der für mich logische Umkehrschluss doch der, das die Bundeswehr anstelle des um ein vielfach teurerem HK 121, nicht ein kostengünstigeres neues MG für die Truppe hätte angeschafft werden müssen!?
@Buche
Die Helden des Schuhputz und Haarschnittheeres, Prediger des gezielten Einzelschusses und der heiligen 37/10?
@sd:
Vielleicht hatte HK diesen Versuch unternommen und ist seitens milFü / BMVg abgeblitzt. Immerhin hatten sich auch mehrere Generale mehrmals gegen Probleme des G36 ausgesprochen. Selbst Sts Grübel hatte dies bekanntlich mit Schreiben an den VtgA im Namen des BMVg getan. HK fühlte sich vmtl. sicher. Ist allerdings Schnee von gestern. Nun kommt es darauf an, wie das BMVg einen Befreiungsschlag schafft. Der Untersuchungsbericht soll wohl nächste Woche veröffentlicht werden.
@Georg
Super, dem ist fast michts mehr hinzuzufügen.
Interessant ist die Frage warum das BMVg erst das G36 Gutachten manipulieren wollte, also entschärfen und jetzt so offensiv damit in die Öffentlichkeit gegangen ist ?
Und ebenso interessant ist die Frage, ob noch all jene, die seinerzeit das Gutachten entschärfen wollten, noch im Dienst sind???
Zitat aus der Pressemitteilung von H & K :
„Die Theorie, dass der Werkstoff bzw. die Werkstoffkombination des G36-Gehäuses die Ursache aller Probleme darstellten, taugt gleich in mehrerer Hinsicht nicht als Argument gegen eine Kampfwertsteigerung des G36 A1/A2 mittels Rohraustausch. Diese fragwürdige These zum Werkstoff des G36-Gehäuses wird tatsächlich nur von drei Mitarbeitern der WTD91 und des WIWeB originär vertreten.
Hierbei handelt es sich außerdem um genau jene Personen, welche von Ende 2011 bis Ende 2013 als Grund für eine Streukreiserweiterung des G36 im heißgeschossenen Zustand ebenfalls die angeblich mangelhafte Werkstoffausführung des G36 behauptet hatten, bis Ende 2013 durch unabhängige Stellen nachgewiesen wurde, dass die mangelhafte Munition eines Herstellers die Ursache war.
Die fraglichen Mitarbeiter wurden für diese Fehlexpertisen niemals zur Rechenschaft gezogen.“
Dies ist meiner Meinung nach schon ein starker Tobak seitens der Firma. Wenn das BMVg jetzt offiziell sagt, die Ursache der Streukreiserweiterung sei die Erwärmung des Rohrlagers und die damit einhergehende Veränderung des verwendeten Kunststoffes, sagt die Firma bestraft endlich die Bw-Mitarbeiter, die nicht gekuscht haben und sich nicht auf die fehlende Präzisionsmunition als einzige Fehlerursache einlassen wollten.
Sagt mal, glaubt eigentlich irgendwer mit mehr als drei Hirnwindungen die Behauptungen in der Presseerklärung von H&K, dass sie nicht im Bilde waren und immer noch nicht sind wie genau die Bw ihre Knarren in welchem Szenar getestet hat???
Ansonsten: @ Georg: Volltreffer!
@ all
Da scheint große Panik im BMVg zu herrschen und manche Punkte in der H&K Stellungnahme sind schon etwas bizarr – einfach zurücklehnen und die Show genießen. Hier geht es nicht mehr sachlich um G36 oder technische/einsatztaktische Details (leider). Wir sind live dabei, wie sich zwei Institutionen auf Grund ihrer eigenen mangelhaften Fehlerkultur und Kommunikation gegenseitig den Schwarzen Peter in die Schuhe schieben wollen und sich damit selbst zerlegen.
@Nur 2 Cent:
Genau ist das Problem.
Man wird eben erst „mittelfristig“ einen Nachfolger beschaffen können. Also in ca. 5 Jahren.
Mit dem Auftritt der Ministerin sind sinnvolle Optimierungen des G36 ein No-Go. Und damit wird die Truppe in großen Teilen noch 2020 mit G36A1 herumlaufen.
Aber das ist viel zu viel sachliche Sichtweise.
Die Ministerin will sich als Macherin und Kämpferin gegen die inkompetente Rüstungsindustrie darstellen und da ist das G36 eben gerade recht.
Eine aggressiv formulierte Pressemeldung gegenüber den Vorwürfen des BMVg die aber allemal mehr Substanz besitzt als die in die breite Öffentlichkeit gestreuten Vorwürfe gegenüber dem G36.
Das BMVg hat bisher, aus meiner Sicht kaum belastbare Fakten genannt:
– Welche Waffen wurden miteinander verglichen
– Welche Abweichung wurde auf welche Entfernung bemängelt
– Welche Schußbelastung in welcher Zeit war die Grundlage des Tests?
– Welche Abweichungen würden den Spezifikationen entsprechen?
– Welche Mängel wurden konkret von der Truppe benannt?
Als Nutzer des G36 bin ich so schlau wie zuvor!
Eigene Untersuchungen der Bundeswehr halte ich aus mehreren Gründen für höchst fragwürdig. Zum einen sind die Experten der Bundeswehr durchaus nicht frei von politischem Einfluss durch das Ministerium, zum anderen sind diese Experten auch dünn gesät.
Dort wo das Fachwissen sich auf wenige Köpfe konzentriert ist man diesen auf Gedeih und Verderben ausgeliefert. Welcher Experte gibt schon gerne zu sich geirrt zu haben?
Bei manchen Systemen passen die Experten der Bundeswehr in einen PKW und man muss fürchten, dass deren Know How bei einem Unfall verloren geht.
Ohne Arrogant klingen zu wollen ist die Gefechtserfahrung der Bw, wie HK schreibt, durchaus begrenzt.
Der Einsatz in AFG hat aus verschiedensten Gründen nicht sein erklärtes Ziel erreicht. Ursächlich dafür sind aber sicherlich mehr die fehlerhaften Grundannahmen der Politik, als das G36.
Wer so tut als hätten unsere Soldaten den Tailiban nicht Herr werden können weil das G36 nicht trifft und keine Mauern durchdringt, lügt dem Bürger ins Gesicht.
Es ist schlicht und einfach nicht möglich, mit wenigen verfügbaren Kampfkompanien militärische Sicherheit in einem so weitläufigen Gebiet wie dem RC N zu gewährleisten.
Abschließend möchte ich nur sagen, dass es megapeinlich ist, wenn eine Armee nach 20 Jahren feststellt, dass ihre Standardwaffe angeblich ein massives Problem hat. Kaum zu glauben, dass alle Erprobungsstellen, analog zum Rekruten, nur „6 Schuß Einzelfeuer frei“ getestet haben.
Irgendetwas stinkt hier gewaltig!
1. In der Süddeutschen Zeitung online ist zu lesen, daß die Gebirgsjäger- und Winterkampfschule bereits 1994 gegen das G 36 gewesen wäre und für die Anschaffung des geeigneten Konkurrenzmodels. Leider weiß ich nicht mehr, welches Sturmgewehr stand denn im Wettbewerb mit dem G 36 in den 90iger Jahren und war das Konkurrenzmodell?
2. In der Wirtschaftswoche findet sich unter der Überschrift „Baustelle Bundeswehr“ „Was bei unserer Armee alles schief läuft“ ein interessanter Artikel vom 09.04.2015, wo Bundeswehrangehörige – anonym – zu verstehen geben, daß der G 36 das kleinste Problem der Bundeswehr sei und viele Soldaten wohl den Streit ums G 36 kaum nachvollziehen können, im Vergleich zu den anderen Problemen.
@Mediator
Danke! Besonders für den Satz mit den „Experten“.
@Closius
1994 waren so einige Dienststellen gegen die Einführung des G36