G36-Hersteller: Gespräche mit einzelnen Bundestagsabgeordneten (mit Nachtrag)
Der Geschäftsführer und Mehrheitseigner des Waffenherstellers Heckler&Koch, Andreas Heeschen, hat sich am (gestrigen) Donnerstag in Berlin mit Mitgliedern des Bundestags-Verteidigungsausschusses getroffen. Das Unternehmen, Hersteller des umstrittenen Sturmgewehrs G36, bestätigte am Freitag eine entsprechende Meldung der Stuttgarter Nachrichten (Link aus bekannten Gründen nicht):
Wie das Unternehmen den StN bestätigte, hat sich Geschäftsführer Andreas Heeschen am Donnerstag zum ersten Mal seit Beginn des Streits mit Mitgliedern des Verteidigungsausschusses an einen Tisch gesetzt. „Wir begrüßen es sehr, dass nun endlich miteinander gesprochen wird“, heißt es im Unternehmen. Bisher sei die Auseinandersetzung lediglich in der Öffentlichkeit ausgetragen worden – ansonsten herrschte Funkstille zwischen den Beteiligten.
Nach Informationen von Augen geradeaus! hat Heeschen allerdings wohl nur mit gezielt ausgewählten Abgeordneten gesprochen. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, der SPD-Abgeordnete Hans-Peter Bartels, wusste noch am frühen Donnerstagnachmittag nichts von einem Besuch Heeschens in Berlin. Auch in der SPD-Fraktion war davon nichts bekannt.
Nachtrag 25. April – Der Vollständigkeit halber:
Der Spiegel greift Berichte aus der Truppe von einem Schießtraining auf, bei dem sich auch Präzisionsmängel des G36 gezeigt hätten:
Nach Informationen des SPIEGEL meldete ein Oberstleutnant der 1. Panzerdivision am 31. März 2014 ein „Besonderes Vorkommnis“ an das Ministerium. Beim Schusstraining hätten sich Präzisionsmängel gezeigt, es komme zu „signifikanten Treffpunktverlagerungen“. Die mangelnde Präzision des Gewehrs sei nicht wie vermutet auf die Munition zurückzuführen, denn auch mit der vorgeschriebenen „Waffen-Munition-Kombination“ sei „ein Treffen auf Kampfentfernung nicht möglich“.
und verbindet das mit der Einschätzung, auch unter Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen seien Probleme mit dem G36 vertuscht worden.
Dazu gibt’s auch postwendend eine Reaktion des Ministeriums:
Der im Spiegel erhobene Vorwurf der Verzögerung oder gar Vertuschung ist nicht korrekt. Ministerium und nachgeordnete Behörden haben angemessen und unverzüglich reagiert. Die auffälligen Ergebnisse des im Spiegel erwähnten Probeschießens mit dem G36 vom 31. März wurden zusammen mit der zwischenzeitlich erstellten Stellungnahme der 1. Panzerdivision am 3. April an das Ministerium gemeldet. Dort wurde der Vorgang noch am selben Tag an die zuständigen Fachabteilungen weitergeleitet. Bereits am 7. April hat das Ministerium das Rüstungsamt und die Waffenexperten der Bundeswehr in der Wehrtechnischen Dienststelle 91 mit einer umfassenden Untersuchung des Vorfalls beauftragt.
Tja Airbus hat seine Lobbyisten praktischerweise direkt im Verteidigungsausschuss sitzen.
Ist HK nicht im Wahlkreis von Volker Kauder?
@FK70: Spenden sind immer willkommen, vgl. https://www.youtube.com/watch?v=3WF4IlCmUMU.
Verstehe ich den Beitrag richtig, daß sich HK nur mit CDU/CSU-Abgeordneten aus dem Verteidigungsausschuß getroffen hat oder waren wenigstens Oppositionsabgeordnete dabei, wenn die SPD von nichts gewusst haben soll?
@Closius
Ich weiß es nicht.
Ich kenne nur die Aussagen von H&K, von Bartels, den ich selber gefragt habe, und aus der SPD-Fraktion. Was nicht ausschließt, dass es doch den einen oder anderen Abgeordneten gibt, der nicht aus der Union ist und sich mit Heeschen getroffen hat.
Laut dpa, 24.04.2015: Wir können bestätigen, dass es erste Gespräche zwischen dem Geschäftsführer der Heckler & Koch GmbH, Herrn Andreas Heeschen und einzelnen Mitgliedern des Verteidigungsausschusses gab“, teilte das Unternehmen am Freitag in Oberndorf am Neckar mit und bestätigte Informationen der „Stuttgarter Nachrichten“.
Das können also nur „informelle und damit bestenfalls inoffizielle Gespräche“ mit ausgewählten Abgeordneten gewesen sein, wenn der Vorsitzende des VA Dr. Bartels davon laut T.W. nichts weiß! Dümmer kann man sich wohl seitens H&K in der Krise nicht anstellen, oder?
@vtg-amtmann
Vielleicht mal zwei Punkte aus der Kommunikationsperspektive:
Das trifft auf 90% aller Gespräche zu, die Unternehmen bzw. deren Vertreter mit Abgeordneten führen. Wo liegt das Problem?
Doch, kann man. Ich halte den Zeitpunkt der Gespräche gar nicht mal für so schlecht gewählt: Der V-Ausschuss hat sich grade mit dem Thema befasst und es kommt Bewegung in die Sache. Ob H&K mit den richtigen gesprochen hat und was eine solche Intervention ggf. bewirkt, ist Spekulation.
@MG: Sie haben Ihre Argumente fast selber entkräftet.
Das Problem liegt darin, dass informelles und inoffizielles Gelabere kontraproduktiv ist und solange nicht fraktionsübergreifend gesprochen wird, ist auch ein fraktionsübergreifender Konsens ganz weit weg!
Gut bei „Dunkelrot ist das mit einzelnen MdBs sicherlich – aber nicht mit allen – problematisch, aber Schwarz-Schwarz, Rot und Grün sollte man wenigstens schon respektieren.
@vtg-amtmann
Ich folgere aus Ihren Einlassungen, dass sie wissen, mit wem gesprochen wurde? Oder zumindest mit Mitgliedern welcher Fraktionen? Sonst würden Sie vermutlich nicht feststellen, dass es nicht fraktionsübergreifend war.
Ich bleibe dabei, solche Gespräche können hilfreich sein, wenn sie gut verlaufen und idealerweise fortgeführt werden. Man sucht sich eben erst einmal Gesprächspartner, zu denen der Weg fachlich oder menschlich nicht so weit ist…
Mal so ganz einfach:
Es gibt in dem „Streit“ zwei Parteien. Warum sollte die Bundesregierung, mit ihrem Narrativ, vor Mitgliedern des Verteidigungsausschusses vortragen dürfen, die Gegenseite jedoch nicht Gehör finden?
re: Vtg-Amtmann
„Informelle Gespräche“ von Vertretern der Rüstungsindustrie mit (einzelnen nach sicherlich bestimmten Gesichtspunkten in Sinne der Rüstungsindustrie erwählten?) Bundestagsabgeordneten dürften doch gar nicht so selten sein,- oder!?
Meiner persönlichen Erfahrung nach, betreibt man nicht Lobbyismus (im weitesten Sinne!) durch „offizielle Zusammenkünfte“ (na gut, vielleicht gibt es Ausnahmen!) aus denen einem „das Ziel der Zusammenkunft“ quasi schon entgegenspringt!
Und – wieder mal ganz allgemein gesprochen – keiner wird doch ernsthaft glauben wollen, dass zu anderen Rüstungsprojekten „informelle Gespräche“ nicht geführt werden.- Es gilt doch schlichtweg immer, aus Sicht eines „an einem bestimmten Rüstungsprojekt“ interessierten Unternehmens, eine anstehende Entscheidung „politisch möglichst breit abzusichern“!?
Üblicherweise – so zumindest meine Vorstellung – sind das ja keine „Erstkontakte“ die man/frau zur politischen Absicherung nutzt;- und es dürften in der Natur der Sache liegen, dass Meinungbildner in den Fraktionen, in den Ausschüssen oder zu bestimmten Themenstellungen, im Vordergrund des Interesses von denn stehen die an politischer Einflussnahme interessiert sind!?
Zurückkommend zu dem Artikel: Was bleibt ist die Neugierde darüber, mit wem in diesem Fall gesprochen wurde,- schlichtweg welche Abgeordneten des Verteidigungsausschusses die Erwählten für ein Gespräch waren? (Und als Zusatzfrage: „Ob diese Abgeordneten über den Artikel in den Stuttgarter Nachtrichten wirklich „happy“ sind?“)
Die Abgeordneten des Verteidigungsausschusses, mit denen angeblich das Gespräch geführt wurde, werden in dem Artikel der Stuttgarter Nachrichten vom 24.04.2015 („Heckler & Koch Überraschende Wende im G36-Konflikt“) übrigens „als Beteiligte“ bezeichnet!- Und weil es so schön ist, als Zitat aus dem Artikel der Stuttgarter Nachrichten vom 24.04.2015 : „Erstmals sitzen die Beteiligten an einem Tisch:“
Warum um alles in der Welt sollte sich der Verteidigungsausschuss als Institution des Deutschen Bundestages mit einem Lieferanten des BMVg bzw. der Bw zusammensetzen wollen,- und warum sollten dieses einzelne Abgeordnet als Mitglieder des Verteidigungsausschusses getan haben?- Schon wieder Fragen über Fragen …
PS: Gibt es nicht Staaten, in denen Gespräche von Abgeordneten mit Lobbyisten öffentlich gemacht werden müssen …
re: Woody
Warum sollte sich ein(e) Bundestagsabgeordnete(r) – und dann noch als Mitglied des Verteidigungsausschusses – sich ausgerechnet jetzt mit einem Hersteller eines Rüstungsprodukts zusammensetzen über das gerade die Entscheidung gefallen ist, dass dieses Rüstungsprodukt ausgemustert wird!?
Und selbst wenn man/frau dieses täte (jede(r) Abgeordnete ist natürlich frei in seiner/ihrer Entscheidung, mit wem er/sie wann spricht!), wer kann als Abgeordnete(r) ernsthaft wollen, dass hierauf zeitnah (lanciert?) ein Hinweis in den Medien erscheint?
Mögliche Schlußfolgerungen hierzu überlasse ich meinen Mitkommentatoren und dem journalistischen Interesse …
@audio001:
Zu den Beweggründen kann viel spekuliert werden und den Sachstand kann man auch vielfältig interpretieren. Ich nehme jetzt mal wieder eine etwas naive Position ein und freue mich darüber, dass ein Vertreter der Rüstungsindustrie, einer meiner Meinung nach Schlüsselindustrie für die souveräne Wahrnehmung der vornehmste Aufgabe des Staates, mit den zuständigen Volksvertretern spricht. Ich begrüße es zudem überaus, dass besagter Rüstungskonzern offen über den Kontakt informiert und somit einen Teil der nötigen Transparenz herstellt, an der es so oft mangelt.
Das Interpretations- und Wahrnehmungsproblem manch einer Rüstungsschmiede ist, Heckler und Koch scheint da ein gutes Beispiel zu sein, nicht nicht zu erkennen, dass man für breite Teile der Gesellschaft zu den Schmuddelkindern gehört.
re: Woody
Dann würde ich es auch begrüßen, wenn Heckler & Koch offen darüber informiert mit welchen Abgeordneten gesprochen wurde!
Das wäre dann tatsächlich ein gutes Beispiel dafür, wie Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit hergestellt würde!- Damit erübrigt sich dann ja auch jede weitere Spekulation!- Denn dann steht es jedem Bürger frei „mit seinem/seiner Abgeordneten“ darüber zu sprechen!
Unsere Demokratie ist super!- Wenn denn mit ihr als solche aktiv umgegangen würde und die notwendige Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit im angemessenen Maße hergestellt würde!
Denn letztendlich wird jedes Rüstungsprodukt durch die steuerzahlenden Bürger bezahlt;- und der Souverän hat ohnehin ein Anrecht auf Transparenz!
Auch wenn dieses Teilen der Rüstungsindustrie und (einzelnen) Politikern nicht in den Kram paßt …
@all
Einen Nachtrag zu einer neuen G36-Meldung oben.
(Zitat aus „Reaktion des Ministeriums“): „Ministerium und nachgeordnete Behörden haben angemessen und unverzüglich reagiert.“
Ich suche jetzt gerade mal zu interpretieren, was mit „nachgeordnete Behörden“ aus Sicht des Ministeriums gemeint sein könnte?- Da tut sich doch schon wieder eine neue Frage auf …
Die schnelle Reaktion auf den Spiegel-Bericht zeigt, daß im Ministerium nackte Angst herrschen muss, vom G 36 in den Abgrund gerissen oder politisch beschädigt zu werden.
Allerdings frage ich mich, wenn es eine angebliche schnelle Reaktion ist, den Bericht weiterzugeben, wo ist denn nach mehr als einem Jahr das Untersuchungsergebnis oder die Konsequenz auf das „besondere Vorkommnis“, daß das Gewehr nicht treffen soll?
Ich denke eher, ein Oberstleutnant ist für das Ministerium nur ein „subalternoffizier“ und der Bericht ist nur zum abheften oder beerdigen weitergegeben worden.
re: Closius
(Zitat): „Die schnelle Reaktion auf den Spiegel-Bericht zeigt, daß im Ministerium nackte Angst herrschen muss, vom G 36 in den Abgrund gerissen oder politisch beschädigt zu werden.“
Ich denke den Level „in den Abgrund gerissen oder politisch beschädigt“, den hat das BMVg aus Sicht der desaströs ablaufenden Rüstungsprojekte ohnehin schon fast hinter sich! (und besser kann es kurzfristig ja kaum noch werden!?)
Jetzt geht es in Sachen G36 nur noch um Frage, was wem persönlich „auf die Füße fällt“?
Und hier hat sich inzwischen eine „Eigendynamik“ entwickelt, die der Aufklärung aller Sachverhalte und Zusammenhänge doch außerordentlich zuträglich ist!- Und die Woche ist noch nicht einmal zu Ende …
Zitat:“ Beim Schusstraining hätten sich Präzisionsmängel gezeigt, es komme zu “signifikanten Treffpunktverlagerungen.“
Oh nein – ich habe es befürchtet. Jetzt gibt es etliche Runden Landser Latein – „ich hab getroffen mit meinem G36“, „ich hab nicht getroffen mit meinem G36“ und neue Legenden bilden sich, die man 30 Jahre lang nicht mehr aus den Köpfen bekommt.
Was sich bei einem Schießtraining zeigt, ist ausschließlich die Summe aller Fehler bestehend aus Schütze, Waffe, Munition und Umwelteinflüssen. Da die Bedingungen des Experiments nicht wiederholbar sind und es auch keine Kreuzversuche gibt, kann auch nicht ursächlich festgestellt werden ob nun die Waffe für die „Trefferpunktverlagerung“ verantwortlich ist – es kann auch an einem schlechten Schützen gelegen haben. Und da ein Paar G36 in nicht näher spezifizierten Zustand noch keine Stichprobe machen, kann auch nicht auf alle G36 geschlossen werden. Damit ist die Aussage des oben stehenden Zitats für die Katz.
Das BMVg soll verdammt nochmal endlich den Bericht raus rücken, damit die Systematik bewertet und Ergebnisse angemessen interpretiert werden können.
nachgeordnete Behörden ist der Verwaltungsbegriff für die Ämter der Bundeswehr. So z.B. die Bundesoberbehörden. BMVg ist oberste Bundesbehörde
Kann es sein, dass die G 36 von H&K in einer Zeit hergestellt wurde, in der die Bundeswehr als „Verteidigungsarmee“ galt; in der es also noch keine Auslandseinsätze im heißen Wüstenregionen vorstellbar waren?
Vielleicht sollten irgendwann einmal auch die richtigen Fragen gestellt werden?
@Vtg-Amtmann:
Informelle Gespräche sind also zwecklos?
Wie stellen sie sich denn den Dialog zwischen Politik und Wirtschaft vor?
In der Form von Sondersitzungen der Fachausschüsse?
Auch dass der Vors. des VA nichts von den Gesprächen weiß ist nicht ungewöhnlich.
HK muss – um überleben zu können – nun auf allen Ebenen (!) den KONSTRUKTIVEN Dialog suchen. Dies ist wohl viel zu lange nicht geschehen und nun steht man an der Wand.
re: Woody
So habe ich das auch gesehen (sorry, war eher eine rhetorische Frage!)!- Mithin dürfte der Vorgang G36 auch eine durchgängige Dokumentation erfahren haben!
Denn ich unterstelle mal, dass in den „nachgeordneten Behörden des Ministeriums“ nicht nur pflichtgemäß gehandelt wird, sondern auch dokumentiert ….
re: Memoria
Es hat ja wohl keiner etwas gegen sinnvolle – weil im Sinne des Souveräns geführte – „informelle Gespräche“ durch Abgeordnete mit der Wirtschaft!
Nur dann sollten diese „Kontakte zur Wirtschaft“ auch öffentlich gemacht werden!- Mithin für den Souverän nachvollziehbar werden!
Dann kommt auch gar nicht der Verdacht möglicher interessensgeprägter Mauschelei bei z.B. Rüstungsprodukten auf;- denn was sollte es zu verbergen geben, wenn es nichts zu verbergen gibt!?
Politik kann so einfach sein …
re: Walter Koppe
Genau,- und deshalb gibt es jetzt offensichtlich eine Fähigkeitslücke bei dem vormals beschafften Rüstungsprodukt!
Die man/frau nun gedenkt durch eine Neubeschaffung zu schließen!- Und wer der Lieferant sein wird, steht noch in den Sternen!
Und Haus- und Hoflieferanten gibt es, entgegen möglicherweise anderslautenden Annahmen, mit Sicherheit bei Sturmgewehren der Bw nicht.- Gespräche mit Abgeordneten hin oder her …
Wenn es eine Fähigkeitslücke gibt, dann kann man sie schließen, doch im Moment gibt es diese doch nicht, denn die Soldaten in warmen Regionen haben die Möglichkeit auf die ganze Palette des Waffenmix zuzugreifen.
Wo bitte ist die Lücke?
re: Zimdarsen
Zum Beispiel bei übermäßig warmen Sommertagen in Mitteleuropa und einem zwingend notwendigen Waffengebrauch in einer möglichen Gefechtslage, der dem aufgezeigten Szenario der „Fähigkeitslücke“ entspricht ….
@Bang50: Sie haben natürlich absolut recht, ob aber die beteiligten Beamten des BMVg soweit wie Sie gedacht haben, darf bezweifelt werden.
Wenn DER SPIEGEL schreibt „Ein General der Bundeswehr räumte im vergangenen Dezember im Verteidigungsausschuss des Bundestags den Vorfall erst auf Nachfrage der Opposition ein. Beamte des Verteidigungsministeriums hatten zuvor die Meldung des Oberstleutnants als „nicht melde- und untersuchungspflichtiges Ereignis“ eingestuft – offenbar, um weiter behaupten zu können, es gebe keine Probleme mit dem G36. … und wenn dem tatsächlich so gewesen sein sollte, dann gehört das untersucht und erforderlichen Falles sind die betreffenden Beamten des BMVg zur Verantwortung zu ziehen.
Die Meldung zu den angeblich „signifikanten Treffpunktverlagerungen” vom Dienstag, den 31.03.2015 31 ging laut BMVg-Gegendarstellung am Freitag, den 03.04.2015 beim BMVg ein und soll noch an diesem Tage die zuständige Fachabteilung erreicht haben. Bereits am Dienstag, den 7. April habe das Ministerium das Rüstungsamt und die Waffenexperten der Bundeswehr in der WDT 91 mit einer umfassenden Untersuchung des Vorfalls beauftragt. Also war die Meldung des Oberstleutnants anscheinend doch „melde- und untersuchungspflichtig“. Basta.
Ergo ist die Gegendarstellung des BMVg versus Der SPIEGEL nicht korrekt bzw. geht nicht auf die Fakten bzw. auf das zunächst offenbar gegebene Verhalten seiner beteiligten Beamten ein!
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@Memoria: Wenn H&K sich informell mit Mitgliedern des Verteidigungsausschusses in Berlin trifft, noch dazu vielleicht nur mit solchen der CDU-/CSU-Fraktion (@T.W. berichtete, daß weder Dr. Bartels noch die SPD-Fraktion etwas von dem Teffen wußte) , hat sich H&K noch lange nicht mit dem Verteidigungsausschuss oder mit dessen Obleuten als Repräsentanten der einzelnen Fraktionen offiziell getroffen. Informelle Treffen mit dem parlamentarischen Kontrollorgan Verteidungsausschuss“ gibt es nämlich laut Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages nicht und solche Treffen können deshalb auch nicht im Sinne der Sache und des Staatssouveräns sein!
Wie der einzelne Abgeordnete als solcher im Zuge seiner politischen Aktivitäten agiert, ist zwar auch nicht dessen reine Privatsache, sondern hat stets im Sinne des Staatssouveräns zu sein, wird aber zumindest von der Geschäftsordnung des BT nicht unmittelbar erfaßt. Ergo haben sich diejenigen Angeordneten, die sich mit Herrn Heeschen getroffen haben, von den Falschmeldung bzw. von dem in den Medien durch H&K propagierten Irrtum, H&K habe sich mit dem Verteidigungsausschuss getroffen, klar und unmissverständlich zu distanzieren.
Offenbar haben die betroffenen MdBs (vgl. https://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse18/a12/mitglieder/260632) aber hierfür nicht die gebotene Zivilcourage, ihre Gesprächsteilnahme offenzulegen, was leider nur noch das Moment des Verdachts auf Lobbyismus und Mauschelleien verstärkt! Dies erscheint als sehr unklug von allen Beteiligten dieses informellen Treffens.
Insofern erscheint auch sehr interessant, wo und wie dieses Treffen stattfand?
@Vtg-Amtmann: Kleine Korrektur, nach der Spiegel-Meldung ist die Meldung durch den Oberstleutnant der 1. Panzerdivision bereits am 31.03.2014! erfolgt, und nicht 2015, weil sie mehrfach vom Jahr 2015 schreiben.
Die Geschichte ist also nicht nur ein Jahr alt, sondern ich meine auch, daß diese Geschichte schon viel früher mal in AG zu lesen war und jetzt vom Spiegel nur noch mal aufgegriffen worden ist, um eine Untätigkeit von VDL zu belegen.
@Walter Koppe
Ich habe so meine Schwierigkeiten bei dem Gedanken, daß man alles genau definieren muß insbesondere bei Klimaregionen und Waffen !
Ein preussischer K98 wurde nicht für Temperaturen von -15 bis +40 Grad Celsius beschafft weil man die Klimadiagramme möglicher Szenare zugrunde legte !
Waffen werden auch bei Jagd und Freizeit nach modernster Möglichkeit der Fertigung hergestellt ! Rufen sie mal bitte die Fa. Blaser oder Sauer+Sohn an und fragen wieviele Schuss Lebenserwartung sie ihrem neuesten Produkt an Jagdwaffe zutrauen … Da werden sie Werte hören um die 50.000-100.000 Schuss !!!
Artillerie hat in den 90ern noch die Rohre warmgeschossen das der Lack Blasen warf, und nun debattieren wir um ein Gewehr was „nur“ zur Landesverteidigung vorgesehen war ? Ich komme aus dem Lachen nicht mehr raus … Wie hat man sich denn dann das Vorrücken der Mot-Schützen-Divisionen vorgestellt ??? Ein Schuss Einzelfeuer und Treffer Figur ???
Wenn man tüchtig durchfeuert ist auch die Umgebungstemperatur vernachlässigbar … mal so am Rande bemerkt ;-) Das Klima zwischen +15 oder +45 ist der kleinste Faktor in der Temperaturfrage … mal so laienhaft eingeworfen … :-)))
Oh ja, die zu repetierenden Jagdkniften der Firma Blaser, Sauer+Sohn und das K98 – der Jagdstammtisch ist nicht hier.
@audio001
Auch an Sommertagen ist das G36 in seiner Kategorie ein gute und zuverlässige Waffe.
Sollten wir auch in Mitteleuropa Dauerfeuer schießen, ist 45 Grad Außentemperatur das kleinste Problem.
Jede Waffe verändert ihren Haltepunkt bei Erwärmung, man muss ihn nur kennen.
Bei Dauerfeuer jedoch, benötigt man ihn eher nicht.
@ Bang50
Es geht hier nicht um den Jagdstammtisch ! Mir geht es um den völligen Unsinn der bei Waffen (hier insbesondere Militärwaffen) gerne geäußert wird !
Ich erinnere mich z.B. an genannte Laufleistung von 10.000 Schuss bei G36 …
Vor diesem Hintergrund s.o. meinen Beitrag …
Ich bin mit dem G36 immer gut zurecht gekommen. Zugegeben, in Extremsituationen war ich dabei nie.
Das sehr leichte und einfach zu bedienende Universalgewehr hat aber natürlich seine Grenzen. Wenn der Hype um das Thema nicht wäre, könnte man deshalb das Gewehr einfach unter Inkaufnahme von etwas mehr Gewicht modifizieren oder sich zusätzlich ein paar andere Gewehre kaufen. In der Richtung wurde ja hier im Blog auch schon kommentiert.
Solche einfachen Erkenntnisse müssten dem BMVg nicht wirklich peinlich sein. Könnte man ungezwungen mit umgehen.
Aber dann kommt das m.E. zur Sicherung eigener Deutungsüberlegenheit g_e_w_o_h_n_h_e_i_t_s_m_ä_ß_i_g_e Abwiegeln und Verschwurbeln jeglicher Informationen auf höheren Führungsebenen, die dort irgendwem nicht in den Kram passen. Das sitzt tief drin, denn die höheren Protagonisten sind damit in der Regel lange Jahre erfolgreich gewesen.
Bei heutiger Vernetzung kommt man dem aber eher auf die Schliche. Da wird’s dann gefährlich für BMVg und Ämter.
Man sagt ja auch nicht umsonst, zum Skandal würden selten ungünstige Fakten, eher der Umgang mit Informationen darüber.
Allein aus meiner sehr begrenzten Perspektive sehe ich mehrere andere Projekte, in denen auf Arbeitsebene bekannte Problemzonen oben keine Rolle spielen. Wobei die beherrschbar wären – nur müsste jemand oben von seinem Dogma runter. In Antwortbriefen an nachfragende Abgeordnete kein Wort von den Problemzonen.
Wenn ich meine Einsicht in nur in begrenzte Bereiche einfach mal hochrechne, dann hat das BMVg noch „Katakomben voller Leichen“.
Bleibt nur zu hoffen, dass Frau Dr. Suder standhaft nachbohrt.
@Closius: Mein Fehler mit 2015, macht aber die Sache alles andere als besser, wie Sie auch schreiben.
Dennoch würde mich brennend interessieren, welche MdBs des VA sich für ein informelles Treffen mit Herrn Heeschen hergegeben haben?
@Zimdarsen: Siehe Kommentare von @Bang50. Sie werden mit Ihren – sorry – eher subjektiven und weichen Allgemeinposten den Gang der Zeit, den Stand der Technik und der Werkstoffkunde sowie die neuen Anforderungen nicht zurückdrehen können! Z.B.: Und was für eine Waffe in der Kategorie „Polymer-Gewehre“ ist das G36 an „Regentagen mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit ohne 45 Grad C OAT und bei Dauerfeuer außerhalb Mitteleuropas“?
Nur, um das Lagebild zu verdichten: Ist bekannt, ob die im „Spiegel-Artikel“ genannte Meldung im Zuge eines Schießens des Logistikbataillons 142 erfolgte? Hier wäre nach meinen Recherchen aber eine Meldung am 3. April 2014 erfolgt. Seinerzeit traten bei zwei Waffen Auffälligkeiten auf – so jedenfalls eine Mitteilung. War nicht auch bei diesem Schießen der Bundesrechnungshof vor Ort?
Laut https://twitter.com/ThielsChristian/status/591975256354627584 kommt das nächste Problem auf UdL zu. Von den Schwierigkeiten des G36 wußte das BMVg schon unter Jung, TdM und SB und auch UvdL hat dieses bis vor Kurzem ignoriert.
Nun tritt man offenbar die Flucht nach vorne an und verfolgt sowohl für das BMVg, als auch für H&K, eine gesichtswahrende Lösung. So berichtete die F.A.S., daß das BMVg offenbar eine Upgrade- bzw. Evolution-Version des G36 erwägt. Zwar sagte die IBUK noch in diese Woche, „daß das G36 in der Bw keine Zukunft habe“, inzwischen wird aber relativiert “so wie es heute konstruiert ist”.
So berichtete heute die F.A.S., daß am letzten Donnerstag in Bonn ein vertrauliches Treffen zwischen StSin-AIN Suder und Heeschen (GF H&K) stattgefunden habe, bei dem man sich auf die Möglichkeit einer technischen Anpassung (Rohr & Spritzgußmaterial & weitere Konstruktionsänderungen im Detain) an veränderte Einsatzbedingungen, als Alternative verständigt haben soll.
Beruhte etwa das informelle Treffen von Heeschen mit Abgeordneten des VA (selektiv und wohl nur CDU-/CSU-Fraktion) am Freitag, etwa genau auf vorgenanter Alternative? Na denn, das ist ja dann ganz toll!
@Vtg-Amtmann: Prost Mahlzeit!
Und nach dem Upgrade des G36 kommt dann (wie schon seit langem geplant) das HK416 Und alle Beteiligten, kommen dann aus dem Lachen nicht mehr raus – und Willkommen in der Bananenrepublik!
Und dann Frei nach Henry Ford:„Fünfzig Prozent der Rüstungsausgaben, sind immer rausgeworfen. Man weiß aber nicht, welche Hälfte das ist.“
Na denn Peter Pan: Prost Mahlzeit und die nächste Legislaturperiode kommt bestimmt.
Hey Bananas!
Es geht weiter, FAZ von heute:
Für den Einsatz kurzfristige Nachrüstung/KWS mit dickerwandigem Rohr, oder ebenso limitierte Neubeschaffung einer ausländischen Waffe , bzw. MG36? In Untersuchung.
Für Einsätze muss sicher rasch eine Lösung her, die den Kontingenten eine zuverlässige Ausstattung garantiert und geeignet ist, Vertrauen neu aufzubauen. Langfristig kann es jedoch nur um eine neue Waffe handeln. StS,in Suder soll mit H&K-Chef gesprochen haben, nach langer Funkstille. Never Ending story geht also weiter.
[Genau dazu gibt’s seit gerade eben einen neuen Thread; Kommentierung bitte dort. T.W.]
@Vtg-Amtmann
„Sie werden mit Ihren – sorry – eher subjektiven und weichen Allgemeinposten“
Ja, Allgemeinposten sind oft die entscheidenden Faktoren. Siehe Heli :-)
Da geht es mir wie ihnen, wir sind beide keine Ballistiker oder Schießlehrer.
„Gang der Zeit, den Stand der Technik und der Werkstoffkunde sowie die neuen Anforderungen nicht zurückdrehen können! “
Wenn Sie nicht in der Lage sind Allgemeinposten zu verstehen, sollten sie mit ihren Urteilen etwas zurückhaltender sein. Ich schrieb von jetzt und hatte betont, dass mit einer geregelten Nachfolge des G36 zu planen ist. In keinem Fall schrieb ich, dass das G36 das ultimative Sturmgewehr der Zukunft ist.
„Regentagen mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit ohne 45 Grad C OAT und bei Dauerfeuer außerhalb Mitteleuropas“
Physik ist Physik entweder leicht oder schwer, doch diese Diskussion hatten die Waffenkundigen schon unter uns.
Das Grundproblem, fehlender Ersatz für durchgeschossene Waffen und Beschaffung von MGs ist mit einem Nachfolger des G36 und rechtzeitigen CAS oder CCA ist nicht gelöst, um dies feststellen zu können muss man nicht Fachkundiger sein.
Da reicht der Durchblick bei Allgemeinposten :-)