Die NATO-Bedrohung – aus russischer Sicht
Das Interview, dass der Bayerische Rundfunk für die Sendung Report München mit dem russischen NATO-Botschafter Alexander Gruschko geführt hat, scheint mir ein interessantes Dokument der Zeitgeschichte: ausführlich erläutert Gruschko die russische Sicht auf die mögliche Bedrohung aus dem Westen. Zum Beispiel, warum er die – nach der NATO-Russland-Grundakte zulässigen – rotierenden Übungen von NATO-Truppen an der russischen Westgrenze für bedrohlicher hält als die – nach der NATO-Russland-Grundakte nicht mögliche – dauerhafte Stationierung von Kampftruppen.
Teile des Interviews wurden am 24. März in der Report München-Sendung ausgestrahlt; das komplette Video des Interview gibt es hier beim BR zum Nachschauen – noch dazu auf Englisch. (Allerdings wird so was von den öffentlich-rechtlichen Sendern ja irgendwann depubliziert; vielleicht hat’s bis dahin jemand gesichert, Audio würde ja reichen. Veröffentlichen darf man das dann allerdings nicht. Obwohl, eine Abschrift… )
(Foto: Screenshot aus dem Interview)
Was ein schlechter Witz.. Die NATO hat Russland nichts entgegenzusetzen und Russland fühlt sich bedroht ?? – Eins muss man Putin lassen. Der ist echt clever….. Ich möchte nicht wissen wie sehr er sich über den Zustand der Bundeswehr, bezüglich der Einsatzfähigkeit, kaputtlacht…
Russland wird ohne China nichts tun aber China bekommt auch Probleme das macht die Gefahr nur Größer und nicht kleiner
@T.Wiegold: Nach der Nato-Russland Akte sind dauerhafte Truppenstationierungen keineswegs verboten. Die Nato hat nur erklärt, daß sie gegenwärtig nicht beabsichtigt dauerhaft substantielle Kampftruppen dort zu stationieren!
Wobei die Nato unter substantiellen Truppen nur Truppen von mehr als einer Division versteht.
Unsere Bundeskanzlerin ist hier also viel ängstlicher als der Vertragstext tatsächlich ist oder dessen Auslegung.
Man sollte in den Überlegungen Nordkorea nicht vergessen…. Der Staatschef spielt ja auch gerne an seiner Rakete rum…. Und keiner weiß ja was die da alles zu bieten haben…
Sehr interessantes Interview.
@Closius
Warum ich wohl formuliert habe ‚die nach der NATO-Russland-Grundakte nicht mögliche‘ Truppenstationierung? Und nicht etwa ‚die nicht zulässige‘? Vollkommen dumm bin ich auch nicht.
Hier vielleicht interessant, ein RUSI-Paper zur russischen Präsenz in der Ukraine (bis 10.000 Mann): https://www.rusi.org/publications/other/ref:O54FDBCF478D8B/
@Memoria
Hier vielleicht interessant, die Debatte über dieses RUSI-Papier vor knapp zwei Wochen hier im Blog.
(SCNR)
@T.W:
Sorry, hatte ich nicht im Kopf.
@T.Wiegold
Was heißt denn „nicht mögliche“ in diesem Zusammenhang? Warum ist diese Truppenstationierung nicht möglich?
Grundakte über gegenseitige Beziehungen, Zusammenarbeit und Sicherheit zwischen der
Nordatlantikvertrags-Organisation und der Russischen Föderation
Paris, 27 May 1997
Zitat: „Die NATO wiederholt, dass das Bündnis in dem gegenwärtigen und vorhersehbaren
Sicherheitsumfeld seine kollektive Verteidigung und andere Aufgaben eher dadurch
wahrnimmt, dass es die erforderliche Interoperabilität, Integration und Fähigkeit zur
Verstärkung gewährleistet, als dass es zusätzlich substantielle Kampftruppen dauerhaft
stationiert. Das Bündnis wird sich dementsprechend auf eine angemessene, den genannten
Aufgaben gerecht werdende Infrastruktur stützen müssen. In diesem Zusammenhang können, falls erforderlich, Verstärkungen erfolgen für den Fall der Verteidigung gegen eine
Aggressionsdrohung und für Missionen zur Stützung des Friedens im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen und den Leitprinzipien der OSZE sowie für Übungen im Einklang mit dem angepassten KSE-Vertrag, den Bestimmungen des Wiener Dokuments von 1994 sowie gegenseitig vereinbarten Transparenzmassnahmen. Russland wird sich bei der Dislozierung konventioneller Streitkräfte in Europa entsprechende Zurückhaltung auferlegen.“
Offizielle Sichtweise des AA dazu in seinen Handreichungen zu russischen Propaganda-Thesen: „In der NATO-Russland-Grundakte verpflichteten sich die NATO-Staaten zudem freiwillig dazu, keine permanente Stationierung von substantiellen NATO-Kampftruppen in Beitrittsländern vorzunehmen sowie keine Nuklearwaffen dort zu stationieren. Daran hält sich die NATO weiterhin, während Russland auch die Prinzipien der NATO-Grundakte (keine Intervention in andere Staaten etc.) verletzt hat.“
@Iroquois | 26. März 2015 – 12:31
Das mag die offizielle Sichtweise sein, dennoch gilt:
“Die NATO wiederholt, dass das Bündnis in dem gegenwärtigen und vorhersehbaren
Sicherheitsumfeld seine kollektive Verteidigung und andere Aufgaben eher dadurch
wahrnimmt, dass es die erforderliche Interoperabilität, Integration und Fähigkeit zur
Verstärkung gewährleistet, als dass es zusätzlich substantielle Kampftruppen dauerhaft stationiert.“
Was sich geändert hat, ist das Sicherheitsumfeld welches durch die Handlungen Russlands der letzen Jahre nicht mehr vorhersehbar ist, auch gegenwärtig bedeutet heute andere Bedingungen (jenseits der Grenzen) als 1997.
“ In diesem Zusammenhang können, falls erforderlich, Verstärkungen erfolgen für den Fall der Verteidigung gegen eine Aggressionsdrohung…“
Verteidigung gegen eine Aggressionsdrohung, diese hat ja bereits stattgefunden. Siehe Aussagen zur Erreichbarkeit Warschau, Atomraketen gegen dänische Kriegsschiffe u.a. Es ist also nicht notwendig, zu warten bis der Russe kommt.
Was wir machen dürfen geht immer noch viel weiter über das hinaus was wir machen.
Und wenn wir eine PzKp mit nominell 14 Leo, Ist 8 Leo aufgrund des DVM nach Estland schicken und sich auch die Hälfte der Kp auf Lehrgang / Urlaub etc. befindet wird RUS dies trotzdem als Bedrohung benennen. Alles eine Frage der Interpretation…