US-Waffen für die Ukraine? Mal sehen, vielleicht
Ein notwendiger Nachtrag zur Debatte am (gestrigen) Montag: Im Gegensatz zu dem, was heute in Deutschland überwiegend die Nachrichten-Darstellung bestimmt, scheinen die Überlegungen der USA, Waffen an die Ukraine zu liefern, durchaus nicht vom Tisch. Zwar sagte der stellvertretende Sicherheitsberater des US-Präsidenten Barack Obama dem Nachrichtensender CNN, derzeit gäbe es keine solchen Pläne. Aber darüber nachgedacht wird in Washington wohl weiter, heißt es bei CNN:
A U.S. official now tells CNN that military leadership supports defensive lethal aid being part of the discussion, but the administration is still trying to assess what reaction it could elicit from the Russian government, which the U.S. maintains is backing rebels in eastern Ukraine. (…)
Ben Rhodes, Obama’s deputy national security adviser, said on Monday that sending lethal aid to Ukraine isn’t a solution to the escalating situation there. „We don’t think the answer to the crisis in Ukraine is simply to inject more weapons and get into that type of tit-for-tat with Russia,“ Rhodes said on CNN’s „The Situation Room.“ „We think the answer is to apply pressure, try to get them to the table with the separatists so we can see a peaceful de-escalation,“ Rhodes continued, adding that Obama and German Chancellor Angela Merkel would likely discuss Ukraine when they meet at the White House next week.
Also: Nichts genaues weiß man offensichtlich bislang nicht. In Deutschland gibt es zwar eine breite Ablehnung von Waffenlieferungen an die Ukraine, aber auch eine gegensätzliche Stimme: Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, die am kommenden Wochenende wieder in der bayerischen Hauptstadt zusammenkommt, hält die Idee nicht von vornherein für abwegig (Wolfgang Ischinger im ZDF-Interview hier, allerdings keine Ahnung, wie lange das online bleibt; zudem ein Kommentar Ischingers bei Spiegel Online). Das Thema wird natürlich auch in München eine Rolle spielen.
Bosnien, übrigens, hat – angeblich auf russischen Druck – bereits zugesagte Munitionslieferungen an die Ukraine wieder gestoppt, berichtet die taz (Link aus bekannten Gründen nicht) unter der Überschrift Keine Munition für Kiew.
Kein Tit for Tat, „getting them on the table“ das hört sich doch mal sehr konstruktiv an :)
@ JCR | 03. Februar 2015 – 11:28
Meinen Sie wirklich, dass in der aktuellen Krise Matthäus 5 („Ich aber sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch jemand Böses antut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin“) Tit for Tat überlegen ist?
Das würde voraussetzen, dass man bei Putins Russland eine neutestamentliche Werteordnung vorfindet. Da habe ich etwas meine Zweifel.
Die Überlegungen Herrn Ischingers sind nicht so verkehrt. Wenn keine Seite einen Vorteil hat, sollte man verhandeln, sonst kann sich das Blatt wieder wenden.
Allerdings sehe ich das auf der Seite der „Separatisten“ anders. Diese könnten sich durch den „unendlichen“ Zustrom von russischer Seite durchaus auch für einen Abnutzungskrieg entscheiden. Solange die Unterdrückung von Kritik durch die Propaganda in Russland funktioniert, sollte das kein Hindernis sein.
Das Problem ist, daß dieses „arme unbewaffnete Ukraine“ Geheule ein Mythos ist.
Wenn man sich den derzeitigen Gefechtsverlauf ansieht, fällt auf daß die ukrainische Armee immer noch weit überlegen ist an Feuerkraft und schweren Waffen.
Die Einkesselung am „Flaschenhals“ von Debaltseve klappte für die Seperatisten nicht, weil eben die Ukraine durch massiven Artillerieeinsatz jeden Angriffsversuch unterbinden konnte.
Die Ukraine hat ein Moral- und ein Führungsproblem, kein Nachschubproblem, aber für eine halbwegs erfolgreiche Defensive scheint es, zumindest wenn man ihnen 4 Monate zum Eingraben gibt, ja definitiv zu reichen.
@JCR
Gibt es iwo eine Übersicht zu den aktuellen Gefechtsverläufen, bzw. zu dem wahrscheinlichen aktuellen Stand der Bewaffnung? Danke
Das muß man sich aus Twitter und diversen Seiten (conflictreporter für Ukraine, Colonel Cassad für die Seperatisten) zusammensuchen.
:(
@ JCR
Dann ist die Ausbildung durch die US-Amerikaner ja schon mal ein guter Schritt um zumindest den materiellen Vorteil (sofern es diesen wirklich geben sollte) wirklich umzusetzen.
Wenn man allerdings Poroschenkos Aussagen über die Verluste von APC’s und Panzern glauben mag und dazu den russischen Zustrom sieht, dann ist das wieder zweifelhaft.
@ freyarm
Jubelmeldungen der Seps kommen auch immer bei vineyardsaker und alle kreischen dort vor Begeisterung mit. Nur was für Hartgesottene.
Ansonsten liveuamap oder militarymaps
Der Stand der Bewaffnung der UA würde mich auch mal brennend interessieren. Die Gerätschaften, die man in der Regel sieht, haben nur Schrottwert.
@freyarm
Hier hat man relativ aktuelle Frontverläufe und sämtliche Meldungen sein in der Karte verzeichnet. Konfliktentwicklung ist anhand der archivierten Meldungen auch möglich allerdings muss man aufpassen, da dies lediglich eine Zusammenstellung von Meldungen aus der Region umfasst.
http://liveuamap.com/
pi
@ JCR | 03. Februar 2015 – 12:59
Halten Sie das für glaubhafte Quellen, auf deren Basis man diskutieren kann? Mir erscheint da jede Latrinenparole zuverlässiger …
@Jason
ein BMP oder T-64 ist, wenn der Gegner technologisch auf dem selben Stand ist, durchaus nicht zu verachten.
Und was Artillerie angeht stellen wohl beide Seiten die paar Haubitzen, die die Bundeswehr noch hat, weit in den Schatten.
Fraglich ist natürlich bei beiden Seiten, ob die Panzer eigentlich voll einsatzbereit sind. Auch ein T-64 hat in der letzten Version aus den 80ern normalerweise so Dinge wie Laser-Entfernungsmesser und Feuerleitrechner für den Feuerkampf aus der Bewegung.
Ob das alles aber noch funktioniert? Wobei die entsprechenden Ersatzteile ja durchaus in großen Mengen bevorrated worden sein dürften.
@JCR:
Halten Sie @Conflict_Report tatsächlich für eine glaubwürdige Quelle? Nach meiner Erfahrung hat er in den letzten Wochen praktisch ungeprüft permanent jeden Mist retweeted, den er aufschnappen konnte, oft dann auch mit so einer seltsamen moralischen Empörung dahinter.
Ich habe ihn dann geunfollowt (schönes Wort), als er TOS-1 und SA-15/Tor verwechselt hat.
Ich bin mir relativ sicher, dass das Großgerät beider Seiten noch Klar zum Gefecht ist, zumal es ja traditionell eher auf Robustheit als denn „cutting edge technology“ ausgelegt war (wobei der T-64 schon recht weit vorne ist).
Da ist die Begrenzung oder Aussetzung von Munitionslieferungen schon eine andere Hausnummer, die den Konflikt deutlich beeinflussen könnte.
@ Der Zeitgeist
Auf jedenfall hinterfragt er durchaus die Propagandameldungen von beiden Seiten und versucht durch Nachweisführung bestimmte Aussagen zu bestätigen oder auch eben als falsch darzustellen. Beim Terminal 1 hat er schon Tage vor der offiziellen ukrainischen Version erklärt, dass das Terminal in die Hand der Seps gefallen ist. Hat einigen nicht so gefallen.
Die Diskussion über robuste Panzer hat mit dem Thema recht wenig zu tun und lenkt eigentlich nur ab.
Es geht bei den Vorschlägen und den ukrainischen Hilferufen um ganz andere Sachen:
halbwegs stör- und abhörsichere Kommunikationsgeräte,
Aufklärungsdrohnen,
Störgeräte gegen russische Aufklärungsdrohnen,
Artillerieradar zum Aufspüren russischer Artilleriestellungen
medizinische Notversorgung im Feld,
die blockierten Bauteillieferungen, von denen die ukrainische Rüstung und Instandhaltung abhängig ist,
flexibel einsetzbare Personentransporter (Humvees) zum Transport von Menschen unter Artilleriebeschuß,
tragbare leichte Panzerabwehr,
zusätzliche Luftabwehrsysteme auf Sowjetstandard für den Fall russischer Luftangriffe.
Panzer, Schützenpanzer (IFV) und Schützenpanzerwagen (ATC) kommen in der Wunschliste ebensowenig vor wie Artillerie.
Die dringendsten Punkte sind medizinische Wundversorgung (aber auch die zivile Medizin steht vor dem Zusammenbruch!), Aufklärung und Kommunikation.
Ukrainische Radpanzer (aber auch Sanitätstransporter) sind teilweise mit Deutz-Dieselmotoren ausgestattet- Deutschland verweigert derzeit weitere Motorenlieferungen. Für viele Waffen braucht die Ukraine Zulieferprodukte oder Ersatzteile – Russland liefert sicher nicht, der Westen anscheinend (siehe Motoren) auch nicht.
Es könnte sein, dass ohne Munitions- und Waffenlieferungen der Krieg für die Ukraine bald verloren ist – unendlich lang werden die Munitionslager nicht reichen. Der Nachschub der „Separatisten“ aus Russland wurde dagegen zuletzt gesteigert.
Die ukrainischen Firmen werden nicht monatlich einige dutzend Panzer fertigen können.
Waffen liefern oder Waffen nicht liefern – so oder so nimmt Deutschland damit Einfluss auf den Ausgang des Krieges in der Ukraine.
Nebenbei: Wieso nimmt Deutschland eigentlich keine weiteren verwundeten Zivilisten oder Soldaten aus der Ukraine auf ? Nur 30 wurden vor einiger Zeit aufgenommen, aber das ist schon ein halbes Jahr her.
Oliver Carroll, eine der wenigen seriösen Quellen aus der Ukraine, hat Interviews mit Verteidigern des Donezker Flughafens zusammengefaßt:
http://www.newsweek.com/2015/02/13/inside-bloody-battle-ukraines-donetsk-airport-304115.html
@califax
Das Großgerät ist einfach nicht verfügbar bzw. in der Neuanschaffung mit Lieferzeiten und hohen Kosten belegt, oder es ist „durch“ (HUMVEEs, MRAPs – einige werden wohl noch zum Absteuern verfügbar sein).
Die Operateure fehlen ja auch.
Es geht nur um den Krieg im Donbass. Den der Westen sowieso in Masse (u.a. Frankreich) schon aufgegeben hat. EU Vertreter haben klar gesagt, dass man keine Donbass Geberkonferenz mehr will, sondern statt dessen eine Investitionskonferenz. Das war eine klare Ansage dass der Donbass aufgegeben wurde. Wenn die in Kiew das nicht verstehen wollen, ist das deren Problem. Die lernen das jetzt auf die harte Tour.
Gegen ISIS ist der Westen erst eingestiegen, als sich das Problem ausweitete. Analog wird der Westen in der Ukraine auch erst einsteigen, wenn die Seps versuchen werden, Gebiete außerhalb der Donbasses zu erobern!
Kiew nutzt den Krieg im Donbass um Probleme woanders zu verschleiern. Das Poroschenko und Jazenjuk noch größere Probleme bekommen, wenn die Kampfhandlungen eingestellt werden, interessiert den Westen nicht.
@all
Ob es Jemanden gibt, der diesen Konflikt vom Ende her denkt?
Wo will Putin eigentlich hin, wozu stachelt er eigentlich seine Bevölkerung derart auf? Ist das Berechnung, sind das Minderwertigkomplexe?
Gibt es ein verdecktes Great-Game der USA, läuft da ein Mechanismus, um Russland langfristig zu schaden?
Fakt ist, die Russen und ihre Helferlein wollen diesen Konflikt derzeit gewinnen/am Köcheln halten und nicht zielorientiert verhandeln. Für die nächsten Jahrzehnte, um die Ukraine aus der NATO zu halten? Das würde aber auf Dauer etwas teuer.
Fragen über Fragen – v.a., wenn man Kinder hat.
@T. Wiegold: es wäre doch mal eine journalistische Anfrage beim BMVg interessant, ob und wann die zehnjährige Vorwarnzeit jetzt begonnen hat (was ja als Konzept rein logisch schon totaler Nonsens war) oder welche Kritierien dafür notwenig sind (Auftreten von Seps im Baltikum – danach 10 Jahre Zeit)?
Die USA haben derzeit überhaupt kein Game. Obama hat sich mit ein paar wenigen Jasagern im WH eingeschlossen. Die Kommunikation mit dem Pentagon ist zusammengebrochen, die Geheimdienste hassen das WH als aus ihrer Sicht verlogene und wirklichkeitsfremde Fehlbesetzung und sagen das auch immer häufiger in aller Öffentlichkeit, sogar die Außenpolitiker der Demokraten sind inzwischen offen in der Opposition.
Es wird ganz offen davon geredet, daß Obama außen- und sicherheitspolitisch völlig inkompetent ist, keine Geheimdienstberichte liest, militärische Entscheidungen Gröfaz-like an der Generalität vorbei trifft, und so weiter.
Wenn man die Aussagen von Insidern bei Verhandlungsrunden oder aus dem Kreml zusammenfaßt, dann fährt Putin ebenso auf Sicht wie Obama, hat aber als Kompaß den eigenen Machterhalt, die Mission eines heiligen russischen Reiches (siehe seine häufigen Bezüge auf Iwan Iljin) mit territorialen Expansionsansprüchen sowie die vom KGB übernommene Feindschaft gegenüber der Demokratie und den USA im besonderen.
@ StMarc
Mir kommt es so vor, als ob das niemand macht. Eher schaut man auf die nächsten 2 Züge.
Momentan befürchte ich, dass Putin einen „frozen conflict“ erzeugen will, jedenfalls langfristig. Damit schlägt er 2 Fliegen mit einer Klappe: 1. Die Ukraine bleibt Spielball und muss sich zwangsläufig mit Russland arrangieren, auch wirtschaftlich und 2. Es wird dadurch definitiv keine NATO-Aufnahme der Ukraine geben. Russland behält also so seine „Heimstätte“.
Teuer wird es für die Russen, wenn sie den Donbass versorgen und aufbauen wollen. Bleibt er bei der Ukraine, wird die Ukraine dafür zahlen und somit teilweise die EU.
Der Handel mit Waffen und Rüstungsgüter kann für Russland somit bei einem „freien“ Donbass wieder aufgenommen werden.
Die Frage nach der Vorwarnzeit habe ich mir vor einem Jahr auch schon gestellt. Angesichts der Tatsache, dass die russische Armee so viele Übungen, Großmanöver und Bereitschaftsübungen abhält, lässt das die 10 Jahre lächerlich wirken. Wenn man tatsächlich daran festhalten würde, hätte man vor einem Jahr mit dem Zählen beginnen müssen, wenn nicht noch früher.
Eine aktuelle Krise kam auch eher schnell: ISIS. Und von 1933 bis ’39 waren es auch nur 6 1/2 Jahre…
„Ach hätte doch Putin nicht die demokratisch gewählte Regierung in Kiev gestürzt …“
Hier wird immer von Plänen Putins gesprochen. Kann mir mal einer die Pläne der Amerikaner offenlegen? Die haben doch die NATO an die Grenze Rußlands herangedrückt (Herr Talbot der jetzt das Brookings-Papier herausgibt war da Hauptakteur).
Die Amis haben auch den Putsch in Kiev angezettelt (Plätzchen verteilen, Fuck the EU) und U.S. Kreise fordern jetzt eine massive Ausweitung des Konflikts.
Was soll das? Was ist der große Plan? Krieg mit Rußland?
Zu `Schaden kommt dabei im Zweifel Europa, nicht die USA. Das sollten einige der hier schreibenden stärker bedenken.
Eine professionelle Meinung über die Waffen dieRussland angeblich den Ukrainern gegeben hat:
http://atwar.blogs.nytimes.com/2015/02/02/tracking-the-weapons-used-to-fight-ukraines-war/
/zitat/
the report also draws conclusions that counter the widely accepted narrative that the insurgents depend on Russian matériel.
By analyzing photographs of captured ordnance, ARES also determined that existing stockpiles of weapons were the single biggest source of military goods used by pro-Russian separatists in eastern Ukraine.
/zitatende/
@ Califax
Stimmt, da kommt ja noch ein ganzer Schuss Revisionismus dazu. Rückgewinnung der ehemaligen Machtgebiete (Sowjetunion, Warschauer Pakt). Dazu noch eine Wagenladung voller Nationalismus. Wenn man das so sieht, sind die USA wieder der Staatsfeind Nr. 1.
Na ja, „einen Konflikt vom Ende her denken“ ist nicht schwer – nach dem stattgefunden Ende. Vorher ist einerseits alles möglich, andererseits kommt es meist anders, als man denkt. Wer weiß, vielleicht bleibt von Rußland, wenn die Chinesen fertig sind, nur eine Art „Großfürstentum Moskau“ übrig, oder aber, folgt man Alarichs Endzeitvision hier im Forum, es kommt nach einem russischen Westfeldzug zu einem islamischen Zweifronten-Partisanenkrieg gegen Rußland von Tschetschenien und dem Kalifat Berlin aus. Man weiß es ja nicht.
Was man sehen kann ist, daß die jungen Leute in Rußland vermutlich nicht sonderlich anders ticken, als ihre Generationsgenossen im Westen, oder östlich von Rußland. Somit stand die herrschende Klasse in Rußland, die aus Leuten besteht, die nichts gelernt und nichts vergessen haben, vor der Entscheidung: Demokratisierung oder Neosowjetisierung. Offensichtlich haben sie sich für die zweite Lösung entschieden. Land und Volk werden dadurch nur wertvolle Zeit verlieren, die bei der Bewältigung der wirklichen Probleme fehlt.
Was man noch sehen kann ist, daß die bundesrepublikanische Politik auch hier keinerlei Idee hat. Hier interessiert nur, daß die Russen genug Maschinen, Autos, Joghurts und Fertigsuppen aus hiesiger Produktion kaufen. Hier wird die Politik also von Buchhaltern und Detailhändlern bestimmt.
@ Fredegar Bolger
„Hier wird die Politik also von Buchhaltern und Detailhändlern bestimmt.“
Sie haben ja ganz hinreißende Ressentiments. Am besten Sie schließen sich einer ukrainischen oder prorussischen Freiwilligenformation an, da können Sie unter Gesinnungsgenossen eine wahrhaftiges Heldenleben führen.
Ich denke, mittlerweile ist der Konflikt für Russland bereits sehr teuer – Material, Munition und Versorgung der Kämpfer im Donbass. Hinzu kommt die Notwendigkeit für die Millionen Menschen irgendeine Art der Grundversorgung aufzubauen. Ob Russland das, zusammen mit der Krim, den Sanktionen und dem Ölpreis im Friedensmodus aushält? Waffenlieferungen der USA können natürlich den Preis weiter hochtreiben. Das ist dann sinnvoll, wenn es irgendeine Perspektive für eine Einigung gibt, wenn Russland nicht mehr kann – ist das derzeit unter dem Eindruck der Propaganda in Russland und der selbstgewählten Isolation anzunehmen?
Putin hätte das Minsker Abkommen weitestgehend einhalten können, die Sanktionen langsam abbauen können und trotzdem den NATO-Beitritt der Ukraine langfristig verhindert. Warum machen die also weiter? Die Landbrücke reicht dafür m.E. nicht.
Vorwarnzeit: 10 Jahre sind einfach methodisch quatsch. Eine Demokratie reagiert erst im Gefühl der offensichtlichen Dringlichkeit – das entsteht aber nicht 10 Jahre vorher. Großbritannien hat ca 1936-37 angefangen, die eigene Armee/Royal Airforce wieder auf Vordermann zu bringen. Das wäre ohne die Insellage aber viel zu spät gewesen. Deutschland ist aber keine Insel. Wenn es Russland gelänge, nur ein NATO-Land wegzunehmen und es gäbe keine Gegenreaktion, ist die NATO als Organisation tot.
Je nun, wenn ich Ihren Text lese, mache ich mir freilich schon Gedanken über „Ressentiments“.
Hinzuweisen wäre vielleicht noch auf eine bemerkenswerte Putin-Rede vom 8.2.2008 auf der erweiterten Sitzung des Staatsrates („Entwicklungsstrategie Rußlands bis zum Jahre 2020“). Eine deutsche Übersetzung des Textes aus der Rossijatskaja Gazeta vom 9.2.2008 wurde in der Tageszeitung „Junge Welt“ v. 5. u. 7.4.2008 abgedruckt. Liest man diese Rede nach, so kann man Putin nicht vorwerfen, er habe die wirklichen Probleme Rußlands nicht erkannt. Aber was dann folgte, ist für die Zukunft dieses Brasiliens mit Atomraketen eine Katastrophe.
Jason | 03. Februar 2015 – 14:31
Man sollte aufpassen das man unsere Unfähigen nicht auf dem Leim gehen die reden auch das die Russen den T 54 noch hätten
der Neue Version T 72 B 3 sind besser wie der T 90 A / B Version
das der T 90 Umgebaut werden soll
Man stelle vor das man Marder A 6 teile vom Puma einbauen würde
@Fredegar Bolger
Falls Sie mich meinen: verstehen Sie mich nicht falsch. Es geht darum, die nahe und mittlere Zukunft, Handlungsmotive und etwaige Agenden abzufragen. Dazu gehört auch die Frage, welche Eskalationsoptionen ein wirtschaftlich in die Ecke gedrängtes Russland haben könnte. Nicht von der Hand zu weisen ist aber eine sehr schrille Kriegspropaganda in Russland – wie will man da wieder zurück in Richtung Kooperation kommen?
Ich habe mich damals vor einigen Jahren auch unsäglich über den Versuch der Amerikaner geärgert, die Ukraine und Georgien in die NATO zu holen und das politisch blödsinnige Raketenabwehrthema.
Gruß.
Ich finde es erstaunlich, daß man überall sonst komplexe Erklärungsmuster und differenzierte Urteile sucht, aber beim Thema Russland sich ganz schnell am Nierentisch wiederfindet ;)
„Der Putin“ macht dies oder das mag gute Propaganda sein, aber ich kann nur inständig hoffen, daß solche Narrative nicht die Entscheidungsgrundlage unserer oder amerikanischer Politik sind.
Gerade in Systemen mit nur einer Partei und einem „starken Mann“ sind die Entscheidungsprozesse oft komplizierter als man denkt, wie jeder Bayer wissen dürfte ;)
@ st. marc et. al.
in gewisser weise ist die modifiziertenato readiness force und die neue superultrahigh readiness force ja eine eher konventionelle reaktion auf eventuelle russische expansionsbestrebungen gen westen.
für hybrid war sind die assignierten truppen, wie hier schon häufiger beleuchtet weniger geeignet als für antreten gegen MotSchützendivision russischer provenienz.
ob das dann quantitativ ausreicht wenn putin morgens mit dem falschen fuß aufsteht und armeekorps zum atlantikurlaub beordert ist natürlich fraglich.
wie ich schon häufiger gesagt habe. es spricht nichts gegen regelmäßige, freilaufende verlege- und gefechtsübungen im brigade aufwärts rahmen als volltruppenübungen auf nato ebene.
bis auf den mangelnden Willen.
manöver sollten des soldaten täglich brot sein wenn nicht einsatz ist. selbstadministration und social engineering gehört nicht zur primäraufgabe
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@ JCR
die meisten dürften Putin schlicht als chiffre für die gegenwärtige doch recht nebulöse entscheidungsnomenklatura in russland nehmen.
alles andere würde langwierige erklöärungen erfordern und ist teils auch garr nicht von außen zu beurteilen.
Wer ist denn im „inner circle“ ich weiß es nicht. Sie?
@ StMarc:
Da muß ich mich entschuldigen. Mit dem Satz über „Ressentiments“ meinte ich nicht Sie, sondern „Frager“. Der ist womöglich Buchhalter und fühlt sich angegriffen. Ist aber auch ein Mißverständnis. Ich habe nichts gegen Buchhalter und Detailhändler, ganz im Gegenteil. Nur sollten die nicht die Außenpolitik bestimmen. Das Metro-Management interessiert natürlich nur, ob ihre Joghurts im Simferopoler Supermarkt gut gehen, was drum herum ist, bildet sich ja in deren Bilanz nicht ab.
Allgemein: was „Putin als Chiffre“ betrifft, da ist schon was dran. Die bundesrepublikanische Tagespresse ist natürlich extrem zurückhaltend mit Namensnennungen, aber z.B. als Leser der NZZ fühlt man sich über die Jahre schon recht gut im Bilde, was das Personal der herrschenden Klasse in Rußland betrifft. (Ist natürlich klar: wer anderer Meinung ist, wird das als „Ressentiment“ auffassen.)
@Fredegar Bolger
„Aber was dann folgte, ist für die Zukunft dieses Brasiliens mit Atomraketen eine Katastrophe.“
Hübsch, gleich noch Einen nachgeschoben, Sie wollten wohl an Ihrer Gesinnung keinen Zweifel lassen?
Russische Waffenlieferungen an die „Separatisten“:
Ein New York Times-blog berichtet unter Bezug auf den Report eines Forschungsinstitutes, dass mindestens 19 verschieden Waffentypen in der Ostukraine identifiziert wurden, die vorher nie aus Russland in ein anderes Land exportiert worden waren.
http://atwar.blogs.nytimes.com/2015/02/02/tracking-the-weapons-used-to-fight-ukraines-war/?partner=rss&emc=rss
@wacaffe „inner circle“:
Vielleicht kann man das in Machtblöcken denken. Ich frage mich, ob Jens Berger mit folgender Schilderung von Mitte letzten Jahres Recht hat:
(aus „Separatisten in der Ostukraine – die Geister, die wir riefen“, nachdenkseiten.de)
Damals schrieb er dann weiter, die Separatisten im Donbass seien ein Spielball der Ultranationalisten, der gegenseitige Einfluß zwischen Putin und Ultranationalisten sei gering und die Sanktionspolitik des Westens würde die Ultranationalisten gegenüber den Nationalliberalen stärken.
@Frager: also, wenn Sie nicht nur Buchhalter, sondern auch noch Brasilianer sind … kann ich Ihnen auch nicht mehr helfen.
Interessant, wie innovativ und konsequent die Britisch Army auf die neuen Herausforderungen reagiert: Der Guardian berichtet über die Neuaufstellung der 77th Brigade zur „kommunikativen Kriegsführung“ in Szenarien, die vor allem eine starke politische Komponente haben. Der Guardian sieht das auch vor dem Hintergrund der hybriden Kriegsführung und im Zusammenhang mit der potentiellen Zusammenarbeit zwischen Putin (als Synonym für die aktuelle russische Führung) und radikalen rechten und linken Parteien in Europa. Bemerkenswert.
Frage: darf man hier unter Angabe der Quelle den Guardian zitieren?
@ ein leser
schon klar. klassisches diktatoren balancing a la Speer vs. Himmler mit AH als Moderator
nur wer zu welchem flügel gehört und vor allem welcher wann aus welchen gründen die oberhand hat wäre eben interessant.
darauf sollte sich NSA und co mal konzentrieren ;-)
der artikel im CSM ist dazu auch ganz lesenwert (hatte glaube ich oben schon wer gepostet)
http://www.csmonitor.com/World/Europe/2015/0202/Oligarchs-out-siloviki-in-Why-Russia-s-foreign-policy-is-hardening
——
@ st. marc
ja. leistungsschutzrecht gilt nur für nationale medien
@ StMarc
Hinzu kommt die Notwendigkeit für die Millionen Menschen irgendeine Art der Grundversorgung aufzubauen.
War das jetzt ein Witz?
(Lese-Empfehlung: „Lack of Aid Deepens Suffering in Conflict-Hit East Ukraine“)
– Seitens der „Separatisten“ gibt es keine funktionierende Verwaltung, sondern nur ein paar symbolische Propaganda-Aktion. (OHCHR: „Reportedly, the ‘Donetsk people’s republic’ has commenced disbursing social benefits in the territory it controls. But people have to submit application forms to claim their benefits and must present a passport, and a photo. Such social benefits have been disbursed reportedly varying between UAH 900 and 1800 (approx imately USD 69 and 138). But they have not been systematic and have not reached all those who are entitled to social benefits.“ Oder wie es ein Rentner in Donetsk ausdrückte: „We sent in applications … but we haven’t received a thing for eight months“)
– Von den „Weißen Konvois“ dubiosen Inhalts aus Russland kommt praktisch nichts bei der Bevölkerung an. (Separatisten-Kommandeur Pavel Dremov: „Out of 10 humanitarian convoys, only one has reached the people. Everything else has been stolen“)
– Ukrainische Hilfskonvois werden von den Freiwilligen-Bataillonen nicht in die russisch kontrollierten Gebiete gelassen. (Siehe OCHCR-Bericht)
– Seitens der ukrainischen Regierung werden keine Medikamte in die russisch kontrollierten Gebiete gelassen. Banken hat es in den russisch kontrollierten Gebieten nicht mehr. Staatliche Beihilfen werden nur persönlich in ukrainisch kontrolliertem Gebiet ausgezahlt; wer die Front passieren will braucht mittlerweile einen Sonderpass.
Oder zusammengefasst:
Die Ukraine tut alles, um die Menschen zum Verlassen der russisch kontrollierten Gebiete zu zwingen. Und die russischen Anstrengungen zielen darauf ab der Ukraine militärisch zu schaden; zivile Infrastrukturen und Bedürfnisse sind nicht Teil der Planungen.
@wacaffe: Danke für den Link!
das hieße, der Westen würde bei Putin (vielleicht wieder als Synonym für eine ganze Gruppe zu verstehen) keinen Schritt weiterkommen, wenn er auf diese Angst keine geeignete Antwort anbieten kann.
Irgendwie ist das alles schon ironisch:
In der KSZE war es dem Osten wichtig, Anerkennung von Grenzen und Nichteinmischung in Europa festgeschrieben zu bekommen.
Das aktuelle Problem des Westens ist es, dass Russland diese Grundsätze in der Ukraine verletzt.
Russland wiederum versucht damit wohl, einen Schutz vor westlicher Einmischung aufzubauen.
Kessel um Debaltsevo angeblich geschlossen!
https://twitter.com/ArmedResearch/status/562695457957511169
wenn sich das bestätigt dürften die Ukrainer langsam zum rekordhalter der umkesselten werden.
wieso wurde die front da nicht begradigt?
debaltsevo zur festung erklärt? wurde vor ort irgendwer zum GfM ernannt?
Die ukrainische Führung ist halt etwas unflexibel, was so etwas angeht, um es mal milde auszudrücken.
Andererseits hatten sie wirklich genug Zeit, diesen Frontvorsprung zu räumen, so viele Gefangene wie bei den letzten Kesseln werden es bestimmt nicht werden und die Verluste der Seperatisten sind (wie beim Angriff auf befestigte Stellungen nicht anders zu erwarten) wohl recht hoch.
Das Problem sehe ich wirklich darin, daß man auf ukrainischer Seite nach dem Prinzip Perception is Reality führt, während man auf Seperatistenseite lieber Fakten schafft.
Rücksicht auf das Leben von Unbeteiligten oder auf die Vermeidung unnötiger Verluste nehmen beide Seiten nicht.
@ Ein Leser
Russland wiederum versucht damit wohl, einen Schutz vor westlicher Einmischung aufzubauen.
Nö. Die russische Regierung nutzt konfrontative Außenpolitik zur „Konsolidierung der Gesellschaft“. Und das hat unter Putin Tradition, wie beispielsweise dieser Artikel von 2006 zeigt: „Prügelknaben Moskaus? Estland und Lettland und ihr Verhältnis zum russischen Nachbarn“.
Oder sind die baltischen Staaten auch eine Gefahr für die russische Sicherheit und den Bestand der autokratischen russischen Regierung? Nicht alles was behauptet wird ist auch wahr, und oft ist Außenpolitik schlicht innenpolitisch motiviert. Jaja, 2€ ins Phrasenschwein… ;)
@ JCR
Rücksicht auf das Leben von Unbeteiligten oder auf die Vermeidung unnötiger Verluste nehmen beide Seiten nicht.
Etwas ausführlicher auf „Why Is Ukraine’s War So Bloody? The Soviet Union Trained Both Sides.“
Dazu kommen dann noch Kriegsverbrechen wie Angriffe auf die Zivilbevölkerung oder das Hinrichten von Kriegsgefangenen.
@J.R.
Die Ukraine hatte heute versucht eine Feuerpause zu vereinbaren zur Evakuierung der Zivilbevölkerung
http://augengeradeaus.net/2015/01/ukraine-sammler-die-not-der-zivilbevoelkerung/#comment-176174
@J.R. „Nö. Die russische Regierung nutzt konfrontative Außenpolitik zur „Konsolidierung der Gesellschaft““:
Das ist doch jetzt kein Widerspruch. Das läßt sich Hand in Hand machen.
@J.R. „Oder sind die baltischen Staaten auch eine Gefahr für die russische Sicherheit und den Bestand der autokratischen russischen Regierung?“
So ganz harmlos sind sie jedenfalls nicht. Wenn es Russen in westlich orientierten Nachbarstaaten gut geht, dann fangen Russen in Russland vielleicht an, sich auch nach so einem Leben zu sehnen. Außerdem ist es ein Zeichen von Schwäche, wenn man direkt vor der Haustür Sateliten des Westens dulden muss, und Schwäche macht angreifbar.
Selbst nach Sep Karten halten die Ukrainer die Schnellstraße runter nach Debaltsevo. Geschlossen heißt wohl bei denen mehr, dass die diese Schnellstraße aus mittlerer Entfernen Effektiv genug Beschießen können, um den Nachschub zu stören. Zivilisten werden wohl aus den Kessel gebracht. Von da an dürfte über die Schnellstraße wohl wirklich nicht mehr viel gehen.
Krankenhäuser im Ukr Kontrollierten Donbass haben auch Probleme mit Medikamente. Problem ist einfach dass Kiew dafür nicht so spendabel wie für andere Dinge ist. Ist sicherlich auch so, wenn im Sep Gebiet für Medikamente bezahlt wird, werden die dort auch hin geliefert.
Ansonsten kostet der Ukr Blockade bzw. Sanktionswahn gg. Russland vor allem Geld und vernichtet auch Langfristig deren Hauptabsatzmarkt. Sobald die EU den Geldhahn für so welche Späße abstellt, hat Kiew ein sehr großes Problem. Da Pintschuks Röhrenwerke nicht mehr nach Russland liefern können, hat die EU jetzt ihren Markt für so welche Produkte geöffnet. Dagegen wird es auch Wiederstand in der EU geben. Ende Februar muss Frankreich die Mistral ausgeliefert haben. Der Kampf um Debaltsevo dürfte nach Einrichtung eines Kessels locker 2 Wochen dauern. Das wird eng für die Franzosen. Wenn das schief geht, dürfte dass Hollande treffen. Le Pen fährt weiter Siege in Frankreich ein.
@Ein Leser
Genau und diese Verstrickung aus außen- und innenpolitischen Motiven macht die Lage so schwierig. Selbst, wenn die NATO alles tut, um die gefühlte Bedrohung zu vermindern (und im Monment hält man sich m.E. sehr zurück), bleibt das innenpolitische Motiv. Die Balten können ja schlecht ihre Wirtschaft runterfahren, damit sich Putin durch Freiheit und Wohlstand nicht mehr bedroht fühlt.
Ergo liegt der Schlüssel in Moskau. Nur, wenn Russland bereit ist, gewisse Zugeständnisse auch ehrlich und in den eigenen Medien anzuerkennen, machen Verhandlungen richtig Sinn.