Ehrendienst vor dem Ministerium: Schluss mit Flecktarn
Seitdem das Bundesministerium der Verteidigung seinen 2. Dienstsitz in Berlin hat, also seit dem Umzug der Bundesregierung aus Bonn vor inzwischen mehr als 15 Jahren, bewachen Feldjäger der Bundeswehr das Ministeriumsgebäude in der Hauptstadt, den Bendlerblock. (Im Unterschied zu anderen ebenfalls besonders gefährdeten Ministerien, die von der Bundespolizei geschützt werden.) Und in diesen gut 15 Jahren hat die Militärpolizei ihren Dienst immer im Feldanzug, der Fünffarb-Flecktarn-Uniform, versehen (wie auf dem Bild oben vom Mai 2013).
Damit ist Schluss. Die Militärpolizisten in den Wachgebäuden auf beiden Seiten des Ministeriums, auf den Streifengängen rund um den Bendlerblock und bei der Durchleuchtung von Besuchern tragen seit Jahresanfang nicht mehr Flecktarn, sondern den Dienstanzug des Heeres mit grauer Jacke und anthrazitfarbener Hose und Krawatte, pardon, Langbinder.
Das fällt auf – und deshalb habe ich jemanden nach dem Grund gefragt, der es wissen muss: Brigadegeneral Udo Schnittker, General der Feldjäger und damit der Chef der Militärpolizei der Bundeswehr. Nach seinen Worten war der Wechsel von Flecktarn zum Dienstanzug schon länger geplant, verzögerte sich aber, weil erst mal alle Soldaten im Wachdienst vor dem Verteidigungsministerium mit mehreren Sätzen Dienstanzug ausgestattet werden mussten.
Für den Dienst im formaleren Anzug sprechen, so Schnittker, zwei Gründe. Zum eine gelte, dass die Feldjäger den gleichen Anzug tragen wie die unterstützte Truppe. Und die ist in diesem Fall das Verteidigungsministerium, wo für die Soldaten der Dienstanzug zugleich Tagesdienstanzug ist.
Vor allem aber: Die Absicherung des BMVg als höchste vorgesetzte Dienststelle ist ein Ehrendienst, der in anderen Staaten durch Elitetruppen als Auszeichnung geleistet wird, sagt der General der Feldjäger. Und daran habe er sich auch für seine Soldaten orientiert.
Bei den Feldjägern selbst, so höre ich, soll die Begeisterung nicht ganz so groß sein. Weil natürlich der Dienstanzug weit weniger bequem ist beim stundenlangen Streifegehen oder im Wachhaus sitzen als der Feldanzug.
(Anmerkung: Ich weiß, dass beim Thema Anzugordnung hier gerne in der Debatte die emotionalen Wogen hoch schlagen und bitte deshalb von vornherein um Mäßigung.)
(Foto: Feldjäger auf Streife vor dem Ehrenmal der Bundeswehr neben dem Bendlerblock, beim ‚Memorial Run‘, dem Veteranengedenken im Mai 2013 – eigentlich gehörte da ein Foto vom Wachdienst im Dienstanzug hin, das ist aber aus Sicherheitsgründen nicht so schnell zu organisieren und wird nachgereicht.
Vielleicht kommt ja mal jemand auf die Idee, die alten 98k Holzprügel des BW Wachbattalions durch eine etwas zeitgemäßere Waffe zu ersetzen. Die sind ja wirklich schon etwas in die Jahre gekommen.
zum Sittenverfall in den deutschen Streitkräften auch bezeichnend
Deutscher Kapitän z.S. gibt chinesischem Konteradmiral die behandschuhte Hand.
(vom heutigen Flottenbesuch in HH)
Ist das jetzt einfach nur ein anderes Milieu im Offizierscorps? Ist comment jetzt selbst bei den königsblauen out?
Auch so kann man das ansehen einer armee demontieren.
http://media1.faz.net/ppmedia/video/4234571635/1.3379509/width610x580/der-deutsche-kapitaen-michael-setzer-r-begruesst-den-chinesischen-konteradmiral-zhang-chuanshu-dessen-verband-hatte-noch-vor-wenigen-wochen-an-einem-einsatz-gegen-piraten-im-golf-von-aden-teilgenommen-bei-dem-er-mit-einheiten-der-eu-nato-und-amerika-zusammenarbeitete.jpg
Stil und Form tut wohl Not wie Nie.
Ich ahne böses:
http://www.bwsportmag.de/wp-content/uploads/2014/11/Anzugskontrolle.jpg
Aber vielleicht bekommen die Fallschirmjäger es ja hin.
Ich ahne böses:
http://fs1.directupload.net/images/150119/3l76z46j.jpg
Aber vielleicht bekommen die Fallschirmjäger es ja hin.
zum Bild oben:
Mängel:
– Flecktarn in unterschiedlicher Farbe (ausgewaschen, lappige Kragen)
– Form und Trageweise des Baretts
– Haarschnitt und Rasur lassen zu wünschen übrig
– zwei unterschiedliche Koppel (privat beschafft?)
– unterschiedliche Trageweise der Ausrüstung
Im Hintergrund: Bund der Veteranen? Treffen am Ehrenmal? – was mag da so manch ein Veteran gedacht haben?
Hier ist dringend der „Große Diener “ angesagt damit die Optik endlich mal wieder stimmt.
Ansonsten: Der Anzug wird befohlen und dann trete ich am vorgeschriebenem Ort zum vorgeschriebenen Zeitpunkt im vorgeschriebenen Anzug an.
Einmal im Monat gibt es einen Gehaltsscheck und wem das nicht passt der kann kündigen.
Noch Fragen?
@Cosmo
„“Mängel:
– Flecktarn in unterschiedlicher Farbe (ausgewaschen, lappige Kragen)“
Also diese „Kritik“ ist nun wirklich substanzlos, das gehört wenn schon der den Wäscheverantwortlichen vorgehalten, btw was soll der Soldat wegen des lappigen Kragens tun können?
„– unterschiedliche Trageweise der Ausrüstung“
Wie es ein sollte, den persönlichen Bedürfnissen angepasst?
„– Form und Trageweise des Baretts“
War schon zu meinen Zeiten für jede Truppengattung normal
Wie kommen sie auf Veteranen?
Endlich wieder ein Thema bei auch wirklich jeder mitreden kann…so entspannend einfach kann Bundeswehr sein…Heeeerlich
Ehrlich gesagt finde ich es gut, dass man sich der repräsentativen Aufgabe wieder etwas nähert.
Das entschädigt aber noch nicht für die gänzlich unmilitärischen Wachen in den anderen Dienststellen. Oben auf dem Hardtberg ist es ein reines Trauerspiel.
@Bow
Eisenhower soll darauf geachtet haben, das er nie den Eindruck erweckte , er würde so tun als gehörte er zur kämpfenden Truppe.
@ThoDan 19. Januar 2015 – 20:15:
Wie kommen sie auf Veteranen?
Hab ich bei http://www.gidf.de für sie gefunden.
Tolle Seite.
Kann ich ihnen empfehlen.
http://veteranenverband.de/newsreader/items/wir-handeln-gemeinsam.html
http://veteranenverband.de/newsreader/items/die-vergessenen-K%C3%A4mpfer.html
http://veteranenverband.de/newsreader/items/Memorial-run-Berlin.html
Endlich einmal ein Thema neben Hubis, bei dem ich mich nach mehr als 30 Jahren, OK Luftwaffe und damit nicht Benchmark in Sachen Uniform, berufen fühle, 2 ct beizutragen.
Form Follows Function und Function hat hier mit Schutz und würdevollem Äußeren zu tun. Man muss ja nicht gleich die Schweizer Garde als Vorlage heranziehen.
Und Herr Wiegold zu dem Bild Autor: Lässig gebundener Langbinder (Lätzchenresiduum aus dem Mittelalter, um das Rüschenhemd zu schützen) sowie geöffneter oberer Knopf dürften das Abendland nicht in den Abgrund stossen ;-)
@bow
Seit wann sind FJg eine Eliteeinheit?
– Das behauptet ja keiner. Denn von Elite gibt es nicht viel in der Bw. Die Angehörigen der KSK, Kampfschwimmer, Minentaucher, Fernspäher…das sind Elite Soldaten.
Fallschirmjäger sind maximal eine spezialisierte Truppengattung, ich sage sogar eine ganz normale (als ehem. Angehöriger der selbigen).
Was die Einsätze angeht…ich behaupte das ein Großteil der Feldwebel der FJg mehr Einsatzerfahrung hat, und damit meine ich nicht eine „Drinnie Verwendung in MeS“, als die aller meisten Angehörigen der „Elite FschJg“…so sind 3-5 Auslandseinsätze bei einem SaZ12 durchaus normal, und bei BS stehen bei vielen schon zwei Zahlen.
Aber zurück zum Thema:
Eine Einheitlichkeit kann gar icht eingehalten werden. Denn nicht jeder FJg hat den gleichen Ausstattungssatz an „Schwarzzeug“, geschweige denn die gleiche Waffe (p8 und P30). Denn für die P30 gibt es anderes Pistolenholster, sowie Magazinholster, als für die P8.
Auch ist nicht jeder FJg Teil- oder Selbsteinkleider. Von daher hat auch nicht jeder 5 Sätze Dienstanzug.
Dieses kann man alles ja noch anordnen und ausgeben…
Viel dringlicher ist aber die Frage was denn überhaupt der Auftrag ist?!
Im BmVg ist es der Sicherungsauftrag! Das ist der Kernauftrag! Alles andere ist nur „Beiwerk“.
Daher ist der Anzug hier auch der FA der richtige!
Zum Vorschriftenpunkt: FJg tragen den Anzug derzu unterstützenden Truppe.
– Im BmVg wird keine Truppe unterstützt, sondern ein Amtssitz abgesichert!
Von daher ist hier der Vorschriftenpunkt nicht zu halten.
Weiterhin steht in der Vorschrift auch noch das Wörtchen „grundsätzlich“ mit drin…und dieses ermöglich nun einmal die Abweichung vom Grundsatz!
Wenn man, wie der eine oder andere hier schon fordert, den DA zum normalen Anzug für den täglichen Dienst befiehlt, weil der FA („wie der Name es ja schon sagt“) für das Feld gedacht ist….ja dann bin ich ja mal gespannt wie viele DA´ge die Bw demnächs in Auftrag gibt…denn dann müssten bestimmt 90 Prozent der Bw diesen Anzug tragen, und ab A13 den FA komplett abgeben! Denn 90 Prozent der Sdt dienen jeden Tag überall, aber nicht im „Feld“ (Übung usw.), und ab A13 betreten die Sdt das „Feld“ (Übung usw.) schon gar nicht mehr richtig. Im Einsatz übrigens auch nicht!
Das alles ist aber auch gar keine schlechte Idee…denn so kann man die LHBw wieder auf Vordermann bringen…denn die ist ja bekanntlich „pleite“….
Alles in Allem…ein „Superthema“ wo sich die „Großkopferten“ mal wieder zu Wort melden und zeigen können wie weit Sie doch tatsächlich von der Truppe entfernt sind!
Da im Bericht nur vom 2. Dienstsitz die Rede ist, die Nachfrage, wie bewacht die BW die Hardthöhe in Bonn? Auch im Dienstanzug oder im Flecktarn oder macht dies dort gar nicht die BW selbst sondern die Bundespolizei?
@ THODAN
„Eisenhower soll darauf geachtet haben, das er nie den Eindruck erweckte , er würde so tun als gehörte er zur kämpfenden Truppe.“
Dafür hatte er ja auch das Kontrastduo unter sich.
GammelGI Bradley und Primadonnanarziss Patton.
Trotzdem beide auf ihre art gute kommandeure. Solange die Substanz stimmt ist Äußerlichkeit tatsächlich relativ egal. siehe ZAHAL.
das thema ist wohl nur deswegen dauerbrenner weil die Verwahrlosung der soldatischen HAltung nach außen als symptom des strukturellen Verfalls soldatischer Prinzipien und Geisteshaltung in der BW allgemein gesehen wird.
Closius | 19. Januar 2015 – 20:58
Dort gibt es sicher noch (wie seit langer Zeit), eine zivile Wache …
„Solange die Substanz stimmt ist Äußerlichkeit tatsächlich relativ egal. siehe ZAHAL.“
Die israelische Armee mag eine Ausnahme sein (relativ junge, unkonventionelle Armee, Klima), alle anderen Einheiten, die etwas auf sich halten, geben sich im Formalen und im öffentlichen Auftreten keine Blöße (Legion, Marine Corps, u.a.).
@ thomas melber
seh ich doch auch so. Das äußere soll eben auch spiegel des inneren sein.
ergo straff,schneidig…..
die frage ist eben ob die gegenwärtige geschmacksverirung bei uniormen/schnitten etc. den zustand in der bw nicht eigentlich recht gut widergibt.
was könnte man nicht schon mit vernünftiger Körperspannung bei vielen Soldaten erreichen. Zumindest an der OSH muss man sowas doch mal thematisieren. Da ist irrgenwie die selbstachtung abhanden gekommen
Es ist schon interessant, dass man doch in solchen threads erkennen kann, dass einige der größten Kritiker des BMVg ganz offensichtlich noch nie da waren. Weder in Bonn noch in Berlin.
Wunderbar aufregen geht dann für die armchairgenerals des Stammtischgeschwaders trotzdem ziemlich gut.
Köstlich
Aha, „….wo für die Soldaten der Dienstanzug zugleich Tagesdienstanzug ist“. Ja…, die Feldjäger sind halt nur noch eine Strohpuppentruppe. Eskalationen sind im Dienst halt undenkbar. Bewegungsfreiheit ergo Selbstverteidigung leb Wohl. Waffe ziehen ist da ja schon eine Herausforderung. Elite…aha. Der Schlips eignet sich übrigens gut zum Strangulieren. Bei allem Gerede bleibt wieder einmal der Selbstschutz auf der Strecke, eine Zumutung ist das. Aber was rede ich denn hier, wie könnte das ein Offizier je verstehen.
Solange einige Stabsoffiziere des BMVg mit dicken Bäuchen vor sich her stolzieren, ist es völlig egal welchen Anzug die Feldjäger tragen! Eine Bewachung wäre in diesem Fall auch locker durch das WachBtl BMVg zu leisten, die haben grundsätzlich genügend Dienstanzüge – sogar bei Bedarf in der jeweiligen TSK (Heer, Marine, Luftwaffe).
Ich finde die Neuregelung vollkommen in Ordnung, immerhin sind die Soldaten im Ministerium eingesetzt und nicht in einer x-beliebigen Kaserne. Ich gebe aber zu, es war nicht das drängendste Problem der Bw, das einer Regelung bedurfte.
Warum das Thema hier (zu Recht) eine Rolle spielt? Weil es augenfällig ist, zumindest für den nicht geringen Teil der Berliner Blog-Leser, die hin und wieder am oder im Bendlerblock sind.
Im übrigen, fürchte ich, entgleitet der Thread zum Ende hin wieder stark in Richtung der vom Hausherrn so wenig geliebten grundsätzlichen Anzugsdebatte (vgl. Domröse u.ä.).
Dieser Dienstanzug ist weltweit der mit abstand hässlichste, sowas würden die in den USA niemals tragen. Die Uboot-Anzüge sind auch furchtbar. Die deutsche Polizei wurde neu eingekleidet, warum nicht auch mal was neues für die Bundeswehr? Diese trostlose grau ist echt schlimm und der Schnitt….
Von Berlin über Hilden nach München und zurück (vom 25.02.14) !!!
Weiterhin kündigte Brigadegeneral Schnittker die Herausgabe der neuen Bereichsverfügung „Wahrnehmung des Feldjägerdienstes im Inland durch den Aufgabenbereich Feldjägerwesen der Bundeswehr“ an. Diese regelt grundsätzliche Aspekte des Feldjägerdienstes und greift dabei auf bereits Bekanntes zurück. Eine wesentliche Änderung, diese wird vor allem das Feldjägerregiment 1 betreffen, ist das Erscheinungsbild der eingesetzten Feldjäger am 2. Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung. Der Feldjäger im Großen Dienstanzug soll künftig das erste Bild sein, was die Soldaten, Mitarbeiter und Besucher des Bendlerblocks zu sehen bekommen. Diese Maßgabe geht mit der grundsätzlichen Vorstellung einher, dass der Feldjäger den Anzug der zu unterstützenden Truppe trägt und unterstreicht an diesem exponierten Ort den Ehrendienst den unsere Kameraden dort täglich leisten.
http://tinyurl.com/lodm967
…OT ….
… ich warte leider auf einen neuen „Drehflügler Jan 2015“ …
Danke @T.W. !!! Bevor es mehr um Krawatten geht … SORRY !!!
Och, ich dachte, das muss mal jetzt nicht sofort sein… weil sich alle wieder prügeln? Oder gibt’s einen konkreten Anlass?
@ T.Wiegold
Wäre doch was für ein Taschen coffeetable book.
„Diskurs“kultur“ anno 2015″
Dann walhweise alle Hubschrauber oder BW Fashion Threads als Hochglanzausdrucke
Merchandising a la AG ;-)
Ich hab‘ übrigens paar Kommentare gar nicht erst freigeschaltet. Weil sich da Leute noch mehr als sonst schon in diesem Thread ausgekotzt haben…
Ingesamt bestätigt sich wieder: Wenn’s um Anzug geht, brechen alle Dämme. Nicht besonders erfreulich.
Ganz nüchtern gefragt – gibt es mittlerweile Lederholster für die P8 (respektive die Dienstpistole der Feldjäger) oder wird der o.a. Dienstgürtel samt „Kladderadatsch“ über den Dienstanzug gerafft?
Würde zur allgemeinen Sachlage passen: Die Anzugordnung/Vorschrift befiehlt z.B. „Seitenwaffe für FahnenbegleitOffz“, aber der Dienstherr verpennt seit Mitte der 90er, ein passendes Holster für die nicht mehr ganz so neue Dienstpistole anzuschaffen – wohl dem Verband, bei dem der Kdr noch mindestens drei P1 auf dem Dachboden versteckt ;-)
wacaffe
Wie kommen Sie darauf das der Handschuh ausgezogen werden muß ?
Der Handschuh ist Teil der Uniform wie auch die Kopfbedeckung. Was im Zivilen
usus z.b. gegenüber einer Dame war gilt nicht automatisch für den Uniformträger !
Informieren Sie sich bevor Sie Ihr Gefühl sprechen lassen.
@T.W.:
„Ingesamt bestätigt sich wieder: Wenn’s um Anzug geht, brechen alle Dämme. Nicht besonders erfreulich.“
Ärgerlich, aber irgendwo verständlich… ist ja schließlich eines der Themen, bei denen tagtäglich die Kluft zwischen Anspruch der Führung und Realität zu Tage tritt. Ob das nun ein General Domröse als Wüstentarnweihnachtsbaum oder auch die Tatoo-Debatte angeht.
Mal rein nüchtern betrachtet: die Jungs sind da, um einen Job zu erledigen, nicht, um gut auszusehen. Ehendienst hin oder her, aber wenn man Attrappen dort aufstellen will, dann könnte man sich auch besser gleich beim Wachbataillon bedienen.
@ wacaffe
„das thema ist wohl nur deswegen dauerbrenner weil die Verwahrlosung der soldatischen HAltung nach außen als symptom des strukturellen Verfalls soldatischer Prinzipien und Geisteshaltung in der BW allgemein gesehen wird.“
Naja, aber das geschichtliche Gegenbeispiel gibts auch … und zwar aus der deutschen Geschichte. Da legte doch tatsächlich das preussische Heer 1806 enorm viel Gewicht auf Form und Aussehen seiner Truppen, echauffierte und amüsierte sich über „die alten Rossbacher“ von jenseits des Rheins, die noch nichtmal für alle ordentlich gepuderte Perücken zu stellen wußten … und bekamen dann in Jena und Auerstedt gezeigt wo der Bartel den Most holt und warum das Gekünstel im Gefecht keine Bedeutung hat. ;)
In einem sind wir uns, glaube ich, einig: Disziplin ist ein Grundpfeiler des soldatischen Dienstes und Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Bestehen im Kampf (vgl. z.B. van Creveld, Kampfkraft). Und dies äußert sich nicht nur, sondern eben auch, im Anzug und im sonstigen militärischen Verhalten.
Und darum ist es in Teilbereichen dieser unseren Streitkräfte derzeit nicht gut bestellt, was man schon allein daran sieht, dass man sich überhaupt über diese Themen unterhalten muss, die für jemanden, der stolz auf seinen Beruf ist, ihn mit Leidenschaft verrichtet und ihn eben nicht als „Beruf wie jeden anderen“ ansieht, schlichtweg eine Selbstverständlichkeit sein sollte – dienstgradunabhängig.
Ich erlebe täglich, weil ich in einer Dienststelle eines großen Nachbarlandes diene, dass es auch anders geht, was nicht unwesentlich zu meinem Verdruss beiträgt. Und ich finde es erstaunlich, dass man an so mancher Baustelle vorbei fährt, wo das Arbeitsgerät in Reih‘ und Glied abgestellt ist („Visitenkarte für die Firma“), wohingegen der Zustand so manchen T-Bereiches der Beschreibung spottet. So kommt eins zum anderen und so halten Dinge Einzug, die ich nicht nachvollziehen kann und mit denen ich mich (noch) nicht abfinden möchte.
Ich vermute Herr Wiegold hat dieses Thema gebracht, um wieder ein eher lockeres „Problemfeld“ in die Runde zu werfen. Denn wenn ich so auf die sonstigen Themen schaue, schauert es mir schon reichlich und mitreden, geschweige denn denken, fällt sehr schwer. Dem Tenor „zu teuer, zu spät,verfassungsrechtlich bedenklich, Weltuntergang“ stellt er nun was vom Stammtisch gegenüber. Eben den Anzug. Im Grunde ist das so, als würde man nach einer langen intensiven Dauerbestrahlung durch hintergründig -öffentlich-rechtliches Fakten- und Wirklichkeitsfernsehen unvermittelt auf RTL II umschalten.
Aber: Nach dieser Anzug-bedingten intellektuellen Verschnaufpause wird uns Herr Wiegold sicher wieder ein eher belastend-anstrengendes Thema anbieten.
Ich mag den verschmitzt-bübischen Blick, mit dem Herr Wiegold auf der Startseite derzeit auf das Thema „Schluss mit Flecktarn“ blickt. Das passt so schön.
@Voodoo | 20. Januar 2015 – 0:53
Letzteres. Ist aber kein Problem, auch nicht optisch.
‚Nur‘ das Ziehen, von welchem Ausrüstungsgegenstand auch immer, ist aufgrund der schlechteren Passform -man darf/kann den Gürtel bei Dienstanzug schließlich nicht ganz eng stellen- ‚etwas‘ schwieriger.
Wenn immer noch die Art Schuhe (Oxford) zum kleinen Dienstanzug ausgegeben werden wie zu meiner Zeit ist das ein Witz, die Dinger sind gut für’s Tanzparket oder Bankschreibtisch, aber nicht für tägliche Wachgänge draussen und im Winter gehen die schon garnicht.
Da braucht man http://thumbs1.ebaystatic.com/d/l225/m/m9jXM7K4bIC2epk8F1qRScA.jpg oder http://i3.ztat.net/large/DO/11/2A/04/GQ/11/DO112A04G-Q11@1.1.jpg
Da sind zB die Engländer deutlich besser ausgerüstet
Zum großen Dienstanzug, was er auch mit Schwarzzeug statt Standardkoppel ist, wird der Kampfstiefel getragen.
Wurde aber auch hier bereits mehrfach geschrieben.
@TW
„Wenns um den Anzug geht, brechen alle Dämme“
Immerhin soll da noch einer sagen, der deutsche Mann hätte kein Stilbewußtsein ;)))
@Tom
Danke für die Aufklärung!
(SCNR) Zu meiner Zeit in Berlin gabs ja noch den Flecktarn-Buddy Bear neben der Wache.
Hat sich die Wache damals seinem Anzug angepasst ? Wird er jetzt auch umgekleidet? Oder hat ihn die Hausherrin auch in Pension geschickt?
Wichtiger erscheint mir aber die Frage, was bei uns wieder los wäre, wenn unsere Guardian Angels wie die Kanadier gehandelt hätten:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/islamischer-staat-kanadische-soldaten-kaempfen-gegen-is-miliz-a-1013869.html
@Selber denken
Danke für den Hinweis auf den Buddy Bear, da muss ich doch mal nachgucken ;-)
Was die ISIS-Geschichte angeht: Das gehört so was von nicht in diesen Thread, sondern in den zum Irak-Mandat, wo es auch schon angesprochen wurde…
So nun habe ich eine Nacht über den Artikel geschlafen und kann mich doch langsam mit dem Dienstanzug anfreunden. Die Farbkombination finde ich nicht schlimm, allerdings finde ich, dass die Passform und das Material für die Vieltrager vor dem BMVg angepasst werden müsste. Das BMVg als oberste Stelle in der Kommandostruktur hat besonderen Schutz verdient, außerdem hat es Respekt verdient (auch wenn sich viele Beamte nicht besonders anstrengen um respektiert zu werden…). Als Zeichen des Respekts, haben die Wachen ein ordentliches Auftreten an den Tag zu legen. Flecktarn ist vielleicht praktischer, aber es ist (zumindest aus Sicht eines Zivilisten) auch aggressiver im Aussehen.
Jeden Morgen zwischen 7:00 Uhr und 7:30 Uhr, je nach Verkehrslage, sehe ich immer große Mengen Feldjäger an der Fleischtheke eines großen Supermarkts. Wenn ich mir die so betrachte, fände ich es besser, wenn die alle den Diener tragen würden, denn die Interpretationen der Feldanzüge, oder was das teilweise darstellen soll, sind einfach nur abstoßend. Selbst die Schüler (zwischen 12 und 16) die morgens immer dort sind reden negativ über die Anzugsordnung der Feldjäger.
Gefühlt wird das Auftreten der Soldaten in der Öffentlichkeit, seit Abschaffung der Wehrpflicht, immer schlechter. Die ganzen Pseudoeliten und Supersoldaten sollen erstmal lernen wie man sich richtig anzieht.
@T.W. Sorry, übersehen.
Es wird hier viel über das Ansehen und Auftreten der Soldaten in der Öffentlichkeit gesprochen und dass angeblich die Bevölkerung äußerst unzufrieden mit uns Soldaten ist. Doch kann ich es kaum fassen, dass sich Angehörige derselben Armee über den achso „allgemeinen“ Soldaten herzeihen, als sei er ein schmutziger, undisziplinierter Herumtreiber. Die Resignation vieler Soldaten, auch bei diesem Thema, kann ich da sehr wohl verstehen. Und dann auch noch die Frechheit zu besitzen sich als Maßstab aller Dinge zu bezeichnen und immer nur von den anderen Soldaten zu sprechen… eckelhaft. Spiegelbild der Gesellschaft funktioniert auch anders herum.
Immerhin tragen die Kameraden überhaupt noch Uniform – muss ein langer Kampf gewesen sein, dass der DA überhaupt zugelassen wurde.
Trotzdem wirkt die Umsetzung wie nicht zu Ende gedacht. Für den repräsentativen Einlass lässt man sich den DA ja gefallen – aber wenn man die Runde um den B-Block macht auch? Nichtmal die bereits erwähnte Schweizer Garde trägt für Sicherungsaufgaben die bunte Klamotte, dort tragen Sicherungsposten den Tagesdienstanzug (Blau).
Eine Trennung in repräsentativen Bereich/Einlass (DA) und allgemeine Sicherungsaufgaben/Objektschutz (FA) wäre angebracht. Aber differenziertes Denken gehört schon ein paar Tage nicht mehr zu Tugenden deutscher Streitkräfte.
@Nutshats
„Doch kann ich es kaum fassen, dass sich Angehörige derselben Armee über den achso “allgemeinen” Soldaten herzeihen, als sei er ein schmutziger, undisziplinierter Herumtreiber.“
Dem kann ich nur zustimmen, allerdings ist es mir auch mittlerweile ziemlich egal ob meine Soldaten und ich als „marodierende Bande“ empfunden werden.
Wir leisten gute bis sehr gute Arbeit genauso wie viele andere in den verschiedenen Bataillonen der Bundeswehr.
@ Cosmo
„Einmal im Monat gibt es einen Gehaltsscheck und wem das nicht passt der kann kündigen.“
Dafür habe ich immernoch viel zu viel Spass an meinem Aufgabenbereich als militärischer Führer, aber jeder Vorgesetzte ist gerne eingeladen einen erkannten Mangel abzustellen. Aber auch das möchten viele Vorgesetzte nicht, weshalb auch immer.
Kleine Geschichte aus meinem letzten Einsatz in KAB, nach der Rückkehr vom KAIA wurde ich von unserem Kommandant Stabsquartier angesprochen, er hätte gerade ein Telefonat mit einem OTL vom KAIA geführt wobei sich dieser StOffz bei ihm beschwerte das wir erstens keine Kopfbedeckung getragen haben und zwotens nicht dienstlich gelieferter Ausrüstung tragen würden. Seine Antwort an ihn (und dafür mag ich ihn heute noch) weshalb er den erkannten Mangel nicht sofort abgestellt hat beantwortete der Kamerad vom KAIA „wir wären auf der anderen Strassenseite gewesen und hätten insgesamt einen sehr aggressiven Eindruck gemacht“.
Und solche Vorgesetzten haben den Anspruch mich zu führen, da hörts bei mir einfach auf.
mkG
MarkusL
Mal von den Äußerlichkeiten des Anzugs abgesehen, würden mich die tatsächlichen Kapazitäten und Fähigkeiten der Feldjäger zur Sicherung des Ministeriums interessieren. Anzahl, Vorgehen und Ausstattung deuten für mich darauf hin, dass die Feldjäger eher zur unmittelbaren Abwehr von Störern, Protestierern oder vielleicht mal eines einzelnen Eindringlings geeignet wären. Ob sie regelmäßige Schießübungen und taktische Ausbildung zum Vorgehen gegen bewaffnete Täter in Gebäuden haben, bezweifle ich mal. Ob die Abwehr eines terroristischen Angriffs auf das Ministerium tatsächlich als Teil des Sicherungsauftrags gewährleistet werden könnte, hielte ich für fraglich – egal in welchem Anzug.
Ich möchte vermuten, dass die militärische Wache der US-Botschaft ein paar Straßen weiter, nicht nur schneidiger aussieht, sondern für die Sicherung ihres Objektes auch besser ausgebildet und ausgerüstet ist. Repräsentation ist hier Teil des Auftrags aber der Sicherungsauftrag muss auch mal beherrscht werden.
Cynic2 | 20. Januar 2015 – 15:08
Sorry Sir; Sie „vermuten“, „bezweifeln“, „halten für fraglich“ und die militärische Wache sieht „vermutlich“ besser aus und kann so wie so alles besser …
Merken Sie etwas? Sie haben gar keine Fakten und stellen alles in frage. Das ist unredlich …!
@ Nutshats:
Ich weiss zwar nicht, worauf Sie sich beziehen. Dass es in diesen Streitkräften mittlerweile Bereiche gibt, in denen gilt „Anzug: erwünscht!“, wollen Sie doch nicht ernsthaft in Abrede stellen wollen? Und das trifft nicht nur auf den „gemeinen Soldaten zu“; was im übrigen auch nirgends behauptet wurde, ganz im Gegenteil.
Es ist nur so: Wenn jeder rumrennt wie er will, macht auch bald jeder was er will. Das kann es nicht sein und reicht vom „Verteidigungsbeamten“ nach 20 Jahren in einem Amt, der rumrennt wie der erste Mensch bis zum „Veteranen“, der meint, für ihn gälten bestimmte Regeln nicht mehr und der betont lausig – jawohl, so nenne ich es, wenn man mit dreckigen Stiefeln und ohne Hosengummis durch die Gegend stolziert – aufrtitt. Diesbezüglich sind andere Streitkräfte wesentlich professioneller und uns um einiges voraus.
In einem gebe ich einem der Vorredner recht: Jeder Vorgesetzte ist für seinen Bereich zuständig, auf seiner jeweiligen Ebene. Nähme dies jeder ernst, angefangen beim Trupp- oder Gruppenführer, gäbe es das Problem nicht. Dies ist – ebenen- und dienstgradunabhängig – nicht mehr überall der Fall. Hier stellt sich die Frage: Wenn es Vorgesetzte gibt, die dies im tiefsten Frieden nicht durchsetzen wollen oder können, wie soll es dann erst im Ernstfall sein, wenn es um Entscheidungen von wesentlich größerer Tragweite geht…
@Cynic2, 20.01.15 15:08:
Ich sehe nicht den Punkt den sie machen wollen.
Das „Freikämpfen“ eines von Terroristen besetzt gehaltenen Bundeswehr-Gebäudekomplexes innerhalb Deutschlands liegt weder in der Zuständigkeit der Feldjägertruppe noch in der des KSK. Damit ist die Frage nach taktischer Ausbildung und regelmäßiger Schießübungen für ein solches Szenar sinnlos.
Auch das Wachbataillon BMVg wird, trotz grundsätzlicher Befähigung und Ausbildung zum Orts- und Häuserkampf, nicht den Amtssitz des Bundespräsidenten von bewaffneten Tätern „freikämpfen“.
Dafür hält sich die Bundesrepublik Deutschland bei der Bundespolizei und den Länder Spezialeinheiten, die hierfür speziell ausgebildet, ausgerüstet und regelmäßig beübt sind und in Alarmbereitschaft gehalten werden.
@FlaOffz: Das bedeutet, dass der Einsatz von Sicherungspersonal am zweiten Dienstsitz unnötig ist. Bleibt die repräsentative Funktion. Dafür könnte man dann aber auch Schauspieler engagieren und in historische Uniformen (Lützowsches Freikorps?) stecken.