Exercise Watch: NATO spielt Verteidigung Estlands durch
Hier in Deutschland hat’s wohl kaum jemand mitbekommen (ich auch nicht), dass die NATO in den vergangenen Tagen mal durchgespielt hat, wie man das Bündnismitglied Estland gegen einen russischen Angriff verteidigen könnte. Und diese Übung, Trident Lance 2014, fand vor allem in Grafenwöhr in Bayern statt:
NATO’s Allied Land Command has finally reached full operational capacity, LANDCOM commander Lt. Gen. John Nicholson said at the close on Wednesday of NATO’s largest training exercise since the end of the Cold War.
One aim of the exercise, Trident Lance, was to test how well a fully operational LANDCOM — which is charged with improving the effectiveness and reaction time of the alliance’s land forces — could respond to an international crisis. In this case, the scenario dealt with the hypothetical invasion of NATO member Estonia, which borders Russia at NATO’s northeastern corner.
berichtet die US-Soldatenzeitung Stars&Stripes.
Die größte NATO-Übung seit dem Ende des Kalten Krieges. Genauer, nach Angaben des Joint Warfare Center der NATO:
With more than 2,000 personnel operating in six countries, this distributed multi-Corps, command post exercise/computer assisted exercise is the largest of its kind since the Cold War, testing NATO’s ability to coordinate and execute a NATO-led Article 5 Collective Defence operation in a multinational environment.
oder noch etwas genauer, nach den Angaben des Allied Land Command (LANDCOM) der NATO im türkischen Izmir:
The exercise has been ongoing at the Joint Multinational Training Center, Grafenwoehr, Germany since 30 November and will wrap up on 13 December.In a first of its kind exercise since the 1990; three corps-level sized military units, augmented by various international military support units & agencies, performed their core functions in a land-based operation, certifying LANDCOM’s ability to conduct command and control of multinational forces should the Alliance need to conduct a Major Joint Operation.
Eine Übung, die vor allem eine mögliche russische Aggression im Blick hat:
„The message of this exercise is to all Europe, specifically our 28 NATO Allies. It talks to the readiness of NATO to meet challenges at speed with capable forces,“ said Supreme Allied Commander Europe, Gen. Philip M. Breedlove. „As you have seen over the past few months, Russia’s aggressive actions in Ukraine have triggered the alliance to begin a series of assurance and adaptation measures to assure our Allies and adapt our military organizations to the new security environment in Europe. We are evolving in order to be more responsive to challenges to any part of our Alliance.“
In Interviews mit NBC News werden die NATO-Kommandeure noch etwas deutlicher:
Vladimir Putin’s aggression in Ukraine and other intimidating shows of force have created a „very different kind of scenario“ for NATO, according to the defense alliance’s top commander in Europe. (…) In its latest move to reassure nervous allies that border Russia, NATO leaders met in Germany this week to analyze the results of Exercise Trident Lance 2014. Its training scenario dealt with the hypothetical invasion of NATO member Estonia and included everything from missile strikes to cyber attacks. It was the first NATO exercise of its kind since the end of the Cold War.
Um nicht missverstanden zu werden: Solche (Groß)Übungen sind ebenso berechtigt wie nötig. Ich finde es nur erstaunlich, dass sie in der deutschen Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden und offensichtlich keine Rolle spielen. Aber das gilt ja auch für die Bundeswehr – eine Suche nach Trident Lance auf der Bundeswehr-Webseite erbringt genau Null Treffer.
(Foto: Italienische Soldaten in Grafenwöhr bei der Übung Trident Lance 2014 – NATO/SHAPE)
Ah, schon wieder ein „command“. Der Soldat in der Mitte könnte auch deutsch sein.
Nein, das Bild in der Vergrößerung zeigt, dass es auch ein Italiener ist.
Ähm „Großübung“ !? War alles nur Computersimulation
Vom gemeinsamen multinationalen Simulationszentrum (Joint Multinational Simulation Center, JMSC) der amerikanischen Armee in Grafenwöhr führt das Nato-Landkommando in der Übung drei Korps, je eines in der Türkei, in Griechenland und in Polen, sowie die Südosteuropäische Brigade im griechischen Larissa.
Getestet wurde dies durch die noch bis morgen laufende 14-tägige computergestützte Kommandopostenübung „Trident Lance 14“.
Das war also die Zertifizierungsübung für Izmir, wobei Izmir ursprünglich von allen NATO-Mitgliedern als funktional überflüssig angesehen wurde. Nun hat es also – Putin sei Dank – eine „strategische“ Existenzberechtigung erhalten.
Interessant auch, dass das JWC den Exercise Director für ein tactical level exercise stellt und nicht das Joint Force Training Center der NATO in Bydgoszcz, Polen, das für die taktische Ebene zuständig ist und nach Abschluß von ISAF ja eigentlich beschäftigungslos. Wahrscheinlich ist Bydgoszcz noch zu sehr im ISAF-Szenario verhaftet und konnte nicht so schnell auf ein Artikel 5 Szenario umkonfiguriert werden.
@T.W.
die Internet aber auch hausinterne Intranet Präsenz ist tatsächlich unterirdisch. Ich habe das Gefühl, die Pressearbeitsleute werden noch weniger informiert als der Rest der Bundeswehr, der hat ja wenigstens „Flurfunk“.
Zum „Verteidigungsaufhänger“- mit solchen „Papierübungen“ weist man nicht mehr oder weniger die eigene Wichtigkeit nach. Man hätte auch rufen können, im Keller brannte noch Licht, aber wir haben es ausgemacht.
DEU Öffentlichkeit, wir weinen doch noch, weil in AFG keine selfies mit Minister gemacht werden konnten. Wenn Sie demnächst auf der Strasse mal 3 Leute fragen, wie Lettland, Littauen, Estland von Nord nach Süd geordnet sind, werden Sie wohl auch nur durch Zufall die richtige Antwort hören, Schade, ist aber so.
Da hilft nur, das Sie hier weitermachen. danke dafür.
Berechtigte Einwände.
Mir ist wichtig, dass man auch hier zu Lande mal hinschaut und mitbekommt, was eigentlich alles an Übungen im NATO-Rahmen (und, insbesondere in Punkto USA, darüber hinaus) an der und in Bezug auf die NATO-Ostflanke läuft. Will das auch gerne im Rahmen der Rubrik Exercise Watch hier mehr als bisher sammeln.
@klabautermann:
Ja die NATO-Kommandostruktur, weiterhin Ausweis der Ineffektivität und Abstrusität dieser Organisation.
Für mich ist die NATO eigentlich nur noch Anschauungsmaterial für Bürokratietheorien. Besonders der bürokratische Selbsterhalt bei gleichzeitiger Unfähigkeit die Umwelt zu erkennen und sich hieran wirklich anzupassen hat man perfektioniert.
@Memoria
Da vermag ich Ihnen nicht zu widersprechen. Die NATO KS ist eben seit 1999 (Washington Summit) eine rein politische und keine wirklich funktionale mehr, wenn man den level of ambition der NATO Strategie einmal ernsthaft an der Sicherheitslage misst.
@Memoria
wenigstens die Besoldung stimmt ;-)
Leider passt sich eine mir bekannte höhere Komandobehörde in einer ehrwürdigen Hansestadt, dieser KS perfekt (ohne Besoldung) an.
Hier vielleicht von Interesse eine Pressekonferenz mit SACEUR zu VJTF (Oktober 2014):
https://www.youtube.com/watch?v=Cpyqtqja0wA
Er sagt sogar man müssen von den sehr weit entwickelten russischen InfoOps lernen.
Dann wird er noch über die Einsatzbereitschaft u.a. der Bundeswehr befragt.
Hier noch der oben erwähnte LANDCOM Commander im Interview:
https://www.youtube.com/watch?v=GboplUuylPA
„Readiness“ ist das Dauerthema – aber deswegen braucht man in Berlin ja die eigenen sachfremdem Haushaltspläne nicht ändern…
Interessante Videos findet man da so… Nicht immer so richtig erhellend.
http://youtu.be/wlNg8zJdmWE
@T.Wiegold:
Das hab ich auch gesehen – und mir gedacht:
Man kann auch zu viel berichten…
@T.W.:
SHAPE/ ACO hat einen Zeitplan für Übungen (inkl. Medientage) veröffentlicht:
http://www.aco.nato.int/schedule.aspx
Nur leider ist das in Form und Inhalt schlechter als jede Öffentlichkeitarbeit eines Schrebengartenvereins.
Und der Laden will die eigene Öffentlichkeit und potentielle Aggressoren von seinem Können überzeugen?
STRATCOM, Reassurance Action Plan, blablabla…
@Memoria
Sehr hübsch, die Liste – arg überschaubar. Hm. Und der Deutschlandfunk plant für den 23. Dezember eine Geschichte mit AWACS auf Mission, auch gut zu wissen ;-)
Mit unsere 20 Leo 2 A 7 hat der Russe bestimmt angst vor uns und den Dingo und Eagle und Enok macht er sich bestimmt in die Hose
Mit was wollen wir wirklich da auf treten , mit den Marder a 5 und was haben wir noch bis Paar PzH 2000 wir sind einer der wenige Länder die nicht mal ein Ari Btl auf Brig mehr verfügen
Bedingt abwehrbereit ? Was wäre eigentlich, wenn die USA durch einen Großkonflikt in Ostasien gebunden wären, somit kaum Truppen stellen könnten und manche unsichere NATO-Mitglieder (Türkei unter Erdogan, Bulgarien, Ungarn) ihren Verpflichtungen nicht oder nur mangelhaft nachkämen ?
Könnten dann die Truppen Deutschlands, Polens , Frankreichs und Großbritanniens einen russischen Angriff nicht nur stoppen sondern auch die feindlichen Truppen und irregulären Kämpfer wieder aus den Baltenstaaten vertreiben ?
Wird über solche Szenarien überhaupt nachgedacht ?
@Hohenstaufen
Einen Konflikt wie in der Ukraine könnten wir sicher eindämmen und den Gegner auch zurückdrängen.
Die Frage ist natürlich immer die Haltung / Einstellung der Bevölkerung vor Ort. Zudem muß man sich darüber klar sein, daß eszwangsläufig Kollateralschäden gibt. Ergo: die eigentliche „Arbeit“ müßten NSF (national security forces) machen.
Der Italienische (?) Hauptmann (?) der auf dem Aufmacherbild zu sehen ist zeigt mit seiner Hand ungefähr auf eine ehem. sowj. SA-5 Flugabwehrstellung unmittelbar südlich Riga (Lettland). OK, einfach nur ein Pressefoto?
Im Zweifelsfall käme kein Mensch auf die Idee, Estland (oder meinetwegen auch das Baltikum als Ganzes) zu verteidigen.
Übrigens wie im „ersten“ Kalten Krieg auch schon kein Mensch auf die Idee gekommen ist, Schleswig-Holstein und Dänemark zu verteidigen.
Warum …? Ganz einfach: Weil es geostrategisch nicht zu verteidigen ist.
@Hohenstaufen
In Deutschland wird über solche von Ihnen angesprochenen Szenarien überhaupt nicht diskutiert!!!
Wir machen nur weiter mit dem Ausverkauf unserer Rumpfstreitkräfte:
Patriot an Spanien,Leo´s nach überall,Gepard an Brasilien,Marineplattformen an Israel usw.usw.
Die Liste ließe sich beliebig erweitern.
Vielleicht sagen bei einem Angiff auf uns, die anderen Nato-Partner
ja dann auch wie Deutschland:Wir müßen das erstmal prüfen ob ein Beistand richtig ist.
Es handelt sich ja um grüne Männchen und wohl nicht um Kombatanten.
Deutschland pennt erbärmlich und wird seine Quittung irgendwann bekommen.
Sorry, aber diese Rummeckerpolemik wie „schlecht“ hier alles sei nervt auf Dauer! Kann man das bitte unterlassen?!?
Thomas Melber | 14. Dezember 2014 – 19:35
Mit was sollen wir können wir haben nicht mal Munition dafür noch Waffen
Jens Schneider | 14. Dezember 2014 – 20:06
Jahre lang hat man das Tafelsilber unterm Preis Verschleutern und Firmen machte fett Kohle wer Zahlt das wieder Beschaffen vom Tafelsilber
@Alarich
Niemand zahlt!!
Wie schon erwähnt:In unserer „HEILEN“ Welt gibt es keine Partei,die etwas für unsere Restarmee und Sicherheitspolitik übrig hat!
Hauptsache die schwarze Null steht und wir haben Platz für genügend Flüchtlinge.Dafür aber leere Kasernen.
Deutschland hat die Schockstarre nach dem 2. Weltkrieg immer noch nicht überwunden und verhält sich sicherheitspolitisch nicht souverän.
Die Anderen werden es schon richten.So die Luftwaffen von Dänemark,Niederlande usw. im Ikak etc..
Fragt sich nur wie lange noch.Es wird Zeit,dass bei uns mal VIELE Politiker aufwachen.
Jens Schneider | 14. Dezember 2014 – 21:40
Wenn es zu Spät ist Denke ich
Die leben in ihre Welt die mehr Träume ist wie echt
Wenn der BND heute darauf kommt das das Drogen Geld in die Taliban gehen hmm nach 10 Jahre wo jeder wo Ahnung hatte ,das schon gewusst hat
Wird der BND uns auch später Warnen
@Stefan Büttner:
Da sie anscheinend vom Fach sind:
Gehen Sie davon aus, dass die Luftwaffe mit wenigen Wochen (!) Vorbereitung einen Beitrag zum Kampf gegen IS in der Größenordnung der Briten oder auch „nur“ der Belgier oder Dänen leisten könnte? Materiell und insbesondere personell (Besatzungen CR)?
Selbstverständlich ohne Verzicht auf andere einsatzgleiche Verpflichtungen.
Wäre ja dann auch ein Indikator für die Bündnisverteidigung.
@Jens Schneider
Ich habe, glaube ich, schon mal darauf hingewiesen, dass die Pseudo-Argumentation Hauptsache … wir haben Platz für genügend Flüchtlinge nicht der Ton hier ist. Und das nicht nur weil es OT ist. Danke.
@T.Wiegold
Entschuldigung Herr Wiegold!
Dann nehmen wir die letzten 500Mill. Euro für die Ukraine oder das Geld für Banken-und Europarettung usw.
@Memoria: Der war gut!
@Alarich,Memoria,Stefan Büttner
Ich finde es eine Schande,dass unsere Luftwaffe nicht im Irak tätig ist und wir uns dieses mal nicht über den Bundestag sondern über die marode Armee bei unseren verlässlichen Partnern
entschuldigen.
Aber das wird in der Presse bei uns ja garnicht diskutiert.Wichtig bei uns ist z.B. das Ende von
Wetten Das.
Die Diskussion über die nicht einsatzfähige Rest-BW und vor allen Dingen wie dieser Zustand
geändert werden kann interessiert in unserer noch SATTEN Republik ja nach ein paar Wochen niemanden mehr.
@Jens Schneider
„Ich finde es eine Schande,dass unsere Luftwaffe nicht im Irak tätig ist ……“
1. Im Irak fehlt es nicht an Luftangriffsfähigkeiten
2. Wie kann es eine Schande sein, Soldaten nicht in den Krieg zu entsenden?
3. Würden sie ihren Sohn/Tochter schicken?
4. Was sind unsere Interessen im Irak und wie können wir diese durchsetzen?
5. Die BRD leiste Hilfe gegen ISIL
6. Eid und Grundgesetz sind ein hohes Gut und es ist gut, dass wir mit einer weiten Auslegung hadern.
7. Wir sind im Bündnis treu und befolgen den NATO Vertrag.
8. Was sind die Ursachen für den Konflikt?
9. Welch Staaten unterstützen ISIL?
10. Was machen sie gegen ISIL?
Es wurde ja schon festgestellt das der italienische Mensch auf dem obigen Bild auf Riga zeigt. Das liegt aber in Lettland, und dürfte bei der hier geübten Verteidigung Estlands nur mittelbar im Zusammenhang stehen. Die interessante Region in Estland ist der Landkreis ganz im Nordosten des Landes, da ist der Anteil der russischen Bevölkerung bei 60 – 80 %. http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Russians_in_Estonia_2010.png
Da bietet sich doch der noch zarteste Versuch der Einflussnahme fast schon von selbst an.
Eselsbrücke zum Baltikum: die Staaten ordnen sich von Nord nach Süd entsprechend dem Alphabet ES – LE – LI.
Wir wissen schon, wir haben es im griff
Nur von was wollen uns die Diskussion hat gar nicht bekommen aber wir bekommen schnelle Lösungen und irgendwas ist der politische knoten da
Wir sollten eine Frage stellen was wollen wir wirklich tun aber so rum eiern bringt nichts.
Wen wir Polen helfen wollen, dann muss eine neue Bw Reform her.
Aber Balkan und Arabische Welt gibt auch noch, wenn wir aus JG Btl zu PzGren Um Gliedern haben wir wieder das Problem von 2001, weil PzGren Btl kommt im Gebirge nicht überall hin.
Bei 120 IS Kämpfer aus den Kosovo dann ist das nur eine Zeit Frage wenn eine neue gruppe sich Spaltet bei ISIS. Ich en KFOR geht sehr gut aber da könnte doch noch am Ende das Unwetter kommen
Also dann sollte man die JG Btl in Ruhe lassen aber das bedeutet dass wir wieder mehr Soldaten brauchen , dann sollte man entscheiden welche Kasernen wir erhalten wo die neuen Truppen hin können , weil Neue Kasernen in Deutschland bauen werden durch das Volkbegehren sehr gut erschwert , es gibt Kasernen die mehr Einheiten aufnehmen können aber reichen die aus
@Elahan
Wollen sie sachlich diskutieren oder einen linken „pazifistischen“ Fragekatalog loswerden?
@Alarich
Interessanter Gedanke.
@T.W.:
Die Bundeswehr berichtet, zumindest bei Facebook, überwiegend von hauseigenen Übungen.
Bilder und Infos zu internationalen Übungen mit deutscher Beteiligung (inkl. schweren Ketten Kfz) sind auf military-Photos zu finden.
So z.B. zu Iron Sword 14; Noble Ledger 14
@Memoria, ich denke das es im Rahmen der Diskussion keine Relevanz hat inwiefern ich die Einsatzfähigkeit unserer Luftwaffe einschätze. Das ist belanglos. Ich bin eher dafür das Thema NATO-Übungen im Baltikum weiter zu beleuchten. Denn dazu kommt hierzulande tatsächlich nichts oder kaum etwas an. Man möge mal Kugel-Erde bemühen und einen Blick auf die aktuellsten verfügbaren Aufnahmen, insbesondere militärisch nachgenutzter vormaliger sowj. Flugplätze, werfen. Auch auf die offiziellen litauischen, lettischen und estnischen Internetseiten achten. Mit dortigen (Such-)Begriffen kommt man bspw. zu den US-Amerikanischen Darstellungen zum Thema.
Hoffentlich fließen die Erfahrungen mit der russischen hybriden Kriegsführung auch ausreichend in die Planungen ein. Es wird ja mit Sicherheit keinen großangelegten konventionellen Angriff des russischen Militärs in voller Kriegsbemalung geben.
Vielmehr wird sich das zunächst nur als innenpolitischer Konflikt in Estland darstellen: ethnische Russen in Narva und in anderen Städten gehen auf die Straße, fordern mehr Teilhabe, Gleichberechtigung der russischen Sprache usw. Dann werden das Rathaus und andere Gebäude besetzt, Forderungen werden gestellt, es kommt zu einem standoff mit estnischen Sicherheitskräften. Die Protestierer beschließen die Gründung von Sicherheitskomittees, und dann erscheinen auf einmal Bewaffnete in Uniformen ohne Hoheitsabzeichen auf der Bildfläche.
In so einem Szenario wird z. B. in im NATO-Land Deutschland erst einmal der Ruf nach »Deeskalation« laut und der deutsche Anteil an der »NATO-Speerspitze« bleibt zu Hause.
@Jens Schneider
Polemik ist im Gegensatz zu Fragen keine Grundlage für eine sachliche Diskussion.
Sollten sie in ihrer Erfahrung und SiPo Bildung so überlegen sein, dann dürfte ja zumindest für einige Fragen eine sachliche Antwort möglich sein.
Ich habe einen parteifreien Eid geleistet und den habe ich vor zu erfüllen.
Kommentator:
„Übrigens wie im “ersten” Kalten Krieg auch schon kein Mensch auf die Idee gekommen ist, Schleswig-Holstein und Dänemark zu verteidigen.“
hey, das haben wir doch ’86 erfolgreich geübt. mit wenig computer, dafür damals noch mit ganz doll vielen autos. und ketten. und eingeschwommenen marines. (gut, die raf-chinooks flogen abwechselnd für beide seiten, weil wir damals schon nicht genug hubschrauber hatten). und ich würde nie behaupten, mit meinen weißen armbinden beim verstellen diverser schräubchen zugesehen zu haben, damit das geplante ergebnis entstand.
@festus
…..und die Kanadier hatten ’86 sogar HMCS Preserver inkl. Sea Kings in der Ostsee, die nannten wir allerdings „Preserversky“, denn sie spielte einen sowjetischen Landungsverband, den das 2. und 7. SG ganz waffenbrüderlich eskortierte ;-)
@Stefan Büttner:
Was genau meinen sie mit den baltischen Flugplätzen?
@chickenhwak u. Stefan Büttner:
Das Interessante ist doch wirklich:
Inwieweit hat sich die NATO auf die hybride Kriegsführung wirklich schon eingestellt?
Bin mir nicht sicher, ob die oben erwähnte Übungsauswertung so weit schaut (oder eher auf die Anwendung von NATO-Prozessen).
Aber von uns kann man da ja wohl keine Impulse erwarten, oder ist das Rummeckerpolemik?
Gar nicht. Eine Militärübung kann nur den militärischen Anteil durchspielen. Politische Maßnahmen sind im Manöver nicht zu erfassen, polizeiliche müßten von der Polizei trainiert werden.
Sinnvoll wäre vielleicht ein Manöveraufbau, bei dem Polizei und Militär zusammenarbeiten müssen, um einen gegnerischen Brückenkopf auszuschalten, der durch eine Sandwhichpanzerung aus menschlichen Schutzschilden, Hooligans mit Barrikaden und militärischen Spezialeinheiten gehalten wird.
@califax:
Genau um diesen Grenzbereich geht es ja. Und das nicht nur im kinetischen Bereich.
Genau solche Zuständigkeitsdenkweisen will man ja mit einem hybriden Ansatz unterlaufen.
Eigentlich ist das nur die Umsetzung eines Szenars wie in Art. 87b Abs. 4 beschrieben:
„(4) Zur Abwehr einer drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche demokratische Grundordnung des Bundes oder eines Landes kann die Bundesregierung, wenn die Voraussetzungen des Artikels 91 Abs. 2 vorliegen und die Polizeikräfte sowie der Bundesgrenzschutz nicht ausreichen, Streitkräfte zur Unterstützung der Polizei und des Bundesgrenzschutzes beim Schutze von zivilen Objekten und bei der Bekämpfung organisierter und militärisch bewaffneter Aufständischer einsetzen. Der Einsatz von Streitkräften ist einzustellen, wenn der Bundestag oder der Bundesrat es verlangen.“
Nur eben in einem anderen NATO-Staat. Zumal viele NATO-Staaten unsere strikte Trennung nicht kennen (z.B. UK, NL).
@Memoria
Der Lissabon-Vertrag sieht das doch auch vor und die potentiellen Einsatzländer sind ja auch alle EU-Mitglied.
Daß die EU von den Strukturen ein key player in Sachen Sicherheit ist ist eben eher unbekannt – man hängt das aber auch nicht an die große Glocke.
@Thomas Melber:
Papier ist geduldig – egal ob im NATO- oder EU-Rahmen.
Es geht darum diese Dinge strategisch, operativ und taktisch zu durchdenken.
Da gibt es wohl noch einige Hausaufgaben – bei NATO und EU.
Am Ende ist es ja eh egal in welchem Rahmen („single set of forces“).
Aber man muss es durchdenken.
Nach meinem Eindruck wird das bisher nicht wirklich gemacht.
„Es geht darum diese Dinge strategisch, operativ und taktisch zu durchdenken.“
Das dürfte das geringste Problem sein, die Szenarien werden z.T. ja in den CAX abgebildet.
Die Umsetzung in real life ist die Herausforderung, da es massive (völker-) rechtliche Probleme (insb. für DEU) gibt. Andere Nationen mögen da hemdsärmeliger vorgehen.
@Thomas Melber:
Ob das mit der notwendigen Konsequenz durchdacht wird, hängt auch mit SKOLKAN wohl vorallem an einem realistischen „red team“ und an einer ehrlichen Auswertung.
Und gerade weil es rechtlich schwierig sein mag, sollte man sich da konsequent Gedanken machen.
Zumindest in der Bundeswehr sehe ich da schwarz („… nicht zuständig…“).
Da wird dann auch das „geringste Problem“ sehr groß.
Oder meinen Sie an der FüAk setzt man sich mittlerweile konsequent mit „Bündnisverteidigung 2.0“ auseinander?
Das Problem ist eben, daß in solchen Lagen Militär Polizeiaufgaben wahrnehmen muß. Das ist für DEU „heikel“.
Zudem ist der Status der „grünen Männchen“ völlig unklar – Kriminelle, Aufständische; Kombattantenstatus? Wie geht man mit (quasi unvermeidbaren) Kollateralschäden um?
Die Fragen liegen alle auf dem Tisch, nur Antworten – die auch einen Praxistest bestehen – gibt es keine.
Vielleicht macht man ‚mal eine lessons identified / lessons learnt Session zum Balkan.
Das einfachste wäre, wenn DEU Kräfte einen äußeren Ring stellen (inkl. nicht-kinetischem support (Aufklärung, u.a.) und die landeseigenen Kräfte „in the box“ operieren.
Nachtrag: das gilt analog auch für andere FID Szenare (foreign internal defence – nicht internationaler bewaffneter Konflikt).
Nur die Balitschen Staaten haben Angst vor einen grünen Männchen Szenario. Der Rest glaubt nicht, dass ihm so etwas passieren kann. Das Funktioniert nur mit einer sehr Pro Russischen Bevölkerung, die es in Polen etc. einfach nicht gibt. Die neue Euromaidan Regierung hat wohl seinen Kredit bei den EU Größen verspielt:
Welt.de „Brüssel will Poroschenko nicht empfangen“ – „Damit nicht genug. Der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko will am Donnerstag dieser Woche nach Brüssel reisen, um die dort versammelten Staats- und Regierungschefs über die neuesten Entwicklungen in der Ukraine zu informieren. Aber die EU will Poroschenko nicht empfangen.“
Die Stimmung hat sich erheblich verschlechtert, als der IWF einen 15 Mrd. $ Bailout von der EU verlangt. Vorher hatten Merkel & Co. sich vor lauter Nato Propaganda wohl die Finanzielle Situation der Ukraine nicht sehen wollen. Auf den 15 Mrd. Bailout wird realistisch gesehen ein durch die EU finanzierter Schuldenschnitt folgen müssen. Russland will wohl zum 1.1.2015 die Zollunion mit der Ukraine beenden. Ein guter Teil der Sowjet Industrie, wie die Antonow Werke werden gerade abgewickelt.
Der ganze Pro West Putsch der Ukraine ist für die EU zum Finanziellen Alptraum geworden. Mit groß angelegten Nato Planspielen braucht man der EU derzeit wohl eher nicht kommen.