Probleme mit dem Eurofighter: Kaum flugbereite Maschinen in Spanien
Um Ausrüstungsprobleme mal in eine internationale Perspektive zu rücken: Die Probleme, die die deutsche Luftwaffe mit dem Eurofighter meldet, werden von anderen Nutzernationen anscheinend locker übertroffen. Spanien bekommt offensichtlich gerade mal seine Alarmrotten in die Luft:
Sources inside Spain’s military have reportedly told a Spanish newspaper that only a handful of the country’s Eurofighter Typhoon jets are fully operational and that semi-retired F-18 aircraft are being called back into full service to meet NATO commitments. (…)
Only six Eurofighters in Spain’s Quick Reaction Alert (QRA) service in bases at Morón de la Frontera and Albacete are currently capable of taking off, according to military insiders.
The rest of Spain’s Eurofighter planes have allegedly been grounded by breakdowns, missing spare parts and queues for inspections after reaching the maximum number of hours in the air.
berichtet die englischsprachige Webseite the thelocal.es unter Berufung auf den Bericht des spanischen Nachrichtenportals El Confidencial Digital.
Es scheint, die Schwierigkeiten bei Finanzierung/Ersatzteilbestellung sind kein spezifisch deutsches Problem…
(Danke für den Leserhinweis!)
(Foto: Eurofighter der spanischen Luftwaffe beim Start auf der Basis Albacete – José Luis Celada Euba via Flickr unter CC-BY-NC-SA-Lizenz)
Mich würde das Ergebnis der „Task Force Starrflügler“ interessieren. Wann liegt das denn vor? Wird das dann veröffentlicht?
Interessant finde ich, dass die Ersatzteilversorgung gem. Aussage von irgendeinem Politiker (Bartels?) des Verteidigungsausschusses, soweit ich es noch in Erinnerung hatte, an dem „Bestellstopp von Ersatzteilen in 2010“ leidet. Für mich persönlich ist dies zwar irgendwie unverständlich, aber mit dem Beispiel aus Spanien scheint die damit analyiserte Ursache zumindest frag- und diskussionswürdig!?
Wie sieht es denn bei den Briten und Saudis in Sachen Eurofighter aus?
Wer fliegt wieviel Maschinen und welche sind einsatzbereit?
leute,
das kern-problem liegt doch darin, dass hier – wieder mal (drohnen, hubis, etc.) ein komplexes gerät von BEAMTEN gemanagt werden muss, also von menschen, die a) immer das gleiche geld bekommen , b) dazu verdonnert sind, den gleichen job ein leben lang machen zu müssen, ohne c) ab und zu mal ne weiter-qualifikation zu erwerben , wozu auch – kostet ja nur ?! und daran kranken doch letztlich alle EF-nutzer:(
ein ausweg kann doch nur ein leasing-modell sein, wo also der end-nutzer – sprich die luftwaffen, direkt ihre flugstunden bei der bertreiber-firma abrufen und bezahlen, ohne dass dazwischen noch BEAMTEN sitzen.
aber was dann tun …mit den ca 10.000 BEAMTEN , die derzeit immer noch in die bw-beschaffung/betrieb rein-wurschteln ?
semper fortis
@Chris Topf
Die Aussage von Herrn Bartes ist mal wieder Parteipolemik! Er wollte damit nur dem damaligen Minister zu Guttenberg schade. Tatsache ist zu Guttenberg war jemand der viele dieser Misstände seinerzeit aufdeckte und damit einen Riesenwirbl verursachte. Einer der gründe warum ihn vile wieder Loswerden wollte. Hat ja leider geklappt.
Fakt ist doch, der Btrieb von Kampfflugzeugen ist sehr Kostspielig. Das dafür notwenige Budget ist seit Jahrzehnten nicht mehr vorhanden. Für die Kosten einer Eurofighterflugstunde wurde von 40.000 EUR ausgegangen. heute ist man in der Realität bei fast dem Doppelten angekommen!!! Es wurde viel zu wenig Bodendienstgerät eingekauft. Oft können Lfz nicht wieder flott gemacht werden, weil es an Bodendienstgeräten fehlt. Entweder sind die zum Teil sehr empflindlichen Geräte selbst defekt oder zum Teil viele Monate zur Kalibrierung bei den Herstellern unterwegs. Es sind nicht nur fehlende Ersatzteilpakete, das ist nur die Spitze des Eisberges. Die jeweiligen Experten, die seinerzeit die Planung für den EF-Betrieb gemacht haben, wurden von ihren Vorgesetzten abgewatscht, wenn sie mehr Gerät gefordert haben….. Alles unter dem Aspekt Kostendruck.
Beim Betrieb von Kampfflugzeugen kann man nur zusammenfassen: Weniger Lfz, bei gleichem Budget ist mehr Output an Flugstunden. Das ist einfach so.
Die Royal Air Force verfährt schon immer nach dieser Maxime. Es wird dort viel mehr Geld auch für Entwicklung von weiteren Fähigkeiten bereitgestellt, so dass britische EF viel breiter einsetztbar sind, als unsere.
@mat the rat
Ich weiss ja nicht welcher persönliche Frust hier eine Rolle spielt. Solche Äußerungen über das eingesetzte Personal ist ja wohl völlig daneben!! Tut mir Leid. Beamte könen nur das machen, was die Politik ihnen aufgibt.
Die Idee mit dem Leasingmodel hat aber seinen Charme.
Die italienische Luftwaffe hat jahrelang mehre F-16 Staffeln geleast. Wäre interessant dort mal nach zu haken.
„Weniger Lfz, bei gleichem Budget ist mehr Output an Flugstunden“
Ein Beispiel für: Weniger ist mehr?!
Vielleicht sollte man tatsächlich betriebswirtschaftl. Fragestellungen in den Mittelpunkt stellen, (etwa beim Heer): Wieviel Bataillone sind innerhalb von zwei Wochen vollständig einsatzbereit (incl. vorgegebener Durchhaltefähigkeit)?
Vielleicht käme man dann zur Erkenntnis, daß mit einer Mannstärke von 160000 die Kampfkraft bei gleichem Budget höher wäre als heute.
Zwar müßte Deutschland sich dann eingestehen, daß es sich nur eine kleinere Bundeswehr leisten kann, man käme aber raus aus der unseeligen Situation, sich selbst und allen anderen eins in die Tasche zu lügen. Ich kann mir vorstellen, das Putins FSB die Kampfkraft der Bundeswehr eh besser kennt als das die Abgeordneten des Deutschen Bundestages tun.
@Groundabort:
Ehrlich gesagt bin ich davon ausgegangen, dass dies „nur“ eine politische Aussage war. Soweit ich das überblicken kann wird das ja immer so gemacht. Die politische Diskussion muss ja über irgendetwas geführt werden. Und wenn der Aspekt eines „Buchungsstopps in 2010“ dafür hergenommen und gesellschaftlich so diskutiert werden kann, warum nicht. Die wahren Gründe versteht der Außenstehende meist eh nicht. Was Hr. Bartels damit bezwecken wollte kann ich leider nicht bewerten. Schade, wenn es der von Ihnen genannte Grund sein sollte. Das bringt der Bundeswehr ja eher weniger… und da komme ich direkt zum nächsten Punkt:
Nun, wahrscheinlich ist der Betrieb eines Kampfflugzeuges am günstigsten, wenn es am Boden bleibt!? [/Steile These]
Dennoch:
Sollte man einen gewissen Wert prognostiziert haben, der dann jedoch an der Realität scheitert ist das ungünstig, kann aber passieren (wenn nicht die Kosten künstlich runtergerechnet wurden um ein Projekt ans Laufen bringen zu können, wie ich hier einmal lesen konnte).
Ich würde spontan davon ausgehen, dass dann eben nach der „neuen Erkenntnis“ mehr für den Betrieb eingeplant wird. D.h. man muss was das Finanzielle angeht nachsteuern und mehr Geld einplanen. Das wird ja wohl auch bei der Bundeswehr möglich sein. Scheitern dürfte das dann spätestens bei der Verabschiedung des Haushalts. Das muss aber dann nach meinem Verständnis die Politik mit ihrem Gewissen vereinbaren.
Das Selbige gilt für die Anzahl an Bodendienstgeräten. Wurde vorher zu wenig Bedarf prognostiziert, so muss man sofern neue Erkenntnisse vorhanden sind nachsteuern (wobei ich gleich zu einem weiteren Aspekt komme). Vorausgesetzt der Bedarf ist vorhanden. Aber das kann auch nur der Verantwortliche in der Bundeswehr bewerten (also, ich kann das nicht =D ;-) ).
Gut, hochempfindlich kommt ggf. von zu hoher Komplexität. Gerade was Elektronik angeht kann man das sehr gut im Automotive Bereich sehen. Mehr Elektronik => Höhere Komplexität => mehr kaputt ;-)
Da würde mir spontan nur einfallen, die betroffenen Geräte ständig zu verbessern. Das kostet jedoch Geld und es muss jemand zuständig sein… Gerade beim Geld wären wir wieder bei unseren „3 Problemen“ [/Polemik]
Bei der Aussage bzgl. der „vielen Monate zur Kalibrierung“ würde ich spontan an „Prozessoptimierung“ denken. Vielleicht geht da was. Wenn dies nicht möglich ist, müsste man Kreislaufreserven hinzukaufen. Aber auch das kostet… nunja, Ihr wisst schon was ich meine ;-)
Da sollte man wieder mehr fordern, sollte man feststellen dass etwas nicht reicht und eine „möglichst kostenneutrale Alternative“ nicht realisierbar ist. Und da kommt gleich das nächste Zitat angeflogen:
Oh, das ist natürlich nicht schön. Was war dann die weitere Reaktion dieser „jeweiligen Experten“? (ich würde auf irgendwas mit „Melden macht frei“ und bunte Farben (der Sorte Grün) in ppt(x)-Dateien tippen)
Das ist ja auch eine „steile These“. Finde ich gut, wäre zu überprüfen. Irgendwer hat irgendwann irgendwas mit „wir kaufen Flugzeuge als Ersatzteillager“ geschrieben. Das würde dann wohl in die Richtung gehen. Oder wie sollte dann die Situation der Ersatzteile mit dieser These verhindert werden? Meine kapitalistisch geprägte Stimme sagt mir, dass eine Firma X-Y (meist mit Defence o.Ä. im Namen) dann eben für das eine Ersatzteil (1 EA) soviel verlangt wie für viele eine Ersatzteile (3 EA) ;-) Die müssen schließlich auch ihren eigenen Apparat finanzieren. Wie viel Personal hat eigentlich einer der üblichen Verdächtigen, das bezahlt werden will? (z.B. Airbus D&S?)
Ja, die Frage „was machen alle anderen falsch was die Bundeswehr richtig macht“ beschäftigt mich schon ein paar Abende. Eine eindeutige Antwort habe ich leider nicht. Die Wahrheit steht auch nicht im Rotwein (vielleicht trinke ich die falsche Sorte bzw. den falschen Jahrgang). Dieses KPMG Experten Team hat ja schon ein paar Indizien (??) geliefert…
Etwas arg Bällebad-nah:
Ich habe heute in irgendeinem Bundeswehrdurchhalteblättchen durch Zufall lesen dürfen, dass die israelische Armee irgendetwas Richtung „Belohnung für Melden von Fehlern“ macht statt die „Fehler zu sanktionieren“.
Der Ansatz „Kind kommt her, sagt was es falsch gemacht hat und es wird statt zu schimpfen gemeinsam eine Lösung gesucht“ wäre etwas, was ich bei einer „gesunden Fehlerkultur“ erwarten würde. Das sollte aber im Bällebad diskutiert werden. Hat nämlich nicht wirklich was mit dem Eurofighter zu tun. Ausser natürlich die Briten, Saudis und wer sonst noch (außer den Spaniern) den Eurofighter fliegt hat eine solche „Kultur“…
Ich habe kürzlich festgestellt, dass bei modernen Kampfflugzeuge die Kosten generell kaum mehr abzuschätzen sind. Dazu hat die BBC im September übrigens etwas geschrieben und diesen Monat war auch der Pannenflieger schlechthin aka. „The Priciest Fighter Jet ever“ aka F-35 Lightning II wieder in den Schlagzeilen ( diesmal allerdings positiv, weil Pratt & Whitney wohl Triebwerke billiger anbieten wird).
Die Frage ist nur, wie lange der Trend so laufen kann, oder ob man nicht irgendwann wieder zu halbwegs überschaubaren Projekten in dafür höheren Stückzahlen übergehen muss.
Was zu den Briten: Die streben danach, Vertrage an Verfügbarkeit zu koppeln. Man unterschreibt zb ein Papierchen in dem steht, das jedes Jahr X Euro an die Firma Y überwiesen werden, und dafür garantiert diese eine Mindestverfügbarkeit von ZZ%. Nennt sich Availability Contracting, und wird vom Segelboot sehr befürwortet.
http://tinyurl.com/qjcfd5x
„Rolls-Royce, the global power systems company, has signed an innovative service contract worth £865 million with the UK Ministry of Defence (MOD) to support the Royal Air Force’s fleet of Eurofighter Typhoon aircraft which are powered by EJ200 engines, assembled by Rolls-Royce in Bristol. Under the terms of the contract, which runs until 2019, Rolls-Royce will provide the RAF with a guaranteed level of availability for its EJ200 engines.“
http://tinyurl.com/phuo6um
„When we started the contract, things like the ‘Aircraft on Ground Awaiting Spares metric (not a good thing) was typically in double digits, whereas now it’s around four per cent. That is a dramatic improvement and it has been delivered with significant cost reductions. It has transferred a large degree of integration risk – traditionally, the risk that contracts don’t mesh properly is held entirely by the Crown. By putting a wrapper around that and by bringing in BAE Systems as prime, the integration risk becomes BAE Systems’ risk.“
Während der Triebwerksvertrag über 10 Jahre geht, ist der Rest (Flugzeug + Training) m.W. nur für ein Jahr. Die Verhandlungen über ein Mehrjahresvertrag sind m.W. zäh. Interessant ist, dass (hab dafür aber gerade keine Quelle zur Hand) die jährlichen Kosten für die Triebwerke wesentlich über den Jahreskosten für Flugzeug & Training liegen.
http://tinyurl.com/pgv7u3a
„The German availability rate for its aircraft appears low by comparison with the UK Royal Air Force’s (RAF’s) Eurofighter Typhoon fleet. With 35 of the Luftwaffe’s 109 Eurofighters in long-term maintenance this represents 32% of its total fleet. This compares with 25% in long-term maintenance for the RAF (25 out of 100). Of the 75 aircraft in operational RAF service, the UK MoD wouldn’t confirm specific numbers available, but noted availability rates were higher than targeted in performance-based contracts, and not comparable to the German rates.“
Ich streiche heraus: „availability rates were higher than targeted in performance-based contracts“ Es kommt eben immer darauf an, was man will: Ersatzteile oder einsatzbereite Flugzeuge. Entsprechend muss man den Vertrag gestalten. Ist das Ziel ein kampfbereites (Igitt!) Flugzeug, müssen Verträge eben auch mit diesem Zielparameter abgeschlossen werden. Geht es nur um die Verwaltung von Flugzeugen mit Reparatur undso, dann kauft man eben Ersatzteile, Prüfgeräte etc….
Gruß vom Segelboot
PS: 100 Enten mit 2 Triebwerken für 10 Jahre mit £865 Million? Das macht pro Jahr und Triebwerk etwa 547000 EUR. Bei 250 FH im Jahr pro Flugzeug € 2191 pro Flugstunde für’s Triebwerk. Die BW zahlt wahrscheinlich das ….Doppelte? Dreifache?
PPS: Repost
@ Segelboot – Sehr guter Beitrag!
Das die Situation in Spanien schlimmer ist als in anderen Staaten ist m.E.n.nicht verwunderlich. Ich will versuchen das diplomatisch auszudrücken. Zum einen haben die Spanier sich entschieden, weitgehende Fähigkeiten in der Materialerhaltung in den Streitkräften zu erhalten. Dies ist eine grundsätzlich nachvollziehbare Strategie, die jedoch aufgrund der nicht unerheblichen Investitionen für die notwendigen Betriebsmittel, erhebliche Investitionen zur Folge hatte. Im Rahmen beschränkter Ressourcen durchaus eine Herausforderung. Darüber hinaus ist es so, dass es sich die Spanier darüber hinaus zutrauen in signifikanten Bereichen eigene Wege zu gehen, die exzellent ausgebildetes und sehr sorgfältig arbeitendes Personal voraussetzen.
Spanien hat einen Anteil von 14% am EF Programm. Von den drei abgestürzten Luftfahrzeugen (1x DA, 2 x SPA) kommen drei aus Spanien. Spanien ist auch die einzige EF Nation mit „autonom fliegenden“ Schleudersitzen im EF.
Huch, eine Meldung über einen Alpha in Estland 2 EF – 7 RUS:
http://theaviationist.com/2014/10/28/german-typhoons-intercept-7-ruaf-planes/?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter
Passt nicht ganz hierher, aber im weiteren Sinne vielleicht.
Meldet auch Latvian National Armed Forces (LNGP)
Danke für den Hinweis zum Alpha Scramble, lohnt wohl einen eigenen Thread.