Popcorn Time: General a.D. Kujat gegen CDU-Verteidigungspolitiker Otte
Wird die Bundeswehr seit Jahren kaputtgespart und ist strukturell unterfinanziert? Die Frage dieser Woche heute mit zwei sehr gegensätzlichen Antworten: Ja, sagt der frühere Generalinspekteur Harald Kujat; Nein, sagt der CDU-Abgeordnete und Verteidigungspolitiker Henning Otte. Beide äußerten sich am (heutigen) Samstag im Deutschlandfunk.
Zunächst am Morgen Kujat: Bundeswehr – Finanzausstattung ist blamabel
Die [Mängel] konnten niemanden überraschen, der sich mit der Bundeswehr auskennt, und der die Entwicklung beobachtet hat. Im Gegenteil, es hat viele Experten gegeben, die gesagt haben, die Bundeswehr wird kaputt gespart. Man kann nicht gleichzeitig die Investitionen für neues Material reduzieren, weniger einkaufen, lange Material im Dienst behalten und dann auch noch die Materialerhaltungskosten reduzieren. Das muss dann irgendwann zu dieser Situation führen, auch wenn man das über längere Zeit vertuschen kann.
Und am Mittag Otte: Die Einsatzfähigkeit ist gesichert
Der Finanzplan ist mittelfristig gesichert. Die Investitionen für die bevorstehenden Zulieferungen neuen Materials ist gesichert. Was wir haben, ist eine enorme Beanspruchung, personell wie auch materiell, in den laufenden Einsätzen, mit immer neuen Aufgaben. Und hier brauchen wir mehr Geld für die Materialbewirtschaftung. Und ich kann sagen, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr ist gesichert. Die Beanspruchung ist sehr hoch.
Die Debatte wird weitergehen…
(Foto: A400M auf der ILA 2014)
Auch nach dem Interview mit Otte weiß ich nicht wann man die aktuelle Lage bei Ersatzteilen usw. überwunden haben will.
Mit dem A400M kann man natürlich immer leicht vom eigenen Versagen ablenken. Die Fragen waren ja aber auch wieder sehr seicht.
In Sachen IS – sind wir wohl (wieder mal) kein Gestalter sondern stellen etwas bereit wenn wir „abgefragt“ werden.
Gestaltungsanspruch? Dänemark will seine F-16 ein Jahr im Einsatz halten – wir könnten ja die Nachfolge stellen.
Aber nur ein Jahr Vorbereitung für 7 Tornados.
Ersatzteile, Flugstunden, Bewaffnung, Techniker, etc?
Aber laut Otte dürfte das ja möglich sein.
Ich glaube Otte gibt im wesentlichen die Meinung wieder, welche die Haie im Becken „CDU“ verbreitet wissen wollen.
Henning Otte, unser Reserveoffizier mit abgebrochenem Jura-Studium und ein pensionierter Flaggoffizier. Das ist doch mal grosses Kino.
Too little, too late.
@woody:
Das ist eben die angebliche Soldatenpartei CDU:
Kanzlerinnenwahlverein ohne jeden inhaltlichen Anspruch.
@Memoria:
Der Verteidigungsausschuss sollte sich einmal über das Ergebnis der Bedarfsaktualisierung zur Finanzbedarfsanalyse 2016 (FBA 2016) unterrichten lassen. Das Ganze vergleiche man dann mit dem Ergebnis der FBA 2016 und anschließend mit der Finanzlinie der Bundesregierung.
Aber wahrscheinlich kennt die FBA als Teilprozess des Integrierten Planungsprozess (IPP) keiner in dem Gremium.
Gleichzeitig muss man anmerken, dass die Bw in vielen Schlüsselbereichen zu wenig „Einsatzbereites“ Personal hat um richtig zu arbeiten.
Bei Herrn Kujat sind natürlich wieder die Politiker und Finanzen schuld. Laut Herrn Otto ist niemand schuld, schließlich gibt es kein Problem. Den schwarzen Peter schiebt er allerhöchstens den Großprojekten und der Industrie zu.
„Ich nenne hier die Transall, die über Jahrzehnte hier ihren Dienst leistet, aber wir auf das neue Flugzeug, den A400M, immer wieder warten müssen.“
Typisch. Offenbar meint man immer noch, sich hochkomplexe neuentwickelte Waffensysteme an dem einen Tag auf den Hof zu stellen und an dem anderen damit in den Einsatz zu fliegen. Die Probleme beim Lufttransport haben nur wenig mit dem A400m zu tun, aber sehr viel mit fehlendem Konzept und generellen Fehlplanungen.
„Die Bundeswehr könnte theoretisch mehr leisten, ist aber nicht abgefragt jetzt. Es gibt keine konkrete Anfrage an die Bundeswehr, und von daher machen wir die Aufgabe, die uns zufällt, aber auch hundertprozentig.“
Ohne Worte. Aber beim diplomatischen Bimbam will man dann wieder in der ersten Liga mitspielen. Der letzte Teilsatz ist schonmal ziemlich dreist.
„Die Mängel kommen daher, dass Geräte über Gebühr im Einsatz sind, “
Wie die 4 Tigerchen in Afghanistan oder die Handvoll NH90? Wie kann der Eurofighter über Gebühr im Einsatz sein, wenn weder in scharfen Einsatz geschickt noch die Flugstunden NATO-Niveau erreichen?
@Woody:
Die FBA kennen da glaube ich schon einige, aber ich bin mir sicher, dass das BMVg die Bedarfsaktualisierung verschweigt und so tut als mache man ja alles um die Mängel zu lösen.
Reine Schaufensterpolitik ohne Substanz.
vermutlich kommt als nächstes das dynamische Verfügbarkeitsmanagement beim Personal.
Alle Dientposten werden nur noch zu 70 % ausgeschrieben. Wenn irgendwo jemand gebaucht wird kann man sich dann ja aus dem „pool“ bedienen.
DVM hat sich doch bewährt und muss konsequent ausgebaut werden.
Schließlich lautet die Formel:
70% Material* 70% Personal*Teilzeit*Mutterschutz*Home Office*Verantwortungsdiffusion-Ausfinanzierung=Weltklasseherr
oder hab ich da jetzt einen fehler gemacht?
@wacaffe:
Im Bereich der Mannschaften im Heer wird es derzeit ja schon so gemacht: Die Kompanien sollen nur 70% des notwendigen Personals erhalten.
Diese sog. Armee ist einfach nur kaputt und wohl auch nicht reformierbar. Aber in Berlin redet man sich die Dinge weiterhin schön, wird schon irgendwie klappen. Besser nicht so genau hinschauen.
Hauptsache weitere potemkinsche PzBtl.
Dies Maß an Verantwortungslosigkeit wird uns früher oder später einholen.
Das sind ja per se nichteinmal gegensätzliche Aussagen.
Wenn wir alles verfügbare im Einsatz halten sind wir ja trotzdem Einsatzfähig… dann liegt aber zuhause alles am Boden und die Qualifikation und Ausbildung des Personals, dass danach kommen soll.
Die Frage, oder grundlegende Lebenslüge, ist ja nicht, ob wir die jetzigen Einsätze durchführen können, sondern, wie hoch der Preis für Material und Personal ist.
Man kann sich ja mal den Spaß machen und die kurzfristigen Einsatzabfragen statistisch auswerten. Ersteinmal auf die Top 5 Qualifikationen, die fehlen und dann, wie oft Leute unter Ausnahmergelungen hinsichtlich Ausbildung, Zeit seit dem letzten Einsatz oder gravierenden Einschränkungen für den abstellenden Verband, entsandt werden.
Auch bezeichnend wie sehr Otte das Helfen durch die Bundeswehr betont hat. Da fängt das Problem ja schon an.
Die Bundeswehr ist dafür da Menschen umzubringen und Sachen kaputt zu machen.
Und in diesem Themenbereich gibt es im Irak gerade sehr viel zu tun. Aber wenn wir natürlich nicht „abgefragt“ werden…
Aber wir gehen davon aus bzgl. ständiger Sitz im UN-Sicherheitsrat von all denen gefragt zu werden oder unterstützt zu werden, die jetzt gegen IS kämpfen?
Wie schonmal gesagt: die deutsche Politik und Verwaltung merkt gar nicht mehr wie peinlich sie ist. Egal ob bei Großbauten, Sicherheitspolitik, etc.
@ kerveros
oder man ordnet einfch mal spontane alarmmanöver an. VdL MÜSSTE doch jetzt eine objektive Lageanalyse befehlen, die am einfachsten durch realitätsnahe Übungen und nicht durch Papiermeldungen möglich ist. Physische Zustände lassen sich nicht negieren.
Ergo befiehlt man Brigade X von A nach B, Lässt Geschwader Y Bendlerblogüberflug machen und ordnet Flottenparade vor Kiel an.
Dann zählt man was tatsächlich im Manöverraum ankommt und geht ausgehend von dieser Erkenntnis den defiziten nach die für das erwartbare Fiasko ursächlich sind.
Desinformation durch den Apparat ist nur möglich wenn man sie zulässt. Wer die Zustände wirklich aufdecken will kann es auch…… Wille.
(Memorias Tagesbefehlsidee zum thema unwahre meldung/Leugnung der Zustände wäre eine gute ergänzung „niemand wird für unangenehme wahrheiten sanktioniert, jedoch kein Pardon bei beschönigung der Lage)
Mir fehlt hier so etwas wie ein „like“ Button. Ich würde micht wahrscheinlich mit dem Wort „Zustimmung“ tot posten.
@Wacaffe:
„oder man ordnet einfch mal spontane alarmmanöver an. “
Schenkelklopfer….
Ich würde dabei aber damit anfangen, die vorgeschrieben Qualifikation der Teilnehmer zu prüfen…
Grundsätzlich gehe ich aber davon aus, dass man die wahren Zustände garnicht kennenwill.
Es ist ja auch nicht so, dass wir die Einsätze erfolgreich mit Personal bestücken könnten, sondern vielmehr so, dass unter der Prämisse ‚Vakanzen werden im Einsatz nicht hingenommen‘ dann der mit der schlechtesten Ausrede befohlen wird.
„Dann zählt man was tatsächlich im Manöverraum ankommt und geht ausgehend von dieser Erkenntnis den defiziten nach die für das erwartbare Fiasko ursächlich sind.“
Wäre ich durchaus dabei… der Stress ist aber den heutigen Soldaten nicht mehr zuzumuten… ;) – schonmal die Thematik ‚planbare Freizeit‘ mit einem Personalrat ausgefochten? ;)
@wacaffe:
„70% Material* 70% Personal*Teilzeit*Mutterschutz*Home Office*Verantwortungsdiffusion-Ausfinanzierung=Weltklasseherr“
Wenne s denn mal 70% des Personals wären… in vielen Bereichen, wo Qualifikation gefragt ist, liegt man durchaus deutlich darunter.
Home Office ist allerdings die falsche Baustelle. Das BAPersBw veröffentlicht die Zahlen jährlich und wenn sich die letzten zwei Jahre da nichts dramatisch geändert hat, ist das nun wirklich keines unserer Probleme.
[Quote]Die Bundeswehr ist dafür da Menschen umzubringen und Sachen kaputt zu machen.
Und in diesem Themenbereich gibt es im Irak gerade sehr viel zu tun. Aber wenn wir natürlich nicht “abgefragt” werden…[/quote]
Nicht mal das helfen klappt ja. Diejenigen die sich freiwillig gemeldet haben um bei Ebola zu helfen sollen jetzt 4 Wochen brauchen, bis es nach Afrika geht.
Warum dauert die „Ausbildung“ so lange?
@ kerveros
„…schonmal die Thematik ‘planbare Freizeit’ mit einem Personalrat ausgefochten? ;)“
genau solche hürden meine ich ja. bürokratische gewerkschaftsmentalität steht der einsatzfähigkeit im Weg?
abschaffen, reformieren, umstrukturieren effizienter machen usw. durch erlass, gesetzgeberisches handeln usw. usw.
auch der personalrat ist keine sakrosankte instanz sonder hat sich der primäraufgabe der Bundeswehr „sachen kaputmachen und leute zu manitou entsenden“ unterzuordnen.
Die blockade liegt zwischen den Ohren. sonst nirgends
die Ausbildung dauert so lange,weil sie von der intelektuellen Belastbarkeit der Organisatoren ausgeht
@Thomas:
Wir haben Sanitäts Regimenter und ABC Truppe.
Solch ein Einsatz gehört befohlen. Die Truppenteile sollten genau dafür ausgebildet sein.
Es könnte so einfach sein schnell zu handeln.
Aber es scheitert eh schon an der Einstellung der Soldaten.
Was alles noch viel trauriger und unverständlicher macht, ist die Tatsache, daß in Afghanistan und im Kosovo die Soldaten festsitzen, da der Airbus auf unbestimmte Zeit weswegen wohl….ausgefallen ist. Ein haufen Kinder warten nun traurig auf ihre Mütter und Väter und was passiert nichts!!! Fragt aber auch keiner nach……
Interessante Bemerkung von der guten Frau Katrin Göring-Eckardt von den Grünen:
„generell müssen wir uns von der Idee verabschieden, dass die Bundeswehr auf allen Gebieten Kapazitäten und Fähigkeiten haben muss“
Das heißt also, dass wir…ihrer Meinung nach…überlegen sollten, welche Waffengattungen wir abschaffen und hoffen, dass uns NATO Partner aushelfen?
Wäre Europa so weit, eine gemeinsame Armee zu unterhalten, wäre dieser Gedanke ja logisch….ist es aber nicht.
Aber es wirft ein Bild auf die Betrachtugsweise: mehr Geld ist nicht, lieber auf Fähigkeiten verzichten.
Wir kommen so nie in den UN-Sicherheitsrat.Die lachen sich über unsere deutsch gründliche
Unfähigkeit auf allen Sektoren der Außen-und Verteidigungspoltik kaputt.
Die Nato fragt bei uns nichts mehr an, weil Sie weiss, dass wir nichts anzubieten haben.Selbst bei internationalen Funktionen(z.B.AWACS oderEATC)sagen wir (die Politik )Nein oder eiern rum.
Es gibt in unseren Land keinen sog. Politiker mehr, der Rückgrat hat und klar sagt wir haben noch ein paar Tornados und die fliegen jetzt Einsätze für Europa.Alle Traumtänzer in Berlin
haben vergessen, dass andere Nationen für unser Land jahrzehntelang überwiegend für ein
freies Deutschland geflogen sind.
Die Wählerstimmen sind den Berlinern wichtiger.(siehe Ottes PzBtl in Bergen).Aber oh Wunder
es wählen ja jetzt auch Bürger alternativ(siehe z.B. AfD)
Arme „reiche“ Republik kann ich nur wiederholen.Wir werden die Quittung bekommen.
@wacaffe:
„auch der personalrat ist keine sakrosankte instanz sonder hat sich der primäraufgabe der Bundeswehr “sachen kaputmachen und leute zu manitou entsenden” unterzuordnen.“
Negativ Ghostrider. Solange wir nicht in den V-Fall gehen gilt grundlegend mal Friedensbetrieb… und selbst, wenn wir diesen Ansatz führen, würden wir wohl vor dem Verwaltungsgericht böse Schiffbruch erleiden – siehe aktuelle Urteile.
Wäre prinzipiell eh egal, denn wenn wir wirklich das Personal bekämen, dass wir uns von der Einstellung her wünschen (und welches wir _rofl_ laut BAPersBW ja auch ausreichen bekommen), dann würde die Truppe das Ding ja auch freiwillig durchziehen. Da klafft mal wieder ein kleiner Mariannengraben zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Das Problem liegt nicht zwischen den Ohren, sondern in der Struktur. Wer berät denn letzten Endes das BMVg? Genau der Wasserkopf, den es eigentlich zu verschlanken gelten würde. Und damit erklärt sich dann auch ganz schnell, wieso wir da, aller Augenwischerei zum Trotz, kaum besser werden.
Der letzte Vorgang dieser Art: Luftfahrtamt der Bundeswehr in Köln. Mit einem schlanken Anschreiben zum Thema, in dem man ausdrückt, wie toll es doch sei, dass man damit viele [die sich seit Jahrzehnten da vorm Truppenalltag verstecken und nun umziehen müssten] sozialverträglich am Standort weiterbeschäftigen kann. Die Truppe wird (mal eben) mit Befehl bewegt, im Überbau erfindet man sich einfach neu.
Zumindest ist das der Eindruck, der sich mit dem entsprechenden Schreiben aufdrängte.
Der wichtigste erste Schritt, seit jahrzehnten gefordert, wäre einfach mal eine klare Eingrenzung des deutschen Level of Ambition, davon abgeleitet eine _verbindliche_ KdB und dann würde es gelten, diese mit Mitteln zu hinterlegen. Solange dies nicht passiert, werden wir ohnehin nie mehr tun, als Symptome zu diskutieren und Flickwerk zu schaffen.
Und der Witz ist das anderseits das Geld 2014 noch nicht ausgegeben ist , weil erst im Okt der Bericht da ist und dann ist das Jahr schon gelaufen .
Neue Autos müsste schneller beschafft werden können , Ersatzteil und so weiter aber da muss man statt bis 16:00 h bis 23:00 am Tisch sitzen um schnell was schnell gibt das Buget ausgeben
@Kerveros:
Natürlich hat das Parlament Informationen, aber spätestens bei den Haushaltsberatungen hätte das BMVg (!) die Karten auf den Tisch legen müssen (NATO-Verpflichtungen nicht eingehalten, bedingt einsatzbereit). Das BMVg sieht das wohl immernoch nicht so.
Ja das Beschafdungssystem ist langwierig.
Aber wenn man als BMVg im Jahr 2014 auf Entscheidungen bei Ersatzteilen aus dem Jahr 2010 verweist, dann sollen diese Leute mal erklären warum auch 2015 keine notwendigen Ersatzteile beschafft werden. Dies ist ohne jahrelange Vorplanung möglich (technisch-logistische Betreuung).
@Sascha Vohwinkel
„Das heißt also, dass wir…ihrer Meinung nach…überlegen sollten, welche Waffengattungen wir abschaffen und hoffen, dass uns NATO Partner aushelfen?“
Vieles haben wir doch schon (Flugabwehr Heer, fliegende Aufklärungsplattformen) abgeschafft und vieles haben wir erst gar nicht national (Atomwaffen, Bomber, AWACS, Flugzeugträger, Kampfschiffe, strategischen Lufttransport, SAT Com uvm).
Welches Land in Europa ist denn fähig sich selbst zu verteidigen?
Wer hilft uns denn jetzt schon in AFG?
Glaubt jemand wirklich, dass DEU alleine in einen Krieg zieht?
Wir haben gar keine andere Wahl als uns gemeinsam zu verteidigen und jeder der heute noch etwas anderes behauptet verkennt die Lage.
Wenn wir uns in Europa nicht einigen wie soll es dann in der NATO klappen?
Um eine schlagkräftige NATO zu bekommen und die USA zu entlasten, bleibt uns nichts anderes übrig als uns in Europa abzustimmen und zu koordinieren.
@Memoria:
„Dies ist ohne jahrelange Vorplanung möglich (technisch-logistische Betreuung)“
Das ist der naive Truppenansatz ohne Brücksichtigung von §87b GG.
Faktisch brauch man für Beschaffungsvorgänge nunmal Jahre Vorlaufzeit, es sei denn, man könnte wirklich einen Auftrag nicht mehr ausführen.
@Kerveros:
Nein das ist nicht „naiver Truppenansatz“, sondern eigene Erfahrung im Bereich TLB – nicht zu verwechseln mit einer Neubeschaffung gem. IPP u. CPM nov.
Aber Danke für die Einordnung meiner Sichtweise als naive Truppensicht.
Und gerade weil es in einigen Bereichen Jahre braucht, sollte man vielleicht nicht auch noch das Jahr 2015 verpennen, oder?
Was sind den die Massnahmen in den nächsten Jahren?
Der GI meinte ja es werde jahrelang gleich bleiben.
Wenn Verantwortung unteilbar ist, frage ich mich, warum nicht schärfer mit dem GI ins Gericht gegangen wird, denn er ist nicht nur höchster Soldat, sondern auch mil. Berater der Bundesregierung.
Oder: er wurde fortlaufend ignoriert?
Guten Abend,
das mit den Ersatzteilen ist relative leicht zu erklären, soweit es sich um waffensystemspezifische Teile dreht.
Das läuft nicht wie bei Opel, VW, BMW und Mercedes, die meisten Teile liegen beim Hersteller aufgrund der kleinen Gerätestückzahl und der Spezialisierung nicht im Lager und werden erst nach Eingang einer Bestellung, oder sogar erst bei einer bestellten Mindeststückzahl hergestellt – das kostet Zeit, bei manchen Teilen bis zu 48Monate.
Also ei Teil was 2010 aufgrund einer Haushaltssperre oder aus Finanzmangel nicht bestellt wurde fehlt dann eben heute noch.
Meist entstehen dann nach so einer Phase finanzieller Engpässe Bugwellen, die sich noch weitere Jahre auswirken, da ja im neuen Jahr auch Material benötigt wird, genau dass, für das 2 Jahre vorher die Mittel geplant und 1 Jahr vorher bewilligt wurden.
Man kann das Ersatzteilmanagement in der heutigen Zeit mit dem Fahrverhalten eines Supertankers vergleichen – alles will mit Weitsicht bedient werden und die Auswirkungen bemerkt man erst mit Verzögerung – da ist nichts mit Hebel auf die Back und Ruder hart backbord, diese Kurve bekommt man nicht.
@Lippe65:
Natürlich sind viele ET’s Langläufer.
Aber hat man diese Woche das Ruder rumgerissen?
Gibt es Anpassungen im Haushalt, damit die 0positive Welle überhaupt anlaufen kann?
@Lippe65: Wenn man nicht „Just in Time“ produzieren kann, dann darf man nicht nur bei einer Haushaltssperre das Bestellen nicht vergessen, sondern man sollte vorher eine Ersatzteillagerung und Bevorratung in den Verträgen gleich vorsehen, denn die Privatwirtschaft hat ihre Lagerhaltung an die Zulieferer auch ausgelagert.
Man muss vom Tornado her Vergleichswerte haben, wie lange ein Triebwerk, ein Fahrgestell, ein Radar usw. hält, wie oft die Systeme kaputt gehen usw..
Hat man versucht fehlende Ersatzteile von den Briten usw. zu bekommen und deren Ersatzteile durch spätere deutsche Bestellungen zu ersetzen bzw. zu tauschen?
Die Industrie wird auch ohne Mindestbestellmenge produzieren, wenn man die Mehrkosten übernimmt, aber ich vermute, daß die BW nichts derartiges auch nur versucht hat und die Bugwelle unverändert vor sich herschiebt.
Es gibt Bestimmte Schäden die kommen immer die Kann man schon vorbestellen
wie auch anderes Ersatz Lager erhalten
Das gerät ist zu teuer um im Hof Rosten zu lassen
@Memoria:
„Aber Danke für die Einordnung meiner Sichtweise als naive Truppensicht.“
Nein, das geht nicht gegen Sie, sondern ist reine Erfahrung an Stellen, wo Handlungsbedarf dringend aufgezeigt wurde. Selbst wenn selbiger von allen Seiten gesehen wird, ist die Zeitlinie gewöhnlich nicht in 1-2 Jahren zu machen.
Mag je nach Bereich auch anders sein – ich kann da nur aus meiner Erfahrung sprechen, aber da scheinen wir eben unterschiedliche Erfahrungen zu haben.
@Closius:
„Man muss vom Tornado her Vergleichswerte haben, wie lange ein Triebwerk, ein Fahrgestell, ein Radar usw. hält, wie oft die Systeme kaputt gehen usw.. “
Jedes System ist anders. Als man den Tornado gekauft hat, hat man die Lebensdauer der Teile abgeschätzt, die Ersatzteile dafür gebaut und dann das Thema vergessen. Als die Realität die Truppe eingeholt hat, hat man deswegen angefangen, teilweise Teile in Einzelfertiggung nachzubauen… so ist das Leben. Das Einzige, was man daraus lernen kann: die Schätzung, die zu 100% eintrifft, wird es wohl nie geben.
@Memoria, @Closius,
wie ich schon sagte, wenn man in den Folgejahren nicht mehr Geld ausgeben kann weil mal wieder gespart wird füllen sich selbst die kleinsten Lager nicht.
Das entstandene Loch kann nicht mehr gestopft werden und die IND hat kein besonderes Interesse unterhalb Ihrer PLT (Production Lead Time, im Prinzip die Bestell-/Lieferzeit) zu liefern wenn der finanzielle Anreiz fehlt.
@wacaffe
Sorry ich verstehe weder das Problem mit dem Mutterschutz noch mit Home Office
@Memoria
Verwechseln sie bitte nicht Zweck und Mittel
Die Bundeswehr ist dazu da Deutschland zu schützen und seinen Wünschen Nachdruck zu verleihen, Sachen kaputt zu machen und Menschen zu schädigen ist ihre Kernkompetenz
@Kerveros
Dann dürfen die Soldaten mit dem genehmigten Urlaub den Urlaub antreten und der Rest muss mit der Lücke umgehen.
Was wäre wenn diese Soldaten krank, verwundet oder schon Weg wären
oder sie müssen das finanziell und Freizeitmässig ausgleichen, hm Familienurlaub, sonstige Gruppenveranstaltungen….
@Kerveros:
Aber genau diese systemische Trägheit müsste eben auch mal hinterfragt werden – gerade wenn man mehrfach ne Mrd € zurückgibt. Natürlich gibt es gewisse Vorlaufzeiten bei der Haushaltsanmeldung – aber wenn man für 2015 gar nichts ändern will (!) – siehe Leitung BMVg, Generalität und Bundestag (Orte heute abend im ZDF), dann ist es eben weniger ein prozessuales, sondern ein mentales Problem.
Wir wissen doch alle wie einfach Dinge abseits der üblichen Verfahren laufen können – wenn es gewollt ist.
@ThoDan:
Ich verwechsle nicht Zweck-Ziel-Mittel, sondern wollte lediglich auf die Kernkompetenz hinweisen.
Die wird leider auch viel zu oft von Uniformträgern vergessen und verdrängt. Mit erheblichen Auswirkungen in der Konzeption, Struktur, Ausbildung und Ausrüstung.
Wenn ich die letzten Kommentare hier lese, spricht aus meiner (Nichtinsider-)Sicht vieles für die eine oder andere Seite. Natürlich ist es schwierig, gerade bei Grosswaffensystemen, langfristige Entwicklungen zu planen. Planungen sind immer mit Unsicherheiten behaftet, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.
Ich frage mich nur, erstens, warum haben viele (scheinbar auch Herr Kujat) die Probleme schon seit langer Zeit erkannt, ohne dass Politiker wie Herr Otte darauf reagiert haben? Man muss nicht tief in den Archiven graben, um recht frühe warnende Stimmen aus unterschiedlichen Bereichen zu finden. Herr Otte ist seit Jahren Mitglied des Verteidigungsausschusses und jetzt sogar verteidigungspolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion. Also keiner, der jetzt mal plötzlich mit einer unvorhersehbaren Situation konfrontiert wird.
Und zweitens, wie machen das andere, oft viel weniger leistungsfähige Nationen? Natürlich ist da auch nicht alles Gold was glänzt. Aber dort ist es offensichtlich möglich, innerhalb kurzer Zeit nach einer getroffenen politischen Entscheidung diese auch militärisch operativ umzusetzen.
Da muss man nur den Kampf gegen ISIS sehen: Frankreich und UK sind Stunden nach dem politischen grünen Licht im Einsatz. Naja, das Kontrastprogramm kann man ja gerade bei den militärisch und logistisch viel weniger ambitionierten deutschen Unterstützungsleistungen beobachten.
Es wird höchste Zeit das der aktuelle Zustand mal ungeschönt dargelegt und bewertet wird!!
Ich habe in den letzten 2 Wochen wieder Dinge im (Bundeswehr- (Marine)) Alltag erlebt, bei denen man wirklich ins Grübeln kommen muss, ob das alles noch so richtig ist….
Es wird wird am Band mit „NO-GO’s“ gebrochen, „Ausnahmen“ ins Leben gerufen…usw…..
Die Erosion ist nicht mehr schleichend, sondern erdrutschartig.
Kernprobleme:
1. mangelnde Zeit (bedingt durch weniger Plattformen für gleiche Aufgaben)
2. Personal (weniger und schlechter qualifiziert)
3. Geld (Mangelverwaltung anstatt Mangelvermeidung)
„Ich frage mich nur, erstens, warum haben viele (scheinbar auch Herr Kujat) die Probleme schon seit langer Zeit erkannt, ohne dass Politiker wie Herr Otte darauf reagiert haben? “
Was will der denn machen? Frau Merkel und Herr Schäuble machen die Ansage, und der Rest schreibt brav mit. So sieht das aus!