Ukraine – der Debattenthread, August 2014
Die Debatte (nicht die Sammlung von Informationen) über das Thema Ukraine im alten Thread wird ziemlich unübersichtlich. Hier deshalb der neue Ort, um über die Geschehnisse in der Ukraine und die damit zusammenhängenden Entwicklungen wie Sanktionen, Verhältnis NATO-Russland etc. zu diskutieren.
@ Benedikt
Kassandra lässt Ihnen ausrichten, dass Weissagung und Wunschdenken zwei verschiedene Dinge sind. :-)
Tja, Clausewitz hat es genau verkehrt herum: Die Fortsetzung des Krieges durch die Politik, hätte er wohl schreiben müssen:
„Sanktionspolitik: Nun droht die EU sogar Südamerika“ auf heise.de
Die Rada soll ein Enteignungsgesetz beschließen, dass alle Unterstützer der Pro Russen ohne Gerichtsprozess enteignen kann. Wegen so etwas wollen sich die EU Banken alle aus der Ukraine zurück ziehen. Firmen investiert dort auch nicht mehr. Einfach nur Googeln. Nur die EU und US Investoren sind an Assets wie Gasleitungen interessiert. Die machen ihre Verträge mit Gerichtsständen im Westen. Bringt der Ukr Wirtschaft nur höhere Kosten. Ohne dicken Sponsor wird Poroschenko nicht lange überleben. Da muss auch Obama mehr geben, als die Altmetallspende.
@klabautermann
Clausewitz hat es genau richtig rum… Krieg ist nicht das Ende der Politik, sondern Ausdruck der politischen Machtausübung. (jaja.. hatten wir alles schon…)
Die EU hat derzeit keine Armee zur Hand die man gerne losschicken mag, aber die EU hat den größten wirtschaftlichen Einfluss auf der Welt und den größten Binnenmarkt (auf den sogar die USA sehr scharf sind). Also liegt es wohl recht nahe, dass man Sanktionen statt Flugzeugträger oder ICBM Tests für die außenpolitische Show nutzt. Wäre es hier irgendwem wohler, wenn statt dessen mal flux ein massives europäisches Flottenmanöver vor Französisch-Guayana abgehalten würde? (ganz abgesehen von dessen Realisierbarkeit)
Die dickste EU Keule ist nunmal Handel… und da ist man sich auch am einigsten.
Die dicke Keule von der EU wird gegen Russland nur bei den Finanzströmen raus geholt. Die Warenströme lässt die EU weitgehend unangetastet. Das bisschen Rüstung ist nicht wirklich wichtig. Bei den Dual Use Güter sollen das einige sehr lax handhaben, und spielt auch nicht die Rolle. In Russland wurde vieles mit € oder $ Krediten finanziert. Außerdem musste deren Zentralbank die Zinsen anheben. Das Angebot an Krediten wird weniger und teurer, dass spürt Moskau richtig. Heißt im Gegenzug auch, dass es bei den Import Gütern Finanzierungsschwierigkeiten gibt. Diese Rückkopplung hatten die Eurokraten nicht erwartet. Die dachten wirklich, dass würde Putin schnell in die Knie zwingen und keinen eigenen Schaden anrichten. Spüren jetzt halt beide stärker.
Teilweise werden in den Medien jetzt auch für eine Allgemeine Nachfrageschwäche die erst später in Kraft getretene Sanktionen verantwortlich gemacht.
@Benedikt
“ Diese Rückkopplung hatten die Eurokraten nicht erwartet.“
Das ist mir erheblich zu pauschal und erheblich zu platt. Die „Eurokraten“ sprich die Spitze der entsprechenden Verwaltung, sind vielleicht nicht medienwirksam, aber durchaus keine Blinden. Ich würde ersteinmal davon ausgehen, dass die deutlich größeren Durchblick bei europäischen Wirtschaftsprozessen haben, als der durchschnittliche Wirtschaftsexperte in der generischen Diskussionsrunde oder Berichterstattung.
Die Binsenweisheit, dass die Sanktionen nur der Zaunpfahl sind, mit dem winkt, damit die Privatwirtschaft ihre Hausaufgaben macht, dürfte jeder von den Herren und Damen auf der Pfanne haben.
Dass es eine Form der spürbaren Aktion gegen Moskau gibt, die keine unerwünschte Rückkopplung erzeugt, ist extrem unwahrscheinlich. Jede Aktion, auch das Nichtagieren hat Kosten. Man hat sich für einen Weg entschieden, ob er der teuerste oder günstigste ist, wird man nie herausfinden.
Mit so etwas tritt Poroschenko gegen Rusland an:
„In February 2014, on the eve of the Crimean annexation, there were approximately 150,000 in the army, navy, and air force, only 5,000 of whom were battle ready, says Melnyk.“
http://www.businessweek.com/articles/2014-08-14/ukraines-broke-undertrained-military-is-no-match-for-russia#r=hpt-ls
Die Ukraine macht gewinne um Lugansk und Donetsk, dafür holen sich die Seps Gebiete in der Fläche. Bringt Poroschenko nicht viel weiter. Die Milizen mit ihren 12 Tage Training sind Militärisch wohl auch nicht der bringer. Die Seps sollen sich besseren Zugang zu Russischen Grenze gesichert haben.
Die Ukraine hat auch Probleme mit Fremdwährungskredite:
„One fear is the hryvnia sinking below 12.5 to the dollar. At that level, the IMF estimates that the 22 largest banks would need to be recapitalized at a cost of as much as 5 percent of gross domestic product. Yet if this year’s hryvnia exchange rate can strengthen to 10.5 per dollar, the loan losses for Ukrainian banks would remain within the limits already set out by the IMF, said Vadim Khramov, an economist at Bank of America (BAC), by e-mail.“
http://www.businessweek.com/articles/2014-06-26/ukraine-faces-mortgage-crisis-on-top-of-war
Auswirkung der Sanktionen:
“ Die RBS hat am 1. August jedoch bekannt gegeben, ihr Russland-Geschäft zurückzufahren. Und im Juli hat kein einziges russisches Unternehmen Darlehen in Dollar, Schweizer Franken oder Euro erhalten, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten. Dies hat es seit mindestens fünf Jahren nicht mehr gegeben.“
http://www.format.at/articles/1433/931/377397/keine-liebesgruesse-moskau
Der Kreml rechnet, dass die Sanktionen länger anhalten sollen. Ist nicht schön, wenn man Fremdwährungskredite mit Währungsverlusten in Rubel umschulden muss.