Deutsche Unterstützung für kurdische Milizen: Waffen für vier Großverbände
Zur Unterstützung der kurdischen Milizen im Kampf gegen die ISIS-Terrorgruppen im Nordirak hat die Bundesregierung am (heutigen) Sonntagabend eine umfangreiche Waffenlieferung beschlossen. Insgesamt stellt Deutschland neben – bereits zuvor beschlossener – Schutzausrüstung für die Peshmerga-Kämpfer insgesamt 16.000 Sturmgewehre, 8.000 Pistolen und 40 Maschinengewehre samt Munition zur Verfügung, außerdem 200 Panzerfäuste und 30 Panzerabwehr-Raketenwerfer mit 500 Raketen. Hinzu kommen 10.000 Handgranaten und mehrere Geländewagen.
Die Waffen sollen in drei Tranchen an die Kurden geliefert werden: zunächst soll ein Großverband mit 4.000 Mann komplett ausgerüstet werden, dafür gibt es in der ersten Lieferung 4.000 der älteren Sturmgewehre des Typs G3 mit einer Million Schuss, 20 Maschinengewehre MG3 mit 500.000 Schuss, 4.000 Pistolen, 20 Panzerabwehrlenkraketensysteme Milan mit 300 Raketen und 100 Panzerfäuste vom Typ Panzerfaust 3 mit 1.250 Schuss. Die Lieferung dieser Waffen werde voraussichtlich den September über dauern, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Über die weiteren Tranchen wird nach den Worten der Ministerin nach Bedarf entschieden. Dafür werde lageabhängig überprüft, was gebraucht werde. Die Ministerin machte zugleich deutlich, dass die Kontingentierung der Munition ein weiteres Kontrollmoment sei – denn auch wenn von der Leyen das bei der Pressekonferenz am Sonntagabend nicht sagte: Die Befürchtung, dass die Waffen unkontrolliert weitergegeben werden könnten, ist natürlich auch eine Befürchtung der deutschen Politik.
Insgesamt reichen vor allem die Sturmgewehre für die Ausrüstung von vier Verbänden mit je 4.000 Mann. Allerdings ist die Lieferung der moderneren G36-Gewehre mit 4 Millionen Schuss Munition erst als dritte Tranche vorgesehen, also zu einem deutlich späteren Zeitpunkt.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier betonte, die Bundesregierung habe sich zu der Waffenlieferung entschlossen, weil die islamistischen ISIS-Kämpfer eine existentielle Bedrohung für die Region Nordirak, den ganzen irakischen Staat und darüber hinaus für die Nachbarstaaten bedeute. Für Deutschland sei klar, dass wir nicht abseits stehen dürfen, wenn andere versuchen, diesen Gefahren Einhalt zu gebieten.
Die komplette Pressekonferenz der beiden Minister zum Nachhören, einschließlich Fragen und Antworten:
Die Liste mit allem militärischen Material, das als Unterstützung vorgesehen ist, nach dem Beschluss der Bundesregierung (die Spalten sind ein bisschen verrutscht, aber noch lesbar, hoffe ich):
Lieferungen Tranche 3 |
||||
Querschnittliche Ausrüstung |
||||
Funkgeräte |
700 |
700 |
– |
– |
Gefechtshelme |
4.000 |
4.000 |
– |
– |
Metallsuchgeräte zur Minensuche |
20 |
20 |
– |
– |
Minensonden |
30 |
30 |
– |
– |
Werkzeugsätze Munitionsbeseitigung |
40 |
40 |
– |
– |
Nachtsichtgeräte, Infrarot |
680 |
680 |
– |
– |
Schutzwesten (Bereitstellung durch AA) |
4.000 |
4.000 |
– |
– |
Feldküchen |
25 |
15 |
10 |
– |
Zelte |
125 |
75 |
50 |
– |
Doppelfernrohre |
1.500 |
750 |
750 |
– |
Ballistische Schutzbrillen |
4.000 |
2.000 |
2.000 |
– |
Persönliche Sanitätsausstattungen |
270 |
170 |
100 |
– |
Waffen |
||||
Sturmgewehre G3 |
8.000 Munition: 2.000.000 |
4.000 Munition: 1.000.000 |
4.000 Munition: 1.000.000 |
– |
Maschinengewehre MG3 |
40 Munition: 1.000.000 |
20 Munition: 500.000 |
20 Munition: 500.000 |
Sturmgewehre G36 |
8.000 Munition: 4.000.000 |
– |
– |
8.000 Munition: 4.000.000 |
Pistolen P1 |
8.000 Munition: 1.000.000 |
4.000 Munition: 500.000 |
4.000 Munition: 500.000 |
– |
Panzerabwehrwaffen MILAN |
30 LFK: 500 |
20 LFK: 300 |
10 LFK: 200 |
– |
Panzerfaust 3 |
200 Munition: 2.500 |
100 Munition: 1.250 |
100 Munition: 1.250 |
– |
Schwere Panzerfaust |
40 Munition: 1.000 (nur Leucht) |
20 Munition: 500 |
20 Munition: 500 |
– |
Signalpistolen |
100 Munition: 4.000 |
50 Munition: 2.000 |
50 Munition: 2.000 |
– |
Handgranaten |
10.000 |
5.000 |
5.000 |
– |
Fahrzeuge |
||||
LKW WOLF, ungeschützt |
40 |
20 |
20 |
– |
LKW WOLF, teilgeschützt |
20 |
10 |
10 |
– |
LKW 2 to UNIMOG |
40 |
20 |
20 |
– |
Tanklastwagen |
1 |
– |
– |
1 |
DINGO 1 |
5 |
– |
– |
5 |
Ausbildung ist bei diesen Waffen, das machte von der Leyen deutlich, aus Bundeswehr-Sicht nur bei der Milan nötig – für alles andere reiche eine einfache, mehrstündige Einweisung. Für die Milan werde es voraussichtlich eine einwöchige Ausbildung in Deutschland geben.
Die Waffen sollen zunächst in die irakische Hauptstadt Bagdad geflogen werden und dann nach einer offiziellen Inspektion durch die irakische Regierung nach Erbil, in die Hauptstadt der Kurdenregion, weiter transportiert werden. Damit kommt die Bundesregierung der Verpflichtung nach, solche Lieferungen über die Regierung des Landes abzuwickeln. Andere Staaten, die ebenfalls Waffen und Munition liefern, würden genau so verfahren, hieß es aus dem Verteidigungsministerium.
Bei den teilgeschützten Wolf-Geländewagen handelt es sich übrigens, ich hab mal nachgefragt, um Wolf MSS – also eigentlich um ein Cabrio, dass zum – nicht sehr starken – Schutz vor Minen und IEDs eine verstärkte Bodenplatte hat.
Zu der Waffenlieferung wird es am (morgigen) Montag eine Beratung im Bundestag geben. Die Entscheidung ist allerdings mit dem Beschluss der Bundesregierung bereits gefallen; die geplante Abstimmung im Parlament hat den Charakter einer politischen Erklärung, ist aber keine Entscheidung.
Nachtrag: Zu den einzelnen Waffensystemen wollte ich eigentlich auch noch was gesondert schreiben, aber das hat der Tagesschau-Kollege Christian Thiels schon erledigt.
(Foto: von der Leyen und Steinmeier bei der Pressekonferenz am 31. August im Verteidigungsministerium – ©Thomas Köhler/photothek.net)
Dann bin ich mal gespannt, ob die Flüge über Bagdad funktionieren oder dort die Flugzeuge festgehalten werden oder ob die Waffen in Bagdad plötzlich verschwinden.
@TW
Großverband beginnt ab Ebene Brigade. Also ca. 3000-7000 Soldaten.
Verband ist bis Ebene Bataillon.
Es geht demzufolge um die Ausrüstung von vier Verbänden.
pi
Was mir nicht einleuchten will:
Mit der 1. Tranche werden je 4.000 Helme, Schutzwesten, Gewehre G3 und Pistolen P1 geliefert, ABER von den Schutzbrillen erst einmal nur 2.000, obwohl auch davon 4.000 insgesamt zur Verfügung stehen.
Wie passt das zusammen?
@ politisch inkorrekt
wieso? es geht doch um die ausrüstung von 4 verbänden a 4000 Mann jeweils in tranchen.
jeder einzelne ist somit „großverband“
OK verstehe ich das richtig? Wir rüsten am Ende eine Division aus?
pi
Wenn du Munition portinioniert geliefert werden soll, damit man steuern kann was zukünftig mit den Waffen passiert wäre es doch ein besserer Schachzug nur G36 mit 5,56mm zu liefern – die Munition gibts in der Gegend nicht einfach so – während 7,62 überall zu kriegen ist.
Wir das wieder ersetzt oder wenn man es wieder Braucht fehlt das Zeugs
@ PI
sollte letztlich tatsächlich alles geliefert werden wäre es numerisch ein divisionsäquivalent.
Hmmm… wird das über Bagdad auch (jemals) vollständig die Kurden erreichen oder schießt man sich schlußendlich damit sprichwörtlich selbst ins Knie? Ich dachte, es würde sofort über Erbil eingeflogen werden.
@pi+wacaffe
Jein, würde ich sagen:
Was die reinen Sturmgewehre betrifft Div.
Aber der Rest, Helme, Schutzwesten, Brillen u.a. Handgranaten reicht dafür nicht aus.
Von daher kommt es wohl auf die Betrachtungsweise einer sog. Vollausstattung an.
@Gastleser
Vielleicht probiert man bei den Peschmerga das dyn. Verfügbarkeitsmanagement im harten Einsatz live aus.
pi
G3:
Hätte garnicht gedacht, dass da so viele die Verschrottungsaktionen in Neckerzimmern u.a.o. überstanden haben und nun gänzlich überflüssig sind. Dann noch das gute alte MG3. Auf jeden Fall können die Herrschaften damit kräftig „hinzünden“ – egal auf wen. Und was mit den Feldküchen passieren wird? IKRK?
Wenn ich diese Zahlen sehe …. Wo kommt das Material her?
Wir hatten keine/zu wenig Munition für das MG3 .
Nun gut …
… dafür sieht es bei mir / uns so aus:
– MG3 in der Einheit: Fehlanzeige
– PzFst in der Einheit: Fehlanzeige
– meine letztmalige Möglichkeit zum PzFst-Schießen: 2005
– meine letztmalige Möglichkeit zum MG-Schießen: 2005
– mein letztes Handgranatenwerfen: in den 90ern
– persönliche Sanitätsausstattung: Fehlanzeige
…
… und es liegt nicht daran, daß ich nicht möchte / wollte, sondern es keine wirkliche Möglichkeit gab …
… aber wir haben’s ja.
@ Schnellmerker
– persönliche Sanitätsausstattung: Fehlanzeige
Sie haben kein Verbandpäckchen klein / groß?
@axel_f: Schon, aber Baujahr irgendwann vor 20 Jahren, genau wie Helm etc.
Diese Angabe verstehe ich nicht. Die Panzerfaust 3 ist doch eine Einwegwaffe. Man kann sie nicht nachladen. (Man könnte höchstens mit einem Griffstück 2 Patronen abschießen, aber das passt ja auch nicht.)
Was bedeuten also in diesem Zusammenhang die Angaben zu Stückzahl und Munition?
Ich würde gern wissen, ob die Kurden dafür etwas zahlen müssen? Und wenn ja, wieviel? Dies sind gewiss keine Spenden.
@ Amoebe
200 Griffstücke und 2500 Patronen,
weil die Griffstücke sind wiederverwendbar
So ein Unsinn!
Gegen Humanitäre Hilfe und Unterstützung von Schutzausrüstung habe ich nichts einzuwenden. Aber Waffen die nach Versenden in Hände von korrupten und nicht vertrauenswürdigen selbsterkorenen Verteidigern zu geben halte ich für eine schwerwiegende Fehlentscheidung dessen Ausmaß nicht absehrbar ist und schwerwiegende Folgen haben könnte!
Wer versichert uns das diese nicht gegen unschuldige gerichtet werden?
Ich sehe schon kommen das sich unsere Jungs in einem weitern Kampfeinsatz „Aufbau und stabilisierungs Mission“ befinden und plötzlich mit ihren eigenen Waffen bekämmt werden.
So meiner Meinung nach ist das unverantwortlich und ohne Weitsicht beschlossen worden!
Philipp
Herr Gebauer hat vdL ins Schlingern gebracht :-))
Auch lesenswert zum Thema Milan / ISIS
Schwer zu bedienen ist das System nach Aussage von Bundeswehr-Ausbildern nicht. Schon nach einer relativ kurzen Einweisung dürften auch die kurdischen Kämpfer mit der Waffe umgehen können. Ihre Gegner bräuchten diese Kurzausbildung wahrscheinlich gar nicht. Denn Milan-Raketen aus deutscher Produktion sind auch im Bürgerkrieg in Syrien im Einsatz – und werden dort auch von Islamisten verwendet […]
http://www.tagesschau.de/inland/waffenlieferungen-112.html
Panzerfaust 3 ist eine Einwegwaffe. 200 Abschussgeräte mit integrierter und vergrößernder Optik. Das Abschussgerät ist zwingend notwendig, um die Panzerfaustpatrone abzufeuern.
Interessiert wäre, welche Version der Panzerfaust 3 geliefert wird.
@ axel_f
Mir wurde damals in meiner Ausbildung erklärt, die Griffstücke seien nur begrenzt wiederverwendbar. Deswegen sah die Einsatzdoktrin auch immer vor, beides in gleicher Anzahl zur Verfügung stehen zu haben und jedes Griffstück auch nur ein Mal zu verwenden.
Jetzt habe ich nochmal in meinem Reibert nachgeschlagen. Da ist nichts dergleichen zu finden. Allerdings steht hier folgende Info:
Werden also für die Kurden die bestehenden Munitionskisten extra nochmal umgepackt und 1150 Griffstücke rausgenommen?
Gut so, man soll ja von zeit zu zeit den alte krempel ausmisten. Die g3 werden ja eh nicht mehr gebraucht also spart man sich die entsorgungskosten. Milan ist auch uralt und kann dann durch spike lr ersetzt werden. Die mg3 solle auch durch mg5 ersetzt werde und so gehts weiter. Die bundswehr macht also mal frühjahrsputz in ihren depots.
nach aussen stellt man sich als edle spender da aber in wirklichkeit entsorgt man nur altgerät und Munition die sonst überlagert wäre.
@Schnellmerker
Aus was für einer Einheit kommen Sie denn?
Dass es keine/nur sehr wenige MG3 gibt ist ja mittlerweile fast normal. Aber wenigstens mal bei nem ÜbPl-Aufenthalt einige leihen sollte jetzt nicht so schwierig sein.
Und Helme haben mittlerweile auch eine maximale Verweildauer beim Nutzer. Nehmen Sie ihren mal mit zur LHBw. Da gibt’s nen neuen mit Haltbarkeitsdaueretikett ;-)
Und nebenbei können Sie gleich noch Ihre Dose, Brotaufstrich; die Überhandschuhe und den Poncho abgeben.
Etwas boshaft und zynisch: Schon auffällig, dass P1, G3, MG3, Milan u.a. dabei sind – die Bundeshaushaltsordnung wird also möglicherweise eingehalten – denn für Wehrmaterial, das außer Dienst gestellt wird, gilt: Exportieren geht vor Verschrotten, wenn es kostengünstiger ist. Ob das wohl zutrifft, wenn die Bw den Transport zahlt? Auf die vereinbarte Endverbleibserklärung aus Bagdad dürfen wir besonders stolz sein.
Und eine interessierte Frage an die Gemeinde: Wer hat Infos, was mit den Waffen der 12. Irakischen Division sowie möglw. jenen von Teilen der 2. und 4. Division der irakischen Armee passiert ist, die von den Peschmergas u.a. in Kirkuk übernommen wurden? Da war einiges an Großgerät dabei.
Mal so am rande, wer ist Freund wer ist Feind und wo ist die Abgrenzung zur PKK?
How the NSA Helped Turkey Kill Kurdish Rebels http://interc.pt/1u23LDk
Die Griffstücke der Panzerfaust 3 werden wiederverwendet und lediglich eine neue Patrone aufgesetzt. Alles andere wäre auch ziemlich unpraktisch, wenn man pro Patrone noch jeweils ein Griffstück dabei hätte.
Ein cleverer Schachzug, um die anfälligen G36 loszuwerden
@schnellmerker: Den Helm muss man mittlerweile alle 4(!?) Jahre tauschen; er hat ein MHD.
Einfach mal bei der LHBw damit vorbeischauen, dann wird der alte ausgesondert und (hoffentlich) nach Erbil geflogen.
@Schnellmerker:
„… dafür sieht es bei mir / uns so aus“
Und wahrscheinlich zutrffend für 90% der Bundeswehr… MG3 sind eher mal noch vorhanden, dafür Munition zu bekommen ist aber eher schwierig.
Handgranaten sind in gsanzen Truppenteilen mystische Gerätschaften, die viele Bundeswehrsoldaten nur vom Reden her kennen.
Bei den Schutzwqesten finde ich den Vermerk „(Bereitstellung durch AA)“ eher interessant.
@xyz:
„Die Griffstücke der Panzerfaust 3 werden wiederverwendet und lediglich eine neue Patrone aufgesetzt. Alles andere wäre auch ziemlich unpraktisch, wenn man pro Patrone noch jeweils ein Griffstück dabei hätte.“
Trotzdem haben die Griffstücke gemäß Aussagen von Ausbildern per se eine maximale Nutzungszahl… ich kann mich nur nicht mehr dran erinnern, wo die mal lag. wurden jedenfalls so mit Berufung auf die Vorschriften ausgebildet. Da wäre jetzt ein Fachmann gefragt ;)
Die Ersatzteilversorgung und Instandhaltungs /-setzungskonzeption mag ja beim Wolf und Unimog funktionieren, schließlich liefert MB in jeden Winkel der Welt. Aber beim Rest der Lieferung gilt wohl: Wenn kaputt, dann kaputt.
Na dann mal viel Erfolg bei der Kriegsführung.
Die „begrenzte Verwendung“ der Griffstücke ist meines leider etwas veralteten Wissens nach gegeben, hängt jedoch auch mit der Wartung, Justierung, etc. selbiger zusammen. Eine genaue Schusszahl/-belastung entzieht sich mir, ich habe grad keine TDv zur Hand.
Alles weitere ist auch bei einer wiederverwendbaren Waffe sinnbefreit bzw. AGA-Legende.
@ Schnellmerker:
„Bereitstellung durch AA“ wurde hier bereits vor einigen Tagen thematisiert, da geht es wohl um flexiblere (finanzielle) Beschaffungsmöglichkeiten.
@ Amoebe:
das ist die Verpackung, wie die PzFst3 i.d.R. auf die Schiessbahn geliefert wird. Alternative Verpackungen sind sicherlich möglich, zumal die Griffstücke in der Truppe weitab der scharfen Munition gelagert werden (Waffenkammer vs. Munitionsdepot).
Bitte, bei aller umfassender Geltung der freiheitlich-bürokratischen Grundordnung, das wird schon irgendwie seinen geregelten Gang gehen ohne künstlichen Zirkus. Ich gehe auch nicht von einer ausführlichen Belehrung über das Tragen des Gehörschutzes beim Schiessen aus.
Hoffentlich schaut uns der Lauf unserer Waffen, nie an!
So richtig diese Aktion vielleicht auch sein mag, (ob dem so ist, wird sich noch zeigen) sie unterstreicht nicht etwa die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung.
Sie bringt im Grunde nur zum Ausdruck, das sie zu keiner anderen Form der militärischen Unterstützung in der Lage ist.
Mit der jetzigen Lösung hat man sich nun immerhin einmal klar positioniert und steht damit zumindest nicht vollständig im Abseits.
Nun bekommen genau jene kurdische Kämpfer unsere Waffen, welche den Jesiden nicht geholfen hatten und die Türkei unterstützt weiter die ISIS.
„Gott sei Dank sind wir gerettet worden“, erzählt Said weiter. Die Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) aus Syrien hätten sie in die Freiheit gebracht. „Sie haben einen Fluchtkorridor frei gemacht, uns zuerst nach Syrien und danach in (…) „Von den Peschmerga haben wir nichts gesehen“. (…) Die lokalen Fernsehkanäle hier feiern die Soldaten der Peschmerga als Helden der Befreiung der Jesiden. „Nein, es gab keine Peschmerga“, versichern die geretteten Jesiden erneut. „Wir können doch die Abzeichen an den Uniformen lesen.“ (Die Welt)
Die Peschmerga kämpfen lediglich für ihren eigenen Staat in Syrien.
Bin mal gespannt ob die irakische Regierung die Waffenlieferung weiter gibt.
@Elahan: Ich vermute sie meinten, daß die Peschmerga für einen eigenen Staat im Irak kämpfen, aber sie haben Syrien geschrieben?
Aber immerhin haben die Peschmerga/Kurden hunderttausende von Flüchtlingen aufgenommen, die unter ihrem Schutz stehen. Und ihr Gebiet verteidigen sie mittlerweile bzw. unterstützen einzele Rückeroberungen(z.B. Staudamm) oder die Eingeschlossenen von Amirli mit Luftunterstützung USA und Irak Armee.
@letsjean | 01. September 2014 – 8:16
[Sarkasmusmodus]
„Hoffentlich schaut uns der Lauf unserer Waffen, nie an!“
Aber nein! Die Kurden sind für ihren disziplinierten Umgang mit Kriegsgerät berühmt und das kurdische Waffenrecht ist eines der strengsten der Welt!
Und: Wir behalten Ebay eh im Auge!
Die Kurdistan-Frage wird zwangsläufig im Zusammenhang mit der Destabilisierung des Mittleren Ostens aufkommen. Wir reden hier ja nicht von einer kleinen Minderheit, sondern einem 30-Millionen-Volk.
Die Waffenlieferungen zeigen letztlich nur, daß die Bundesrepublik Deutschland vor den Trümmern ihrer vernachlässigten Sicherheitspolitik steht.
ein bischen dividieren
1.000.000 / 4.000 = 250 Schuss reicht für Ausbildung und dann?
500.000 / 20 = 25.000 Schuss ( hält das MG das überhaupt aus?)
@JPW
Ein gewisser Botho Strauss schrieb 1993 den „anschwellenden Bocksgesang“. Wurde damals kräftig gescholten. Aber einen Satz daraus sollte man kennen.
„… Da die Geschichte nicht aufgehört hat, ihre tragischen Dispositionen zu treffen, kann niemand voraussehen, ob unsere Gewaltlosigkeit den Krieg nicht bloß auf unsere Kinder verschleppt. …“
1. Gibt es eigentlich schon Reaktionen des Natopartners Türkei? Der müsste doch diese Aufrüstung der irakischen Kurden mit größter Sorge sehen und hat die Debatte in Deutschland doch sicher aufmerksam beobachtet.
2. Könnte jemand mir als Laie mal erklären, warum vor allem Sturmgewehre aber kaum Maschinengewehre geliefert werden sollen. Ist das Anzahlverhältnis von 400:1 ganz normal für Landstreitkräfte oder steckt da eine besondere Absicht dahinter.
3. Viele Kommentatoren sehen die Funktionsfähig der BW durch diese Lieferungen wohl gefährdet. Gibt es Zahlen welchen Anteil z.B. die nun zu liefernden MG am Gesamtbestand der BW ungefähr haben.
4. Wenn wie die Bundesregierung sagt, dass auch die anderen Bündnispartner ihre Lieferungen über Bagdad abwickeln und diese doch schon früher damir begonnen haben, so müsste es doch schon Erfahrungen geben, ob deren Lieferungen den gewünschten Weg in das Kurdengebiet nehmen. Gibt es da schon Berichte?
Die Franzosen sollen ja schon geliefert haben, aber ob dies über Bagdad ging, was mich wundern würde, wenn die nicht direkt nach Erbil geflogen wären, weiß ich nicht?
Italien will ja 1.000 MG 42 liefern, und hat dafür eine Erlaubnis von Deutschland angefragt, weil diese aus deutschen Beständen sind. So daß die Kurden dann über genug MG verfügen sollten. Aber ob deshalb nur so wenige MG geliefert werden oder man nicht mehr hergeben will oder kann, oder Angst vor Weiterverbreitung hat, wäre noch die Frage?
@ ZDL a.D.
Zur Frage 1: Die Türkei ist offenbar hin und her gerissen in dem auch selbst verursachten Gewirr zwischen PKK, irakischen Kurden, anti-Assad-Kämpfern aller Schattierungen und den syrischen und irakischen Machthabern. Also Folge einer leider völlig aus der Kontrolle geratenen Politik. Ob die Türkei in dieser verfahrenen Lage überhaupt noch weiß, was sie eigentlich will, ist zu bezweifeln. Hilfe ist von ihr kaum zu erwarten. Es wäre schon positiv, wenn sie sich den nun gebotenen Maßnahmen nicht in den Weg stellt. Von türkischer Strategie jedenfalls keine Spur.
Zu den Fragen 2 und 3: Ausschlaggebend für die Waffenlieferungsentscheidung waren wohl 3 Dinge in umgekehrter Prioritätenfolge: Erstens, was die Kurden sinnvoll brauchen. Zweitens, womit sie möglichst wenig anderweitiges Unheil anrichten können. Und vor allem drittens, was wir möglichst kostengünstig und nachteilsarm hergeben können und trotzdem Flagge zeigen. Die Bw kann es jedenfalls verkraften.
Zur Frage 4: Die Lieferungen gehen aus rechtlichen Gründen zwar über Bagdad, werden dort aber wohl nur registriert (paperwork also). Damit liefern wir formal an die irakischen Autoritäten, und nicht an eine bewaffnete Miliz. Der Weitertransport nach Arbil erfolgt nach meiner Kenntnis durch uns, so dass die Waffen dort auch zumindest ankommen. Was dann damit geschieht, das weiß der Himmel.
@KeLaBe Danke!
@all es ist wirklich wohltuend, dass es mit augengeradeaus.net eine Community gibt, in der man sachliche Antworten auf militärische Fragen bekommt, die anderorts tabuisiert, moralisch niedergeknüppelt oder mit selbstverliebter Besserwisserei quittiert werden. Danke!
Auf der Bundeswehrseite werden die zu liefernden Waffen vorgestellt.
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/NYs9D4JAEET_0S3XiNBJaDTRwkLExhywwQ33QdbFa_zx3hXOJK95M_CAVG8-NBuh4I2FO_Qj1UNUQ5xQmUU2tBbfKiIJMj7lhQ49dPmYBmPwKJmCXihxZiOB1RpYbDYbczKKJugL3Ta6LP7R3-pyqm7ncr9rj80VVucOP_MVt3U!/
Laut Wikipedia soll die Panzerfaust 3 keine Einwegwaffe sen: “ Somit wird nach dem Schuss die Abfeuerungseinrichtung vom Abschussrohr abgenommen und kann zusammen mit einer neuen Patrone weiterverwendet werden.“
Der Truppe werden wohl besonders die Schutzbrillen fehlen.
Bei MILAN und PzF 3 hat man wohl recht viel im Depot, aber in der Ausbildung Mangelware. Kein Geldproblem, sondern ein Verteilungsproblem.
Eine zügige Nachbeschaffung sehe ich nicht.
Auch kein Anzeichen, dass die enorme Probleme geeignetes Material zu finden (Schutzwesten!) ein deutliches Warnsignal sein sollte. Wie passen all die offiziellen Meldungen zur echten Lage? Wo sind die daraus abgeleiteten Forderungen?
Da schweigt man wohl lieber…
@KeLaBe
Zum Thema Türkei gab es bei SPON am 10.07.2014 einen interessanten Beitrag unter der Überschrift „Dschihadisten aus der Türkei: Verführung zum „Heiligen Krieg““, Tenor: Game Over.