Probleme mit der Tradition: Bundeswehr verbietet ‚Treue um Treue‘
Mit (militärischen) Traditionen tut sich die Bundeswehr immer dann besonders schwer, wenn sie auf die Wehrmacht oder das 3. Reich zurückgeführt werden können oder nur könnten – und das führt bisweilen zu sehr emotionalen Diskussionen. So war es zum Beispiel, als dem damaligen Jagdgeschwader 74 sein Traditionsname Mölders aberkannt wurde. Jetzt hat das Deutsche Heer einen Traditionsspruch verboten, und auch das dürfte wieder für heftige Debatten sorgen: Treue um Treue, ein Wahlspruch, der insbesondere bei den Fallschirmjäger der Bundeswehr in Gebrauch ist (inzwischen: war) und auch im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz immer wieder auftauchte. Wie auf dem obigen Bild des Wracks eines geschützten Transportfahrzeuges Dingo – das Fahrzeug war während des Gefechts am Karfreitag 2010 im Dorf Isa Khel bei Kundus, bei dem drei deutsche Soldaten ums Leben kamen, gesprengt worden. Monate später stellten Fallschirmjäger die Reste des Dingos sicher und erinnerten mit Treue um Treue an ihre gefallenen Kameraden.
Ein Erlaß mit Datum 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai, schreibt das Verbot dieses Spruches für das Heer fest. Die Weisung, die Augen geradeaus! vorliegt:
Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte, T.W.] wird der Wahlspruch „Treue um Treue“ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom „Karfreitagsgefecht“ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.
In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, T.W.] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres, T.W.] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.
In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.
Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.
Mit Entscheidung InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches „Treue um Treue für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.
Heeresinspekteur Bruno Kasdorf hatte da allerdings wenig Spielraum. Die in seinem Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift „Treue um Treue“. (…)
Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch „Treue um Treue“ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.
Allerdings ist mein Eindruck, dass die Fallschirmjäger, die mit diesem Spruch in Afghanistan (und in der Heimat) ihrer gefallenen Kameraden gedachten, dabei nicht unbedingt die Wehrmacht vor Augen hatten. Das Zitat findet sich unter anderem beim früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, aber es steht auch auf als Motto auf der Webseite der Schützenkompanie Wilten in Österreich, beim früheren Bundeswehr-Fallschirmjägerbataillon 273, als Überschrift im Spiegel – aber auch, laut Wikipedia, auf einem Denkmal für die Waffen-SS.
Über den Heeres-Erlass hatte am (heutigen) Donnerstag zuerst die Wochenzeitung Junge Freiheit berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht).
(Ich bitte bei den Kommentaren in diesem Fall mal besonders dringlich um Sachlichkeit in der Auseinandersetzung.)
(Foto: Der beim Karfreitagsgefecht beschädigte, von der Bundeswehr gesprengte und später wieder sicher gestellte Dingo in Isa Kehl, mit Gedenken an die Gefallenen – via Johannes Clair/“Vier Tage im November“)
Herr Vtg-Amtmann hat nachweislich seiner Kommentare fleissig gegoogelt, um seine Argumentationslinie zu untermauern. Komisch nur, dass Ihm beim Googeln nicht als erstes ein T-Shirt-Angebot eines offensichtlich rechtsradikalen Versandshops aufgefallen ist. Ich zitiere:
„Nordische Symbolik wurde bei diesem Motiv mit unserem Leitspruch „Treue um Treue“ gekonnt in Szene gesetzt und mit einer ansprechenden Farbauswahl kombiniert. Höchster Tragekomfort durch supergekämmte Baumwollqualität.
– kleiner Brustdruck: „GERMANIC BRAND“
– Nackendruck: „ANSGAR ARYAN – TREUE UM TREUE“
– farbiges Nackenband
– eingedrucktes Reinigungsetikett für größeren Tragekomfort
– Flaglabel
Farbe: Schwarz
Material: 100% supergekämmte Baumwolle“ Zitatende.
Das ist nur ein Beispiel unter mehreren zur Nutzung des Spruches in dieser Szene, die ich ohne langes Suchen gefunden habe. Die von Herrn Vtg-Amtmann zitierten Kinderbücher waren schwieriger zu finden. Da ist das Verbot des Spruches durch den InspH nur logisch, gut begründet und zielführend.
@ Vtg-Amtmann | 07. Juni 2014 – 22:29
Offenbar haben Sie weder meine Entgegnung auf ihren Text noch meine sonstigen Wortmeldungen gelesen, sonst wüssten Sie, dass ich mich mehrfach vehement gegen das Verbot von „Treue um Treue“ ausgesprochen habe.
Wenn Sie meine Ausführungen gelesen hätten und diese als Textbezogene Analyse erkannt hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass ich Ihnen lediglich nachweisen wollte, dass Sie keinerlei argumentative Grundlage haben, an den Fähigkeiten eines anonymen Gutachters zu zweifeln, da sie schlicht nicht wissen, was er denn geschrieben hat und was der InspH dann daraus machte. Wenn Sie also weiterhin ihre farbenfrohen Verbalattacken durchführen wollen, richten Sie sie doch bitte gegen den InspH, der ist zumindest verantwortlich.
Liebe Fachleute.Hilfre!
Wie hat man das denn ermittelt? „In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.“
Bei wem ermittelt? Durch wenn belastbar ermittelt? Wer definiert „In der heutigen Wahrnehmung“
Die Wahrnehmung derer, die in nutzen, hatte nichts mit Wehrmacht zu tun, Siehe Aussagen in diesem Blog, die waren klar und so denke ich, ehrlich.
@ JoHoMe
Wenn eine andere, unerwuenschte Gruppierung den Ausdruck ‚Augen rechts‘ oder ‚Augen geradeaus‘ benutzen wuerde, wuerde man nach Ihrer Argumentation das Exerzierreglement aendern sollen, oder den Titel dieses thread?
Die staendige Befuerchtung der politischen Offiziere jemand koenne der Bw ein ‚braunes‘ Innenleben zum Vorwurf machen ist schon pathologisch zu nennen.
Etwas mehr Gelassenheit und Selbstbewusstsein nach 60 Jahren Brunnenbohren und Flutkatastrophen-Hilfeleistung waere sicherlich gerechtfertigt.
MikeMolto | 07. Juni 2014 – 22:49
Etwas mehr Gelassenheit empfehle ich den „Empörten“. Über 250 Kommentare hier sprechen vom Gegenteil. Soviele Kommentare würde ich mir wünschen, wenn der HH-Ausschuss 400 Mio Eur aus dem Verteidigungsetat 2014 streicht. Da ist die Wahrnehmung in diesem Blog in Bezug auf Wertigkeiten extrem verschoben.
@ JoHoMe
Ihr 400Mio Besipiel zeigt mE dass die Firmenangehoerigen und Ehemaligen der Bw den Primaten in der Politik pflichtgemaess folgen ( civil control) , aber meinen, noch korrigieren zu koennen wenn ‚einer der ihren‘ etwas Unsinniges von sich gibt.
– Nur so eine Moeglichkeit….
Aber dadurch wird mein Einwand nicht entkraeftet.
@MikeMolto 22:49
Zustimmung.
Zugegeben: die Trennlinie zwischen (a) soldatischen Tugenden / Leitlinien und Pflichten, Korpsgeist sowie Kameradschaft und (b) nationalistischer Propaganda auf der anderen Seite ist für Außenstehende oft nicht erkennbar.
Was leider fehlt, ist der Mut, Dinge wie den Unterschied zwischen (a) und (b) zu erklären. Was ja im Sinne der aktuellen Kampagne A…A…A… wäre, denn Mitarbeiterbindung erzielt man auch über Corporate Identity. Und im Klartext: die Aufgaben, die bspw. LLKr zugemutet werden, sind „normal“ gar nicht lösbar.
Gab es einen Verstoß gegen Gesetze, VO oder Befehle? Nein, es ist aber ein super Coaching- Thema (…)
@MikeMolto
Die „politischen Offiziere“ müssen da gar keinen weiteren Vorwurf erheben, denn rechtsradikale Elemente innerhalb der Bundeswehr wurden bereits letztes Jahr mehrfach öffentlich diskutiert. Laut MAD gab es um die 300 Rechtsradikale in der Truppe, ca. 70 Vorfälle mit eindeutigem rechtsradikalen Hintergrund wurden 2012 verzeichnet. Lässt sich bequem googeln. Diese ständige Befürchtung kommt also nicht aus dem Nichts, im Gegenteil. Scheint mir sehr real zu sein und solche Missstände werfen ein schlechtes Licht auf das ohnehin angeknackste Image der Bundeswehr in der Öffentlichkeit.
@ JoHoMe | 07. Juni 2014 – 22:35: Etwas polemisch ausgedrückt Wenn Sie und andere bereit sind,sich den Spruch von Nazis wegnehmen zu lassen,ich bin es nicht.
Allgemein meine Ansicht,also nicht persönlich an einen Kommentator hier gerichtet:
Die deutschen Fallschirmjäger,die in AFG kämpften,haben mMn mehr als deutlich bewiesen,dass deren Treuebegriff auf Kameradschaft wie auch auf die Verbundenheit dazu,für Aufträge,die ihnen ein demokratischer,freiheitlicher Rechtsstaat zuweist,die Verpflichtung zu übernehmen-letzteres zumindest auf der Metaebene in diesem Zusammenhang betrachtet. Einen deutlicheren Hinweis,bzw. ein deutlicheres Bekenntnis zu unserem Staat und seinem demokratischem Wertekanon,als tapfer sein Leben einzusetzen,wohlwissend,dass man es dabei lassen kann,gibt es mMn kaum.
Damit haben die deutschen Fallschirmjäger den Spruch ,und die Verwendung des selbigen,mMn in einen zeitgemäßen Wertekanon überführt,deren Verwendungs-Vergleich mit Wehrmachts- und/oder WaffenSS-Sprech unzulässig relativiert.
Jemand,der für das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes kämpft und gekämpft hat,wie die deutschen Fallschirmjäger in AFG,der „darf“ auch diesen Spruch gebrauchen,ohne sich dafür in ein Ecke stellen lassen zu müssen.
kurz: Treue um Treue in diesem Verwendungszusammenhang drückt für mich aus,dass da Frauen und Männer unterwegs sind,die sich auch von Rückschlägen nicht beeindrucken lassen,wenn es das demokratische Deutschland unserer heutigen Tage zu verteidigen und die Bereitschaft von diesem Aufträge anzunehmen und angemessen umzusetzen.
@ Sachlicher | 07. Juni 2014 – 23:30
Ihre Meinung ehrt Sie. Und keiner in diesem Blog bezweifelt die Motive, die Leistungsbereitschaft, Kameradschaft und Opferbereitschaft unserer Fallschirmjäger in Afghanistan. Aber wem hilft das, wenn der Boulevard, zum Beispiel mit den vier großen Buchstaben, den Sinnspruch aus dem Zusammenhang reißt und einen Skandal konstruiert? Jedenfalls nicht unseren Fallschirmjägern. Wäre auch nicht das erste Mal, die medialen Folgen sind uns alle wohlbekannt und in diesem Blog in Kommentaren oft genug anlassbezogen bejammert worden. Von den gleichen, die jetzt jammern. Und wieviele sind davon Fallschirmjäger?
@ Sachlicher | 07. Juni 2014 – 23:30
Guter Beitrag, Betroffene werden es gern lesen,
Allerdings gilt für diese jetzt auch Befehl und Gehorsam.
Vieles ist jedoch schwer steuerbar, die Gemeinschaft nach Dienst, informelle Diskussion etc.
Manches werden wir erst später erfassen, Vertrauen, Enttäuschung,
Wir hier wissen es nicht. Der InspH sicher auch nicht. Ob er es je erfahren wird, was betroffene Soldaten denken, ob es ihm wichtig ist? Wer weiß, Fragen für die Nacht…
@cynic2, Sachlicher
Ohne hier Insiderwissen zu haben, ich bin nicht im BMVg, glaube ich, , dass es zu einer solchen Weisung nur durch einen konkreten Anlass kommt, der InspH hat sicherlich deutlich drängendere Probleme wie Nachwuchs etc…… (ich würde fast wetten, dass es entweder im nächsten Bericht des Wehrbeauftragen oder aber in einer Anfrage aus dem Parlament hochpoppt….)
Damit hilft das Argument des unpolitischen deutschen Fallschirmjägers aus Afghanistan hier überhaupt nicht! Der ist dann nur Kollateralschaden gewesen.
@Vtg Amtmann unsere Geschichtsbilder sind anscheined dermassen weit auseinander, dass sich hier der Diskurs nicht lohnt, aber trotzdem würde ich darum bitten, dass Sie meine Posts zweimal lesen, bevor Sie loslegen…..
Und morgen verliert die FJ-Truppe nach „Knüppel frei“ dann auch ihr „suum cuique“.
Wir „hier unten“ sollen unser Kreuz breit machen für unsere Untergebenen, was tut die Führung? Ich bin’s Leid. Und mir komme keiner, dass wir dringlichere Probleme hätten. Der Teufel steckt im Detail. Die Argumentationslinie von Mk20 und JoHoMe kann ich zwar nachvollziehen, aber nicht begreifen. Weben wir weiter am Leichentuch dieser Armee, Kameradinnen und Kameraden…
@JoHoMe
Bei diesem Vorgehen überlässt man den Rechtsextremen die Deutungshoheit über alles, was sie anfassen oder zitieren. Hoffentlich zitieren Rechtsextreme nicht irgendwann mal das Grundgesetz, sonst müsste man dieses nach dieser Logik auch verbieten.
Gleichzeitig räumt man Linksradikalen, die dazu neigen grundsätzlich überall „Faschismus“ zu wittern, ein permanentes Vetorecht über das ein, was man sagen darf, solange man sich darum kümmert ob diese etwas „mißverstehen“ könnten, und das alles nur, weil niemand auf Führungsebene den Mut zu haben scheint, absurde Vorhaltungen aus diesem Lager mit der nötigen Entschlossenheit und ggf. auch Härte zurückzuweisen.
Was Tradition der Bundeswehr ist und was nicht, sollte man jedoch nicht von irgendwelchen Randgruppen abhängig machen, sondern wie im aktuellen Fall davon, was die Truppe selbst an Tradition schafft. Leider haben sich die Randgruppen wieder einmal durchgesetzt, während man denen, die versucht haben unter Einsatz ihres Lebens Tradition zu schaffen, ins Gesicht spuckt und dabei noch die Chuzpe besitzt, von „Attraktivität des Dienstes“ zu sprechen.
@ K. Müller | 08. Juni 2014 – 0:54
Sie haben meinen Post nicht verstanden oder interpretieren ihn für Ihre Zwecke falsch. Nicht die von Ihnen zitierten Randgruppen haben die Deutungshoheit, sondern wie von mir bereits betont die Medien und/oder die Politik. Das mögen Sie zwar bedauern, ändern können Sie es nicht. Und ich lege eine These nach: In einer postheroischen Gesellschaft von 80 Mio Einwohner sind auch 185.000 Soldatinnen und Soldaten, d. h. ca. 0,2% der Bevölkerung, eine Randgruppe. Da überschätzen einige in diesem Forum ihre Bedeutung, die Bedeutung der Bundeswehr und die Einflussmöglichkeiten im gesellschaftlichen Diskurs, zumal unter den Rahmenbedingungen des Primats der Politik. Wichtig fühlen heißt nicht wichtig sein.
Es war der Morgen des 31. Oktober 2010, kurz bevor deutsche Fallschirmjäger, Panzergrenadiere und Panzerpioniere zusammen mit afghanischen, belgischen und amerikanischen Soldaten auf eine Ortschaft vorrücken sollten, die sich im Machtbereich der Taliban befand. Nicht wenige Fallschirmjäger, die nun ein letztes Mal ihre Ausrüstung überprüften oder still eine Zigarette rauchten, waren wenige Wochen zuvor aus dem Ort heraus beschossen worden und sie wussten daher, dass Sie sich in wenigen Minuten nach dem Verlassen der Deckung in unmittelbare Lebensgefahr begeben würden. Was hat die Soldaten bewegt, sich der Gefahr auszusetzen? Ganz sicher nicht das Geld und wohl auch nicht der Auftrag oder das Bewusstsein, Deutschlands Freiheit am Hindukusch zu verteidigen. Ich glaube, dass es letztlich im Kern das feste Vertrauen war, dass man sich auf den Kameraden zur Rechten und zur Linken verlassen konnte, das die Soldaten dazu bewogen hat, trotz des drohenden Verlustes des eigenen Lebens oder von Körperteilen vorzugehen – mit anderen Worten: Das Vertrauen auf die gegenseitige Treue.
Als dann eine F 16 über die Köpfe donnerte und sich die Infanteristen in Marsch setzten, raunten sich viele Fallschirmjäger „Treue um Treue!“ zu, tankten damit nocheinmal Mut und hatten dabei alles andere im Sinn, als eine Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr.
Der Wahlspruch hat also für viele Soldaten, die in Afghanistan für die Bundesrepublik Deutschland im Gefecht standen eine große emotionale Bedeutung. Daher würde ich es begrüßen, wenn unsere militärische Führung ihr Verbot des Wahlspruchs im Sinne der Inneren Führung näher erläutern würde.
Nach JoHoMe`s Logik müsste man das selbst das Eiserne Kreuz verbieten, weil es auf T-Shirts eines fragwürdigen Internet- Versenders zu finden ist.
“ Leider haben sich die Randgruppen wieder einmal durchgesetzt, während man denen, die versucht haben unter Einsatz ihres Lebens Tradition zu schaffen“
In diesem Fall war es wohl eher vorrauseilender Gehorsam. Somit sollte man den Fehler in der Bundeswehr suchen.
@ xyz | 08. Juni 2014 – 1:48
Da irrt vermutlich eher xyz. Dem Internet-Versender dürfte man vermutlich die Nutzung eines Hoheitsabzeichens verbieten können. Mir ist aber nicht bekannt, dass „Treue um Treue“ ein ebenfalls rechtlich geschützter Begriff ist.
@ Soldat | 08. Juni 2014 – 1:27
Mit Ihrem Post ist eigentlich alles gesagt und das, ganz soldatisch, ohne das hier übliche Gejammere.
By the way: Ist hier im Blog schon eine lustige Suche nach Sinnstiftung für „Treue um Treue“, wenn man den Wehrmachtsbezug vermeiden will.
Der eine behauptet, der Spruch sei schon ethymologisch als Wertebezug im Kaiserreich zu verorten.
Der andere behauptet, dass die Fallschirmjäger damit „versucht haben unter Einsatz ihres Lebens Tradition zu schaffen”.
@JoHoMe
Man kann vor Konflikten doch nicht immer nur weglaufen. Wenn unseriöse Medien das tadellose Verhalten der Soldaten skandalisiert hätten, hätte man sich schon aufgrund der Pflicht zur Fürsorge eben mit diesen Medien anlegen müssen anstatt die Soldaten öffentlich vorzuführen und unter Verdacht zu stellen.
@ K. Müller | 08. Juni 2014 – 2:14
Wer hat hier Soldaten vorgeführt? Der Befehl ist nicht rückwirkend und ist eher eine Fürsorgemaßnahme für die Zukunft. Ansonsten gilt für den Angriff auf Medien: Auch Don Quichotte war ein edler Ritter. Gute Nacht ;-)
Sind ihnen jetzt die Argumente ausgegangen oder wie ist die Themaverfehlung mit dem Schutz von Staatssymbolen zu erklären? Die Nutzung des EK kann übrigens nicht einfach verboten werden.
@ xyz | 08. Juni 2014 – 2:30
In Deutschland kann die öffentliche Verunglimpfung von Hoheitszeichen gemäß § 90a Abs. 1 Nr. 2 StGB mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft werden. Ebenfalls ist die unbefugte Nutzung, böswillige Entfernung oder der Missbrauch eines Hoheitszeichens strafbar oder ordnungswidrig.
@ K. Müller | 08. Juni 2014 – 2:14
Noch eine Anmerkung zum öffentlichen Vorführen und Skandalisieren von Soldaten: Vorgeführt und stellenweise unflätig beschimpft und beleidigt wurde hier in einzelnen Kommentaren im wesentlichen der InspH. Das finde ich beschämend, wenn gleichzeitig über Werte und Tugenden schwadroniert wird.
@Sachlicher: Sie haben mit http://augengeradeaus.net/2014/06/probleme-mit-der-tradition-bundeswehr-verbietet-treue-um-treue/#comment-12577 den Nagel auf den Kopf getroffen. Insofern amüsiere ich mich köstlich oder auch leider, über ca. 30 teils sehr unkritische, teils sehr kritische, teis platte, teils hoch intellektuelle Folgebeiträge seit meinem initialen Beitrag von gestern nachmittags.
Deutlich wird, „Treue um Treue“ oder auch „Treue für Treue“ wurde m.M.n.in einem vorauseilendem Gehorsam in eine rechte Ecke gestellt, zu welcher unsere Fallschirmjäger eben pauschal nicht gehören.
Nicht mehr und auch nicht weniger wollte ich damit erreichen
Damit prallen auch persönlich an mich gerichtete Verbalattacken ab.
Und mit dem Lager, welches „Treue um Treue“ per T-Shirt samt ihrer Springerstietfel mit weißen Schnürsenkeln aus irgendwelchen dubiosen Versandgeschäften beziehen, habe ich schon mal gar nichts am Hut.
Das BMVg und auch die BW haben derzeit weiß Gott besseres zu tun, als sich mit einem um „Treue um Treue“ herum konstruierten „Schafscheiss“ auseinander zu setzen
@ Soldat | 08. Juni 2014 – 1:27
Die von Ihnen in Ihrem guten, sehr ansprechenden Beitrag hergeleitete Bitte um Erläuterung durch die miltärische Führung ist m.E, eine Minimalforderung. Denn wie bereits angesprochen, tritt am Dienstag der KpChef, der Zugführer, der Spieß vor die Front, gibt die Weisung bekannt. Danach sind alle gebunden an Befehl und Gehorsam. Aber es wird Fragen geben, an die unmittelbaren, anwesenden(!) Vorgesetzten. Einfach zu sagen, Befehl ist Befehl, wegtreten, ist doch zu einfach. Also, es gab schon so viele Argumentationshilfen, dann dazu bitte auch. Für die Neuausrichtung gab es einen ganze Unterabteilung im Kommando Heer, welche u.a. ständig Argumentationshilfen/Infoblätter erstellte.
Ich kann mir vorstellen, dass der Wunsch groß ist, so eine Art Argumentationshilfe von Fachleuten zu erhalten. Die Frauen und Männer werden fragen und es liegt im System verankert, dass nicht alle den InspH anrufen werden. Aber nur er und sein Stab wissen die Hintergründe, ggf den Anlass und sonstige Details, welche zur Entscheidung führten. Da kann die zuständige Stabsabteilung, das Federführende Referat etwas gutes produzieren.
Und ja, in der Betrachtung greifen wir auf, was sie schrieben:“…im Sinne der Inneren Führung“ Das gibt den einzig richtigen Rahmen und läßt verzerrte Geschichtsbilder gar nicht erst zu.
@soldat:
+1!!!
Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Wie soll die Bundeswehr den Tradition aus sich selber heraus entwickeln, wenn man ganz jungen Kameraden jegliche Möglichkeit der Identifikation nimmt. Und Treue und Treue aus Sicht des troopers hat nichts mit Verherrlichung von rechter Ideologie zu tun, sondern ist schlicht weg Ausdruck von Korpsgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl in Extremsituationen. Andere beten in solchen Situationen. Ich denke hier schießt eine Generation, die dauerhaft mit der Nazigrausamkeit und einem eingeimpften Schuldgefühl konfrontiert wurde, weit über das Ziel hinaus. Ich habe mich vor einem Jahr echt geschämt, meine Soldaten über die FüSK Weisung belehren zu müssen, wissend, dass dort viele meiner Unterstellten Soldaten unter Einsatz ihres Lebens DEU am Hindukusch verteidigt haben. Und der bis dahin vorherrschende Stolz der Soldaten dies gutgetan zu haben, wurde seitens der Militärischen Führung durch die Weisung angezweifelt, ja sogar in eine Kriminelle Exke gestellt. Den „kleinen“ trooper interessieren die hoch-intellektuell abgeleiteten Verdachtsschöpfungen nicht , die mangelnde Wertschätzung seiner eigenen Leistungen kann er aber sehr gut zuordnen. Vielleicht haben wir genau darum ein Nachwuchsproblem.
Sönke Marahrens | 08. Juni 2014 – 0:34
Die Mutmaßung „Ich könnte wetten, dass…“ entwickelt für mich keine argumentative Schlagkraft.
Und falls etwas vorgefallen sein sollte, wäre dies immer noch in die Verhältnismäßigkeit zum Gesamtumfang der Verwendung des Wahlspruchs insbesondere in der DSK zu setzen. Da würde dann wohl der Kollateralschaden unverhältnismäßig hoch.
Aber mal angenommen, es käme zu einer parlamentarischen Anfrage zur Verwendung dieses Wahlspruchs und seiner Beziehung zum Dritten Reich. Inwiefern entwertet dies die Tatsache, dass er durch für viele Soldaten unpolitisch verwendet wird? Auf so eine Anfrage mit „Keine Sorge, haben wir schon verboten!“ zu antworten, stellte mit Sicherheit weder den Anfragenden noch die Truppe zufrieden. Wer, wie bestimmte politische Gruppen, skandalisieren wollte, fände immer einen Aufhänger das zu tun.
Wenn zivile Gruppen durch Demonstrationen und Veranstaltungen verhindern wollen, dass rechte Gruppierungen die Deutungshoheit über Gedenkorte, -tage und ganze Themen übernehmen, nennt die Gesellschaft das Zivilcourage. Wenn aber die Institution, die im besonderen zur Verteidigung des Rechts und der Freiheit des Deutschen Volkes in so einen Deutungskonflikt gerät, überlässt sie den Begriff den Rechten? Sehen Sie dies als sinnvoll an?
@ JoHoMe | 08. Juni 2014 – 1:26
Prinzipiell haben Öffentlichkeit und Politik die Deutungshoheit über Daten und Begriffe. In diesem Fall übernehmen sie aber kritiklos die Deutung rechter Gruppierungen, wenn sie annehmen, dass „Treue um Treue“ mit der Wehrmacht verbunden ist, dies irreversibel sei und keine andere Nutzung des Wahlspruchs mehr möglich sei. Von einer pluralistischen Informationsgesellschaft sollte mehr zu erwarten sein.
Zu ihrer These möchte ich anmerken, dass diese Gesellschaft zwar nicht mehr das heroische Vorbild als politischen und militärischen Anführer sucht, die soziologischen Mechanismen, durch die Helden stilisiert, verhert und Gefolgschaft, heute in Form von Konsumverhalten, gefordert werden, aber weiter greifen und durch die Medien gezielt bedient werden. So ganz postheroisch ist die Gesellschaft dann doch nicht.
@ MK 20 et all
Genau das ist es. Mangelndes Selbstbewusstsein der Fuehrung und die Befuerchtung jemand koenne einen Skandal inscenieren. Na und?
Die Rechtsradikalen in der Bw wurden rechtsstaatlich ueberprueft und zur Verantwortung gezogen und das war’s.
Da duerfen Boulevardpresse und andere Randgruppen gerne skandieren und unterstellen.
Ich wiederhole mich: Etwas mehr Gelassenheit und Selbstbewusstsein und auch Vertrauen seitens der Fuehrung und Kontakt zur Truppe anstatt unerklaerbarem Dirigismus waere viel hilfreicher als Verbote.
….alles Weitere zu diesem Thema über den Rechts- und Beschwerdeweg.
…dann eben ….“Treue für Treue“
…Herr General & Frau Ministerin
@ Akamp @ all
In einer Weiterbildung zur militärischen Führung für zivile Führungskräfte stand auf einer Folie:
„Nur der Führer, der abwägt bevor er entscheidet, sich erklärt, überzeugt und damit Transparenz in seine Handlungen bringt, wird durch die Sinnhaftigkeit seiner Befehle Gefolgschaft durch Vertrauen erzielen.“
Sie schreiben und argumentieren, zurecht setzten sie sich thematisch auseienander.
Doch worum geht es eigentlich, das steht im Satz oben.
– Überzeugung der betroffenen Soldaten
– Transparenz für die betroffenen Soldaten
– Gefolgschaft durch Vertrauen.
Wenn die militärische Führung sich an die eigenen Grundsätze, ihre eigene Vorschriften hält, dann wird es nicht nur die von T:W. eingestellte Weisung geben. Da wird nicht alles der Diskussion in solchen Blogs (auch BW Forum, oder Bund Deutscher Fallschirmjäger etc, etc) oder Veröffentlichungen in der „Jungen Freiheit“ überlassen. Mich persönlich stört, dass es gerade die „Junge Freiheit“ war, die es aufgegriffen hat.
Der Verfasser der Weisung darf nicht mit Herausgabe der Weisung abschließen, er muss den Prozess steuern und lenken, im besten Sinne militärischer Führung. Ich kenne einige Soldaten, ehemalige und aktive. Starke Persönlichkeiten, überzeugend, geradlinig, wahrhaftig – die würden dies tun,sagen sie.
@cynic2
mein ich koennte wetten ist genauso argumentativ schlagkraeftig wie alle anderen Verklaerungen und Vermutungen hier ;-)
„Laut MAD gab es um die 300 Rechtsradikale in der Truppe, ca. 70 Vorfälle mit eindeutigem rechtsradikalen Hintergrund wurden 2012 verzeichnet.“
Dann machen Sie sich einmal die Mühe und googeln auch, wie hoch der Anteil rechten Gedankengutes in der Bevölkerung ist-denn die Bundeswehr ist nun mal ein Spiegelbild der Gesellschaft (und dies ist auch AUSDRÜCKLICH so gewollt; auch wenn dies „rechtes Gedankengut“ nicht explizit einschließt).
Zudem machen Sie sich einmal die Arbeit, und schauen, WAS für Vorfälle dies sind…in den meisten Fällen sind dies „dumme Jungenstreiche“, bei denen im alkoholisierten Zustand einmal der Hitlergruß gezeigt wird (und das i.d.R. OHNE politische Hintergedanken-sondern einfach nur, weil Menschen unter Alkoholeinfluss nun einmal dumme Dinge tun…..die Linken brennen dafür dutzendweise Autos in Hamburg ab-und das sogar ohne Alkohol….darüber regt sich niemand auf)…
Wer einen fundierten Beitrag zum Thema Bundeswehr und Tradition lesen moechte, der lese Donald Abenheim. Dort wird das Ringen um die Tradition hervorragend aufgearbeitet und die Traditionserlasse hergeleitet.
und derzeit gilt der Traditionserlass noch..und dort ist die Wehrmacht, mit Ausnahme Vorbildgebender Einzelpersoenlichkeiten ausgeschlossen. Damit ist die hier gewuenschte Erklaerung seitens Vorgesetzten eigentlich ueberfluessig…. es reicht das Ziehen des Dokuments.
@vklein:
Unterschied zwischen den Vorträgen bei der WÜ für zivile Führungskräfte und die Realität.
@AKamp:
Das Selbstverständnis und die strukturelle Ausrichtung des Kdo H ist jedoch anders.
Man blickt weiterhin vorallem nach oben (BMVg) und zur Seite (PlgA, BAAINBw, BAIUD, BAPersMgmtBw, etc) und wenn noch Zeit ist schaut man nach unten (Truppe).
Die Denk- und Arbeitsweise ist jedoch weiterhin ministeriell.
Da kommt man gar nicht auf die Idee zu Überlegenheit wie derlei in einer Kompanie bei einem OStGefr ankommt.
Oder gar eine Argumentationshilfe zu verfassen.
Dafür hat man auch keine Zeit man muss schon wieder die Vorlage zur Attraktivitätsteigerung für Mannschaften zum 8. Mal mitprüfen…
Broken army.
Soenke Marahrens | 08. Juni 2014 – 9:51:
Dann bitte aber umgehend das Wort „Sturmgewehr“ mit Verweis auf den Traditionserlass verbieten.
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/RYsxDoAgDADf4gfo7uYv1K1AhQaCpq3yfXEyt1wuOdhh0PDhhMZnwworbIFn353vkZyaEFsRpMPIJblbrJiouUQaMoc8qglG_u7flKSiKlxlmV4qpIts/
@Memoria
sie wissen doch selbst wie solche Weisungen entstehen.
Mir schmeckt auch nicht alles was ich esse, aber dennoch bin ich loyal.
und das ist auch Bestandteil von Treue….die im uebrigen im Erlass auch explizit erwaehnt wird….
@ gc | 08. Juni 2014 – 8:47
„Ich habe mich vor einem Jahr echt geschämt, meine Soldaten über die FüSK Weisung belehren zu müssen, wissend, dass dort viele meiner Unterstellten Soldaten unter Einsatz ihres Lebens DEU am Hindukusch verteidigt haben.“
Meine Hochachtung. Truppeninformation ist eine Führungsaufgabe und besteht darin, vor die Truppe zu treten. Leider schieben aber viele nur Befehle durch, ohne sie ebenengerecht umzusetzen oder zu erläutern. Daran krankt auch die Veränderungskommunikation. Vielleicht haben wir genau darum ein Nachwuchsproblem.
In meiner Grundausbildung, die über 30 Jahre zurückliegt, betonte mein Kompaniechef, dass der Untergebene zur Gegenvorstellung verpflichtet sei, wenn er einen Befehl nicht für rechtmäßig oder zweckmäßig halte. Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gegenvorstellung
Ich gebe zu, dass das nicht immer Freunde macht. In einer meiner Beurteilungen stand folgerichtig einmal „verfügt über eine ausgeprägte Zivilcourage.“ Wie haben Ihre Vorgesetzten reagiert bzw. welche Antworten haben Sie erhalten, als Sie gegen die Weisung des FüSk remonstriert haben?
@JoHoMe
„Vorgeführt und stellenweise unflätig beschimpft und beleidigt wurde hier in einzelnen Kommentaren im wesentlichen der InspH.“
Ich sehe hier fast nur sachliche und begründete Kritik daran, dass er gegen seine Pflichten als Soldat und als Vorgesetzter verstossen hat, als der bzgl. der Gefallenenehrung durch die Fallschirmjäger NS-Parallelen konstruierte. Das ist deshalb besonders perfide, weil diese Fallschirmjäger ihr Leben für andere Soldaten eingesetzt hatten und damit in jeder Hinsicht vorbildlicher handelten als Herr Kasdorf.
In den USA wäre es umgekehrt undenkbar, dass man Kameraden im Stich lässt, weil die Medienmeute wie im Fall Bergdahl ihren Kopf fordert. Kasdorf hingegen hat präventiv nachgegeben, was nicht gerade soldatischer Haltung entspricht.
Falls Herr Kasdorf unter politischem Druck handelte, verstößt er zudem auch gegen die Pflicht zum Vorbild, und das in einer Armee, die immerhin noch Stauffenberg zu ihren Traditionlinien zählt. Unethischen Entscheidungen der Politik kann sich ein nach seinem Gewissen handelnder General in der Bundesrepublik ganz einfach durch Rücktrittt verweigern oder es auf eine Entlassung ankommen lassen und so wenigstens seine Ehre behalten. Herr Kasdorf zeigte soviel Haltung leider nicht.
@K. Müller
ich bewundere ihre tiefe Einsicht in das Leben und Handeln des aktuellen Inspekteur des Heeres. Noch fuehrt aber er und nich Sie seine TSK und da dieser Befehl weder rechtswidrig ist noch gegen gegen das Grundgesetz verstoesst, kann ich hier keine Dienstpflichtverletzung erkennen.
ich denke wir sollten die Kirche im Dorf lassen
@Soenke Marahrens:
Mir geht es darum, dass sie aus der Verwendung einer Redewendung in Verbindung mit dem Traditionserlass ableiten, dass damit alles erklärt ist.
Wenn das so ist, dann bitte kompletter „Bildersturm“ (Luftwaffe, Sturmgewehr, Schnellboot, Feurwerker-Abzeichen, Fallschirmjäger, Flecktarn, etc. pp.).
Nein man greift sich nur wieder mal etwas aus der Truppe heraus. Auch das kann man loyal und treu befolgen.
Aber irgendwann haben dann halt immer weniger engagierte (!) Leute „Bock drauf“ sich für diesen Laden (intern und extern) noch einzusetzen. Da geht es dann nicht mehr um irgendwelche Sinnsprüche, sondern um den Umgang mit der Truppe.
Nennt sich glaube ich Attraktivität.
Aber ist ja kein Problem: das Heer hat ja genug Nachwuchs – sagt Bruno K.
@Soenke Marahrens
Die durch Herr Kasdorf zu verantwortende Entscheidung ist doch öffentlich bekannt und in ihren Details unstrittig, und bislang wurde diese seitens der Bw auch nicht dementiert.
Einen GG-Verstoss habe ich ihm (anders als er es indirekt gegenüber den Fallschirmjägern getan hat) auch nicht unterstellt. Man fragt sich aber zwangsläufig, in welchen Situationen Herr Kasdorf noch seinen ihr Leben riskierenden Untergebenen die Unterstützung verweigern wird um irgendwelchen fragwürdigen Journalisten, Aktivisten oder Politikern zu gefallen. Bei so gravierenden Defiziten in der Führung helfen irgendwann auch keine Schminkspiegel und Flachbildschirme auf den Stuben mehr.
@ Memoria
Wollen sie damit ausdrücken, dass einige Generale und Obersten mit ihren schönen Folien, sich selbst nicht an das halten, was sie uns interessierten Zivilisten in schönen Weiterbildungen in Vortragsräumen von Einrichtungen, Geschäftstellen, Zentren für politische Bildung etc, etc uns zivilen Führungskräften aus „erlebten militärischenLeben“ darstellen?
Wenn man das alles hier so liest, z.B. bei Ihnen, ist es wohl dann doch nicht so weit her mit militärischer Führung, eingebettet Innere Führung? Das ist mir fast noch wichtiger, als der herausgestellte Spruch „Treue um Treue“.
Wenn man eine solche Weisung gibt, ist gerade da die Anwendung der Grundsätze der militärischen Führung und der Inneren Führung nicht besonders bedeutsam?
Zitat1 “Nur der Führer, der abwägt bevor er entscheidet, sich erklärt, überzeugt und damit Transparenz in seine Handlungen bringt, wird durch die Sinnhaftigkeit seiner Befehle Gefolgschaft durch Vertrauen erzielen.”
Zitat 2 “ Militärische Führung ausgerichtet am Erfolg im Einsatz“
Treu haben die Fallschirmjäger mit vielen anderen doch gekämpft. Treu im Sinne Kamerad, Zusammenhalt.
Treu zu unserem Land, zu unserer Demokratie.
Wie stehen wir zu Zitat 1 und Zitat 2, wenn wir die betroffenen Soldaten nicht „mitnehmen“ wie die Frau Ministerin so gern sagt. Gerade bei einem Thema wie „Treue und Treue“
Sie schreiben zu AKamp, wie das Kommando Heer ausgerichtet ist. Ist doch egal, die sollen alle, wie wir alle auch, ihren Job ordentlich machen. Davon gehe ich jetzt mal aus, dass die das tun wollen (und müssen).
Mal ein anderer Aspekt: Der Traditionserlass gilt ja für die gesamte BW.
Die Weisung InspH gilt aber nur für das Heer.
Was ist denn nun mit Marine, Luftwaffe, SKB ? Erleben wir jetzt eine Wappen-/Wahlspruchüberprüfungswelle auf Btl-Ebene quer durch alle MilOrgBereiche unter dem Aspekt einer möglichen, künftigen „….. öffentlichen Wahrnehmung ….. als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr ….“ ?
Dann sollte man besser den Traditionserlass neu schreiben und eine komplett neue BW-Heraldik erfinden.
K. Müller | 08. Juni 2014 – 10:01
„Ich sehe hier fast nur sachliche und begründete Kritik daran, dass er gegen seine Pflichten als Soldat und als Vorgesetzter verstossen hat, als der bzgl. der Gefallenenehrung durch die Fallschirmjäger NS-Parallelen konstruierte.“
Da liegen Sie falsch.
Ich zitiere T.W. aus dem obigen Einleitungstext: „Heeresinspekteur Bruno Kasdorf hatte da allerdings wenig Spielraum. Die in seinem Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten.“
Und zu Ihren Aussagen zu Bergdahl, die da lauten: „In den USA wäre es umgekehrt undenkbar, dass man Kameraden im Stich lässt, weil die Medienmeute wie im Fall Bergdahl ihren Kopf fordert.“
Richtig ist, dass gerade seine ehemaligen Kameraden an die Öffentlichkeit getreten sind, weil sie ihm zum Einen vorwerfen, seine Kameraden gefährdet zu haben, weil er seinen Posten verlassen habe und anscheinend desertiert sei. Zum anderen, weil vier Kameraden in Folge bei der Suche nach ihm gefallen seien.
Gut gemeint von Ihnen, aber schlechte Beispiele.
@JoHoMe
Auch im Fall Bergdahl hat in den USA kein Soldat gefordert, gegen den Grundsatz zu verstoßen, niemals einen Kameraden zurückzulassen. Es wurde nur (teils mit scharfen Worten9 kritisiert, dass man ihm besondere Ehrungen zukommen lassen wollte.
@Klabautermann
bis dahin muessten wir aber mal klaeren, ob wir Athener oder Spartaner sind…
Der Erlass hat was von der Quadratur des Kreises
oder wie Abenheim schreibt auf der Suche nach dem rechtsgültigen Erbe des Soldaten…
dann kommt alles hoch
Soldat – sui generis
Wollen wir das Fass wirklich aufmachen
@ Memoria | 08. Juni 2014 – 10:12
„Aber ist ja kein Problem: das Heer hat ja genug Nachwuchs – sagt Bruno K.“
General, soviel Zeit muss sein, Kasdorf sagt, dass derzeit das Heer keine Nachwuchsprobleme hat. Meines Wissens hat zum Beispiel die Saarlandbrigade mehr Bewerber als Stellen. General Kasdorf sagt nicht, dass es zukünftig nicht anders ist. Wie erklären Sie sich sonst das er als erster, noch vor dem GI, der Ministerin beim Attraktivitätsprogramm zur Seite gesprungen ist? Siehe: http://bit.ly/1nstdPo
Nur so ein Gedanke zur hier diskutierten Person: GL Kasdorf ist in den letzten Wochen – im Vergleich zu seinen Inspekteurskameraden – schon der, der am stärksten im Sinne des Ministeriums und insbes. der Ministerin agiert und kommuniziert.
(Klassenbester?)
Beispiele: sinnvolles Attraktivitätsprgramm, KEIN Nachwuchsproblem, „sind technologisch führend“. Ein Schelm, der dabei an einen weiteren goldenen Stern denkt (…)
@JoHoMe:
Wie hier schon mehrfach geschrieben nutzte der InspH einen erheblichen Spielraum in dem er die Regelung vom Sonderfall Gedenktafel allgemein ausweitete bis hin zu in Kompanien vorhandenem Privateigentum (Trinkbecher).
@vklein:
Ja genau das meinte ich.
Reden und tun liegen da weit auseinander.
An Soldatendarstellern mangelt es da nicht.
Im Kdo H sind sicher viele guten Willens, aber der Apparat wird – wie jede Organisation – vom mittleren Management geprägt.
Die Referatsleiter und Unterabteilungsleiter sind im System Bundeswehr groß geworden. In dem redet man gern von Innerer Führung und befördert durch Taten den Opportunismus und die Ja-Sagerei.
Stichwort: Null-Fehler-Kultur.
Dazu gibt es allein aus dem Afghanistaneinsatz unzählige Beispiele in denen gegen die genannten Führungsgrundsätze Verstößen wurde – zum Teil mit erheblichen Folgen.
Aber auch diese Kriegserfahrung (!) genügte nicht, die dicke Schicht der Selbstzufriedenheit und Inkompetenz zu durchbrechen.
Da sind uns die Russen mit ihrer Georgienerfahrung deutlich voraus (lernende Organisation).
Bei den InfoWÜb/InfoDVag spielt man Entscheidungsträgern sehr gekonnt vor wie toll man ist. Das wiederum kann die Bundeswehr (siehe ILÜ) – glaubt aber mittlerweile die eigenen Parolen (Weltklasse-Heer).
Soweit verständlich?