G36: Die nächste Runde…. neue Untersuchung, mit Beschaffungsstopp
Die Probleme mit dem Sturmgewehr G36, der Standardwaffe der Bundeswehr, gehen in die nächste Runde einer scheinbar endlosen Geschichte: Die Bundeswehr wolle zunächst keine weiteren dieser Waffen vom Hersteller Heckler&Koch beschaffen, berichtet die Bild am Sonntag (Link aus bekannten Gründen nicht). Grund seien die jüngsten Untersuchungsergebnisse des Bundesrechnungshofs, über die im Mai der Südwestrundfunk berichtet hatte.
Jetzt soll das Verhalten des Gewehrs bei heiß geschossener Waffe erneut untersucht werden. Das Verteidigungsministerium bestätigte, dass nach der Kritik des Rechnungshofs eine neue Studie veranlasst werden solle – unter anderem beim Ernst-Mach-Institut. Das war im Januar dieses Jahres zu dem Ergebnis gekommen, dass die Probleme mit mangelnder Treffergenauigkeit bei heiß geschossener Waffe nicht ursächlich mit dem G36, sondern mit der verwendeten Munition zu tun hätten. Für die neue Untersuchung solle aber, sagt das Ministerium, eine möglichst breite Basis gefunden werden: Daran könnten andere Institutionen wie das Bundeskriminalamt, aber auch Bundeswehr-eigene Dienststellen wie die Wehrtechnische Dienststelle (WTD) 91 beteiligt werden.
Deshalb soll auch die vorgesehene Ersatzbeschaffung weiterer G36 gestoppt werden. (Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind dafür in diesem Jahr 18 Millionen Euro vorgesehen – eine Summe, die unterhalb der 25 Millionen Euro liegt, für die jeweils im Einzelfall die Zustimmung des Bundestages erforderlich ist. (Auch der Grünen-Haushälter Tobias Lindner geht von 18 Millionen aus.)
Und weiter geht’s… (Vorsorglich für die zu erwartenden Kommentare: vorher mal nachschauen, was in den zahlreichen G36-Threads hier schon an Argumenten gewälzt wurde.)
(Archivbild Mai 2010: Wehrpflichtiger mit G 36 bei einer Geländeübung in Torgelow – ©Thomas Koehler/photothek.net)
Warum gehe ich erneut an ein Institut heran, dass (nachweislich?) beim letzten Testergebnis bereits widerlegt wurde? „Something is rotten in the state of Denmark…“
Bevor weiter beschafft wird sollte man ein Handwaffenkonzept erarbeitet haben. Für die zukünftigen absehbaren Einsätze (Afrika) ist das G36 sicher noch zu gebrauchen.
Von wieviel G36 reden wir überhaupt – 20k-25k ?
@Voodoo:
Und warum bindet man die WTD 91 erneut nicht ein?
Der wehrtechnischen Dienststelle für Waffe und Munition hatte das BMVg ja bereits in der letzten Runde Inkompetenz bescheinigt.
Dann kann man die WTDen in der nächsten Reform ja auch abschaffen und die Aufgaben an FhG, TÜV Rheinland, IABG, etc übertragen.
Wenn man sowas nach all der Zeit nicht auf die Reihe bekommt, dann braucht man sich über Drohnenskandale nicht wundern.
Nach 2 Jahren versucht man mal ein halbwegs solides Lagebild zu erhalten. Noch vor wenigen Tagen hörte man von „Experten“ aus der Ämterebene: Das Thema G36 ist geklärt.
Bundeswehr auflösen – und auch gar nicht mehr aufstellen.
Ich frage mich, was es den Steuerzahler kosten würde, die deutschen Streitkräfte auf ein anderes Gewehr umzustellen. Ich denke mal, das würde mehr als 36 Mio kosten, wenn man an die logistischen Folgekosten denkt…..und ob das dann „besser“ als das G36 ist, steht wohl auch in den Sternen.
Estragon werkelt also weiter an seinen Schuhen rum, bleibt auf der Stelle stehen und wartet auf Godot.;-)
Die Frage ist auch ob sich das G36 weiterentwickeln läßt. Grundsätzlich ist die Waffe nicht schlecht, auch im internationalen Vergleich.
In jedem Fall scheint das G36 die damaligen Anforderungen / Lastenheft erfüllt zu haben, sonst wäre es ja wohl schon im Truppenversuch ‚rausgefallen.
@Thomas Melber, Stuttgart:
Wirklich planungsrelevant sind derzeit lediglich die längst überfälligen G36KA4 und die Folgebeschaffung G36A3 (i.R.v. IdZ-2). Die seit Jahren notwendige Grundüberholung von sehr vielen G36A1 (zu G36A4) wird durch die völlig überdrehte Diskussion verhindert.
Der größte Fähigkeitsverlust entsteht nicht durch die Hitzeprobleme des G36 in Extremfällen, sondern durch die jahrelange Selbstblockade bei der Folgebeschaffung.
Auch mit Ende von ISAF hat der Soldat ohne IdZ-2 immernoch keine variable Schulterstütze und unzureichende Sichtmittel.
Aber das scheint ja gar nicht mehr zu interessieren – besser kontext- und substanzlose Endlosdiskussionen um das G36 und bundeswehrinterne Machtkämpfe zwischen AIN, BAAINBw, WTD 91, Kdo H, AHEntwg, WiWEB, InfS, Kdo SKB, Kdo FJg, etc.
Und nun will man mal ne Lagefeststellung machen.
Toll!
@all
Quasi eine überarbeitete Neufassung oben; mit BMVg-Bestätigung.
Also so langsam kann Einem bei der unendlichen G36-Geschichte die blanke Wut übermannen. Da braucht man kein „Ernst Mach Institut“, sondern nur die Zeichnungen dieser „Musspritze“ und ein Materialtypenblatt von P6.6 dem Spritzgußmaterial. Das gebe man je einem Hörsaal von Maschinenbau- und L&R-Studenten an den BW-Unis in HH und M und dann hat man die Ursachen für die Schußablagen Vielleicht als Tutoren noch ein paar Spezialisten von der WTD 91 in Meppen und daß es auch Spass macht ein paar Schießversuche. Am besten mit präparierten und eingespannten Waffen, sprich Thermosonden bis zur Rohrlagerung und Laser-Reflektionsmessungen über Abweichungen der Seelenachse im Bereich der Mündung bei Beschuß. Das sind primitivste Messmethoden, wie seit mehr als 20 Jahren im FuE-Bereich etabliert.
@ T.W.
Rechtschreibfehler, dritter Absatz: „Deshals“ anstelle von „Deshalb“ :p
Ich hole mir einen Kaffee, Sie auch einen? ;-)
Die Frage ob ein neues Sturmgewehr „besser“ ist, lässt sich auch nur beantworten, wenn man ein Handwaffenkonzept hat, anhand dessen man die Sturmgewehre vergleichen kann.
Der internationale Trend bei den Karabinern geht zu Waffen die:
• Kompakt sind…
• …auch mit aufgesetzten Schalldämpfer (voll Schalldämpferkompatibel)
• schlank und möglichst leicht bzw. ausbalanciert sind
• Multikalibersysteme bieten (Bsp. Desert Tech MDR, Sig MCX u. 556i usw.)
• eine niedrige Visierlinie haben
• durchgängige Picatinny Rail für Optiken und Nacht-/Wärmebildgeräte
• über Piston-Gassysteme verfügen (wie G36)
• über einen ergonomischen/gut greifbaren Handschutz verfügen
usw…
Dieser Entwicklung liegt die Idee zu Grunde, dass der Karabiner nur ein Element in der Bewaffnung einer Infanteriegruppe ist – neben DMR, leichten und mittleren Maschinengewehren, Granatschützen, leichten Mörsern etc…
Der Karabiner wird also eher in die spezialisierte Rolle der reaktionsschnellen CQB Waffe gedrängt, die auch über kurze bis mittle Distanzen zuverlässige wundballistische Wirkung erzielen soll. Da der Schütze neben dem Karabiner meist eine zweite Aufgabe hat, soll der Karabiner möglichst leicht und kompakt sein.
Eine Entwicklung die quasi das Konzentrat aus lessons learned, technischen Möglichkeiten, Verbesserungen und Trend darstellt, dürfte in meinen Augen die SIG MCX sein, welche sich noch in der Entwicklung befindet. Ob so eine Waffe auch etwas für die BW ist, muss diese aber anhand ihres eigenen Konzeptes entscheiden. Ob es so viel Sinn macht für die BW eine eigene Suppe zu kochen, wage ich wiederum zu bezweifeln. Gerade was Handwaffen betrifft, verfügen die USA über unheimliche konzeptionelle Kompetenz (nur nicht darin die Waffen dann auch selbst zu bauen), die man durch Lehrgänge unbedingt abschöpfen sollte. Sonst wird der G36 Nachfolger mit hoher Sicherheit konzeptioneller Murx.
Mal so als Einwurf und über die G36 Problematik hinaus – wo wir wieso nur noch am Spielfeldrand stehen und staunen können.
@Voodoo
Danke, ist korrigiert. Sorry, kann vorkommen. Nehme jetzt auch einen Kaffee, schwarz. ;-)
Naja die Nachfolger kommen bald
http://www.heckler-koch.com/de/produkte/militaer/sturmgewehre.html
Warum noch Altes nachkaufen
@Bang50:
Volle Zustimmung. Aber genau die Kreise die gegen das G36 zu Felde ziehen machen ihre konzeptionellen Hausaufgaben nicht.
Auf Druck des BRH (!) und RPA wird ja derzeit eines erarbeitet, aber eben so „generisch“, dass man damit alles und nichts begründen kann. Seit dem Debakel im Herbst 2013 (http://augengeradeaus.net/2013/11/g36-das-baainbw-protokoll/) blieb es bei Aktionismus.
Allein schon ein Granatschütze ist ja zu innovativ…
Aber der Karfreitag hat ja gezeigt, dass das G36…
Die Rolle des EMI ist schon sehr unterhaltsam. Die haben so viel Handwaffenkompetenz wie die FIFA unter Compliance-Gesichtspunkten ein Vorzeigeverband ist ;-) Bin auch immer wieder amüsiert, wenn KAdm Bremer deren Unabhängigkeit herausstellt. Wer sitzt beim EMI im Aufsichtsrat? So wird man den teils irrationalen Konflikt zwischen WTD und AIN/BAINBw nicht befrieden.
@Bang50:
Dann wohl eher das SCAR respektive dessen FNAC-Derivat. Das bietet übrigens auch gleich schwere Varianten in 7,62×51 inkl. einer DMR-Variante. Alles in einer Waffenfamilie und sogar weitgehend ineinander umrüstbar. Letzteres ist im Feld nicht so relevant, auf Ebene „Arsenalmamagement“ ggf. schon.
SIG MCX geht eher in Richtung Spezialkräftebewaffnung, weniger in Richtung querschnittliche Langwaffe.
hier setzt sich scheinbar die debatte combat mindset vs. materialschwäche aus dem transall thread fort.
Die perfekte waffe gab es nicht, gibt es nicht und wird es auch zukünftig nicht geben.
Wie memoria völlig richtig anmerkt wird durch diese phantomdebatte jetzt sogar die mindestmodifikation auf international längst gängige ergonomiestandards (flache visierung, variable schulterstütze usw.) verhindert.
Das schussbild KANN gar nicht optimal sein wenn der schütze zur korrekten waffenhandhabung mit schutzweste und sonstigem gerödel aufgrund mangelnder anpassungsmöglichkeiten nicht in der lage ist.
womit wir schon wieder beim Willen wären. materialdefizite müssen nicht durch warten auf irgendwelche utopischen wunderwaffen, sondern durch rigorose ausbildung, waffendrill feuerdisziplin usw. aufgefangen werden.
erst wenn trotz solcher maßnahmen die nachteile der waffe bzw. des systems nicht auf ein erträgliches maß reduziert werden können sollte über eine neubeschaffung nachgedacht werden.
schon wieder ein fall der richtigen fragestellung. wer nur nach dem material fragt und den gesamtkontext „effektivität im gefecht“ nicht ganzheitlich betrachtet verliert sich in institiutionskabalen ohne das problem zu lösen
@ ppqrst – Ohne Konzept, kann man eine solche Diskussion in alle Ewigkeit führen. Ich habe die MCX erwähnt, da hier der Gedanke des Karabiners, wie er im Stg44 und Ak47 gedacht wurde, am konsequentesten umgesetzt wurde. Eine SCAR geht wie sie sagen wieder in eine andere Richtung. Eine Langwaffe die für alles gut sein soll (bis jetzt eigentlich BW-Doktrin), aber nichts herausragend beherrscht. Dafür handelt man sich eine recht klobige Waffe mit geringerer Führigkeit ein – der Grund warum die US SF die SCAR gerade wieder aus den Beständen werfen und zurück zu den schlanken Stoner AR 15 gehen. Man bekommt eben nicht alles in einem Paket – zu wissen was man will, ist die große Kunst. Dazu braucht man aber gerade im Handwaffenbereich ein enormes Wissen über vergangene Entwicklungen, aktuelle Trends und praktische Erfahrungen. Ob ein deutscher Stabsoffizier im Planungsamt BW diese Kompetenz besitzt, weiß ich nicht. Ich weiß aber sicher, dass ich sie nicht besitze. Bis sich innerhalb der BW eine Person durchsetzt, die diesen Bereich Kraft ihres Fachwissens ordnen kann, werden wir weiterhin viel Hysterie um G36, urban legends und chaotische Beschaffungsprogramme im Handwaffenbereich erleben.
@Bang50:
Um das Chaos zu komplettieren wurde in diesen Tagen die UAbt AIN V umgegliedert. Der bisherige Handwaffenbereich wird nun im neuen Referat AIN V 3 (fliegende Systeme) mitbetreut.
Personell wird es darauf hinaus laufen, dass jemand in „Nebenfunktion“ die Vorhabenaufsicht für Handwaffen wahrnimmt. Auch dort geht Expertise systematisch verloren.
Im Bereich Planung und Weiterentwicklung ist ebenfalls kein systematischer Expertiseaufbau erkennbar.
Selbst beim absoluten Kerngeschäft hat man sich selbst komplett verblödet.
Daher gehe ich nicht davon aus, dass die neue Untersuchung der letzte Anlauf wird.
Einfach nur noch peinlich – wenn man noch ein Minimum an Anspruch hat.
Memoria, 14:14
„Um das Chaos zu komplettieren wurde in diesen Tagen die UAbt AIN V umgegliedert. Der bisherige Handwaffenbereich wird nun im neuen Referat AIN V 3 (fliegende Systeme) mitbetreut.“
Wat?! Das war jetzt ein Scherz, oder? Ich dachte V 5 macht Luft und V 3 u.a. „queschnittliches Material“ – zumindest war das 2012 noch so… Man sollte in der Tat drigend mal jemanden bei den Amerikanern ins Praktikum schicken, damit man merkt, wieviel Leute sich konzeptionell mit HaWa befassen können / müssen.
Aber es passt halt ins Bild, wie stiefmütterlich der ganze Club das Thema behandelt. Man bekommt schon fast das Gefühl, dass, wenn es ginge, man wahrscheinlich am liebsten am K98 festgehalten hätte… Frei nach Meister Röhrich: „Wiesooo neu, de gaiht do´ noch?!“
Hier mal ein Beispiel auf welchem Niveau in den USA theoretischer Unterricht an Handwaffen (in diesem Fall DMR) gemacht wird: http://www.youtube.com/watch?v=8rLfYLM48Ms – dabei handelt sich um die erste Unterrichtsstunde für Neulinge.
Interessantes Fundstück (nur halb OT, das nehme ich mir jetzt auch mal raus; zudem ein Link zu einer deutschen Verlagswebseite, was hier auch eigentlich No go ist; aber im Interesse der Sache…):
Dem – neuen – SPD-Abgeordneten und Verteidigungsausschussmitglied Karl-Heinz Brunner haben die Gebirgsjäger mal erzählt, dass es nicht um Flachbildschirme auf der Stube, sondern um die Ausrüstung geht. Aus dem Füssener Kreisboten:
„Wir müssen schneller werden“
Jenseits der Werbung, die jeder Bundestagsabgeordnete für sich machen will: Da bin ich gespannt, was davon in Berlin ankommt…
@ bang50
„Hier mal ein Beispiel auf welchem Niveau in den USA theoretischer Unterricht an “
vor allem ist das nur die erste lehrstunde von insgesamt drei.
http://www.youtube.com/watch?v=fIfRf3yXnbg
http://www.youtube.com/watch?v=TJwEVzHbKfs
http://www.youtube.com/watch?v=8rLfYLM48Ms
mit der gleichen Intensität wird bei uns wohl nur noch politische „Bildung“ und sonstiges „awareness“ gedöns gemacht
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„Jenseits der Werbung, die jeder Bundestagsabgeordnete für sich machen will: Da bin ich gespannt, was davon in Berlin ankommt…“
Nichts.
@Memoria
Wundert Sie das ?
Die Bedarfsträger der BW – umgangssprachlich als Truppe bekannt – sind doch aufbau- und ablauforganisatorisch von den Bedarfsdeckern (Ausrüstungsplanung, -beschaffung und -nutzung) mittlerweile abgekoppelt. Das gilt vermutlich auch für Personal und Ausbildung.
The system is broken ! Streiche: Konzeptionelle Neuausrichtung. Setze: Neuaufstellung.by trial and error ;-)
Sag mal jemand den Ukrainern, die sollen uns das Vepr auf NATO-Kaliber umstellen. Haben die Russen bei der AK-100-Reihe ja auch geschafft.
Win-Win-Situation in Sachen Waffen, Schulden, Einsparungen, Marktöffnungen, Entwicklungshilfe, …
Ok, ist nur halb ironisch gemeint. :)
@ klabautermann
Sie sind bereits seit 1958 abgekoppelt, weil man aufgrund der Erfahrungen mit (III.) OHL, Reichswehr und abschließend der Wehrmacht keine Militärs mehr in entscheidender Funktion haben wollte. Dass uns dieses System jetzt um die Ohren fliegt, liegt schlicht und ergreifend daran, das die mil. Seite endgültig keine Stimme mehr hat bzw. in deren führenden Stellen stromlinienförmige Individuen erklären, was „die da unten“ tatsächlich brauchen – Stichwort „WE“.
Erinnert sich noch jemand an den legendären Beschussversuch einer Lehmwand in Hammelburg? Da wurde gleich zu Anfang darauf hingewiesen, dass selbige nicht vollständig ausgetrocknet wäre – warum um Himmels Willen macht man dann diesen Versuch -.- http://www.youtube.com/watch?v=nz7uBIK_i1w (bei 1:39)
@klabautermann:
Der Bedarfsträger ist ja rein formal der Bereich Planung.
Also schonmal sehr weit weg von der Truppe.
Die Zuarbeiten erfolgt zumeist vom AHEntwg.
Dort ist – nach meinem Eindruck – z.T. mehr Truppennähe gegeben als im Heeresamt.
Diese Wissensträger an der Basis werden jedoch dann oftmals von DezLtr, GrpLtr, AL, AC ausgebremst. Dann noch die Mitprüfung durch Kdo Heer und PlgA.
Dann hat man wieder irgendwas rund gelutschtest – und wenn die echte Truppe später fragt, dann sind halt BAAINBw und Industrie schuld.
Diese unendliche Geschichte rund um das G36 zeigt ja wie kaputt der Laden ist.
So langsam merkt das auch die Presse – und steht damit der Attraktivitätsleier von vdL entgegen.
@Voodoo
An den Versuch hatte ich heute auch schon gedacht.
Aber, dass Soldaten an den entscheidenden Stellen fehlen trifft aus meiner Sicht nicht zu. Ist ein gern gepflegtes Märchen.
Dass dies oftmals die falschen Leute waren (WE) ist ein hausgemachtes Problem.
In der neuen Struktur und dem neuen CPM hat der GI sogar erheblichen Einfluss auf den Erfüllungsgrad von Forderungen.
Aber in die Truppe pflegt man ja gern das Bild von dem ausgelieferten Soldaten. Nein, in weiten Teilen wird es selbst verbockt (siehe G36).
@Memoria
Ich bezog mich da mehr auf den jahrzehntelangen Kleinkrieg zwischen BMVg und BWB, nebst jetziger Nachfolgeorganisation.
Natürlich haben wir Soldaten dazwischen, die mal mehr und mal weniger glückliche Entscheidungen treffen – aber in dem o.a. Konflikt zweier Behörden ziehen alle den Kürzeren, die keinen Anzug tragen…
Das mag sich mit der Reform geändert haben, aber mal ehrlich; der GI vertritt doch letztlich auch nur die Seite, die ihm die Leviten gelesen hat. Und die Inspekteure… naja, das haben wir ja jetzt bei der Marine gesehen. Frei nach dem Motto: „Schnauze, ihr fliegt was WIR euch sagen bzw. beschaffen.“
Was beim Thema auffällt ist aber die Tatsache, dass das Heer bzw. die Streitkräfte nicht in der Lage sind, ein stichhaltiges HaWa-Konzept vorzulegen, was schon seit Jahren angemahnt wird. DAS ist in der Tat ein Schuh, den sich die militärische Seite anziehen muss. Nur – wofür und für was soll man denn planen, wenn man nicht weiß, wohin die Reise eigentlich gehen soll… Ausrüstung für Landesverteidigung? Großer Vaterländischer? Kleine „Scharmützel“ wie ISAF?
@ voodoo
die hybriden konzepte aus small scale insurgency mit drohender Invasion nach großväterchens sitte bitte nicht vergessen.
rotland spielt wieder mit … ;)
@Vodoo:
Ja wer sagt jetzt der Bundeswehr wie der Krieg von heute und morgen aussieht? Das ist eben schon in sich die Bankrotterklärung, da man hierüber ja gar nicht ernsthaft nachdenkt. Wie es wird ist sicher nicht eindeutig, aber eines ist klar: Nicht so wie es sich die Bw noch vorstellt: Vaterländischer Krieg oder ISAF 2.0.
Die anderen bleiben nicht stehen.
Dann ist man schnell bei hybriden Konflikten. Wird auch in der KdB so festgehalten, aber mehr hat man wohl nicht darüber nachgedacht – oder gar heruntergebrochen.
Im Bereich der Konzeptionäre wird auch 2014 ernsthaft bezweifelt, dass in zukünftigen Konflikten IEDs eingesetzt werden. Weil ISAF ist ja keine Blaupause und wir müssen uns ja wieder zum klassischen Gefecht umorientieren. Nur keiner kann sagen, warum sich jemand à la ILÜ einfach auf der freien Fläche von uns „bespielen“ lassen soll.
In den USA gibt es schon gewichtige Stimmen, die aufgrund der für INS verfügbaren Technologien (ATGM, RPG-29ff, MANPAD, EFP, Scharfschützen, PsyOps) und dem Sparzwang im Westen das Ende von Landoperationen vorhersagen.
Bei uns wiederum hat man noch nicht mal COIN durchdrungen und predigt wieder verstärkt NetOpFü (abgeleitet aus einem konventionellen Kriegsbild).
Und wer soll da der Bw noch helfen?
Wenn sie schon mit der Fehleranalyse am Sturmgewehr seit Jahren (!) überfordert ist? Noch nicht mal der Karfreitag wurde ordentlich ausgewertet, dient aber andauernd für das G36-Bashing.
Notfalls kann man ja die Theorie aus den ganz alten Archiven rausholen.
Hybride Kriegsführung wurde wie auch moderne Panzerkriegsführung in enger Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und entstehender Roter Armee entwickelt. Die Ähnlichkeiten zwischen Baltikum, Sudentenland/Polen und heutigen russischen „Destabilisierungsoperationen“ sind kein Zufall.
Es handelt sich mit Sicherheit um dieselbe, damals gemeinsam entwickelte, strategische Blaupause.
@Memoria – Man stelle sich mal eine INS vor, welche über die von Ihnen erwähnten Waffensysteme verfügt und entsprechend professionell ausgebildet ist. Nicht auszudenken, was nur ein Scharfschütze mit einer modernen Waffe in 338.LM + Schalldämpfer anrichten kann. Die BW verbleibt aber weiterhin in der Einzelschützen-Doktrin und viele alten Hasen glauben immer noch, dass der Weg zum Glück über G3 und die heilige Feuerzucht/Einzelschuss führt. Wie Sie gesagt haben – man möchte nicht über das Gefecht nachdenken – die Realität ist einfach zu grausam. Da passt es ganz gut, dass sich jetzt das Referat für fliegende Systeme um die taktischen Situationen am Boden kümmert ;-)
Wie sagte Andreas Thiel:“ Satire ist nicht lustig, dafür ist sie wahr. Und um die Wahrheit ertragen zu können, braucht man Humor.“ Vielleicht sollten wir also einfach mal lachen.
Ich fühle mich schon den ganzen Tag in die Zeiten zurückversetzt, in denen man sich darüber echauffierte, dass der Gegner sich im Gefecht hingelegt hat, ohne sich „ehrbar dem Peloton-Feuer hinzugeben“… Oder dass das Zündnadelgewehr einen unfairen Vorteil geben würde. Oder das Hinterladergeschütze unmännlich seien.
Wo bleibt der couragierte Stabsoffizier mit akademischen Hintergrund, der jetzt mit einer genauen Lagebeurteilung um die Ecke kommt? Aah, Mist… Luftmacht incoming^^
Was hat jetzt NetOpFü mit symmetrischer konventioneller Kriegsfuehrung zu tun?
Da ja immer wieder das Handwaffenkonzept angesprochen wird: Welche unglaublichen Herausforderungen bestehen denn bitte? Mag an meiner begrenzten Erfahrung liegen, aber ich stell mir das so vor:
Halbgruppe 5 Mann
1 Führer mit Funk und Sturmgewehr
1 Guppenscharfschütze/DM
1 lMG
1 Medic mit Sturmgewehr
1 Grenadier Sturmgewehr und stand alone Granatwerfer (schön wer ne pump-action mit 3er Röhrenmagazin)
Auf Kompanieebene 1 schwerer Zug mit jeweils einer Gruppe Scharfschützen, MG (mittel und/oder schwer), Grenadiere (leicht mit Mehrfachgranatwerfer, schwer mit GraMaWa), die nach Aufgabenprofil zwischen „leicht“ und „schwer“ auswählen können.
Ist stark dem amerikanischen Vorbild angelehnt und ist aus meiner Sicht für jeden Konflikt nutzbar. Die Anforderungen an Sturmgewehre sind ja bereits ausreichend breitgetreten worden, mein einziger Ansatz wäre hier Mannziele bis 600m bekämpfen zu können (durch Ausbildung und leistungsgesteigerter Munition).
@ wurzelbert
völlig richtig. never change a winning team.
unter VdL geht der trend wohl eher zu „waffen? viel zu martialisch“
jeder unserer „hochqualifizierten und international anerkannten“ stabsoffiziere wird mit tacker und sozialtherapeutenjargon bewaffnet und an die bürofront entsandt.
deutschland übernimmt verantwortung.
Diese Handwaffen „Affäre“ kommt mir vor wie ein Boxkampf zwischen zwei Blinden ohne mit zauben Zuschauern vor dem Radio ;)
@Tom_Weinreich
Na, warum wohl EMI? Weil es dem Auftraggeber nicht darum geht ein Ergebnis zu haben, sondern jemanden, der ihm die Verantwortung zur Aussage zum Problem abnimmt. Dabei vergisst das Liebe BAAINBw nur immer wieder, dass es FRAUNHOFER auch nicht um das Ergebnis geht, sondern um die Folgestudie.
Und so kommt es wie in so vielen FRAUNHOFER Studien zu dem Ergebnis, dass man zwar eine Indikation hat, aber eigentlich noch ein wenig weiter untersuchen muss…
Was hier Gelder jährlich vernichtet werden, schreit zum Himmel…
@Vodoo:
Im Nachgang zur EuroHawk-Affäre wurde die AIN V unter die Lupe genommen.
Im Ergebnis werden nun die Referate mit den Großvorhaben gestärkt – zu Lasten der – vermeintlich – kleinen Querschnittsthemen.
Somit ist nunmehr zuständig
– AIN V 2 für Landsysteme
– AIN V 3 für Transportflugzeuge, Luftverteidigung, Aufklärungssysteme Luft/ Weltraum
– AIN V 4 für Kampfflugzeuge, Drehflügler, Bewaffnung
– AIN V 5 für Systeme See, seegestützte Luftverteidigung, Querschnittsmaterial, Sanitätsmaterial
Bewaffnung ist nunmehr also bei AIN V 4 (nicht bei AIN V 3).
Im Ergebnis hat man durch den „EH-Schock“ nun die Großvorhaben gestärkt, aber die nicht minder komplexen Themen wie Handwaffen, Bekleidung, Funk, Optronik, etc de facto an den Rand gedrängt (man kann sich ja leicht vorstellen wo in diesen Referaten der Schwerpunkt liegt).
@Soenke Marahrens | 22. Juni 2014 – 19:49
„Was hat jetzt NetOpFü mit symmetrischer konventioneller Kriegsfuehrung zu tun?“
Auf Ihre Replik hierzu hatte ich ja schon gewartet. Seh schön.
Das hat damit zu tun, dass auch in Heereskreisen NetOpFü immernoch eine Wunderheiler-Funktion zugewiesen wird („lifting the fog of war“). Bei einem Gegner, der gekonnt unsere technologische Überlegenheit unterläuft, ist die viel gerühmte Informationsüberlegenheit eben nicht so zu erreichen wie man sich dies in vielen Konzeptionen vorstellt.
Ich bin kein Gegner von NetOpFü – nur die damit verbundenen Erwartungen sind eben – gerade in der Bundeswehr – weit überhöht. Als hätte es die letzten 10 Jahre nicht gegeben.
@wurzelbert:
Die Zusammensetzung einer Gruppe führt vorallem dazu, dass das G36 eben nicht mehr die Standardwaffe der Infanteriegruppe ist, sondern eine Waffe. Allein dies scheint mir oftmals noch nicht angekommen zu sein. Betrachtet man dazu die reale Absitzstärke einer InfGrp oder PzGrenGrp (Boxer/ Puma), dann merkt mann, dass die Gruppe wohl eher aus 7 Mann besteht. Dann hat noch der GrpFhr und sein Stv ein G36.
Man kann endlos über die ideale Auslegung der Gruppe diskutieren (siehe Fire Teams Diskussion in der U.S. Army). Wichtiger ist aus meiner Sicht eine gewisse Flexibilität und vorallem die Möglichkeit mit dem Material sehr viel zu üben. Dann funktioniert es.
Wenn man jedoch gar keinen richtigen Plan hat (wie das deutsche Heer) oder das System laufend verändert, dann wird es nichts. Das dynamische Verfügbarkeitsmanagement erschwert auch hier den notwendigen Ausbildungsstand.
@Soenke
„Was hat jetzt NetOpFü mit symmetrischer konventioneller Kriegsfuehrung zu tun?“
Nun, NetOpFü hat mit goar keiner „Kriegsführung“ was zu tun ;-)
Einfach nur informationstheoretisch-technokratischer bullshit. Selbst „net-work-centric-warfare“ im Sinne von vernetzter Gefechtsführung ist einfach bullshit, denn der symmetrische Gegner killt Deine Netzwerke und der asymmetrische unterläuft sie……siehe Hizbolah gegen IDF 2006
Entschuldigung an Alle: Vielleicht sehe ich das G36-Problem zu technisch. Aber man lasse mal ein Paar G36-Gehäuse mit einem höjheremnn thermoresistenteren Spritzgussmaterial durch die Maschinen durch. Dann stehen alle Diskussionen um ein ansich gutes Sturmgewehr auf Null, dann kann man testen und Ergebnisse verifizieren und erst dann braucht man über Einsatzrichtlinien und Ausbildung diskutieren. Alles Andere ist mM.n. hypothetisch.
@Bang50:
Solche Gruppierungen gibt es ja bereits (z.B. Hisbollah). Es ist vielleicht noch (!) nicht .338, aber .50-Scharfschützengewehre verbreiten sich erheblich (chin. Herstellung), dazu ATGM und EFP. Das“know-how“ aus Syrien ist mittlerweile sehr schnell auch in Mali (Personalaustausch zwischen Libyen und Syrien).
Zweckmäßige Führung und bessere Mittel sind vorhanden, die Ausbildung scheint auch immer besser zu werden. Aber wir ignorieren es einfach, dann wird es uns ja schon nicht betreffen (die 3 Affen von Adm. Canaris).
@memoria und Klabautermann
Ich lad Sie herzlich zu meiner NetOpFue Eingangsunterrichtung auf dem Lechfeld ein, dauert 4h, findet 12 mal im Jahr statt ;-)
zum Lesen…
http://www.c2coe.org/beta/files/articles/Article_C2.pdf
@klabautermann
Dort finden sie unter Fußnote 6 einen Artikel, der genau genau ihr Beispiel verwendet…
Und wenn sie es genau analysieren werden Sie feststellen, dass Hezbollah NetOpFue, EBO und Comprehensive Aprroach anwenden ;-) wie übrigens auch die Mumbai Terroristen und und auch für die Ukraine lassen sich die dort beschriebenen Ansätze finden, sogar als Offensive Comprehensive Approach….
@memoria
Als ich 2012 nach Rückkehr aus den USA bei der Afcea lesen müsste, dass beim IDZ nur der Gruppenführer ein FuGeraet braucht weil der Rest so wie bisher kämpft hätte es mich fast zerrissen…..aber auch Lufthansa ist ja bei der Einführung von SAP R3 fast Pleite gegangen….nur müssten die hinter her wieder Geld verdienen….das beschleunigt Lernzyklen ungemein…
Oh weh. Brauchen wir neben einem gesonderten Hubschrauber- auch einen extra NetOpFü-thread? ;-)
(Ich weiß jetzt gar nicht, wer damit angefangen hat – aber vom G36 sind wir damit ziemlich weit weg, oder?)
@Sönke Marahrens:
Danke für die Einladung – sehr interessant.
Ihre Antwort geht aber jedoch nicht auf meinen Punkt ein: Die völlig technokratische Umsetzung in Deutschland. Man schaue sich nur mal die Funktionalitäten eines FüInfoSysH an. Da ist man von der Flexibilität einer Hisbollah Lichtjahre entfernt.
@memoria
Tja was soll ich sagen…. Kennen Sie den Rufer in der Wueste
T.W Ich war’s ….. ganz im Sinne des Mottos meines MilOrgBereichs….:-)
@Soenke
natürlich hat die westliche, moderne operational art all die „Primitiven“ so richtig enabled.
HERR, WIRF HIRN VOM HIMMEL !
@klabautermann
Brauchte es nicht, lesen reichte…..stand ja alles im Netz….;-)