Droht ein neuer Kalter Krieg, muss die NATO sich umorientieren? Gespräch mit dem US-NATO-Botschafter
Droht – nicht nur in Europa – eine Neuauflage des Kalten Krieges? Muss die NATO sich nach Jahrzehnten der Auslandsmissionen neu aufstellen? Und käme, wenn gewünscht, Schweden schneller in die NATO als Georgien? Darüber habe ich mit dem US-Botschafter bei der NATO, Douglas E. Lute, gesprochen. Das ungeschnittene 20-Minuten-Gespräch zum Anhören:
(For English readers: I talked to U.S. ambassador to NATO Douglas E.Lute about the possibility of a new Cold War, about re-focusing NATO after decades of overseas missions – and I asked him, whether Sweden, if it chooses so, might join NATO faster than Georgia. Listen to the unedited interview – in English, despite the German intro – here:)
(Foto: US-Botschaft Berlin/U.S. Government Work/Public Domain via Flickr)
@T.W.: Vielen Dank für dieses Interview! Ein m.E. zumindest in Bezug auf etwaige Parolen vom „Neuen Kalten Krieg“ angenehm differenzierter Beitrag von Mr. Lute, auch wenn er sich zum Ende hin ganz schön im Diplomatensprech ergeht…
Dass die NATO der 2010er Jahre allerdings keinen „wake-up-call“ bräuchte / gebraucht hätte, nehme ich mal mit einem Schmunzeln zu Kenntnis.
@T.W.
da ich sonst aus der Zweiten Reihe komme (schon sehr lange), mich für (Außen-)Politik und Wehrtechnik interessiere, für einen ehemaligen einfachen Soldaten mit Manschaftsdienstgrad(SaZ 4),
gibt es vieleicht die möglichkeit das Gespräch auf deutsch zu übersetzen
da ich solche Informationen für sehr wichtig halte ( mein ehemaliges Schulenglisch ist
bescheiden),um es in die Fläche zu bringen?
An dieser Stelle kann ich mich gleich mal bedanken für ihre Arbeit in diesem Blog
ich halte ihn für den besten Blog für Wissen und Hintergrundwissen dieser Art
@Ral Schepmann
Danke für die Blumen!
Eine Übersetzung – die ja auch erst mal eine Abschrift des englischen Gesprächs voraussetzen würde – wäre sicherlich wünschenswert – aber das überfordert einfach die Kapazitäten meines winzigen Ein-Mann-Betriebs. Sowohl von Zeit als auch Ressourcen her, und die finanziellen Mittel, so was professionell erledigen zu lassen, sind schon mal gar nicht vorhanden.
Andersrum: Wer sich unter den Lesern hier an Abschrift und Übersetzung beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen!
@Ralf Schepmann
::Zynismus an:
::Ironie an:
In Deutschland wird das Thema Sicherheits- und Militärpolitik eben nur in höher gebildeten, überschaubaren Kreisen diskutiert. Anders wäre das auch viel zu aufwändig, „zu teuer“ und wegen der möglicherweise „nicht hilfreichen“ Beiträge auch nicht erwünscht.
Nicht-Akademiker oder nicht-sprachbegabte oder fremdsprach-unwillige haben halt Pech gehabt, taugen aber natürlich bestens als Kanonenfutter wenn es drauf ankommen sollte. Die paar fremdsprachigen Kommandos, denen sie dann möglicherweise gehorchen müssten, hätten sie schnell drin….
::Ironie aus:
::Zynismus aus:
-Duck und wech-
Schönen 1. Mai
Sehr interessantes Interview, Respekt vor der Professionalität beider Gesprächspartner.
Interessant auch besonders deswegen, weil es – jedenfalls für mich klar ‚hörbar‘ – auch den inneramerikanischen Wettstreit zwischen zwei strategischen Ansätzen aufzeigt:
smart defence (unterstützt und getrieben durch die US Rüstungsindustrie) und smart diplomacy (unterstützt durch big oil und auch zunehmend big gas). Und es geht natürlich um Märkte, ihre Erschließung und Kontrolle, wobei der europäische Markt of primary interest für die USA mittlerweile nicht der Rüstungsmarkt, sondern Öl/Gas ist.
Und darum geht es eigentlich bei diesem „Texas game of chicken“, das um die causa Ukraine entbrannt ist: den europäischen Energiemarkt.
Das Texas game of chicken im Rüstungssektor wird gerade in Nahmittelost angeheizt (Syrien, Iran, Irak und schon in den Anfängen erkennbar Ägypten).
Mit Blick auf die timelines der US-Innenpolitik (Kongresswahlen im Herbst, laufende – innenpolitisch höchst umstrittene – Genehmigungsanträge für den Bau von keystoneXL, weitere fracking-sites etc und für Exportgenehmigungen für Flüssiggas) und auch mit Blick auf den Ausbau von Flüssiggas-Infrastruktur in Westeuropa hat Putin eigentlich die Nase vorne. Der erste Tanker mit russischem Erdöl aus der Arktis ist schon in Amsterdam und das Erdgaserschließungsprojekt in Sibirien (asiatischer Markt) sowie ein joint venture (EXXON/Gazprom) in Sachen fracking sind well underway. Die Sanktionen werden ihn natürlich bremsen, aber letztendlich nicht aufhalten bei seiner Energiemarkterschließungsstrategie.
@Steinig
Wenn ich hier hinschreiben würde, was mir nach Ihrem Kommentar spontan einfällt, müsste ich den Kommentar dann selber schnell löschen…
Wenn Ihnen nicht passt, was ich hier mit meinen äußerst begrenzten Mitteln hinzubekommen versuche, finden Sie bestimmt Ihrem Geschmack eher entsprechende Webseiten. Mit oder ohne Ironie- und Zynismus-Filter.
Sie sind raus.
@Steinig
8/10 Punkte um aus Ralf Schepmanns simpler Anfrage nach einer Übersetzung die x. Version der Dolchstoßlegende zum Thema SiPo in Deutschland herbei zu dichten.
PS: Hijacked, verdammt.
@T.Wiegold
Herzlichen Dank für dieses informative Interview! So etwas würde ich gerne öfters hören im öffentlich rechtlichen Rundfunk. Ich finde es großartig, was Sie als Ein-Mann-Unternehmen stemmen.
Deutschen Qualitätsjournalismus und deutsche Sicherheitspolitik bekommt man hier gut erklärt:
http://www.youtube.com/watch?v=5_c2-Yg5spU
Was bin ich froh, dass @T:W. kein deutscher Qualitätsjournalist ist, sondern ein echter Profi ;-)
@klabautermann
Das geht jetzt ziemlich Richtung OT.. (Ich hab‘ auch ein Problem mit Qualitätsjournalismus als Kampfbegriff.. und der verlinkte Ausschnitt ist für mich ein bisschen zu viel Kampfbegriff-Namedropping)
Zu den vielen Gründen, augengeradeaus.net nicht nur zu lesen, sondern auch zu abonnieren, gehört dieses Interview. Wenn ein Botschafter sagt: „Your question is a little more sophisticated“, blitzt darin ein gutes Stück Anerkennung für den Journalisten auf. Well done.
23 Minuten, die sich wirklich lohnten.
Aus meiner Sicht ist hervorzuheben, dass aus diesem Interview eben die vielfältigen Aspekte der westlichen Sicherheitsarchitektur deutlich werden. Die „NATO“ ist eben kein Monolith aus dem Kalten Krieg, sndern eine sich ständig fortentwickelnde Gemeinschaft freier Staaten, die mit gleichberechtigter Stimme an den Entscheidungen des Bündnisses teilhaben. Und der Hinweis auf die in der NATO einstimmig vereinbarten 18 (?) Eskalationsschritte im Zusammenhang mit nationalen constraits und restraints (sorry für den Anglizismus) zu denen eben auch die bilaterale Truppenentsendung als erster Schritt gehört, sollte nicht übersehen werden. Es ist eben nicht so, dass das Bündnis vom großen Bruder dominiert wird.
Off topic: wenn man nun wüsste, ob sich jemand ans Transcript macht….
Schönes interview
Apropos so schlecht kann es fü sie monetär nicht laufen, ihrer stimmlage nach zu urteilen scheinen sie sich primär von single malt und cohibas zu ernähren ;-)
Sehr geehrte Mitleser,
ich möchte hier ausdrücklich mein Bedauern für die unglückliche Platzierung meines obigen Kommentars von 12:29 Uhr ausdrücken. Er wurde von mir unbeabsichtigt erst nach der Antwort von Herrn Wiegold an Ralf Schepmann, die ich bis dahin nicht bemerkt hatte, platziert.
Mein überspitzt formulierter Kommentar sollte sich ausdrücklich nicht gegen „Augen geradeaus“, Herrn Wiegold und seine hochgeschätzte Arbeit richten!
@Steinig
no worries, shit happens ;-)
@ Steinig
Die Regeln sind hier, wie übereinstimmend beim blogtreffen am 25.Mai in der Kurie des Katholischen Militärbischofs diskutiert, sehr streng.
Das muss so sein, sonst ist das blog augengeradeaus.net in einigen Tagen dicht und keiner klickt mehr an.
Also; strengen Sie sich an.
Nix für ungut
@T.W.
Täusche ich mich, oder müßte eine Abschrift plus Übersetzung nicht auch durch den US-amerikanischen Botschafter bei der NATO vor einer Veröffentlichung hier im Blog „released“ werden ??
@klabautermann
Du täuschst Dich auf mehreren Ebenen: Zum einen machen die Amis diesen sehr deutschen Blödsinn mit „autorisierten Interviews“ nicht. Zum anderen: Auch in Deutschland ist eine Abschrift eines aufgenommenen Interviews, wenn der Wortlaut nicht verändert wird, nichts für ein „release“ – siehe z.B. mein Interview mit dem damaligen Verteidigungsminister TdM.
@T.W.
OK, ich dachte nur wegen einer Übersetzung würde die USA vielleicht auf quality control bestehen, denn man kennt ja den lost-in-translation Effekt im State Department ;-)
Ich erkläre mich bereit, das Interview zu übersetzen. Zeitlich allerdings kann ich es noch nicht einschätzen, wie lange das dauert,
@Auchmal
Danke, nehme ich gerne!
@ t,wiegold
gibt es denn keine speech to text apps die ein interview zumindest grob transkribieren, so dass man nur noch nachpolieren muss?
@wacaffe
Audio liegt ja vor, wer mag, kann’s probieren.
@T.W. Es gibt hier bei AG einen User aus dem Schwarzwald, der IT Profi ist und mit Garantie über ein professionelles Transkriptionstool verfügt. Bei der Übersetzung bin ich gerne bereit auch mal drüber zusehen.
Äh, zwei Kommentare vorher hat sich ein Leser dazu bereit erklärt… vielleicht mal den einbinden, ehe es Doppelarbeit gibt?
@T.W. Äh, schon gesehen, aber Transkription der 23:30 Min Interview ist das eine, Übersetzen das andere.
Vielen Dank für das ausführliche Interview. Lässt sich gut anhören. Ich finde, wie einige Mitkommentierer, die Einschätzung des Botschafters sehr differenziert und – abgesehen von den erfreulich wenigen Diplomatenstanzen – durchaus erhellend.
da die Anderen vermutlich vorne beginne habe ich mal hinten angefangen da
von ca. 14.30-20.00
jedem steht es frei nach Lust und Laune zu optimieren etc.