Bundeswehr will Hoheit über die Computer zurück

Bundeswehr und Technik

Unter den verschiedenen Privatisierungs-Lösungen, die die Bundeswehr eigentlich von starren Behörden-Regeln und unkalkulierbaren Kosten entlasten sollten, genießt das IT-Projekt Herkules einen besonders schlechten Ruf in der Truppe – wie auch hier in den Kommentaren immer wieder angemerkt wurde. Vor allem wegen der mangelnden Flexibilität, die eigentlich mit der Auslagerung der Technik in eine Privatfirma verbessert werden sollte (nettes Beispiel, und es gibt vermutlich Hunderte, ist das Pressezentrum einer Teilstreitkraft, die für alle Mitarbeiter einen zentralen Drucker hat – weil nach dem vertraglich festgestellten Schlüssel für diese vergleichsweise kleine Zahl an Mitarbeitern halt nur ein Drucker vorgesehen ist).

Das Verteidigungsministerium will deshalb offensichtlich – zumindest vorübergehend – die ganze Infrastruktur wieder selbst betreiben, wie in den vergangenen Tagen aus Medienberichten bekannt wurde. Eine ganz übersichtliche Zusammenfassung der Lage bei der Kollegin Sabine Siebold von Reuters – danach werden derzeit drei Modelle geprüft:

Betrieb und Wartung der Bundeswehr-IT könnten in eine Behörde übergehen, als private GmbH unter dem Dach des Ministeriums angesiedelt werden oder es könnte wieder eine industrielle Beteiligung geben. Nach bisherigen Erkenntnissen sei die Behördenlösung unwirtschaftlich. Die In-House-GmbH liege mit leichten wirtschaftlichen Vorteilen gegenüber einer Industrie-Beteiligung vorn.

Die Entscheidung fällt allerdings erst 2016, und zwischendurch wird die Bundeswehr sich wohl selbst um die ganze Computer- und Kommunikationslandschaft kümmern müssen. Wenn sie dafür genug Personal hat. Und das dürfte wohl das größte Problem werden.

(Das Herkules-Projekt bezieht nicht die so genannte Grüne IT ein, also die eigentliche militärische Computertechnik, die Gefechtsstände, die taktische Ausstattung. Deshalb ist das Foto oben ein bisschen irreführend; aber ich habe leider nichts Besseres gefunden.)

(Archivbild 2002 – ©Thomas Imo/Photothek)