Bundeswehr will Hoheit über die Computer zurück
Unter den verschiedenen Privatisierungs-Lösungen, die die Bundeswehr eigentlich von starren Behörden-Regeln und unkalkulierbaren Kosten entlasten sollten, genießt das IT-Projekt Herkules einen besonders schlechten Ruf in der Truppe – wie auch hier in den Kommentaren immer wieder angemerkt wurde. Vor allem wegen der mangelnden Flexibilität, die eigentlich mit der Auslagerung der Technik in eine Privatfirma verbessert werden sollte (nettes Beispiel, und es gibt vermutlich Hunderte, ist das Pressezentrum einer Teilstreitkraft, die für alle Mitarbeiter einen zentralen Drucker hat – weil nach dem vertraglich festgestellten Schlüssel für diese vergleichsweise kleine Zahl an Mitarbeitern halt nur ein Drucker vorgesehen ist).
Das Verteidigungsministerium will deshalb offensichtlich – zumindest vorübergehend – die ganze Infrastruktur wieder selbst betreiben, wie in den vergangenen Tagen aus Medienberichten bekannt wurde. Eine ganz übersichtliche Zusammenfassung der Lage bei der Kollegin Sabine Siebold von Reuters – danach werden derzeit drei Modelle geprüft:
Betrieb und Wartung der Bundeswehr-IT könnten in eine Behörde übergehen, als private GmbH unter dem Dach des Ministeriums angesiedelt werden oder es könnte wieder eine industrielle Beteiligung geben. Nach bisherigen Erkenntnissen sei die Behördenlösung unwirtschaftlich. Die In-House-GmbH liege mit leichten wirtschaftlichen Vorteilen gegenüber einer Industrie-Beteiligung vorn.
Die Entscheidung fällt allerdings erst 2016, und zwischendurch wird die Bundeswehr sich wohl selbst um die ganze Computer- und Kommunikationslandschaft kümmern müssen. Wenn sie dafür genug Personal hat. Und das dürfte wohl das größte Problem werden.
(Das Herkules-Projekt bezieht nicht die so genannte Grüne IT ein, also die eigentliche militärische Computertechnik, die Gefechtsstände, die taktische Ausstattung. Deshalb ist das Foto oben ein bisschen irreführend; aber ich habe leider nichts Besseres gefunden.)
(Archivbild 2002 – ©Thomas Imo/Photothek)
Vor 12+ Jahren war ich auf Seite eines Kommunikations-/IT-Anbieters damit beauftragt Teile der Kalkulation für das Herkules Angebot zu erarbeiten.
Ich habe damals schon den Kopf geschüttelt über dieses Monsterprojekt. Keine Flexibilität, starrer Kostenrahmen und Anforderungen deren Sinnhaftigkeit jeder eingefleischte IT-ler sofort in Frage stellen mußte.
Das eine Behördenlösung unwirtschaftlicher ist als eine Vergabe an die Industrie habe ich schon damals bezweifelt (obwohl ich auf Seiten der Industrie tätig war). Rechnet man Kapitalverzinsung und Gewinnquote der Industrie ab dann hat eine staatliche Lösung neben viel höherer Flexibilität auch einen Kostenvorteil.
Eine übergeordnete gemeinnützige GmbH mit lokalen Regionalzentren die direkt mit den Bedarfsträgern zusammenarbeiten kann, richtig geführt, effektiver und billiger sein als jedes Konzernangebot.
Frage in die Runde: sollte die HIL (bzw. ihre Fähigkeiten) nicht auch wieder in die Bw eingegliedert werden? Und iwe ist der Stand bei der (Einsatz-) Logistik, da soll ja u.a. die DHL (DeutscheHeeresLogistik^^) nominiert worden sein?
Die Bundeswehr hat a einiges an eigenem Personal an die BWI „ausgeliehen“.
Dieses Personal käme ja dann wieder zurück und würde den Personalbestand (der ja eigentlich verringert werden sollte) wieder erhöhen.
Oder ist man von der Personalreduzierung des Zivilpersonals wieder abgerückt?
Müßte man nicht BWI und HERKULES sachlich trennen? Die BWI hat ja im wesentlichen Aufgaben im Grundbetrieb, HERKULES ist jedoch ein gesondertes Projekt – sicher mit Überschneidungen. Oder sehe ich da etwas falsch? Wie lösen das eigentlich andere (Bundes) Behörden (z.B. BPol, Zoll)?
Gefühlt war dieser Schritt schon fast zu erwarten; im Endnutzer-Umfeld ist ein derartig zentralisierter Ansatz wie ihn die BWI fährt, für eine (theoretisch) dezentral aufgestellte Organisation schwerlich möglich, wenn eine gewisse Benutzer-Zufriedenheit hergestellt werden soll (und nicht die Kosten auf ein Minimum gefahren werden müssen). Außerdem ist die Grenze zwischen „weißer“ und „grüner“ IT recht unscharf, man denke an die gegenwärtig aufgebaute dezentrale Lagebearbeitung in den Kommandobehörden.
Das wäre nur zu begrüßen, wenn hier wieder etwas Vernunft Einzug halten würde!
Das ganze wird auf ne InhouseGmbH rauslaufen wo die Leitung BW besetzt wird und vom Personalansatz wird einfach das zivile BWI Personal übernommen.
Und wer unten meint für ihn wird was flexibler oder es gibt dann 3 Drucker mehr sollte aufhören zu träumen.
Wer heute wegen Drucker heult hat nur nicht genug Geschwindigkeit im Projektil und die werden es auch dann nicht haben.
Flexibler werden höchsten neu Projekte oder Systeme die von ganz oben eingestreut werden.
Ach ja…
Die BWI ist ja so unflexibel (weil man so doof ist, seinen Bedarf nicht rechtzeitig zu planen), die IT schlechter als daheim (obwohl die Bw vorher nur Krücken hätte) und überhaupt funktioniert ja immer irgendetwas nicht.
In Wahrheit haben wir ENDLICH eine homogene IT-Landschaft in der Standards gesetzt und gehalten werden. Dienststellen bekommen immer einen guten Service, egal wie gut und wo gerade die eigenen „Fachkräfte“ sind.
Im Eigenbetrieb wird das alles wieder zerfallen, weil dann der Leitungsebene wird der Hintern hinterhergetragen werden muss.
Als kleiner User am Endgerät Hab auch ich mich langsam mit der BWI abgefunden und komme mit den System relativ gut zurecht. Mittlerweile haben wir auch endlich genug Rechner.
Wenn man ein bestimmtes Programm braucht ruf ich kurz beim Bestellberechtigten an und maximal einen Tag später hab ich den Kram auf dem Rechner.
Das Netzwerk funktioniert auch relativ gut und wenn ich mal Probleme hab oder nach 6 Monaten Einsatz alle Passwörter abgelaufen sind, reicht ein kurzer Anruf bei der 90 5×4 und binnen wenigen Minuten ist alles geklärt. Ich will eigentlich gar nicht daran denken wenn erstmal wieder der Kp eigene ITFw dafür zuständig ist. Denn genau da liegt doch auch wieder das Haar in der Suppe. Einsatz und Lehrgangsbedingte Abwesenheit und Krankheit… Dann lieber die BWI. Auch wenn die uns Drucker hinstellt und mit Silikon die Netzwerkbuchse zuschmiert um eine unbefugte Nutzung im Netzwerk zu verhindern :D
@rekom: guter einheitlicher Standard?
Dienststellen, bei denen it wichtig ist, retten sich in grüne it. Guter Service? Standards? Sorry, aber da lache ich mich als ITler grade einmal vom Stuhl herunter. Wir können ja noch nicht einmal single-sign-on. 20 Jahre nach Einführung ACLs vergeben wir Rechte noch genau auf Ordnern einer Ebene (fsbw sei dank) den firefox haben wir abgeschafft, weil es zu viele Updates gab… wir nutzen lieber einen IE8… in Zeiten, da ich draußen Gigabyte-Postfächer gratis bekomme müssen wir Megabyte rechtfertigen. ..
Das auch im Artikel angesprochene Druckerrahmenkonzept fangen wir besser erst garnicht an zu diskutieren. …
Ich war vor meiner jetzigen Verwendung fast 3 Jahre in der BWI eingesetzt und war zufrieden. Die Verantwortlichen und gerade der Arbeitsmuskel „unten“ (Service Center, Telefonsupport) leisten sehr gute Arbeit trotz normaler Problemchen, welche bei der Größe normal sind. Ich wünsche mir die Übernahme der Damen und Herren ins Konzept, aber lasst ruhig die Führungsebene militärisch werden, dann fällt der Lobbyismus hoffentlich weg.
Das war doch abzusehen. Die Masse der It-ler, die damals
die Witrschaftlichkeitsberechnungen miterlebt hatten, schüttelten nur den Kopf.
Das Ganze war ein politisch gewolltes Projekt und musste einfach wirtschaftlicher sein als der Eigenbetrieb durch die Bw.
Aber sein wir mal ehrlich, soviel Geld bzw. HH-Mittel hätte die Truppe nie und wird sie zukünftig nie bekommen.
Mehrere tausend Seiten Vetrag konnte nicht gut gehen.
Man wird sehen, was die politische Seite auf dem Zauberberg zukünftig will.
Ich befürchte, es wird nicht das sein, was die Truppe braucht und will.
„Nice to have“ wird es auch zukünftig nicht geben. Und die Zeiten in denen
ein S6 daran gemessen wurde, ob er es schafft dem Kdr eine Vorzimmeranlage zu besorgen, werden hoffentlich auch nicht mehr wiederkehren.
Der Vorteil wird jedoch gegenüber früher sein, dass mittlerweile eine vernünftige „Grundinfrastruktur“ , die noch ausbaufähig ist, vorhanden ist.
Ich wundere mich, warum so viel negatives über die BWI hier steht.
Ich trenne hier genau, haarscharf zwischen den Dienstleitungen der BWI gegenüber der Bw und dem, was die Bw bestellt und plant. Die BWI setzt vieles nur um, was sich der Bund als Vertragspartner ersinnt. Auch die hier vielzitierte Planung von Druckern.
Ich selber war von Anfang an ein „Gegner von Herkules“, bin aber jetzt ein Fan der BWI.
Wenn man sich die IT-Landschaften des Bundes vor mehr als 7 Jahren angesehen hat, konnte man eigentlich an allen Standorten nur die Hände über den Kopf zusammen schlagen. Heute ist man hier deutlich weiter. Ob ich in München oder Hamburg sitze, ich kann uneingeschränkt auf „meine IT“ zugreifen. Es gibt auch kein Chaos mehr zwischen unterschiedlichen und zumeist inkompatiblen Anwendungen für ein und die selbe Sache. Hier erinnere ich mich daran, das mindestens 3 Versionen von Office im Einsatz waren. Oder Klingeldraht als Netzwerk ausgeben, verschiedenste Hardware bei den PC, keine zentralisierten Anwendungen, und und und…
Warum kann ich das sagen? Ich kenne beide Seiten. Die jetzige bei der BWI, genau so aber auch dieses Monster der IT in „alter Zeit“. Heute ist die Bw sehr viel weiter, als wenn weiterhin jede Einheit ihr eigenes Süppchen gekocht hätte. Das hatte man ja auch bereits noch vor der Zeit der BWI gemerkt und wollte das selbst steure und hat den Verwaltungsriesen IT-Amt geschaffen. Nur war der die erste Jahre nur mit sich selbst beschäftigt, dann kamen irgendwann Pläne zur Neuausrichtung der IT. Da taten sich dann die Probleme auf, das wenn man was umsetzen will, das auch Geld kostet. Das war aber nicht im Verteidigungshaushalt so nicht vorhanden. Die Lösung BWI mit ihrer Milliarden Ausstattung über andere Töpfe hat dieses Problem umgangen.
Hier kam auch einmal das Thema Personal (BWI) mit wenig Kompetenz zur Sprache. Also auch dem muss ich widersprechen, das hier sogenannte „Mehlaugen“ bei der BWI arbeiten. Da habe ich in der Zeit BWI deutlich mehr gute Fachleute gesehen, als in meiner gesamten Zeit in der Bw (IT). Klar gibt es da beim Bund auch Koryphäen, die sind aber eher selten und meist ohne Einfluss, auf der unteren Schiene angesiedelt.
Das man mit der Gestellung bzw. Zuweisung von Bw-Personal an die BWI, den eigenen Personalabbau forcieren wollte ist richtig, zumindest in Teilen. Das Personal wird weiterhin von der Bundeswehr bezahlt, zählt aber nicht mehr als Personalstärke der Bundeswehr. Das war eher so ein linke Tasche, rechte Tasche Spiel.
@acts
Solange die Bundeswehr noch auf Lotus Notes setzt und Dienststellen wesentliche Teile der Organisation in selbstgestrikten LoNo-Datenbanken und DIY-Access-Lösungen versehen sind Probee wie verschiedene Officelösungen nicht aus der Welt.
Apropo Office: Random System Upgrades auf Win7 oder neues Office haben da auch Inkompatibilitäten verursacht, ebenso wie FSBW… der auch mal eben über Wochen Teile des Systems unzuverlässig gemacht haben… das war nicht schlechte Forderung der Bundeswehr, sondern grottige Umsetzung seitens BWI…
@Kerveros
Das ist mit FS-Bw so nicht ganz richtig. Ich müsste jetzt in das Eingemachte gehen, weis aber nicht wie weit ich hier gehen darf. Ich versuche es mal zu umschreiben.
Ja, es gab Probleme beim FS-Bw, aber das waren Auswirkungen anderer Systeme auf diesen Service. Das war eine Katastrophe für viele Nutzer, aber durch keinen vorher in dieser Form absehbar. Alles wurde und wird auch immer noch, vorher getestet und verprobt, bevor es produktiv geht, nur manches mal hat man auch einfach nur mal Pech im Zusammenspiel von Komponenten, auf die man eigentlich keinen Einfluss hat.
Die Hersteller der problemverursachenden Systeme mussten hier ordentlich mitarbeiten um den Service der BWI wieder in gewohnter Qualität gewährleisten zu können. Das hatte weder was mit dem Office, noch mit Windows 7 zu tun gehabt.
@ Leser.
Vielleicht sind Kerveros und ich ein wenig weit abgeschweift. FS-Bw ist der Fileservice der Bundeswehr, also die Dateiablage. Da gab es ein Störung, das Officedokumente, quasi, alles was im Netz ordnungsgemäß abgelegt wurde zerstört war. Nur eine Bereinigung von bestimmten Systemen und das widerherstellen der Dokumente aus der Sicherung konnte das Problem lösen. Das hat ein paar Tage gedauert.
Was war passiert: Ich umschreibe es mal so.
Man ist Verantwortlich bei der Lw für alles was mit Flug und Flugbetrieb zu tun hat. Man bestellt Flugzeuge, plant diese sogar mit, baut Fliegerhorste, kümmert sich um Ersatzteile und Wartung so wie Ausbildung des Personals. Also eine sehr massive und komplexe Angelegenheit (möge der die Lw besser kennt noch Details hinzufügen, damit es noch komplexer wird, ich bin da eher aus der marinierten Ecke und nicht so bewandert).
Dann gibt es eine Panne, keine Toten, keine Verletzten, aber trotzdem trifft es den gesamten Flugbetrieb. Bei der Ermittlung der Ursache stellt sich heraus, das Flugzeuge beschädigt wurden, weil der nett heimische Betrieb, der den Beton für die Landebahn liefert, plötzlich seine Rezeptur für seinen Beton verändert vorfindet.
Denn eine Chemiefabrik, die Zutaten für die Bindung im Betongemisch an die Hersteller liefert, hat sich mal eben für ein anderes Bindemittel als Zutat entschieden. Problem ist, das diese Chemiefabrik Betonwerke in ganz Deutschland beliefert…..Ende der Geschichte, man muss noch komplex Planen und noch mehr Dinge vorher prüfen, als man sich in den kühnsten Träumen vorstellen kann.
@T.Wiegold
Weder wird die Bundeswehr die Infrastruktur selber betreiben, noch vor Vertragsende irgendetwas ändern. Fakt ist, die BWI ist ein Konsortium auf Zeit. Anteile halten hier die Siemens so wie die IBM und natürlich der Bund. Dieses Konstrukt hat eine Laufzeit bis 2016. Danach steigen die Partner des Bundes aus. Jetzt ist zu überlegen, wie (nicht ob, das ist bereits entschieden) führe ich die BWI weiter. Auch die geschlossenen Verträge sind im großen mit 2016 dann ausgelaufen. Hier muss der Bund/Bundeswehr rechtzeitig nachsteuern.
@acts:
das hat auch niemand mit Win7 oder Office in Verbindung gebracht…die Störung dauerte aber nicht Tage, sondern Monate (kam immer mal wieder hoch), wurde lange nicht offensiv kommuniziert und was das Testen angeht…
Für welche künftige Rechts- und Organisationsform das BMVg sich auch entscheidet, eins ist klar: Wer nicht die Mehrheit hat, der hat auch nicht das Sagen.
Und vielleicht tun es ja doch marktgängige Out-of-the-Box-Lösungen statt langwieriger, teurer und bei Einführung bereits veralteter Eigenentwicklungen.
Ich bin auch ITler und habe die ganze BWI-Umstellung aus der Schlammzone mitverfolgt.
Durfte in 2 verschiedenen Teilstreitkräften Kompanien in dieser Zeit führen.
Und aus der Perspektive „von unten“ bleibt übrig: Die BWI hat einen guten Job gemacht.
Alle Probleme, die im Zusammenhang mit der Umstellung entstanden waren Bundeswehr-Hausgemacht.
Ein Beispiel:
Unser damaliger S6-Offz (ein Sportwissenschaftler in Erstverwendung nach Studium!) konnte mit Herkules und BWI noch nichts anfangen, da er die „Laufbahnlehrgänge“ noch nicht hatte. Also wurde das Thema verschoben.
Kurz vor Meldeschluss kam er während eines Übungsplatzaufenthaltes und meinte, morgen wäre übrigens Meldepflicht für das „neue IT-Konzept, halt so wie die Kompanien dann ausgestattet werden sollen.“ Also habe ich eh schon schlafmangelgeprägt mit meinem S6-Fw nachts zwischen 2Uhr und 6Uhr auf dem TrÜbPl ad hoc das Kp-Konzept ausgearbeitet. Ebenso wie die anderen Kompanien des Btl. Zwischen 7 Uhr und 15 Uhr wurde dass dann durch den S6Offz zusammengefasst. Abstimmung Fehlanzeige. Was zuviel war wurde gestrichen. Um 16Uhr wurde pünktlich gemeldet.
Und da wundere sich noch Einer, wenn die Anazhl der Drucker nicht stimmt.
Im anderen Verband gab es zwar einen qualifizierten S6-Offz. Dieser wurde aber gleichzeitig als ProjOffz für Btl-Sportfest, Gelöbnis, und diverse andere Nebentätigkeiten ausgelastet, dass für IT keine Zeit mehr blieb. Machte auch nix. Die S6-Abteilung war eh nur zu 25% besetzt!
Gibt noch diverse weitere Beispiele.
Auf der Gegenseite steht:
Als die BWI die Umrüstung vornahm, erhielten wir 8 Wochen vorher den Termin mit dem Hinweis, dass wir mit 1-3 Tagen Ausfallzeit pro Arbeitsplatz zu rechnen hätten.
Der Termin traf ein. Innerhalb eines Tages wurden in meiner Kompanie mit 240 Soldaten alle PC-Arbeitsplätze ausgetauscht.
Nahezu jedes EndUser-Problem, das wir hatten, wurde binnen 24h gelöst.
Hat man die Hotline angerufen, konnte man meistens mit kompetenten Leuten sprechen. Versprochene Rückrufe wurden stets eingehalten.
Probleme gab es fast ausschließlich mit unserer „grünen“ Hardware.
Und nun will die Bw wieder allein die alleinige Federführung übernehmen?
Für mich nicht mehr als ein Schenkelklopfer.
Wie gesagt, alles Kompanie-Endnutzer-Sicht. Mit dem Backbone oder sonstigen höheren Layern habe ich keine Berührung gehabt.
Aber ich scheine mit meiner Wahrnehmung ja nicht allein dazustehen.
1. Die IT der Bw war vor über 10 Jahren in einem desolatem Zustand.
2. Die Bw wäre damals selbst nicht in der Lage gewesen die IT bedarftsgerecht weiterzuentwickeln um den heutigen Anforderungen an Informationsaustausch gerecht zu werden.
3. Die BWI leistet das, was vertraglich festgelegt ist und das tut sie offensichtlich gut. Beschwerden von Nutzern, wie z.B. „Mein Drucker ist zu weit weg“ (weil in einem Pool) zeugen von fehlender Aufklärung über das Thema IT Service Management. Das ist heute z.B. eine typische S6 Aufgabe. Fragen Sie ihren, doch mal welchen ITIL Kurs er besucht hat.
4. Die Übernahme der Aufgaben der BWI durch die Bw ist mitunter dadurch entstanden, dass es nicht zeitgerecht zu Planung für eine Weiterführung des Vertrags (in welcher Form auch immer) gekommen ist. Es gibt derzeit einfach gar keine praktikable Alternativlösung und die Übernahme der IT Aufgaben durch die Bw ergibt sich zwingend.
5. Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass irgendwelche Verbesserungen eintreten würden, wenn die Bw das IT Service Management in die Hände nimmt. Der „Laden‘ wird und muss weiter laufen, er gehört bald nur jemand anders.
Ich hoffe nur, dass es nach 2017 nicht (wieder) schlechter wird,
Also mal ein paar Punkte dazu:
1. Die Drucker, man hatte ja erkannt das es im Herkules Vertrag zu wenige Drucker geplant hatte. Ergebnis war nachbestellen. Dummerweise hat das aber der Herr Otremba das dann gestrichen. Wenn man Glück hatte und recht früh dran war hatte man teilweise Drucker bis zum abwinken (3 Drucker pro Stockwerk). Und auf der anderen Seite ganze Kasernen mit nur einem Farblaser. Aber das ist die Sache der Bundeswehr, denn es wurde auch von den IT Kord Stellen lange Zeit nicht korrigiert. Dann kommt auch noch dazu das lange Zeit die Drucker per Kontingente auf die Org Bereiche verteilt wurde, was dazu führte das zwar Drucker im Nebenbüro steht vom BwDlZ war, aber der der drucken wollte von der SKB war, durfte er nicht drucken. Extrem wurde das verdeutlicht, als der AW der neben dem Drucker sitzt, den Ausdruck vor dem Gesicht des Soldaten zerriss. Auch interessant ist doch, das einige S6 später spitz bekamen, das die Notlösungen, die mit den sogenannten Sonderdrucker B gefunden wurden gar nicht so schlecht fanden. Was waren das, man im alten IST Betrieb Kopierer und Netzwerkdrucker streng getrennt, auch wenn der Kopierer als Drucker nutzbar war. Später um die Lücke zu schließen, konnte man die Kopierer bestellen. Was die S6 Abteilungen teilweise auch Super fanden. Warum? Weil laut Herkules Vertrag die BW für Verbrauchsmaterial und einige Verschleißteile der Drucker aufkommen muss, und das geht zu lasten des Haushaltes des S6. Die Kopierer gehen aber zu lasten des S4. Also schön einen anderen zahlen lassen. Außerdem viel von der Regelungswut, die hier bemängelt wird, stammt von der Bundeswehr & dem BAAINBW.
2. Viele der Mehrkosten z.B. stammen auch daher das die Bundeswehr zum einen keine Ahnung von ihrem Zustand hatte oder sich selber schön gerechnet hat. Gerade auch bei der Verkabelung der Standorte mit Glasfaserleitungen. Das hat Jahre aufgehalten und richtig Geld gekostet.
3. Der Herkules Vertrag regelt die Versorgung mit weißer IT (~Büro Systeme), aber es gibt erhebliche Schnittpunkte mit den anderen Systemen, daher soll im Nachfolge Vertrag da sich einiges ändern.
4. Es wird kein zurück in die „gute“ alte Zeit geben, also alles wieder zurück an die Truppe. Vielmehr ist im Herkules Vertrag eine Art Mietkauf eingebaut. Der Bund wird Ende 2016 die drei BWI Gesellschaften (IT, Systeme, Service) alleine besitzen. Es wird jetzt eine Nachfolgelösung geprüft, also was aus der Gesellschaft wird. Eine Behörde, eine GmbH in Bundesbesitz, oder wieder wie jetzt mit einem Partner (wer auch immer das ist).
@ExKaleu
1. und 2. vollste Zustimmung!
3.
ITIL wurde ein Zeit lang als „der heilige Gral“ angesehen und die Kurse in Koblenz und Dresden warn langfristig ausgebucht. Allerdings wurde wenig darauf geachtet, wen man dort hinschickte. Vielfach waren die Teilnehmer (Uffz/StUffz, Maat/OMaat, teilw. Mannschafter) hoffnungslos mit der Thematik überfordert. In meinem Kurs hat ein gutteil nur deshalb das Zertifikat erhalten, da ähnlich wie bei der Führerscheinprüfung drastisch auf die Prüfungsfragen gelernt wurde. Anwendungsorientiertes Wissen wurde kaum vermittelt und aufgenommen.
Und noch viel wesentlicher, diejenigen, die die Konzepte verstanden haben, kamen zurück in Ihre starren Verbandsstrukturen und Systemvorgaben und konnten ihr Erlerntes quasi nicht gebrauchen.
Nicht umsonst hatten die ITIL-Kurse zumindest zu meiner Zeit das Image einer BFD-Maßnahme, die weder Geld noch Zeit kostete.
Um das Jahr 2000/2002 hatte ich nach dem Wehrdienst durchaus mit dem Gedanken gespielt, weiter bei der „Truppe“ zu bleiben. Hintergrund: Technische Ausbildung bei einem InternetServiceProvider, jede Menge „Scheine“ (Weiterbildungen) im Bereich Netzwerke / Weiterverkehsrouting, solides Grundlagenwissen im Bereich IT-Sicherheit und Grundlagen im Bereich Sat.Kom. Ich wäre gerne in meinem Fach geblient, liebend gerne in Uniform. Aussage damals: „Hmmm, also damit…ich finde hier nichts wo wir sie gebrauchen können, aber erstmal eine Ausbildung könnten wir ihnen anbieten.“
Wenn sich die Einstellung dort nicht grundlegend geändert hat sehe ich für den Nachschub an Fachkräften schwarz. Zumal Dinge wie Gehalt etc. aktuell nicht mit der „freien Wirtschaft“ mithalten können. Bleiben also „Überzeugungstäter“ – aber auch diese muss man zunächst finden und binden…
Vielleicht überlegt man sich ja auch eine ressortübergreifende Harmonisierung der IT anzugehen.
IT & Bundeswehr – zwei Welten treffen aufeinander. Das Problem liegt aber weniger in den bei den IT’lern in Uniform, als bei der paranoiden Führung, die nicht lösungsorientiert sondern vorschriftenorientiert handeln will.
IT’ler finden Lösungen – und das mit Passion … wenn aber der Kostenrahmen das Maximum diktiert und das Sicherheitsbedürfnis viel mehr Geld erfordern würde, dann ist natürlich die IT schuld, die es nicht hinbekommt, statt dem Kosten-Planer, der ohne Sachkenntnis unterwegs war.
Aber naja – seit der NSA-Affäre kann ich über Projekte des BUNDES nur noch lachen, wenn sich über amerikanische Spionage beschwert wird, die Bundestagsserver aber teilweise vom amerikanischen Unternehmen VERIZON betrieben werden.
Neverending Story: das wird ein großer Spaß, dieses Projekt mitzuverfolgen :D
1999 initiierte Rudi, der Radfahrer den „Rahmenvertrag der Bw mit der Wirtschaft“; aus einigen der dort gestarteten IT-Pilotprojekte entstand HERKULES. Zunächst war gar nicht geplant die gesamte Bw einzubeziehen; so sollte bspw nur die FüAK und mehrere StO in S-H vernetzt werden, was an sich schon einiges erklärt.
Nach Zusammenstellung der infrastrukturellen, technischen Anforderungen sowie der Hard- und Software aller Ebenen kam es 2001 zur Ausschreibung. Ab diesem Zeitpunkt darf bis zum Vertragsschluss der Ausschreibungsgegenstand nicht mehr verändert werden – ansonsten muss man von vorne anfangen! Zwei Konsortien gaben ein Angebot ab und nach Bildung einer Reihenfolge begannen die Verhandlungen mit Konsortium 1 (damals CSC Ploentzke, Mobilcom, der dritte ist mir entfallen), die sich überraschen hinzogen bis 2004. Dann platzte die Verhandlung weil, so behaupte ich, der mögliche AN merkte, welches IT-Fachpersonal(!!!) aus dem Fernschreibdienst und den StOVermittlungen er da sozialverträglich übernehmen sollte. Nichts gegen Fernschreibkräfte, aber wer 20 Jahre Lochstreifen entgegennahm und verschickte, ist kann IT-ler.
Als die Verhandlung mit dem 2 Bieter fortgesetzt wurde, durfte die Ausschreibung weiterhin nicht verändert werden. Hier verhandelten IBM, Siemens und Telekom; letztere stieg später aus, eventuell weil sie merkte, dass sie so oder so Aufträge bekommen wird.
Beim Abschluß 2006 war die Ausschreibung mehr als 5 (!) Jahre alt und stellte somit das erste Problem dar.
Das zweite bestand darin, dass das BMVg bei mehreren wesentlichen Punkten die Stellungnahmen der OrgBereiche in den Arbeitsgremien ignorierte; so z.Bsp. die Obergrenze von 140000 PC, inkl Laptops.
Daraus entstand sofort der Kampf um den sogenannten Mehrbedarf über die HERKULES – Vertragszahlen hinaus; dabei wurde von 2007 bis 2010 ein Mehrbedarf in Höhe von 650 Mio € gesammelt und ANERKANNT! Darin beinhaltet war Hard- und Software, u.a. DRUCKER für 160 Mio €, Dienstleistungen, Infrastruktur etc.
Als KTzG in einer seiner Hauruck-Aktionen die Einsparungen von 8(?)Mrd € quasi über Nacht der Kanzlerin zusagte, wurde sofort durch StS Otremba im Juni 2010 der gesamte Mehrbedarf ersatzlos gestrichen!!!
Allein aus dieser Situation entstand das unsägliche und oft diskutierte Druckerrahmenkonzept – ein BMVg hausgemachtes Problem, an dem die BWI keinerlei Schuld trifft!!
Andere schwerwiegende Probleme waren,
– dass auf Vertragsstrafen weitgehend verzichtet wurde (verspäteter Zielbetrieb),
– das Personal des Gründungsstabes aus dem BMVg, die alle Details der bwseitigen Verhandlungsführung kannten, wechselten nahezu komplett in die BWI. Ich empfand das schon damals als Verr..!
Ich war anfänglich auch kein Freund der BWI, aber in den folgenden Jahren hat die BWI einige Erfolge erreicht:
– die Übernahme und den erfolgreiche Betrieb der RZ;
– der Aufbau des WANBw, zahlreicher LAN und die Standardisierung und Homogenisierung der IT-Arbeitsplätze, die Herstellung einer Kompatibilität, die diese Bezeichnung verdient und die Verbesserung des Service. Ja, ich war in der Zusammenarbeit mit dem Ltr SC MÜNCHEN vom ersten Tag an zufrieden!
Zur Zeit meckern viele, ohne zu wissen vorüber sie reden; jeder der einen PC und Smartphone sein eigen nennt, glaubt über HERKULES mitreden zu können.
Andere Dinge sind nicht bekannt: mangelnder Speicherplatz für Mailboxen oder fehlendes Roaming für LoNo wurden zunächst aus finanziellen Gründen nicht gefordert und verhandelt.
Bei single-sign-on bekommt jeder, der mit ITSec zu tun hat, sofort Pickel! Ein Kennwort für alles kann sehr schnellt der Super -GAU werden. Ich weiß leider nicht mehr, wie die US-Firma hieß, die sich offen mit Anonymous angelegt hat und am nächsten Morgen ihr LAN mit allen Daten offengelegt wiederfand, weil der Geschäftsführer auch ein Fan von single-sign-on gewesen war ….
ZUKUNFT
Für alle, die sich nun freuen, wenn die BWI „zurückkommt“ ein paar Szenarien:
– es werden wiederein paar Generäle über Dinge entscheiden, die sie (sorry meine Herren!) auch nach dem 3. Briefing des G6 nicht verstanden haben!
– Dienststellenleiter vor Ort schicken ihren S6 wieder zum Mediamarkt einkaufen;
– die beste IT bekommt wieder der Kdr, nicht der, der sie braucht.
Und am schlimmsten:
– die jetzt jährlich 710 Mio €, die die BWI erhält, werden bei einer Bw-internen Lösung bald gekürzt werden, die Regenerationslaufzeiten werden verlängert …….
– Ich fürchte, dass die HHMittel für IT bis 2020 auf 600 – 650 Mio € gekürzt werden, wenn es glimpflich abgeht. Schließlich ist ja jetzt alles da!!
@Klaus: Single-Sign-On heißt nicht „ein Kennwort für alles“, sondern ein Authentifizierungsmechanismus, damit man während der laufenden Sitzung nicht ständig für alle freigeschalteten Dienste das Kennwort eingeben muss.
Die gegenwärtige Lösung sorgt dafür, dass man Kennwortlisten für die ganzen Dienste führen muss, da ja auch regelmäßig das Kennwort geändert werden muss. Sicherlich wird sich da der ein oder andere für alle Dienste mehr oder minder das gleiche Kennwort ausdenken. Oder man findet die Kennworte ca. 1,5 m vom Rechner entfernt niedergeschrieben.
Aber warum über SSO diskutieren, wenn man den _geheimen_ Schlüssel aus der PKIBw-Karte ohne jegliche Sicherung auslesen kann. Die reguläre Verschlüsselungslösung erfordert dieses sogar, um dann anschließend den zugehörigen PIN über die _PC-Tastatur_ abzufragen.
*facepalm*
@nur 2 cent
Ja, mir ist SSO bekannt, auch wenn ich es zugespitzt dargestellt habe.
Insgesamt stellt sich die Frage vor wem die ITSec schützen soll, wenn Microsoft, IBM Vertragspartner sind, HW-Komponenten von Cisco verwendet werden und speziell viele Führungskräfte ITSec schlichtweg ignorieren.
PEBKAC :)
@KlausK: Die ITSec in der jetzigen Form ist schlichtweg nicht umsetzbar. Dafür gibt es zuviele widersprüchliche Forderungen, zu viele Abhängigkeiten von Technologie ausländischer Partner sowie andere Unzulänglichkeiten. Chiasmus ist auch nicht gerade eine glückliche Wahl vom Bundesamt für Seltsame Ideen…
Achja, wie jeder Admin weiß: Sicherheit * Komfort = const; Geringer Komfort führt zu sozialen Problemen, und soziale Probleme lassen sich nicht mit technischen Mitteln lösen. Ergo: die Balance macht es.
@Daniel luecking
Richtig – auch als Layer 8 Problem bekannt!
@nur 2 cent
Auf Nutzerseite fehlt häufig der Wille!