‚Aktiv. Attraktiv. Anders‘: von der Leyens Offensive
Eigentlich hatte sie erst am Mittwoch kommender Woche vorgestellt werden sollen, die so genannte Attraktivitätsoffensive von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Offensichtlich aufgrund zahlreicher Vorab-Presseveröffentlichungen hat sich das Ministerium dazu entschlossen, diese Offensive bereits am (heutigen) Freitag bekannt zu machen – und ein erster Blick zeigt, dass es im wesentlichen um andere Dinge geht als einen Flatscreen-Fernseher auf jeder Stube (obwohl das allein für manchen schon recht attraktiv sein mag).
Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders (inklusive der Punkte) hat von der Leyen ihr Programm mit so genannten untergesetzlichen Maßnahmen überschrieben – also mit den Dingen, die Ministerium und Bundeswehr in eigener Hoheit ändern können, ohne das dafür Gesetzesänderungen erforderlich sind (die sollen dann im Herbst folgen). Für das jetzt vorgestellte Programm sind 100 Millionen Euro für die nächsten Jahre vorgesehen, was schon zeigt, dass angesichts von den rechnerisch 20 Millionen Euro pro Jahr keine allzu teuren neuen Maßnahmen zu erwarten sein dürften. Aber es muss ja auch nicht alles Geld kosten: Eine von Soldaten immer wieder geäußerte Forderung, länger auf einem Dienstposten oder an einem Standort zu bleiben und nicht ständig umziehen zu müssen, ist eine der geplanten Neuregelungen. Damit sollen Belastungen für Familien und vor allem das Pendeln verringert werden; ab 2015 soll die durchschnittliche Stehzeit auf einem Posten vier bis sechs Jahre betragen. Auch die regelmäßigen Personalgespräche, die mehr Planbarkeit für eine militärische Karriere schaffen sollen, sind eine immer wieder erhobene Forderung. Das gleiche gilt für die geplanten zwei festen Versetzungstermine, die sich an den Schulhalbjahren orientieren.
Während solche Regelungen sehr stark die militärischen Besonderheiten im Blick haben, wirken etliche andere geplante Neuerungen eher wie aus dem Firmenbereich übernommen: Aufbau eines Talentpools, E-Recruiting, Langzeitarbeitskonten für alle Beschäftigten, die inzwischen sprichwörtlichen KiTa-Plätze – alles Maßnahmen, die natürlich vor allem auf neues Personal des Arbeitgebers Bundeswehr abzielen.
Mit ihren Plänen für attraktivere Unterkünfte – siehe den oben genannten Flatscreen – will die Ministerin natürlich auch diesen Arbeitgeber attraktiver machen, holt aber vor allem etliches nach, was in den vergangenen Jahren liegen geblieben ist: die Modernisierung von alten, nicht mehr zeitgemäßen und teilweise auch kaum noch zumutbaren Unterkünften.
Und dann soll es noch etwas geben, was streng genommen nicht in das Arbeitgeber-Attraktvitätsprogramm gehört, aber viel mit der Bundeswehr in der Gesellschaft zu tun hat: Ein jährlicher Tag der Bundeswehr, ein Preis Bundeswehr und Gesellschaft und lokale Ausstellungen, die die Truppe in ihrer Region dokumentieren sollen.
Das ganze Paket ist in der Tat eine Offensive einer Institution, die um Nachwuchs kämpfen muss. Inwieweit die Neuregelungen eher einer Firmenphilosophie folgen oder doch maßgeschneidert für eine militärische Institution sind – da wird sich manches im Detail erst zeigen können.
Zur Dokumentation das vom Verteidigungsministerium dazu veröffentliche Material:
(Foto: Bundeswehrstand auf der ILA 2014)
Das Papier ist geduldig, und es verbirgt mehr, als es enthüllt. Ich werde versuchen, mich dem Thema demnächst über einen längeren Beitrag anzunähern. Hier nur eines vorab: Die Bundeswehr hat weniger ein Ausrüstungs-, Organisations- oder Strukturproblem als vielmehr ein massives Kulturproblem. Dem Managementforscher Peter Drucker wird das Zitat zugeschrieben: „Culture eats strategy for breakfast.“ Insofern ist der Ansatz, in die Führungskultur zu intervenieren der vermutlich weitreichendste Versuch etwas zu ändern, seit Volker Rühe die deutsche Generalität vollends entmannt hat. Entscheidend wird die Richtung des Coachings sein, und es dürfte nicht überraschen, dass ich bei den aktuellen Protagonisten, allen voran dem GI sehr skeptisch bin, dass es gelingt, ein modernes Verständnis von Soldatentum und Führung zu etablieren.
@Sascha Stoltenow
Ein vermintes Gelände: Traditionslinien, Traditionserlaß, Korpsgeist, Komment, Selbstbild …
Der (freiwillige) Soldat heute: „mehr“ als nur ein Staatsbürger in Uniform?
@ Axel
Sorry, ich schreib heute oft, weil kein Fußball im Fernsehen gezeigt wird :-)
Die erwähnten Zwangsläufigkeiten sind mir durchaus bekannt. Aber es wäre ein Schritt in die richtige Richtung (um die Terminologie zu nutzen) hier mal aktiv zu werden. Sie darf das auch gern ankündigen, schließlich ist der Innenminister ja ein erklärter Freund der Bundeswehr. Ein wesentlicher Baustein der Attraktivität, die Zulagen, werden seit 23 Jahren derweil munter von der Inflation aufgefressen.
Aber ich bin guter Dinge. Schließlich hat der Einzelplan 14 offensichtlich Spielräume für 20 Mio-Euro-Pakete. Bin mal gespannt, welcher Kompaniefeldwebel für nen Flatscreen vor einem defektem Heizkörper arbeiten muss.
Ein schönes Beispiel für Attraktivität ist auch die Entpflichtung von 500 Piloten der Heeresfliegertruppe. Besoldungseinbußen : 10-20%. Finanzieller Ausgleich: Fehlanzeige. Neu geschaffene Werbeträger für den Arbeitsplatz Bundeswehr: 500. Gut gemacht.
@schleppi 20:54h
Vielleicht muß dann der Offz/BS sich an der Schwelle A11/A12 zu A13 eben entscheiden: möchte ich „Führungskraft“ (StOffz) werden mit allen Konsequenzen oder präferiere ich ein geregeltes Berufs- / Dienstleben? Zuschläge nach Dienstalter kann es ja durchaus geben.
Auch in der „freien Wirtschaft“ wird nicht jeder Führungskraft, mancher möchte das auch bewußt nicht werden.
@Thomas Melber
die Diskussion ist unter dem Stichwort Spartaner vs Athener bereits gefuehrt worden….leider habe ich noch keinen Konsens gesehen.
was sind denn ihre Vorstellungen?
@Sascha
bin mal gespannt auf deine Ideen
@Sascha Stoltenow:
Für ein modernes Verständnis von Soldatentum müßte man in der Führung vorallem noch den Anspruch haben eine kriegstaugliche Armee zu sein.
Schon daran fehlt es. Vielmehr züchtet man neue Generationen von Verteidigungsbeamten mit einem Höchtmaß an inhaltlicher Anpassungsfähigkeit und Desinteresse am Kernauftrag: Krieg.
Die Ministerin beschleunigt diese Entwicklung nur noch.
Ich schweigen beim Thema Drohne offenbart dies besonders deutlich.
Dau passend ein Satz aus dem heutigen SPON-Interview:
„Deutschland diskutiert den Umgang mit Drohnen“.
Richtig, nur die Verteidigungsministerin und die Spitzenmilitärs schweigen in dieser seit Monaten.
Soviel zur Kultur und Inneren Führung.
@Soenke Marahrens
Da wir in einer postheroischen (Spaß-) Gesellschaft leben mit SP auf max. Selbstverwirklichung ist eine Mobilisierungsfähigkeit für das Gemeinwesen à la „Athen“ eher unwahrscheinlich. Ausnahmen (z.B. Hochwasser u.a. Naturkatastrophen) bestätigen die Regel. Übrigens hat das THW bei uns im Süden (wie auch die freiw. Feuerwehren) eher keinen Nachwuchsmangel.
Und „Sparta“ ist politisch nicht gewollt – s. auch Umgang mit dem KSK.
@ Sascha
Ich stimme zu, dass die Bundeswehr auch ein Kulturproblem hat. Sie werden aber vermutlich bemerken, dass es nicht isoliert von Organisation und Struktur betrachtet werden kann. Bin aber sehr gespannt auf den Beitrag.
Grundsätzlich glaube ich – und ich habe die Erfahrung gemacht – dass unser Führungspersonal mit ganz wenigen Ausnahmen sehr talentiert und sehr gut ausgebildet ist. Sie werden auch weitergebildet. Nicht nur in Weiterbildungseinrichtungen, sondern Tag für Tag im Verband. Zeigen sie mir zivile Unternehmen, in denen 26-Jährige mehr als 150 Mitarbeiter mit so weitreichenden Befugnissen führen. Dagegen sind die Fälle, die der Wehrbeauftragte verzeichnete, in denen Fehlverhalten dieses Personals gerügt wurde, verschwindend wenige. Sicherlich aber auch Anlass gezielt einzugreifen.
Papiere, die mehr verbergen als zu enthüllen, sind aus meiner Sicht eher das Fachgebiet von Christo. Für mich gehört es auch zur Führungskultur einer Ministerin die Dinge beim Namen zu nennen und nicht zu verhüllen.
@Thomas Melber:
Das gibt aber unser System bisher nicht her. Jeder Truppenoffizier BS muss erstmal auf den Stabsoffizierlehrgang, der dann auch für den höheren Dienst qualifiziert. Sollte bisher einer dies nicht wollen (einzige Chance zweimal an der FüAK durchfallen) wurde ihm von der Personalführung und / oder den Vorgesetzten meistens extrem böse mitgespielt.
Und ja, Sie haben Recht. Es will ziemlich sicher nicht jeder Führungskraft werden. Aber anstatt Hürden auch im Verwendungsaufbau abzuschaffen, werden sogar noch zusätzliche geschaffen. So soll bei einer TSK zukünftig jeder der A16 werden will, neben den bekannten Hürden (eine Führungsverwendung als StOffz und eine ministerielle Verwendung bzw. reicht mittlerweile seit herauslösen der Führungsstäbe aus dem BMVg eine spezifische Verwendung in der 1. FüOrgEbene) zusätzlich auch noch an einer Schuleinrichtung (Offizier- oder Unteroffizierschule) eingesetzt werden. Sicher gut gedacht auch das beste Personal in die Lehre des zukünftigen Führungsnachwuchses zu bringen, jedoch werden damit die Stehzeiten zwangsläufig noch kürzer oder Spitzenpersonal erst mit 55 Jahren Oberst und somit General irgendwann nach der Pensionierung. Habe hier bewusst übertrieben, aber ich glaube Sie verstehen. Häufig werden gut gemeinte Ideen in der Umsetzung als „Verschlimmbesserung“ empfunden und sind es objektiv betrachtet auch.
@Memoria:
Ja, manchmal habe ich den Eindruck es geht einigen Beamter eher um Krieg, als den Soldaten. Im BAAINBw denkt man doch eher robust.
@ Thomas Melbert
Wenn er sich an der Schwelle A12 zu A13 entscheidet, Führungskraft zu werden, bedeutet das also eine Entscheidung gegen die Familie. Hier geht es aber um Vereinbarkeit von Familie und Dienst und nicht um eine Entscheidung Familie oder Dienst.
Im heute-journal ein Bericht über vdL und die „Softie-Truppe“.
Bereits in der Anmoderation wird von Kleber daran erinnert was der Kernauftrag ist.
Ihr Wegducken bei der Ausrüstung wird deutlich aufgezeigt.
Selbst den Medien und der Opposition ist es zu weichgespült.
Vielleicht auch ja ein Anzeichen für die gesellschaftlichen Realitäten.
Im ZDF gab es eben entsprechende Kommentare. Ich fürchte UvL hat da einen kleinen Fehler gemacht, so etwas zu präsentieren.
ein nebeneffekt der ventilietern maßnahmen dürfte auch sein das die dirkrepanz zwischen einsatzrealität die sich nicht der dekret zivilisieren lässt und dienstbedingungen im einsatz noch größer wird.
train as you fight ist ja aufgrund diverser restriktionen kaum noch möglich. mal sehen wie die quoten-teilzeit armee dann im einsatz abschneidet.
die stilkritik die viele hier an den vorhaben äußern ist eben nicht nur soldatennostalgie sonder ist objektiv-praktisch bedingt.
das psycho-mentale delta noch zu vergrößern ist der einsatzfähigkeit wohl eher abträglich. aber vielleicht ist das ja gewollt.
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sparta-athen debatte.
mit abschaffung der wehrpflicht ist die richtungsendscheidung ja eingentlich gefallen. Allein diverse gesellschaftsneurosen verhindern eine konsequente umsetzung. VdL Programm qed.
@schleppi
Das Leben ist kein Ponyhof, aber das wissen Sie. „Draußen“ übrigens auch nicht, da verdient (bekommt) man zwar mehr, man ist aber auch schnell draußen, und die Arbeitsbelastung insgesamt ist deutlich höher. Da geht es bei der Bw geradezu gemütlich zu.
@schleppi
und nun streichen Sie er und setzen ein sie….dann kommen wir zum Kern.
Denn dann kommen noch Kinder, und hochqualifizierte weibliche Offiziere
Stehen auf dem Abstellgleis. …leider
@Soenke Marahrens
Haben diese Offz (w) keinen Partner (ziv), der sich um die Kinder kümmern kann?
@Thomas Melber:
Es gibt auch Industrievertreter die das Gegenteil behaupten. Es gibt innerhalb der Bw genig Kameraden und Kollegen, die echt was wegkloppen. Einige weil Druck herrscht, andere weil sie es wollen.
@wacaffe
ich kann die Richtungsentscheidung so nicht direkt ableiten….
ich denke es kann auch Athener als Berufssoldaten geben….
und ich denke die Bindung ans Grundgesetz fordert dies eigentlich auch.
@Thomas Melber
Bei einer Podiumsdiskussion ermutigte Gauck anschließend die Menschen zu mehr gesellschaftlichem Engagement. „Was mich am meisten besorgt, ist eine grassierende Gleichgültigkeit“,
Ich denke das Problem liegt eher hier im Grundsatz als im Selbstverstaendnis der SK die fuer den N
Newcomer….
In Ordnung- sie positioniert sich zu wenig zu den Drohnen. Hat ihr Vorgänger anders gemacht – was hat es gebracht? Die Stimmung zwar trotzdem mies! Ist also für mich ein bisschen billig so zu argumentieren. Zu Afrika und Ukraine hat sie sich deutlich positioniert- gab hinterher auch Gemecker! Zu viel Worte, zu wenig Taten! Stimmt – macht der Außenminister ja viiiiiieeeeel besser- oder die Kanzlerin. .. Ich sage nur 10.000 syrische Flüchtlinge und Spitzenkandidat Juncker. Ich bin jedenfalls gespannt und glaube, dass das Attraktivitätsprogramm ein echter Anfang sein kann. Die Ziele klingen realistisch- von Show kann keine Rede sein, dafür ist zuviel Binnenarbeit drin. Oder wen beeindruckt eine Verlängerung der Stehzeit von zwei auf vier Jahren???? – und es werden alle Themen abgedeckt, die in allen Umfragen und Studien der letzten Jahre kritisiert wurden. Lasst sie doch mal machen…..
@ Soenke
nöö streiche ich nicht..war schließlich bedingt durch die Aussage von Thomas :-)
@ thomas Melber
Verallgemeinerungen haben den Vorteil, dass sie für viele Sachverhalte gelten und den Nachteil, dass sie für viele Sachverhalte nicht gelten.
Es gibt sicherlich bei der Bw auch Führungspersonal, das ein gemütliches Leben hat. Aber wenn Sie glauben, dass Führungspersonal der Bw allgemein von 0800Uhr bis 1700 Uhr arbeitet und dann gemütlich nach Hause geht, liegen Sie meilenweit daneben.
Ich weiß auch nicht, ob es so gemütlich ist, nicht nur im Einsatz für Leben und körperliche Unversehrtheit der Untergebenen verantwortlich zu sein. Ich will die Berufsfelder auch gar nicht vergleichen. Das funktioniert nicht. Deswegen interessiert mich auch nicht wirklich, ob eine Führungskraft eines zivilen Unternehmens auch pendelt oder nicht. Man kann Krebs nicht heilen, in dem man darauf hinweist, dass andere auch krank sind.
@Soenke Marahrens
Das Motto Wir.Dienen.Deutschland ist aj nicht schlecht, nur tun das natürlich alle Bürger, irgendwie, wenn auch meist indirekt.
Zudem muß man das dem Steuerzahler auch verkaufen – was hat der Bürger von der Bw? Im Normalfall kostet sie eben nur. Bei Feuerwehr, Polizei und THW kann man die Existenzberechtigung ja direkt ableiten, aber bei der Bw? „Wir produzieren Sicherheit“?
@Thomas Melber
ich denke die Bilder aus der Ukraine etc sollten eigentlich reichen… eigentlich
derzeit sehe ich aber eher eine scheinbare lieber rot als tot Einstellung… aus Desinteresse…
Vielleicht sollte man VdL lieber mal ein gesticktes Tableau über den Tisch hängen.
„Wir.sind der.staatliche Gewaltdienstleister“
der heute beitrag war dazu ungewöhnlich präzise. viele anwälte für eine schlagkräftige und gefechtsfähige BW gibt es gesellschaftlich in Deutschland nicht. ein Verteidigungsminister muss ex officio ein solcher sein,wenn er/sie dazu nicht willens oder in der Lage ist ist diejenige für dieses amt ungeeignet
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ich schrieb es ja anderswo schon. „strukturelle nichtangriffsfähigkeit“ war eingentlich PDS Domäne.
da hat die CDU einen langen programmatischen Weg hinter sich
@Soenke Marahrens
Wie wahrscheinlich ist ein solches Szenario für DEU? Oder wie wahrscheinlich ist es, daß DEU gemäß NATO-Vertrag mil. Beistand in Bündnisstaaten leisten wird?
Das ist aber eine andere Diskussion.
@wacaffe
ich denke die Linke, die Gruenen, jede Menge SMVs und die Fussballmuetter teilen ihr Bild…natuerlich aufgrund anderer Motivationen ….;-)
@Thomas Melber
es ist aber die entscheidende Diskussion
Warum haben wir Streitkraefte?
Und erst dann folgt das Wie…hier stimme ich mit Memoria voellig ueberein.
ich sehe aber trotzdem die Notwendigkeit einer Attraktivitaetsinitiative…denn wenn wir weiter von unten personell austrocknen, koennen wir uns saemtliche Diskussionen sparen
@wacaffe
„Gewalt“ geht ja gar nicht. „Peace is our profession“^^
Daher auch der Bw-Igel als Sympathieträger, seinerzeit.
@ thomas melber
tja der slogan funktionierte vielleicht im bipolaren deterrent system.
bei talibs,salafi’s und sonstigen kontrahenten wohl eher weniger.
dialektisch geht es ja auch anders. „freedom (peace) isn’t free“
oder für die historisch interessierten
„The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants.“ Jefferson dixit.
vielleicht was für den nächsten VdL Tagesbefehl? ;)
Liest sich toll….wird aber wohl nicht viel davon tatsächlich ankommen (wie bisher immer) und klammert eines der größten Attrativitätsprobleme aus ==> Unterfinanzierung/Todsparen
von Waffensystemen oder Truppengattungen
Der tolle Flatscreen auf der Stube (welche es in vielen Standorten nichtmal in ausreichendem Maße gibt) wird die Verärgerung über teils haarstreubende Sparmanöver im täglichen Dienst (mit teils fatalen Folgen für die Einsatzfähigkeit) kaum wettmachen können…..Zufriedenheit entsteht auch (und zwar nicht zu knapp) durch Stolz auf sein Können/seine Einheit.
Bis auf die längeren Stehzeiten und die Verbesserung der Kommunikation im Einsatz sehe ich kaum relevante Ansätze um die Stimmung der aktiven Truppe (nicht der Interessenten von außerhalb) spürbar zu verbessern
Ich finde es deutlichst zu kurz gedacht, wenn man das Hauptaugenmerk nur auf die Gewinnung neuer Bewerber richtet, dabei aber die bereits dienenden Kameraden dazu bringt zu kündigen. Der „Werbeeffekt“ aktiver Soldaten in ihrem Umfeld ist nicht zu verachten….im positiven wie im negativen Sinne.
Ungeachtet der tollen Kitas; Lebensarbeitszeitkonten, super Stuben an der OSH (TOLL….und die verdienten und aktiven Soldanten hausen in Bruchbuden ), und Internet für Alle ist die Stimmung in der Truppe schlecht bis gleichgültig weil man nicht mehr das Gefühl hat ernsthaft arbeiten zu können bzw. professionell sein zu können /geführt zu werden. Teilweise werden Maßnahmen entschieden oder abgelehnt, wo man durchaus daran zweifeln kann ob der Entscheider eigentlich weis was er tut bzw. es überhaupt gewünscht wird das der Laden noch läuft.
Ich beobachte seit ein paar Jahren eine massive Tendenz zu Gleichgültigkeit/Resignation bei vielen Kameraden. Einige geben (teilweise wirklich zurecht) auf gegen den Verfall anzukämpfen. Und diese Entwicklung hat eine fatale Vorbildfunktion für unsere jüngeren Kameraden! Der ein oder andere Unteroffizier verliert auch den letzten Funken Ehrgeiz wenn seine Portepeeunteroffiziere/Offiziere ebenfalls aufgegeben haben und nur noch das nötigste tun was gefordert ist, weil alles Andere keinen Effekt mehr erzielt.
Der mangelnde Ehrgeiz und Gestaltungswille der sich dadurch mehr und mehr durchsetzt, kostet uns unfassbar viel Potential an Professionalität/Ausbildung und Weiterentwicklungspotential.
Das alles ist auch durch (utopische) 50% mehr Bewerber durch Aktiv.Attraktiv.Anders nicht auszugleichen.
Beeindruckend – einfach nur beeindruckend…
Nehmen wir mal ein PzBtl: Für Fahrzeuge jeglicher Art sind keine Ersatzteile vorhanden oder aber das Großgerät steht Monate in der HIL, 100% Materialaustattung gibt es sowieso nicht mehr (weil ja kein Geld da ist und Pooling tootaaaaal „in“ ist), Munition ist ein schwieriges Thema und oft lässt man die Böcke ohnehin stehen und bereitet sich auf den x-ten Einsatz als Hilfsinfanterist für ISAF/KFOR vor.
Da wird es den (die) angehenden, stolzen Panzermann (-frau) sehr freuen, dass seine Stube einen Flachbildfernseher hat, vor dem er die Zeit totschlagen kann. Und es wird ihn nahezu elektrisieren, dass sein Chef jetzt länger auf dem Dienstposten sitzt – weil man sich ja über so etwas freut, als neuer Panzermann (-frau)… Aber egal, man hat ja Internet, falls das Fernsehprogramm mal zu mies ist (und man noch immer keinen eigenen Panzer hat, weil der mal wieder verliehen / kaputt / gesperrt ist).
Was soll man noch schreiben, es ist irgendwie nur noch traurig. Ein in Ansätzen hilfreiches Programm beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen auf die Bekämpfung von Nebenkriegsschauplätzen – und dass, obwohl uns immer versichert wurde, das man genug Nachwuchs für die Offz /Uffz m.P. – Jahrgänge hätte.
Aktionismus.Ablenkend.Alarmierend.
@Axel
So ist es, die Ministerin ist Teil der Regierung und somit ist die Regierung verantwortlich für die Umsetzung der Reformen und den Umgang mit der Bw. Doch gerne schieben die Regierungen ihre Verantwortung weiter und am Ende ist immer der politische Gegner schuld.
Dieses triple-A Konzept ist klassische Ministerialbeamtendenke (bloß keine Gesetze anpacken, bloß keine ressortübergreifend abzustimmende/durchzusetzende Maßnahmen, bloß keinen zusätzlichen HH-Mittel-Bedarf generieren……).
Das wird ein Flop.
Die Flotte lacht sich wahrscheinlich schlapp.
Am lustigsten finde ich die Idee mit den Einbauschränken anstelle von Spinden.
Wie will man denn damit mehr Platz schaffen in bestehenden Infrastrukturen?
Alles schlecht:
Genau wie in einigen Gesetzgebungsverfahren die Opposition gegen eine Verbesserung eines Gesetzes ist weil sie die bessere Regelung hat:
Genau so bin ich gegen die neuen Ideen.
Trifft das die Meinung der hier anwesenden Kommentatoren?
Verbesserung ist Verbesserung, es geht besser, aber nehmt das erst mal hin und schaut was passiert,
Werferfehler
@werferfehler +1
@ Voodoo: +1
Solange unsere MilFü jedoch äußert, dass wir keine Probleme haben, wird sich nichts ändern. Somit bleiben hohle Strukturen und eine Reform, die erneut ein großer Ettikettenschwindel ist.
Thomas Melber, Stuttgart | 30. Mai 2014 – 22:50
„@wacaffe
“Gewalt” geht ja gar nicht. “Peace is our profession”^^
Daher auch der Bw-Igel als Sympathieträger, seinerzeit.“
Da misinterpretieren sie aber etwas; der Igel stand für robuste Verteidigung … natürlich spielte da Gewalt eine Rolle.
Bei näherer Ansicht des factsheet BW fällt doch auf,dass bis 2017 noch ein erheblicher Teil des Zivilpersonal (Beamte und Arbeitnehmer) abgebaut werden muß (wobei interessanter Weise für die Zivilbeschäftigten im factsheet im Gegensatz zu den Soldaten für das 2017-Soll keine Zielgrößen angegeben sind), andererseits haben die Streitkräfte schon heute das 2017-Soll unterschritten und die Bewerberlage/Übernahmequote insbesondere für die Dienstgradgruppe der Mannschaften sieht gar nicht rosig aus. Und da fragt man sich doch, wie diese beiden Probleme durch dieses triple-A-Programm gemildert werden sollen.
So ganz naiv formuliert, müßte UvdL doch jede Menge Zivilbeschäftigte in den nächsten 3 Jahren loswerden (durch rausekeln ?) und nicht durch Attraktivitätsmaßnahmen wie zusätzliche zivil/mil Wechselstellen und zusätzliche coaching, assessing und pampering Dienstposten an Bord halten, andereseits muß dringend die HH-Stellenzahl für längerdienende Mannschaften und UO o.P angehoben werden inkl. einer attraktiven Ausgestaltung dieser Dienstposten……könnte man so ganz naiv meinen.
@klabautermann
Sie haben Recht………wenn man die Altersstruktur außer Acht lässt.
…..und die gibt es demnächst nicht mehr, dann haben sie wieder Recht. :-)
@Elahan
Wir machen doch seit Jahren die Führungsstruktur der BW (Beamte und BS) durchschnittlich älter einerseits durch Anhebung der Ruhestandsaltersgrenzen als auch durch Schaffung von immer mehr Laufbahnziel-plus-Dienstposten. Andereseits benötigen wir in der Truppe eine durchschnittlich deutlich jüngere Alterstruktur, die körperlich und geistig einsatzfähig ist. Wenn aber für beide Alterstrukturen die selben Laufbahnregeln gelten sollen, dann freue ich mich schon auf den 55-jährigen Fregattenkommandanten (A15), der in seinen 3 Jahren Stehzeit eine Mannschaft führen soll, die im Durchschnitt pro Jahr 140-160 Abwesenheitstage vom Heimatstandort hat. Falls er früh genug Vater geworden ist, dann kann er ja seine Kinder rekrutieren und mitnehmen ;-)
VDL sagt nichts zum Kerngeschäft, weil die nichts sagen kann! Stattdessen die Flucht in weiche Themen.
Schneller als jeder andere IBUK vor ihr, hat sie sich selbst zur Diskussion, wenn nicht gar zur Disposition gestellt. Aber das perlt an ihr ab wie Wasser von einer Ente.
Ahnungslosigkeit wird aus gesessen.
Arme Truppe – aber wo sind die goldbetressten, die einen A…… In der Hose haben?
Vermutlich wäre es ehrlicher, die komplette Abwicklung des Restbestandes der Institution Bundeswehr in Angriff zu nehmen, als diesen Rest auch noch von einer Hanswurstiade zur anderen zu treiben. Militärische Aufträge für Großunternehmen können private Firmen großzügiger bedienen. „Heimatverteidigung“ ist in der multikulturellen, globalisierten Welt irgendwo zwischen „nazifaschistisch“ und anachronistisch angesiedelt, und in geläuterter Form als Standortverteidigung eine reine Frage pfiffiger Geschäftsideen. Sollte die Ruine Bundeswehr nur deshalb weiterbestehen, weil sich das Finanzministerium die fälligen Abfindungen und Pensionen nicht leisten kann und eine Reihe von Firmen auf ihren Dauersubventionen bestehen? Sonst heißt’s doch auch immer: „think big!“
Zum Thema Organisationskultur, Null-Fehler-Kultur, Controlling, etc ein anschauliches Beispiel aus den USA:
http://www.washingtonpost.com/sf/national/2014/05/30/how-the-va-developed-its-culture-of-coverups/
Erinnert an die Statistiken zur Personalgewinnung, Klarstand beim Großgerät (HIL!), Ausbildungsstand, etc.
Laut GenLt Kassdorf gibt es ja auch kein Nachwuchsproblem im Heer, das zeigen die Statistiken.
Es ist zu befürchten, dass bald die „New Public Management“-Ideen in der Bundeswehr wieder bedeutender werden (Scharping 2.0).
Der Vorstellungswelt von McKinsey-Leuten würde es zumindest entsprechen.
@Memoria
Ich bitte Sie. Data corruption (http://en.wikipedia.org/wiki/Data_corruption) ist doch bei SASPF völlig ausgeschlossen ;-)
@Soenke Marahrens | 30. Mai 2014 – 22:37 ,
Was ist denn an Putin „rot“? Manche von uns verweigern sich vielleicht nur der Idee, die Konflikte des 21. Jahrhunderts mit den Lösungsansätzen des 20. Jahrhunderts zu bewältigen. Die Reflexe funktionieren noch, und es ist in der Tat erstaunlich, wie einfach man Menschen mobilisieren kann, indem man ihnen einredet, sie wären von irgendjemand gedemütigt worden.
Finden sich für die BW vielleicht deshalb weniger Bewerber, weil sich viele keine Auslandseinsätze antun wollen? Weil sich die Probleme bei der Heimkehr, Nachsorge und bei PTBS herumgesprochen haben? Gibt es mehr Motivation für Auslandseinsätze, wenn zu Hause die Kaserne netter ausschaut?
Als „Heimatarmee“ sind die Ideen von Frau von der Leyen sicher gut umsetzbar (wenn die Mittel bereitstehen), auch die private Wirtschaft lässt sich verstärkt auf Teilzeitmodelle, Elternzeit und flexible Arbeitszeitmodelle ein (was allerdings oft zu unbezahlter Mehrarbeit
führt), als „Einsatzarmee“ wird das schwierig.
@Memoria
Der gerade nun zurückgetretene Secretary Eric K. Shinseki hat ja eine Vorgeschichte als General mit besonderer leadership-culture:
http://www.militarycorruption.com/blackberet.htm
;-)
So eine website wie militarycorruption.com wünsche ich mir langsam auch in Deutschland.
Ich finde die angekündigten Maßnahmen gut und sinnvoll. Über die damit angegangenen Probleme wurde ja auch hier genug geschimpft. Lieber ein kleiner Schritt in Richtung Verbesserung als gar keiner. Wie siehts mit dem Problem der Stellvertreterei aus? Es gibt ständig größere und klenere Vakanzen auf Dienstposten, die dann von Stellvertretern gefüllt werden müssen. Im Sinne der Ehrlichkeit gerade auch von Seiten des Dienstherrn sollte es hier jetzt Ausgleichlösungen für die Übernahme von Mehrarbeit und der damit auch verbundenen Übertragung von Mehrverantwortung geben, sei es in Geld, Zeit oder anderer Würdigung. Sonst riecht es nach Ausnutzen.
@ Klaubautermann
Zum ziv. Personal, was „noch weg muss“:
Ich hatte letztens mit meiner Sachbearbeiterin in der ehem. WBV West telefoniert. In diesem Gespräch kamen wir beiläufig auf das neugegründete BVA (?): Die Angestellten der alten WBV sind in dieser neuen Org nur „zwischengeparkt“ und werden bald in den Geschäftsbereich eines anderen Ministeriums versetzt. Damit ändert sich physisch für sie zwar nichts, aber der Tarifvertrag (mit dem BMVg) wird z.B. torpediert und ausgehebelt…
Nicht nur Soldaten haben heuer schlechte Laune ;-)