„Zwischen Welten“: Ohne Hoffnung

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Zum Glück bin ich kein Filmkritiker. Sonst hätte ich vielleicht wie Spiegel Online (und die Rezensenten anderer deutscher Medien) zu der Einschätzung kommen müssen, dass Feo Aladags Film Zwischen Welten, der vom Afghanistan-Einsatz deutscher Soldaten erzählt, der schlechteste deutsche Beitrag zur diesjährigen Berlinale war. (Die Neue Zürcher Zeitung, interessanterweise, kommt zu einem eher positiven Ergebnis). Nachdem ich den Film gesehen habe, mein Fazit in Kurzform: Bedrückend, aber realistisch. Und ansehenswert.

Natürlich werden Kenner des Einsatzes sehr schnell die Punkte finden, an denen der Film Fiktion ist und wenig mit der Realität zu tun hat. Dass ein Hauptmann und Kompaniechef einen Combat Outpost mit knapp zehn Mann führt, ist ebensowenig realitätsnah wie das wiederholte Bild des geschlossenen Bahnübergangs – rund um Kundus, wo der Film spielt, gibt es keine funktionierende Bahnlinie. Doch jenseits dieser fiktionalen Erzählelemente kommen mir Selbstzweifel des deutschen Offiziers, sein Kampf gegen Militärbürokratie und starre Vorschriften und vor allem die Situation des afghanischen Übersetzers doch sehr wirklichkeitsnah vor. In ihrer überzeichneten Hilflosigkeit wirkt das Porträt der weitgehend gesichtslosen ISAF-Einheit nicht realistisch, bemängelt die Münchner Abendzeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) – mir scheint dagegen: Gerade die Sprachlosigkeit zwischen der deutschen Truppe und der zusammengewürfelten Arbaki-Truppe, die sie in einem abgelegenen Dorf unterstützen soll, kann ich mir genau so vorstellen.

Zwischen Welten zeichnet ein düsteres, ein hoffnungsloses Bild dieser Mission. Die Schwester des Übersetzers, die wie ihr Bruder wegen dessen Tätigkeit für die fremden Soldaten bedroht wird, hört während ihrer Vorlesungen an einer Hochschule die hoffnungsvollen Worte ihres Professors: Ihr werdet Brücken bauen. Brücken sind Hoffnung. Doch Brücken zwischen denen, die aus einem fremden Land nach Afghanistan kamen, und den Afghanen gibt es nicht – dass ist eine der Kernbotschaften. Das muss nicht für alles stimmen. Aber es gehört dazu.

Leo Aladags Film kann nur eine Stimme in der öffentlichen deutschen Debatte über diesen Beitrag sein, und ja, eine verstörende. Vielleicht hätte so ein Film schon vor zwei oder drei Jahren kommen müssen. Dass er jetzt kommt, hat aber auch einen Vorteil: vielleicht noch genau passend zur Diskussion darüber, wie Deutschland mit den Menschen umgeht, die als so genannte Ortskräfte beim Einsatz am Hindukusch geholfen haben.

Ab 27. März ist Zwischen Welten im Kino. Ich würde sagen: ansehen. Und mich würden Stimmen von einsatzerfahrenen Soldaten interessieren, die sich den Film angesehen haben.

Der Trailer dazu:

(Direktlink:  http://youtu.be/uortrncfkdQ)

Foto: Bundeswehrsoldat Jesper (Ronald Zehrfeld) versucht mit der Hilfe des Dolmetschers Tarik (Mohsin Ahmady) ein afghanisches Dorf vor dem Einfluss der Taliban zu schützen ©Wolfgang Ennenbach/Majestic)