Probleme mit dem G36? Scheint nix gegen das M-4.

Zu der in Deutschland geführten Debatte über die Zuverlässigkeit des Sturmgewehrs G36 des Oberndorfer Herstellers Heckler&Koch gehört auch, hierzulande kaum beachtet, ein Blick auf ein anderes Produkt: Das M-4, Standardgewehr der US-Streitkräfte, macht im heiß geschossenen Zustand noch ganz andere Probleme, wie die Kollegen von War is Boring in der vergangenen Woche aufgegriffen haben:

The U.S. Army’s standard infantry weapon repeatedly overheated and jammed during a bloody 2008 battle in Afghanistan. The Washington Times reported last week on the reported failure of the M-4 carbine during the fierce firefight in Wanat, during which the Taliban nearly overran an Army outpost. (…)
Overheating is in part a consequence of the M-4’s design, which recycles hot gases from each shot back into the rifle to load the next bullet. The gases can heat the rifle until it’s too hot to touch.
Other design issues played a role. The M-4 carbine accommodates the M-203 grenade launcher under the barrel. Fitting a launcher requires a lighter barrel in order to maintain balance—and a lighter barrel heats more quickly than a heavier one. Not every soldier carries an M-203, but in the interest of streamlining logistics, all M-4s have the thinner barrel.

Interessant ist, dass die amerikanischen Soldaten das Problem offensichtlich deswegen hatten, weil die Waffe als Ersatz für Maschinengewehre und andere schwerere Waffen zum Deckungsfeuer verwendet werden musste – wofür sie nicht ausgelegt war.

Hier scheint die Debatte über das G36 beendet: Die vor knapp zwei Jahren zuerst von mir gemeldeten Schwierigkeiten mit dem Sturmgewehr im heiß geschossenen Zustand seien, sagen alle unisono, auf die Munition zurückzuführen.

Das sagt die Bundeswehr, das sagt Heckler&Koch (wie schon im vergangenen Jahr), und auch der Munitionshersteller  MEN Metallwerke Elisenhütte Nassau stimmt ein – aber beide Firmen betonen, sie hätten exakt das geliefert, was die Bundeswehr auch bestellt habe.

Interessant ist da die Formulierung der Bundeswehr:

Das Sturmgewehr G36 der Firma Heckler und Koch ist seit der Einführung im Jahr 1996 das Standard-Gewehr der Bundeswehr. Seit längerem wird in den Medien über das Verhalten des G36 bei heiß geschossener Waffe berichtet.
Auslöser dieser Medienberichte waren weder militärische Forderungen noch Erkenntnisse aus den Einsatzgebieten der Bundeswehr. Um die Ursache des veränderten Treffverhaltens zu ermitteln, wurden unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt. Dabei wurde zunächst davon ausgegangen, dass die Ursache bei der Waffe G36 läge. Dies konnte jedoch durch umfangreiche Untersuchungen eines unabhängigen Sachverständigen, das Ernst-Mach-Institut der Fraunhofer Gesellschaft, eindeutig widerlegt werden. Ursache sind vielmehr einzelne Munitionslieferungen (Lose) eines Herstellers.

Nun ist die Formulierung Auslöser dieser Medienberichte waren weder militärische Forderungen noch Erkenntnisse aus den Einsatzgebieten der Bundeswehr ein, nun, klein wenig irreführend. Auslöser dieser Medienberichte waren nämlich Untersuchungen einer Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr. Und es war ja nicht so, dass ich – wie andere Kollegen – mir das einfach ausgedacht hätte. Für mich bleibt deshalb nach wie vor das Fragezeichen: Wieso kam es überhaupt zu dieser Einschätzung aus dem Bundeswehrbereich?

(Photo: Pvt. Bobby Daniels of D Company, 1st Battalion, 50th Infantry Regiment, makes an adjustment to his M-4 rifle during combat familiarization training Jan. 12, 2010 on Fort Benning, Ga. – US Army via Flickr unter CC-BY-Lizenz)