Von der Leyens erste Ministerinnen-Rede: „Wir sind verlässlich“
Am (heutigen) Donnerstag hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in Hannover Bundeswehrsoldaten der 1. Panzerdivision in Auslandseinsätze verabschiedet – und dabei ihre erste öffentliche Rede in diesem Amt gehalten (vorherige halb-öffentliche Auftritte, zum Beispiel bei der Verabschiedung ihres Vorgängers, waren ja in dem Sinne nicht als Reden mit programmatischem Anteil zu verstehen). Deshalb sagt vielleicht diese erste Ministerinnen-Rede etwas darüber aus, wie von der Leyen nicht nur ihr Amt, sondern auch die Aufgabe deutscher Streitkräfte versteht.
Und da ist mir in dieser Rede diese Aussage aufgefallen – in dem Teil, in dem sich die Ministerin direkt an die Soldaten wendet:
Sie treten jetzt Ihren Einsatz in Afghanistan und auf dem Balkan an. Sie bewirken dadurch mehreres. Zunächst einmal dienen Sie der Sicherheit der Menschen dort. Aber Sie dienen auch durch Ihren Einsatz auf fremdem Boden zugleich der Sicherheit unseres eigenen Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger. Aber es gibt noch ein Weiteres: Wir wissen, dass in einer globalisierten Welt Sicherheit nur in starken Netzwerken erreichbar ist. Deshalb steht Deutschland fest zu seinen internationalen Verpflichtungen, um zu sagen: Es liegt in unserem nationalen Interesse, dass Deutschland in der Welt als verlässlicher und als ernsthafter Partner für Frieden und Sicherheit wahrgenommen wird. Wir haben aus unsserer Geschichte eine besondere Verantwortung für Frieden und Demokratie. Wir sind verlässlich. Sie, liebe Soldatinnen und Soldaten, tragen also ganz persönlich mit Ihrem Engagement dazu bei, dass die stimme Deutschlands in der Welt Gehör findet und dass wir unsere Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme unter Beweis stellen. Dafür gebührt Ihnen der Dank der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes.
Die komplette Rede hat das Verteidigungsministerium auf seiner Webseite veröffentlicht, (bislang) nur zum Herunterladen; deshalb als Service hier der O-Ton zum direkten Anhören:
Wir sind verlässlich!
Diesen Grundtenor der Rede kann ich nur unterstreichen. Wenn dann noch ein wenig mehr Berechenbarkeit dazu kommt, für Verbündete und auch für die eigenen Soldaten zum Beispiel…
Auch die Anwesenheit des britischen Generals hat sich wohltuend von der Abschiedsrede gestern abgehoben. Insgesamt ein aus meiner Sicht gelungener Aufritt, auch wenn der Kdr 1. PzDiv die beste Rede gehalten hat. Landtagspräsident und der Innenminister haben damit ein starkes Zeichen gesetzt, Niedersachsen engagiert sich.
Bemerkenswert: zwar wird in der Rede auf die Problematik der Pendelei hingewiesen und dass man sich dieser annehmen wolle. Gleichzeitig soll die Division von Hannover nach Oldenburg umziehen, wodurch mehr Soldaten zu Pendlern werden….
ist die Anrede „liebe Soldatinnen und Soldaten“ eigentlich schon früher üblich gewesen, oder ist das eine Erfindung der neuen Ministerin??
Aus meiner Sicht eine gute Rede, womit Sie ihrem Vorgänger bereits etwas voraus hat. Und nach Gestern ein erstes Zeichen, die Wogen durch gezielte und hoffentlich mit nachfolgenden Taten belegte Worte zu glätten.
@ f28: Im Gender-Wahn der Bw ist diese Anrede leider mittlerweile gebräuchlich.
@ f28:
Ich habe seit Jahren bei diversen Reden, Appellen, etc. nichts anderes mehr gehört…zumindest ab einer gewissen Dotierungshöhe des Redners/der Rednerin…
Also dieser Hinweis auf die Pendelei: Angesichts der Verlegung der 1. Div in die Wallachei hat man ihr wohl ein Bömbchen untergeschoben. So doof kann eigentlich kein Fachreferent sein, dass er diesen Widerspruch nicht erkennt, mit der Konsequenz, dazu zumindest in Hannover besser nix in die Rede zu schreiben. Weiß man eigentlich, wer der neue Pressemuckel im Bendler-Block ist, oder darf dieser Herr Paris weiterhin Angst und Schrecken verbreiten?
Ansonsten, kein schlechter Auftritt. Aber ein Aufbruch nach vorne?
@LTC007: Laut BMVg.de ist es jetzt Jens Flossdorff.
@TW
off-topic
Auf welt.de wird gerade von einer möglichen EU Mission in Zentralafrika schwadroniert.
pi
Parlamentsarmee und „Verlässligkeit“ widerspricht sich. Es sei denn die GroKo stellt die nächsten vier Jahre gegenteiliges unter Beweis. Ich bin gespannt.
@ LTC007
von jemandem, der bisher die „weichen“ themen beackert hat, wäre es auch eher unvernünftg in der „harten“ verteidungungspolitik zum „großen sprung“ (VM) ansetzen zu wollen.
@politisch inkorrekt:
Vielen Dank für den Hinweis – wohl schon ziemlich konkret.
“Wir sind verlässlich”. Was hätte sie denn sonst auch sagen sollen? Etwa „Wir sind NICHT verlässlich“? ;-)
Der hervorgehobene Rede-Teil lässt mir die Haare zu Berge stehen.
Hätte TdM diese Rede gehalten würde der Großteil hier bereits mit Hohn und Spott nur so um sich werfen, besonders in Punkto Verlässlichkeit Deutschlands. Bei UvdL macht man scheinbar eine Ausnahme, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht weil man noch Hoffnungen in die Frau setzt und sich nicht selbst enttäuschen mag.
Schön, das unsere Soldaten der Sicherheit der Einhemischen dienen und die Heimat am Hindukush verteidigen. Das wir uns wg. der deutschen Geschichte ganz besonders dolle für Frieden und Demokratie einsetzen müssen würde mir als Soldat gehörig zu denken geben. Hier wurde gerade der nächste Auslandseinsatz beschlossen bzw. die Beteiligung Deutschlands verteidigt, egal in welchem Schietpott der Mief am Dampfen ist. Die dafür relevanten Zauberworte sind „Verpflichtungen“, „Frieden“, „Demokratie“, „Verlässlichkeit“ und „Verantwortungsübernahme“.
Kurzum, man wird auch weiterhin unter vdLs Führung kuschen, wenn manch ein angeblicher Verbündeter von uns verlangt beim Export von Frieden und Demokratie stillschweigend mitzuhelfen.
@Oberleutnant | 09. Januar 2014 – 15:25
Zitat: „Bemerkenswert: zwar wird in der Rede auf die Problematik der Pendelei hingewiesen und dass man sich dieser annehmen wolle. Gleichzeitig soll die Division von Hannover nach Oldenburg umziehen, wodurch mehr Soldaten zu Pendlern werden….“
Schon mal über einen Umzug nachgedacht? Von Zivilisten erwartet man diese Mobilitätsbereitschaft , sonst wird z. B. das Arbeitslosengeld gekürzt oder gestrichen.
SPON-Artikel zu vdL (u.a. zu Anpassungen Stationierungen – der Sack bleibt zu, Nicht-Verwertbarkeit von ISIS, etc):
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-sucht-ihre-mission-als-verteidigungsministerin-a-942674.html
@ Stefan
Viele haben bei uns nicht nur öfter über einen Umzug nachgedacht, sondern ihn in schöner Regelmäßigkeit auch durchgeführt. Das war doch billig…
@ -MK20-
Hätte TdM diese Rede gehalten würde der Großteil hier bereits mit Hohn und Spott nur so um sich werfen, besonders in Punkto Verlässlichkeit Deutschlands.
Das trifft den Nagel auf den Kopf.
„Wir sind doch überall mit dabei (wenn auch nur symbolisch und ohne Wirkung), was wollt Ihr eigentlich von uns?“ ist doch der Tenor, der sich durch beider Reden zieht.
Im Zeit-Kommentar „Wir tun doch nix…“ wurde die Haltung der Bundesregierung zur kaschierte Niederlage Deutschlands in Afghanistan schön auf den Punkt gebracht: „Euer Einsatz war so wichtig, richtig und erfolgreich, dass wir uns geschworen haben, niemals wieder einen solchen richtigen, wichtigen und erfolgreichen Einsatz zu wagen.“
Aber hey, laut ihr ist die Bundeswehr nur „die Stimme Deutschlands in der Welt“ mit „ganz viel Herz“, und der jetzt noch verbliebene Kasernendienst der Bundeswehr in Afghanistan sei ja „Schutz“.
@J.R.
Volle Zustimmung. In Anbetracht des womöglich kommenden EU-CAR-Einsatzes und Steinmeiers recht nüchterne Einschätzung, ein paar logistische Aufgaben würden als Beitrag Deutschlands völlig ausreichen, wirkt von der Leyens Rede über Verlässlichkeit und Verantwortung Deutschlands wie eine Farce.
Es mag ja sein, dass die Rede auf Hohn und Spot treffen kann, doch bitte bedenkt auch das vdL noch keinen Monat in der Position ist.
Das was sie jetzt sagt ist das was die alte Riege noch im Regal hatte, für wirklich eigene und neue Reden muss man noch mindestens einen Monat warten.
@ SvenS | 10. Januar 2014 – 8:28
Einfach mal anfangen. Das sagen wir in der Truppe jedem der neu zu uns kommt. Hilfe ja, Lernen ja, Verständnis ja, aber arbeiten, das bringt was, nicht schwätzen.
Also nach oben übersetzt, nicht nur schöne Fotos, freundliches Lächeln. Das hilft, aber wenn es zu Schwur kommt, wird am Handeln gemessen. An harten Ergebnissen. Nicht an medialer Präsenz, nicht am immer währenden Lächeln.
Einfach arbeiten, Truppe hat nun schon viel gehört, der Schutz wäre wichtig, die Vereinbahrkeit Familie und Dienst wäre wichtig, ihr home office sicher auch. Der ehemalige Minister hat hier im Blog viel Schelte einstecken müssen, emotional und m.E. oft unreflektiert. Aber in einem hat er doch recht, unsere Bundeswehr hat einen Auftrag, das ist die Nummer 1. Dazu gehört auch Berufszufriedenheit, Familie uvm. Aber eine Umkehrung sollte es nicht geben. Das gibt es nirgends, nicht in der Wirtschaft, nicht bei der Polizei, nirgends. Also bitte, einfach mal anfangen zu arbeiten. So wie die breite Masse der Menschen, die unser Land am Laufen halten.
Frau von der Leyen ist doch nur das Zuckerbrot, das den Soldaten die Reformmaßnahmen schmackhaft machen soll. Man sollte sich da von ihrer charmanten und mütterlichen Art nicht täuschen lassen, denn in der Sache bleibt sie hart.
Sie weiß ganz genau, wie sie dem einzelnen das Gefühl gibt, in dem Moment wo sie ihm zuhört ganz für ihn da zu sein, aber sie zieht eiskalt ihre Linie durch – das praktiziert sie schon seit Jahren bei ihren Kindern. Um ein Beispiel zu wählen: Wenn eines ihrer Kinder sie bittet zur Schulaufführung zu kommen, dann wird sie ihm warmherzig und wortreich erklären, warum sie das nicht kann. Herr de Maizière würde lediglich sagen: „Keine Zeit, ich habe einen Termin!“
Es geht hier mehr um das ‚wie‘ als um das ‚was‘.
Glaubt denn einer ernsthaft, sie wird großartig etwas ändern, bloß weil sie die Soldaten auffordert, sich mit ihren Problemen direkt an sie zu wenden?
Wenn das jemand macht, bekommt er als erstes eine Antwort, das man sich des Problems annehmen wird und drei Monate später kommt dann der Brief, dass man angesichts der Sachlage (z. B. aufgrund der schon geschlossenen Standorte) bedauerlicherweise nichts daran ändern kann. Denjenigen, die z. B. aufgrund der Standortschließungen zum Pendeln gezwungen sind, wird man lediglich anbieten, bei einem Umzug behilflich zu sein.
Was natürlich denjenigen, die am alten Standort z. B. ein Haus gebaut haben, deren Ehegatten dort arbeiten und deren Kinder dort zu Schule gehen, die A-Karte in die Hand drückt.
Was mich aber als Nicht-Soldaten viel mehr beschäftigt, ist der Umstand, dass Frau von der Leyen vom Home-Office aus arbeiten will. Wie geht das eigentlich mit den Sicherheitsbestimmungen der Bundeswehr überein?
@LTC007
Der bisherige Leiter des Presse- und Informationsstabes und Sprecher des BMVg, Stefan Paris, ist mit TdM zurück ins Innenministerium gewechselt. Sein Nachfolger ist Jens Flosdorff, den Ministerin von der Leyen aus dem Arbeits- und Sozialministerium „mitgenommen“ und der schon vorher im Familienministerium für sie gearbeitet. Das erschließt sich beim Blick auf die Websites der Ministerien.
Auch der Bendler-Blog thematisierte das beizeiten:
http://bendler-blog.de/2013/12/15/eine-neue-neue-chance-verteidigungsministerin-ursula-von-der-leyen/
@SvenS
Sorry, aber das die Rede noch aus Zeiten ihres Vorgängers kommen soll, kaufe ich Ihnen beim besten Willen nicht ab. Im schlimmsten Fall wird Sie weiterhin solche Reden schwingen und das kann man dann irgendwann nicht mehr auf TdM & Co. schieben.
Fritz | 10. Januar 2014 – 9:40
„Wie geht das eigentlich mit den Sicherheitsbestimmungen der Bundeswehr überein?“
Diese „Sicherheitsbestimmungen“ gibt es in allen Ministerien; ergo Geheimschutz …. also der Schutz besonders zu schützender Informationen. „Kryptologie/Kryptografie“ ist hier das Stichwort. Im Grunde, kein Problem.
Ja, wir sind verlässlich. Aber auch Kim Jong Un und Assad sind verlässlich. Die Frage ist halt nur, will man sich auf das verlassen, was sie versprechen.
PS: Ich will vdL nicht mit den beiden Diktatoren vergleichen. Es geht hier schlicht um den Begriff der Verlässlichkeit.