Tornado-Absturz in der Eifel vermutlich kein technisches Versagen
Der Absturz eines Tornado-Kampfjets am (gestrigen) Donnerstagabend in der Eifel, nahe dem Fliegerhorst Büchel, ist vermutlich nicht auf ein technisches Problem zurückzuführen. Wir gehen derzeit nicht von einem technischen Versagen aus, sagte ein Luftwaffensprecher am Freitag Augen geradeaus!. Allerdings lägen noch keine detaillierten Hinweise über den Unfallhergang vor.
Was ansonsten bekannt ist – die Luftwaffen-Meldung aus der vergangenen Nacht:
Am 16. Januar um 21.20 Uhr ist ein Kampfflugzeug Tornado der Luftwaffe fünf Kilometer nordöstlich des Fliegerhorstes Büchel in der Eifel abgestürzt.
Das Flugzeug gehört zum Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in Büchel und befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf einem Übungsflug. Es befand sich keine Munition an Bord.
Pilot und Copilot konnten sich mit dem Schleudersitz retten. Ein Crewmitglied wurde leicht verletzt, beide befinden sich in ärztlicher Behandlung.
Die Absturzstelle befindet sich in unbewohntem Gebiet, es entstand Flurschaden und die Autobahn musste zeitweise gesperrt werden.
Der Flugschreiber wurde gefunden. Die Flugunfalluntersuchung ist bereits eingeleitet.
(Als Hinweis: Es handelt sich natürlich um den Piloten und den Waffensystemoffizier – aus Gründen der allgemeinen Verständlichkeit hat sich die Luftwaffe dafür entschieden, von einem Copiloten zu sprechen.)
Nachtrag: Für die Kenner noch zur Ergänzung: Nach Luftwaffenangaben handelte es sich um einen Tornado im Rüststand ASSTA 1 in der normalen Konfiguration, also keine Trainer-Version.
Nachtrag 2: Die Aussagen von Oberfeldarzt Angelika Niggemeier-Groben am Freitag in der Bundespressekonferenz dazu [Hervorhebungen von mir, T.W.]:
Frage: Frau Niggemeier-Groben, haben Sie nähere Informationen über die Ursachen des Tornado-Absturzes? Wie geht die Bundesministerin damit um? Hat sie eventuell schon mit den Piloten telefoniert?
Niggemeier-Groben: Derzeit wird der Unfallhergang durch den General Flugsicherheit der Bundeswehr und dessen Experten untersucht. Das konkrete Ergebnis dieser Untersuchungen wird einige Zeit in Anspruch nehmen, bis maximal zu einem halben Jahr. Nach jetzigem Erkenntnisstand liegen keine technischen Ursachen für den Unfallhergang vor. Nach jetzigem Stand sind die Piloten leicht verletzt, aber es geht ihnen soweit gut.
Zusatzfrage: Hat sich die Ministerin selber mit diesem Vorgang beschäftigt?
Niggemeier-Groben: Es ist der Ministerin, alsbald es bekannt wurde, bekanntgegeben worden. Sie ist darüber also natürlich so schnell wie möglich informiert worden.
Zusatzfrage : Wenn Sie sagen, es lägen derzeit keine Hinweise auf technische Ursachen vor: Gibt es denn Hinweise auf ein Fehlverhalten, ein menschliches Versagen?
Niggemeier-Groben: Es ist einfach so, dass die Untersuchungen umfangreich sind und dass sie Zeit in Anspruch nehmen. Das, was ich gesagt habe, ist der jetzige Stand. Daraus weitere Rückschlüsse zu ziehen, wäre jetzt nicht angebracht.
Zusatzfrage : Heute Morgen hieß es, dass bei den Flugzeugen dieser Staffel derzeit eine Umstellung der Software laufe. Ist bekannt, ob bei diesem Flugzeug die Software schon aktualisiert worden ist?
Niggemeier-Groben: Es ist richtig, dass bei einigen dieser Flugzeuge die Umstellung schon erfolgt ist. Bei diesem Tornado, der nun abgestürzt ist, ist die Umstelllung noch nicht erfolgt.
(Foto: Die abgestürzte Maschine – @Bundeswehr/Markus Kroth)
@Georg:
1. DGPS: Richtig.
2. RAPS: Richtig.
3. Der „No Shit“ Button sorgt schon für eine ordentliche Landung. Das Procedere können sie Notfalls „überall“ auslösen. Details lasse ich weg. Trotzdem ist das kein „Harakiri“-Mode. Sondern eine Landung „where you can walk away from“ – wie man bei den Bemannten so schön sagt ;o)
Oder prägnanter ausgedrückt:
Senden sie den Vogel in die Luft. Danach bauen sie alles am Boden ab. Wirklich alles. Danach nehmen sie sich ein Bierchen (oder 10), schmeissen den Grill an und warten bis irgendwann das Baby wieder auf der Landebahn steht und um Fürsorge bittet (wie ein streunender Hund).
Verstanden, warum die Amerikaner dieses verdammte ATOL so gerne hätten….
Mal ganz dumm gefragt, würde ATOL auch in einem sauber auf die Centerline gesetzten Tornado funktionieren, wenn dieser nicht vorher Bäume berührt oder sich die Besatzung nicht wegen Schlechtwetter vorher z.B. zum Grillen oder zum Erlebnis-Camp rausgeschossen hätte? Ironie doch nicht beiseite, ne Heron kriegt man fast ohne Ground-Installalations halbwegs heil runter und wir machen hier bei einem Tornado ein Getöns über alsbald 700 Kommentare! :-)
@ Vtg-Amtman
Gegenfrage
Was würde beim Tornado passieren, wenn man ihn in einen sauber stabilen Gleitflug von ca. -500 ft/min mit eingeschalteten Autopiloten und Dämpfung sauber auf Centerline Kurs stellt und dann die Finger vom Knüppel nimmt ?
Mit 8,3 ft / sec = ca 3 m/s Aufsetzgeschwindigkeit wäre es vermutlich eine harte Landung, die der Tornado aber trotzdem vermutlich gut wegstecken würde, oder ?
@Georg: Der Tornado würde vermulich sauber geradeaus bis zum nächsten Hindernis weiterrollen, so wie ich den Georgy einschätze.
@Amtmann 19:39
Ja! Der Heron braucht natürlich zum Airborne gehen die ganze Ground-chose. Danach gilt das alte CRM-Motto: Wenn ich weiß wo ich bin, kann ich sein wo ich will! Nach 20h ohne DGPS update könnte die Landung etwas härter sein. Aber wie sagte die Stewardess kürzlich so schön beim Urlaubsflug nach einer (auch für den Piloten wohl völlig überraschenden) harten Landung: „Sehr verehrte Fluggäste, die harten Landungen sind die sichersten.“
@Georg
Ja!
@Amtmann 20:42
Ja!