Familienfreundliche Bundeswehr: Ein paar Vorschläge
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat mit ihren Aussagen und Vorschlägen für eine familienfreundliche Bundeswehr ein Thema gesetzt – das auch weiter hohe öffentliche Aufmersamkeit für die Streitkräfte sichert. Nicht zuletzt, weil die Diskussion darüber anhält: Die Vereinbarkeit von Dienst in der Truppe und Familie dürfte auch zentraler Punkt der Bundestagsdebatte über den (im Januar 2013 vorgelegten) Jahresbericht des Wehrbeauftragten werden, die für kommenden Donnerstag im Parlament vorgesehen ist.
Ein paar praktische Vorschläge für diese familienfreundliche(re) Bundeswehr gibt es auch – mit den Hinweisen auf die Besonderheiten des Soldatseins:
• Einsatzfähigkeit und Auftragserfüllung der Streitkräfte haben Vorrang auch gegenüber den berechtigten Forderungen Einzelner nach Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften. Diese Besonderheiten des militärischen Dienstes müssen Soldaten und Soldatinnen kennen und akzeptieren. Sie müssen auch bereit sein, daraus resultierende, erforderliche Einschränkungen hinzunehmen. Gleichwohl stellen dienstliche Forderungen und private Belange nicht immer konkurrierende Ziele dar. (…) Von der Umsetzung der Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften profitieren beide Seiten, wenn es gelingt, eine den dienstlichen Erfordernissen und den privaten Interessen Rechnung tragende Problemlösung zu finden.
• Sind in einer Partnerschaft beide Partner berufstätig, trägt auch der Arbeitgeber des Partners oder der Partnerin eine Mitverantwortung. Familiäre Belastungssituationen sind daher nicht allein vom Soldaten oder von der Soldatin zu tragen. Dies ist in den Entscheidungsprozessen zur Verwirklichung der Vereinbarkeit von Familie und Dienst zu berücksichtigen. Besonderer Fürsorge bedarf es, wenn beide Partner der Bundeswehr angehören.
• Seitens der Personalführung werden die berechtigten Belange der Betroffenen in Abwägung mit den dienstlichen Erfordernissen im Sinne der Vereinbarkeit von Familie und Dienst berücksichtigt.
• Bei der Dienstpostenbesetzung prüft die Personalführung, ob der Verwendungsaufbau – wenn gewünscht – in Regionalbereichen des Lebensmittelpunktes des bzw. der Betroffenen realisiert werden kann und ob unter Berücksichtigung von Eignung, Befähigung und Leistung sowie der Wünsche der Betroffenen eine entsprechende Einplanung möglich ist. Ihre Grenzen finden diese Maßnahmen dort, wo die für den Verwendungsaufbau notwendigen Dienstposten im regionalen Bereich nicht verfügbar sind, Gründe der Bedarfsdeckung oder vorrangige Interessen anderer Soldaten und Soldatinnen entgegenstehen. Eine Reduzierung von Standorten sowie kurzfristige Veränderungen von Organisationsgrundlagen können sich dabei negativ auf die Planbarkeit auswirken. (…) Von einer Versetzung kann abgesehen werden, wenn schwerwiegende persönliche Gründe vorliegen und vorrangige dienstliche Belange nicht entgegenstehen.
• Wo immer möglich werden Aus-, Fort- und Weiterbildung familienfreundlich geplant und durchgeführt. Durch vorgegebene Termine zum zeitlichen Ablauf von Lehrgängen sind hierbei aber enge organisatorische Grenzen gesetzt, wenn es z. B. darum geht, Laufbahnvoraussetzungen oder die Voraussetzungen für eine sachgerechte Aufgabenwahrnehmung zeitgerecht zu erfüllen.
• Die Möglichkeiten der Inanspruchnahme insbesondere von Telearbeit, Teilzeitbeschäftigung oder Betreuungsurlaub sind seitens der Personalführung flexibel und individuell unter Berücksichtigung der Interessen der Betroffenen zu gestalten, um den persönlichen und den dienstlichen Interessen gleichermaßen gerecht zu werden.
• Die Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften stellt aufgrund der Besonderheiten des militärischen Dienstes hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Regelmäßig sind berechtigte Anliegen des Dienstherrn und des Soldaten oder der Soldatin gegeneinander abzuwägen. Im Zweifel muss die Sicherstellung der personellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr in einer Einsatzarmee indes Vorrang haben. Die Auflösung des Spannungsfeldes unterschiedlicher Interessen bedeutet eine ständige und absehbar zunehmende Herausforderung auch für die Personalführung und die Ausbildung.
• Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften ist eine wesentliche Führungsaufgabe, der sich alle Vorgesetzten zu stellen haben. (…) Das Bewusstsein für familienfreundliche Rahmenbedingungen ist bei allen Verantwortlichen zu entwickeln und zu fördern. (…) Durch geeignete Dienstaufsicht ist die Umsetzung und Anwendung der Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Dienst zu unterstützen.
• Die Organisation des Dienstes beinhaltet neben dem Gestalten der für den ordnungsgemäßen und sachgerechten Dienstbetrieb notwendigen Obliegenheiten auch ein „familienfreundliches“ Ausrichten des Dienstes in den Streitkräften. Dies erfordert von allen Vorgesetzten ein aktives und flexibles Vorgehen.
Zu familienfreundlichen, organisatorischen Maßnahmen zählen
− verlässliche Dienst-, Einsatz- und Urlaubsplanung,
− Freistellung von der Dienstleistung in besonderen Situationen,
− planbare, flexibel anpassbare Dienstzeiten,
− Ermöglichen der Teilnahme an Fernausbildungsmaßnahmen während der Dienstzeit sowie
− dienstliche Unterstützung für die Familie.• Eine wirksame Möglichkeit der individuellen Dienstgestaltung für Soldatinnen und Soldaten mit Familienpflichten ist die Teilzeitbeschäftigung, die in § 30a des
Soldatengesetzes verankert ist. (…) Soldaten und Soldatinnen kann die parallele Wahrnehmung dienstlicher und familiärer Pflichten durch organisatorische Maßnahmen erleichtert werden. Dies kann bei der Dienststelle am Arbeitsplatz geschehen2, aber im Einzelfall auch durch eine Verlegung der dienstlichen Tätigkeit in das familiäre Umfeld der Soldatin oder des Soldaten für einen vorübergehenden Zeitraum oder in Form der Telearbeit und der Teilnahme an Fernausbildungsmaßnahmen.• Im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht haben Vorgesetzte verantwortungsvoll mit der Dienstzeit ihrer Untergebenen umzugehen. Handlungssicherheit durch langfristig geplanten Dienst, Ausbildung und planbare Freizeit nehmen hierbei einen besonderen Stellenwert ein. Eine so weit wie möglich flexibilisierte Dienstzeitgestaltung erlaubt auch Soldatinnen und Soldaten, den Umfang und die Lage der täglichen Arbeitszeit besser mit persönlichen/familiären Belangen zu vereinbaren.
• Langfristig bekannte Termine sind grundsätzlich frühzeitig in Jahresausbildungsbefehlen, Jahresvorhabenübersichten und Dienstplänen aufzunehmen. Hiervon soll nur in zwingenden Fällen abgewichen werden. Darüber hinaus sind bei Abwesenheiten aufgrund von Übungen oder Dienstleistungen die sozialen Belange der Soldaten und Soldatinnen wo immer möglich zu berücksichtigen.
Das habe ich mir natürlich nicht ausgedacht, sondern gefunden im Handbuch zur Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften, 2010 als Allgemeiner Umdruck 1/500 veröffentlicht und wie ein paar andere interessante Grundlagendokumente auf der Webseite bundeswehr-kinderbetreuung.de zu finden, die eine offizielle Bundeswehrseite ist. Ähnlich wie die hier in den Kommentaren schon erwähnte Teilkonzeption Vereinbarkeit Familie und Dienst gibt es also offensichtlich schon einiges an konzeptionellen Überlegungen für mehr Familienfreundlichkeit. Aber anscheinend ein Umsetzungsproblem?
(Foto: Bundeswehr-Pendler am Bahnhof – Bundeswehr/Stolberg via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Da fließt viel Frust mit im großen Strom der Reform/Neuausrichtung/Transformation o.ä.. Von den Stromlinienförmigen, die den Blick nur noch mit treuen Hundeaugen nach oben richten bis zu denen, die mit immer weniger immer mehr leisten sollen. „Der Soldat ist zur Loyalität verpflichtet.“ Wenn ich mich recht entsinne, war das vor 20 Jahren noch keine Einbahnstraße, wie man es vielerorts heute empfindet – vom Uffz bis zum GenStOffz.
Die kleine Einheit ist das, was die Streitkräfte m.E. noch zu zusammenhält. Wo man sich gegenseitig aufeinander verlassen kann und muss. „Ich geh lieber in den Einsatz, als DAS hier weiter mitzumachen.“ hört man manches Mal.
Ob da der Ansatz mit dem eigentlichen Thema zu diesem Topic die Lösung ist, halte ich dagegen für unwahrscheinlich. thumbup@Kerveros: „Der Vorgesetzte wird hiermit beauftragt, die Quadratur des Kreises durch geeignete Dienstaufsicht umzusetzen… ähm ja…“ Da landet es nämlich ALLES was so runterfällt.
@Stefan
Ihre Kommentare habe ich dahingehend verstanden, dass Streitkräfte als Teil der Risikovorsorge aufzustellen und unterhalten sind. Diese Meinung teile ich.
Allerdings treten die Risiken nicht mehr an unseren Landesgrenzen i.S.v. anrollenden feindlichen Panzerarmeen auf. Zumindest nicht auf absehbare Zeit. Und genau deswegen wurde u.a. die Wehrpflicht ausgesetzt.
Bedrohungen entstehen weit entfernt und dort muss diesen auch begegnet werden. Ebenso brauchen wir unsere Interessen/Ideale auch nicht in einem friedlichen Mitteleuropa mit Streitkräften durchzusetzen (Btw: Dafür vielen Dank liebe EU!). Wir sind in der Tat „umzingelt“ von Freunden. Eine reine Landesverteidigungsarmee ist derzeit tatsächlich Geldverschwendung.
Wie bereits oben angedeutet, existieren jedoch reale – u.U. schwerer „erfahrbarere“ – Bedrohungen weit der Heimat. Als Bsp. seien hier nur kurz genannt: gescheiterte/scheiternde Staaten i.V.m. Terrorismus und ggf. Kriminalität, Freiheit der Handelswege (insb. der Seewege), denn die Banane kommt tatsächlich über’s Meer. Zudem wäre die Frage zu beantworten, welche Eskalation der Menschenrechtsverletzung uns, d.h. Deutschland, derart in eine moralische Zwickmühle treibt, dass wir nicht anders können oder wollen, als zu intervenieren.
Diese Fragen lassen sich mangels einer nationalen Sicherheits- und Verteidigungsstrategie, inkl. definierter Ziele, wohl kaum umfassend beantworten. Oder kürzer: Wofür kämpfen wir?
Trennung
Gegenthese zu Ihrer Annahme, dass der Umbau der Bw zu einer Interventionsarmee z.T. ursächlich sei für einige der hier erörterten Probleme (Standorte, Versetzungen, etc.)
Tatsächliche Expeditionsstreitkräfte haben viele in DEU gerade erst andiskutierten Maßnahmen bereits umgesetzt.
FRA: haben ein Art Lebensarbeitszeitkonto, i.S.v. bestimmte Dienste bringen Punkte für eine frühere Pensionierung (z.B. Decklandung auf einem Schiff).
GBR: Die British Army hat das Regimentssystem, in dem zumindest die Mannschaften und Unteroffiziere eine recht hohe Standortsicherheit haben. Die Regimenter sind nämlich regional verwurzelt und rekrutieren bevorzugt „locals“ ;)
Wie es bei den querschnittlichen Corps aussieht (Signals, Engineering, etc.) weiß ich übrigens nicht.
USA: Nach 20-25 Jahren ehrenhaften Dienst in den Streitkräften, also ca. nach der ersten Hälfte des Arbeitslebens, können der Soldat mit einer halbwegs ordentlichen Alimentierung bzw. Rentenansprüchen gehen. Okay, arbeiten muss er/sie trotzdem noch, um den Lebensstandard zu halten.
Mal abgesehen von der social&welfare Organisation der US-Streitkräfte und so netten goodies, wie tax-free-shoping.
Und nein, ich bin darauf nicht neidisch!
Zusammenfassend betrachtet, komme zumindest ich zu dem Schluß, dass die angeführten Schwierigkeiten im inneren Gefüge der Bw eher Kalter Krieg-Verwaltungsdenke gepaart mit Behördenmentalität entspringen. Dies beziehe ich sowohl auf die fehlende BINNENDISKUSSION der Bw hinsichtlich Strategie, Taktik, das Nichtwahrnehmen als Berater der Politik, das Verweigern der Beteiligung an der gesellschaftlichen Diskussion (Wie oft wird der DBwV-Vorsitzende in den Medien zitiert und wie oft der GI?) als auch auf die sozialen Aspekte der Neuausrichtung.
@Stefan
Ich verstehe ihre Beiträge so, dass Sie, auf Basis des Interviews mit MdB Höger, implizieren, dass die Bundeswehr außerhalb des GG eingesetzt wird. Ich denke, man darf nicht nur den Art. 87a betrachten, sondern wie da im Absatz 2 beschrieben, auch andere Artikel des GG, z. B. Art. 24 GG.
@aufreger
+1
@J.König: Es war der Fliegerhorst Straubing-Mitterharthausen bzw. die Gäubodenkaserne in der mil. Liegenschaft in Mitterharthausen bei Feldkirchen. PzGrenBtl 242 (1. GD), selbst. PzPiKp (4. Jäger D) und selbst. HflgStff 4 (4 Jäger D) waren auch da. StOKdt und BtlKdR 242 war ein OTL Jürgen Reichardt (vgl. http://www.bsb-1874.de/index.php?option=com_content&view=article&id=69&Itemid=83)
@all: Noch was „Familienfreundliches“: http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYuxDsIwDET_yE4QC2yUCgnUqQuULW2jyKiJK-OUhY8nGbiT3nBPh08sTW6j4JQ4uQUfOEx0HD8wxi3Ai7OUFSIleqsXyhHv9TN7mDh5rVSflAqDOGWBlUWXarJIMUAzDsa2jbHmH_s9XM7drdvZfXttelxjPP0AJBWnZg!!/.
Laut „Soldaten ächzen unter Arbeitsbelastung – Diese Studie kam erst unter von der Leyen ans Licht“, Mittwoch, 15.01.2014, 15:28, von FOCUS-Online-Redakteurin Sandra Tjong. Dem Ministerium soll diese Studie bereits seit Juni 2013 vorgelegen haben. Es wird die Frage gestellt, ob TdM diese Studie bewußt zurückhielt, weil diese ihm ungelegen kam. Damals stand der CDU-Minister Thomas de Maizière unter dem erheblichen Druck seines „Herumlavierens“ in der EuroHawk-Pleite und seiner „ethischen“ Kampfdrohnen-Diskussion. Schön, daß diese Studie nunmehr der Frau IBUK „voll drauf Los“ gelegen kommt und auch der „neue“ PrInfoStab diese in die Webpräsenz des BMVg eingestellt hat.
@Forodir | 15. Januar 2014 – 17:50
Zitat: „Es wird immer noch kaum Geld da sein, die Standorte werden weiterhin überall verteilt sein, es wird immer noch eher lokalpolitischer und Rüstungspolitischer Lobbyismus getrieben.“
1. Ohne Auslandseinsätze ständen der Bundeswehr mehrere Milliarden Euro pro Jahr mehr zur Verfügung. Oder glauben Sie die Auslandseinsätze würden keine Kosten verursachen?
2. Eine gleichmäßige Verteilung der Standorte auf dem Bundesgebiet macht vor allem militärisch Sinn. Darum kann man auch nicht erwarten, dass jeder Standort in der Nähe einer Großstadt liegt. Großstädte und Militärobjekte sind Vorrangziele für Militärschläge. Man muß dem Gegner nicht unbedingt entgegen kommen, damit er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Auch finde ich es unmoralisch, die vielen Bewohner einer Großstadt als menschliches Schutzschild zu mißbrauchen. Wer bei BMW arbeiten will, der muß halt nach Bayern oder Sachsen ziehen. Man kann nicht für jeden Soldaten eine Wunschdienststelle schaffen.
@aufreger | 15. Januar 2014 – 18:54
Können Sie mir bitte eine Bedrohung nennen, die durch unsere Auslandseinsätzte je beseitigt wurde ohne mindestens neue Bedrohungen zu schaffen? Ich kenne keine. Afghanistan z.B. ist ja nun unbestritten ein Reinfall geworden. Die Marinekräfte vor der Küste des Libanon mit der Aufgabe den Waffenschmuggel zu verhindern, konnten genau diesen von Libyen nach Syrien nicht verhindern. Die dortigen kampferfahrenen Terroristen drohen nun, nach ihrer Rückkehr nach Europa, uns selbst zu bedrohen.
Der Sinn von Streitkräften ist die Verteidigungsfähigkeit eines Staates und ist nicht die Pensions- bzw. Rentenversorgung einiger seiner Bürger, die ich jedem Soldat natürlich gönne. Zumal ich selbst diese genieße.
@Stefan
zu 1. Das Geld für den Afghanistan Einsatz mag zwar dann zur Verfügung stehen stehen d.h aber nicht das das den Streitkräften tatsächlich zugute kommt, das würde dann eher in ein anderes Ressort gehen da ja dann offensichtlich die Bw weniger Geld benötigt für ihren Auftrag.
zu 2. Wenn sie also schon von einem kalten Krieg Szenario ausgehen dann aber richtig, mit Mobilmachung und so weiter, d.h. im Kriegsfall sind die Streitkräfte nicht mehr in ihren Kasernen und die Gefahr eines überraschenden Krieges mit kurzer Alarmierung so wie noch im kalten Krieg gibt es nicht mehr weswegen ist in diesem Umfang eine Dislozierung schlichtweg Unsinn ist (das es immer noch Standorte im Norden Süden usw. geben wird wäre ja sogar förderlicher und habe ich auch nicht in abrede gestellt). Das Argument mit den menschlichen Schutzschildern ist mit verlaub schlicht hanebüchen.
Gerade der fehlende erfolg in Afghanistan zeigt das wir erheblichen Nachholbedarf haben, was Strategie (die es für ISAF z.B. erst gegen ende gab), Taktik aber auch politische Willensbildung angeht. Wenn wir Schmuggel unterbinden wollen müssen wir auch das Handwerkzeug dazugeben. Gerade die letzten Jahre haben eindeutig gezeigt das man mit dem Werkzeug Militär gar nicht umgehen kann!
zum letzen:
von: Stefan @ aufreger
„Der Sinn von Streitkräften ist die Verteidigungsfähigkeit eines Staates und ist nicht die Pensions- bzw. Rentenversorgung einiger seiner Bürger, die ich jedem Soldat natürlich gönne. Zumal ich selbst diese genieße.“
Gerade diese Aussage schließt eine reine Verteidigungsarmee aus! Gegen ende der 80er war die Bw fast nur noch mit Uniformträgern bestückt weniger mit Soldaten, Krieg war fern man wusste man wird nicht eingesetzt, hat seinen GDP jedes Jahr umgesetzt und wenn es geknallt hätte wäre der Blitz und das ende schnell gekommen, das war genau das was diese Armee zum Job gemacht hat. Leider sind viele die in diesem Klima groß geworden sind jetzt in leitenden stellen nicht willens und nicht fähig in einer sich veränderten Lage konsequent umzudenken.
P.S. Ich habe dies jetzt natürlich etwas überspitzt dargestellt auch zu dieser Zeit gab es und gibt es engagierte Soldaten die ihre Berufung gefunden hatten trotzdem aus eigener Erfahrung kenne ich genug und in Mehrheit die andere Sorte.
@Forodir | 15. Januar 2014 – 22:24
Zitat: „im Kriegsfall sind die Streitkräfte nicht mehr in ihren Kasernen und die Gefahr eines überraschenden Krieges mit kurzer Alarmierung so wie noch im kalten Krieg gibt es nicht mehr weswegen ist in diesem Umfang eine Dislozierung schlichtweg Unsinn ist“
Haben Sie schon mal etwas von militärischer Nachnutzung von Militärobjekten im Kriegsfall gehört? Auch verlassene Militärobjekte sind für den Gegner nicht uninteressant. Kennen Sie die Zeit die die russischen Raketen zum Start benötigen? Es sind wenige Minuten. Viele Einheiten würden es vermutlich nicht schaffen ihre Dienststellen zu verlassen. Besonders wenn die Kraftfahrer oder Führungspersonal aufgrund von Teilzeit gerade nicht verfügbar sind. Dort gibt es noch ein „Diensthabendes System“. Vermutlich kennen Sie die russischen Militärdoktrien nicht, die einen präventiven überraschenden Militärschlag (auch atomar) ausdrücklich vorsehen. Also vergessen Sie das Märchen von der Unmöglichkeit eines überraschenden Krieges. Warum wohl bastelt die NATO an einem Raketenabwehrsystem?
Zitat: „Wenn wir Schmuggel unterbinden wollen müssen wir auch das Handwerkzeug dazugeben. Gerade die letzten Jahre haben eindeutig gezeigt das man mit dem Werkzeug Militär gar nicht umgehen kann!“
Wenn dem wirklich so ist, dann stellt sich ja um so mehr die Frage nach dem Sinn von Auslandseinsätzen der BW.
Zitat: „Gerade diese Aussage schließt eine reine Verteidigungsarmee aus!“
Ganz im Gegenteil, und Streitkräfte zur Verteidigung sind zudem eine Forderung unseres Grundgesetzes. Und ich bleibe dabei, eine Verteidigungsarmee hätte viele der diskutierten sozialen Probleme nicht.
@ Stefan
Warum wohl bastelt die NATO an einem Raketenabwehrsystem?
Weil Herr Bush einen für die USA und deren Rüstungsunternehmen wollte? Weil der Nato die Themen ausgegangen sind, und sie jetzt nimmt was sie kriegen kann?
@Fordir
Das stellt die Frage nach einem Freiwilligen-/Miliz-System, auch in Bezug auf die Aufwuchsfähigkeit im Krisenfall.
@stefan
Ich kenne die Russische Militärdoktrin sogar ziemlich gut, und ich kenne auch die entsprechenden NATO Strategien aber noch einmal, diese Zeiten sind vorbei und werden auch so schnell nicht mehr kommen wenn sie halt immer noch im Kalten Krieg leben dann mag dies so sein die Welt hat sich inzwischen schon deutlich weitergedreht ob sie es wahrhaben wollen oder nicht ein systemweiter Krieg ist nicht mehr möglich, alle Protagonisten die dazu fähig sind haben einfach zuviel zu verlieren.
und letztendlich ist auch das GG nur Papier und kann in diesem Fall sogar ohne Probleme geändert werden.
@Thomas Melber, Stuttgart
Das ist tatsächlich ein Problem das angegangen werden muss, hier müssen andere Lösungen her als das veraltete mob. Reserve System der Bw. Da bietet sich ein Miliz System oder so etwas wie die National Garde an.
streiche „systemweiter Krieg ist nicht mehr möglich“ setze “ systemweiter Krieg ist sehr(sic!) unwahrscheinlich“
@Forodir | 16. Januar 2014 – 16:08
Nun, dann lesen Sie bitte öfters mal hier:
http://de.ria.ru/security_and_military/
Aber besonders dies:
Atomkriegsuhr: Fünf Minuten vor zwölf
http://de.ria.ru/zeitungen/20140116/267651211.html
@Stefan
Ich lese hier eher was von asymmetrischen Konflikten, Unruhen, failed states usw…trotz aller Unkenrufen scheint es ja eher doch so als ob der Besitz von Atomwaffen dazu geführt hat das diese Staaten dann doch diese eher nicht einsetzten da die Gefahr der gegenseitigen Vernichtung zu groß ist, man kann vereinfacht sagen das gerade die Atomare Bewaffnung zur Friedensperiode in Europa beigetragen hat. Abgesehen davon ist eine konventionelle Armee ziemlich machtlos gegen einen Nuklearschlag.
Also nichts was sie bisher aufgezeigt haben scheint eine reine Verteidigungsarmee zu unterstützen, wenn wir uns Militär leisten wollen dann bitte ein Militär was ich auch einsetze, ansonsten hab ich einen ziemlich teuren Trachtenverein.
Aber lassen wir das doch, da wir völlig unterschiedliche Anschauungen und Weltbilder haben wird keiner den anderen überzeugen können in diesem sinne danke für die angeregte Diskussion und einen schönen Abend noch.
@Forodir | 16. Januar 2014 – 17:30
Es ging mir auch um die massive koventionelle Aufrüstung Russlands und anderer Staaten. Nicht nur bei den konventionellen Mittelstreckenraketen (bis 5500 km Reichweite), sondern auch bei den Panzern, Hyperschallwaffen usw.. Dies geschieht sicher nicht grundlos. Ich finde es naiv zu glauben, der ewige Friede sei ausgebrochen. Russland hat offen gedroht, bei Installation der geplanten Reketenabwehr, diese präventiv zu zerstören. Auch Deutschland wäre dann betroffen. Ein Großkrieg ist damit keineswegs unvorstellbar. Die NATO lässt von ihren Raketenabwehrplänen nicht ab. Die Welt ist in den letzten 20 Jahren kriegerischer und nicht friedlicher geworden.
Aber auch glaube, wir sollten hier die Diskussion dazu beenden.