G36: Jetzt meldet sich Heckler&Koch
Für die Spezialisten und Kenner: Heckler und Koch hat nun selbst Stellung genommen zu den Meldungen über Probleme mit dem Sturmgewehr G36, der Standardwaffe der Bundeswehr.
Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass keinerlei Indikationen für die behauptete Präzisionsproblematik/Streukreiserweiterungen gegeben sind.
Den – sehr technischen – Bericht gibt’s hier zum Herunterladen und Nachlesen
(Foto: Bundeswehr/Kazda via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Endlich!
Die Bundeswehr hat ja inzwischen selbst festgestellt, dass die Munition eines bestimmten Herstellers schuld sei. Zumindest laut diverser Medienberichte. Der Schaden für HK bleibt.
Geschickter Schachzug…..
Wieder ein Beleg dafür das in unserer Mediengesellschaft der eiserne Grundsatz gilt…..
„Schuldig bis zum Beweis des Gegenteils!“
Beim ersten Querlesen fällt auf, dass ziemlich viele Tippfehler enthalten sind. Scheint ein bisschen mit heißer Nadel gestrickt an manchen Stellen.
Klar musste es jetzt schnell gehen. Jetzt wo das Weihnachtsgeschäft läuft. ;-)
So, dann können wir ja wieder beruhigt bei H&K bestellen.
Endlich mal eine substantielle Reaktion von H&K – wobei eine Endredaktion des Textes sicher gut investierte Zeit gewesen wäre.
Das Dokument ist aus versch. Gründen interessant.
Beispielsweise der einsatznahe Beschusszyklus (EBZ) war – entgegen der Medienberichte – keine Aneinanderreihung von Feuerstößen kompletter Magazine.
Gleichwohl habe ich weiter den Eindruck, dass hier beide Seiten sich in ihre Position verrannt haben, anstatt eine zweckmäßige Lösung zu finden.
Oder auch nur einen weiterhin konstruktiven Dialog zu führen.
Tja, das Revival von 7,62 x 51 steht an …
Die 7,62 x 51 war nie weg ;-) und die 5,56mm x 45 ist gekommen um zu bleiben.
Konflikte bringen eben immerwieder die selben Lösungen hervor. Schon die Amerikaner kämpften im 2WK mit dem leichten M1 Carbine und der schweren M1 Garand parallel. Deshalb differenzieren die Amerikaner heute so schön in carbine und battle rifle.
@Thomas Melber:
Bitte nicht schon wieder eine Kaliberdiskussion.
Erstmal wäre ein Revival einer fundierten militärischen Ausbildung auf allen Ebenen notwendig.Denn derzeit weiß die Bundeswehr nicht einmal was sie will, siehe:
http://augengeradeaus.net/2013/11/g36-das-baainbw-protokoll/
Wir reden hier nicht von Cyber oder so, sondern eine Antwort auf die Frage:
Was soll ein vstk Infanteriezug im Jahr 2019 im Bereich Wirkung organisch können??
Dazu gibt es nicht die eine perfekte Antwort, aber man sollte mal endlich eine Linie festlegen und diese dann die kommenden 10 Jahre bzgl. Konzeption, Struktur, Ausbildung und Ausrüstung verfolgen. Natürlich ohne Dogmatismus.
Derzeit will man ein neues Sturmgewehr – aber weiß noch nicht mal was es auf welche Entfernung können soll (siehe BAAINBw-Protokoll).
Da haben Planungsamt und Amt für Heeresentwicklung noch einige Hausaufgaben (Teilkonzeption Wirkung, neues Waffeneinsatzkonzept der Infanterie, Überarbeitung versch. ZDven und HDven etc.) vor sich – aber genau dafür sind sie da.
wie schnell sich hier alle selbstzufriedne zurücklehnen, weil die beiden böcke im garten (bw-führung, hk) ihren sachstandsbericht abliefern. BEIDE stellen haben doch keinerlei interesse an einer fortsetzung der diskussion.
die techn. details die der amtmann da irgendwann zusammengeklaubt hat (die zum verwendeten Kunststoff) lassen mich zumindest etwas stirnrunzeln was dessen grundsätzliche eignung für ein thermisch stark beanspruchtes bauteil angeht.
ich will die besonderen probleme mit bestimmten munitionssorten nicht abstreiten, aber bezweifel mal, dass hier schon das letzte wort gesprochen ist.
——
und 7,62 ? schmarrn, 7,92 solls sein wie bein oppa ;)
@Memoria: Wer sind denn die beiden „Seiten“?
@Z25:
Die eine Seite sind weite Teile in der Bundeswehr (Bedarfsträger und Bedarfsdecker), die die Tauglichkeit des G36 grundsätzlich in Frage stellen und eine weitere Beschaffung in Frage stellen (siehe BAAINBw-Protokoll). Die andere Seite ist H&K, die nun endlich Fakten – natürlich aus deren Sicht – liefern.
Es ist jedoch – auch in obigem Dokument – offensichtlich, dass das Verhältnis zwischen beiden Seiten gestört ist. Ob all das nur auf Fakten beruht bezweifle ich. Hier scheint – auf beiden Seiten – neben ratio – auch Emotion einen erheblichen Einfluss zu haben.
Hilft nicht wirklich bei der Lösung.
Hm……. also ich habe da eine andere Wahrnehmung. Die eine Seite wird durch eine sensationsgeile Medien repräsentiert, die andere Seite ist HK, die allerdings jetzt merkwürdigerweise auf die Bundeswehr schießt. Deren Untersuchungen sollen Behauptungen aus bestimmten Berichten belegen. Die sind alle bekannt und als größtenteils unsinnig widerlegt.
Die Bw an sich hat sich in Ihren offiziellen Verlautbarungen deutlich anders positioniert. Das große Teile von BT und/oder BD die Tauglichkeit grundsätzlich in Frage stellen, ist ein Märchen, dass eben diese Medien erfunden haben.
Schade, dass Sie darauf reingefallen sind. Aber das hat HK ja auch geschafft. Den Machern von Monitor und Frontal 21 usw. kann man nur gratulieren: Erfolgreich Unsinn lanciert.
@Z25:
Natürlich wird das von den Medien nochmals enorm „aufgeplustert“, aber es gibt eindeutig in der Bw eine HK-kritische Fraktion (eher auf Ämterebene als in der Truppe).
Die Medienberichte basieren ja auf Untersuchungen der WTD 91 und weiterer Aktivitäten und Bewertungen der Amtsseite. Zudem sind die Aussagen von AHEntwg II 2 (4) im obigen Protokoll ja auch keine Medienerfindung, oder?
Das BMVg wiederum sieht ja schon aus Reflex nirgends ein Problem. Daher steht das BMVg eher auf der Seite von HK, während die Ämterebene die Dinge er kritisch sieht. Die Truppe wiederum sieht das ganze offenbar nicht als drängendes Problem (siehe BAAINBw-Protokoll).
@ markus, d.Ä. – abwarten bis das Dokument ausgewertet ist. Es ist an dieser Stelle einfach erst mal positiv, dass H&K Stellung bezogen hat.
Die BW hingegen will anscheinend jetzt irgendwelche Munitionsprobleme als Ursache für die Streukreiserweiterung entdeckt haben – was sich nach BAAINBw Protokoll etc… irgendwie nach einer weiteren seltsamen Kehrtwendung anhört. Vielleicht bekommt die BW nun ihre Seite auch mal mit einer Klarstellung in den Griff.
Spätestens wenn man diese beiden Stellungnahmen dann übereinander legt, wird man wissen was Sache ist.
„die Aussagen von AHEntwg II 2 (4) im obigen Protokoll ja auch keine Medienerfindung“
Nein, natürlich nicht. Aber was ein einzelner OTL in einer internen Sitzung gesagt hat, ist ja wohl auch nicht „die“ Meinung der Bundeswehr. Vielleicht muss jetzt auch noch ein offensichtlich überforderter ehemaliger TRAR zitiert werden, denn man grundsätzlich missverstanden hat und er deswegen Kieler Abgeordneten sein Leid klagt…….
Aber immer nur die Äußerungen herauspicken, die in den Kram passen, ist ja für den ganzen Vorgang symptomatisch……
Man frage sich eher cui bono, um zu erfassen, wer da etwas launcht.
@Z25:
Wir sind uns glaube ich in der Sache einig, dass das ganze Thema sehr stark aufgebauscht wird und es weiter an einer validen Datenbasis fehlt – jedoch aus meiner Sicht bereits Bundeswehr-intern. Das ist jedoch im Kern kein Medien-Problem, sondern fängt Bundeswehr-intern an.
Die Meinungsbildung im AHEntwg, Gruppe Infanterie, hat jedoch unmittelbare Auswirkungen auf die Bedarfsplanung des Heeres – es ist also nicht ein „einzelner OTL“.
Die aus meiner Sicht nicht schlüssige Herleitung macht daher umso mehr Sorge.
Cui bono, ist genau die richtige Frage.
Schaut man sich den Verlauf der offensichtlichen Kampagne der letzten 3 Jahren an, so nähert man sich immer mehr einem Ergebnis:
Verdrängung des G36 als Standardgewehr der Bundeswehr.
Nutzt HK wenig, aber Anderen sehr.
„aber es gibt eindeutig in der Bw eine HK-kritische Fraktion (eher auf Ämterebene als in der Truppe).“
Woran liegt das? Schließlich ist HK Technologieführer.
Die Truppe wäre schon froh, wenn die BW in ausreichendem Maß Anbauteile und zB var. Schulterstützen zur Verfügung stellen würde. Das Hinauszögern von Investitionen und Verbesserungen bei den Handfeuerwaffen ist schon seit über 10 Jahren von unglaublicher Peinlichkeit. Die haben andere Probleme als ein neues Sturmgewehr.
@Memoria: „Nutzt HK wenig, aber Anderen sehr.“
So wird das wohl sein………….
@xyz:
Sehr richtig. Die variabl. Schulterstütze wird seit Jahren gefordert.
Aber es ist halt seit Jahren alles Andere wichtiger
Die Verbesserung bleibt jedoch bereits auf der Ämterebene der Bedarfsträger stecken.
Da (!) gibt man lieber nochmal das 10-fache für irgendwas Anderes aus.
Die Modifikationen am G36 (Schulterstütze, Optik) wurden – abgesehen von IdZ-2 und G36KA3 – erneut verschoben, nun auf 2015.
Die Veranwortung hierfür hat jedoch Großteils der Bedarfsträger, der das Thema weiterhin nicht mit Nachdruck verfolgt.
Die anhaltenden G36-Diskussionen waren hier zusätzlich kontraproduktiv.
@Memoria 19:59
Die Diskussion hat doch HK in dieser Studie wieder angestoßen, wohl nicht ganz uneigennützig. Wie Sie wissen läuft sie ja auch in den USA, obwohl man natürlich auch versucht, die ballistischen Eigenschaften von 5,56 x 45 zu optimieren.
Mit Blick auf den Kunststoff der Rohrbettung waere es Interessant gewesen, zu sehen, wie es sich bei hoeheren Temperaturen, jenseits des EBZ Verhaelt.
Die Fragen die sich mir nach dem ich den Bericht gelesen habe sind:
Wird bei der EBZ, bei 21 C Raumtemperatur bereits der Glaspunkt des Kunsstoffs der Rohrbettung ueberschritten?
Falls Nein, wird bei Erhoehung der Aussentemperatur im Bereich von 10 C oder 20 C, oder etwas staerkererem Belastungsfeuer der Glaspunkt erreicht?
Gibt es im Falle des Ueberschreitens des Glaspunkts eine starke Streukreisvergroesserung.
Es waere etwas zu viel verlangt von Hk ueber die Anforderungen der EBZ hinauszugehen. Dennoch waere es Interessant, und auch im Fall das eine Grenze aufgezeigt wird, waere das nicht unbedingt ein Mangel der Waffe. Sondern schlimmstenfalls einer der Anforderungen. (Heute waer es aber auch ungeschickt von Hk zu bestaetigen, dass die Waffe bei Ueberschreiten des Schmelzpunkts, zB in Hochoefen, irreversiblel an Genauigkeit und Zuverlaessigkeit verliert.)
Thema Medien: Mir kommt es gerade wie ein Reflex vor, dass auf einmal eine Presse-Hetze gesehen wird. Ich erinnere an die vorigen G36 Kommentare, in denen HK nicht gerade zurueckhaltend kritisiert wurde. Mein Eindruck war bisher, das hier deutlich mehr Soldaten (+ a.D.) als Journalisten schreiben.
Wenn von Seiten der Armee und der als „Experten“ vorfuehrbaren nur ein: „Ist halt so, Waffen die heiss sind treffen etwas weniger gut.“ Waere das Thema vielleicht nie ueber ein Paar Meldungen rausgekommen.
@ Thomas Melber, Stuttgart – Nein, das Thema ist durch – auch in den USA. Es wurde 50 Jahre intensiv diskutiert; renomierte Experten haben Regalmeter mit erschöpfenden Analysen geschrieben; Es wurden diverse aufwändige empirische Untersuchungen unternommen usw..
Fazit:
Die 223. Rem und die 308. Win werden uns noch lange parallel erhalten bleiben.
Das Landgericht Köln hat in erster Instanz eine Klage des Waffenherstellers Heckler & Koch gegen das Handelsblatt abgewiesen (siehe handelsblatt.com, „Heckler & Koch verliert gegen Handelsblatt“).
HK wollte die Überschrift „Bundeswehr kauft Tausende untaugliche Waffen“ verbieten lassen.
Aus Sicht des Gerichtes beruhten Artikel und Überschrift auf der „unstreitigen Feststellung, dass das Sturmgewehr G36 der Klägerin nach 150 Schuss Schnellfeuer nicht mehr zu Präzisionsbeschuss in 200 Meter Entfernung in der Lage ist.“
Das Oberlandesgericht Köln war im vorausgegangenen Verfügungsverfahren noch anderer Auffassung gewesen und hatte die Überschrift verboten.
Also weiterhin allgemeine Verwirrung aufgrund einer weiterhin wenig belastbarer Datenbasis.
Man darauf darauf warten bis die Presse die Stilblüten aus obiger HK-Stellungnahme aufgreift („Kampf gegen (…) das Christentum“) und mit der Gerichtsentscheidung für die nächste Runde „G36-Bashing“ verbindet. Unabhängig von den Fakten.
Zumal das mediale Interesse mit Blick auf die Ministerin noch steigen dürfte.