RC N Watch: Vizegouverneur von Balkh entgeht knapp Attentat

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Was im Norden Afghanistans in der Fläche passiert, insbesondere in den Provinzen Kundus und Baghlan, wird nach dem Abzug der Bundeswehr aus diesen Regionen hierzulande kaum noch wahrgenommen. Die Auseinandersetzungen, nicht nur mit Taliban, sondern offensichtlich auch zwischen anderen rivalisierenden Gruppen und Vertretern des afghanischen Staates halten an – und haben am (heutigen) Sonntag auch das vergleichsweise ruhige Masar-i-Scharif in der Provinz Balkh erreicht: Der Vizegouverneur Mohammad Zahir Wahdat entging nur knapp einem Anschlag eines Selbstmordattentäters (Foto oben) , ein unbeteiligter Zivilist wurde dabei getötet, wie AFP berichtet:

The attacker carrying bombs on his body jumped out of a roadside ditch and ran into the motorcade of Balkh province’s deputy governor before detonating the explosives.
The deputy governor, Mohammad Zahir Wahdat, survived unhurt in his armoured vehicle but two of his bodyguards were wounded, provincial police chief Abdul Rahman Rahimi told AFP.
A civilian passer-by was killed and two other civilians were wounded, the police chief said.

Über die Zahl der Opfer gibt es noch keine endgültige Klarheit, nach Angaben der afghanischen Internet-Nachrichtenseite Khaama Press wurden zwei Menschen getötet und vier verletzt.

Die Spannung im ganzen Land ist ohnehin hoch – vor einer für kommende Woche geplanten Ratsversammlung, einer Loya Jirga, die über den Abschluss eines Sicherheitsabkommens (Bilateral Security Agreement) mit den USA abstimmen soll: Knackpunkt ist dabei die Frage, ob bei einer weiteren Stationierung amerikanischer Truppen nach dem Auslaufen der ISAF-Mission Ende 2014 die Regelung weiter gilt, dass ausländische Soldaten dem Recht ihres Heimatlandes und nicht afghanischem Recht unterliegen. Ohne ein solches Truppenstatut würden die US-Truppen vom Hindukusch abziehen – aber auch die Soldaten anderer Nationen, einschließlich Deutschlands, die ihre Soldaten nicht der islamischen Scharia unterwerfen wollen. In der Hauptstadt Kabul hatte es trotz der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen vor dieser Loya Jirga am (gestrigen) Samstag einen Anschlag gegeben, bei dem zahlreiche Menschen starben.

Nachtrag: Nach einem Bericht des Guardian wird in einem UN-Report geschätzt, dass in den vergangenen zwölf Monaten bis zu 12.000 Aufständische getötet, gefangen genommen oder verwundet wurden. Eine Schwächung bedeute das noch nicht:

But with violence in the country soaring to levels „not seen since 2010“, the report gives little hope of a respite in fighting as the country prepares for the end of the Nato combat mission next year. (…)
The Taliban remains a powerful and well-funded force, the report says, with the movement raising $155m in 2012 from illegal opium production.

(Foto: Der Wagen des Vizegouverneurs nach dem Anschlag – Afghanistan Independent Directorate of Local Governance)