Patriot-Abwehrraketen an der türkisch-syrischen Grenze: Türkei will Verlängerung
Der Einsatz von Patriot-Flugabwehrraketen der NATO im südtürkischen Grenzgebiet zu Syrien soll über das erste Jahr hinaus weiter gehen: Die Türkei bat die Allianz nach Berichten türkischer Medien darum, die Stationierung um ein weiteres Jahr zu verlängern.
In der Region sind Patriot-Einheiten aus Deutschland, den USA und den Niederlanden im Einsatz – nur diese drei Nationen verfügen in der NATO über den neuesten Stand der Flugabwehrsysteme, die auch zur Raketenabwehr geeignet mit dem Flugkörper PAC-3 optimiert sind.
Die Entsendung hatte der Bundestag am 14. Dezember 2012 beschlossen (zum Zeitablauf mehr hier), das Mandat ist bis Ende Januar 2014 befristet. Wenn der Einsatz im Bündnis fortgesetzt werden soll, muss dem zunächst der NATO-Rat, also alle Mitgliedsländer, zustimmen, ehe der Bundestag das Mandat verlängern kann.
Vielleicht führt die Anfrage der Türken ja auch in der NATO erst mal zu einer Grundsatzdebatte über Luftverteidigung. Vor dem Hintergrund, dass die Türkei mit China über die Lieferung von Flugabwehrsystemen verhandelt. Die sind zwar viel billiger als das, was zum Beispiel die USA anbieten – aber nicht wirklich kompatibel mit der intergrierten NATO-Luftverteidigung. Und zudem soll der chinesische Lieferant gegen Sanktionen im Handel mit anderen Staaten verstoßen haben.
Nachtrag: Aus dem Verteidigungsministerium werde ich darauf hingewiesen, dass meine obigen Darstellung in einem wichtigen Punkt nicht stimmt: Der Bundestag könne auch ohne erneute türkische Anfrage einer Verlängerung des Mandats zustimmen – zumal der Nordatlantikrat seinen Beschluss ohne zeitliche Befristung ausgesprochen habe. Außerdem sei in dem Schreiben der Türkei an die NATO nicht von einer Verlängerung um ein Jahr die Rede.
(Foto: Vorführung einer deutschen Patriot-Staffel am 18. Dezember 2012 in Warbelow)
Ein wenig textuell irreführend…
„nur diese drei Nationen verfügen in der NATO über den neuesten Stand der Flugabwehrsysteme, die auch zur Raketenabwehr geeignet sind.“
Falsch: ‚geeignet ‚
Richtig: ‚optimiert‘ (mit dem Pac 3 Flugkörper)
geeignet sind auch die Pac-2 Kisten… halt nur weniger effektiv und effezient ;)
Yep, stimmt. Wird korrigiert.
Spannend wäre dann mal, wie man sich seitens der Regierung dazu Äussert. Personell hatte man ja wohl schon mit den letzten Kontingenten arge Probleme…
Vielleicht könnten die Türken ja auch mal die griechische Luftwaffen um Unterstützung bitten. Da wäre auch der Anmarsch nicht so weit.
@ Kerveros:
Welche Regierung? … Sollten die uns mit ihren Statements zu den Koalitionsverhandlungen nicht gehörig verar***en, dann dürften wir dieses ja noch keine Regierung haben. Die „alten Posteninhaber“ sind nicht mehr die Regierung. Die haben die Posten nur noch geschäftsführend inne bis der neue Amtsinhaber feststeht. Sie haben quasi die Funktion eines Insolvenzverwalters … Also wird man kaum irgendwelche verbindlichen Aussagen … geschweige denn schnellen Entscheidungen … erwarten können.
PS: Ich würde ja die Frau Schwesig als Verteidigungsministerin bevorzugen. Gleicher Sachverstand wie der alte Amtsinhaber, dafür eindeutig mehr Fachkompetenz in Sachen „Vereinbarkeit von Familie und Dienst“ etc. … Ich glaube, daß Frau Schwesig die Bundeswehrangehörigen auch weniger als Nummer bzw. Verwaltungsakt betrachten würde …
Was will die Türkei wirklich?
Erst legt man sich an wie dem Irak als die USA nicht über Türkei durfte.
Dann ja zu Pat, dann wieder mit China im Arm und bestellt das China Flak System.
Und der zick zach der geht immer weiter und unsere Politiker meinen man kann wieder die Uhr auf 0 stellen aber das gegen teil findet Statt
, Pro Nato und dann wieder Pro Schanghaier Abkommen , und stellt sich mit Putin auch auf gut wenn nicht Syrien wäre , Türkei will wieder Kontrolle über das ehem. Syrien das zu Türkei gehörte , und Putin will kein Sunniten reich
Und 2014 geht das alles weiter
@Kerveros
Die Kontingente sind schon nach einem Jahr schwer zu besetzen? Ist FlaRak nicht durchhaltefähig? Und wenn nicht, weiß TdM das oder ist zumindest schon die Vorlage in der Bearbeitung?
Ich zweifle immer mehr an der Regierung und auch an der Opposition.
Militärisch fallen mir NUR Nachteile und Veränderungen durch die Reform ein, außer die ziv. Firmen verdienen gut an Rüstung und Infrastruktur. Oder ist das nur ein weiterer Schritt zur Abrüstung gegen Null?
@Hans:
Wenn man das oben nicht weiss, dann muss man schon dement sein. Nach dem Grundsatz von breite vor Tiefe ist die FlaRak zu einer Truppengattung mit Randgruppenbefähigung mutiert, von der man keine Durchhaltefähigkeit mehr verlangt hat – zumindest hat sich der Minister seiner auch über die Sts dahin gehend geäussert, dass man dann bestimmte Fähigkeiten auf Kosten der Durchhaltefähigkeit erhält.
Davon aber mal ganz abgesehen: was das eigentliche FlaRak-Personal angeht soll sich mal ein amtierender FlaRaki äußern… es klemmt ja schon in den querschnittlichen Bereichen.
Es hat auch nicht ein Jahr gedauert, sondern maximal das erste Kontingent.
Was den Rest angeht: wie gesagt – mit Ansage. Erhalt der Fähigkeitsbreite vor Erhalt der Durchhaltefähigkeit… einfach hier mal graben. Das war vor etwas über zwei Jahren auch hier reichlich Diskussionsthema.
Ob es NUR Nachteile durch die Reform giebt, vermag ich nicht zu beurteilen. Rein der Statistik folgend sollte sich damit auch das eine oder andere verbessert haben.
@ Hans @ Kerveros
Die Kontingente sind nicht ers seit einem Jahr schwer zu besetzen sondern waren dies bereits von Beginn an. Ein Geschwader 5 mit 8 Kampfstaffeln und ein halbes Geschwader 1 mit 4 Kampfstaffeln aufgelöst. Woher soll die Man Power kommen. Parallel dazu werden aber Kameraden aus den aufgelösten Süd-Verbänden in den Norden und Osten versetzt auf sogenannte Dpak-Posten weil alle Stellen dort besetzt sind. Geht es aber dann um den Einsatz scheitert es an den 90/5 Untersuchungen von genau diesen Kameraden die diese Dienstposten besetzen und auf einmal sollen dann die Kameraden die man mit Dpak Posten verarscht fuer den Einsatz herhalten.
Tolle Reform….alles sehr durchdacht und wie immer auf dem Rücken der Soldaten ausgetragen…..
@Kerveros
Wieso? Der Minister hat in der neuen KdB festgelegt, dass ein FlaRak-Verband für einen Einsatz durchhaltefähig gestellt werden kann. Also geht er davon aus, dass dem so ist. Bevor er also keine schriftliche Vorlage bekommt…..
Wie soll flarak denn durchhaltefähig sein, wenn die einzigen offiziellen Einheiten unterbesetzt sind? Natürlich können einige aus aufzulösenden flarak Staffeln kommen, aber diese sind derzeitig noch mit der Auflösung beschäftigt was nunmal auch nicht von heut auf morgen geht und das sind nunmal ne ganze Menge dank der Reform. Also sind die nordverbände ziemlich schwach belegt. Außerdem kennen das bestimmt auch andere Einheiten dass viele erst in der Ausbildung sind also fallen da noch mal jede Menge weg. Grade Patriot mit dem USA Lehrgang für ein Jahr. Ja für euch klingt das wie Urlaub. Aber das ist es nicht wenn man Freunde und Verwandte oder gar seine Frau ein ganzes Jahr nicht sehen kann und dann soll man gleich nach 14 Tagen Pause in die Türkei oder halt Köln mischt sich ein und schickt einen erstmal nach Heide zu nem vierwöchigen Lehrgang. Man sollte doch bedenken dass wir alle nur Menschen sind und keine Maschinen. Einige von uns waren jetzt sogar schon das zweite mal in der Türkei. Ja ich bin gerne Soldat und gehe auch in den Einsatz ohne Frage, aber ich liebe auch meine Familie und das Personal ist derzeitig bei flarak vor allem in den Mangel ATNs sehr schwach besiedelt. Leider nimmt flarak einem derzeitig die Luft zum atmen die man mal gut gebrauchen könnte zw Lehrgängen, Alltagsjob und Einsätzen.
Ich erinnere mich an die FlaRak (deswegen bitte ich, diesen persönlichen Eindruck als nicht mehr und nicht weniger als das zu werten, und es liegt mir auch fern, hier etwaigen Aktiven persönlich auf den Schlips zu treten!) als eine Truppengattung, die recht lange vom „Glanz alter Tage“ zehrte, erst der dauerhafte „scharfe“ Schichtbetrieb während des Kalten Krieges auch in Friedenszeiten, dann die FlaRak-Cluster der 1990er, wo die Waffengattung (entschuldigung, in der LW der „Dienstteilbereich“…) mit einem zwar wirksamen, aber irrsinnigen Kräfte- und Materialansatz (Hawk, Roland, Patriot überlappend, dazu aus heutiger Sicht geradezu spektakuläre Übungen wie Roving Sands in New Mexico) dastand.
Ob die Truppe es in den letzten Jahren dann wahrhaben wollte oder nicht, mit den Anforderungen einer Einsatzarmee, die über die Mittel der BW verfügt, ist selbst ein Waffensystem wie das „hochmobile“ Patriot schwerlich vereinbar – auch wenn es beweglich ist, ist der Wanderzirkus aus Radfahrzeugen, den es braucht, um nur eine einzige Staffel P auf dem Landwege zu verlegen, beeindruckend, von See- oder gar Lufttransport ganz zu schweigen.
Über den Standort-Irrsinn, wie etwa die Verlegung von Roland-Personal von Wangerland / Ostfriesland über Leipheim / Schwaben nach Leck/Stadum /dänische Grenze innerhalb von zwei Jahren, oder die Verlegung der FlaRakGrp 25 vom infrastrukturellen Optimalstandort Ahlhorn auf den Trümmerhaufen in Leck, der erst mühsam saniert und dann doch flarakmäßig aufgelöst wurde, will ich mich nicht weiter auslassen. Der materielle und personelle Kahlschlag zwischen 2003 und 2011 trieb jenseits dessen vor allem das altbekannte Häuptling-und-Indianer-Problem innerhalb der FlaRak auf die Spitze: Weniger Kampfkraft an der Basis, bei überproportionalem und jenseits aller in der Flugabwehr notwendigen Redundanzgedanken aufgeblähten Führungsapparat, gleichzeitig der seitens der Führung offenkundig empfundene Zwang, die teure und im Einsatz bis dato „unsichtbare“ Waffe irgendwie in ein zeitgemäßes Licht zu rücken. Da wurde viel Blödsinn gemacht, um die schöne Traumwelt aufrechtzuerhalten.
Ich erinnere mich noch gut an das erste zu stellende NRF-Kontingent 2005, als nach vollmundigen Ankündigungen des verantwortlichen Geschwaders bereits in dessen Stabsbereichen eine so große Zahl wohlgenährter Häuptlinge nach dem 90/5er als nicht einsatztauglich deklariert wurde, das bereits hier das geforderte NRF-Mengengerüst nur unter hanebüchenen Anstrengungen befüllt werden konnte. Und ja, auch Herrschaften, die sich bislang als problemlos tauglich für einen dreijährigen „Einsatz“ an der RakSLw im sonnigen El Paso erachtet hatten, stießen hier plötzlich an die Grenzen ihrer körperlichen und mentalen Verlegebereitschaft.
Nachdem man sich zu Anfang vor der Truppe mit großem Tamtam und Helm-auf-beim-Antreten als das „erste Atom in der Speerspitze“ der NATO präsentiert hatte, sank der Anspruch beständig, bis irgendwann einer der S3-Offze kleinlaut murmelte, das Ganze wäre „ja eh erstmal nur eine Meldeübung“ gewesen… Wie es in dieser Zeit bei all dem Trubel um die reellen Individualfertigkeiten der Soldaten jenseits des Waffensystems bestellt war, können sich die Mitforisten sicher denken.
Neben dem üblichen Heldenklau war auch das Zusammenzaubern technisch einsatzfähiger Kampfstaffeln immer ein Abenteuer – insbesondere mit den seinerzeit recht frischen Config3-Radargeräten (die gehören zur erweiterten TBM-Abwehrfähigkeit) hatten TOs und Wartungsmannschaften ihren Spaß.
Es wäre wirklich spannend zu hören, wie es heute in der FlaRak aussieht. Zumindest die (nicht unbedingt überall willkommenen) OMLT-Einsätze haben dem VErnehmen nach wenigstens einen Teil des Personals zwangsläufig etwas „geerdet“. Ich (als mittlerweile Außenstehender) habe mir bei Betrachtung der Einsatzaufgaben der FlaRaker in AFG und TUR stets gewünscht, es möge in den verbliebenen Verbänden mittlerweile nicht mehr so sein wie vor etwa 10 Jahren…
In diesem Sinne ein „Missile Away“ an die Aktiven!
@schorsch:
Mal abgesehen von theoretischem Anspruch bei vorhandener Soll-Austattung mit Personal und Material vs Realität:
die aktuelle KdB sagt:
„Es sind Fähigkeiten auszuplanen, die die Übernahme der Verantwortung als Rahmennation für eine auf ein Jahr begrenzte Operation, deren Anforderungsprofil ähnlich dem eines Einsatzes zur Bündnisverteidigung ist, ermöglichen mit den Schwerpunkten“
mit „zur Luftverteidigung einschließlich Flugkörperabwehr“
ABER
„Es sind Fähigkeiten auszuplanen, die für Folge- und Stabilisierungsoperationen durchhaltefähig die Übernahme der Verantwortung als Rahmennation für eine lang andauernde Operation ermöglichen mit den Schwerpunkten“
mit „einem Einsatzverband bodengebundene Luftverteidigung,“
ERGO…
Flugabwehr MIT Flugkörperabwehr ist NICHT durchhaltefähig gemäß KdB auszuplanen.
Es ist schon wieder ein paar Monate her, dass ich das gute Machwerk in Gänze gelesen habe, deswegen möge man mich eines Besseren belehren, aber von Durchhaltefähigkeit in TBM-Rollen wüsste ich da nichts gelesen zu haben…
Praktischer Gedankenansatz: bei zwei Staffeln Patriot im Einsatz (6×2=12) müssten wir theoretisch durchhaltefühig sein, zumindest was die reine FlaRak-Komponente angeht, so diese denn personell und materiell auf der Höhe ist und wie bereits gesagt: dazu muss sich jemand äußern, der da drin steckt – nicht mein Sachgebiet ;)
Bodengebundene LV umfasst ja auch Späße wie Mantis, Ozelot und Stingertrupps…
@Spring-Brauner:
Die FlaRak war die letztenJahre mangels originärer Betätigung personelle Reserve für alles andere außer FlaRak… ;)
@Kerveros
Aus was soll denn der Einatzverband bodengebubdene Verteidigung bestehen, wenn nicht aus Patrioten? Ist die FlaRak dann nur durchhaltefähig ohne PAC3?
Naja, auch ein MG3-Schütze ist ja bodengebundene Luftverteidigung :-)
@Schorsch:
Wording ist da wichtig!
Bodengebundene LV (in der KdB angesprochen) ist ungleich FlaRak, die ja nur einen Teil der Bodengebundenen LV ausmacht, neben den angesprochenen MGs oder Mantis. Mantis ist ja durchaus auf Durchhaltefähigkeit ausgelegt und per Definition LV… solange man also nur mit den Oberbegriffen spielt ist das ein weites Feld.
Ozelot ist ja per se auch FlaRak ;)
Konkrekt wird es bei den Fähigkeiten zur Flugkörperabwehr, weil eben das in den Luftwaffe primär auf Patriot gemünzt ist…
Spaß am Rande:
http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK9nHK9ktTEXL3E0rQSvZTM1CT9gmxHRQDt-aSA/
müsste auch mal aktualisiert werden ;)
http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK9nHL9cJBsSqpecn5eagmILEnNK8kEkulFiSX5RXoF-UUlOSCZ0qIioIxeZop-pIGhi5OBmQEMGNZYGnk5ugSamZi6eDoF6Rfk5joCANhlJAg!/
„Am 21. August 2010 billigte der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg einen gemeinsamen Vorschlag der Führungsstäbe Heer und Luftwaffe zur Zusammenführung aller Kräfte der bodengebundenen Luftverteidigung in einer Teilstreitkraft, der Luftwaffe. In der Folge hat die Luftwaffe zukünftig ein breiteres Fähigkeitsspektrum sicherzustellen als jemals zuvor; vom Schutz gegen Angriffe durch Raketen, Artillerie- und Mörsergeschosse im Nächstbereich bis hin zur Abwehr von ballistischen Flugkörpern. „
Der Kommentar des Spring-Brauner ist mir wie aus der Seele geschrieben. Und dabei hat er noch einiges ausgelassen.
Ui, da ist aber Stimmung!
Robust und durchhaltefähig sollte sie sein, die neue Struktur. Rausgekommen ist unausgegorener Murks und viele vergraulte FlaRakis, die jetzt alle mit großen Augen zusehen, wie die kläglichen Reste der Aktiven mürbe gemacht wird.
Aber so geht es eben, wenn einsatzbereite und motivierte Soldaten im Rahmen der Auflösung und „Bestenauslese“ in alle Ecken Deutschlands versetzt werden, um dort ungewollte tolle und attraktive Dienstposten zu besetzen, während gesundheitlich Angeschlagene, persönlich verhinderte oder ab und zu auch einsatzunwillige die verbliebenen Dienstposten im aktiven Geschwader bekommen. Das ist sicher nicht die Masse, aber es sind eben zu viele an zu wichtigen Schlüsselpositionen, um alle Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen.
Ich denke, der Glanz der FlaRak ist längst verflogen. Zu vielen wurde in den letzten Jahren durch die kopflosen Reformen auf den Schlips getreten… mal sehen, wie lange der Rest durchhält.
In diesem Sinne
Missile Awawy!
El Paso und Kreta können alle-
TUR nur die wollen (90/5)
Und das ist schade…
@Nickname
Ist ja nicht nur ein Problem der FlaRak – aber durchaus eines, dem die Führung entgegen wirken könnte… so man denn wollte.
@all: Danke für die Beiträge zur aktuellen Lage. Ich überlege gerade, was mich mehr besorgt – die Beschreibung des aktuellen Ist-Zustandes, oder die Tatsache, das sie mich in keiner Weise überrascht?
Es liegt mir fern, hier mit der ollen „früher-war-alles-besser“-Kamelle anzufangen oder in das beliebte pauschale Führungs-Bashing abzudriften, das wäre alles zu kurz gedacht und hilft hier nicht weiter. Als ich gestern morgen meinen Beitrag schrieb, merkte ich aber trotzdem wie sich, trotz meines heutigen, milde stimmenden zeitlichen Abstandes zum Beschriebenen, tatsächlich noch ein spontaner Magensäureüberschuss bemerkbar machte. Hätte ich nicht gedacht. Für mich als unbedarften Zauberlehrling war die Situation seinerzeit vor allem ein – mitunter sehr irritierendes – Lehrstück für eine kaum für möglich gehaltene Erosion des Vertrauens der Mannschaften und des Uffz.-Korps in „ihre“ Führung. Und eines, das tief prägt.
Wo wir dabei sind: @kerveros: Was „die Führung“ angeht, so wirkt hier sicherlich dasselbe Dilemma wie auch anderswo in der Bw: Die meisten Jungs, die sich in meinem beschriebenen Fall auch mal getraut haben, Fragen zu stellen, offensichtliche Mängel nicht nur elegant zu überspielen und um Rückhalt zu deren konstruktiver Abhilfe zu bitten, haben alle früher oder später entnervt aufgegeben. Wer konnte, ging. Diejenigen, die jeden für jedermann noch so offensichtlichen Schwachsinn offensiv vor ihren Soldaten vertreten haben, als wäre er das Normalste und Richtigste von der Welt, sind – hurra – der Waffe erhalten geblieben und empfehlen sich heute als heiße Anwärter auf die wenigen verbliebenen flarakspezifischen Führungsdienstposten jenseits A14. Einige sehr löbliche Ausnahmen gibt es hier zwar (!), aber wohl leider zu wenige. Ob das die besten Voraussetzungen für offenbar heute mehr denn je notwendige Verbesserungen sind, bezweifle ich.
@all
Zur Info Nachtrag oben.
@Spring-Brauner
„Die meisten Jungs, die sich in meinem beschriebenen Fall auch mal getraut haben, Fragen zu stellen, offensichtliche Mängel nicht nur elegant zu überspielen und um Rückhalt zu deren konstruktiver Abhilfe zu bitten, haben alle früher oder später entnervt aufgegeben. “
Ahjo… kennen wir, ABER: wenn denn alle gingen, die befähigt und gewillt sind dies zu tun, dann
(a) stützen eben die Fähigen das System der Unfähigen (nicht zu sagen: sind die wahren Schuldigen an der Misere ;) )
(b) fehlt da aus meienr Sicht doch der soldatische Kampfgeist.
Spielt es wirklich eine Rolle ob man auf A10, A12 oder A16 sitzt, wenn es darum geht, den Verstand einzusetzen?
Ich habe genug A11er gesehen die A15ern die Karten gelegt haben… im Wiederholungsfall – es wurde ihnen aber fast auch schon sträflich leicht gemacht.
Der Einzige weg daran etwas zu ändern ist koseqent dagegen anzugehen. Deswegen: so sehr ich die Motive derjenigen verstehe, die gehen… sie halten den Systemfehler am Leben.
Davon mal ab: die entspanntesten und kompetestesten Gestalten in dem Bereich, den ich kenne, sind EdK14-Leute… kein Zwang sich anzubiedern, in gewisser hinsicht unanscheissbar und seltenst ein Blatt vor dem Mund. A14+ ist zwar karrieretechnisch und finanziell attraktiv, aber wenn das bedeutet, dass man sich dafür verbiegen müsste…
Als ich zur FlaRak kam hatten wir SECHS Geschwader mit 15 Gruppen´. Heute gibt es noch EIN Geschwader mit DREI Gruppen. Und dieses EINE GEschwader soll (weil etwas anderes wird politisch ja nicht zugelassen) MINDESTENS das gleiche Pensum stemmen können, wie die sechs Geschwader Mitte der 1990er: Kreta, NATO OP-EVALS, Einsätze (OMLT, TUR), Übungen, Ausbildungsbetrieb, Hochwasserhilfe und so weiter und so fort …
Jetzt überschlagen wir mal ganz kurz die Zahlen: Zwei Staffeln sind in der TUR, zwei weitere müssen sich theoretisch darauf vorbereiten und – sobald das System eingespielt ist – sind zwei weitere Staffeln mit der Nachbereitung des Einsatzes befasst. Das ist bereits nominell die HÄLFTE der deutschen FlaRak.
Daneben haben wir noch nicht EINEN Tag im Heimatverband Ausbildung betrieben, es ist nicht EIN MANN/FRAU mal krank oder schwanger geworden, wir haben nicht EINEN Tag Jahresurlaub genommen, es gab noch nicht EINEN unbesetzten Dienstposten oder eine lehrgangsbedingte Abwesenheit. In diesem Bild ist auch JEDER Soldat zu jeder Zeit 100%ig auslandsverwendungsfähig. Wir haben uns nicht eine Minute um die regulären Verpflichtungen gekümmert … solche Kleinigkeiten wie Jahreschießen oder NATO-Überprüfungen … so etwas muss ja bekanntermaßen auch nicht vorbereitet werden, sondern kann „aus der hohlen Hand“ absolviert werden. Und zu allem Überfluss ist in diesem Konzept auch ein mittlerweile 30 Jahre altes Waffensystem noch nicht EINEN Tag ausgefallen.
Ist die FlaRak also durchhaltefähig …? Nein, das ist sie NICHT (mehr). Aus MEINER FlaRak-Realität als ehemaliger Staffelchef und Kommandeur ist mir der Spruch in Erinnerung geblieben „FlaRak kann alles“.
DAS ist aber auch nur noch eine Erinnerung, der die Realität von 2013 ins Gesicht spuckt.
Ich möchte die Damen und Herren Politiker (und insbesondere den Herrn Bundesminister) nur EINEN Monat in einer Kommandeurverwendung sehen … DAS wäre ein Spaß …^^
@Kommentator:
Ich kann nur nochmals auf die aktuelle KdB verweisen: die FlaRak ist auch nur noch auf eine maximale Einsatzdauer von einem Jahr ausgeplant.
Einzig der Gesamtverbund LV _soll_ eine Durchhaltefähigkeit besitzen.
Der Minister hat vor dem Hintergrund des Leitspruches ‚Breite vor Tiefe‘ expressis verbis proklamiert, das der Erhalt von Fähigkeiten vor Erhalt von Durchhaltefähigkeit geht.
Das Einzige, was aber scheinbar stringent durchhaltefähig ist, ist wohl die Vergesslichkeit der politischen Führung hinsichtlich der zeitlich vor dem Präsenz verorteten Aussagen…
Mal nüchtern gesehen:
Im Falle der Anfrage einer Verlängerung des Einsatzes TUR wäre es konsequent und einzig richtig dieses mit Verweis auf die Struktur gemäß KdB abzulehnen, weil per Definition nicht vorgesehen und daher hinsichtlich der dafür vorgesehenen Ressourcen nicht durchführbar.
Zwei Dinge werden aber regelmäßig nicht passieren:
(1) Die militärische Führung wird regelmäßig nicht melden ‚wir können nicht‘ und
(2) Die politische Führung wird regelmäßig nicht sagen ‚wir wollen nicht‘.
Ebenso regelmäßig wird dann das Militär in einer falsch verstandenen Interpretation des Primates der Politik einen Weg für eine Umsetzung finden. Im Anschluss wird man ja befinden, dass alles umsetzbar war und deswegen das Gejammer der Truppe einmal mehr ohne wirkliche Substanz.
Ungeachtet dessen verbleibt den Leuten die noble Aufgabe den Sachstand immer und immer wieder anzumahnen – man soll die Hoffnung ja nie aufgeben ;)