RC N Watch: Umzug nach MeS; weiter Gefechte in Char Darrah
Das deutsche Camp in Kundus wird Stück für Stück abgerüstet, zurückgebaut und verlassen – und in Masar-i-Scharif sind schon die Vorbereitungen getroffen, die Soldaten aus dem Provincial Reconstruction Team (PRT) aufzunehmen, das demnächst komplett an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben werden soll. Im Camp Marmal wurden Zelte für mehrere hundert Soldaten aufgebaut, und dieser Teil des Camps trägt bereits den Namen Little Kunduz (Foto oben, vielen Dank für die Einsendung eines Lesers).
Rund um Kundus geht es derweil weiter hart zur Sache, vor allem im Unruhedistrikt Char Darrah, wenige Kilometer vom (noch) deutschen Feldlager entfernt. In der vergangenen Nacht wurde offensichtlich der Schatten-Distriktchef der Taliban für diesen Distrikt getötet:
A Taliban-designated district chief was among three militants killed during an operation in northeastern Kunduz province, an official said on Wednesday.
Maulvi Ahmad Shah, the Taliban chief for Chahar Dara district was killed along with two accomplices during an overnight night raid by Afghan forces in Nawabad area, police chief, Brig. Gen. Khalil Andrabi, told Pajhwok Afghan News.
bericht die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok. Das Innenministerium in Kabul scheint eine ähnliche Meldung herausgegeben zu haben; jedenfalls twittert das ISAF Joint Command unter Berufung auf das Ministerium: MoI: Taliban So-Called District Governor for Chahar Dara District of Kunduz Province Killed
Interessantes Detail: Die Aufständischen kamen bei einem Luftangriff ums Leben, den können aber – auf Anforderung der afghanischen Sicherheitskräfte – nur ISAF-Truppen anfordern. Vermutlich dürften also erneut die Deutschen einen solchen Airstrike angefordert haben.
Nachtrag: Inzwischen ist klar, dass der Airstrike nicht von Bundeswehrsoldaten angefordert wurde; sogar überhaupt nicht von ISAF. Das ist die offizielle Aussage, jetzt kann sich jeder ausmalen, wer denn sonst einen solchen Luftangriff anfordern kann…
Nachtrag 2: Die Mitteilung des afghanischen Innenministeriums dazu. Vor allem der letzte Satz…
During a special operation of Coalition Forces a Taliban so-called district governor for Chahar Dara district of Kunduz province Mulavi Ahmad Shah and one of his aides Qari Najmuddin were killed.
The operation took place in the Kalta Tamshakh village, Chahar Dara district of Kunduz province last night.
Also, during this operation, two Taliban were arrested with three AK-47 rifles.
Mulavi Ahmad Shah and Qari Najmuddin were involved in many terrorist and destructive activities in this district and other areas of Kunduz province.
It is worth mentioning that by eliminating this group the security situation will get better in this province.
Vielen Dank Herr Wiegold, dass sie die Kameraden nicht vergessen und weiter dran bleiben. Sehr Schade das die öffentliche Wahrnehmung voll auf „Abzug“ gepolt ist. Was nun noch auf die Kameraden und Spediteure zukommt scheint nur den wenigsten klar zu sein und dann heißt es wieder: Überraschung – Abwickeln – Weitermachen.
Schaut man auf die Gesamlage (Tötung von IEC- und NDS-Vertretern, IED gegen ISAF, Beschuss Flughafen, Kämpfe ALP vs. INS (einschl. CAS), dann ist die Lage doch deutlich instabiler als von Vielen prognostiziert (GenMaj Pfeffer: „INS sind im Raum Kunduz/ Baghlan geschlagen“)
Wir haben uns jedoch eigene Aktions-, Reaktions, und Eskalationsmöglichkeiten zur Absicherung der Rückverlegung weitgehend selbst genommen.
Eine von logistischer Logik dominierte Planung kommt nun ins wackeln.
Aber wir werden es auch so irgendwie hinbekommen – und sei es wie in Taloqan.
Die Truppe wird sich – notgedrungen – irgendwie behelfen.
Die Talibanführer sind nicht Hannibal und der Kunduz-Fluss ist nicht wie der Trasimenische See.
Et is noch (fast) immer jut jejangen…
@Memoria
Wie ein General einmal nach einem Lagevortrag sagte: „Es ist erschreckend, wie oft sie erwähnen mussten, dass unsere Kräfte Glück hatten.“
Inzwischen werden Glück, Hoffnung und Mut zur Lücke wohl bereits fest eingeplant…
@Wiegold
1. Das PRT – bzw. dessen militärischen Anteil – gibt es schon lange nicht mehr. Es
können also nur die Soldaten der PATF oder der MSU sein.
2. Es ist nicht zwingend, dass die DEU den Airstrike angefordert haben. Night Raids
dieser Art sind klassische Operationen „nicht konventioneller Kräfte“. Auch das Ziel
passt dazu.
Sollte man nicht weiter drüber reden. Aber es ist gut, dass von dieser Seite weiter Druck auf die INS ausgeübt wird. Genau die richtige Antwort auf die Angriffe der letzten Zeit.
Hallo T. Wiegold, wie ist denn die Lage eigentlich für Journalisten – generell und speziell jetzt – in Afghanistan? Ich habe mich das schon öfter gefragt.
Wie kommt man als Journalist in ein solches Krisen- bzw Kriegsgebiet? Stellt die Bundeswehr bzw. die ISAF Kräfte zum Schutz zur Verfügung? Gibt es dazu Anträge? Wie ist das im Moment, hätte dort überhaupt jemand die Zeit, zusätzlich auf deutsche Zivilisten aufzupassen?
Beim Durchschauen Ihrer Flickr-Alben ist mir aufgefallen, dass ich davon überhaupt keine Vorstellungen habe.
@Kommentator
Hier im Blog kann man sich (wie ich finde toll dargestellt) an Hand der Schilderungen von Timo Vogt in die Lage eines Journalisten versetzen, der auf die Zusammenarbeit mit der Bw angewiesen ist:
http://augengeradeaus.net/category/kriegsjournalismus/page/14/
Alle 5 Teile seines Berichts „Land hinter Panzerglas“ hier nachzulesen.
@Interessierter: Werde ich gespannt lesen, danke! :)
@Kommentator
„Wie kommt man als Journalist in ein solches Krisen- bzw Kriegsgebiet?“
Man kann auch einfach ein Visum beantragen, einen Linienflug buchen, vorab einen Fahrer und Unterkünfte arrangieren und selbstständig hinfahren. Gerade in Afghanistan geht das relativ leicht.