Chemiewaffenangriff in Syrien: Mehr Fragen als Antworten
Während die USA über einen Luftangriff auf Syrien als Reaktion auf den Chemiewaffeneinsatz bei Damaskus am 21. August debattieren und die Europäer ebenfalls der Einschätzung zuneigen, dass das Assad-Regime für diesen Giftgasangriff verantwortlich ist, bleiben unverändert mehr Fragen als Antworten. Das haben die Kollegen von Associated Press mal sehr übersichtlich zusammengefasst:
The U.S. government insists it has the intelligence to prove it, but the American public has yet to see a single piece of concrete evidence — no satellite imagery, no transcripts of Syrian military communications — connecting the government of President Bashar Assad to the alleged chemical weapons attack last month that killed hundreds of people.
In the absence of such evidence, Damascus and its ally Russia have aggressively pushed another scenario: that rebels carried out the Aug. 21 chemical attack. Neither has produced evidence for that case, either. That’s left more questions than answers as the U.S. threatens a possible military strike.
Die ganze Geschichter hier.
Unterdessen berichtet Bild am Sonntag (Link aus bekannten Gründen nicht), das deutsche Flottendienstboot Oker habe Funksprüche abgehört, in denen Feldkommandeure der syrischen Armee von Assad schon seit Monaten die Genehmigung zum Einsatz von Chemiewaffen verlangten, aber nicht bekommen hätten:
Seit rund vier Monaten haben syrische Divisions- und Brigadekommandeure immer wieder den Einsatz von Chemiewaffen beim Präsidentenpalast in Damaskus gefordert. Das belegen Funkgespräche, die vom Flottendienstboot „Oker“ abgefangen wurden. Das Spionageschiff der Marine kreuzt vor Syriens Küste.
Laut den Erkenntnissen der Abhör-Spezialisten wurden die von den Kommandeuren verlangten Giftgas-Angriffe stets abgelehnt und der Einsatz vom 21. August wahrscheinlich nicht von Assad persönlich genehmigt.
Ein weiteres Puzzle-Steinchen, das allerdings nur belegen kann, dass der Präsident den Einsatz nicht persönlich genehmigte. Ob die syrische Armee hinter dem Angriff steckt, wird damit aber weiterhin nicht ausgeschlossen.
Nachtrag: Volker Perthes von der Stiftung Wissenschaft und Politik im Interview der Woche im Deutschlandfunk:
Ja, sie können nicht völlig ausschließen, dass irgendein Rebell oder irgendeine Rebellenorganisation tatsächlich an einem der syrischen Chemiewaffenlager einige Granaten klaut. Aber dass sie dann gleichzeitig auch noch in einem Gebiet, wo die syrische Armee in Kontrolle ist, Geschütze aufstellt, Artilleriegeschütze aufstellt, die die Granaten verschießen, gleichzeitig in vier, fünf verschiedene Orte – da muss man schon furchtbar viel Fantasie haben, um sich so etwas vorzustellen.
Ach übrigens, wie man für – oder gegen – eine US-Intervention schreibt, wird hier erklärt.
„Die Zeitung berichtete unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise, syrische Divisions- und Brigadekommandeure hätten seit rund vier Monaten immer wieder den Einsatz von Chemiewaffen beim Präsidentenpalast in Damaskus gefordert. Das belegten Funkgespräche, die vom Flottendienstboot „Oker“ abgefangen worden seien. Das Spionageschiff der deutschen Marine kreuzt vor der Küste Syriens.“ (Spon)
Für wie blöd man USA/EU Bürger hält kann man an diesem Artikel erkennen?
„Die Zeitung berichtete unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise, syrische Divisions- und Brigadekommandeure hätten seit rund vier Monaten immer wieder den Einsatz von Chemiewaffen beim Präsidentenpalast in Damaskus gefordert.“
1. Was sind deutsche Sicherheitskreise?
2. Geheimdienste informieren grundsätzlich keine Medien mit Informationen, außer sie wollen in die Meinungsbildung gesteuert eingreifen.
3. Auch in Syrien spricht kein Divisions- und Brigadekommandeure mit dem Präsidenten und schon gar nicht via Funkverbindung
4. Wenn etwas sicher ist, dann das Assad schon lange nicht mehr im Präsidentenpalast in Damaskus ist.“
@Elahan – volle Zustimmung. Seit Beginn des NSA Skandals werden jetzt fast täglich irgendwelche angeblicheb Ergebnisse angeblich erfolgreicher Abhörmaßnahmen veröffentlicht.
Ein Schelm wer denkt das dieses nur der Rechtfertigung der allumfassenden Spionage der „westlichen“ Dienste dient.
Es gibt Berichte in türkischen Medien und Foren das Erdogan Truppen in mindestens Divisionsstärke an der syrischen Grenze auffährt. Weiß jemand näheres?
@Elahan:
Nicht vergessen, dass noch vor 4 Tagen verbreitet wurde, die Oker hätte ein Telefonat eines Hisbollah-Chefs (mit der iranischen Botschaft) abgefangen, in dem dieser im wesentlichen Assad beschuldigt.
Wenigstens etwas Kontinuität in der Story könnte man doch schon erwarten.
Der Artikel ist ’ne ziemliche Enttäuschung.
– Die Behauptung, Assads Truppen hätten vor Ort die Oberhand gehabt, wird einfach wiedergekäut
– Auf die an mehreren Giftgasorten dokumentierte Raketen-Variante für Gase oder Flüssigkeiten, deren Modell nur von Regierungsseite verschossen wird, geht der Artikel nur in einem Nebensatz ein.
– Die Frage, wie die Rebellen an eine solche Menge Giftgas kommen sollten – bleibt ungestellt.
– Die Frage, wie die Rebellen eine solche Menge Giftgas in die Stadteile schmuggeln und gleichzeitig ausbringen können bleibt ungestellt.
– Der Artikel hängt sich sehr ausführlich an der Zahl der Toten auf, ohne aber selbst wesentliche Nachvorschungen anzurufen. Bleiben die 355 in drei Kliniken + X in 9+ anderen Kliniken + X Tote die gar nicht erst in die Kliniken gebracht wurden.
(Allein ein befragter Arzt nennt der Zeit in ihrer letzten Ausgabe eine Zahl von über 200 Toten in seiner Klinik. Aber wenn niemand mit den Leuten vor Ort spricht gibt’s auch keine Zahlen. Toller Journalismus.)
Auch die Gerüchteküche wird ziemlich ungleichmäßig bedient:
Auf der einen Seite so … Zeugs wie die Regimemeldung zu Giftgas im Tunnel, oder sowas nebensächliches wie angeblich bei der Opposition gefundene Gasmasken und Drägerstäbchen.
Das angeblich abgefangene Hisbollah-Gespräch, die Gerüchte über die Herkunft der Raketen oder dass vor dem Einsatz die umliegenden Stadtteile unter Regime-Kontrolle evakuiert wurden, oder dass an Regime-Kämpfer Gaswarnungen ausgegeben wurden bleiben unerwähnt.
Ach hier wieder einseitige oder schlampige Berichterstattung.
„Angeblich haben Kämpfer der „Nusra-Front“ und der „Freien Syrischen Armee“ Maalula gestürmt und besetzt Die Extremisten sollen eines der christlichen Gotteshäuser und das Kloster des Hl. Sergius geplündert und einige Bewohner getötet haben.“
Der Observatory schrieb gestern 14 Rebellen und zwei Zivilisten wurden getöted.
http://www.globalpost.com/dispatch/news/afp/130907/new-clashes-at-syrian-christian-town-maalula
Es werden einfach nicht die richtigen Fragen gestellt von den main stream Medien hier in Deutschland. Die eigentlich wichtige strategische Frage ist doch: was ist die Alternative zu Assad ? Das kanns ja wohl nicht sein:
http://www.nationalreview.com/article/357858/drawing-al-qaeda-red-line-andrew-c-mccarthy
Hinzu kommt eben auch noch dieser strategische Aspekt:
http://www.prisonplanet.com/is-the-united-states-going-to-go-to-war-with-syria-over-a-natural-gas-pipeline.html
Nachrichtendienste waren noch nie „Ermittlungsbehörden“ ;-) Genau so wenig wie sogenannte „Experten“, bzw. die Fachjournalie der kommerziellen Medien.
Die aktuelle ground truth in Syrien ist viel komplexer als die propagierte perceived truth des red line crossing.
Militärische Optionen sind kein Ersatz für Strategie und auch nicht für Politik, was also ist die US-amerikanische Strategie und die politische Zielsetzung in Sachen Syrien ?
Alle anderen Fragen sind eigentlich zweit- und drittrangig.
Zusatz zu dem o.a. Kommentar
Die Toten gab es in Kiswa und Maqbaliya nicht in Maalula.
Es ist sicherlich kein Zufall, dass die Darstellungen des BND gerade dann durchgestochen wurden, als die Bundesrepublik wegen Distanz zur US-Politik unter Druck geriet. Die Botschaft lautet: „Assad war nicht verantwortlich“, und die dafür vorgebrachten Belege sind bislang deutlicher konkreter als das, was die Amerikaner präsentiert haben. Das man die eher US-nahe Springerpresse für die Veröffentlichung ausgewählt hat, ist vermutlich auch eine indirekte Botschaft.
@Elahan:
Zum ersten Post und dabei zu folgendem Satz: „Auch in Syrien spricht kein Divisions- und Brigadekommandeure mit dem Präsidenten“
Die Truppengliederung ist eine andere als in westlichen Armeen. Kommandeure der Eliteeinheiten wie der Republikanische Garde oder der 4th Armoured Division befehligen Einheiten, die dem Namen nach Divisionen sind, nach Anzahl der Soldaten in westlichen Armeen aber als Korps gelten würde. In Anbetracht der Lage, dass der Bruder des Präsidenten zudem der Befehlshaber der 4th Armoured Division ist, kann man wohl durchaus davon ausgehen, dass der mit Bashar al-Assad spricht (ich setze jetzt mal voraus, dass er trotz seiner Verwundung noch Befehlsgewalt in seinen Händen hat und sich nicht komplett aus der Sache raushält.).
@ klabautermann
Naja, die erste Frage wäre doch:
– Was will Europa in Syrien?
Die Antwort wäre wohl etwas in die Richtung „ein friedlicher, gewissensschonender Staat, der Europa nicht zuviel kostet“. Für Zyniker vielleicht auch „ein friedlicher Staat, mit dem man gut Geld verdienen kann ohne dass er das Gewissen zu sehr belastet.“
– Da das weder mit den Takfiris noch mit Assad umsetzbar ist, stellt sich da wirklich noch die Frage nach den Alternativen?
(Oder um es mal kurz aufzudröseln: Ist Europa wirklich handwerklich und einflußmäßig in der Lage, zwischen syrischen Islamisten, syrischer Demokratiebewegung, den Kurden und dem Fussvolk des Regimes aus der Ferne Micromanagement zu betreiben? Ist Europa wirklich in der Position sich mit diesem Kleinklein zu befassen, oder sollte der Fokus nicht eher auf dem Eindämmen von Assad und Takfiris liegen? Gibt es europäischer Sicht wirklich einen anderen gewünschten Endzustand als eine föderalistische Republik, in der Assad und Takfiris keine Rolle spielen und die Syrer die Machtfrage demokratisch klären?)
Ist die Frage dann nicht eher:
– Warum tut Europa nicht mehr um Assad und Takfiris zu schwächen und die Alternativen zu stärken, statt wie bisher das Gegenteil?
– Wie genau erreicht man den Wechsel zu einer europäischen Politik, die Assad und Takfiris schwächt und die Alternativen stärkt?
@J.R.
„Warum tut Europa nicht mehr um Assad und Takfiris zu schwächen und die Alternativen zu stärken, statt wie bisher das Gegenteil?“
Möglicherweise will man in Syrien nicht in erster Linie eine andere Regierung, sondern nur eine dauerhafte Schwächung des Landes bewirken. Das würde man so gegenüber der Öffentlichkeit natürlich nicht sagen, aber die dahinterstehende Logik wurde hier beschrieben:
http://www.nytimes.com/2013/08/25/opinion/sunday/in-syria-america-loses-if-either-side-wins.html?_r=0
@Hekto
Man sollte die Ausnahme nicht zur Regel machen und auch ich halte es für wahrscheinlich, dass der Bruder des Präsidenten mit Assad spricht. Doch wenn dies geschehen sollte, wäre es schon ein Zufall und Dummheit (und dumm sind sie nicht), wenn gerade er via Funk direkt bei seinem Bruder den Giftgaseinsatz anfordern würde.
Ich halte dies für eher unwahrscheinlich aber eben nicht für völlig ausgeschlossen. Die Darstellung spricht jedoch eine andere Sprache.
@Jundi
„Möglicherweise will man in Syrien nicht in erster Linie eine andere Regierung, sondern nur eine dauerhafte Schwächung des Landes bewirken.“
Möglicherweise haben die EU Saaten ganz unterschiedliche Interessen und die USA, Türkei, SA und Katar wieder andere.
Es kann da keinen Gemeinsamen Masterplan geben.
Hallo,
ich habe mich in den letzten Tagen auch etwas mit dem Thema befasst:
Anscheinend scheint es keine Beweise zu geben wer den Sarin Gas Angriff verübt hat. Die UNO & Russland haben Berichte vorgelegt, dass die Rebellen (unter welcher Führung auch immer) den Angriff verübt haben, die USA haben Beweise (die sie aber nicht vorlegen), dass Assad der Verursacher war. Die Mainstream Medien scheinen von einer Quelle abzuschreiben und geben das wieder, was ihnen diese Quelle sagt (und das noch nicht einmal gut) bzw. scheint als Sekundärziel versucht zu werden, die Spionagesysteme zu legitimieren.
In anderen Medien kursiert das Gerücht, dass die USA Syrien Angreifen wollen um den letzten Verbündeten Irans zu eleminieren und sich dann auf dessen Ressourcen zu stürzen. Hinzu kommt, dass in Syrien der einzige Mittelmeerstützpunkt Russlands vorhanden ist und dies ebenfalls die Machtposition bzw. die Planung der USA vorantreibt.
Israel soll dabei terretoriale Ziele verfolgen und die Position in den Golan Höhen weiter ausbauen zu wollen.
Ein schönes Reswochenende,
Jens
Eine Kleinigkeit noch:
Sarin wird auch über die Haut aufgenommen. D.h. es reicht nicht aus eine Gasmaske mit handelsüblichen Filtern zu tragen sondern das einzige was wirklich schützt ist ein Vollkörperschutzanzug. Niemand würde ohne solche Anzüge diese Waffen einsetzen.
Wenn in der Meldung vom „Präsidentenpalast“ die Rede ist, dann dürfte das im übertragenen Sinne gemeint sein, so wie man vom „Kanzleramt“ spricht und damit nicht das Gebäude meint, sondern die Regierung.
@Elahan:
„und dumm sind sie nicht“
Da stimmen wir in unserer Meinung überein. Ich bin nur der Ansicht, dass wir hier allenfalls einen Bruchteil der Umstände erfahren, die dort vor Ort herrschen. Naturgemäß hat so ein Krieg ohne klare Fronten und mit unterbrochenen Kommunikationslinien so seine Tücken ;-)
Worauf ich hinaus will: Im Artikel wird nirgendwo explizit erwähnt, dass Kommandeur X am XX.XX.2013 an Bashar gefunkt hat, er soll doch den Einheiten mit chemischer Bewaffnung bitte Schießbefehl erteilen. Es wird in diesem Krieg mittlerweile mit einer Fülle von (teil-)autonomen Milizen inkl. den National Defence Forces gearbeitet. Ich bezweifle, dass solche Einheiten grundsätzlich Funkdisziplin waren. Das sieht man am Hisbollah-Beispiel.
Das dies dann aber in der westlichen Welt allzu häufig als gezielte oder gar geplante Aktion mit Weitblick und Einwilligung des Präsidenten ausgelegt wird, verwundert mich auch. Aber da greift dann wieder der Einwand: Wir wissen nicht, was die Dienste wissen.
@Jundi
Die Argumentation ist aber nur in eine Richtung schlüssig (Sieg Assads vermeiden). Da würde ich Ihnen sogar recht geben, dass die US-Anstrengungen gerade soweit gingen um das zu gewährleisten. Die USA wollen in Syrien eben nicht viele Resourcen reinstecken, und die Waffenlieferungen Qatars und Saudi-Arabiens waren für die USA da die kurzfristig billigste Lösung.
In der anderen Richtung (Niederlage Assads vermeiden) fällt die Argumentation aber auseinander:
– Syrien ist durch den Konflikt bereits maßgeblich geschwächt.
– Die USA haben kein Problem mit einem starken Syrien, sondern mit einem Syrien dass Iran und Hisbollah unterstützt.
– Ein langer Konflikt stärkt Takfiris und Islamisten von allen Gruppen am meisten.
– Als Terrorbrutplatz braucht es keinen funktionierenden Staat, da tut es auch ein Failed State oder Bürgerkriegsland. Siehe Somalia, siehe Tschetschenien.
Wenn man sich die Politik der letzten zwei Jahre anschaut, dann scheint man in den USA und Europa keine Sorgen um Takfiris und Terroristen an sich zu machen. Aber die Politik scheint aus innenpolitischen Gründen sehr wohl Angst davor zu haben, den Eindruck zu erwecken, man würde irgendetwas tun was diesen helfen würde. Dass das Nichtstun für die das Beste ist geht in den jeweiligen nationalen Debatten schlicht unter – läßt sich ja auch kaum eine Schlagzeile draus machen. „Merkel unterstützt den Islamismus durch Nichtstun“ ist zwar wahr, aber keine Schlagzeile. Und jeder Zeitung die das so abdruckt würde vorgeworfen Politik zu machen.
Zusammenfassung:
Die Leitlinie der USA in den letzten zwei Jahren war „Mit so wenig Resourcen wie möglich einen klaren Sieg Assads vermeiden.“ Und angesichts des strategischen Patts in Syrien wäre das wohl noch Jahre so weiter gegangen (und wird es wahrscheinlich auch trotz des Giftgaseinsatzes noch). Das Ausbluten Syriens ist da nur das Ergebnis der amerikanischen Zurückhaltung, nicht das strategische Ziel.
@J.R.
passend zu Ihrem Kommentar:
http://www.nationalreview.com/corner/357582/syria-i-respectfully-dissent-andrew-c-mccarthy
Und dann noch das hier:
http://www.latimes.com/world/la-fg-syria-strikes-20130908,0,6708714.story
Da wird also eine ernsthafte Drohkulisse aufgebaut…..
Und wieder ein neues Maerchen. Die Syrischen Streitkräfte werden wohl was wichtig ist ,- nicht offen über FUNK nach aussen blasen , oder ?
Wem nützt es ?
Wer diese Fragen benatworter kann , weiss wer Chemie eingesetzt hat.
BY the way , sind unsere Sicherheitsbehörden auch so kativ , meine , unsere Grundrechte zu schützen.
WER alles hört mich ab, wer liest meine MAIL, wer …..
Müssten die Behörden nicht hier meine RECHTE veretidigen und nicht am HINUKUSH , meine Mittelmeer.
Zitat , heute aus der BLOED am Sontag.
eit rund vier Monaten haben syrische Divisions- und Brigadekommandeure immer wieder den Einsatz von Chemiewaffen beim Präsidentenpalast in Damaskus gefordert. Das belegen Funkgespräche, die vom Flottendienstboot „Oker“ abgefangen wurden. Das Spionageschiff der Marine kreuzt vor Syriens Küste.
Laut den Erkenntnissen der Abhör-Spezialisten wurden die von den Kommandeuren verlangten Giftgas-Angriffe stets abgelehnt und der Einsatz vom 21. August wahrscheinlich nicht von Assad persönlich genehmigt.
@klabautermann
Die Thesen des von Ihnen verlinkten Republikaners und Counterterrorism-Fans sind dann doch ziemlich steil, unter anderem:
– In Syrien hätte es eine „Islamic supremacist culture“
– Die Oppositionsgruppen mit Al-Quaida- und Muslimbrüder-Verbindungen seien „dominierend“
– Es gäbe keine andere Opposition die jenen zahlenmäßig gewachsen sei.
Nur mal zum Vergleich die gängigen Schätzungen:
– Al Nusrah 7.000 Kämpfer
– Syrian Islamic Front 13.000 Kämpfer
– YPG (Kurden) 13.000 Kämpfer
– Syrian Islamic Liberation Front 30.000 Kämpfer?
– Freie Syrische Arme 50.000 Kämpfer?
Das deckt sich mit den Schätzungen des BND, der Anfang 2013 von 100.000 Oppositionskämpfern ausgingt, darunter einige tausend Dschihadisten.
Insgesamt erinnert der Artikel von McCarthy halt stark an „Syria War News: How to Write For or Against U.S Intervention“, auch gerade die Punkte „alles Islamisten“ und „Pretend the Kurds don’t exist.“ ;)
Ok, sein ständiges Geflame gegen „the editors“ erinnert etwas an die Diskussionen hier. ;)
@Neutraler
Es hat bestimmt einen Sinn, dass Sie das Zitat oben aus dem Eintrag in Ihrem Kommentar noch mal abschreiben? Oder wollten Sie das nur gerne noch mal ausführlich mit dem NSA-Thema verknüpfen? Oder wie soll ich Ihren Kommentar verstehen?
J.R.:
Liegt die Problematik nicht aber gerade darin, dass die zahlenmäßigen Stärken nicht mal ansatzweise die Kampfkraft angeben? Vor einiger Zeit sagte mal ein Korrespondent sehr passend des Telegraph sehr passend, man sollte die FSA lieber MWG (Men with guns) nennen, denn das sei alles andere als eine „Armee“. Zudem fehlen in Ihrer Aufführung sowohl Ahrar al Sham (10-20.000 Mann) und der Islamic State of Iraq and al Sham (2.500-5.000 Mann). Es mag sein, dass die Zahl der „Gemäßigten“ die der „Radikalen“ übersteigt, doch bei der Kampfkraft dürfte es genau umgekehrt liegen.
Zudem: Kann man die YPG noch als Oppositionsgruppe führen? In meinen Augen kämpfen die ihren eigenen Krieg (und das recht erfolgreich) und helfen damit eigentlich der SAA, indem sie Kräfte des ISIS binden. Nach unbestätigten Gerüchten sollen zudem die 70 Soldaten, die aus der Belagerung der Mennagh Airbase in kurdisches Territorium entkamen schlussendlich sogar freies Geleit in staatliches syrisches Gebiet bekommen haben. Opposition ist das in meinen Augen nicht. Das, was sich zwischen YPG und SAA abspielt, ist eher ein Sitzkrieg.
Im Syrien-Konflikt geht der gegenseitige Test in eine neue Runde.
So hätten 2 syrische Su-24 die Verteidigung der Briten auf Zypern getestet:
http://theaviationist.com/2013/09/08/fencer-probe/?fb_source=pubv1#.UiySrxYhGp0
@Hekto
Ahrar al Sham ist die größte Gruppe hinter der Syrian Islamic Front, die wurde nicht vergessen. :)
Die unter 3000 Kämpfer des Islamic State of Iraq and al Sham, sind in der Tat nicht aufgeführt, wie auch diverse lokale Gruppen. Ging halt nur um den groben Überblick.
Das Abschätzen der Kampfkraft, da haben Sie recht, ist in der Tat ein komplexer und auch etwas wunder Punkt. ;)
Zum einen haben diverse Dschihadistengruppen bessere Bewaffnung (insbesondere die von Qatar forcierte Al-Nusrah), aber oft auch ziemliche Probleme mit der Bevölkerung. Bei vielen syrigstämmigen gemäßigten Gruppen eher andersrum zu sein scheint: Schlechte Bewaffnung, viel Rückhalt in der Bevölkerung.
Das ist natürlich ein Problem. Kommt natürlich auch auf die Gewichtung an: Waffen kann man liefern, die Ablehnung durch die Bevölkerung ist hingegen auch langfristig ein Nachteil – auch gerade in einem Guerillakrieg, und auch bei den Nachkriegs-Szenarien.
Was die YPG angeht sehe ich die Sache deutlich anders als Sie: Hier hat es eine Oppositionsgruppe, die gut organisiert ist, die den Rückhalt der lokalen Bevölkerung besittzt und die aber gleichzeitig keine Ambitionen über Nord-Syrien hinaus hat. Gerade diese Gruppe könnte man unterstützen um die Dschihadisten zu schwächen und eine dem Zugriff Assads entzogene Schutzzone zu schaffen. Und für die Kritiker: Ohne dabei eine Eskalation der Kämpfe in anderen Landesteilen zu riskieren. Stattdessen gibt es NULL Unterstützung, und es werden Dschihadisten, vermutlich mit türkischer Beteiligung, in die Kurdengebiete eingeschleust. Wie blöd ist das denn?
Was für ein Problem Sie mit dem Ziehenlassen der der Mennagh Airbase-Soldaten haben kann ich nicht nachvollziehen, propagadistisch dürfte doch genau das sich noch auszahlen. Ganz davon ab, dass die YPG dabei 5 Panzer erbeutet hat.
Zu dem türkischen Aufmarsch an mehreren Punkten der syrischen Grenze gibt es etwas näheres von Zaman:
Turkey sends more reinforcements to Syrian border, builds military base
Es scheint das Erdogan da im Alleingang eine Invasion vorbereitet. Oder ist der Plan mit den Amerikanern abgestimmt? Weiß die BW davon?
J.R.:
Oh, wieder was gelernt. Den Punkt zu Ahrar al Sham ziehe ich hiermit zurück ;-)
Mir scheint, ich habe mich da etwas missverständlich ausgedrückt. Unsere Ansichten zur YPG sind eigentlich fast deckungsgleich. Ich halte diese Gruppe für eine der vernünftigsten und vor allem berechenbarsten in diesem Konflikt. Ihre Ziele sind einigermaßen klar und liegen – wie bereits erwähnt – zuerst einmal im Schutz der ansässigen kurdischen Bevölkerung und langfristig wohl in der Errichtung einer teilautonomen kurdischen Provinz im Norden Syriens, wie es sie schon im Irak sehr erfolgreich gibt. Problem: Erdogan spielt deswegen jetzt schon Rumpelstilzchen. Eine Bewaffnung der YPG wird unweigerlich schwere Verwerfungen mit der Türkei provozieren. Man muss sich entscheiden, ob es das wert ist.
Ein Problem habe ich keinesfalls damit. Ich wollte vielmehr ausdrücken, dass die YPG die SAA, NDF und verbündete Milizen nicht mehr generell als einen zu bekämpfenden Feind aufzufassen scheint. Es wäre genauso legitim gewesen, die Soldaten zu internieren. Ich finde es bemerkenswert, dass diese auf dem Papier verfeindete Gruppierungen sich eben nicht mehr konsequent angehen, sondern dem „Feind“ sogar noch in gewissem Umfang helfen. Daher sehe ich die YPG auch nicht wirklich als Oppositionspartei an. Sie steht in meinen Augen außen vor und kämpft für eigene Interessen. Wer in Damaskus an der Macht ist, interessiert sie nur insofern, dass ihre eigenen Interessen gewahrt werden sollen. Ob dies durch die Baath-Partei oder eine andere Partei geschieht, dürfte ihnen recht gleich sein.
@ b
die stationierungen entlang der grenze müssen nicht zwangsläufig offensiven charakter haben. es wäre fahrlässig im angesicht einer drohenden eskalation des konflikts (und bes. einer endgültigen internationalisierung) KEINE maßnahmen zum schutz der eigenen landesgrenzen zu ergreifen.
@J.R.
Der Westen tut nicht, Nichts. Würde er nichts tun, dann wäre Syrien eine Sabilitätsanker mit einer undemokratischen Regierung.
Dass und warum etwas getan werden muß, wird m.M.n. sehr gut kommentiert bei Welt.de „Die Welt braucht ein Amerika, das die Monster jagt“.
Die zur Vernichtung der Chemikalien erforderlichen Temperaturen von ca. 650 °C werden zwar von thermobaren Waffen deutlichst überschritten, aber das Ganze würde „höchst chirurgische“ Einsätze erfordern. Genau das erscheint aber sehr fraglich in seiner Realisierung. Man vgl. Spiegel.online – „Wissenschaft: Nervenkampfstoffe: Warum Syrien Chemiewaffen-Macht bleiben wird“.
Bestenfalls könnte man Assad derart zur Verhandlungsbereitschaft zwingen und damit wäre die UN gefragt und gefordert, Assad zur Vernichtung aller seiner C-Waffenbestände unter internationaler Aufsicht der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW; http://www.opcw.org/) zu zwingen.
Damit müßte aber Syrien dem Chemiewaffenübereinkommen (CWÜ) beitreten, welches allerdings Israel, Kongo, Bahamas, Dominikanische Republik, Guinea Bissau und Myanmar auch noch nicht ratifiziert und Ägypten, Libanon, Irak, Somalia, Angola und Nord-Korea noch nicht unterzeichnet haben.
J.R. | 08. September 2013 – 15:57:
Die Zahlen waren damals schon falsch und sind es heute noch mehr. Siehe dazu die Berichterstattung der BamS über den Auftritt von Volker Wieker im Verteidigungsausschuss.
Die widersprüchlichen Meldungen in der Presse mögen darauf zurück gehen, dass hier riesige Apparate involviert sind, und im „intelligence workflow“ nur am Anfang Intelligence und am Ende Propaganda steht. Medien sind in der Lage, an beiden Enden Informationen zu entnehmen.
Syrien /Giftgas: Erhebliche Zweifel an angeblichen Beweisen von BND und anderen Geheimdiensten nach Kontrollgremiums-Sitzung
04.09.2013: Nachdem der Bundesnachrichtendienst in der gestrigen Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums seine vorgeblichen Beweise vorlegte, dass das Giftgas durch die Regierung Syriens eingesetzt worden sei, erklärt hierzu das Gremiums-Mitglied Hans-Christian Ströbele: „Der BND hat allenfalls Indizien, aber keine stichhaltigen Beweise für die Urheberschaft der syrischen Regierung vorgelegt, geschweige dass darauf ein militärischer Angriff gestützt werden könnte.“
http://www.stroebele-online.de/show/7028578.html
@Stefan
Ströbele hat sich anscheinend von der Aufmachung der Nachricht irreführen lassen bzw. reagiert reflexartig negativ auf deren BND-Herkunft. Wenn ihr Inhalt zutrifft, wäre sie aber gerade ein Indiz dafür, dass Assad keinen Chemiewaffeneinsatz befohlen hat und die syrische Regierung somit nicht verantwortlich ist.
@Jundi | 08. September 2013 – 23:43
Er ist Jurist und Mitglied des Geheimdienst-Kontrollgremiums des Bundestages und kam nach der Vorlage der „Beweise“ durch den BND vor diesem Gremium zu dieser Einschätzung. Er kennt Details die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.
@Stefan
Mein Fehler, ich dachte er bezog sich auf die Bild-Meldung, die offensichtlich auf BND-Informationen zurückgeht und nahelegt, dass die syrische Regierung nicht verantwortlich war.