Chemiewaffenangriff in Syrien: Mehr Fragen als Antworten

Während die USA über einen Luftangriff auf Syrien als Reaktion auf den Chemiewaffeneinsatz bei Damaskus am 21. August debattieren und die Europäer ebenfalls der Einschätzung zuneigen, dass das Assad-Regime für diesen Giftgasangriff verantwortlich ist, bleiben unverändert mehr Fragen als Antworten. Das haben die Kollegen von Associated Press mal sehr übersichtlich zusammengefasst:

The U.S. government insists it has the intelligence to prove it, but the American public has yet to see a single piece of concrete evidence — no satellite imagery, no transcripts of Syrian military communications — connecting the government of President Bashar Assad to the alleged chemical weapons attack last month that killed hundreds of people.
In the absence of such evidence, Damascus and its ally Russia have aggressively pushed another scenario: that rebels carried out the Aug. 21 chemical attack. Neither has produced evidence for that case, either. That’s left more questions than answers as the U.S. threatens a possible military strike.

Die ganze Geschichter hier.

Unterdessen berichtet Bild am Sonntag (Link aus bekannten Gründen nicht), das deutsche Flottendienstboot Oker habe Funksprüche abgehört, in denen Feldkommandeure der syrischen Armee von Assad schon seit Monaten die Genehmigung zum Einsatz von Chemiewaffen verlangten, aber nicht bekommen hätten:

Seit rund vier Monaten haben syrische Divisions- und Brigadekommandeure immer wieder den Einsatz von Chemiewaffen beim Präsidentenpalast in Damaskus gefordert. Das belegen Funkgespräche, die vom Flottendienstboot „Oker“ abgefangen wurden. Das Spionageschiff der Marine kreuzt vor Syriens Küste.
Laut den Erkenntnissen der Abhör-Spezialisten wurden die von den Kommandeuren verlangten Giftgas-Angriffe stets abgelehnt und der Einsatz vom 21. August wahrscheinlich nicht von Assad persönlich genehmigt.

Ein weiteres Puzzle-Steinchen, das allerdings nur belegen kann, dass der Präsident den Einsatz nicht persönlich genehmigte. Ob die syrische Armee hinter dem Angriff steckt, wird damit aber weiterhin nicht ausgeschlossen.

Nachtrag: Volker Perthes von der Stiftung Wissenschaft und Politik im Interview der Woche im Deutschlandfunk:

Ja, sie können nicht völlig ausschließen, dass irgendein Rebell oder irgendeine Rebellenorganisation tatsächlich an einem der syrischen Chemiewaffenlager einige Granaten klaut. Aber dass sie dann gleichzeitig auch noch in einem Gebiet, wo die syrische Armee in Kontrolle ist, Geschütze aufstellt, Artilleriegeschütze aufstellt, die die Granaten verschießen, gleichzeitig in vier, fünf verschiedene Orte – da muss man schon furchtbar viel Fantasie haben, um sich so etwas vorzustellen.

Ach übrigens, wie man für – oder gegen – eine US-Intervention schreibt, wird hier erklärt.