USA stimmen die Welt auf einen Syrien-Krieg ein
In einer emotionalen Rede hat US-Außenminister John Kerry dem syrischen Regime die Verantwortung für den Chemiewaffeneinsatz am 21. August bei Damaskus zugewiesen – und faktisch sein Land (und die Welt) auf eine militärische Aktion der USA eingestimmt. Seine Rede am Montagnachmittag (Ortszeit) steht hier zum Nachlesen; sie lässt sich auch hier nachhören.
Ein paar Kernsätze aus seiner Rede:
What we saw in Syria last week should shock the conscience of the world. It defies any code of morality. Let me be clear. The indiscriminate slaughter of civilians, the killing of women and children and innocent bystanders by chemical weapons is a moral obscenity. By any standard, it is inexcusable. And despite the excuses and equivocations that some have manufactured, it is undeniable.
The meaning of this attack goes beyond the conflict on Syria itself. And that conflict has already brought so much terrible suffering. This is about the large-scale indiscriminate use of weapons that the civilized world long ago decided must never be used at all, a conviction shared even by countries that agree on little else.(…)
Anyone who could claim that an attack of this staggering scale could be contrived or fabricated needs to check their conscience and their own moral compass.
What is before us today is real, and it is compelling.(…)
So I also want to underscore that while investigators are gathering additional evidence on the ground, our understanding of what has already happened in Syria is grounded in facts, informed by conscience and guided by common sense. The reported number of victims, the reported symptoms of those who were killed or injured, the firsthand accounts from humanitarian organizations on the ground, like Doctors Without Borders and the Syria Human Rights Commission — these all strongly indicate that everything these images are already screaming at us is real, that chemical weapons were used in Syria.
Moreover, we know that the Syrian regime maintains custody of these chemical weapons. We know that the Syrian regime has the capacity to do this with rockets. We know that the regime has been determined to clear the opposition from those very places where the attacks took place. And with our own eyes, we have all of us become witnesses.
We have additional information about this attack, and that information is being compiled and reviewed together with our partners, and we will provide that information in the days ahead.(…)
At President Obama’s direction, I’ve spent many hours over the last few days on the phone with foreign ministers and other leaders. The administration is actively consulting with members of Congress, and we will continue to have these conversations in the days ahead. President Obama has also been in close touch with the leaders of our key allies, and the president will be making an informed decision about how to respond to this indiscriminate use of chemical weapons.
But make no mistake: President Obama believes there must be accountability for those who would use the world’s most heinous weapons against the world’s most vulnerable people. Nothing today is more serious, and nothing is receiving more serious scrutiny.
Nein, da ist nicht die Rede von Beweisen; nicht die Rede davon, dass jetzt erst noch ermittelt werden soll. Es ist die klare Ankündigung, dass etwas passieren wird. Nur was, das lässt Kerry noch offen. Der Außenpolitik-Blogger der Washington Post sieht das ähnlich: That was a war speech.
Und Vorbereitungen scheinen zu laufen – nicht nur die US-Kriegsschiffe im Mittelmeer, sondern auch die britische Militärbasis auf Zypern bereiten sich offensichtlich auf einen Einsatz vor.
(Foto: State Department Photo/Public Domain via Flickr)
Powell hat sich wenigstens später geschämt:
http://www.nytimes.com/2005/09/09/politics/09powell.html
„Da rief das ganze Volk: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ – Matthäus 27,25
Ich warte auf das Statement von Frau Dr. Merkel. Ist sie eher bei TdM oder bei denjenigen, die eine Intervention oder einen Luftschlag für unausweichlich halten.
Dann kann man den Film: „Eine mörderische Entscheidung“ über den Luftschlag von Kundus in einer neuen Dimension diskutieren, denn auch in Syrien werden Unschuldige durch Luftschläge sterben. So ist Krieg – leider!
Naja, die Geschichte ist ja für die meisten Menschen leider ein Buch mit sieben Siegeln wenn es um Lerneffekte geht. Was in Syrien passiert ist erschreckend, aber die Rechtfertigung mit den Chemiewaffen kommt mir zu plump und vor allem ein klein wenig zu „passend“ um eventuell von NSA und Co abzulenken.
Ich möchte hier noch etwas herausgreifen:
Zitat:“ It defies any code of morality“
Naja, Guantanamo etwa nicht oder wie?
gut dass die Luftwaffe dieses Jahr vorsorglich ihr auf SEAD spezialisiertes Geschwader außer Dienst gestellt hat. So erspart man sich mögliche Hilfsgesuche der Verbündeten.
@xyz: nicht ganz korrekt. Check this: http://www.y-punkt.de/portal/a/ypunkt/!ut/p/c4/LYvBCsIwEAX_aLfRQ9GboQpei6D1ImmzlNA0CcvGIvjxJuAbmMvw8ImFYN5uNuJiMB4fOEzuOG4wbpZen5TDImAWyeQ9COeUCO_1ZQmmGEiqhYK44pmNRIYUWXwtmbkUcBaHRnVa7VXzn_oeWn25nZt21111j2ldTz9LU9oL/
@xyz | 26. August 2013 – 23:59
Irrtum! Es bleiben die 2012/13 vom aufgelösten JaboG 32 durch das Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ übernommenen Tornado ECR in Jagel.
Warum ist wohl der Generalinspekteur der Bundeswehr General Volker Wieker nach Jordanien gereist, um sich gerade dort mit einigen seiner europäischen Amtskollegen zu treffen?
Syrien wäre eine Gelegenheit die Kriegstauglichkeit RBS 15 Mark 3 zu belegen.
Ich glaube Deutschland ist bald im Krieg gegen Syrien.
Die BW in Syrien? RBS15MK3 – die 10 Stück? – Ich ahne schlimmes.
@Bang50 | 27. August 2013 – 2:17
Nun, an der Grenze zu Syrien steht die BW ja schon. Da könnte man ja auch die PAC-3 unter realen Bedingungen testen. Die Flottendiestboote haben wir ja auch dort im Einsatz.
Die von Afghanistan zurück verlegte Militärtechnik könnte von der Zwischenstation Türkei gleich Richtung Syrien verlegt werden. Und eine Anlandung von See könnte man mit unseren beiden Mehrzwecklandungsbooten und Joint Support Ships der „Barbe“-Klasse durchführen. ;-)
@Stefan
Ja genauso wie die Seekriegsführung aus der Luft. Und letztlich ist davon nichts übrig geblieben.
Leider wird/wurde mit der Auflösung des Geschwaders ein nicht unerheblicher Teil der ECR Tornados verschrottet. Daher bleibt von dieser mühsam aufgebauten Fähigkeit nicht mehr viel übrig.
Stefan | 27. August 2013 – 1:25
„Ich glaube Deutschland ist bald im Krieg gegen Syrien.“
Warum sollte Deutschland Krieg gegen Syrien führen?
@xyz:
Also 20 übernommene ECRs von 35 sind für mich noch recht gut, im Vergleich zu den geschrotteten IDS. Viele ECR Besatzungen sind nun in Jagel, Expertise wäre auch vorhanden. Die Frage ist nur, warum sollte die NATO nach unseren ECRs fragen? Kosovo ist 14 Jahre her und SEAD/DEAD wird heutzutage von F-16CJs effektiver und besser ausgeführt, weil in diesen 14 Jahren wir den ECR nicht wirklich weiterentwickelt haben. Und ASSTA 3 ist ja nicht wirklich verfügbar.
Ich denke mal, dass Deutschland sich nicht wirklich diesmal raushalten kann, wenn wir uns nicht vollends in der NATO und der westlichen Welt isolieren wollen. Allerdings werden wir bestimmt wieder einen Weg finden, dass wir uns dezent im Hintergrund halten werden. Tankflugzeuge, Sanität, ABC, FlaRak, Flottendienstboote, vielleicht Aufklärungsergebnisse aus SAR-Lupe und der Eloka, etc.
Ich denke Mutti wird einen Teufel tun und so kurz vor der Wahl deutschen Soldaten in einen Kampfeinsatz schicken, in dem wir aktiv eingreifen. Aktiv in diesem Falle = kinetisch wirken. Was nach der Wahl kommt, das werden wir in ca. vier Wochen sehen.
@ Tiefflieger
„Ich denke mal, dass Deutschland sich nicht wirklich diesmal raushalten kann, wenn wir uns nicht vollends in der NATO und der westlichen Welt isolieren wollen.“
Im Moment isolieren sich die USA, GB, FR und die Türkei in der westlichen Welt.
Weder der Irak noch AFG ist für sie eine Lehre, was muss passieren damit verstanden wird um was es geht?
@Elahan
Bin voll auf Ihrer Seite. Nur sehe ich das USA, FR, UK einen Großteil der einflussreichen westlichen Welt stellen. Ich persönlich will mich da aus dem Pulverfass ganz raushalten, aber unsere Politiker wollen ja immer im „Big Game“ mitspielen und das geht schlecht nur mit Dänemark, Schweden und Portugal (Auszählung willkürlich), während die „Großen Kinder“ am Kicker nebenan spielen.
Ein Hauptgrund für die USA Syrien zur Partnerschaft zu zwingen war und ist m.E. der Iran.
Auch waren die USA nie zimperlich wenn Partner C-Waffen eingesetzt hatten. «Die Iraker haben uns nie gesagt, dass sie Nervengas einsetzen würden. Es war nicht nötig, wir wussten es schon», sagte der damalige US-Militärattaché in Bagdad, Rick Francona.(#)
(#) http://www.blick.ch/news/ausland/us-unterstuetzung-fuer-irak-einst-trotz-giftgas-einsaetzen-id2420037.html
Hatten nicht die Rebellen schon einmal C-Stoffe verwendet?
Vor zehn Jahren war man wie „Hey wir wollen unbedingt den Irak angreifen und – Schwupps – wir haben sogar einen Grund dafür!“
Heute ist man wie „Eigentlich wollten wir ja gar nicht angreifen, aber leider müssen wir, denn – Schwupps – wir haben ja einen Grund dafür.“
Tja, also wenn da mal nicht jemand aus seinen Fehlern gelernt hat.
Ich hätte mir im Leben nicht vorstellen können, jemals so eine Meinung zu vertreten, aber dennoch: Deutschland sollte die Grundparameter seiner NATO-Mitgliedschaft überdenken. Der eigentliche raison d’être für den Verteidigungspakt ist ja ohnehin schon lange entfallen.
Der wichtigste außenpolitische Wahlprüfstein in Deutschland muss lauten: Wer hält das Land konsequent aus fremden Kriegen heraus?
Das sollte man als außenpolitische Maxime auch ausdrücklich so formulieren. Sich immer nur herauswinden und das Scheckbuch zücken ist auch keine Lösung.
„Proben, die bei der syrischen Stadt gefunden wurden, zeigen, dass die Rebellen chemische Waffen eingesetzt haben, das sagte Russlands UN-Gesandter Witali Tschurkin.“
Internatinal Business Times 10.07.2013
Bei aller Vorsicht, aber darüber redet weder A.M. noch Vertreter der USA und die Rebellen werden weiter unterstützt.
Vielleicht sollte sich Obama schon mal so eine Immunitätsbescheinigung ausstellen lassen :http://www.examiner.com/article/doj-pursues-immunity-for-bush-and-six-others-for-iraq-war-crimes…nur für den Fall, dass infolge seiner Tomahawk-Diplomatie mal wieder eine Klage wegen http://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Aggression in den USA eingeht.
die bescheinigungen liegen mit sicherheit schon in größerer stückzahl als formblatt herum ;)
@ elahan.
der iran ist ein pkt, libanon ein zweiter (wenn auch kleinerer). bisher war syrien dort ein eher ungeliebter faktor der innenpolitik. israel dürfte auch nicht böse sein, wenn der partei gottes auf der direkten transportroute zwischen iran und libanon ein paar steine in den weg gelegt werden.
@klabautermann: Braucht er nicht. Sollte in Den Haag auch nur einer laut drüber nachdenken (was angesichts der heutigen NSA- Technologien nicht unbemerkt bliebe) wird den Holländern eben einfach mit Konsequenzen gedroht. Eventuell ließe sich die völkerrechtswidrige Anwendung von verdampftem Kanabiol in Coffeeshops als Kriegsgrund heranziehen…
@ chickenhawk
Also, mit der NATO hat das im Grundsatz eigentlich wenig zu tun, auch wenn die militärische Verflechtung dies nahelegen mag.
Die ganz aktuelle Kernfrage jenseits von Bündnissen und Partnerschaften lautet doch: Darf man es im Jahr 2013 noch zulassen, dass eine Bürgerkriegspartei (wo und welche auch immer) Massenvernichtungswaffen einsetzt? Oder gibt es inzwischen so etwas wie eine Schutzverpflichtung für die betroffene Bevölkerung von außen?
Hierzu sind im konkreten Fall Syrien einige zentrale Dinge zu klären:
– Wer hat WMD eingesetzt (einen Einsatz mal vorausgesetzt)? Die Motivlage spricht eigentlich nicht so sehr für Assad. Aber u.a. seine Weigerung, die UN-Inspektoren unmittelbar nach dem Chemiewaffeneinsatz vor Ort prüfen zu lassen, sind ein ganz starkes Indiz gegen ihn. (Obwohl – zugegeben – letzte Zweifel blieben.)
– Wer entscheidet über eine Reaktion von außen? Idealerweise der UN-Sicherheitsrat. Dieser ist aber hier (wegen gegenläufiger nationaler Interessen) blockiert. Bedeutet das: Keine Reaktion möglich? Das wäre höchst unbefriedigend und wäre ebenso ein Rückfall in alte Zeiten des Ost/West-Konflikts wie ein Armutszeugnis der Völkergemeinschaft.
– Welche Reaktion ist angemessen und verhältnismäßig? Darum geht es im Fall Syrien jetzt. Eine internationale Antwort muss, da besteht wenig Zweifel, hinlänglich abschreckend sein, um erneute Einsätze von WMD zu unterbinden (dies z.B. auch mit Blick auf die Hisbollah und Israel!). Sie muss also erfolgen. Und sie muss rasch erfolgen, um den inneren Zusammenhang zu betonen. Aber auch nicht mehr. Das reicht zunächst.
– Unterstützt Deutschland ein militärisches Vorgehen? Ja, denn realpolitisch gibt es hier kaum eine Wahl. Wie und womit, dazu besteht allerdings ein recht großer Handlungsspielraum.
Ein Hoffnungsschimmer bleibt noch: Die dramatische Lageverschärfung könnte das Assad-Regime zu einer raschen Aufgabe seiner unversöhnlich starren Haltung und zu deutlichen Zugeständnissen bewegen (wenn es dazu noch die Kraft hat und falls ein Einlenken von der Opposition überhaupt akzeptiert wird). Und Russland könnte im Sicherheitsrat doch noch im Sinne eines Kompromisses einlenken, da es sonst außenpolitisch als zahnlose Schutzmacht dasteht. Beide Hoffnungen sind aber mehr als vage.
@ klabautermann
So ist das in der Weltpolitik. Jeder hat im Nachhinein für seine Entscheidungen einzustehen. Dieses Risiko müssen die Verantwortlichen tragen – und dennoch im Rahmen ihrer Überzeugungen handeln. Obama wird das wissen.
Ein militärischer Einsatz in Syrien wird einen Flächenbrand auslösen, den man in der Intensität nicht mit AFG vergleich kann.
Zum Glück hat D so gut wie keine einsatzbereiten Fähigkeiten beizusteuern.
Sanität ist überdehnt, ABC wäre ein guter Beitrag, gemeinsam mit Aufklärungsergebnissen. Mehr kann D schlicht nicht liefern.
Beim Luftkrieg können wir uns wohl gepflegt raus halten, da wird niemand nach unserem Beitrag fragen. Die übrigen, veralteten Tornados (ASSTA 3 ist noch nicht verfügbar) müssten mühsam in die „Koalition der Willigen“ integriert werden, dann werden US und UK es lieber gleich selber machen. €-Fighter ist weiterhin ein zahnloser Tiger, die (ernstzunehmende) Bewaffnung dürfte aus der P8 des Piloten bestehen.
Hubschrauber haben wir nicht in bedeutsamen Zahlen beizusteuern. Die Marine operiert seit Jahren an der Grenze der materiellen und personellen Belastbarkeit, mehr als eine Fregatte dürfte nicht abzustellen sein. Und die wird schwerlich einen Krieg entscheiden.
Ich sehe D im Fall des Krieges vermehrt in der Pflicht, OAE, UNIFIL und ATALANTA zu bestücken, um damit US und UK zu ermöglichen, mehr Einheiten vor Syrien zu stationieren.
Flugabwehr ist bei uns nur noch in homöopathischen Dosen verfügbar.
Alles andere Gerät kriegen wir mangels eigener Transportkapazitäten sowieso nicht ins Mittelmeer.
Wir sind erfolgreich kaputt gespart, so muss Mutti wenigstens nichts anbieten.
Oder wollen wir etwa 2 Tiger zur Verfügung stellen?
Wir.Sind.Durch
Ein Überblick über die Haltungen in der deutschen Politik: http://www.tagesschau.de/inland/syrien3000.html
TdM und Niebel mit der grundlegend ablehnenden Haltung fehlen leider. Weiterhin keine gemeinsame oder auch nur klare Linie im Bundeskabinett erkennbar. Man glaubt teilweise noch, dass die internationale Reaktion gewaltlos sein wird.
„Franzosen und Russen gehört das Land,
Das Meer gehört den Briten,
Wir aber besitzen im Luftreich des Traums
Die Herrschaft unbestritten.“
Heinrich Heine, Deutschland. Ein Wintermärchen. 1844.
Eine kurze Intervention der USA & Verbündeter wird natürlich KEINEN Flächenbrand auslösen, da weder Russland und noch weniger China Interesse an einer Eskalation haben und dem Iran wie auch Syrien die Hände gebunden sind. Beide Staaten können wie auch schon zuvor auf die Karte Terrorismus setzen, werden aber keinesfalls militärisch Antworten. Da sie einen Krieg mit den USA nicht gewinnen können.
@KeLaBe
Danke für Ihre kurze und prägnante Zusammenfassung. Sie haben Recht, der Rest der Welt kann es sich, unabhängig davon, wer nun den chemischen Ansatz gewählt hat, nicht leisten, nichts zu tun. Eine Reaktion muss erfolgen, sie muss eineindeutig und deutlich sein. Allerdings würde ich mir von allen Seiten etwas mehr Differenziertheit bei der Betrachtung der von einem selbst unterstützten Seite wünschen. Während die USA und Partner augenscheinlich geflissentlich ignorieren, was durch die FSA und Verbündete getan wird, kann man das selbe auch für Russland und China behaupten, hier sei auf die Haltung im UNSR hingewiesen.
Im übrigen fand ich die Auslassung von Herrn Nouripur sehr interessant, der darauf hinweist, dass man die Folgen in den Nachbarstaaten nicht außer Acht lassen sollte. Ich für meine Begriffe vermag nicht abzuschätzen, wozu sich der Iran eventuell hinreißen lässt.
Hoffen wir das Beste
Ich zitiere aus einer Stellungnahme von General a.D. Dieter, welche ich vollumfänglich teile.
General a.D. Hans-Heinrich Dieter zu Syrien:
„Unterm Strich wird man feststellen müssen, dass alle militärischen Optionen der USA wahrscheinlich schlecht oder zumindest nicht vorteilhaft sind. Die USA und die westliche Welt sind in einem schlimmen Dilemma und Syrien, Russland, China und der Iran wissen das. Die Bedenken, die Obama bislang von einem militärischen Eingreifen im Syrien-Konflikt abhielten, sind sehr wohl begründet.
Seit Präsident Obama die „Rote Linie Chemiewaffeneinsatz“ im syrischen Bürgerkrieg thematisiert hat, versuchen interessierte politische Kreise mit Unterstützung interessierter Medien, die USA in einen Krieg gegen Syrien zu ziehen. Solange die Frage nicht beantwortet ist, was nach einem Militärschlag folgen soll, welche Ziele eine mögliche Militär-Intervention verfolgen soll und solange keine politische Perspektive definiert und formuliert ist, bleiben militärische Optionen eher militärische Abenteuer, die womöglich noch größeres Unheil über das Land bringen.
Für manche scheint es eine verkehrte Welt zu sein, wenn Militärs als zurückhaltende und realistische Mahner vor riskanten militärischen Interventionen auftreten. Aber verantwortungsvolle, am Frieden orientierte Politik ist heute offenbar zu wichtig, um sie allein unbesonnenen Macht- und Parteipolitikern zu überlassen. Gebraucht werden beratendes, militärisches Kalkül, kluge Diplomatie und maßvolle Politik von wirklichen Staatsmännern. Präsident Obama sollte sich nicht beeinflussen lassen und als wirklicher Staatsmann kluge und maßvolle Politik betreiben.“
@TomTom:
Unsere Beiträge wären sicher nicht entscheidend, aber hilfreich.
Denkbar wäre ja auch eine F124 als Verbandsschutz hat man dieses Jahr doch so stolz unter Beweis gestellt.
Aber dafür müsste man mal wissen was man will, ist ja auch ein Weg dahin.
Es wäre allein schon interessant zu wissen mit welcher Sprachregelung der GI nach Jordanien fuhr.
Politische Vorgabe? Militärische Optionen?
Hat man bei SE etwas in der Schublade gehabt?
Meine Hoffnung ist gering.
@KeLaBe
„Also, mit der NATO hat das im Grundsatz eigentlich wenig zu tun, auch wenn die militärische Verflechtung dies nahelegen mag.“
Volle Zustimmung und somit hat eine Beteiligung DEU nichts mit Bündnistreue zu tun.
„Darf man es im Jahr 2013 noch zulassen, dass eine Bürgerkriegspartei (wo und welche auch immer) Massenvernichtungswaffen einsetzt?“
Nein, es kommt auf die Art der Reaktion an. Schürt sie den Konflikt oder dämmt sie ihn ein.
„Bedeutet das: Keine Reaktion möglich? Das wäre höchst unbefriedigend und wäre ebenso ein Rückfall in alte Zeiten des Ost/West-Konflikts wie ein Armutszeugnis der Völkergemeinschaft.
– Welche Reaktion ist angemessen und verhältnismäßig? Darum geht es im Fall Syrien jetzt.“
Wie soll die Reaktion aussehen, wenn es die Rebellen waren?
„- Unterstützt Deutschland ein militärisches Vorgehen? Ja, denn realpolitisch gibt es hier kaum eine Wahl. Wie und womit, dazu besteht allerdings ein recht großer Handlungsspielraum.“
Wie soll die aussehen, wenn es die Rebellen waren? Protestnote an die USA?
Ich spiele mal den Advocatus Diaboli:
Was wenn das Ergebnis der Inspektionen den Einsatz der C-(Kampf-)Stoffe durch die Rebellen/FSA zu Tage fördert? Wird dies dann ignoriert/vertuscht? Einer Splittergruppe zugeschrieben?
Wie könnten die Konsequenzen aussehen?
Dieselben Konsequenzen wie bei allen Gräueltaten, die von den Verbündeten der USA (seien es Kosovaren, Kroaten, Bosnier, Tutsi, Volksmudschaheddin oder wer auch immer) gegen ein „Tätervolk“ begangen werden.
Keine.
@KeLaBe
Eine „carefully calibrated response“ ist bei dieser Lage in Syrien ziemlich schwierig, u.U. sogar kontraproduzent.
Obama hat sich mit seiner „leading-from-behind“ Politik einerseits und seiner red-line rethorics andererseits in eine echte Zwickmühle manövriert, die ihn zunehmend innen- und außenpolitisch zu kneifen beginnt.
Falls er Assad so schädigt, dass die FSA – und damit in erster Linie djihadistische Elemente – militärisch wieder Boden gewinnt, dann werden Iran und Rußland dies nicht einfach so hinnnehmen. Falls er Assad nur „symbolisch“ abmahnt, dann macht er die USA endgültig zum Papiertiger. Er wird Assad nicht an den Verhandlungstisch bomben können. Das hat schon mit Hanoi nicht funktioniert. Und dann ist da noch die „völkerrechtliche“ Legitimation…wie auch immer die ausfällt, sie kann ja dann wohl auch von Rußland und Iran beansprucht werden als Handlungsgrundlage für die Unterstützung von Assad. Wir sollten nicht vergessen, dass ca. 30.000 Russen in Syrien tätig sind und eine noch größere Anzahl von Iranern, und Putin wird nicht begeistert sein, falls bei einem amerikanischen air-strike Russen getötet werden.
@ArtyBear:
Der Iran hat eine Trumpfkarte in der Hand:
Die Hisbollah mit Unterstützung der iran. Revolutionswächter (IRGC).
Diese sind nicht nur bereit im Libanon und den liban. Küstengewässern zu wirken (siehe 2006), sondern waren bereits in Mittel- und Südamerika und zuletzt in Bulgarien verdeckt aktiv.
Einige amerikanische Terrorexperten sehen in ihnen das „A-Team des Terrors“ – wo hingegen AQ das B-Team sei:
http://m.nationalreview.com/article/350249/al-qaeda-vs-hezbollah-clifford-d-may
Nicht ausgeschlossen, dass auch der Iran als Reaktion abschreckende Maßnahmen ergreift.
Nachtrag zur Quds-Brigade des IRGC: http://en.m.wikipedia.org/wiki/Quds_Force
Zeigt recht gut den Grad an Professionalität (siehe insbesondere Karbala-Raid) und allgemeines Operationstempo.
Auch interessant der Gesamtansatz in Syrien:
http://articles.washingtonpost.com/2013-02-10/world/37026054_1_syrian-government-forces-iran-and-hezbollah-president-bashar
Ob man diese Dinge im AA und BMVg überhaupt umfassend im Blick hat?
Ein Eingreifen des Westens soll doch nur zum Ziel haben, den Blutzoll zu verringern, der in einer solchen Situation ohnehin zu entrichten ist. Die Frage ist also, kann man das erreichen? Sterben weniger Leute als vorher oder nicht sogar noch mehr? Wenn wir das schon nicht mal ordentlich begründet beantworten können, woher wissen wir denn, ob wir auf die richtigen Bösen eindreschen und nicht auf die falschen? Wer ist denn böse und wer nicht und wer definiert das?
Am Ende einer westlichen Militäraktion stehen ein paar tausend zusätzliche Tote auf allen Seiten, neuerlicher Haß auf den Westen und weiterer Terror in aller Welt. US- Amerikanische Tränen wegen der paar Giftgastoten sind unbeachtlich, denn tausend Leichen mehr oder weniger zählen dort normalerweise nicht. Erinnern wir uns doch mal an die verschiedenen Kollateralschäden in AFG, wie atomisierte Hochzeitsgesellschaften etc.
Leider hat sich in der islamischen Welt inzwischen ein Bild des Westens verfestigt, der grundsätzlich an allem schuld ist. Greift er ein, ist es falsch, greift er nicht ein, ist es auch falsch. Inzwischen gibt es eine ganze Terrorindustrie, die jenen jungen Männern eine weltanschauliche Heimat und ein Auskommen bietet, die im Wirtschaftsleben zu kurz kommen und denen der ganze Reichtum des VMO verschlossen bleiben wird, weil die Ölprinzen nicht interessiert daran sind, zu teilen. Aus kinderreichen Familien stammend, wirtschaftlich abgehängt und ohne Besserungsaussichten ist den Männern aus A- und B- Team nur noch die Aussicht auf das Paradies samt Jungfrauen eine Verlockung.
Wie die Regierungen der islamischen Welt ihr eigenes Versagen beim Westen abladen, nötigt einem ob der diplomatischen Klugheit schon einigen Respekt ab.
GBR bereitet sich auf ein Eingreifen vor.
Die Streitkräfte planen bereits Optionen aus.
ITA will nur mit UN-Mandat teilnehmen:
Siehe: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-grossbritannien-bereitet-militaerschlag-vor-a-918818.html
Was macht man in Berlin und Potsdam?
Warten auf weiteres?
Wird morgen sicher wieder ne lehrreiche BPK.
Ich frage mich so langsam ob die Allianz sich hier nicht etwas verhebt. Syrien ist kein militärischer Wurm und ein Angriff ohne Mandat des UNSC wäre für Syrien eine Rechtfertigung. Zypern erreicht Syrien locker.
Dhekelia, Akrotiri, Limassol alles in range. Und es darauf ankommen lassen, das eine Luftraumüberwachung alles abfängt is schon heikel.
Sollte wirklich die Assad Regierung hinter dem C Waffen Gebrauch stehen wird bei valider Beweislage (und bitte Mr Kerry ihre beschafften Informationen und Beweise sind nichtmal das blutgetränkte Papier der CIA-Dollarnoten wert) sich die Position Russlands ändern und damit die Chinas. Dann werden die Karten eh nochmal komplett neu gemischt.
Aber ich halte das für unwarscheinlich. Ist der C Waffen Einsatz einer der hundert Rebellengruppen zuzuordnen muss die „Red Line“ Policy der USA jedoch bestehen bleiben sonst macht man sich zur Lachnummer und Geisel von Terroristen – jedoch sollte jedem klar sein das CM und Tomahawks hier nichts bringen.
Und genau hierauf hoffe ich in diesem Fall ja. Die Allianz fährt hoch und kurz vorm Launch Button wird der C Waffen Einsatz einer Splittergruppe zugeordnet und man sieht Aufgrund der zu erwartenden Kollateralschäden von einem blinden Bombardement ab und kündigt „surgical strikes after intense investigations“ gegen die Urheber an.
Damit hätte man der Assad Regierung mal kurz aufgezeigt,das man nicht zu scherzen beliebt und international ohne viel unnötiges Blutvergiessen das Gesicht gewahrt. Zusätzlich seheich durchaus Spielraum für Drohnenangriffe o.ä.
@TomTom
Anfang 2012 gingen doch die ersten Assta3-Tornados zurück in die Truppe. Seither sollten weitere gefolgt sein.
Ich denke, solange kein UN-Mandat besteht wird in Berlin erst gar nicht ernsthaft über eine Beteiligung nachgedacht. Gerade jetzt, wo die Wahlen nicht mehr fern sind.
Letztlich wird es wohl davon abhängen, wie viel Druck international ausgeübt wird. Zumindest um Unterstützung durch Luftaufklärung, Truppentransporte etc. wird man wohl nicht herumkommen, wenn es denn ein UN-Mandat geben wird, vermute ich.
Zur Isolation: Ich sehe das weniger Schwarz-Weiß. USA, FR, GB, dass ist die Kerngruppe der NATO, der aktive Teil. Die anderen sind mehr oder weniger inaktiv und beteiligen sich nur, wenn sie der Bündnisfall entsprechend zwingt. Die Frage ist: Was will Deutschland sein? Ein aktiver Faktor internationaler Politik oder ein passives Anhängsel der NATO?
Mit dem Gerede von der „roten Linie“ hat sich Obama halt selbst dazu gezwungen, jetzt etwas zu machen. Aber man musste ja am Anfang an einen regime change glauben…
@ Elahan
Wenn es Rebellen waren (was ich anfangs für wahrscheinlich gehalten habe, aber inzwischen nicht mehr so recht glaube), dann wird das natürlich ebenso eine harte Reaktion zur Folge haben müssen. Die konkrete Antwort hinge davon ab, wer im einzelnen aus dem heterogenen Feld der Rebellen dafür verantwortlich war und wer alles davon wusste. Also keine doppelte Moral. Aber alle theoretischen Möglichkeiten durchzuspielen wird jetzt zu kompliziert. Und zu hypothetisch.
@ klabautermann
Die Entscheidungslage für Obama und alle, die ihn unterstützen, ist wenig beneidenswert. Völlig klar. Aber Sie haben ja auch aufgezeigt, dass irgendwie entschieden werden muss. Es gibt nur schlechte Lösungen. Das ist der Stand heute – Schuld hin oder her.
Die größte Gefahr sehe ich nicht so sehr in einer isolierten Strafaktion, sondern in der Erfahrung, dass man leicht in einen Krieg zieht, aber schwer wieder raus kommt. Was immer der Westen jetzt also tut: Er muss höllisch aufpassen, sich nicht völlig zum Sklaven der weiteren Ereignisfolge machen zu lassen. Dumm nur, dass auch die andere Seite das weiß und sicherlich ausnutzt. Wir erleben hier psychologische Kriegführung auf strategischer Ebene.
Eine großangelegte Bodenoffensive mit US-Truppen scheidet aus meiner Sicht aus. Und damit bleibt auch das Risiko gering, dass sich Russland zu unbedachten militärischen Operationen hinreißen lässt. (Die Begeisterungsstürme Putins werden dann allerdings vollends abflauen.) Aber auch hier gilt mehr denn je: Die russische Seite muss informativ eng eingebunden werden. Durchgängig und intensiv. Es schlägt die große Stunde unserer Botschaft in Moskau und des Telefons unseres AM.
@ Kommentator
Es müsste schon ein Wunder geschehen, wenn es jetzt noch zu einem UN-Mandat käme. Es sieht leider nicht so aus. Und trotzdem müssen wir uns entscheiden. Das allein schon mit Blick auf unsere bereits vorhandenen Kräfte in der Türkei und im Mittelmeer, die ja schlecht so einfach auf die Seite treten und sich unsichtbar machen können. Jetzt ist auch bei uns Führung gefragt, trotz der Wahl.
@KeLaBe:
„Und trotzdem müssen wir uns entscheiden.“
Genau das ist der Punkt.
Angeblich stimmt man sich weiter mit den Partnern ab.
Nur wie man das ohne eigene Position tut, weiß wohl nur unser Regierungsapparat.
Man hat die Wahl sich USA, GBR, FRA anzuschließen oder die Linie von ITA zu verfolgen (kein Beitrag ohne UN-Resolution) oder grundlegende Ablehnung (kein politisches Ziel erreichbar).
Führung heißt entscheiden.
Wie bereits bei Libyen und Mali laviert man wieder rum.
Mich würde interessieren ob Deutschland dann wie bei Libyen den Briten wieder Waffen/Bomben und Ersatzteile leihen wird.
Oh mein Gott, Assad der Göttliche der über Wasser schweben kann, er wird über euch kommen und mit seinen dämonischen Heerscharen furchterbar Rache nehmen.
Fakt ist daß seine Armee mehrmals kurz vor dem totalem Zusammenbruch stand, daß praktisch jeder der ein Gewehr halten kann in der ersten Reihe steht, daß zahlreiche Spezialisten für Luft- und Seeangelegenheiten längst aus der Not heraus an Front und zweites Echelon verlegt wurden. Das ganze derzeitige Gefüge seiner Sicherheitskräfte ist wackelig und wenn da ein paar passende Nadelstiche ihr Siel finden wird das richtig weh tun. Nur zum Vergleich, die unmittelbare Belagerung Srebrenica wurde nach gerademal sieben Luftangriffen teilaufgehoben.
Assad wird genau eines machen: Grosse Töne über Rache spucken und sich einmal kräftig in den Hintern treten lassen und danach das Thema wechseln. Alles andere würde seine Lage nur noch weiter verschlechtern.
Angriffe von Hisbollah und Quds? Ich denke das wäre eine Steilvorlage für Vergeltungsmaßnahmen gegen diese Gangsterbanden und ihre Hintermänner – da sind noch dutzende Rechnungen offen für deren Begleichung jederzeit Anlässe dankbar angenommen werden. Oder anders gesagt, der Flächenbrand droht primär den Verbündeten Assads und das wissen die auch.
Gabs da nicht mal eine Editfunktion? Gemeint ist natürlich Sarajevo und nicht Srebrenica. Edit, natürlich gibt es eine Editfunktion, die aber ohne Javascript nicht sichtbar ist und sobald man einen neuen Beitrag schreibt ist der alte nicht mehr editierbar. Viva La Software!
@veto:
… ist da noch was übrig bzw. schon wieder aufgestockt???
@Schorsch52
Das Bundeswehr Arsenal ist gut gefüllt da es sich kaum wie GB und FRA an Einsätzen aktiv beteiligt und auch sonst fast nie scharf schießt bei Übungen/Manövern.
Eine Frage, Herr Wiegold … „Die USA stimmen die Welt auf einen Syrienkrieg ein“? Wie nennen Sie das, was seit drei Jahren dort unten passiert? Ferien auf dem Ponyhof?
Danke. Hätte natürlich schreiben müssen USA stimmen auf ihre Absicht ein, den nicht-internationalen bewaffneten Konflikt in Syrien zu einem internationalen bewaffneten Konflikt auszuweiten.