Neubau in Afghanistan: Fertig zum Abzug der Truppen
Der Abzug der meisten, wenn nicht gar aller ausländischen Truppen aus Afghanistan bis Ende kommenden Jahres ist absehbar. Und da ist es natürlich ärgerlich, wenn ein Millionen teures neues Gebäude genau dann fertig wird, wenn es keiner mehr braucht. Obwohl die örtlichen Kommandeure schon lange davor gewarnt haben.
Nein, die Rede ist nicht von der Erweiterung des deutschen Rettungszentrums in Kundus. Es geht auch teurer, wie der US-Sonderbeauftragte für den Aufbau in Afghanistan (Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction, SIGAR) dieser Tage nach Washington meldete:
I was told by senior U.S. military officials that the recently completed Regional Command Southwest (RC-SW) Command and Control Facility, a 64,000 square feet building and related infrastructure with a contract award value of $34 million that was meant to serve as a command headquarters in Helmand to support the surge, will not be occupied. Based on documents provided to SIGAR, it appears that military commanders in Afghanistan determined as early as May 2010 that there was no need for the facility, yet the military still moved ahead with the construction project and continued to purchase equipment and make various improvements to the building in early 2013. Based on these preliminary findings, I am deeply troubled that the military may have spent taxpayer funds on a construction project that should have been stopped.
Die Geschichte wurde als erstes von der Washington Post aufgegriffen. Nun sind 34 Millionen US-Dollar für eine nagelneue Operationszentrale, die nicht gebraucht wird, schon heftig – aber nur die Spitze des Eisberges. Der Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction hat schon in der Vergangenheit viele andere Fälle gefunden, auch im Norden Afghanistans.
Auf die Frage übrigens, die ich damals stellte, habe ich bis heute keine Antwort gefunden: Gibt’s eigentlich eine deutsche Behörde, die mal nachprüft, ob und wo im Afghanistaneinsatz womöglich unsinnig Geld ausgegeben wurde?
(Foto: SIGAR via Flickr)
Gibt’s eigentlich eine deutsche Behörde, die mal nachprüft, ob und wo im Afghanistaneinsatz womöglich unsinnig Geld ausgegeben wurde?
Ist Aufgabe des Rechnungshofes. Der EU-Rechnungshof hat schon mal etliche UN Projekte in Afghanistan angeprangert. Der deutsche Rechnungshof n.m.W. nur vereinzelte Ausrüstungsprojekte. Der könnte sicherlich bissiger sein und dafür eigene, solche Einsätze begleitende Bewertungen abgeben. Das wäre für die Truppe und das Ministerium natürlich lästig.
Dieses Geld ist nicht unsinnig vom Militär ausgegeben worden, sondern der Unfähigkeit der Politik geschuldet. Wenn, wie in Deutschland üblich, Einsätze immer nur ein Jahr im Voraus verlängert werden, dann dürfte außer von Zelten und Dixis eigentlich nichts in einem Lager gebaut werden. Wenn man einen Planungshorizont für ein Gebäude oder andere Struktur / Waffensystem braucht, ihn aber nicht bekommt, dann hat man als Verantwortlicher zwei Optionen: Nichts bauen, dann bleibt immer alles so oder man geht eben das Risiko eines Totalverlustes ein. Wobei das hier ja immer noch nen schönen Schafsstall oder Trockenanlage für interessante Substanzen werden kann.
Laut Defense News sieht es eher nach Abbruch aus, da eine Übergabe an die Afghanen mit Zusatzkosten verbunden wäre. Da kommen also so oder so noch weitere Kosten drauf.
Unsinnige Geldverschwendung oder strategische Investition in die sicherheitsrelevante Infrastruktur? Aber hey, was soll es uns kümmern was aus dem Land wird, wenn wir abgezogen sind.
FEY hat uns ja gezeigt, was mit Einsatzliegenschaften nach der Übergabe passiert. Strom und fließend Wasser, sowie Abwasserentsorgung sind bereits ausgefallen und kochen tun unsere kühnen Verbündeten nicht in der ehem. Feldküche, sondern unterm Schleppdach auf Holzfeuer.
Wenn ich an MeS und die getätigten und geplanten Baumaßnahmen denke (Stand 2010), wird mir übel… für das Geld hätten wir ganz locker eine komplette InfBrig mit begnadeter Ausrüstung versehen können.
Das Geld ist ja nicht weg. Es gehört nur jemand anderem (Haliburton?).
OT: Heute wurde die Konzeption der Bw erlassen. Dieser Link führt direkt zum PDF-Dokument, 65 Seiten, 325kB. Der Begleittext auf der Homepage findet sich hier.
Von der Homepage:
Naja wenn man den Text Liest
Der ist auch der letzten mehr zu entnehmen
Und da ist nicht zu Finden was genau getan werden soll, was beschafft werden soll.
Teil wird das ja schon beschafft
Manches ist auch Fraglich
Wen genügen da sein soll mit 70 % das erreicht werden soll und und ………
Da Schweiz konnte das nicht erreicht werden jetzt gibt es Alternative Fahrzeuge die dann aber für Umbau Verfügung steht . Wenn teures gerät beschafft wird
Zur KdB habe ich einen neuen Thread aufgemacht.
So eine Behörde würde ich mir auch wünschen. Der BRH prüft viel zu wenig.
Für mich ist es nur allzu oft unverständlich, wo das Geld des Steuerzahlers rausgeworfen wird.
Zumindest bei der Bw kommt neben dem einjährigen Planungshorizont im Einsatz noch der Verwaltungsakt hinzu. Bei Baumaßnahmen im siebenstelligen Bereich kann das vom Antrag bis zum Spatenstich schon mal anderthalb bis zwei Jahre dauern. Dann gibt es Ärger mit dem Auftragnehmer und die Bauarbeiten verzögern sich und es geht weitere Zeit ins Land. Das dann die militärische Bedarfsforderung bereits von der Realität überholt ist, ist in den meisten Fällen vorhersehbar.
@ Cynic
Die Kette von Verwaltungsprozessen ist seit Jahrzehnten im Inland und nun auch seit einigen Jahren im Ausland bekannt. Die Politk scheint damit zufrieden zu sein, warum soll es dann uns Militärs kümmern?
Das erinnert mich stark an das Truppenküchen-Sanierungs-Mysterium. Küche fertig – Standort zu.
Grundvoraussetzung für eine Karriere in der Bw-Verwaltung ist offenbar: Hirn aus – gesunden Menschenverstand abgeben. Diese Idiotien sind vielfach dokumentiert und unter den Soldaten nichts neues.
Aber wehe jemand äußert Kritik.
Und das Soldaten sich dazu den Mund verbieten lassen deckt kein Eid ab! Aber ist klar: wer den Mund aufmacht kriegt es auf anderem Weg zurück.