Libyen: „We went to war on German maps“
In der Zusammenarbeit der Geheimdienste und des militärischen Nachrichtenwesens liefern natürlich auch die Deutschen – zum Beispiel an die Briten. Mit einer gewissen Fassungslosigkeit nahm die britische Presse zur Kenntnis, dass während des Libyen-Krieges 2011 die britischen Streitkräfte auf Kartenmaterial aus (dem militärisch offiziell nicht beteiligten) Deutschland zurückgreifen mussten. Weil im internationalen Tauschgeschäft die Deutschen da halt besser waren:
For certain geographic areas or technical subjects where an ally may be better placed, the UK will rely on their intelligence to inform our assessment, policymaking or indeed military planning. Conversely, where the UK has areas of expertise, we will supply intelligence to other countries. Whilst the UK will not cease all intelligence collection and analysis on entire areas, it will mean the Agencies and DI can focus scarce resources where they can have most impact.
We accept the need for this specialisation. It is not novel: for example, we have been told that “in [the recent campaign in] Libya we went to war on German maps”.
heißt es im aktuellen Jahresbericht des Intelligence and Security Committee of Parliament.
Das kann den britischen Zeitungen nicht gefallen. Die erste deutsch-britische Kooperation dieser Art seit fast 200 Jahren, vermeldet der Telegraph:
During the Libyan conflict in 2011 British forces had to use maps supplied by German intelligence because of cut backs in the Ministry of Defence, it has emerged.
It was the first time the UK had to rely on Germany in such circumstances since 1815 when Gebhard von Blucher’s Prussian forces helped the Duke of Wellington defeat Napoleon.
was vermutlich so nicht stimmt, weil es bei anderen Gelegenheiten schon ganz andere Hilfe gegeben haben dürfte. Und für Libyen nicht nur Karten, sondern vermutlich auch Waffen auf die Insel geschafft wurden.
Auch wenn das am Nationalstolz auf der Insel kratzt: Solche Informationen unter Verbündeten sind die Regel. Auch wenn Regierungen, wie man dieser Tage ja in vorwiegend nicht-militärischem Zusammenhang hört, gar nicht wissen, was da getauscht wird.
(Foto: Preparing for launch, the first operational mission by Royal Air Force Tornado GR4 aircraft from Gioia Dell Colle, Italy as part of Operation Ellamy, the UK contribution to help enforce the No Fly Zone over Libya in support of UN SCR 1973 – Photographer: SAC Neil Chapman/Crown Copyright/via Flickr)
z.B. „Operation Pegasus“ da war man auf gutes Kartenmaterial angewiesen.
Ist eigentlich nicht überraschend. Die Deutschen haben an vielen Stellen die Bunker für Gaddafi gebaut sowie einige Kasernenanlagen. Demzufolge sollten die auch die besten Karten dazu haben. Wär schecht wenn es nicht so wäre.
@ Wolfgang-2
Na denne: nie mehr einen Auftrag an die Deutschen! Verkaufen jeden für’n Apfel und zwei Snickers?
Ach Gott die armen Briten… dafür werden wir ja bis auf’s Mark ausspioniert…
Kommt mir bekannt vor:
Während der OSZE-Mission 1999 im Kosovo waren die anderen Nationen auch neidisch auf die gute Kartenausstattung der Deutschen, wir nutzten damals Karten der NVA.
@ Wolfgang-2
Die Giftgasfabrik aus den 80ern nicht zu vergessen.
Dafür gabs im Sudan 30 Jahre alte Russenkarten.
Auf der anderen Seite sind die weltweit genutzten Seekarten und Hafenkarten meist britischen Ursprungs.
In 2009 wiederum waren die Karten in Kunduz – auch im FAUST – weiterhin aus der sowjetischen „Schaffensperiode“.
Vielleicht waren es nicht nur die Detailkarten, sondern die mit SAR-Lupe gewonnenen Geländeprofile, die für Tiefflüge der Briten nützlich waren?
vielleicht war in potsdam noch was vom wüstenfuchs verfügbar
Versteh ich nicht, sind aktuelle Satellitenaufnahmen nicht längst sehr viel besser als alte Karten?
@Theo Waigel, Rentner
Damn fahren sie mal mit einer Satellitenaufnahme durch Berlin und suchen sie die Straße xy mit der Hausnummer xy.
In einer Karte sind viel mehr notwendige Infos enthalten als auf einem Bild.