Nicht schwindeln, Google!
Wie ich das mit dem deutschen Leistungsschutzrecht sehe, ist ja hier bekannt (und hat auch Konsequenzen, z.B. das in der Regel hier keine deutschen Verlagswebseiten verlinkt werden). Deswegen finde ich die jüngste Initiative von Google auch gut: Deutsche Verlage sollen künftig ausdrücklich erklären, dass ihre Webseiten bei Google News gefunden werden sollen – sonst werden sie dort nicht mehr angezeigt.
Nicht gut finde ich allerdings, wie Google den Leuten vorgaukelt, die ganzen Nachrichten des Webs abbilden zu wollen:
Google News indexiert Nachrichten, die bereits im Internet zugänglich sind. Es ist ein freier und umfassender Dienst, der nicht durch Geschäftsbeziehungen beeinflusst wird. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass alle Perspektiven vertreten sind, die der großen Medienkonzerne wie die kleiner lokaler Zeitungen oder Blogs.
Ah ja, alle Perspektiven, auch die kleiner lokaler Zeitungen oder Blogs? Nun ja, Google, mit ein bisschen Schwindeln kommt man in Deutschland, wo Internet ja als Neuland gilt, halt immer durch?
Auf meine mehrfache Anfrage, augengeradeaus.net könnte doch auch bei Google News gefunden werden, gab’s bislang nur die Antwort:
Vielen Dank für Ihr Interesse an Google News. Wir haben Ihren Antrag erhalten und können diese Quelle derzeit nicht in Google News aufnehmen.
Wir nehmen keine Seiten auf, die lediglich von einer einzelnen Person geschrieben und verwaltet werden. Wir nehmen derzeit nur Artikel von Quellen auf, die als Organisation angesehen werden. Diese sind durch mehrere Autoren und Redakteure, Informationen über das Unternehmen und zugängliche Kontaktinformationen gekennzeichnet.
Nun ja, Informationen über das Unternehmen und zugängliche Kontaktinformationen habe ich ja. Aber mit noch so gutem Willen kann ich aus mir selbst nicht mehrere Autoren und Redakteure machen. Von daher ist das mit der Perspektive der Blogs ja wohl nicht so ernst gemeint…
Mir fällt bei blitzschnellem Nachdenken mindestens ein deutschsprachiges Blog ein, welches bei Google News Deutschland gefunden wird (in dem Fall muss ich übrigens feststellen: leider) und bei dem es sich dem Anschein nach auch um einen Ein-Mann-Betrieb handelt.
Naja, hat nicht der Herr „OvWa“ Stoltenow waehrend Ihrer Abwesenheit mindestens einen Artikel eingestellt/eroeffnet? Und schon sind es „mehrere Autoren und Redakteure“… :-)
Könnte ich nachvollziehen um eine Überflutung der News-funktion mit „nischen“ content zu vermeiden. Den Blog kann auch inkl einzelnen Artikeln über die Websuche gefunden werden.
Ein Blog dient eben zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen. (Stichwort Tagebuch, Endlos aufbau, Ich-perspektive)
Die Ein-Mann-Beschränkung ist aber vermutlich auch der einzige Grund, weshalb Sie nicht aufgenommen werden. Könnten Sie umgehen, wenn Sie hier-und-da auch mal Gastautoren publizieren lassen würden. Ob Sie sich wegen Google News dbzgl. „biegen“ wollen, ist aber alleine Ihre Entscheidung. Jedenfalls wurden von mir Projekte schon aufgenommen, an denen nur zwei bis drei Personen beteiligt waren.
Dieser kleine Blog wird unter dem Suchwort augengeradeaus bei Google sofort und ohne Probleme gefunden. Was will man mehr?
Google News ist aber für professionelle Nachrichtenleute und sonstige News-Junkies der Gold-Standard. Auch Unternehmen, Organisationen, Behörden und dergleichen nutzen z. B. die Google News Alerts ausgiebig.
@chickenhawk | 21. Juni 2013 – 20:21
Zitat: „Google News ist aber für professionelle Nachrichtenleute und sonstige News-Junkies der Gold-Standard.“
Nun, dann sollte er für diese professionelle Anbieter auch kostenpflichtig sein. So, wie in einer Marktwirtschaft allgemein üblich. Wer seine Ware transportiert haben möchte, der sollte auch das Porto dafür zahlen. Gold hat seinen Preis.
@ Stefan
Aha. Aber wer soll denn jetzt Ihrer Auffassung nach zahlen: Die Nachrichtenquellen, Google oder der Konsument?
@chickenhawk | 21. Juni 2013 – 21:52
Wie ich schon schrieb. Der professionelle Anbieter, also die Nachrichtenquelle. Zumindest alle, die eine „Bezahlmauer“ verwenden. Wenn diese die Kosten an den Endverbraucher weitergeben, dann kann dieser immernoch entscheiden ob ihm dies diese Nachricht wert ist. Eben Marktwirtschaft. Alle verdienen, der Produzent, der Händler, der Spediteur. Der Endkunde zahlt. Eine Zeitung muß man auch bezahlen. Im Abo kommt das Porto noch hinzu. Fairer Wettbewerb.
@ Stefan
Bisher verläuft die Frontlinie aber genau andersherum: Die Verlagen wollten von Google Geld haben (vgl. die Geschichte mit Google News Belgien vor einigen Jahren).
Just in diesen Tagen fordert übrigens Google die deutschen Verlage ultimativ auf, bis zum 1. August ihr Einverständnis für die Aufnahme in den Index zu erklären. Wer das nicht ausdrücklich tut, fliegt aus Google News raus. Ein Google-Manager äußert sich dazu heute konkret im offiziellen Google-Blog:
http://google-produkte.blogspot.de/2013/06/google-news-bleibt-offene-plattform-fuer-verlage.html
Man könnte auch sagen, Google sagt den deutschen Verlagen im Hinblick auf das neue Leistungsschutzrecht:
„Nehmt das Leistungsschutzrecht, rollt es euch und dann…“
;-)
Wenn ein Unternehmen abseits seines eigenen Standortes werben will, dann muß es dafür zahlen. Und wenn ein Verlag in Google News präsent sein will, dann soll er zahlen. Mein Standpunkt.
@ Stefan
Damit steht einer steilen Karriere bei Google nichts mehr im Wege ;-)
@chickenhawk | 21. Juni 2013 – 22:43
Mein Karrierebedarf ist gänzlich gedeckt. Ich will nur noch meinen Ruhestand genießen. ;-)
Bevor hier die Diskussion zum Leistungsschutzrecht nochmal nachvollzogen wird (so klingt es gerade…) , empfehle ich im Zweifelsfall Nachsitzen bzw. -lesen, um auf den aktuellen Stand zu kommen:
netzpolitik.org
Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht
GrünDigital
(Alles nur „Gegen“-Quellen, weil es nicht viele vernünftige „Pro“-Argumente gibt. Immerhin liefert IgeL eine Pro- und Contra-Seite. Die Berichterstattung im sogenannten Qualitätsjournalismus zu diesem Thema hat quasi nicht stattgefunden, siehe hierzu
S. Niggemeier.)
@chickenhawk
Äh, der von Ihnen verlinkte Eintrag im Google-Blog war genau der Grund für diesen Eintrag ;-)
@ T.Wiegold
Das sehe ich jetzt auch, aber ich hatte diesen Beitrag jetzt mehr unter dem Gesichtspunkt: Kriterien zur Aufnahme von Blogs bei Google News gesehen.
Die Sache mit dem Leistungsschutzrecht ist ja an sich eine andere Baustelle (auf der der einen Seite die Leute, die zu Google News wollen, auf der anderen Seite diejenigen, die schon da sind, aber dafür von Google gerne entlohnt werden möchten).
@T.Wiegold: Herr Wiegold, gründen Sie doch einen „e-Paper-Verlag“. Geschäftsidee: „Verteidigungs- und Sicherheitspolitik von A – Z; Diskussionen und Expertisen“. Die Themen durchsortieren, Einzelthreads themenbezogen zusammenfassen, Balast eliminieren, mit Ihren Beiträgen als freier Journalist in Print-Medien ergänzen und mit Quellenangaben ergänzen. Das Ganze als kostenpflichtige E-Papers, denn das sind wahre „Goldkörnchen“ Ihrer Journalistischen Arbeit und Ihrer Einzelkämpfermoderation. Die „Hardkopys“ (inkl. Versand) etwas „teuerer“ und auf eine „verlängerte Werkbank“ auslagern, so dass Sie sich weiter auf Ihre originäre Arbeit konzentrieren können. Nur mal so als „dummer Vorschlag“, um aus Ihrem jahrelangen Engagement ein eigenes „www = wehrpolitisches-wiki-wiegold“ zu kreieren.
Also:
1. Ich habe diese Seite per Google gefunden, also über die normale Seitensuche. Dabei bin ich mehr an dem aktuellen Konflikt im Nahen Osten interessiert als an den Problemen der Bundeswehr.
2. Die News-Suche nutze ich eigentlich nicht und mir wäre es sogar Recht, wenn Zeitungsartikel aus der normalen Suche verschwinden würden. Die schreiben ohnehin voreinander ab und wirklich interessant sind nach den Zeitungsartikeln dann Beiträge,die darüber hinaus gehen. Diese aber gehen unter, wenn die Multiple Duplicate Content-Beiträge die Google-Serps zuspammen. Von daher sehe ich das Leistungsschutzrecht eher positiv. Google wird wieder besser.
3. Wenn die Beiträge „Jung und Naiv“ von Tilo eingestellt werden würden, dann gäbe es hier schon zwei Autoren.