Jung&Naiv: Gefallene
Der Freitag bei Jung und Naiv ist ja schon Gewohnheit… und diesmal reden Tilo Jung und ich über ein schwieriges Thema, aus gegebenem Anlass: über Gefallene.
Der Freitag bei Jung und Naiv ist ja schon Gewohnheit… und diesmal reden Tilo Jung und ich über ein schwieriges Thema, aus gegebenem Anlass: über Gefallene.
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Das Wort »Gefallene« benutzt man deshalb nicht mehr, weil es ein Euphemismus ist, also der sprachlichen Verschleierung dient (siehe Wikipedia). Wenn jemand gefallen ist, kann er einfach wieder aufstehen! »Ist gestorben« oder »wurde erschossen« ist einfach viel ehrlicher. Aber ob jemand fällt oder in China fällt ein Sack Reis um klingt viel banaler.
Hüstel… so richtig viel weiter östlich von Georgien ist Aserbaidschan auch nicht, das sind direkte Nachbarländer. :-)
Schon vom Sprachgefühl her ist diese Argumentation Unsinn. Die Belegstelle in dem Wikipedia-Artikel ist übrigens hochgradig unseriös, um es vorsichtig auszudrücken. Man sieht das schon an dem getarnten Link in der Fußnote.
So etwas kommt heraus, wenn man politischen Aktivismus in die Sprache trägt. Das kommt von den Leuten, die uns Fachbegriffe wie »Jahresendflügelfigur« und »Sättigungsbeilage« beschert haben.
Bitte jetzt keine ideologisch-sprachlichen Grabenkämpfe um den Begriff Gefallene…
Man kann dieses Wort ablehnen und als Euphemismus ansehen, aber selbst der verlinkte Wikipedia-Artikel lässt nicht den Schluss zu, dass man es nicht mehr benutzt.
Im deutschen Sprachgebrauch bezeichnet er recht präzise, was gemeint ist, nämlich den durch Feindeinwirkung getöteten, und für die Sprachkritik gibt’s sicherlich kompetentere Foren.
Das der Begriff vom Gefallenen nicht mehr so häufig genutzt wird hat in Deutschland ehr etwas mit dem militärischen Kontext zu tun, es hat sich halt leider bei einigen Eingebürgert, es als vollkommen irrelevant zu empfinden ob ein Mensch stirbt weil er aufgrund eines Verkehrsunfall umkommt oder bei einem beim vom Volk abgesegneten Militär Einsatz sein Leben gegeben hat, ist halt Berufsrisiko, könnte dem Teilzeit Lagerist der genausviel verdient ja auch passieren.
Bei der taz hatte Anfang der Woche jemand nicht aufgepasst und es war im Zusammenhang mit dem KSK-Soldaten von „ermordet“ die Rede.
Als eine der wenigen Medien, die konsequent darauf achten, fällt mir nur die FAZ ein. Abgesehen natürlich von T.W.-Artikeln ;-)
Der Initialpost von Frank ist wohl eher als ideologischer Ausfall zu bewerten, denn selbst Professoren mit ausgewiesener linker Vergangenheit nutzen das Wort „Gefallene“ wieder. Es ist, wie bereits ausgeführt, alles andere als eine „sprachliche Verschleierung.“ Im Gegenteil, die Umschreibung verletzt/getötet (oder gar ermordet…) verschleiert das, was im Einsatz Alltag werden kann, nämlich der Kampf gegen einen Feind mit militärischen Mitteln. Das wurde lange ganz konsequent versucht zu verschleiern, erinnern wir uns doch an den Winzer aus Hessen.
@Voodoo
volle Zustimmung. Wenn die Kanzlerin dann nocht lernt, den Soldaten nicht für ihre „Arbeit“ sondern für ihren Dienst für Deutschland zu danken…….
Bundesbeamter beim arbeiten umgekommen …
Zwischen Vatertag und Muttertag sei nochmals an den im Beitrag angesprochenen gefallenen Kameraden und Familienvater gedacht.
Wer die Angehörigen unterstützen möchte, hier nochmal der Spendenaufruf von der Gemeinschaft der Kommandosoldaten (www.diekommandos.de).
„Im Kampf gegen den Terrorismus ist einer unserer Kameraden gefallen.
Wir trauern mit seiner Familie.
Wir bitten unsere Unterstützer zu spenden, um so der Familie zu helfen.
Jede Spende zählt!
Spendenkonto:
GDK e.V.
Sparkasse Pforzheim Calw
Kto.: 7741014
BLZ: 66650085
Verwendungszweck: Fallen Hero
Keine Spendenquittung möglich!
oder
„Verein Hilfe für Soldaten in Not KSK“
Sparkasse Pforzheim Calw
BLZ 66650085
Kto. 7368020
Verwendungszweck: „Fallen Hero“
Spendenquittung möglich!
Vielen Dank
diekommandos“
@T.W.:
Der gewaltsame Tod von Feldwebel Alexander Arndt in Phom Phen (1993) ist aus meiner Sicht ebenfalls ein vergessener Vorfall.
Ob es krimininelle oder politische Hintergründe hatte, konnte nie ganz geklärt werden.
Ist er gefallen oder verunfallt? In diesem Fall wohl eher eine akademische Frage.
Trotzdem ist er das erste Opfer eines Angriffs in einem Einsatz.
War in meiner Schule damals großes Thema – heute beinah vergessen.
„Der gewaltsame Tod von Feldwebel Alexander Arndt in Phom Phen (1993) ist aus meiner Sicht ebenfalls ein vergessener Vorfall.“
Nicht für seine Mutter, die ich vor Ewigkeiten mal zufällig getroffen habe.
@Frank (der Andere):
der letzte Satz ist ja wohl nicht ihr ernst oder? Ein AFG Veteran dürfte in einem Monat so viel Geld verdienen wie der besagte Lagerarbeiter in 4-5 Monate.
Bei aller Trauer um den gefallenen KSK Soldaten stellt man jetzt mal wieder fest das es die Bundesrepublik in den ganzen Jahren AFG nicht geschafft hat mit dem Umstand das Soldaten in Kriegen sterben vernünftig umzugehen.
120.000 Soldaten, 53 Verluste (38 durch Feind, 15 durch Unfälle/Suicid) in 11 Jahren ist wohl kaum eine außerordentlich schlimme Quote. Da dürfte manch Strassenmeisterei schlimmere Statistiken vorzuweisen haben. Dazu Polizisten, Feuerwehrleute etc. .
Ich will mein Beileid und Mitgefühl weder vom Nettogehalt, des Gestorbenen noch der durchschnittlichen Todesrate seiner Berufsgruppe abhängig machen. Wenn er aber in der Ausübung eines freiwilligen Dienstes an unserem Gemeinwesen gestorben, getötet oder erschossen wurde, dann geht mir sein Tod näher, als der eines bei normaler Erwerbsarbeit Verunfallten, weil ich zu helfenden Menschen eine stärkere Verbundenheit fühle und unser Gemeinwesen jeden einzelnen von ihnen so dringend braucht, egal welche Farbe ihre Arbeitskleidung hat.