Opium-Produktion in Afghanistan steigt wieder – auch im Norden
Der Mohnanbau in Afghanistan und damit die Opium-Produktion droht in diesem Jahr wieder zu steigen. In den meisten Regionen sei eine Zunahme der poppy cultivation absehbar, in einigen bereits als poppy free eingestuften Gegenden werde der Grundstoff für das Rauschgift wieder angebaut, warnt das UN Office on Drugs and Crime (UNDOC) in einem am (heutigen) Montag veröffentlichten Bericht. Die größten Anbaugebiete liegen zwar im Süden des Landes, doch die Gefahr einer Zunahme gelte auch für die Provinzen Nordafghanistans:
Balkh and Faryab in northern region are likely to see an increase in opium cultivation in 2013. These two provinces may lose their poppy-free status if timely effective eradication is not implemented. No major changes are expected in Baghlan province. The largest cultivating province in the north-east, Badakhshan is likely to see an increase in opium cultivation in 2013. The increase in opium cultivation is also expected in Takhar province. Takhar may lose its poppy-free status unless effective eradication is implemented in time. The remaining provinces in the northern and north-eastern regions are expected to remain poppy-free in 2013.
Dabei macht das Afghanistan Opium Risk Assessment 2013 einen Zusammenhang zwischen Sicherheitlage und Drogenanbau deutlich:
The Risk Assessment 2013 indicated that a strong association between insecurity, lack of agricultural assistance and opium cultivation continues to exist. Villages with a low level of security and those which had not received agricultural assistance in the previous year were significantly more likely to grow poppy in 2013 than villages with good security and those, which had received assistance. Similarly, villages which had been reached by anti-poppy awareness campaigns were significantly less likely to grow poppy in 2013.
Für den Norden mit seinem – deutsch geführten – ISAF-Kommando wirft das natürlich die Frage nach der Sicherheitslage auf – die nicht so gut ist, dass ein erneuter Anbau von Mohn in bislang als drogenfrei deklarierten Provinzen verhindert werden könnte? Was natürlich mittlerweile in die Verantwortung der Afghanen und ihrer Sicherheitskräfte fällt.
(Archivbild: BALA BALUK, Afghanistan–Opium fields ready for harvesting are the target of poppy eradication by Afghan National Security Forces in Bala Baluk district on April 15, 2009. Tractors plow up poppy fields to prevent farmers from harvesting their opium crop. ISAF Photo by U.S. Navy Petty Officer 1st Class Monica R. Nelson via Flickr unter CC-BY-Lizenz)
„hände hoch“ wer davon überrascht wurde … keiner ? mhh
der drogenanbau ist einfach zu verlockend für alle beteiligten und im iran und in russland gibt es bereits großen bedarf für das zeug. solange man die bauern nicht effizient sanktionieren und alternativ beschäftigen kann werden die immer zu „landestypischen agrarprodukten“ zurückkehren.
spannend ist hier die frage ob der anstieg des anbaus folge der angespannteren sicherheitslage ist, die angespanntere sicherheitslage eine folge des verteilungskampfes um die drogengewinne aus sich revitalisierenden märkten ist, oder veränderungen der sicherheitslage einfach nur indikator für geringere durchsetzungskraft von zentralreg. und ISAF / OEF sind.
Oder weils ganz einfach mehr zu verdienen gibt, damit auch alle Mäuler daheim gefüttert werden können. Ist das nicht funktionierende Marktwirtschaft ?? Wir sind ja doch erfolgreich !!!!!!
der höhere verdienst steht außer frage. seit in afgh. auch zumindest teilweise die weiterverarbeitung zu heroin stattfindet ist auch dieser teil der wertschöpfungskette ins land gewandert.
klassisches entwicklungsmodell. vom reinen Export von agrarerzeugnissen zu komplexeren produkten mit höherer wertschöpfung.
OT Frage: Wie kann es sein, dass die spanischen Tiger schon nach 12 Tagen in Afghanistan eine scharfe Mission fliegen können?
Die Bundeswehr hatte hingegen, „früher als erwartet“, bereits nach 56 Tagen die Einsatzbereitschaft gemeldet!
Wie kommt eine dermaßen große Diskrepanz zustande?
Hieß es nicht immer, die Taliban hätten den Mohnanbau unterdrückt und er sei erst so richtig aufgeblüht (höhö, Wortspiel), nachdem Afghanistan befreit wurde? Bedeutet also eine erneute/weitere Zunahme eine Abwesenheit von Taliban und Regierungskräften oder einen Kurswechsel bei einer der beiden Seiten?
egal ob taliban oder regierung, beide profitieren vom drogenhandel. und wenn es keine alternative gibt zum physischen überleben der prouzenten, wird sich auch nix ändern. mit drogen verdient man halt mehr als mit hirse.
@ Gramm
Hieß es nicht immer, die Taliban hätten den Mohnanbau unterdrückt und er sei erst so richtig aufgeblüht (höhö, Wortspiel), nachdem Afghanistan befreit wurde?
Naja, die hatten den damals auch nur „unterdrückt“, weil sie die Lager voll hatten und die Überproduktion die Preise verdarb. ;)
Und gerade im Süden, in den „Neo-Taliban-Gebieten“, florierert der Drogenanbau.
Gibt auch ein Paper auf deutsch dazu: Afghanistans
Drogenkarriere – Von der Kriegs- zur Drogenökonomie .
No dope no hope ;-)
Ach ja, bevor hier allzu voreilige Schlüsse gezogen werden: Opium ist nichtmal die lukrativste Anbaumöglichkeit. Obst ist da für die Bauern um einiges einträglicher. Roots for Peace hat sich da mal die Mühe gemacht und die Zahlen ausgewertet.
Problem bei der Sache ist, dass sich ’ne Obstplantage nicht mal eben von einer Saison auf die andere aufziehen läßt, sondern Jahre braucht bis Erträge erwirtschaftet werden. Etwas mehr Fachwissen brauchts auch, und eine Marktanbindung oder Weiterverarbeitungsindustrie vor Ort wären für gute Preise auch nicht schlecht.
Läßt sich alles einrichten, aber braucht halt Zeit, Investitionen, Wille und Vertrauen.
Was J.R. sagt. Es gibt schon Alternativen, die auch möglich wären, nur:
1) Viele Bauern schulden Drogenhändlern Geld, und wenn Felder niedergebrannt wurden, gab es entweder keine Entschädigungen oder sie sind „versickert“
2) Alternativen brauchen viel Geduld, Ausdauer, Infrastruktur, Wissen, usw usf
3) Die Kausalität verläuft auch gerne anders herum. Mangelnde Sicherheit erzeugt mehr Opium, aber wo es schonmal Opium gibt sind Militante (und das sind eben nicht nur die Taliban, sondern auch Drogenhändler und sonstige Kriminelle) deutlich häufiger vertreten, eben weil es Ressourcen gibt.
Also von meiner Seiter her müsste man dann doch eine rabiate Methode in diesem Land anwenden:
1. Anbaugebiete niederbrennen und Nichtanbau überwachen (Drohene, Satelliten what ever)
2. Eine alternative Landwirtschaft, wie oben angesprochen, aufbauen und fördern. Dazu gehört auch Schutz bei Tag UND(!) bei Nacht
3. Den Bauern in der Übergangszeit das Leben ermöglichen durch Nahrungsmittelverteilung etc.
4. Abwarten und zuschauen wie sich die Landwirtschaft entwickelt und die Menschen vielleicht anfangen das Ganze gut zu finden.
Aber all dies wird unter unser jetzigen Führung (ziv + mil) nicht passieren….
Allen interessierten würde ich dazu mal eine Recherceh bezüglich Drogenanbau und Schmuggel ans Herz legen.
OT: Dieser Einsatz war, ist und wird leider sinnfrei in die Geschichte eingehen…
OT2: Spanische Tiger fliegen? Wusste ich gar nicht, aber wäre nichts neues wenn die Bundeswehr mal wieder länger brauchen würde im internationalen Vergleich für die Einsatzbereitschaft von Systemen…so wegen Sicherheit und Einweisung etc…