Neues von der Afghanistan-Statistik: Jetzt auch keine Zahlen mehr zu Drohnen

Die Statistiken, die der Öffentlichkeit Auskunft über Aspekte des Kriegs in Afghanistan geben, werden Schritt für Schritt eingestellt – man könnte ja die falschen Schlüsse daraus ziehen. Nachdem ISAF vor kurzem erklärt hatte, es werde keine Zahlen zu gegnerischen Angriffen am Hindukusch mehr geben, haben nun die US-Streitkräfte einen wichtigen und politisch umstrittenen Teil ihrer Einsätze in Afghanistan aus der offiziellen Statistik herausgenommen: Die Missionen unbemannter Flugzeuge, der Unmanned Aerial Vehicles (UAV) – oder kurz: Drohnen – sind aus der Übersicht der Flugeinsätze verschwunden.

As scrutiny and debate over the use of remotely piloted aircraft (RPA) by the American military increased last month, the Air Force reversed a policy of sharing the number of airstrikes launched from RPAs in Afghanistan and quietly scrubbed those statistics from previous releases kept on their website.
Last October, Air Force Central Command started tallying weapons releases from RPAs, broken down into monthly updates. At the time, AFCENT spokeswoman Capt. Kim Bender said the numbers would be put out every month as part of a service effort to “provide more detailed information on RPA ops in Afghanistan.”
The Air Force maintained that policy for the statistics reports for November, December and January. But the February numbers, released March 7, contained empty space where the box of RPA statistics had previously been.

berichtete die Air Force Times bereits am vergangenen Freitag. Laut Reuters hat das – der Luftwaffenführung übergeordnete – Central Command auch eine Erklärung dafür parat:

U.S. Central Command, which oversees the Afghanistan war, said in a statement the data had been removed because it was „disproportionately focused“ on the use of weapons by the remotely piloted aircraft as it was published only when strikes were carried out – which happened during only 3 percent of sorties. Most missions were for reconnaissance, it said.

(Die Erklärung des Central Command im Original habe ich noch nicht gefunden – wird nachgetragen.)

Die – bereinigten – Statistiken gibt es hier zum Herunterladen.

Disproportionately focused ist vermutlich nur eine bürokratisch höfliche Umschreibung für: Ihr seid zu blöde, die Zahlen zu verstehen. Oder ihr zieht aus der Statistik Schlussfolgerungen, die aus unserer Sicht doch ganz falsch sind. Da wäre vielleicht der richtige Weg, Zahlen zu erläutern, nicht, sie aus der Statistik zu entfernen.

Ich bezweifele allerdings, dass das eine an Heftigkeit zunehmende Drohnen-Debatte in den USA eindämmen wird. Und auch die Staaten, die über die Beschaffung bewaffneter Drohnen nachdenken (hallo Bundeswehr), können über so ein Vorgehen nicht allzu glücklich sein. Stärkt es doch den Vorwurf, da werde in einem Graubereich gehandelt – und die Verantwortlichen scheuten das Licht der Öffentlichkeit.

(Foto: U.S. Air Force Lt. Col. Morgan Curry briefs Deputy Secretary of Defense William J. Lynn III on the capabilities of a Predator unmanned aerial vehicle at Kandahar Air Field, Afghanistan, Sept. 10, 2009 – DoD photo by Master Sgt. Jerry Morrison, U.S. Air Force)