Gendern, aber richtig
Zum (heutigen) Internationalen Frauentag ein Foto, dass mir ein Leser zugeschickt hat (vielen Dank!): Offensichtlich gibt es zunehmend einige Standorte, an denen die Schilder mit dem Hinweis auf den militärischen Sicherheitsbereich ausgetauscht werden – damit als Unterzeichner neben dem Kasernenkommandant oder dem Standortältesten auch die Kasernenkommandantin oder die Standortälteste genannt werden.
Die offizielle Sachlage habe ich mal beim Verteidigungsministerium nachgefragt: Nach der Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 40/1 Aufgaben im Standortbereich, Anlage 2, ist zwar die gegenderte Fassung der Schilder vorgesehen. Bereits vorhandene Schilder sollen aber erst ausgetauscht werden, wenn eine weibliche Person mit der Aufgabe betraut wird (das klingt ja logisch), die Schilder aus Gründen wie Beschädigung ausgetauscht werden oder der Standortälteste oder Kasernenkommandant (m) das Schild austauschen will.
Nun dürfte es bislang recht wenige Frauen in dieser Funktion geben – allein schon deshalb, weil die Truppe insgesamt erst Anfang des Jahrhunderts für Frauen geöffnet wurde und allein nach Zeitablauf bislang noch keine weibliche Soldatin den entsprechenden Dienstgrad erreicht haben dürfte (den Sanitätsdienst mal ausgenommen). Dennoch, so scheint es, werden bisweilen die neuen Schilder montiert – weil so gewünscht, aber nicht, weil erforderlich.
Ganz subjektiv: Das dafür fällige Geld – und bei manchen Anlagen, zum Beispiel Truppenübungsplätzen, sind es ja etliche solcher Schilder – könnte ich mir besser für sinnvollere Dinge zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf eingesetzt vorstellen. Von Unterstützung einer KiTa bis zu Pendler-Entschädigungen gäbe es da etliches, von dem Frauen bei der Truppe mehr hätten als von neuen Schildern.
Aber vielleicht irre ich mich auch und es sind nur ganz wenige Fälle, in denen die neuen Schilder montiert werden?
Nachtrag nach einem Hinweis in den Kommentaren: Siehe Beispiel Thüringen.
(Vorsorglich der Hinweis: Aus Erfahrung weiß ich, dass beim Thema Frauen und Streitkräfte manche Emotionen männlicher Leser recht hoch schlagen. Ich werde deshalb bei diesem Thread etwas schärfere Maßstäbe bei der Moderation anlegen und ggf. zwischendurch auch mal alle Kommentare auf moderiert schalten.)
Traurig, aber wahr. Und nicht den Herren (und Damen) Offizieren anzulasten, sondern den zivilen Sesselpupsern im Ministerium bzw vielmehr: dem Bundestag.
Die Genderung ist ein Aberwitz. Und die Genderung der Haupt- und Bootsmänner ebenso wie aller anderen Dienstgrade wird kommen. Traurig. Ich werde dennoch als Zivilist (Gott sei Dank, da kann ich!) nur von einer Frau Kommissar und dann ggf halt auch weiterhin von einer Frau Hauptmann sprechen. Wer sich beschwert, ist mir mindestens genauso suspekt wie ich deshalb derjenigen.
Eine solche „Genderung“ ist in meinen Augen nicht nur sprachlich ein Rückschritt, auch „gendermäßig“: Sie tat vielleicht einmal Not, als eine „Frau Kasernenkommandant Müller“ tatsächlich die Frau des Kasernenkommandanten gewesen ist, denn dass Frauen dies nicht wurden verstand sich von alleine!
Der Personalausweis von Frau Bertha von Benz, der ersten Autofahrerin der Welt, lautete so etwa auf „die Dr. Carl Benz Ehefrau Bertha“ (sic, http://sphotos-h.ak.fbcdn.net/hphotos-ak-ash3/622573_10151044743909726_1678765370_o.jpg !)
Wer die Notwendigkeit einer Gängelung der Sprache durch „Genderung“ sieht, der macht damit die veraltete Bezeichnung einer Frau alleine nach ihrem Manne wieder hoffähig. Mir soll es Recht sein, entsprechende Personen werden es gerne so zu hören bekommen – ich strenge mich an!
@T.W.
langsam fange ich an, mir ernsthaft über Dich Sorgen zu machen.
@klabautermann
Echt?
Aber mich würde schon interessieren, ob irgendwo Geld verbrannt wird, indem solche Schilder ohne konkreten Anlass ausgetauscht werden…
@T.Wiegold:
Definitiv wurde es schon getan. So berichtete Extra3 (NDR) neulich: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=DoS2ItgM5-E#t=114
Ob es weitere Fälle gibt, weiß ich nicht, aber Deine Erklärung bezüglich der Zeit, die es für einen entsprechenden Dienstgrad braucht, ist ja durchaus plausibel, dass es sonst kaum überhaupt irgendein Schild geben dürfe…
Interessant ist auch, zweite Ebene, dass die Androhung des Schusswaffengebrauchs klammheimlich von dem Schild verschwunden ist. Klang vielleicht auch zu martialisch.
nun, @T.W.
wäre das nicht etwas „sicherheitspolitischer“ als GM-Kosten :
http://www.tagesschau.de/ausland/bundeswehr-tuerkei-afghanistanabzug100.html
Diese Schilder werden konsequent aufgestellt, völlig unabhängig davon in welchem Zustand sich die Alten befinden. Mir ist ein konkreter Fall bekannt. Mal sehen wie lange diese nun halten, in Berliner Bezirk gibt es ja nun bereits WCs fürs dritte Geschlecht.
Man kann sich drüber aufregen oder es sein lassen – mittlerweile lasse ich es sein, schont Puls und Haarfarbe…
PS: Müsste es nicht eigentlich Kasernenkommandanteuse heißen???
na also, geht doch:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundeswehr-will-patriot-streit-mit-der-tuerkei-schlichten-a-887703.html
klabautermann | 08. März 2013 – 15:48
Da sollte sich Kanzlerin mit Aussenminister am „langen Arm“, mal unmittelbar einschalten.
Auswüchse grüner Volkserzieher, exekutiert von Politikern, die die Grünen einholen wollen, dabei ihr eigenes Profil verlieren. Naja, gibt’s ja auch in anderen Bereichen, wo es noch beklopptere Auswirkungen hat als Geldschinderei.
Frau Fähnrichin,Frau Leutnantin…, das sind ja tolle Aussichten.ich weiss, ist kein wirklich konstruktiver Beitrag.
@klabautermann
Danke für die Türkei-Hinweise, ehe das hier OT wird, mache ich nachher einen eigenen Thread dazu auf.
Ansonsten: Ja, das andere ist „sicherheitspolitischer“. Wenn dieses Thema hier so abseitig ist, frage ich mich allerdings, wie es zu bislang rund 60 Kommentaren kommen kann?
@T.W.
Carl Valentin Effekt ? ;-)))
Frau Kapitän(in)leutnantin ??? omg!
Frau Kaleu … Passt!
Als Frau frage ich mich auch, ob es nichts Dringenderes gibt, denn hier geht es um absolute Luxusprobleme; ich würde gern mehr und entschlosseneres Engagement von Frauen dort sehen, wo es gerade für Frauen um existenzielle Probleme geht (man denke nur an die hohe Mütter-und Säuglingssterblichkeit in Ländern wie Mali oder Afghanistan)! Ganz davon abgesehen frage ich mich grundsätzlich, ob Frauen tatsächlich umfassend ins Militär gehören (also in jede mögliche Einheit und Position).
@ tw … bei der öffnung dieser puderdose war doch ohnehin klar, das hier das kommentariat schnupfen bekommt ;)
Grins, und ich habe gerade den ersten Freiwilligen für das von mir geplanter Gender Seminar gefunden…..hähä
Ich glaube die meisten Frauen und Soldatinnen werden über den Austausch dieser Schilder genauso mit dem Kopf schütteln. Aber die werden ja (vorsorglich) eh nicht gefragt.
@Soenke
wann? wo? darf ich auch kommen ?
@Soenke
wie wäre es mit einem Spontan-Vortrag:
„Wir.dienen.Deutschland. – Familie und Beruf oder Beruf und Familie – und was ist überhaupt eine Familie ?“
Beispiel aus dem öffentlichen Dienst:
Nach meiner Bundeswehrzeit wechselte ich in den öffentlichen Dienst einer sehr sehr großen Stadt in Bayern.
Eine meiner ersten Aufgaben war die Aktualisierung einer allgemeinen Dienstanweisung.
Mein Vorgesetzter hat immer sehr darauf geachtet, dass ich bei dieser Aktualisierung auch immer und überall gegendert habe, „Das gehört sich heute so“.
Es gab nur eine kleine Ausnahme: „Die Referentin“ durfte ich nicht gendern.
Zu dem von JSG verlinkten Youtube-Clip:
Warum wurde nicht richtig gegendert? Das gezeigte Schild warnt ausschließlich vor Blindgängern, aber nicht vor Blindgängerinnen?
Schlechte Umsetzung!
@klabautermann
Bei mir in der Dienststelle….. Irgendwann 2. Quartal….. Sie bekommen den Slot „so war es früher …“ :-)
@Klabautermann. Wie funktioniert denn Wahrnehmung? Wie funktioniert Denken? Ach so, wir denken in Worten… verrückt, was? Semantik und so, Sie haben bestimmt schon mal davon gehört, irgendwann. Bevor Sie hier also von Bullshit sprechen, würde ich Sie bitten, doch mal lieber erst das Gehirn einzuschalten und ein bisschen Respekt zu wahren.
Beim Gendern wird dann aus Major eine Majorette (alternativ auch Majoran oder Majonaise)oder hab‘ ich da was falsch verstanden?
@W12
http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmung
Das Schwarze sind die Buchstaben ;-)
@Soenke
reizt mich wirklich….hoffentlich klappt’s terminlich……
@TW
Dieses Thema ist wie viele andere, immer wiederkehrende Themen, Spiegel dessen, was ein Großteil derer, die in irgendeiner Weise Anteil an der Bundeswehr haben, aber auch allgemein ein eher „praktisch-faktisches“ Weltbild haben, beschäftigt: Immer mehr verennt sich die Bundeswehr in Detailfragen und -ziele (Genderdebatte, Rekrutenzahlen, infanteristische Zukunftslösungen,…) und übersieht dabei (absichtlich) die Ursachen all dieser Probleme: Die Bundeswehr als Armee sollte eine höchstmögliches Maß an Effizienz besitzen um ihrer, mitunter gewalttätigen Aufgabe, gerecht werden zu können. Dabei gilt es übergeordneten Zielen zu folgen und das Wohl des Einzelnen (sei es nun der pünktliche Dienstschluss, das schmackhafte Essen, die Anerkennung in der Bevölkerung oder letzendlich die eigene Unversehrtheit) hinten anzustellen. Solange nach dieser Maxime nicht gearbeitet wird – damit ist dann auch die Sterneabteilung eingeschlossen – wird sich die Bundeswehr nicht wirklich zum Positiven verändern (Und damit diese Diskussionen immer wieder geführt werden).
Dieser Ansichtsweise lässt auch wieder einen Rückschluss auf die Genderdebatte zu: Solange die benachteiligten Gruppen versuchen ihren Platz in der Gesellschaft (oder diesem Fall der Bundeswehr) zu erzwingen, werden sie niemals wirkliche Akzeptanz erfahren; nur wenn sie sich offen als Teil der Gesellschaft verstehen und zeigen (und nicht eine „besondere“ Stellung einnehmen müssen), kann eine Veränderung stattfinden.
Solche Wesensänderungen sind jedoch zum Großteil sozialisierungsabhängig, bedeutet also, dass sie erst mit einem Generationswechsel wirklich vonstatten gehen. In unserer kurzlebigen und ungeduldigen Gesellschaft möchte wir jedoch alles jetzt und gleich, nebenbei auch ein Grund, warum im Balkan, Afghanistan oder sonstwo keine Annäherung an „unser“ Weltbild stattfindet.
Ich hoffe ich bin nicht zu weit vom Thema weg und werde dafür nicht gleich zerissen^^
@Wurzelbert
….von mir werden Sie bestimmt nicht zerissen, denn Sie liegen imho ziemlich „richtig“ ;-)
Jajaja..
Wer sonst nichts zu tun hat, der gendert heute.
Übrigens finde ich „geschlechtern“ als Verb sau-dämlich.
Ich kenne keine Soldatin, die ihren Beruf wirklich ernst nimmt, die auch nur ansatzweise Lust hat, sich mit so etwas auseinanderzusetzen oder auf die Idee käme, historische, geschlechtsneutrale Dienstgradbezeichnungen ändern zu wollen.
Mag dann jetzt wer der ARD schreiben, dass die geschlechtskorrekt Terroristinnen und Terroristen, Banksterinnen und Bankster bei der Tagesschau zu sagen haben?
Bei dem Trash-TV auf den Privaten am Mittag müsste auch einiges sensibilisiert werden.
Im Gegensatz zu den Ministerien habe ich nun aber Besseres zu tun; ich kümmere mich jetzt um meine Hausarbeit zum Thema Political Correctness und warum diese eine Gefahr für das Überleben von Kultur(en) darstellt.
@T.W.:
Ist mir bisher an keiner der Kasernen hier aufgefallen, ich werde mal darauf achten.
Die neue Schreibweise auf dem Schild geht von hegemonialer Zweigeschlechtlichkeit aus und diskriminiert Menschen welche nicht in das ausschließliche Frau/Mann-Schema hineinpassen oder nicht hineinpassen wollen, wie Intersexuelle oder Transgender. Gendersensibel formuliert müsste es richtig heissen: „Kasernenkommandant_in“ oder „Kasernenkommandant*in“, siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Gender_Gap_%28Linguistik%29
Im Grundsatz stimme ich Ihnen zu, möchte aber auf zwei Dinge hinweisen, die m.E. viel zu oft vergessen werden:
1. Gibt es durchaus Frauen in entsprechenden Dienstgraden (der muss ja, je nach Liegenschaft, auch gar nicht so hoch sein). Zugegebenermaßen wenige, aber man denke z.B. an Quereinsteigerinnen mit akademischem Vorlauf.
2., und das ist viel wichtiger:
Beim gendern geht es um Gleichstellung und in Ihrem Beispiel speziell um die Frauen.
Das von Ihnen gewählten Beispiel „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ist gerade kein spezifisches Frauenthema!
Sollte die Förderung von KiTas nicht alle Eltern betreffen? Dass es immer wieder als Frauenförderung deklariert wird zeigt wie wenig die Gleichstellung tatsächlich in den Köpfen angekommen ist. :-(
Ich habe im Vorwort zu meinen Anweisungen (Wachanweisungen, Kasernenordnungen etc.) immer geschrieben und ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sämtliche Texte im „generischen Maskulinum“ wegen der vereinfachten Lesbarkeit geschrieben worden sind. Die meisten Unterzeichnenden mußten zwar erst nachfragen bzw. googlen was das sei, aber waren dann damit einverstanden.
OK, es waren „ungegenderte“ Soldaten alter Schule (Oberst etc.) … aber es macht keinen Sinn Anweisungen zu schreiben, die wegen dem ganzen Genderscheiß keiner mehr lesen, geschweige denn verstehen und merken kann.
In der ZDv 10/6 kamen Sätze vor, bei denen mir das selbst nicht mehr gelang. – Also erstmal in Word kopieren, den ganzen Gendermist löschen, dann lesen … und man glaubt es kaum … dann hat man den Satz auch wieder verstanden.
PS: Und was machen wir jetzt mit „DAS Toilettenpapier“ ? ? ? – Heißt es denn jetzt das, der, die … oder wie ? ? ?
Übrigens:
Warum kann eine Gleichstellungsbeauftragte nur aus dem Kreise der Frauen von Frauen gewählt werden … und ist dann auch für mich (Mann) zuständig ? ? ?
Ist das nicht ein „Aufholen“ durch Benachteiligung anderer = Diskriminierung ? ? ?
Als Vergleich:
Nur weil ich mal in einem Fußballspiel gefoult werde, darf ich doch nicht selbst einfach „zurückfoulen“, weil mein Foul dann ja ein „faires Foul“ ist. – Nichts anderes ist dieses mit dem ganzen Gender- und Gleichstellungskram?
Und wenn ich mir so manche aktuelle Bundesfamilienministerin ansehe, schavant mir woher der ganze Mist kommt ….
@ Marlene
Ich erzeuge bei meinem Mitarbeitern in der Regel nicht damit Einsicht, dass ich sie frage, wie sie es sehen würden, wenn man sie als Frau bezeichnet…. Sondern damit dass ich sie frage, wie es wäre, wenn man ihre Töchter so behandelt….. ;-) funktioniert in der Regel beim ersten Mal! ( muss irgendwas mit dieser besonderen Vater Tochter Beziehung zu tun haben..), aber sonst gebe ich Ihnen Recht, aber ganz ehrlich, dann bitte lieber 2 Vorschriften bzw drei….. Und nicht dieses unsägliche KameradInnen oder wie man/frau sagt….. Dann kann man die Texte auch lesen, und kosten tut das im Zeitalter von PDF auch nicht mehr…
Bei den Sorgen wundert mich nix mehr O_O
@anders
Ein entschiedenes Ja, aber. In der Tat betrifft die Förderung von KiTas alle. Aber ganz praktisch gefragt: Wenn es an der Kinderbetreuung hapert – wen trifft es in der Regel im Hinblick auf den Beruf, den Vater oder die Mutter? (Aber das ist ein Randthema, wenn das Beispiel unpassend scheint, streichen Sie es für sich einfach.)
Jetzt will ich aber nochmal die Frage aufgreifen:
Weiß hier jemand warum die Androhung des Schusswaffengebrauchs weggelassen wurde? Das Gesetz gilt noch immer!
„Unterdrückung durch das generische Maskulinum?
Der Streit dreht sich um das generische Maskulinum. Damit bezieht sich ein männliches Nomen – wie beispielsweise Studenten – auf eine Personengruppe unbekannten Geschlechts. Sind mit Studenten tatsächlich nur Studenten gemeint? Oder auch Studentinnen? Wenn jemand von den deutschen Bundeskanzlern spricht, die das Land bisher regiert haben, meint er auch Angela Merkel? Auch die Mitglieder der Piratenpartei fragten sich schon: Heißt es der, die oder das Pirat?“
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/generische-maskulinum-uni-bonn-streitet-ueber-rcds-wahlplakat-a-877589.html
All we hear is radio ga ga…
Die Androhung von Schußwaffengebrauch klingt nicht so schön. Ist zwar die Wahrheit, läßt sich so aber besser Verdrängen.
Vielleicht ist die ganze Angelegenheit als Übersprungshandlung zu betrachten. Das eigentliche Gleichstellungsproblem läßt sich nicht beheben: Frauen werden oft schlechter bezahlt. Frauen haben geringere Körperkräfte, Männern können weder Kinder kriegen noch welche stillen und schon der Blick in den Spiegel offenbart: Mann und Frau sind verschieden. Wenn sich das so bald nicht ändern läßt können wir es in der Zwischenzeit ja mit neu zu bedruckendem Papier und Blech versuchen.
Gerade hat man sich dran gewöhnt, die üblen Ausflüsse der Dreiländer- Rechtschreibkommission zu ignorieren, da versuchen die nächsten Wahnsinnigen, die Sprache auf dem Verordnungswege zu verwirren. Vielleicht sollten wir uns darauf verständigen, alle nur noch englisch zu sprechen. Erfrischend einfach, wenig Geschlechterstreß und nur ein Artikel. Haben wir hier vielleicht einen Esperantisten? Wie stehts denn da mit dem Gendern?
Achja: „Gendern“ was für ein Wort. Zitat klabautermann: Once the shit hits the fan…
P.S.: Ist dieses Denkmal eigentlich gender neutral:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3%BCmmerfrau-Denkmal_%28Berlin-Neuk%C3%B6lln%29
(ohne die Leistungen dieser Frauen schmälern zu wollen!)
„Weiß hier jemand warum die Androhung des Schusswaffengebrauchs weggelassen wurde? Das Gesetz gilt noch immer!“
Wer sich nur durch Schusswaffengebrauch von mil. Gelände weisen lässt, der weiß in der Regel auch, dass auf ihn geschossen werden darf ;)
@iltis
„Vielleicht sollten wir uns darauf verständigen, alle nur noch englisch zu sprechen.“
Lieber nicht: http://www.dailymail.co.uk/news/article-2268021/Women-fit-fight-line-says-female-Army-Major-US-announces-historic-change-policy.html
@Hans:
Die hochdotierten BeamtenInnen wußten doch nicht ob das der oder die Schußwaffengebrauch heißt ;)
Nein, mal Spaß beiseite … einfach mal ein unüberlegter Schnellschuß mehr. Wie zum Beispiel, als jemand im BWB festgelegt hat, daß die Pflichtschießen für ziv.-gewerbl. Wachen nicht mehr mit der Bw-Mun durchgeführt werden dürfen, weil deren P8 angeblich nicht auf diese Mun ausgelegt seien. Selbst HK hat bestätigt, daß es reiner Zufall ist welche P8 bei der Bw und welche zivil ist.
Und das Weglassen der Androhung des Schußwaffengebrauches bringt die evtl. betroffenen Soldaten und Wachpersonen mal wieder einen Schritt mehr in Richtung Dienstvergehen bzw. Richter …
Das Problem mit dem Gendern im Schriftdeutsch ist doch, das dadurch Formulierungen geändert werden, die es bereits sehr sehr lange gibt. Das neue klingt erstmal total doof in unseren Ohren, und flüssig lesen kann mensch es auch erst, wenn es oft genug gelesen wurde, dann aber geht es genauso automatisch. Die alten Formulierungen klingen im Prinzip genauso bescheuert, haben aber einen traditionsreichen Unterbau und wir sind sie gewohnt.
Es wurde bereits angemerkt das es in anderen Sprachen die Unterscheidung nach Geschlecht gar nicht gibt. Bei uns gibt es sie noch, wir schaffen sie allerdings gerade ab, eben durch das Gendern. Warum? Weil wir unser Denken ändern wollen?
Ich für meinen Teil habe sehr klar, das sich das Denken bereits geändert hat, und dem trage ich Rechnung, indem ich meine Sprache verändere damit sie meine erlebte Realität korrekt wiederspiegelt. So rum wird ein Schuh draus. Zu glauben, durch eine von Oben verordnete Sprachänderung würde ich das Denken eines Menschen ändern können füht nicht nur in die Irre, es öffnet oberflächlich agierenden Menschen Tür und Tor durch Verballhornung und ins Lächerliche ziehen notwendige Veränderungen unnötig schmerzhaft zu machen und in die Länge zu ziehen. Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht.
Wer von den hier Anwesenden Vielkommentierern glaubt, damit langfristig durchzukommen, im Sinne von die Veränderung die ja nicht nur auf sprachlicher Ebene, sondern auch im täglichen Erleben stattfindet, in seinem Interesse beeinflussen zu können möge sich doch bitte mal die Mühe machen sich mit diesem Thema, das bereits seit 50 Jahren auf der Agenda steht, ernstaft und jenseits von Verweigerung, Basta-Verhalten, und ins Lächerliche ziehen auseinandersetzen. Da gibt es etliche Regalmeter Literatur zu.
Ist von der hier verkehrenden Klientel aber womöglich auch zuviel verlangt …
Oder?
@Prediger: Ja, spannend. So gänzlich un-pc.
Ich glaube, die Sache mit dem Einsatz in vorderster Front hat aber noch ganz andere Seiten als nur die reine Physis.
„Ja, spannend. So gänzlich un-pc. “
Darum ging es mir auch nur.
Das Problem bei der ganzen Sprachgenderisierung ist doch, dass sie von Ideologen und Duckmäusern ohne Semantik-Fachkenntnis forciert wird, und zwar durch die Hintertür weil der Rückhalt in der Bevölkerung fehlt. Was dabei rauskommt ist eben Murks, der mehr Ressentiments schürt als beseitigt. Das ist doch das eigentlich Traurige.
@ Elahan
Dabei wäre es sehr einfach geschlechtsneutrale Begriffe zu finden und zu verwenden.
Nö, nur auf den ersten Blick.
Nicht alle Studenten sind auch Studierende. ;)
Ein Fahrer muss ist nicht jederzeit auch ein Fahrender, und nicht jeder Fahrende ist auch als Fahrer tätig.
Und was Ministranten und Minister angeht, so sind nur einige davon auch Ministrierende. ;)
Es geht eben nicht nur um Form, sondern auch um Inhalt.
Das Problem ist: Eine „gerechte“ Sprache wäre durchaus möglich, und das auch in einer alltagstauglichen Form. Nur eben nicht „mal eben so, für lau“.
Offensichtlichsten Möglichkeiten wäre:
– Einführung einer männlichen Endung:
das Soldat (sing, unbestimmt) oder der bisherige Artikel, also hier der Soldat (sing., unbestimmt)
der Soldater (sing, betont m.)
die Soldatin (sing, betont w.)
die Soldaten (pl., unbestimmt)
– Geschlechtsspezifische Endungen und Artikel ganz weglassen, Verwenden eines geschlechtsneutralen Artikels wie im Englischen
das Soldat (sing., unbestimmt)
der Soldat (sing, betont m.)
die Soldat (sing, betont w.)
die Soldaten (pl. unbestimmt)
Das wären beides Schemata im Einklang mit der Struktur der deutschen Sprache, die „gerecht“ wären und noch vertretbar sind. Und trotzdem wären auch die immer noch „Mehraufwand“, der zu rechtfertigen wäre. Auch mit verborgenen Problemen (schlecht auszusprechende Silbenkompositionen wie „Fahrerer“ bzw. geringere Hamming-Distanz der Begriffe durch den immer gleichen Artikel).
Nur dafür reichts eben nicht.
1) Ist der Einfluss derjenigen, die den „Sexismus der deutschen Sprache“ bekämpfen wollen sehr gering. Entsprechend wird keine ganzheitliche Lösung auf Konsensbasis angestrebt, sondern hintenrum versucht irgendwelches Kleinklein durchzudrücken. (Ganz davon abgesehen, dass viele Verfechter auch keine Ahnung vom Thema haben).
2) Gefühlt ein nicht unerheblicher Teil der Aktivisten aus der Ecke der diskriminierenden Frauenbewegung stammt. Da ist das „-in“ als Weiblichkeitssymbol eben ideologisch aufgeladen, und einige kämen glaub gar nicht auf die Idee darauf zu verzichten.
Deswegen haben wir jetzt wohl auch (immer mehr) die denkbar dümmste Vorgehensweise: Wortungetüme („Dinger und Dingerinnen“), in denen die weibliche Form weiterhin der besonders betonte Sonderfall ist, und das jetzt auch in einer besonders redundanten und störenden Form.
Kein Wunder, dass das kaum jemand wirklich vertreten will, und das ganze intransparent und undemokratisch von einigen wenigen Übereifrigen über den Verwaltungsapparat versucht wird durchzudrücken.
http://de.wikipedia.org/wiki/Neusprech
@Name erforderlich :-) Die neuen Formulierungen, wie Sie das nennen, sind ja gar keine. Und genau das ist das Problem. Sprechen Sie doch mal BeamtenInnen aus. Das können Sie gar nicht verballhornen, denn das haben die ErfinderInnen bereit für Sie erledigt. Sprache wird, und wenigstens soweit sind wir uns einig, an der Lebenswirklichkeit entlang geformt. Nicht umgekehrt. Sonst hätte sich ja der Viertopfzerknalltreibling gegen den Vierzylinderexplosionsmotor durchgesetzt.
Ändern Sie die Verhältnisse, dann kommt die Sprache schon hinterher. Das tut sie seit Millionen von Jahren. Kleines Beispiel: Für Eis, das vom Himmel fällt, kennen die meisten Leute vielleicht drei Worte: Hagel, Graupel und Schnee. In den Alpen hat man für die verschiedenen Schneesorten alleine mindestens 20 Begriffe.