Ein neuer Chef für ISAF
Der Abzugs-Kommandeur hat übernommen: Joseph Dunford, General der U.S. Marines, übernahm am (heutigen) Sonntag das Kommando über die ISAF-Mission in Afghanistan von John Allen, ebenfalls Marines-General, der neuer Oberbefehlshaber der NATO in Brüssel wird. Der deutsche General Lothar Domröse, Befehlshaber des Allied Joint Command Brunssum, übergab bei der Zeremonie in Kabul die Truppenfahne von Allen an Dunford.
Aus der ISAF-Mitteilung:
„Today is not about change, it’s about continuity,“ said Gen. Dunford, addressing the audience on his vision for Afghanistan and the coalition. „I’ll endeavor to continue the momentum of the campaign and support the people of Afghanistan as they seize the opportunity for a brighter future.“
Sein Vorgänger Allen hatte in den vergangenen Tagen den positiven Wandel in Afghanistan in den 19 Monaten seines Kommandos betont – unter anderem hob Allen hervor, die Afghanen seien zunehmend in der Lage, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen:
Ähnlich positiv äußerte sich Allen auch in einem Interview der BBC.
Dunford muss jetzt die Reduzierung der internationalen Truppen am Hindukusch organisieren – und bislang ist ja noch nicht klar, wie viele US-Soldaten nach Auslaufen der ISAF-Mission in Afghanistan bleiben werden. Deren Zahl dürfte auch maßgeblich mit bestimmen, wie stark die anderen Verbündeten, nicht zuletzt Deutschland, militärisch dort engagiert bleiben werden.
(Foto: Domröse übergibt die Truppenfahne an Dunford – ISAF Media via Flickr unter CC-BY-Lizenz. Das andere Foto mit Domröse und Allen habe ich in einen neuen Thread verschoben)
Dunford:
– keinerlei Afghanistan Erfahrung
– keine internationale Stabserfahrung
– innerhalb von fünf Jahren von einem Stern zu vier Sternen
– war in der Planung zur Reduzierung der Truppenstärke in Afghanistan nicht involviert
Dunford als Kommandeur ist schon eine Zumutung für die Koalitionspartner und die afghanische Regierung.
Zu John R. Allen:
Soweit ich im Terminplan des Senate Committee of Armed Services sehen konnte, ist immer noch kein Termin für ein Nomination Hearing für Allen als SACEUR bzw. Commander EUCOM anberaumt. Die einzigen Nomination Hearings im Februar betreffen die Nachfolge von CENTCOM und AFRICOM. Der gute Allen hat jetzt noch 60 Tage, ansonsten geht es in den Ruhestand, wenn kein Termin mehr kommt.
Vielleicht lässt der Senat die Zeit absichtlich verstreichen…
Ist schon eine witzige Situation: General Domröse entbindet als Vorgesetzter General Allen von seinen Aufgaben, damit dieser den Chefsessel als sein Vorgesetzter einnehmen kann. Irgend wann gibt es dann bei der Übergabe Brunsum ein identisches Foto mit vertauschten Rollen…
Hoffentlich im korrekten Anzug, sonst sind die ersten zehn Kommentare dazu schon vorprogrammiert.
@Stefan H.
Ich glaube nicht mehr wirklich daran, dass sich Herr Domröse darum noch Sorgen machen muss. ;).
@ b
Dunford als Kommandeur ist schon eine Zumutung für die Koalitionspartner und die afghanische Regierung.
Aber er ist eben nicht stark genug, um Obamas Abzugspläne durch eine eigene Meinung zur Lage vor Ort durcheinanderzubringen.
Wenn man sich anschaut, wie Obama bei den Generälen, die in Irak und Afghanistan zu sowas wie Ruhm gekommen sind, die Axt angelegt hat, wird einem schon anders. Von Odierno, Petraeus, Mattis und McChrystal ist nur noch Odierno über. Und von den anderen ist keiner regulär zu Ende seiner Amtszeit ausgeschieden.
@J.R.
Mattis geht doch jetzt erst? Er hat doch seine drei Jahre bei CENTCOM fast voll.
@Stefan H.
Das ist nicht so ungewöhnlich. Da es nur wenige Posten gibt, ist es allgemein immer ein Stühle rücken. Oben geht jemand in den Ruhestand und dann rücken alle eins weiter, damit unten wieder jemand nachkommen kann.
@ Wanderer
Die drei Jahre wären erst im August 2013 voll. Der Nachfolger wurde schon Anfang Dezember 2012 bekanntgegeben. Der Flurfunk in Washington scheint sich ziemlich einig, dass er schon früher gehen soll, vermutlich März. (Etwa Thomas E. Ricks auf Foreign Policy)
Grund scheint nebenbei zu sein, dass er in Sachen Iran einigen Leuten mit zuviel Umsicht auf die Füße getreten zu sein scheint:
Pentagon insiders say that he rubbed civilian officials the wrong way — not because he went all „mad dog,“ which is his public image, and the view at the White House, but rather because he pushed the civilians so hard on considering the second- and third-order consequences of military action against Iran. Some of those questions apparently were uncomfortable. Like, what do you do with Iran once the nuclear issue is resolved and it remains a foe? What do you do if Iran then develops conventional capabilities that could make it hazardous for U.S. Navy ships to operate in the Persian Gulf? He kept saying, „And then what?“
(An anderer Stelle wird da konkret der Nationale Sicherheitsberater Thomas Donilon benannt.)
@all
Zum Thema Anzugordnung habe ich einen neuen Thread aufgemacht und die entsprechenden OT-Kommentare von hier dorthin verschoben.
Interview mit Gen Allen:
http://youtu.be/VRA0DZuMzPQ
@Memoria
Huhu, einfach mal oben im Beitrag gucken, welches Video da eingebunden ist ;-)
@T.W.:
ups. übersehen. Sorry.
Konkreteres zu den Plänen der USA:
http://www.washingtonpost.com/world/national-security/in-afghanistan-pullout-pentagon-favors-phased-reduction-over-3-years/2013/02/11/14a4faba-7484-11e2-95e4-6148e45d7adb_story.html?hpid=z4
Wobei der Artikel sich mal wieder mehr um die Zahlen als die Aufgaben dreht.