Aus der Nerd-Perspektive: „Google Glass for Combat“
In den einschlägigen – deutschen – Soldatenforen im Internet kommt das neue Infanterist der Zukunft-System, vom Hersteller Rheinmetall unter dem Namen Gladius vermarktet, nicht durchgehend gut weg. Bei allem Lob für Einzelheiten des Systems scheint vor allem der elektronische Rücken und die daran hängende High-Tech-Ausstattung nicht auf Gegenliebe zu stoßen.
Kurzer Blick in die USA: Da gibt es fast schon überschwängliche Begeisterung für Gladius – bei Computer- und IT-Freaks. Das Online-Magazin Slate widmete Gladius vergangene Woche eine Geschichte:
Rheinmetall claims Gladius is the most advanced soldier system of its kind. So far as we know, Seal Team Six may not even have comparable hardware.
The new technology represents a holistic approach to the modern infantry unit and a top-down philosophy in communication, targeting, and personal protection solutions. The most notable feature: the closest thing to a real-life “heads-up display” we’ve ever seen—like Google Glass for combat.(…)
Rheinmetall even makes these rather cool soldier identification devices so you can tell whether that silhouette on a rooftop is your buddy or a baddie. Every piece of technology is geared toward the rapid exchange of information and shared situational awareness—because on the battlefield, unknown unknowns get you killed.
Tja. Da zeigt sichein tief gehender kultureller Unterschied: Google Glass finden auch deutsche Nerds cool. Gladius vermutlich weniger.
(Grafik: Rheinmetall)
@huey, @all
„Nun schauen wir uns einmal an, wie oft der Deutsche Soldat denn nun noch das “Gefecht” trainiert…..1, 2x im Jahr?“
Das ist der zentrale Punkt! Es fehlt an der grundlegenden Ausbildung im allgemeinmilitärischen Bereich. Egal ob Schießen mit Handwaffen oder Gefechtsdienst aller Truppen. Das Jahr hat einfach zu wenig Monate um die ganzen Sondervorhaben aus dem Jahresausbildungsbefehl, die Teilnahme bei irgendwelchen „show&shine-ILÜs“, Erfüllung IGF, Brigade-BIWAK etc. UND auch noch militärische Ausbildung unterzubringen…also fährt man zweimal im Jahr auf den TrÜbPl, stolpert mehr oder weniger professionel durch die Gegend und hört am Ende: „….halte ich das Ausbildungsziel des Verbandes für erreicht.“
Auf dem TrÜbPl sollte mal das Niveau „beherrschen“ abgefragt werden. Das setzt eigentlich voraus, das man die vorgeschalteten Stufen am Standort ausgebildet und vertieft hat. Findet aber kaum noch statt. Warum? Da sind sie wieder die drei Probleme: Zeit, Kräfte, Raum…
Im Grundbetrieb findet man kaum noch Personal welches a) Zeit zum ausbilden hat und b) zur Ausbildung freigestellt wird.
Kleines Beispiel:
Bei uns im Verband kam auf Grund der Initiative einiger Unteroffiziere die Idee auf die „grüne Woche“ (allgemeinmilitärische Ausbildung, i.e. Spähtrupp, Feldposten, geleiteter Feuerkampf, etc.) wieder einzuführen. Resonnanz bis zum Kdr erstmal positiv. Es wurde fleißig geplant, erkundet und Ausbildungen vorbereitet und als dann die Teilnehmermeldung abgefragt wurde waren plötzlich alle unabkömmlich. Nicht weil die Soldaten keine Lust auf „rumrödeln“ hatten, sondern weil deren Vorgesetzte nicht eine Woche auf ihren Obergefreiten/Hauptgefreiten/Stabsunteroffizier verzichten wollten/konnten…
Vielleicht sollten wir unseren Jungs anstelle der BW Übungs Videos mal so was zeigen:
http://www.youtube.com/watch?v=rd_8E_KSY0o
….unter dem Titel „Jung&Naiv – The Real Story“
„Even though they are the enemy, they are still humans“
Zwischen den beiden videos liegen 70 Jahre, machen Bill Gates und Apple wirklich einen Unterschied ??
http://www.youtube.com/watch?v=Jt5bJQOkI1g
@ Interessierter – Meine absolute Zustimmung! Es fehlt eine solide „grüne“ Ausbildung für alle Soldaten, die dann an die jeweiligen Fachbereiche lückenlos anknüpft. Zusätzlich müssen diese Fähigkeiten regelmässig in übung gehalten werden. Hier müsste sich mit der Abschaffung der Wehrpflicht eine Möglichkeit eröffnen, die man in einer Profiarmee nutzen muss.
Ich träume ja manchmal von einer nicht angekündigten Mobilmachung als TSK übergreifende Übung. Aber das Ergebnis will man sich wahrscheinlich nicht antun, da es einfach zu schrecklich sein wird. Trotzdem wäre es eine Möglichkeit um Defizite zu erkennen, die man dann abstellt. Würde man solche Übungen regelmässig wiederholen, könnte man auch Fortschritte messbar machen.
@klabautermann
Es ist denke ich schwer, einen konventionellen Krieg wie den 2. WK mit den asymetrischen Konflikten heutzutage zu vergleichen.
Man könnte auch sagen zwischen dem Weihnachtsfriede um Ypern 1914 bis heute sind es auch noch keine hundert Jahre.
Ich weiß allerdings noch nicht wirklich worauf Sie hinauswollen, um ehrlich zu sein.
Geht es um die zunehmende Verrohung auf dem Gefechtsfeld und darum herum?
@Interessierter
Es geht mir darum, dass die ultimative Waffe immer noch der Mensch selbst ist. …..mehr will ich an dieser Stelle nicht schreiben.
@Bang50
So wie „früher“ oder bei anderen Armeen heute noch: „Every Soldier is a rifleman first!“
Wie wäre es damit:
Zwei Monate allgemeine Grundausbildung (allerdings dann wieder mit weniger als 8 Std. Schlaf pro Nacht…) ohne Anteile Einsatzausbildung
Alle SaZ und FWD >18 Monate:
1 Monat Spezialgrundausbildung „grün“ im jeweiligen Verband
1 Monat Einsatzgrundausbildung („EAKK“)
ggf. 1-2 Monate Führerschein und KfZ-Ausbildung Einsatz (Ausbildung auf die entsprechenden Fzg-Typen, Fahren mit LUCIE-BONIE-M, etc.)
Während die Kraftfahrer sich ausbilden lassen, macht der Rest parallel Ausbildnug zum Combat First Responder, bekommt weitergehende Schießausbildung, Zusatzausbildung C-IED, Designated Marksman, IDZ/GLADIUS-Admin, Sprachkurs, was weiß ich…
Und das flächendeckend für ALLE Soldaten die sich auf 18 Monate oder länger verpflichten. Das ist erstmal solides soldatisches Handwerkszeug für alle…darauf kann ich dann während der Dienstzeit im Rahmen der jeweiligen Einsatzvorausbildung wieder anknüpfen und/oder aufbauen.
Und allen die jetzt jammern, dass der Soldat dann viel zu lange in der Ausbildung ist, sei gesagt:
Ein Soldat der als SaZ 12 in der Laufbahn Feldwebel Fachdienst einsteigt, hat (derzeit) folgenden Ausbildungsgang:
3 Monate AGA
2 Monate Feldwebelanwärter Lehrgang
(bis zu) 23 Monate zivilberufliche Aus- und Weiterbildung
2-12 Monate militärfachliche Ausbildung
6 Monate Feldwebellehrgang mit Sprachausbildung
macht knappe vier Jahre, also ein Drittel seiner Gesamtdienstzeit. Zieht man von der Dienstzeit jetzt noch den Anspruch auf Berufsförderungsdienst während der Dienstzeit, die Meisterfortbildung (6 Monate) und weitere Lehrgänge ab, die im Laufe der Zeit nebenher anfallen (insbesondere im Bereich IT/DV), kommt man auf eine effektive Nutzungszeit von 4-6 Jahren auf dem Dienstposten…also knapp die Hälfte…
Übrigens:
Pentagon Wants A ‘Family of Devices’ As It Makes Big Move Into Mobile Market
@Interessierter:
Und innerhalb der Feldwebelausbildung sind die grünen Anteile erschreckend gering.
Das Problem wird jedoch von der Heeresführung seit Jahren negiert.
@ interessierter. wann wurde denn die schlafmindestmengenration auf 8h/tag für aganauten erhöht ?
OK, und wenn wir das alles haben, was können wir dann mit Gladius darüber hinaus POSITIV erreichen….?????
z.B. Gleiche Wirkung bei kleineren Einheiten (Zg statt Kp)
Höheren Selbstschutz?
Attraktivere Laufbahn in der Infantrie? (Renaissance der Königin der Waffen
um mal auf meine Frage zurückzukommen ;-)
Ich mache bei der Diskussion „every soldier is a rifleman first“ jetzt mal einen auf Spielverderber.
@Interessierter
„1 Monat Spezialgrundausbildung “grün” im jeweiligen Verband
1 Monat Einsatzgrundausbildung (“EAKK”)
ggf. 1-2 Monate Führerschein und KfZ-Ausbildung Einsatz (Ausbildung auf die entsprechenden Fzg-Typen, Fahren mit LUCIE-BONIE-M, etc.)
Während die Kraftfahrer sich ausbilden lassen, macht der Rest parallel Ausbildnug zum Combat First Responder, bekommt weitergehende Schießausbildung, Zusatzausbildung C-IED, Designated Marksman, IDZ/GLADIUS-Admin, Sprachkurs, was weiß ich…“
Das ist ja alles schön und gut. Wann würde denn dann bspw die Marine mit ihren Ausbildungsinhalten aufsatteln? Verwendungsreihen spezifische Ausbildung (soll ich mal alle aufzählen?), Typspezifische Systemausbildung, Anteile Lehrgruppe Schiffsicherung usw. bis ich dann mal die Leute an Bord weiter ausbilden kann?
Sie sehen worauf ich hinaus möchte? Es gibt auch noch andere Elemente außer Heer ;))
Klabautermann hatte weiter oben schon im anderen Zusammenhang darauf hingewiesen. Es gibt erhebliche Unterschiede, die recht schnell zum tragen kommen.
Und wenn dann alles über einen Kamm geschoren „mobilgemacht“ wird ( ne Bang50..:)) dann werden sie genau das desolate Ergebnis erleben.
Ich würde ihnen bspw. bei den ganzen grünen Anteilen keine Freude bereiten. Aber mit meiner ATN 700 900 H bezüglich des Einsatzes von Booten Klasse 394, 332, 333, 352, 742 hätte sie ihre wahre Freude….
@Markus
Gab da vor ein paar Wochen wohl ne Weisung/Empfehlung wegen der hohen Abbrecherquote. Ging auch durch die NewsSeiten einfach „Grundausbildung mehr schlaf“ googeln.
@NMWC – Vielleicht sind wir auch schon damit glücklich, wenn die „solide grüne Ausbildung“ alle Heeressoldaten absolvieren würden ;-)
@ Memoria
Ja, weil man allenthalben und durch alle Laufbahnen hinweg nur noch betriebsblinde Fachidioten züchtet und allgemeinmilitärische Ausbildung hinten runter fallen lässt…könnte ja einen der Bewerber verschrecken, der sich wegen der Ausbildung zum IT-Fachmann bei der Bw gemeldet hat… oder gar schlimmer, fähige Unteroffiziere mit Portepee würden aufdecken was in der Offz-Ausbildung seit Jahren schief läuft.
@markus d.ä.
Mitte letzten Jahres im Rahmen der „Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Grundausbildung im Heer“ …die SZ berichtete darüber…Link aus bekannten Gründen nicht.
Klarer Fall von „operative Hektik, statt geistige Windstille“ – planloser Aktionismus nachdem die Zahlen bzgl. der Abbrecher veröffentlicht wurden.
@Sönke Marahrens
Was hat GLADIUS mit fundierter allgemeinmilitärischer Ausbildung für ALLE Truppengattungen des Heeres bzw. Soldaten der SKB zu tun?
Gladius bekommt nur die Infantrie! In den Operationen Verbundener Kräfte ist es zwar schön, wenn die Kampftruppe durch Gladius/IFIS/ whatever informiert ist was um Sie herum passiert, der Rest der an dem Gefecht beteiligten Soldaten jedoch nicht. Sonst haben wir dank der menschlichen Schnittstellen zur Informationsweitergabe einen „human bottleneck“ der etwas anderen Art.
@Interessierter
Deswegen have ich ja auch gefragt, was passiert wenn wir das alles (auch die Grundfähigkeiten ) haben….. Der Ur Thread geht schließlich um Gladius und nicht um tatsächliche oder gefühlte (Grund-) Ausbildungsmaengel….. :-)
@NMWC
Entschuldigung, das hätte ich besser herausstellen sollen:
Die TSK Marine sehe ich von diesem Ausbildungsgang nicht betroffen…außer eure 76er.
NetOpFü ist eben am Boden etwas anderes als zur See oder in der Luft. Zumindest wenn wir uns auf die untersten taktischen Ebenen begeben.
Beispiel: Das einzelne Flugzeug kann mit NetOpFü-generierten Daten (teilautomatisiert) arbeiten, z.B. Update Zielkoordinaten für Wirkmittel, das geht im prinzip bis unmittelbar vor Waffenauslösung.
Der Infantrist im Feuerkampf hat aber keine Zeit auf seinem Navi-Pad rumzudrücken um die Position des feindlichen Schützen zu markieren.
Daher halte ich solche Themen erst für wirklich einsatzreif, wenn diese teilautonom funktionieren und z.B. im Zusammenspiel mit der Waffe des Soldaten, bei Abgabe eines Schusses die Position, Elevation und Richtung der Rohrmündung verarbeiten und selbständig eine automatische Positionsmeldung „mögliche Bedrohung“ für den Rest der Gruppe generieren.
@ Söhnke Mahrahrens
Danke für den Wink mit der OT-Keule ;) Ist so Verstanden :D
Ich habe nur rudimentäre Kenntnise was NCW angeht, aber trotzdem halte ich zunächst den Menschen und dessen Ausbildungsstand für entscheidend:
Ein guter Infantrist mit kaputter Technik bleibt ein guter Infantrist. Ein schlechter Infantrist mit guter Technik…Sie wissen worauf ich hinaus will…
Na also, geht doch :) war doch gar nicht so schwer …:-)
Aber nun besteht der infanterie kampf nicht nur aus dem eigentlichen feuerkampf,
Sonst hätte ich nicht 4.Monate LwSichZgFhr Lehrgang in Hammelburg machen müssen, plus die UN Ausbildung…
Sondern auch aus Planung Befehlsgebung und der späteren Kontrolle?
Was bringt Gladius da?
@Bang50
Meine Stimme haben Sie! :)
@Interessierter
Muchas Gracias Señor :))
Daheim bekommt der „Infanterist der Zukunft“ noch nicht einmal ein MG4 oder eine Mp7, weil die immer noch nicht in der Breite eingeführt wurden.
@nmwc
De nada
@söhnke mahrahrens
Der Führungsprozess in allen Ehren, aber was hat der Schütze 7 in der Gruppe zu tun (außer als Input-Geber für die BdL)?
Will nicht nerven – aber wie sieht es denn mit der Stromversorgung über einen längeren Zeitraum und auch etwas weiter weg vom „Mutterschiff“ aus? Alles immer und überall reichlich?
@ Interessierter
OT:
Ich stelle mir gerade vor, die Reaper-App, die Warthog-App und die RW-MedEvac App im Jamba Spar-Abo… Sorry für OT…
Wieso OT? Das Pentagon arbeitet ja bereits an einem militärischen App-Store, siehe T.W.s letzten Link. ;)
Und sowohl Live-Streaming als auch Geo-Tracking sind jetzt nichts revolutionäres mehr, das ist schon in leicht zu bedienenden Apps beim Verbraucher angekommen. Nur halt noch nicht so richtig im Militär, erst recht dem deutschen. ;)
Und was daheim jeder Noch-nicht-Schulabgänger bedienen kann wird in der Rheinmetall-Umsetzung vermutlich wieder im Rucksack daherkommen und ’nen Lehrgang benötigen…
Daher halte ich solche Themen erst für wirklich einsatzreif, wenn diese teilautonom funktionieren und z.B. im Zusammenspiel mit der Waffe des Soldaten, bei Abgabe eines Schusses die Position, Elevation und Richtung der Rohrmündung verarbeiten und selbständig eine automatische Positionsmeldung “mögliche Bedrohung” für den Rest der Gruppe generieren.
Ist jetzt auch nicht wirklich Zukunftsmusik. Den 3D Compass für’s Smartphone gibts schon, Anwendungen die GPS-Informationen austauschen und auf Karten anzeigen auch. (Nur halb ernstgemeint: Auch bei der Marines-gerechten Darstellung der Feindpositionen sind die Nerds schon ne Spur weiter. ;) )
Heads-Up-Displays mit/für Smartphone kommen dieses Jahr auf den Markt, für 500$ (Vuzix Smart Glasses M100) bis 1500$ (Google Glass for Developers). Mit letzterem kann man dann auch Fallschirm springen…
@ Interessierter
Ich habe nur rudimentäre Kenntnise was NCW angeht, aber trotzdem halte ich zunächst den Menschen und dessen Ausbildungsstand für entscheidend:
Es gibt ja auch noch den Informationsstand.
Um beim militärisch offensichtlichen zu bleiben: Etwa um bekannte gefährliche Stellen zu markieren (IED-Stellen oder Sniperpositionen), oder um Informationen zur Bevölkerung griffbereit haben zu können. Sei es um Verbündete nicht mit unangebrachter Paranoia vor den Kopf zu stossen, oder bei Verdächtigten über vergangene Auffälligkeiten oder gar eine biometrische Erfassung Bescheid zu wissen.
Auch aufbereitete Metainformationen (Kartenoverlays mit etnischen oder familiären Zugehörgkeiten, Einflussgebieten des Gegners, Zahl der Zwischenfälle je Einwohner und Monat, eigene Präsenz, Sorgen der Bevölkerung, bereits gewährte Hilfsmittel, etc.) wären so für die Soldaten vor Ort vielleicht mal endlich anschaulich verfügbar.
Oder auch einfach mit dem nicht-militärischen Umfeld abgestimmte Informationen. Von den anderen internalen Akteueren und deren Projekten vor Ort bis zu den Wohnorten von einheimischen Vertrauenspersonen, womöglich gleich mit Handynummer falls man mal deren Hilfe braucht.
Oder auch in die umgekehrte Richtung: Dass die Leute vor Ort Auffälligkeiten oder besondere Ereignisse (Schusswechsel, Demonstrationen, Überfälle, Hochzeiten…) in ihrer App vermerken, und solche Sachen dann unter anderem auch bei der Bundeswehr in Echtzeit ankommen.
Wer will kann sich das jetzt statt der Umsetzung als klassische Datenbank oder als Karten-Overlay auch mal als Augmented Reality-Umsetzung vorstellen.
Und noch einen Nachtrag (gerade selbst erst drüber gestolpert), nochmal zum waffennahen Einsatz von Smartphones:
– XAPPR – Smartphones Gaming Gun
– ATK – real world multiplayer shootout game for smartphones
Und noch zwei Projekte:
– Hex3 AppTag
Kombiniert ein LaserTag-Modul mit 6 Knöpfen (inkl. Trigger-Sensor) mit Smartphone-Apps (für Gyro, Augmented Reality, GPS und Netzwerkfähigkeit).
Entwicklungskosten unter 60.000$, Stückpreis 60$. Es gibt ein Software Development Kit.
– BattleTac
Wird wohl schon seit mehreren Jahren von Airsoftlern verwendet. Zum vernetzten GPS-Tracking auf Karte samt Text-Kommunikation ist wohl noch die Augmented Reality-Visualisierung mittels Layar gekommen. Macht einen ziemlich weit gereiften Eindruck.
@J.R.
Das O.T. war auf das Jamba-Abo bezogen ;)
Solche apps werden im übrigen nicht nur durch das Pentagon entwickelt. SKUKdo/G6 (jetzt Führungsunterstützungskommando, FüUstgKdo) wurde bereits ebenfalls erste Hard- und Software vorgestellt.
Sicherlich sind derlei Anwendungen NOCH Zukunftsmusik, aber wenn technisch soweit gereift das eine Nutzung „nebenbei“ möglich ist, d.h. ohne Vernachlässigung der eigentlichen Aufgabe als Infantrist/Sicherungssoldat, dann sehe ich da einen echten realen Mehrwert bis runter auf die Ebene Einzelschütze.
Derzeit ist es wie von @Söhnke Mahrahrens richtig herausgestellt in erster Linie ein Führungsmittel für den taktischen Führer vor Ort.
@ Interessierter
Sie sind halt keine Zukunftsmusik mehr.
Btw, Spiegel Online hat auch einen Artikel zum Gladius. 4,5 kg allein für den Rechner, und etwa 1 Mio. € Kosten für einen einzelnen Ausrüstungssatz, so dass es gerade mal für 90 Stück reicht.
Und draußen laufen weltwelt Airsoftler mit ’nem Augmented Reality Blue-Force Tracker an der Knarre rum, den’s für 84 Cent als Download gibt (oder mit Werbung kostenfrei ;) ).
Man beachte insbesondere die über dem Kollegen eingeblendete Markierung und die Minimap.
(Wer will kann sich jetzt auch mal vorstellen, was man sich an Friendly Fire-Zwischenfällen in Afghanistan hätte schenken können, wenn man afghanische Polizeitrupps und -Fahrzeuge mit Blue-Force-Trackern für jeweils unter 500€ ausgestattet hätte. Von der bildbasierten Möglichkeit, Feindpositionen und IEDs zu kommunizieren, mal ganz abgesehen.)
… und nochmal: wenn keine neuen Batterien geliefert werden? Was dann?
@Schorsch: Die Frage interessiert mich auch brennend. Vor allem auch, daß die Li-Ion Akkus mit der derzeit besten Leistungsdichte auch schnell mal abfackeln, wenn sie mechanisch beschädigt oder überladen werden. Alternativ könnte eine Brennstoffzelle genutzt werden. Betrieben mit einer Kartusche Feuerzeuggas oder gleich Campinggas hätte der Galdiusmann vermutlich recht lange Power dabei. Und Gaskartuschen wechseln sich schneller als Akkus sich laden lassen. Das austretende Wasserdampffähnchen kriegt man sicher auch in den Griff.
Zudem würde mich interessieren, wie man sich das mit der elektromagnetischen Abschirmung vorstellt. Gut, mil Geheimnis bla bla, aber alles was sendet oder auch nur empfängt macht Wellen und kann abgehört oder zumindest eingepeilt werden. Gegen asymmetrische Bedrohungen mag das angehen. Zum Peilen braucht der INS mehr als ein Taschenradio.
Aber gegen einen hoch gerüsteten Gegner kann der Gladius Mann auch gleich mit Reflexstreifen am Helm und einer Warnweste in den Einsatz gehen.
@ Schorsch52
Dann nimmt man sich ein paar Akkus mehr mit, was bei um die 70€ das Stück jetzt nicht gerade die Welt kostet. Bei einer Surf-Laufzeit von 6h-9h (für die Hersteller-Standardakkus, es gibt meist auch welche mit doppelt soviel mAph für ins Smartphone, und mit nem externen Akku scheint etwa das 5-10-fache möglich). Bei einer Ladezeit von irgendwas um die 3h sollte es auch kein logistisches Problem sein die an der Autobatterie oder dem Generator aufgeladen zu halten. Das Schaffen selbst zivile Camper. Und für die ganz Harten gibt’s dann noch faltbare Solarpanele (um 25 W Nennleistung mittlerweile für etwa 300$, deutlich unter 1kg Gewicht). Die haben sich selbst in afghanischen Dörfern bewährt.
Und wenn das doch alles nicht hinhaut, dann steht der deutsche Soldat eben genauso gut oder schlecht da wie jetzt auch. Wobei ich mich an der Stelle wirklich frage, wann BWler das letzte Mal länger als 48h von einem Fahrzeug oder Generator weg waren.
Noch so ein Punkt: Ja, alles was sendet kann aufgespürt werden. Nur wenn man eh nur in einer kaum zu übersehenden Kolonne unterwegs ist, der Gegner die Ausfahrt ab Lager mit verfolgt und die Routen eh kennt, dann auch noch Jammer mit einem vielfachen der Leistung dazugehören, und der Gegner auch durch den normalen Funkverkehr über die Truppenpräsenz informiert wird, dann fragt man sich schon, wie praxisrelevant die Einwände sind.
@J.R. Ich hatte mehr den abgesetzten Einsatz irgendwo in der Prärie im Auge, also eher die Fernspäher. Aber Sie haben wohl recht. Mit Fahrzeugkolonne ist die Frage Tarnung nebensächlich.
Die Idee mit der Brennstoffzelle war mal der Hit auf der CeBIT 2004 oder so. Inzwischen kommt man bei der Einsatzreife an: http://www.energiespektrum.de/index.cfm?pid=1442&pk=106575&p=1 In Kombination mit einem Akku ist man dann länger unterwegs, als das Trinkwasser reicht
Oh die Technikfreaks haben gerade wieder ihre „playtime“ ;-)
Technik egal wie ausgereift, bietet immer neue Fehlerquellen und neue Angriffspunkte. So war es seit dem Beginn der Antike und so wird es auch in 500 Jahren noch sein.
Man stelle sich vor im Jahr 2100: Der Infanterist stampft voll vernetzt, in einem schwer gepanzerten Exoskelett, gegen ABC Bedrohungen geschützt, über das Schlachtfeld. Seine Waffen sind voll stabilisiert im Exoskelett integriert und besitzen eine auto tracker Funktion. Er besitzt diverse Peilsysteme um feindliche Stellungen sofort anvisieren zu können. Sein Computer analysiert und überwacht das gesamte Wellenspektrum.
So toll sich das anhören mag. Es wird Mittel und Wege geben um genau diesen „mechanisierten“ Infanteristen wieder zu kontern. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass es sich dabei um simple Infanterie handelt, die keinerlei elektronische Geräte verwendet um nicht entdeckt zu werden.
Auf was ich hinaus möchte: Es ist der Mensch der seit der Antike in der Infanterie über Sieg oder Niederlage entscheidet. Technik unterstützt den Menschen, sie macht ihn effektiver. Jedoch ersetzt sie nicht den richtigen Mindset und den Willen den Sieg zu erringen.
In der jetzigen Diskussion stört mich, dass Technik z.T. zum “Selbstzweck“ wird. Sie soll nicht nur unterstützen, sondern der Infanterist soll sich aktiv um diese Technik kümmern. Damit auf einer höheren Ebene, das vollständige Lagebild hergestellt werden kann. Doch Information alleine besiegt noch keinen Feind und vollständige Information lässt sich niemals über einen fähigen Gegner herstellen (sehen wir in Afg.). Ich halte diesen Ansatz deshalb für eine Sackgasse und ich prophezeie ganz bittere Erfahrungen gegen zukünftige low tech Gegner, wenn man sich hier völlig der Technik ergibt.
Bsp: In Afg. wurde ISAF durch primitive selbstgebaute Sprengsätze quasi “besiegt“. Was war die Reaktion? Massiv Technik und Material, das sehr viel Geld gekostet hat und den Vorteil stets in den Händen der INS belassen hat. Den Faktor Mensch hat man dabei fast völlig eliminiert. Soldaten durften nur noch in gepanzerten Fahrzeugen die abgeriegelten Camps verlassen. Kontakt zur Bevölkerung – Fehlanzeige. Ein Gespür für die Gefahr – Fehlanzeige. Eine Möglichkeit das Schlachtfeld zu den eigenen Bedingungen zu gestalten – Fehlanzeige.
Was wäre wohl passiert, wenn wir in Afg. einen Guerillakrieg der kleinen Gruppen mit ständiger Präsenz in der Region geführt hätten? Hätte sich die IED Lage so entwickelt? Hätten wir so sehr die Kontrolle über die Fläche verloren?
Die Latschenträger haben es unseren high-tech Armeen in diesen 10 Jahren mit ihren AK47,RPG`s und IED`s ganz schön gezeigt. Sie haben gezeigt wozu selbst ein schlecht ausgebildeter und ausgerüsteter Soldat in der Lage ist, wenn er einen starken Willen besitzt.
@Bang50
„Was wäre wohl passiert, wenn wir in Afg. einen Guerillakrieg der kleinen Gruppen mit ständiger Präsenz in der Region geführt hätten?
Dann hätten wir spätestens Mitte 2009 die vierstellige Verlustzahl überschritten gehabt, was nach einer Ablehnungsquote des Einsatzes von 95% in der Bevökerung zu der politischen Entscheidung eines Totalrückzuges bis zum 31.12.2009 geführt hätte.
Klar kann man als „Latschenträger“ nur mit leichter Ausrüstung gewinnen, wenn man bereit ist die Verlustzahlen hinzunehmen. Ich gehe lieber mit 1000 Mann Verlust einen Krieg zu „gewinnen“, was auch immer „gewinnen“ heißt.
Warum gingen wir noch einmal nach Afg? Wenn ich mich recht erinnere war Solidarität mit den USA nach 9/11 und entsprechende Bündnisforderungen der eigentliche Grund, bevor mit Mädchenschulen und Brunnen ein paar Nebelkerzen gezündet wurden. Wie viele Opfer verträgt eine solche Solidarität in einer Demokratie? Ich denke da ergeben sich schnell linke und rechte Grenzen, die solche „Brandenburger“-Konzepte ausschließen.
Ich folge Ihnen durchaus, dass Technik nicht alles ist. Allerdings ist der Gegenkult, dass Wille & Einsatz alles erreicht auch ein Irrweg. 1918 hätte sich die deutsche Infanterie Tanks gewünscht, die japanischen Kamikazie hatten 1945 keine Chance die technische und quantitative Überlegenheit der USA auszugleichen und ein Zivilist wird nach einstündiger Einweisung als Richtschütze in einem Leopard 2A5 oder höher jeden noch so hoch motivierten und trainierten Gegner in einem T-55 schlagen.
Ich kann es mir auch nicht so richtig vorstellen, mit so einem elektronischen Rücken durch die Gegend zu laufen. Allerdings hat ein funktionierendes Blue Force Tracking System nicht nur Dienstaufsichtsgründe. Friendly fire isn´t! Von dem her darf man das System nicht nur aus Sicht des Infanteristen betrachten, sondern muss Vor- und Nachteile in einem Systemverbund sehen, in dem die Infanterie nur ein Baustein ist. Möglicherweise können andere viel besser wirken, wenn sie zur Abwechslung mal wissen, wo die abgesessene Infanterie ist…
Steckdosen zum Aufladen all dieser Technik wachsen bekanntlich auf Bäumen…
@Stefan H. – Ich stimme ich Ihnen zu bzgl. der Verlustzahlen. Interessant ist aber die Frage, ob wir dadurch Afg. wirklich zu einem Erfolg hätten machen können? Wenn die Antwort ja lautet, muss man die Frage stellen ob wir in der westlichen Welt überhaupt noch den mindset und den Willen besitzen um Kriege wirklich für uns zu entscheiden?
Ich bin mir sicher das Sie erkannt haben, das ich Technik nicht ausschließen möchte. Sondern einen sinnvolle Balance zwischen Mindset/Willen und Technik anmahne. Hier sehe ich tatsächlich ein Ungleichgewicht.
Man stürtzt sich einerseits in der Afg. Nachbereitung auf technische Aspekte: Welche Fähigkeiten haben wir nicht gehabt, welche Fähigkeiten sollten wir haben.
Andererseits habe ich noch nie etwas darüber vernommen, welche strategischen und taktischen Rückschlüsse man aus Afg. gezogen hat. Was bedeutet dass für die Ausbildung? Welchen Mindset muss eine zukünftige Soldatengeneration besitzen um in (a)symmetrische Konflikten den Sieg davon zu tragen? Welchen Mindset muss die politische u. militärische Führung besitzen?
Solange man diese Fragen nicht klärt, können wir selbst mit der tollsten Technik ins Feld ziehen und werden stets „verlieren“.
@Prediger, die Alternative zur Steckdose finden Sie weiter oben. Oder in Dresden im Laden…
@iltis
Stalingrad wurde bekanntlich auch erfolgreich aus der Luft versorgt…
https://www.youtube.com/watch?v=AyenRCJ_4Ww
@Prediger
Die Energieversorgung eines Infanteristen ist ein eigenes Fach. Aber nicht vergessen: Ohne Rover und PRC117E gibt es keinen CAS, ohne Funk keine Artillerie, keinen Medivac, und und und. Die Diskussion gab und gibt es bei fast jedem modernen Gerät, insbesondere wenn Abhängigkeiten von Computern entstehen. In ihrem eigenen Auto ist die Elektronik auch Fehleranfällig – wollen Sie deshalb den alten Käfer wieder haben und ist der besser als ein heutiges Fahrzeug?
Das hier vorgestellte System ist im Verbund mit dem „Mutterschiff“ zu sehen, in dem alles notwendige als Basisstation ist. Gleichzeitig kann man im Baukastensystem Dinge weg lassen, wenn der Auftrag es erfordert und einen passenden Mix herstellen. Klar gibt es immer Verbesserungsbedarf und Kinderkrankheiten. Logisch, dass wen zuerst der Einsatzbedarf gedeckt wird, das Material zunächst nicht in der Ausildung verfügbar ist. So schlecht stehen wir im internationalen Vergleich aber damit nicht da, insbesondere wenn man die Basisfahrzeuge mit in Betracht zieht. Puma und Boxer werden nach Zulauf und Überwindung der Kinderkrankheiten für eine ganze Weile der internationale Maßstab sein. Dazu kommt, dass auf der Zeitachse durch Zulauf und Rückverlegung die tatsächlich in der Ausbildung verfügbaren Stückzahlen ansteigen werden. Gliedert die Truppe dann mal nicht um und muss nicht gehetzt immer den nächsten Einsatz vorbereiten, kann man tatsächlich mal die Ausbildung vertiefen. Das Spannungsfeld Einsätze-Ausbildung kennen andere Armeen schon länger…
@Bang50
Ich denke das der Einsatzwille einer modernen Demokratie mit der eigenen Betroffenheit verknüpft ist. England und die USA waren im WK2 durchaus bereit enorme Opfer zu bringen. Bei Vietnam, Irak3 oder aktuell Afghanistan scheinen die Grenzen jeweils überschritten worden zu sein. Es gibt halt doch einen Unterschied zwischen Landesverteidigung, Landesverteidigung als Bündnisverteidigung oder out of Area Einsatz in einem anderen Erdteil ohne direkte Konfliktverbindung mit dem Heimatland. In der Konsequenz wird der politische Auftraggeber, aber auch der Einsatzplaner da durchaus unterschiedlich agieren. Ich erinnere nur an die Mandatsobergrenze von EU Kongo, die ja deutlich aussagt welcher Art dieser Einsatz war. Für Feigenblattaktionen wiegt aber jeder gefallene Soldat deutlich schwerer und man tut gut daran die Maxime Wirkung vor Deckung – so richtig sie taktisch ist – dann einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
Gegenfrage: Was sollten wir im Kongo erreichen und haben wir es erreicht? Wäre es wirklich sinnvoll gewesen den Einsatz sowohl operativ, als auch taktisch individuell zu erhöhen? Das ist ja das Interessante am historischen Rückblick: Aus heutiger Sicht ist Vietnam eigentlich unproblematisch – trotz der Niederlage. Ist halt bitter für die vielen Opfer. Wäre es da sinnvoller gewesen den Einsatz der USA weiter zu erhöhen? In der Situation ist man verbissen und möchte nicht das die Opfer vergebens war und man will gewinnen. Mit kühlem Kopf analysiert ist eine Risikobegrenzung – ggf. ein Exit – manchmal sinnvoller, selbst wenn sie das taktische Siegen unmöglich macht.
Wenn die Strategie nur Bündnisverpflichtung war und man halbwegs Gesichtswahrend und Bündnisschonend aus der Nummer raus kommt, dann klingt das wie eine richtig gute Idee. Insbesondere für die Landser die sonst vor Ort die Kohlen aus dem Feuer holen müssen.
Verdammt – jetzt bin ich wieder kräftig ins OT abgerutscht…
@ Bang50
Oh die Technikfreaks haben gerade wieder ihre “playtime” ;-)
Nichtmal. Persönlich hab ich derzeit nichtmal ein Smartphone (weil ich eben nicht im Gelände unterwegs bin, und eh den ganzen Tag vor einem vollwertigen Rechner sitze ;) ).
Und dass bundeswehrseitig der Fokus zu sehr auf der Technik liegt, dazu meist auf teuren Nischensystemen, geb ich Ihnen gerne recht. Und dass die deutsche Begleitung und Nachbereitung des Afghanistaneinsatzes sehr zu wünschen übrig läßt ebenfalls.
Nur ist es eben kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Und tatsächlich macht das Vorhandensein von grundlegender technischer Infrastruktur das Umsetzen von Best-Practices um soviel leichter. Und „grundlegend“ heißt in dem Fall halt „irgendeine Form von Rechner“ und einfacher Datenaustausch. Die meisten Sachen lassen sich halt recht simpel als Webscript oder einfach als Wiki umsetzen. Dass Smartphones mittlerweile deutlich mehr können, auch gerade was die Bedienbarkeit angeht, ist da ein nur ein enormer Bonus; den nicht zu Nutzen ist aber schlicht Verschwendung.
Der enorme Vorteil von vernetzten Minirechnern ist doch, dass es endlich möglich wird die Akteuere vor Ort flexibel mit den benötigten Werkzeugen auszustatten. Sei es benötigstes Wissen oder eben auch auch geeignete Soft- und Hardware.
Ich hab’s noch in keiner Abteilung erlebt, dass nicht irgendwann angefangen wird den eigenen Wissensstand festzuhalten – und sei es nur als WIki oder Dateisammlung auf einem Netzlaufwerk. Jeder macht mal Fehler oder weiß nicht weiter – aber immer wieder an den gleichen Sachen zu hängen ist halt unprofessionel und frustrierend. ;) Letztlich wächst das dann immer weiter und verfeinert sich: Alle einbeziehen, Standards finden, Zugriffszeiten optimieren, den Wartungsaufwand kleinhalten. Und mittlerweile gibts da halt auch einiges an Fertiglösungen. Bei Unternehmen geht es da meist auch „nur“ um Arbeitszeit oder Geld. Mitzukriegen dass der Wissenstransfer im Bundeswehr-Einsatz – wo halt schon ein bisschen mehr auf dem Spiel steht – da hinter dem zivil üblichen zurückbleibt ist halt schon ernüchternd.
Der andere Punkt ist halt, dass es ziemlich einfach ist einen Standard-Computer zu erweitern. Im Irak haben die US-Streitkräfte zur biometrischen Erfassung noch auf klobige Komplettgeräte mit eigenem Display und Sender zurückgegriffen. Hätte man Smartphones in Verwendung bräuchte man nur einen Fingerabdruck-Leser anschließen. Und das ist doch auch die große Schwäche des ganzen Gladius-Ansatzes: Da hat man diese Flexibilität so gar nicht. Selbst das, was im Sekretariat einer mittelständischen Firma mit Standardsoftware so nebenher erledigt wird ist da nicht „mal eben“ möglich.
Entweder erteilt man Rheinmetall nen teuer zu bezahlenden Entwicklungs-Auftrag um das Gladius-System zu erweitern, oder schafft über den bundeswehrinternen Beschaffungsprozess eine Charge von eigenständigen Komplettgeräten an. So oder so wird man Jahre warten müssen und auch noch ein paar Millionen Euro zuviel dafür zahlen.
Dass die Soldaten vor Ort sich einfach das Zeug beschaffen, dass für ihren Auftrag hilfreich ist (und das auch können, weil die marktkompatible Infrastruktur halt schon vorhanden ist) ist halt nicht vorgesehen. Und, so mein Eindruck, auch nicht erwünscht.
@Stefan H.: wollen Sie deshalb den alten Käfer wieder haben und ist der besser als ein heutiges Fahrzeug?
Ja. Unbedingt und sofort. Keine streikenden Steuergeräte und eine Bordelektrik, der mit Prüflampe und Sachverstand jedes Problem auszutreiben ist.
@iltis
Schöner Gedanke, Sie sollten dann nur nicht in einem Formel 1 Rennen antreten, um dies am Ende auch gewinnen zu wollen…..
@ Stefan H
Sie sind genau in die Richtung gegangen, auf die ich hinaus wollte.
Man kann also die Frage stellen: Ist es überhaupt sinnvoll Soldaten in einen Einsatz zu schicken, zu dessen erfolgreichen Abschluss der Wille schon zu Anfang fehlt? Jeder Soldat der in einem solchen Einsatz verwundet/getötet wird, wäre folglich umsonst.
Ich habe dazu dieses subjektive Gefühl, dass hohe westliche Militärs dieses Problem auch sehen und deshalb versuchen durch eine extreme Technisierung die Verluste in den heutigen “low level of ambition“ Konflikten soweit wie möglich zu reduzieren (auch wenn es auf Kosten der Wirkung geht). Das führt aber in der Politik dazu, dass die Hemmschwelle Soldaten zu schicken immer geringer wird und vor allem die strategische Vorbereitung in der Politik immer schlechter wird.
Nach dem Motto: “Ach da wird ja sowieso nicht so viel passieren, weil wir denen doch total überlegen sind.“
Im Endeffekt haben wir es mit einem Kreislauf zu tun: Schlecht begründeter Einsatz –> Technisierung um Verluste in einem nicht zu gewinnenden Konflikt zu reduzieren –> noch geringere Hemmschwelle für weitere Einsätze.
P.s Mir fällt gerade auf, dass sich diese These ähnlich zu dem Vorwurf in der Drohnendebatte verhält: Geringere Hemmschwelle durch reduzierte Gefährdung von Soldaten.
Nun wäre es natürlich Blödsinn keine bewaffneten Drohnen zu beschaffen um somit zu versuchen die Hemmschwelle für die Politik oben zu halten.
Die Lösung muss in den Köpfen der Politiker stattfinden. Die Politik muss wieder verstehen lernen, dass Krieg oder “kriegsähnliche“ Einsätze kein Spiel sind (egal wie technisiert sie sind) und „…Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten [sind]…“. Clausewitz
Mein persönliches Fazit: Soldaten bleiben trotz aller Technisierung das Ultima Ratio und dürfen nur dann eingesetzt werden, wenn man sich darüber einig ist dass man den Willen besitzt um das angestrebte Ziel zu erreichen.
Wenn man nicht über einen ausreichenden Willen verfügt, ist es besser die Armee zu Hause zu lassen.
Anm: In diesem Zusammenhang ist auch eine Einsatzbegründung mit „Verantwortung gegenüber Partnern“ schlicht zu wenig.
P.s Der Vietnamkrieg ist interessant, da hier ein starker Wille erkennbar war aber der Erfolg auch schwer messbar war. Ob die USA hier mit noch größerer Opferbereitschaft es geschafft hätten den Sieg zu erringen, ist eine interessante Frage. Jedoch weis ich zu wenig über den Vietnamkrieg um diese Frage auch nur im Ansatz beantworten zu können.
So… jetzt genug mit „off topic“ Gedanken, sonst gibt es noch etwas von T.W auf die Finger ;-)
@Soenke Marahrens: Ich fahre keine Rennen, aber zuverlässig ankommen mit einem Minimum an Aufwand. Darum fahre ich nur Autos, mit denen sich das erreichen läßt.
@Bang 50: Schöner Beitrag. Ein Gedanke vielleicht dazu, weil Sie Gladius und Drohne zusammenbrachten: Wenn wir einerseits festhalten können, daß die Technisierung den Infanteristen unterstützt, ihn aber auch belastet und ungelenk macht und andererseits es die Notwendigkeit für die Technik gibt, das Trägersystem Mensch zu schützen, vielleicht muß man die beiden ja gar nicht zusammenschnallen. Robotik kann heute in Abhängigkeit vom Gelände so viel, da könnte der Soldat vielleicht einen kleinen unbemannten Kampfpanzer fernsteuern, währen er selbst in Deckung bleibt.
Naja, der Gedanke wird vielleicht nicht neu sein.
@ J.R – Meine Aussage sollte nicht als Vorwurf gewertet werden ;-)
Nun zuerst möchte ich sagen, dass sich meine Aussagen auf die Infanterie beschränken. Für diese Truppengattung gelten andere Spielregeln, da sie einfach gewissen natürlichen Beschränkungen unterliegen.
Ich stimme Ihnen auch zu, dass es stets eine „sowohl als auch“ Situation ist. Die Technik bleibt nicht stehen und wer sich der Technik verweigert, wird irgendwann in die Röhre schauen.
Ich glaube dass es in der Infanterie einfach eine bestimmte Besonderheit gibt die der Einführung dieser Technik im Weg steht: Nämlich die Akzeptanz welche von der Nützlichkeit abgeleitet wird. Die Amerikaner sagen: “No inspection ready unit ever passed combat. No combat ready unit ever passed inspection.” – Das bedeutet, was der Infanterist nicht als praktisch erachtet, lässt er zu Hause da er diese Dinge durchs Feld tragen muss.
Vor diesem Hintergrund mag die Vernetzung aus übergeordneter Sicht eine gute Idee gewesen sein – aus der Sicht des Infanteristen bietet sie nicht genügend Nutzen um die Nachteile freiwillig in Kauf zu nehmen. Diesen Umstand hätten die Projektverantwortlichen erkennen müssen wenn sie einen “echten Draht“ zu Infanterie gehabt hätten.
Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Technik für immer von der Infanterie ausgeschlossen ist. Der Durchbruch wird aus meiner Sicht dann stattfinden, wenn die Technik in Größe/Gewicht eines Smartphone vorhanden ist und der Soldat das Gerät in eine Tasche schieben kann (Ich glaube darauf wollten Sie mich auch aufmerksam machen).
Somit bleibt festzuhalten, dass die Technik momentan einfach noch nicht weit genug ist um sie in Masse bei der Infanterie einzuführen. Wenn selbst die technikverliebten Amerikaner vorerst Abstand genommen haben (vor allem durch negatives Feedback von der Front), dann sollte das eigentlich ein sehr deutliches Signal für die Verantwortlichen in der BW sein. Leider wird man jetzt wieder sehr viel Geld „in den Sand setzen“, welches man besser in die “guten“ Teile von Gladius hätte investieren können. Davon hätten dann einfach mehr als die 900 Soldaten profitiert.
Beruflich habe ich vor gut 15 Jahren ein System getestet, das Xybernaut hieß. Natürlich rein zivil, es war eben ein tragbarer Rechner. Über Gockle finden sich noch Fotos davon. Eigentlich eine tolle Sache. WLAN, Voice over IP, alles freihändig, am Kopfgeschirr eine Kamera und vor dem rechten Auge einen halbtransparenten Spiegel für das Display. Durch Fokussierung mit dem Auge schaute man entweder in den Spiegel oder hindurch. Die Tastatur wurde auf den linken Arm geschnallt, ein Trackball am Gürtel und die Akkus waren sogar hot swappable, was bei Windows NT echt tricky war. Das Ding war suuuper toll, und weil die CPU ohne Lüfter war, hatte man im Winter immer was zum Hände wärmen.
Als Anwendung hatten wir uns die Darstellung technischer Unterlagen vorgestellt, Kommunikation über VoIP und das wurde mit kleineren Einschränkungen auch erfüllt. Aber als ich das ganze Gerödel dann trug, im Netz angemeldet war und meinen Datenbestand sah, paßte ich kaum mehr in den VW- Bus, um an den Einsatzort zu fahren. Und dort angekommen, blieb ich überall hängen. Es war ein Graus, weil ich mehr mit der Technik beschäftigt war, als mit der Arbeit. Dabei stand ich nicht mal unter dem üblichen Zeitdruck, weil das Ganze ja ein Versuch war. Was meine Kollegen so sagten, als ich in der Montur auftauchte, brauche ich ja nicht weiter auszuführen :-)
Das Testgerät ging zurück an den Hersteller. Der Preis betrug damals runde 10.000 DM und es hätte eigentlich nur ein wenig Papier ersetzt, also Druckkosten eingespart. Versuch macht halt kluch.
Auch wenn man bedenkt, daß 1998 die Hardware noch lange nicht so leistungsfähig war wie heute, die Software auch nicht, die Nachteile überwogen eindeutig. Bilder von Gladius zeigen eine noch größere Menge an Gerät, damit vermutlich auch an Gewicht. Und der Infanterist hat sich unter deutlich ungünstigeren Bedingungen zu bewegen. Ich kann es nur vermuten – das wird kein großer Erfolg. Andererseits, wenn man’s nicht probiert, kann man auch keine sinnvollen Aussagen zur Nutzbarkeit machen. Größte Hürde ist vermutlich, daß man sich Zeit für eine schonungslos offene Bewertung läßt.
@ iltis – Exakt. Das ist übrigens genau die Richtung in die die Amerikaner jetzt gehen. In den USA hat man festgestellt, dass die Technik den Infanteristen momentan noch überlastet. Nun hat sich der Fokus darauf verlagert, die natürlichen Schwächen des Infanteristen durch den Einsatz der Technik zu reduzieren.
z.b durch Exoskelette:
https://www.youtube.com/watch?v=kat8I5UM_Vs
durch deren Einsatz es auch möglich ist, den Infanteristen irgendwann komplett zu panzern.
– oder Konzepte wie Hubschrauber- und Fahrzeugdrohnen die für den Infanteristen Material transportieren.
Hier sind die Amerikaner einen Schritt weiter. Während wir die bereits gemachten Fehler erst einmal wiederholen.
P.s ich erinnere mich an einige Aussagen aus der BW im Zusammenhang mit IDZ und dem amerikanischen System: „Die Amerikaner erproben ja nur! Wir führen auch ein!“
Offensichtlich sind die Amerikaner auch einfach schlauer als wir und verstehen Entwicklung als einen Prozess, bei dem man solange an einem System feilt, bis es wirklich nutzbringend einsetzbar ist.
Meine Erfahrung mit US- Technik sagt zwar, daß die Amerikaner alles irgendwie hinbasteln, und daß sich auch immer jemand findet, der das Zeug dann kauft. Aber handwerklich ausgefeilt ist da gar nichts. Es sei denn, es soll schießen, das kriegen sie immer hin.
Wir in Europa perfektionieren hingegen so lange, bis wir das Produkt nicht mehr brauchen, oder es so daneben optimiert haben, daß wir es auch nicht mehr brauchen können. Irgendwie fehlt auf diesem Globus die Mitte. Und das ist vielleicht auch gut so, denn wer das hinbekommt, ist technisch nicht mehr zu schlagen.
Ein hoch interessanter Fall war der spektakuläre A320- Crash in Mulhouse. Schauen Sie sich noch mal das Video an und achten Sie dabei auf den Kommentar: https://www.youtube.com/watch?v=YAg-WauGrLU
Es geht dabei und bei vielen anderen Äußerungen zu dem Unfall immer darum, daß die übertrieben Technisierung das Problem sei und daß man unvernünftigerweise versucht hätte den Menschen aus dem Cockpit herauszukonstruieren. Das ist Riesenblödsinn, denn das Problem saß am Steuer und die Technik hat dafür gesorgt, daß alle bis auf einen Körperbehinderten den Flieger verlassen konnten, obwohl die Bruchlandung in einem Wald stattfand. Um es nicht zu weit ausufern zu lassen, nur ein paar Fakten:
– der Pilot hatte Systeme durch Ziehen von Sicherungen deaktiviert, die einen Flug in dieser Höhe und dieser Fluglage nicht zugelassen hätten.
– Der Pilot hat den Flieger so überzogen, daß er den Wald nicht auf sich zukommen sah
– Hätte der Flieger die Steuerbefehle des Piloten ausgeführt, hätte der Flieger sich aufgebäumt und wäre nach dem Abriß der Strömung über das Heck in den Wald gekracht und es wäre niemand lebend herausgekommen. Das hat der Autopilot verhindert, der öffentlich in der Kritik stand.
Das Video mit dem Exoskelett sieht interessant aus. Es könnte sogar so eingestellt werden, daß es Verrenkungen vermeidet, weil es Extremstellungen der Gelenke nicht zuläßt. Dann würde es dem Träger dazu einen Schutz bieten wie der Autopilot oben.
Ich bin unentschlossen. Wahrscheinlich gibt es Situationen, in denen solche Systeme dem Soldaten helfen und es wird weniger sinnvolle Situationen geben. Die Kunst wird sein, vor einem Einsatz die richtige Entscheidung zu treffen.
Der Unterschied in den Ansichten zur Produktentwicklung liegt darin, daß wir Dinge formalisiert undbürokratisiert haben, die das nicht verkraften. Forschung und Entwicklung gehören zusammen und bilden einen niemals endenden Prozeß. Da gibt es nie etwas fertiges und perfektes, auch wenn wir uns das in Deutschland mit noch so viel Papier und Paragraphen wünschen mögen.
Wir unterscheiden eben feinzwischen Forschung, die bitteschön nie irgendwas praktisches sein darf. Das muß im Elfenbeinturm fern von schnöden weltlichen Dingen stattfinden. Und dann gibt es (Produkt-)Entwicklung, die gefälligst planbar auf den Tag genau ein exakt vorhergesagtes Ergebnis liefern soll.
Andere fassen R&D sinnvollerweise zusammen und lassen den Prozeß immer weiter laufen. Und zwischendurch, an möglichst sinnvollen Meilensteinen, spaltet man ein Team ab, um aus dem laufenden und notwendigerweise etwas chaotischen Tüfteleiprozeß heraus eine Maschine zu bauen. Dazu friert man immer mal wieder etwas ein, d.h. der abgespaltene branch darf nur Dinge benutzen, die zu einem bestimmten Stichtag vorlagen, und muß daraus etwas brauchbares herauskristallisieren. Die Schwierigkeiten dieses branches werden analysiert und in R&D berücksichtigt.
Es ist niemals etwas nach deutschen behördlichen (d.h. auch universitären) Maßstäben „fertig“, aber es gibt einen fehlerkorrigierenden und quicklebendigen technischen Fortschritt, bei dem immer wieder brauchbare Produkte abfallen: Computer, Minicomputer, Microcomputer, Internet, UNIX, Dos, Windows, Mac OS, iPhone, …
Die deutsche auf Planungssicherheit setzende Methode ist in demselben Zeitraum, der diese genannten technischen Revolutionen hervorgebracht hat, an OSI gescheitet…
Würde mich nicht wundern, wenn in manchen Bereichen der Rüstung dieselben Unterschiede bestünden. Die Amis wollen keine exakt vorhergesagte Perfektion. Sie wollen kontinuierlichen Fortschritt und nützliche Produkte.